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und Anzeiger für das Erzgebirge vrrumworlUcher Redakteur: Fritz Arnhold. Für die Znserar« verantwortlich; 10 alter Araur beide in Aue. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittags von 4—5 Uhr. — Tclegramm Adrcste: Tageblatt Aue. — Fernsprecher 5». Für unverlangt eingesandt» Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. ' Druck und Verlag Gebrüder Seuthner l)nh.: Paul Beuthner) in Au«. Bezugspreis: Durch unser« Bot« frei in» Haus monatlich so psg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich »o Psg. und wöchentlich ,o psg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich i so Mk. — Durch den Briesträger frei in» Saus vierteljährlich l-9r Mk. — Einzelne Nummer >o Psg. — Deutscher Postzeitungs katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Annahme von Anzeigen bis spätestens y'/. Uhr vormittag». Für Ausnahme von größeren Anzeigen an bestimmt« - , stellen kann nur dann gebürgt werd«, wenn sie am Tage vorher bet uns eingtven. Znsertlonspreis: vle siebengespaltene Aorpuszeile oder deren Raum ,o Psg., Reklam« 2L psg. Bei größeren Aufträgen entsprechender Rabatt. Viesa A««rnr«w «infsrtzt b Sette« IE- Mutmaßlich« Witterung vo» 8. Mai: Westwinde, wal. kig, Trmperaturrückgang, zeitweise Reg«». Das Wichtigste vom Lage. Die frühere MeldungdesAuerTageblattes daß die Petition um Verlegung der AmtsHaupt mannschaft non Schwarzenberg nach Aue abgelehnl ist, wird jetzt offiziell bestätigt. (S. Art. i. HfM.) Einer Meldung aus Tanger zufolge sollMulay Hafid mit seinen Truppen nur noch fünf Stunden von Fez entfernt sein. Die erste Plenarsitzung des Reichstags im Herbst wird am 3. November stattfinden. W Die Zweite sächsische Kammer hat sich gestern f ü r die Besteuerung der Warenhäuser erklär!. (S. Parl - Brcht. i. Big.) Kaiser Franz Josef begeht heute sein OOjähriges Rcgierungsjubiläum. (S. Leitart. u. Tel. Graf Posadowsky wird sich dauernd in Naum burg a. S. n i e d e r l as s e n. * Der Platz zur Errichtung eines neuen Postge- gebäudes in Aue ist nunmehr entgilt ig angekauft worden. (S. Stadtv.-Brcht. i. Hptbl.) Das Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josefs. -r. Das verbündete Oesterreich begeht ein Jubiläumsjayr: Franz Josef führt am 2. Dezember 6V Jahre lang das Zepter, und kurz entschlossen hat man das ganze Jahr zum Jubi läum s j a h r erklärt. Man hat sich gesagt, daß man die Feste so fallen lassen müsse, daß man sie mit Genuß und Glanz feiern könne. So ist es auch zu verstehen, wenn am 7. Mai, also am heutigen Tage, der Deutsche Kaiser mit Len deutschen Bundesfürsten, unter denen sich auch König Friedrich August -von Sachsen befindet, zum Glückwünschen sich ein finden. Unseres Wissens ist dieses Datum zufällig gewählt, einen Erinnerungstag im Leben Les österreichischen Kaisers be zeichnet es nicht. Am 2. Dezember 1848 verzichtete Kaiser Ferdinand, der Wirren müde, auf den Thron, und sein 18jähriger Neffe, dessen Jugendschönheit oft gerühmt worden ist, trat an seine Stelle. Was die 60 Jahre im und dem österreichischen Staate gebracht haben, kann hier nicht im einzelnen gewürdigt werden. Die Jahre bis 1866 brachten Verluste: die österreichische Herr ¬ schaft in Italien mußte vor dem erstarkenden Nationalität» gedanken weichen, und die Vormachtstellung im deutschen Bund« wurde durch die Waffenüberlegenheit Preußens verloren. Mrt Landesverlust war die Auseinandersetzung im Bunde bekanntlich dank der Mäßigung Bismarcks nicht verbunden. 