Volltext Seite (XML)
ItM. M >>8 Krettsg, 15. Mai 1M8. M wr SSV« rMM Nmntwl 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge Das Wichtigste vom Lage. Geh. Rat Dr. Fischer, stelloertretender sächsischer Bevollmächtigter zum Bundesrat, soll entschlossen sein, im nächsten Jahre aus dem Staatsdienst an»zu- scheiden. B Eine Springslut hat die chinesische Hafenstadt Hankau zerstört, wobei 10000 Menschen umgckommen sein sollen. (S. N. a. a. Welt.) » » Ans dem Schlosse Liebenberg des Fürsten Eulen burg fand am Donnerstag eine erneute Haussuchung statt. (E. N. a. a. Welt.) Bei einem Zusammenstoß zwischen spanischen und französischen Soldaten in Casablanca wurden ein Spanier getötet und zwei Leute verwundet. (S. Tel.) Die sächsische Wahldeputation nahm gestern die Paragraphen 18 bis 21 des Wahlrechtsentwurfs fast unverändert an. (S. Kgrch. Schs.) Fürst Bülow trifft heute beim Kaiser in Wiesbaden zu« Vortrag ein ' Für kranke Handlungsgehilfen. Di« deutsche Volksvertretung hat sich vertagt, um sich erst Anfang November wieder in dem inschriftlosen Palast am Königsplatz in Berlin zusammenzufinden. Der Termin ist früher «»gesetzt worden, als es sonst gemeinhin üblich war, weil dringende Aufgaben der gesetzgeberischen Erledigung harren. Die Regierung hat sich verpflichtet, die Besoldunigsvorlage nach Möglichkeit zu beschleunigen. Ueber diese Frage können be stimmte Beschlüsse aber wohl erst dann gefaßt werden, wenn sich übersehen läßt, aus welchen Quellen die Geldmittel für di« neuen Bewilligungen fließen sollen. Wir stoßen also hier auf die Reichsfinanzreform, die auch aus anderen dringenden Gründen baldige positive Beschlüsse heischt. Man scheint die Ab sicht zu haben, die Finanzreform so zeitig dem Reichstag vorzu legen, daß mit ihr bei Beratung des Reichsetats bereits als voll endete Tatsache gerechnet werden kann. Ferner hofft man, noch im alten Jahre die Gewerbeordnungsnovelle in den Hafen ldtsön zu können, was wegen des Zusammenhanges ein zelner Bestimmungen dieser Novelle mit internationalen Verein barungen (Berner Konvention) wünschenswert ist. We die Neichsboten diesmal auseinandergingen, haben sie in sehr bedeutsamer Weise zu einer Vorlage Stellung genommen, von der anfänglich wohl niemand erwartet hat, daß sie in den sozialpolitischen Kämpfen der Gegenwart zu einem Banner- Unfterbliche Sprachdummheiten. Von Dr. S. Meiner», Nachdruck «rb»t«n Wer denkt wohl darüber nach, wieviel Sprachschnitzer er täglich macht, wieviel Sprachdummheiten er täglich begeht? Man plaudert und erzählt, man hört zu und antwortet, man liest Bücher und Zeitungen, ohne sich Rechenschaft über all die «roßen UNd kleinen Sünden abzulegen, die dabei an unserer lieben Muttersprache begangen werden. Und nicht allein un schuldige Leut« „ohne akademische Bildung", denen man derartige Schwächen durch di« Finger sehen kann — nein, auch klug«, hoch gebildete, ja gelehrte Herren gebrauchen oft falsche, un sinnige Ausdrücke und Wortgefüge, di« wer weiß wo und wie entstanden find und sich aller Verkehrtheit zum Trotz eingebürgert hüben. Wer hat nicht da» Wort „Attentäter" schon ausge- spräche» oder gehört? Und doch wurde e» anfangs nur al» schlecht«, Witz gebildet, denn «» hätte „Täter" allein auch genügt. Wer sägt nicht ganz ruhig: an Bord Er. Majestät Schiff Möwe"? Und doch ist es fasch: e» müßte natürlich: „an Bord von Er. Majestät Schiff Möwe" heißen. Aber der Sprach gebrauch hat diesen Ausdruck nun einmal geheiligt, und woher stammt- «r?^ Er ist dem englischen ov doarck nachgebtldet, das mit dem. Ayusqtiv verbunden wird. Angesicht» solcher Sprachtorheiten verdient da» berühmte Buch von G. Wustmann: „Alterhand Spr«Hpmmheit«n, von dem soeben «ipe neue Auflage erschienen ist, nMmfrdt« wärmste, Anerkennung als« derer, die es ehrlich mit unserem deutschen Schrifttum meinen, sondern auch die weiteste Verbreitung in allen Schichten üitzere» Volke». MH mit Unrecht ist unser .Papierdeutsch" Ist Verruf gekommen, und »eil wir auch tm täglichen Umgqng und Verkehr nicht genug. Sorgfalt aus ichMVH «tchhiM H Mandöl» , . ! , > .