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und Anzeiger Mr das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Diese rrrrinineV rrmsatzt tz -eite« wegen de» türkisch-italienischen Streitfalles hat gestern der türkische Botschafter in Rom dem italienischen Mi »ist er des Aeußeren «ine Note überreicht. (S. Tel.) Fürst Bülow mit Gemahlin ist gestern zu vier tägigem Aufenthalt in Venedig ei »getroffen. um !»k >er- ;r's tes ns, ind ein oste Md nt- tig vrxl »nd verie- Geörüder Beuthnir (Inh.: pa»l Bruthner) In Au«. Au» Oesterreich wird eine bevorstehende Minister krisis gemeldet. Sprechstunde der Redaktion mit Aornahm» der Sonntage nachmittags von 4—s Uhr. — Telegramm.Adresie: Tageblatt Aue. — Fernsprecher ». Für unverlangt eingesandt« Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. ^rrn»s»r«i»! Durch unser» Boten frei in, ksaur monatlich so Pfg. «ajph,. und «»chentlich ,v pfg. — Bet der Post bestell» und selbst den Briefträger srei In« Bau» vierteliLhrNch ,.gr Mk. — Linzelne Nummer ,0 katalbg. — Grschemt täglichin den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Politische Tagesschau. ra" , r «pnl. * Neu« Organisationsbestrrbungen in der deutsche« 2«dn- ftrie. Por kurzem sind bekanntlich Nachrichten durch die Press« gegangen, welch« die Gründung eines Burüx» gewerblicher Ar beitgeber in Aussicht stellten. Die Idee dieser Gründung ging von dem Verein Deutscher Arbeitgeberverbände in Berlin und dem Zentralverband Deutscher Industrieller aus. Wie wir er fahren, hat der Gesamtvorstand des Verbandes Säch. sischer Industrieller sich in seiner letzten Sitzung mit dem Projekt beschäftigt. In der eingehenden Aussprache wurden lebhafte Bedenken gegen die Idee dieses Bunde» ge- äußert und einstimmig der Meinung Ausdruck gegeben, daß der Verband seinerseits nicht in der Lage sei, dem geplanten Bund betzutreten oder seinen Mitgliedern den Beitritt hierzu »» empfehlen. Eine ausführliche Begründung seines Standpunkt»» wird der Eesamtvorstand in der nächsten Nummer seines Ver bandsorgans Sächsische Industrie veröffentlichen. * lieber das Programm der zweiten Afrikaretse des Staats sekretär» Dernburg kann das Berl; Tgbl. folgendes mitteilen: Nach den bisher vorliegenden Bestimmungen wird sich Her» Dernburg zunächst über London nach Kapstadt begeben und von dort auch das Kapland und die anderen englischen Kolo nien in Südafrika besuchen. Er wird Natal, den Oranje freistaat, Tralnsvaal und Rhodesia «bereisen^ um sich Uber die dort erzielten Resultate zu unterrichten. Dann wird er aus dem Landweg in einer etwa vierzehntägigen Tour nach dem Norden von Deutfch-Südwestafrika gehen. Von Interesse ist es, daß gegenwärtig von englischer Seite di« Idee einer Verbindung des deutschen und des englisches Bahn netzes wieder ausgenommen wird, die bereits feste Gestalt ge wonnen hatte. Die Reise des Staatssekretärs Dernburg dürste im ganzen etwa vier Monate beanspruchen. * Penstonsverstcherung der Privatangestellten. In den beteiligten Krreisen herrscht im Augenblick Unklarheit darüber, wie weit die Angelegenheit eigentlich gediehen sei. Wir können heut« auf Grund bester Informationen versichern, daß der Staats sekretär des Innern sein dem Reichstag im Dezember vorigen Jahres gegebenes Versprechen halten wird, recht bald eine neue Denkschrift über die Pensionsversicherung vorzulegen. Di« eingehende und berechtigte Kritik, welche die auf Grund der — von den PrivatangesteNten-Organisationen selbst veranstalteten — Umfrage bearbeitete erste Denkschrift hervorgerufen hat, konnte ja ihre Wirkung um so weniger verfehlen, als auch die Arbeiten des Hauxtausschusses zur Herbeiführung der staat lichen Pensionsversicherung für die Privatangestellten so gesür- dert worden sind, daß die Regierung keine Veranlassung hat, Uber Mangel an Zeit und Material zu klagen. Nach den neuesten Erklärungen, die der Staatssekretär