1870 war in Oesterreich die Neigung vorhanden, an Preußen Rache für Küniggrätz zu nehmen; die mangelhafte Rüstung und die deutschen Siege mögen es bei der Neutralität festgehalten haben. Freundschaftlich für Preußen wurde damals sicherlich nicht empfunden. Es ist der Mäßigung Bismarcks zuzuschreiben, daß dann die Blume des Vertrauens schnell Wurzel fassen konnte. 1887 konnte Oesterreich den Dreibund mit den beiden Mäch ten eingehcn, die im Kampfe mit ihm groß geworden waren. Er hat nun über 2Ü Jahre bestanden, und gerade die Beziehun gen zwischen Oesterreich und Deutschland haben immer mehr die ruhige Sicherheit erprobter vertrauensvoller Freundschaft ange nommen. Die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie ist reich an Kräften, zum Teil an solchen, die sich w iL e rst re be n. Gelingt es, sie wirtschaftlich oder militärisch einmal auf ein großes Ziel zu lenken, so darf man sich nicht geringe Wirkungen versprechen. Der Kaiser war nicht derjenige, der diesen Kräften gebieterisch die Richtung anweisen konnte, er war mehr die neutr al- repräsentative Spitze. Nicht als ob er nie das Wort genommen hätte zu den Parteikämpfen. Oft ist ein Kaiserwort mitten in die Partei- und Nationalitätenkämpfe hineingefallen und viel erläutert worden. Aber er trat dann doch meist sehr schnell in die Rolle dessen zurück, der über dem Ganzen schwebt. Die traurigen Ereignisse in seiner Familie, der Tod des Sohnes und Thronfolgers, die Ermordung der Gattin, der Kaiserin Elisabeth, erhöhten seine menschliche Autorität: Leid fördert Achtung Pietät. Nun geben die Jubiläumstag« einen erfreulichen Anlaß, daß wir Reichsdeutsche uns der engen Beziehungen zu den stammverwandten und auch den stammfremden politischen Ver bündeten im Donaureiche erinnern. Fast zu sehr haben wir uns gewöhnt, uns als Volk abzuschließen. Was erst eine ge sunde Gegenwirkung gegen eine fremdbrüderliche Zeit war, droht, wenn wir recht sehen, gelegentlich in Einseitigkeit und Schroffheit umzuschlagen, und diese Eigenschaften wer den unseren Einfluß in der Welt kaum mehren helfen. In de- Mitte wird das Richtige liegen: das ruhige sichere Gefühl der deutschen Macht und des deutschen Werts wird uns befähigen, dem Nachbarn und Freunde, wie es sich gebührt, entgegenzu kommen, dem Fremden in gemessener Weise zu begegnen. Die deutschen Fürsten gehen mit dem Beispiel voran, auch das deutsche Volk wird in diesen Tagen in herzlicher Freundschaft des Nach barvolks und seines greisen Herrschers gedenken! lieber die F L r ste n be su che in Wien liegen noch folgende Meldungen vor: > * Wien, 6. Mai. Prinz-Rege ntLuitpold von Bayern ist heute früh hier eingetroffen und im Palais Mo dena abgestiegen. — Ferner find heute hier eingetroffen der deutsche Staatssekretär des Auswärtigen von Schoen, sowie der österreichisch-ungarisch« Botschafter in Berlin v. Szögyeny M a r i ch. * Wien, 6. Mai. Um 1 Uhr stattete Kaiser Franz I o- s e f dem Prinz-RegentenLuitpoldim Palais Modena einen viertelstündigen Besuch ab. Der Kaiser, der sehr wohl aüssah, wurde auf der Hin- und Rückfahrt von und nach Schön brunn vom Publikum lebhaft begrüßt. * Berlin, 6. Mai. Auch diesmal hät der Prinz - Regent von Bayern, der seinem Range nach natürlich hinter oen deutschen Königen stehen würde, den Vortritt bean sprucht. Die Tägl. Rundsch. bemerkt dazu, die Stellungnahme des Prinz-Regenten lasse sich dabei wohl begreifen, es habe bis her nur von ihm abgehangen, ob et auch formell den Titel eines Königs von Bayern tragen soll. Döst deutschen Königen aber werde man es dankbar anrechnen, daß sie aus dieser Form frage keinerlei Schwierigkeiten gemacht haben. * Pola, 6. Mai. Die Ka i s« r fam i l i e ist heute nach mittag 4>A Uhr im Hofsonderzug von