^11 io Dies* NrrmrneV »rnrfatzt S Seiten verantwortlicher Redakteur: Fritz Arnholä. äUe die Inserate verantwortlich: Walter Uran» beide in Rue. .dH» '-'t. n».' ' i. ' i-' -AI«,,.,. -eichen für die verschiedenen Heerlager werden würde. Der Reichstag ist geschlossen für ein« sozialpolitische Neuerung «inge- treten, die von den verbündeten Regierungen ebenso einmütig als angeblich wirtschaftlich unhaltbar und sittlich bedenklich zurückgewiesen wurde. Es handelt sich um die Auslegung Le« 8 63 de» Handelsgesetzbuches. Dort heißt es, daß der Handlungsgehilfe, der durch unverschuldete» Unglück an der Leistung der Dienste verhindert wird, seinen A n spruch auf Gehalt und Unterhalt für 6 Wochen behält. Diese Bestimmung ist bereit» geltendes Recht, an dem niemand rütteln will. Der Konflikt erhebt sich erst beim zweiten Satz, durch den festgestellt wird, wie es mit den Beträge« dt» erkrankten Handlungsgehilfen au» ein« Kranken- und Unfallversicherung während dieser sechs Wochen zu hal ten sei. Nach der Regierungsvorlage muß der betreffende Ange stellte diese Beträge auf sein Gehalt sich antechnen lassen ,so daß letzteres sich entsprechend verringert. Der Reichstag hingegen hat de« in der Beratungskommisfion einstimmig gefaßten Beschluß auch feinerseits angenommen, durch den bestimmt wird, daß un geachtet des vollen Gehaltsbezuges dem kranken Handlungs gehilfen die Verficherungszahlungen zugute kommen sollen. Da» ist der Streitpunkt. Gewiß würde eine zugunsten der Handlungsgehilfen gefällte Entscheidung eine ganze Anzahl von verficherungspflichtigen Berufsgrttzipen ähnlich« Art, also zum Beispiel Betriebsbeamte, Werkmeister, Techniker ufw. veran lassen, die gleichen Rechte, wie sie den Handlungsgehilfen zuge sprochen sind, auch ihrerseits zu beanspruchen. Die Arbeitgeber verbünde (Handelskammern, Korporationen selbständiger Kauf leute usw.) stehen fast ausnahmslos auf dem Boden des Regie- rungsentwurfes, «ährend die Vereinigungen der Handlungsge hilfen und ähnliche Organisationen der Angestellten um die An nahme des Reichstagsvotums bitten. Unternehmer und Ange stellte, Kapital und Arbeit — Regierung und Reichstag — stehen sich also hier gegenüber. Und es ist bezeichnend, daß diesmal nur die Regierung auf der ersten, der gesamte Reichstag aber auf der anderen Seite steht. Dieser Umstand sollte der Regie rung doch auffallen und sie zu ihrem, mit so kühner Bestimmtheit ausgesprochenen Urteil stutzig machen,. Freilich ist aber nach den Erklärungen der Regierung kaum Aussicht auf ein Nachgeben gegenüber den Wünschen des Reichstages vorhanden, und so wird man zum Schluß wohl zu irgendeinem Kompromiß kommen. Man kann fast sagen, daß jeder Stand seine eigene Sprache spricht, und jede dieser Sprachen ist voll von Fehlern und Tor heiten. Das Deutsch des Gelehrten wie des Beamten, des Kauf manns wie des Handwerkers. Wie oft wird der Sinn der Worte verdreht! Hier zeigt ein kundiger Händler an, daß er für alte Kleider staunend hohe Preise zahle, und dort ein anderer, daß er zu staunend niedrigen Preisen verkaufe. Das ist «ine Verwechslung, denn beide meinen erstaunlich hohe und niedrige Preise, da di« Preise selbst ja nicht staunen können. Falsch sind auch Anzeigen, wie man sie häufig genug liest, z. B. Höhenkurort für Nervenkranke ersten Range» oder Friseurge schäft für Herren und Damen ersten Ranges, denn das Beiwort ersten Ranges bezieht sich nicht auf die Nervenschwachen oder die Herren oder Damen, sondern auf den Höhenkurort und das Friseurgeschäft. Sehr gefährlich ist es, zuviel« bildliche