des Innern am 4. März dieses Jahres im Reichstage gegeben hat, ist sogar zu hoffen, dah die Ergänzungsdenkschrift bereits in den nächsten Wochen dem Reichstag und den sonst Beteiligten zugehen wird. Darauf lassen auch die Aeußerungen schließen, die der um die Pensions versicherung so sehr verdiente Reichstagsabgeordnete Sittart kürzlich in einer größeren Rede getan hat, und da auch sonst der Reichstag einmütig den Wunsch ausgedrllckt hat, daß die ganze verantwertlicher Redakteur Fritz Aenh.t». Fttr di« Inserate verantwertlich: 10 alter Ara«, beide in Aue. , . Bei der Geschäftsstelle atgeholt monatlich selbst abgeholt vierteljährlich i.»o Mk. — Durch ine Nummer >o pfg. — Deutscher postzeitnNg»- , , Sonn- und Feiertagen. Wahlrechten wurde protestiert und betont, daß das einen völ ligen Bruch mit der historischen Entwickelung des Wahlrechts be deuten würde. Der Minister Graf Hohenthal vertrat die Notwendigkeit der Kommunalwahlen und verwarf sowohl ein plutogratisches Pluralsystem als überhaupt jedes andere System, das zu einer Majorität der Masse über Besitz und Bildung führen könne. ALg. Dr. Kühlmorgen macht« daraufhin den Vorschlag, nicht mehr als 30 Abgeordnete durch Kommunal wahlen wählen zu lasten, und zwar nicht durch die Bezirksver- bände, sondern durch Stadträte und Stadtverordnete in Städten mit revidierter Etädteordnung, durch Gemeindekollegien in ländlichen Gemeinden bei besonderer Wahlkreiseintetlung. Dann wurde die geheime Wahl mit 14 gegen 7 Stim men beschlossen, ebenso die Einführung des staatlichen Wahlkuverts. Bei der Behandlung der Frage der Wahlpflicht wurde beschlossen, die Wahlpflicht in der Weise einzuführen, daß derjenige, der ohne triftigen Grund zwei Wah len hintereinander nicht gewählt hat, in die klein« Ordnungs strafe fällt, di« an die Armenkaste des Ortes zu zahlen ist, und ferner die Staatsregterung zu ersuchen, in Niederösterreich und insbesondere in Wien Auskunft einzuholen, welche Erfahrungen dort mit dem Wahlzwang gemacht worden find. Ferner wurde «in Antrag des kons. Abg. Andrä (Bund d. L.) der Zusatzstim- men 1) auf das Alter von 45 Jahren; 2) Ansässigkeit; 3) Selb ständigkeit und 4) auf Steuerzahlung und Vorbild vorschlug, angenommen. Den Verhältniswahlen endlich wurde nur bedingt -ugestimmt. Schließlich lag noch ein Antrag des Abg. Dr. Kühlmorgen vor, das Pluralrecht zu ergänzen durch das Wahlrecht der Gemeindcvertreter, wobei zu berücksichtigen ist: Die Ziffer der durch Gemeindevertreter zu wählenden Ab geordneten darf die Zahl der nach der Vorlage von den Kom munalverbänden zu wählenden Abgeordneten nicht erreichen, sondern höchstens ein Drittel der Kommunalmitglieder betragen. Ein Einfluß der Regierungsbeamten darf bei diesen Wahlen in keiner Weise in Frage kommen. Der plutogratisch« Ehrakter des Eemeindewahlrechts muß beseitigt werden dadurch, daß der Einfluß der Höchstbesteuerten bei diesen Wahlen ausgeschlossen ist. — Die Staatsregierung erklärte diesen Antrag für beacht lich. worauf Graf Hohenthal dann selbst den bekannten Ver mittelungsvorschlag einbrachte, der die Wahl von Gemeinde abgeordneten unter Ausscheidung der Höchstbesteuerten, aber unter Hinzunahme von Mitgliedern der Handels- und Gewerbe kammern und des Landeskulturrates vorsteht, und weiterhin gab Graf Hohenthal die Erklärung ab, daß für die Regierung ein Pluralsystem allein, ohne Verbindung mit dem vorgeschlagenen zweiten System unannehmbar sei. Am Schlüsse des Berichts bemerkt der Verfasser, daß es der Deputation zweifelhaft erscheine, ob aus dem von der Regierung vorgeschlagenen Wege zu einer Verständigung über die überaus schwierige Wahlrechtsfrage zu gelangen sein werde. Die Ver handlungen seien vorläufig beendet und es bleibe der Depu tation nur die Hoffnung, daß sie allen Schwierigkeiten unge achtet schließlich doch noch imstande sein werde, die Wahlrechts frage in einer