Volltext Seite (XML)
Mittwoch. LS. Februar 1«1>. llttv «ovo udwn Anmtn *r LL Sechster 8«hrgäng. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge o«an^«ch^ mtt der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. ^. o^» _. _ z»k die Ins«»» v«,antwortlich: > Ur»,». Lpnchsitmd» der R-dattiov mit Ns»nahm« d« Konntog« nachmittag» von «—» Uhr. — IeIegrmnm<Ndr«ffei la-rtla« Buerrzgebtrge. — F«nfpr»ch« 53. tz, Az,, ErMb. v»id« in Ao« i. Lrzg.b. Für snv«langt ringrsandt« Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. 8«zsa»prei»r Durch nnsere Boten frei in» Sau» monatlich sovfg. Bet der Geschäftsstelle abgebolt monatlich 40 pfg. I Insertion,preis: Die fiebengespaltrne Aorpu»zeile oder deren Raum für Inserat« au» Rue und den Vrtschaften d« und wöchentlich 10 pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich < .sa Mk., monatlich so Pfg. - Durch I Nmtshauptmannschast Schwarzenberg »o pfg., sonst tS Pfa. Reklamepetitzeile rs pfg. Bet größeren Bbschlüffen ent- den Briefträger frei in» hau, vierteljährlich s.gr Mk» monatlich 54 pfg — Einzelne Nummer 10 Pfg. Deutsche 1 l achender Rabatt. Nnnahme non Anzeigen b>» spätesten» Uhr vormittag». Für Aufnahme von gr-ßeren PoU«itung»katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden mH Nu»n hme nm nn > , >>- ,e, - »-"O-mmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn fie am Tag« vorh« bet »n» ttngehen. »lese Nrwwtr »g» t Zeiten Da- Wichtigste vom Lage. Die bayrisch« Regierung erteilt« da» Plag «t zu de« päpstlichen Dekret vom 20. August v. I. über die administrativ« L mt«ent hebungvon Pfarrern Mk Infolge de» Einmärsche» russischer und englisch«, Truppen in Tibet wächst in Ehina die Erregung Zwei Divisionen wurden mobilgemacht, um nötigenfall» sofort an die Grenze abmarschteren zu können. Zwischen der LürkeiundBulgorien wurde ern Handel«, Provisorium abgeschlossen, dem am 1. Oktober «in Handelsvertrag folgen soll. ätz D>r Antwort Lhtna» auf die r u s s t s ch e N 0 t e ist nun mehr dem russischen Gesandten tn Peking ringe- händigt worden. Der Inhalt ist, wie verlaute«, d e. s r i e 0 i g e n d. Die deutsche «audwirtschaft. >0» Alljährlich im Februar tragen di« Straßen der Reichs hauptstadt «in« etwa» veränderte Physiognomie: Man steht zahl reiche robuste Leute mit Kleidung meist nicht gerade nach der neuesten Mode, und schon auf zehn Schritt«» sicht man in dem Herannahenden den Landwirt, mag er nun Großgrundbesitzer oder Bauer sein. Di« landwirtschaftlich« Woche ist dal Freilich handelt es sich jetzt nicht mehr um «ine einzig« Woche, denn di« Zahl der landwirtschaftlichen Kongresse hat ungemein -»genom men. Eine große Zahl von Körperschaft«» hält ihr« Jahr«««» sammlung in Berlin ab, wobei Erfahrung«» ausgetauscht und Belehrungen über wichtige Neuerungen entg«geng«nommen wer den. Am -weitesten bekannt von diese» Veranstaltungen ist di« Generalversammlung de» Bunde» der Landwirte, die agrarische Heerschau, wie man ste auch nennt. Luch der Gegner wird zugeben müssen, daß diese Bereinigung eine imposante Macht darstellt und durch ihr «nergtsche, Auftreten viel erreicht hat. Immerhin tragen die Versammlungen heutzutage ein et was andere» Gepräge, al» in den neunziger Jahren. Damal, gab es stürmische Versammlungen, heute geht es im großen und Frauen im — virtschmnck. Nachdru« «rd-t»». Wsi« unteren 20. ds«. Mt». au» Posen berichtet wird, wurde in Semritz bei Schwerin a. W. die achtjährige Toch. ter eine« Arbeiter», die einen vollkommen ausgebildeten VollLart trägt, für ein Berliner Unternehmen engagiert, um sich dort zur Schau zu stellen. Die Eltern erhalten dafür äö00 Mark. Das Mädchen ist sehr kräftig gebaut und wurde in früheren Jahren ständig rasiert. Zwei Geschwister