Ausdrücke anzuwen den. Ist es nicht lächerlich, wenn von einer Nachricht gesagt wird, daß sie wie «in Donn«rschlag ins Pulverfaß gewirkt habe, oder wenn in einem Aufsatze über «ine Vorstellung von gaumen kitzelnden Trikotanzügen gesprochen wird? Wie oft liest man nicht Säße, die wie ein Hohn auf jeden gesunden Ausdruck klingen. Da steht geschrieben: Unsere Universitäten find wie rohe Et«: sobald man sie antastet, stellen sie sich auf die Hinterbeine, alle diese Mitteilungen schweben in der Luft, au» der fi« geschnappt find: die Millionen fliegen zum Fenster hinaus und l«r«n da» R«tch»faß bi» zum Boden, oder endlich: wenn man den Herren «inen Floh ins Ohr setzt, wird sofort ein Elefant daraus ge macht und dann auch noch öffentlich breitgetreten. Und alle diese Ungeheuerlichkeiten find nicht etwa frei erfunden, son- dern sie stehen schwarz auf weiß, wie Wustmann ausdrücklich bemerkt. Er führt auch noch eine ganze Reihe anderer Beispiele an, dt« jeder zu seinem Vergnügen nachlesen mag, denn «» ist wirklich «in Vergnügen, dies, Gedankrnlofigkeiten zu genießen. Ja, di« arm« Presse (soweit fi« gedankenlo« ist) t Der grimme Wustmann «Ul «n» garnicht wohl. Da» neueste ist, daß sich die um bei. Petition des Vereins für Volkshygiene in Leipzig betreffend die Einführung des biologischen Unterrichts an den höheren Lehr anstalten. Die Schrift wird genehmigt. Als Punkt 2 folgen Teil« de» Kulturetat». Oberbürgermeister Beutler-Dresden berichtet im Namen der zweiten Deputation und beantragt, gleich der Zweiten Kammer mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit rlo»nahme der Sonntag« nachmittags von L Uhr. — Telegramm-Adresse: Tageblatt Aue. — Fernsprecher» Für unverlangt «lngesandte Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet werden. Sächsischer Landtag. Erste Kammer. 46. öffentliche Sitzung. k>. Dresden, 14 Mai. Präsident Graf Vitzthum von Eckstiidt eröffnet die Sitzung 11 Uhr 20 Min. Prinz Johann Georg wohnt der Sitzung Es erfolgt die Verlesung einer ständischen Schrift über die druck und Verlag Gebrüder Beuthner (Inh.: Paul Beuthner) in Ao«. 7 die Kap- 94 und 98 (ausschließlich d« Titel 8d-8<- von Kap. 98 8) Gymnasien, Realgymnasien, OLerrealschulen, Realschulen und Seminar«, nach der Vorlage zu bewilligen, auch die hierzu vorliegenden Petitionen der Regierung zur Kenntnisnahme ztz überweisen. Kultusminister Dr. »eck will darüber in Erwägung eintreten, ob nach Annahme der BesoldUNtzSvürluge auch für di« Real schul lehr er ebenfall» da» Dienstalte« stufen- sy st em eingeführt werden kann. Jetzt handelte» sich bekannt- uch nur um feste Staatszuschüsse. Die Kammer genehmigt sämt liche Deputationsanträge. Unter Punkt 3 wird nach einem R«f«at, da» gleichfalls Oderbürgermeister Bottler gibt, Tit. 8ck von Kap. SS 8, Her stellung einer Niederdruck-Dampfheizung beim Landständifcheu Seminar zu Bautzen, unter Erhöhung von 27000 K auf 30OOS Mark bewilligt. Rechenschaftsberichte. Bei Punkt 4 berichtet im Namen der dritten Deputation Oberbürgermeister Kett-Zwickau Und beantragt, di« in der Finanzperiode 1904/68 bei Kap. 91, Universität Leipzig vorge» kommen«» Etatüberschreitungen von 19024 ^ 54 nachträglich zu genehmigen, ebenso Etatübnfchreitungen in der gleiche« M nan-periode bet den Kap. 92 und und 93, Technische Hochschule Dresden und Evangelische Kirche« mit 1446 K 78 Vezw. 73848 30 . Ohne Debatte tritt da» Haus einstimmig diesen Anträgen bei. Als Punkt 8-8 folgen Etfenbahnpettttone«, über die im Namen der zweiten Deputation berichtet Dr.». Wtzch- ter. Er stellt zu den einzelnen Punkten folgende Anträge, die sich mit den entsprechenden Beschlüssen der Zweiten Kammer decken: '7 zu Punkt 6: die Petitionen um Umbau der schmalspuri gen Bahnstrecke Wilkau-Kirchberg und Einführung Leo Nollbockverkehrs auf der Strecke Wilkau-Saupersdorf