hier abgereist. Politische Tagesschau. Aue, den 7. Mai. * Staatssekretär Dernburg verläßt am Sonntag Berlin, um sich zunächst nach Londonzu begeben. Von dort aus schifft er sich am 16. d. M. nach Südwestafrika ein. Der Aufent halt in der Kapkolonie ist auf etwa fünf Wochen, der Aufent halt in Deutsch-Südwestafrika aus annähernd zwei Monate be rechnet: — - — * Preußische Landtagrwahlen und di« Reservisten. Für die diesjährigen Hebungen der Mannschaften des Beurlaubtenstan- Lrs, die im Juni stattfinden werden, hat die Militärbehörde eine Verfügung erlassen, die sich aus die Ausübung des Wahlrechts durch die Personen des Beurlaubtenstandes be zieht. Danach soll besondere Rücksicht darauf genommen werden, daß die wahlberechtigten Leute die Möglichkeit haben, zu Len Wahlen zu erscheinen. Es ist auch angeordnet worden, Latz die wahlberechtigten Mannschaften, falls sie nicht aAs besonderen Gründen die Hebungen abzuleisten wünschen, zu Len in die Zeit der Wahlen fallenden Hebungen nicht heranzuziehen sind. * Del? Esttrburf Les Automobilhaftpflichtgesetzes wird, ver öffentlicht werden, sobald er vom Bundesratsausschuß be raten ist, noch bevor der Bundesrat darüber einen Beschluß faßt. Der Bundesrat ist auch zuständig bezüglich des künftig zulässigen Höchstmaßes der Geschwindigkeit, deren Bestimmungen "er zu tref fen hat. Die entsprechenden Polizeivorschriften find für das Reich gleichlautend in Aussicht genommen gleich den 1906 er lassenen. * Reviston im Ehrengerichtsoersahrea gegen Liebknecht, Gegen das Erkenntnis des Ehrengerichts der Berliner Anwalts kammer hat jetzt, wie das B. T. erfährt, der Generälstaatsanwalt Dr. Wachler beim Reichsgerichtrhof für deutsche Rechtsanwälte in Leipzig Revision eingelegt: Die Begründung kann erst er folgen, wenn dein Deneralstaatsanwalt der Text des freisprechen- Len Urteils votliegt. * Zur Eidesleistung König Manuels II. hatten sich im Sitzungssaale der Deputiertenkammer die Päirs, die Abgeord neten und hohen Beamten, sowie das gesamte diplomatische Kopps eingefunden. Der König leistete den Eid unter Ver- . Kaiser Franz Josef. Von A. Heidsiek. Nachdruck »erboten Der 7. Mai dieses Jahres ist ein nationaler Festtag nicht nur für Oesterreich und Ungarn, sondern, bis zu einem gewissen Grade, auch für das ganze Deutsche Reich, denn am 7. Mai wer den Kaiser Wilhelm und alle regierenden deutschen Fürsten und die regierenden Bürgermeister der freien Hansestädten dem grei sen Kaiser Franz Josef im Schlosse zu Schönbrunn ihre Glück wünscht laus Anlaß seines in dieses Jahr fallenden Regierung»- ! jubilin ins darbringen. Kaiser Wilhelm, Haupt, bedeckte der , Schnef des Altera, als er, von Deutschland» Fürsten umgeben, sein > jrrtelhundertjähriges Jubiläum feiert«, Kaiser Franz Josef mt länger denn ein halbes Jahrhundert di« Krone Oesterräichs getragen; Kaiser Wilhelm stand umgeben von der Liebe seiner ganzen Familie, sein Sohn und sein Enkel standen kraftvoll neben ihm, sodaß er in ferner Zukunft den Hohenzollern- Thron gesichert sah, Kaiser Franz Josef steht einsam La auf der Throneghöhe, er kann sein Szepter, wenn der Tod es seinen Herrschrrhänden entwindet, nicht in die Hand eines geliebten Sshnes niederlege»! Einfirm steht Kaiser Franz Josef, dessen letzte Lebensfreüde die Liebe feines Volke» ist, da im Festesjubel. Blicken wir zurück auf jene Zeit, da der jugendliche Erz herzog Franz Josef das Zepter ergreift. Die dreißigjäh rige Frieden» «poche, wie Oesterreich» Hof- und Staats kanzler Fürst Metternich es nannte, «ar angebrochen, d. h.: Di« Waffen ruhten, «ein Krieg vernichtete Vvlkerglück und Wohlstand. Aber wann herrschte