de» Mädchens find in ihrem Au»sehen durch«»» normal. Auf einer der »um japanischen Kaiserreiche gehörigen, von un- zivilsterten Bölkerschaften bewohnten Inseln tragen di« Frauen lange Schnurrbärte. Nur Kunstprodutt« allerding» — denn di« dem Manne gebührende Zier wird von den Schönen mit einem tiefschwarzen Farbstoff aus da« gelblichbraun« Antlitz aufgetra gen. Aber jedenfall» sicht man Hiera«» wieder deutlich, daß die Geschmäcker verschieden find, denn wir Rordeuropä« finden b«bartet« Damen höchsten» interessant, nie «Ser hübsch. — Lar Südländer, — so der Italiener — betrachtet den Flaum auf der Oberlippe d«r Geliebten «benfall» mit günstigeren Lugen, gilt er ihm doch al» Zeichen feurig«» Temperament». Immerhin heißt m> aber auch jenseit» der Alpen: «a, zuviel fft, ist zu viel. . . . Frauen mit wirklichen, sozusagen au »gewachsenen Bärten fall es wie der berühmte Arzt Hstppokvatm berichtet, schon zu seiner Zeit gegdden hoben. Ja, « nennt die holden Wesen sogar bet Namen. Rhätusa, die älteste Tochter eine» Palastbeamten, trug «inen Vollbart und besaß «tn« energisch, Sinnmart, «ährend Namista, ein zarte» Mpdchen, sich mit einem kräftig entwickelten Schnurrbart begnügen mußt». Beneiden», wert aber waren dich« Vertreterinnen de» weibltchmr Geschlech te« in kein« weise —« wichen ihnen doch nach der Luchag» dq» Mediziner» au» dem Altertum di« jungen Minner scheu au» ... DwglÄchen ist w ein« historische Tatsache, daß auf der Insel ganzen Acht ruhig zu. Die Zeit«» haben sich geändert, der Land wirtschaft geht «» heut« bedeutend bester, di« wirtschaftliche Ge setzgebung hat Bahnen «ingeschlagen Hi« der Landwirtschaft gegen früher blutende Vorteile brachten. Handelt «» sich bei der Generalversammlung de» Landwirts bunde» mehr um ein« Demonstration der Landwirt«, die «inen politischen Beigeschmack trägt, so tagten oder tagen noch verschiedene andere landwirtschaftlich« Körperschaften, deren Verhandlungen rein sachlicher Natur find uiG bei denen Fragen der gesamten Volkswirtschaft mit einer Sachkunde und Gründ lichkeit erörtert werden, di« reichen Segen Mr die Allgemeinheit bringen müssen. Es sei nur an di« Sitzung de» preußischen Land sökonomiekollegium» und des Deutschen Landwirtschaftsrate» erinnert. Hier werden Fragen, wie Verschuldung und Mobilisierung de» ländlichen Grundbesitze», Landflucht, Leutenot, inner« Kolonisation u. a. m. von nam haften Fachgelehrten und Sachverständigen eingehend erörtert. E» handelt sich hierbei keineswegs um graue Theorie, sondern von dieser Seit« ist auch «in« ganz« Reihe von Vorschlägen au» gegangen, die zum Teil in di« Praxi» mngesetzt worden find, oder deren Verwirklichung in naher Ausficht steht. Auf dem Ge biete der Entschuldung des Grundbesitzes hat der Generaldirek tor der Ostpreußtschen Landschaft vorbildlich gear- beitet und «in weiifichtige» Programm ausgestellt. E» handelt sich um den Weg der Selbsthilfe, und der Oßpreußischen Land schaft ist es nach den Plänen Dr. Kopp» bereit, möglich gewesen, den Entschuldtgungsprozeß «inzuletten und «in« erweiterte Kre ditgewährung tn den Dienst der Schuldentilgung zu stellen, um di« teueren kündbaren Privathypotheken durch billiger«, unkünd bare Landschastedarlehen zu ersetzen. Auch «in« Lebenmerfiche- rung»anstalt wird von der Ostpreußifchrn Landschaft betrieben. Eine andere wichtig« Frag«, welche die Kreis« der Landwirtschaft bewegt, ist dH der Landflucht und Leutenot, di« man auf dem Wege der Inneren Kolonisation abzuhelfen hofft. Zn dieser Hin sicht «rill man jetzt energisch vorgchen, wie Herr von Veth mann Hollweg in seiner auf dem Festmahle de» Deutschen Landwirt- schaftirate» gehaltenen Rede angÄündigt hat. Durch Ansiedlung unter günstigen Bedingungen hofft