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tH^Kreitag, 1». IM 19V8. vi« 3« 3600 »IlluK »mn«n! Rr. 1S8 Dritter Jahrgang. ch und Anzeiger für das Erzgebirge - ver-iniwottlichei RcSatreur Fritz Rrnyolv zor »le Injeiure »«luniworitich; tval»«l Kruu » deiSe i» Äut. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittag» von 4—5 Uhr. — Telegramm-Adresse: Tageblatt Aue. — Fernsprecher vi. Für unverlangt «ingesandt« Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Druck und Verlag Gebrüder Beuthner (Inh.: Paul Beuthner) in Au». Bezugspreis: Durch unser« Boten srei in» Hau, monatlich so psg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich »o psg. und wSchrntlich <0 psg. — Bet der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich ,.so Mk. — Durch den Briefträger srei ins Kau, vierteljährlich t.yr Mk. — Einzeln» Nummer <o psg. — Deutscher Postzeitungs katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Annahme von Anzeigen bi» spätestensUhr vormittag». Für Ausnahme von größeren Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn sie am Tage vorher bei »ns etngehen. Insertionspreis: Vie fiebengespaltene Korpuszeile oder deren Raum ,o psg., Reklamen 25 Psg. Bei größeren Aufträgen entsprechender Rabatt. Viese Nttinrnev «nrfatzt S Feiten Das Wichtigste vom Lage. Die Meldung von einer bevorstehenden Zusa in menkunft Tittonis mit Frhrn. o. Aehrenthal wird bestätigt. Der P a p st empfing gestern den preußischen Ge sandten D r. v. Mühlberg. * König Eduard wird die Mitglieder des allgemeinen Friedenskongresses am 27. Juli empfangen. * Die Ausgaben für die marokkanische Expedition beziffern sich für Frankreich seit I. Januar I9Ö8 auf 30 Millionen. Während der Unruhen in Paraguay sind nach einer Meldung aus Asuncion deutsche Reich Sange hörige un verletzt geblieben. Die Privatangeftellterr. Ihre Lage und ihre Ausfichten. Durch die gewaltige Betriebsvergrößerung unü Betriedskonzentration in den verschiedensten Erwerbszweigen, im Bank- und Versicherungswesen, in der Industrie, im Trans portgewerbe, in der Schiffahrt und im Großhandel ist eine große Vermehrung der Privatangestellten herbeigeführt worden. Waren nach der Berufszählung vom Jahre 1882 kaum eine Halde Million Privatangestellte der mannigfachsten Art in Deutschland tätig, so betrug ihre Zahl nach der Berufszählung vom Jahre 1895 bereits eine Million, und seit dieser Zeit ist ihre Vermehrung in noch weit stärkerem Umfange vorgeschritten. Bestand früher noch für die meisten die Aussicht, später selbst ständig zu werden, so daß die Tätigkeit als Privatangestellter in Handel und Verkehr, als technischer, kaufmännischer oder sonstiger Privatangestellter nur eine Zwischenstufe in dem Werdegang zum selbständigen Unternehmer war, so tritt heute diese Möglichkeit immer mehr zurück. Wie infolgedessen die Arbeitsverhältnisse der privaten Angestellten mehr den Verhältnissen der Industrie arbeiter gleichkommen, so wächst auch das Bedürfnis zum Zu sammenschluß, zur Wahrung der Berufsinter essen und der Sicherst ellung der gesamten Exi stenzbedingungen. Nach einer Zusammenstellung gehören den in Deutschland bestehenden Privatangestlltenver- einigungen bereits 681 400 Mitglieder an. Am größten war die Mitgliederzahl in den kaufmännischen Verbänden; auf diese Organisationen kamen rund 460 000 Mitglieder. Den Verbänden technischer Angestellter gehören 99 000 Mitglieder an, in den ver schiedenen Organisationen der Bureauangestellten waren 11500 Personen zusammengeschloffen, und die Verbände der landwirt schaftlichen Angestellten waren 10 400 Mitglieder stark. Außer dem waren noch verschiedene andere Verbände mit zusammen rund 100 000 Mitgliedern zu verzeichnen. ^-*So o e r-pih fedenartig die Privatangestellten nach Her kommen, Bildung, Vefuf'untz l"'i"'er Stellung sind, so verschie denartig sind auch die GehäVr-<.G-^»tevÜi; recht ansehnlichen Gehältern finden wir auch sehr niedrige Entlohnungen. - Werden diese niedrigsten Gehälter' auch meist den ganz jungen