auf sich beruhen zu lassen; zu,Punkt 7: die Petitionen um Uebernahme der Privat ladestelle Werdau-Langenhessen durch Len Staat u«ck deren Ausbau zu einer öffentlichen Güterverkehrsstelle auf fich, beruhen zu lassen, die Petitionen um Fortführung der Industrie bahn Trtmmitschau-Schweinsburg bis Werdau der königl. Staats regierung zur Kenntnisnahme zu überweisen, die weitergehenden Wünsche aber aus sich bergen zu lassen; zu Punkt 8: di« Petition der Städte Eibenstock, Kirch berg, Lengenfeld, Mylau, Reichenbach und Gen. um Erbauung einer normalspurigen Transversalbahn Reichenbach-Eibenstock auf fich beruhen zu lassen. — Bürgermeister Aq stellt den An trag, die Petition, soweit sie die Strecke Kötzschenbroda-Zitzsche- wig betrifft, der Regierung zur Erwägung, soweit sie fich aus die Strecke Zitzschewig-Meißen bezieht, der Regierung zur Kenntnis nahme zu überweisen. Dieser Antrag wird mit großer Majori tät angenommen, und damit erledigt fich der Gegenstaitt). Die Deputationsanträge zu Punkt 6, 7, und 8 werden ebenfall» ge nehmigt. Räch st «Sitzung: Dienstag, 19. Mai, 11 Uhr vormittags. Tagesordnung: Titel 16,17,18,19,10,11,12 des Etats 1908/09. VerntthrüNg von Lokomotiven, Pe'rsosteit- und Gitterwagen. Er- bauung von Heizhausständen. — Rrcheüschaftssachen. Herren von der Presse jetzt Pressevertreter nennen und bisweilen ein Pressefest veranstalten. Von einem Preß fest oder einem Preßball z« reden, fürchten sie sich, offen bar, damit niemand an die Preßwurst denk«! Ein Glück, daß die Wörter Preßfreiheit, Preßhefe-, Preßvergehen, Preß- polizei, Preßbureau schon in einer Zeit gebildet wotden find, wo die Herren von der Presse noch deutsch reden konnten. Da find bittere Warte, aber bergen sie nicht ein gut Heil Wahrheit? § Alletn die Sprachdummheitest haben auch ihre e r n p e Fette. A gibt eine ganze Reihe von Ausdrücken,-die sich bereits fest ekst< genistet haben Und doch falsch find. So sagt Man: bitter« Klage führen statt: bitter Klage führen; wir «erden sein Andenken sk hohen Ehren halten statt: hoch in Ehren hätten: ich erlaubeiE meinen schönen Gärten mit Kolonnaden ist empfehlende ErinW rüng zu -dingen statt: empfehlend in Erinnerung zu bringen. Daneben gibt es Fäll«, übst di« schon viel gestritten worden ist, -Hile Laß der Sprachgebrauch bis jHt einheitlich^ geworden wäre. Es ist hochmodern zu sagen: ich versichere d l ch, der alt modische bleibt Lei dent gewahrsten: ich versichere dir. Wa, ist richtig? Der Streit ist im.GtWe müssig, denn Versichern iss zAellos ein transitives Äetttsioft; Mn versichert sein Leben,, sein Haus, seist« Ernte. Mast kststn schließlich auch sagen: ich »ei sichere dich meiner Freundschqft. Aber oienn auf versichern eist ObMsatz folgt, so enkhält ddch dieser Satz da» Vbj-tt der Bet- stcherung; riese Versicherung gebe ich aber nicht dich, sondern dir. Es Muß ebenso heißen: Ich verficher« dir, -aß ich deine Frau nicht gesehen habe. Aber was wird e» helfen! Aller Rich, tigkeit zum Trotz wirst du auch fernerhin sagen: ich verficher« dich, denn es klingt so gebildet! , - Ein anderes Beispiel. Sagt man: wir Deutsche, -der: wir Deutschen? Ein« Zeit lang hat diese Frage viel Staub aufgewtrvelt, und wie ist sie entstanden? Bekanntlich ha^Bm- marck in -er denkwürdigen R«ichotag»fitzuNg vom S. SWtt 1888 den Ausspruch getan, bet dann auf ^dllos." «iMn,. MSn^ir, Gedenkblattern «s«^ «wsebracht worden ist. Mst Aezugeprei»: Durch unser« Boten frei in, Sau» monatlich ro Pfg. Bet der Seschästrstell« avgebblt monatlich <0 pfa. und wschentlich ,o Pf-. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich ,.ro Ml. — Durch den Briefträger frei in» Kau» vierteljährlich ,.,2 Mk. — Einzeln« Nummer io Pf». — Deutscher Postzeitung», kat-log. — Erscheint täglich in den Mittagrstunden, mit Ausnahme vqp Kauu- upd Feierten.