Friede wohl ailfErde«! Auf Eeisterschwingen rauschte eine andere Zeit daher, ei« Wer den von etwa. Neuem, noch Unfertigen, da» zuerst niemand klar begriff, und wie konnte sich solch ein Werdeprozeß wohl friedlich vollziehen. Bisher hatten die Fürsten ihre Völker nur als das Material betrachtet, ihre Kriege zu führen, auf Leipzigs Schlachtfeld war der Volkesgeist geboren, der sich von da ab nicht Mehr eindämmen ließ. In Frankreich hatte diese Geburtsstunde am 14. Juli 1789 geschlagen unter Blut und Graus der Revolution, in Deutschland rauschten Schlacht- und Siegeslieder um die Wiege de» Neugeborenen. In Frankreich fielen dem freigewordenen Volke Dynastien zum Opfer, und die Republik pflanzte ihr Banner auf, in deutschen Landen verlangte man nur Konstitutionen und dachte nicht daran, die Fürstenfamilien zu entthronen, mit denen man durch die Jahr hunderte Freud und Leid geteilt. Nachdem die Fürsten auf dem Kongreß zu Wien ihr« dynastischen Interessen festgestellt durch Neuregulierung der Grenzen ihrer Länder, sollte auchber Dank gegen die Völker abgetragen werden für deren Opferwilligkeit und es wurden in allen Ländern Konstitutionen versprochen, ein Versprechen, das nirgends gehalten wurde. Nun begann es zu wirbeln in unruhigen Kistsen, die sich, eh« die Freigeister sich erklärt, noch nicht bewußt waren, was fie eigent lich verlangten. Freiheit und Einheit Deutschlands, das war die Forderung, aber w i« da» zu bewerkstelligen war, verstand keiner, weder die, die es forderten, noch die, die der neuen Zeit einen Damm entgegenbauen wollten. Ein Anglück war es allerdings, daß nicht Licht und Auf klärung verbreitet, sondern den neuen Ideen schroff entgegen gearbeitet und versucht wurde, da» Alte mit Gewalt festzu halten. Dieser Borwurf ist wohl vor allen Oesterreichs Hof- und Staatskan-ler, dem Fürsten Metterni ch, nicht zu, er- spaten, einem MäNn, der fozüfirgen Europa regierte. Biel hat er geleistet und gewirkt für Oesterreich, da» soll und darf nicht : Revo- Bruder khtten Kester« er Trz- id Ord- geleugnet werden; Jahrzehnte lang war er der treueste Ratgeber KaiserJranzl. Als dieser am 2. März 183S starb, folgte ihm sein ältester Sohn, der körperlich und geistig unfähige Kai ser Ferdinand I., der die Regierung ganz dem Fürsten Metternich überließ. NuN,' als man dem Sturmjahre 1848 ent gegentrieb, zeigte es sich, daß Metternich seine Zeit nicht ver stand. Immer kam der Anstoß zu Revolutionen aus Frank- re i ch. Die erste große Stäätsumwälzung, die einem gekrönten Herrscher das Leben kostete, begriff man in Deutschland nichts und sie fand kein Echo in deutschen Landen; däs Jahr 1830, da Frankreich einen König ins Exil schickte, sich aber einem andern beugte, erweckte einen Widerhall in ganz Europa, denn man harrte noch immer vergeblich der Erfüllung d«r fürstlichen Ver». sprechen von 1815. Die dritte Revolution in Frankseich aber im Februar 1848 war das Signal zu einem allgemeinen Aufstand in Deutschland. Der erste Ausbruch de» Unwillens über die 33 Jahre hin durch unerfüllt gebliebenen BsrspriHe« war nicht friedlich, doch als die ersten Barrikaden gebaut würden, wußte niemand, was er eigentlich wollte, am wenigsten die Straßenkämpfer selbst. Mit der wirklichen Revolution ist nicht zu pMieren, der muß, fest und energisch «ntgegengetreien werden. Aber wo war 1848 der Held auf Deutschem Fürstenthron, der fest -«griff. Preußen- König, ein schwacher Mann, der seine Zeit nicht begriff, Oester reichs Kaiser ein Echattenkatser seit dreizehn Jahren, der schon in friedlicher Z luttost Mjagfe und berechtigten gleichfalls Energ ^reichch in die «, Herzog, Fran,