Leute»' bezahlt, die noch nicht als voll leistungsfähig angesehen werden können, so zeigt sich doch auch im allgemeinen, daß die Gehälter der Privatangestellten noch wenig einheitlich sind, viel weniger einheitlich als bei den Arbeitern, denen die Tarif verträge bereits in großem Maßstab« eine gewisse Gleich artigkeit in der Entlohnung zusichern. Auch bezüglich der Ge halt s a u s b esse rungen haben die Privatangestellten in den letzten Jahren schlechter abgeschnitten als die Arbeiter. Konnten die Arbeiter so gut wie überall höhere Löhne durchsetzen, so war dies bei den Privatangestellten in weit geringerem Maße der Fall. Zwar haben viele Arbeitgeber auch den Privatange stellten die Löhne erhöht oder Teuerungszulagen gewährt, aber allgemein sind solche Gehaltsaufbesserungen keineswegs zugestan den worden. Von den einzelnen Zweigen dürften noch immer die tech nischen Ange st eilten die besten Aussichten haben: wenn in wirtschaftlich ruhigen Zeiten auch für die technischen Betriebe teilweise geringere Aufträge einlaufen, so werden aber auch teilweise gerade in ruhigen Zeiten technische Neuerungen einge- führt, die Arbeit bringen. Für die Elektrotechniker be sonders stehen noch ganz gewaltige Aufgaben bevor. Sind in den beiden letzten Jahrzehnten die elektrischen Kleinbahnen an gelegt worden, so ist im nächsten Jahrzehnt die Elektrisierung der Vollbahnen zu erwarten. Auch im Automobilbau wird nach lleberwindung der jetzigen Schwierigkeiten wieder mit einer flotten Tätigkeit und damit mit einem größeren Bedarf an technisch vorgebildeten Kräften zu rechnen sein. Denn selbst wenn das LUMsautomobil nicht mehr so häufig gekauft wird, so findet doch das Lastautomobil eine immer weitere Verwen dung. Als sehr ungünstig sind die Verhältnisse meistenteils bei de» Schreibern anzusehen: zwar erhalten die Schreiber un schwer Stellungen, aber die an sie gezahlten Löhne sind fast immer ganz außerordentlich niedrig. Kaum geringer dürfte der Bedarf an Privatangestellten im Bank- und Versiche rungswesen werden. Wie die private Versicherung der ver schiedenen Zweige eine immer größere Bedeutung gewinnt, so wird auch der Verkehr in den Banken von immer größerer Wich tigkeit. Als Folge des neuen Vörsengesetzes wird sogar erwartet, daß die Zahl der Privatbankiers wieder zunimmt, und daß damit auch die Zahl der bei privaten Bankiers angestellten Bankbeamten wieder größer wird. Ganz außerordentlich unsicher liegen die Verhältnisse für die kaufmännische» Angestellten. Hier sind im letzten Jahrzehnt außerordentlich viel junge Leute in den Beruf ein getreten, die keine ordentliche Ausbildung erfahren haben, und die nur in den untersten Stellungen zu gebrauchen sind. Be anspruchen diese Leute dann mit zunehmendem Alter höhere Ge hälter, so werden viele von ihnen stellungslos werden, weil zu den höheren Gehältern bessere Arbeitskräfte zu haben sind. Von großem Einfluß auf die weitere Entwickelung wird auch die gesamte Gestaltung des wirtschaftlichen Lebens werden. Eine gute Zukunft dürfte noch für die landwirtschaftlichen Angestellten bestehen, denn je mehr die Landwirtschaft nach industriellen Grundsätzen betrieben wird, desto größer wird auch der Bedarf an landwirtschaftlichen Betriebs- und Verwaltungs beamten. Durch die in Aussicht genommene Privatbeamten versicherung sollen die Existenzbedingungen der Privatangr- Äl"en allgemein etwas mehr gesichert werden. Hoffentlich kommt mün - diesem Gebiete bald zu praktischen Erfolgen. " "'»gs . - Der Euleuvurg-Krozetz. Ueber den gestrigen Verhandlungstag gebest" Darstellung eines Gerichtsberichterstatters wieder: Berlin, 9. Juli. Der Angeklagte sieht heute derart schlecht au», daß dis Aerzte befürchten, er werde die ganze Verhandlung nicht mehr aushalten. Der Vorsitzende teilte mit, daß mit Rücksicht auf den Gesundheitszustand des Angeklagten am Sonnabend die Sitzung ausfallen werde. Bei dem Zeugenaufruf ließ der Vorsitzende den Ge richtsberichte! st akter mit in den Saal kommen, um eine von ihm