dem Lande zum Heile gereichenden Weise zu lösen. Das Wichtigste vom Lage. Bei einem kisenbahnzusammenstoß in Bray- br»ok (Australien) wurden 27 Personen getötet und 40 verletzt. Annahme van Z^S.n bi- spätesten, , Uhr vormittag,. Für Aufnahme von gr,Keren Anzeigen an bestimmten ? ? gebürgt werden, wenn st» am Tage vorher bei uns ringehen. InsertieNrpreis. Vie stebengespaltene Itorpuszeil» »der deren Raum 10 pfg., Reklamen rs Pfg. Bei größeren Aufträgen entsprechender'Rabatt. Das Dunkel gelüstet. -r. Dem Ver/.,..,gen des gesamten sächsischen Volkes, ein ge treues Bild der bisherigen Verhandlungen über die Wahlrechts reform zu erhalten und die Dunkelkammer zu lüften, hat, wie dem Auer Tageblatt aus Dresden geschrieben wird, die Wahl- rechtsdcputation gerade zum Osterfest« entsprochen. Der Abge ordnete, Dr. KUhlm 0 rgen ist mit der Berichterstattung be traut worden und hat einen 45 Seiten umfastenden Bericht ver faßt, dem wir für heute folgende Einzelheiten entnehmen: Bei Beratung der Regierungsvorlage wurde zunächst ange regt, ob es geraten sei, zunächst zu den Fragen allgemeiner Natur Stellung zu nehmen und sich schlüssig zu machen 1) über dir verfassungsmäßige Stellung der Zweiten Kammer; 2) über den Eharakter des subjektiven Wahlrechts; 3) Uber die Oesfcnt- lichkeit der Stimmenabgabe und 4) über den Einfluß der Neu gestaltung des Wahlrechts auf die Verfassung. Man war dar über verschiedener Ansicht und betonte, daß diese Fragen rein theor et it scher Natur seien, deren Behandlung entbehrt wer den könne. Die einzelnen Punkte des neuen Wahlrechts betr. wurde als erster Antrag der natl. Fraktion bestimmt, daß die Kammer hinfort aus SöAbgeordneten gebildet werde. Alsdann wurde die Regierungsvorlage angenommen, wonach alle Abgeordneten gleichzeitig auf 6 Jahre gewählt werden sol len. Bei weiterer Beratung der Regierungsvorlage herrschte bei allen Deputationsmitgliedern Uebereinstimmung darüber, daß das gegenwärtige Wahlgesetz unhaltbar fei und ein neues Wahlgesetz dafür Vorsorge treffen müsse, daß zwar eine Anzahl Sozialdemokraten in di« Zweite Kammer gelange, daß aber keine Ueberslutung Lurch diese eintrete. Gegen die Herein ziehung kommunaler Körperschaften als Träger von eibolen dann herauf zu der schlanken, jungen Frau und schienen den Vorwurf auszusprechen: Auch du trägst Schuld, du hättest auf- zassen, ihn an das Haus fesseln müssen, damit er dem Spiel nicht nachgehen konnte. Zwischen den glänzenden Stämmen der Bäume schimmerte das ltchtgraue Kleid der Gutsherrin, und mit einigen raschen Schritten stand sie vor der Schwester. Das rosige Gesicht sah einen Schatten blasser aus, die Augen blickten kühler und stren ger noch als sonst. „Komm' aus der Sonne, Helene," sagte sie und strich über die Stirn. „Wie warm es heute ist." Irene nahm mit einer gewohnheitsmäßigen Bewegung den Arm der jungen Frau. Eine Weile schritten sie schweigend durch den jungen Lenztay, aus dem Grase lugten die Veilchen und bewegten im Windes hauch die Köpfe. Der süße Dust mischte sich mit dem kräftigen Geruch der Erde. „Wie alles grünt und erwacht," sagte Helene und leise fügte sie hinzu: „Ernst wird sich freuen, seine Heimat so sonnig wiederzusehen." Irene atmete tief auf und blieb in einem jähen Entschluß stehen: „Ich habe bis heute, bis jetzt noch nicht mit dir darüber gesprochen, Helene. Nun, kurz vor der Stunde, — da dein Ma , da Ernst von Eschweg hier bei uns eintresfen soll, muß ich es tun. Ich — ich finde cs taktlos von ihm, herzukommen, all' die Schande, die er durch feinen Leichtsinn uns angetan, wie der auszurllhren. Ein Mann, der wie er, seinen Abschied be kommen, der dein und sein Geld verspielt, sein Wort nicht ge halten, sollte der Heimat sernbleiben. Was will er hier? Seinen Urlaub hätte er dazu benutzen sollen, seine Verhältnisse zu bes sern. Man kann auch in der Erholungszeit arbeiten, wenn man, wie