man, die Leute an die Scholl, zu fisteln. Bon weitgehender Bedeutung ist auch di« Frage der Urbarmachung der weiten Moor- uNd Hetdeflachen, an di« inan wohl jetzt in «chöhtem Maße -erantreten wird. Zeigt doch auch der Kaiser Mr diese, Thema, wie sein kleiner scherzhafter Vortrag dokumentierte, da« lebhafteste Interest« und es darf daher ang«. nommen werden, daß auch diese Frage jetzt reger tn Fluß kom- men wird. Nach alledem ist anzunehm«n, daß, wenn nicht unvor hergesehene Zwischenfälle etntreten, di« gute Periode für die deut- sch« Landwirtschaft anhält. Politische Tagesschau. An«. 22 Februar. R«ich»j»fti,,tat. N Im Reichstag« hatten gestern sicher einmal die Juristen da» Wort, und diese Herren machen e» bekanntlich meist recht gründlich So kam der Zentrum»abg*ordittt« Belzer mit «in«m längeren Wunschzettel, aus dem an erster Stelle die Bekämpfung der Pornographi« und der Schundliteratur stand. Dann sprach er von der Weltfremdheit der Richter und ging im Anschluß an die Behandlung, die man d«r ehemaligen Frau von Schönebeck im Allenstetner Prozeß hatte zuteil werden lasten, darauf «in, wi« man höherstehende Leute anscheinend mit Glacehandschuhen anfast«. Auch die Herren Psychiater sind dem Herrn sozusagen «tn Greuel, da j«de unmoralisch« Handlung h«ut« al» Folge einer besonderen Beranlagung gälte. Auch Über den Stand der Ding« im Falle Eulenburg verlangte RKner Au»kunst. Von denselben Gedanken, aber in der Form Lei wei tem schärfer, ging der Genosse Frank au», der von der Kl assen« justtz sprach und auch gegen di« 'Maßregelung der Jugend organisationen protestiert«. Der Staatssekretär ging hauptsäch lich auf dir Ausführungen de» Z«ntrum»redn«r» «in und teilt« mit, daß wegen der Pornographie und der Schundliteratur inter national, Verhandlungen schwebten. Mt dem Auftreten de» Gericht, im Falle Schönebeck-WM» erklärt sich Herr Li»ko nicht ganz einverstanden; zu der äNdtren angeschnittenen Eans« Telebr» teilt der Staatssekretär mit, daß Fürst Eulenburg -wieder im Ja nuar untersucht und Mr Verhandlung»unfähig befunden wor den sei. Auf «in« Anfrage de, R«ich»part«il»r» vahren-orp be merkt man vom Regierungstisch«, daß «in bereit» firtiggestellter Entwurf über die Reform der Zeugen- und Sachverständigen gebühren mit Rückficht auf die Finanzlage zurückgesfillt sei. Sehr ausführlich behandelte dann unter scharfer Polemik gegen da» Gretfiwaäer Urteil der Fortschrittler Ablach denFall Beck er, während der Württemberger Roch vom der wirtschaftlichen Ber einigung sich gegen die Ausschlachtung diese» Falles wandte, so lange di« Sache noch vor Gericht schwebe. Nachdem noch der Staatssekretär auf einige kleinere Forderungen eingegangen war, vertagte da» Hau» die Weiterberatung auf heut«. * Ein« gemeinverständlich« Darstellung d«r Netchefinanz- resonn. Im preußischen Herrenhause ist vom Gräfin Mirbach- Sorquitem der Antrag eingebracht worden, die preußisch« Staats regierung zu ersuchen, in geeigneten, insbesondere kleineren Or ganen «ine offizielle, gemeinverständliche Darstellung de» In halts der Reichsfinanzreform von 1S0S sowie der durch di« Steuer sätze bedingten Preiserhöhungen im G«bt«t« der Kon Eypern «in« bärtige Freigelassene gelebt hat, die wegen ihrer Klugheit ein große, Ansehen genoß und sogar von den Staat», männern hin mck «ied«r tn politischen Dingen um Rat befragt worden sein soll. In da, Gebiet der Mythologie indessen gehört der Kult einer im Gesicht behaarten Benu» auf dem nämlichen Eiland, sowie einer ebensolchen Fortuna im heutigen Kalabrien. Di« Priesterinnen der Minerva wurden (nach der Ueberltefe- rung de» Pltntu») von den Göttern ganz besonder, in Schutz ge- nommen: sobald sich ihnen ein Mann in unehrerbietiger Weist