abzugebende Erklärung mit anzuhören und weiterzugeben. Er erklärte dann, er weise die Angriffe der Presse zurück, daß er den Angeklagten, weil er ein Fürst sei, anders behandele, als andere Angeklagte. Vor Gericht seien all« Menschen gleich. Es werde lediglich auf den schlechten Gesund heitszustand des Angeklagten Rücksicht genommen. Zeuge Fischer Ernst ersuchte dann, entlassen zu werden; er habe alles gesagt, was er wisse. Weiteres könne er nicht sagen. Er fühle sich aber so krank, daß er für seine Gesundheit fürchte. Der Oberstaatsanwalt bemerkte, daß der Zeuge nicht entlassen werden könne. Er werde aber vor Montag nicht wieder vernommen werden und solle sich bis dahin in einem hiesigen Hotel ärztlich behandeln lassen. Oberstaatsanwalt Zsenbiel sagt weiter: Ich habe das tiefste Mitleid mit den seelischen Qua len des Zeugen Ernst und bedaure es sehr lebhaft, daß Ernst in einer ganz unbegründeten Furcht lebt, wir wollten ihm hier etwas tun; ich halte die Anwesenheit des Ernst für unbedingt er forderlich und erkläre hier, daß ich mich nur dann mit der Ent lassung des Zeugen einverstanden erklären kann, wenn der Herr Angeklagte jetzt zugeben sollte, daß alles wahr ist, was Ernst hier gesagt hat. Wenn Ernst nach Starnberg fährt und uns von dort vielleicht ein Attest einschickt, daß er nicht mehr vor Gericht erscheinen kann, so haben wir hier umsonst gearbeitet und die Sache muß vertagt werden. — Der Angeklagte bemerkte hierzu kein Wort. Die Verteidiger erklären, daß sie an der weiteren Vernehmung des Zeugen Ernst kein Interesse hätten. Medi zinalrat Dr. Hoffmann wurde beauftragt, eine körperliche Untersuchung des Zeugen sofort in einem Zimmer des Gerichtsgebäudes vorzunehmen. Er stellte eine mäßige Beschleunigung der Herztätigkeit fest; die Hauptursache seines schlechten körperlichen Befindens sei die seeli sche Aufregung des Zeugen und seine Sehnsucht nach seiner Heimat und seinen Kindern. Zeuge Ernst unterbreitete dann nochmals ein schriftliches Entlassungsgesuch dem Vor sitzenden. — Ehe die Zeugen den Sitzungssaal verließen, trat -osrat Kistler Der Kampf gegen die Hitze. (Ein belehrender Beitrag zur Sommerhygiene.) Von Adalbert Plotow. Kaum bevorzugt die liebe Sonne wieder die nördliche Erd hälfte mit der belebenden Zauberkraft ihrer Strahlen, da wird sie jubelnd in Tönen und Versen allenthalben begrüßt und ge priesen; doch sobald der Wonnemonat vorüber, da verwan deln sich die Mailieder in zuweilen nur allzu prosaisch ge faßte Klagen über den lästigen Ueberschuß dieser billigen Wärmequelle. Die Undankbaren! Sie denken nicht an das Sprichwort: Wo die Sonne hinkommt, kommt derArztnicht hin! und haben schon wieder vergessen, wie teuer sie das Surrogat Kohle bezahlen mußten — bloß für die 15 Grad Celsius, die ihnen den Zimmeraufenhalt wenigstens erträglich machten. Obwohl aber uns Erdbewohner nur ein erstaunlich winziger Bruchteil, von jmem imc.ehcucmi Wärmeflutei', trifft, die dieser Glutball in die eisigkalte Nacht des Weltraums entsendet, so ist dennoch die Wärmewirkung aus den mensch lichen Organismus so bedeutend, daß selbst die Eingeborenen der Tropenzone mit Vorsicht den unmittelbaren Wechsel von Licht und Schatten meiden, während gar der Europäer dem töl- lichen Sonnenstich verfällt, wenn er es wagt, nur wenige Minu ten unbedeckten Körpers sich der scheitclrechten Aequatorsonne auszusetzen. Wenn wir nach der Ursache des Unbehagens fragen, das die Teufelshitze verursacht, so ist diese nicht ewa bloß in einer einfachen geseigerten Wärmeempfindung zu suchen, sondern eigentlich in einer mehr oder minder hervorgerufenen Störung im Arbeitsorganismus des Körpers selbst. Die Mittel, die wir gegen Vie Plagen der Sonnenhitze anwenden, können zum Teil innerlich« sein, d. h. solche, die den Stoffwechsel beeinflußen, teil, äußerliche. Von den ersteren ist der nächstliegend- Fall, ein Uebermaß von Schweißabsonderung zu mindern. Der mensch liche Körper scheidet aus seinem Blute täglich eine erstaunliche Waffermenge durch