er, seine besten Jahre verschleudert. Manfred will ihm helfen, so viel er kann. Du kennst meinen Mann und weißt, daß er nicht hartherzig ist. Ernst soll seine Anzüge bekommen, auch mit Rat und selbst mit materieller Hilfe will er ihm zur Seite stehen. Das ist aber alles. Er kann natürlich nicht bei uns wohnen, wir dürfen uns nicht mit ihm zeigen, und du, Helene, weißt wohl, was du unserem Namen, was du meinen Kinder» schuldig bist, du wirst eine Aussprache mit ihm haben, niemand kann es dir verwehren, — und —nun bist du dir klar, was du ihm zu sagen hast. Die Frau eines Abenteurers darfst du nicht länger sein, die Scheidung muß ausgesprochen werden." Helen« machte eine erschreckte Bewegung. „Was fürchtest du?" fragte Irene, und «in Ton von Schärfe klang aus ihrer Sttimme. „Hat Ernst je Rücksicht auf dich gt- nommen? Auch im fernen Land ist er scheinbar seinem müßigen Leben treu geblieben, sonst käme er heute nicht zurück, arm, brotlos, wie er gegangen." — Uebcr das gelbe Band der Landstraße flog eine Wolke von Staub. Ein langgezogener Ton, das Fauchen und Rattern einer Maschine klang herüber, ein grauer Punkt tauchte auf, kam näher, wurde größer, flog in einem Bogen vorbei, sauste herab, dem Dorfe zu, johlend und schreiend lief ein Schwarm Dors kinder dem Automobil nach. Durch da, Hiicn der jungen Fra« zuckte eine Vision: So müßte Ernst aus dem fernen Lande kom men, in dem er sich sechs lange Jahre gequält, in dem er lange Jahre Brot gesucht, für sich und für sie. Wie ein Märchenprin, im jagenden Wagen müßte er kommen, dann wäre ihm alles verziehen;Jren«, Manfred würden ihn aufnehmen und bewun dern, daß er so viel erreicht. Aber er kam, arm, ein Bettler, wie er gegangen. Er selbst hatte es geschrieben. Ueber das blut leere Gesicht ging eine tiefe Röte, die Augen der- Frau glimmten aus der tiefblauen Umrahmung des Augapfel», wie ver- löschende Sterne: „Ernst hat kein Glück, Irene.« „Er hat «s mir Füßen getreten. Bedenke doch, wie Manfred sich plagt, wie er den ganzen Tag arbeitet, nur für seine Familie, > Ernst I Also, Helene, überlege dir genau, was du zu tun hast. Der Auswanderer. Novelette von Ruth Goetz. Frau Helene beschattete die Augen mit der Hand. Aber die Sonnenstrahlen drängten sich durch die schmalen Finger in ihr Antlitz, flimmerten und leuchteten herab von dem Himmel, zit terten über dem lichtgrünen Schleier der Bäume und spielten in dem dunkelbraunen Haar der Frau, daß es rotgolden ausglänztc. Geblendet wandte sie sich zur Seite, — wie ein schmales gelbes Band zog sich die Landstraße jenseits der Felder hin, und das Band blieb unbelebt, nichts regte sich, nichts zeigte das Näher kommen von Menschen an. Plötzlich drang zu der einsamen Frau jubelndes Kinderlachen, lautes Rusen und nun eine be fehlende Stimme. Helene hob den Kopf, in wenigen Minuten würde Irene, ihre Schwester, die Gutsherrin, vor ihr stehen, und mit strengen Worten ihr noch einmal die beiden Möglich keiten ihrer ferneren Existenz vorstellen. Entweder hierbleiben, sorglos und frei weiterleben, mit den kleinen Pflichten, die Kinder etwas zu beaufsichtigen, zu erziehen, oder fort mit ihm, dem Heimatlosen, dem Enterbten, Ler vor Jahren hinausge gangen, um sich sein Brot zu suchen, nachdem er in der Heimat durch seinen Leichtsinn Stellung und Namen verwirkt. Sie hatte ihn damals nicht begleitet, sie wäre ihm nur eine Last gewesen. Da boten Schwester und Schwager ihr eine Zuflucht. Hier in dem stillen Gutshause fand sie Ruhe, nur Las gequälte Herz wachte auf und ries in sehnsüchtigen Tönen nach einer mitfühlen den Seele. Oft, ach oft, wenn das Herz übervoll von den Sorgen um ihn, wenn die Augen voll Tränen über das Leid, das er ihr gebracht, wenn sich Worte aus ihre Lippen drängten, und sie zu Irene ging, um bei ihr Erleichterung zu finden, sah sie in das kühle strenge Antlitz der Schwester. Die blauen Augen blicktrn