näherte, sproß ihnen «in stachliger Bart am Kinn. Auch Papst Gregor der Große kennt ein Bartwunder und führt es in seinen Dialogen an: Frau Gala beklagt« Tag und Nacht den Tod ihre» Gatten. Kein Zuspruch vermochte fie zu trösten. Ihre Zähren flössen in Strömen, di« Wsmgen ahn' Unterlaß badend, und, sieh«, ihr Antlitz bekleidete sich mit einem bartähnlichen Flaum.. In den H«ilig»nkegend«n wird häufig von frommen Mädchen erzählt, di« di« gebendett« Jungfrau Maria durch «inen Bart unkenntlich macht«, so daß der Verfolger vergeblich nach ihnen sucht«; und di» h«Uig« Kummernuß, di« Patrotnin der Glmden und Bedrängten, wurde von den Mvlern de» Mittel alter, m«ist bärtig darg«ft,llt; di« Kirchenväter geben un, die Erklärung Mr dies» Tauache: Da, jung, Mädchen sollt« auf Ge heiß seine» heidnischen Vater», «in« mächtigen König», zur Eh« gezwungen werden.. Um dem verhaßten Schicksal« zu «ntgehen, bat di« Aermst« tn heißem Gebet um einen Bart. Der Himmel «füllt« ihr dt«s«n Wunsch — und d«r unwillkommen« Freier v«r- zichtM aus di« Heirat. Im Mittelalter hat«» «in« ganze Reih« von Angehörigen de» weiblichen Geschficht» gegeben, di« mit Bärten geschmückt waren. 1A» besaß di« Stadt Nantes ein solche» Phänomen tn der Mftdam« Grandid, «elche Dam« Übri. gen» entschieden irgendwelche Eigenschaften gehabt haben muß, die diefi Naturwidrigkett tn den Hintergrund drängten, denn -sei adlig« Herren bgoarben sich eifrigst um ihre Gunst und dmllierten sich schließlich sogar, al» dfi Geliebte sich nicht ent- scheiden konnte. — Ein« ungemütliche Schöne lernen wir in der polnischen Amazon« Rusinowska kennen. Ste focht in Mannes tracht auf Setten der Aufständischen gegen die Regierung, g«ri«t «Mer unglücklicherweise tn die Hände ihrer Feinde. Zunächst wollte man «egen ihres wirklichen, starken Schnurrbart» gar nicht glauben, daß sie ein Weib fit; später wurde si« mit den übrigen Gefangenen vor da» Gericht gestellt und — im Jahr« 1505 — auf Befehl des polnischen Reichstag» enthauptet. — Im Lande Tirol keimten schon im jugendlichen Alter der tagend- samen Mari« Zyrbelt starke Barthaar« aus der Oberlippe. Der Geistliche de» Orte» versuchte mit frommen Sprüchen dem teuf lischen Zauber zu begegnen -- erfolglos leider, denn 1589 ver fügte di« Siebenzchnjährtge über einen zwei Fuß langen Kinn- bart, weh sich der Hauptmann (der Söldner) ntt rühmen kunnt, rote der Chronist Peter Lipfiu» boshaft klatscht. — Im Gefolge de» kühnen Schwedenkönig» Karl XU. befand sich ein« Frau, deren Bart 1H Ellen maß. Eie gefiel dem Helden vornehmlich des- wegen, weil si«, ohn« mit der Wimper zu gucken, im heftigsten Kugelregen standhielt. 1709 wurde ste von den Rusten ergriffen und nach Sibirien transportiert; der dortig« Gouverneur sorgt, aber bald dafür, daß ste nach Ms-Mu kam, wo p« Maar Zutritt zum Hof» ««hielt. Al» st« eine» Tage» wegen ihr« Barte» von «tnem Kaoali«r «tn« spöttische Bemerkung hört«, forderte fie kurzentschlssten den Taktlosen und verabreicht« ihm zmn Ergötzen de« Zaren «in«n derben Denkzettel in Gestatt «ine» Säbelhiebe» über den Lästermund. — Im Stuttgarter Museum hängt da» Porträt einer gewisfen varteld Grate, di« mit 27 Jahren «inen stattlichen Vollbart ihr eigen nannte. In der Bibliothek zu St. Elisabeth tn Breslau wird auf Wunsch da» Bildnis» «in« Weibe» «zeigt, dessen Bart d«n Urkunden zufolge die Läng« «tn«r Bra bant« Elle gehübt hat. Und da» Pradomufeum (Madrid) besitzt «tn kleine, Oelgemtld« «in« unbekannten Meist««, da» »inen schnurrigen Vorgang wtdergibt: Gin alter Zweig («tn Hofnarr vermutltch) b«t«u«rt kniend mit unsagbar komischem Mi«nen- spielt sein« Lieb« einer verschämt blickenden bärtigen Dam«, welch« grotwfi Szene im Hintergrund« fttrnrunzelnd ei« frommer Jp