Lungen- und Hautatmung aus; dazu kommt noch der Hauptteil Wasser, den die Niere durch die Harnwege ausscheidet. Mit der ausgeatmeten verbrauchten Luftart gibt die Lunge täglich eine Waffermenge von zwei Fünftel Liter ab, fast das Doppelte aber tritt durch die Poren der Haut aus, ein Verhältnis, das als besondere Eigenart der Pflanzenfresser zu betrachten ist. Die Wechselbeziehung in der Tätigkeit der regulierten Wasserabscheidung aus dem Blut, die zwischen Haut und Nieren besteht, beobachten wir deutlich im Winter; die Schweißabsonderung ist erheblich vermindert, weshalb Vie Tätigkeit des Harnapparates in auffälliger Weise gesteigert wird. An der Oberfläche der Haut wird die ausgeschiedene Waffermenge durch die Körperwärme, Luftwärme und zuweilen durch Luftzug rasch verdunstet und entweicht als Wafferdampf. Ist aber die Luft mit Feuchtigkeit gesättigt, so daß sie ohne Temperaturerhöhung keinen Wafferdampf mehr aufzunehmen vermag, so muß sich der austretende Wafferdampf zu Schweiß tröpfchen verdichten, so daß die Hautoberfläche sich damit gleich sam betaut. Das gleiche ist der Fall, wenn durch gesteigerte Arbeitsleistung des Körpers die Wafferabscheidung rascher er folgt, als die Verdunstung möglich ist. Wir schwitzen also (ver zeihen Sie den salonwidrlgen Ausdruck!), bei gletchhoher Tem peratur in feuchter Luft rascher und mehr als in trockener. Wie schädlich ist doch der Einfluß gerade der heiß feucht en Tropenluft auf den Europäer! In der regulierten Verdunstung des Schweißes liegt indeß zugleich ein sehr gutes Mittel angenehmer Abkühlung, das freilich stets mit Vorsicht gehandhabt werden muß. Wir haben es gewiß an uns selbst schon erfahren, daß Verdunstung Kälte erzeugt; wenn wir z. B. starken Weingeist oder Aether über die Hand verschütteten. Da durch die bewegte Luft (Wind) diese Verdunstung befördert wird, so kennen wir vcn Alters her den Gebrauch des Fächers, der uns natürlich kein« kühlere Luft zuführt, wie manche meinen. Zur ordnungsge mäßen Regulierung des erwähnten Gasaustausches durch die Haut müssen selbstverständlich die Poren genügend durchlässig sein; diesem Zwecke entspricht nur der wiederholte Gebrauch eines genügend warmen Bades, etwa 26 Grad Celsius, mit Anwendung von Seife, wodurch das die Hautdrüsen verstopfenoe Fett schmilzt. Ein solches Bad, sagte einmal ein Hygieniker trefflich, bedeutet für die Haut und Nerven einen Festtag! Es empfiehlt sich sehr, die Hautatmung durch richtige Anwendung von Luftbädern zu steigern, wodurch die Lungen in ihrer Tätig keit eine vorteilhafte, wenn auch nur geringe, Entlastung erfahren. — Selbstredend muß zur Aufrechterhaltung der Haut atmung selbst die dünnste Kleidung au» einem auch wirklich luft durchlässigen Stoff bestehen. Für schweißtreibende Touren taugen selbst mit Luftlöchern versehene Gummimäntel nichts. Eine noch unangenehmer« Folg« der Hitze als die ver mehrte Schweißabsonderung ist der Dämon: Durst! Der Be griff Durst läßt eine doppelte Auffassung zu. Wir unterscheiden vor allem den eigentlichen, physiologischen Durst. Dieser ist das naturnotwendige Bedürfnis, einen Mangel des Körpers an ge nügendem Wasser zu ersetzen. Das Wasser im Körper ver mittelt den Transport der darin gelösten Stoffe und deren wich tigste Umsetzung. Die Tatsache, daß die Waffermenge des Kör pers über zwei Drittel seines Gewichtes beträgt, läßt uns dessen Aufgabe wichtig genug erscheinen. Sobald nun der Körper durch Schweißabsonderung zuviel Wasser verliert, ist ein Ersatz des- selbe^dringend geboten und der Anzeiger hierfür ist der Durst. Durck^sehr anstrengende Arbeitsleistungen, Märsche u. ä, die in großer Hitze ausgeführt werden, kann infolge bedeutender Wasser armut des Blutes eine bedenkliche Verdickung desselben eintreten und einen Zustand höchster Erschöpfung Hervorrufen, den wir als Hitzschlag bezeichnen. Viele verwechseln diese Erscheinung mit dem Sonnenstich, welch' letzterer als Ursache die schwer schädigende Einwirkung zu hoher Temperatur speziell auf Gehirn