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Montag. 6. März 1V11. IM »00v »«»tti »mntti Rr. S4. EechSter Jahrgang. 5luer Tageblatt mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. Druck and vertag üe« vmcü- o. Vett«g«--«««0«<b«tt m» b. Sprrchstuud« drr Redaktion mit Auviahm, der Sonntag» nachmittag» van 4—» Uhr. — Lelrgrmmn-Adrrffri Tag^latt Auerrzgrblrge. — Frrnstrrcher »». Lrzged. Für unverlangt eingesandt» Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Sezug»pret»! Durch unser«Boten und wSchentlich >0 pfg. — Bei der l , ,, . > . . - . den Briefträger ftei in. Hau, vierteljährlich t.zr Mk., monatlich pfg. - Einzelne Nummer io pfg. — Deutsche» Postzettungrkatalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. er« Boten frei in. Hau, monatlich so 0fg. Bei der SrschLftrstell« abgeboltmonatlich -0 pfg. 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Lrzgeb. viel« Nu»»«' e rett« Das Wichtigste vom Lage Der Deutsche Handelstag und der Hansabund haben ein Abkommen über die Abgrenzung ihrer Ai- beitkgebiete, sowie über die aemeinsame Bear, beitung großer wirtschaftlicher und wirt schäftgpolitifcher Fragen abgeschlossen. Sine 1 Ueberseeflug führte der Leutnant Bague von den algerischen Schützen au». Sr flog im Aeroplan von Nizza bi» zur Insel Gorgona bei Ltverno und legte 209 Kilometer zurück. Derfranz»sischeMtnisterrat genehmigte end- gültig den Wortlaut der vom Ministerpräsidenten Morn» abgefaßte« Regierungserklärung. Präsident Taft glaubt, aß die außerordentliche Session de» ame ik mischen Kongreffe» kein« beson deren Störungen de» W r rts cha f t li ch en Leden« mit sich bringen werde. o Dar Kongreß der Vereinigten Staaten hat du Bor» läge für Errichtung eine» Denkmal» zur Erinnerung an die erste deutsche Ansiedelung in German, townangenommen. Volkszählung und Politik. 4« Nach der amtlichen Statistik über die Volkszählung im Deutschen Reich am 1. Dezember 1910 betrug die Eimvohner- zahl 64 896 881 Personen (gegen 60 641489 am 1. Dezember 1900). Die Einwohnerzahl Les Deutschen Reiches ist also innerhalb 10 Jahren um fast 9 Millionen gestiegen und von 1871 bi» heute um rund 25 Millionen. Danach nimmt da» Reich jetzt ziemlich regelmäßig jedes Jahr um beinahe eine Million zu. Aus ver schiedenen Gründen ist dieser stete Zuwachs gewiß höchst erfreu lich, zumal wenn man in Betracht zieht, daß diese Mehrung un- seres Volkes mit ein Ergebnis de» besseren allgemei nen Gesundheitsstandes ist, den wir einer vollkomme ¬ neren Hqgeni« in unserer Zeit zu verdanken haben. Nicht nur auf den bloßen Geburtenüberschuß, sondern auch auf die Minde rung früher Sterbefalle ist da« Ergebnis der starken Zunahme unsere» Dolles zurückzuführen und zum Teil auch darauf, daß di« Auswanderung nachgelassen hat. Mo aber kommt die Zunahme unsere» Volles am stärksten -um Ausdruck, in den Städten oder auf dem Land«? Da» ist ein« Frag« von großer Wich tigkeit für unsere ganze Wirtschaft». uNd Sozialpolitik. Diese Frag« ist bereist» durch di« Statistik klar und bestimmt beantwor- tet. Ls steht danach fest, daß aus dem Lande in dem Stande der Beövöllerung entweder Stagnation eingetreten oder ein Mick- gang zu verzeichnen ist. Nur die kleinen Städte mit gemischter Bevölkerung, hauptsächlich im Westen und Süden des Reiches, haben ein wenig zugenommen. Im übrigen aber darf man fest stellen, daßdergröhteTeilderZunahmedenGroß- und Mittelstädten -«kommt, nicht dem Landei Diese Tatsache beweist zugleich, daß Industrie, Han del und GewPtbe heute eine wesentlich andere Bedeutung haben al» noch vor 26 oder gar 40 Jahren, al« da» Deutsche Reich gegründet worden war. Damals war Deutschland noch mehr ein Agrar st aat, heute ist « mehr «in Industrie-, Handels- und Gewerbesiaat, in dem der landwirtschaftlichen Bevölkerung nicht mehr die Bedeutung zillommt, wie noch vor einigen Jahrzehnten. Mit dieser Feststellung soll die Wichtigkeit der Landwirtschaft für unsere nationale Entwicklung selbstverständlich nicht im ge ringsten herabgesetzt werden. Aber auf etzva» aperes wird durch das Ergebnis der jüngsten Volkszählung unsere Aufmerksamkeit gelenkt: aus di« Wirtschaftspolitik de» Deutschen Reiche». Ob. wohl die Landwirtschaft schon durch den Umstand, daß di« städti sche Bevölkerung und damit die Zahl der Konsumten landwirt schaftlicher Erzeugnisse wächst, eminent« Vorteil« genießt, indem sie höhere Preise verlangen kann, wird si0 noch von der Reiche regierung durch hohe Zölle, wie man ste zu Beginn der Schutzzoll. Sra kaum für möglich gehalten hätte, privilegiert. Auch in der Steuergesetzgebung ist der große und mittler« Grundbe sitz bevorrechtigt, so daß die Steuerkraft das Reiche« hauptsächlich in denStädt « n ruht. So bekannt diese Wahrheiten sind, so ist es doch von Nutzen, Lei Betrachtungen über da» Ergebnis der letz ten Volkszählung von neuem auf ste hinzuroeisen. Dis städtische Bevölkerung ist auch durch die Wahlge setze ,im Reiche wie in den einzeln«« Bundesstaaten, besonders in Preußen, benachteiligt. Auf etwa 100 000 Einwohner soll ein Reichstagsrbgeordneter kommen. Danach müßte Berlin minde sten» durch 20 Abgeordnete (statt durch 6) im Reichstag vertre ten aufmerksam geworden, di« vielleicht in technischer Hinsicht bester geeignet erscheint, zu dem gewünschten Ziele zu führen, al« di« nur im kleinsten Maßstab« durchgeführten Versuche Moiffan». Der Thenriker Dr. Han» Fleißner hat in den Schlacken der Hochöfen Körper aufgsfunden, dH feiner Ansicht nach zweifellos Diamanten darstellen. Di« Grundbedingungen zur Herstellung von Diamanten sind ja im Hochofen gegeben: Es finden sich in ihm große Masten flüssigen Eisens, und auch der Kohlenstoff ist in reichlicher Menge vorhanden. Er löst sich auch im Eisen, au» dem er sich aber meist in Form von Graphit wieder ausscheidet, wodurch das ganze Roheisen entsteht. Daß sich nun nicht nur im Eisen selbst, sondern auch in der Schlacke des Hochofens Diaman ten finden könnten, darauf ist bi» jetzt noch niemand verfallen. Di« Körper, die Meißner in der Hochofenschlacke auffand, zeigen genau die Kristallform des echten Diamanten. Sie bilden sog. Oktaeder. Allerdings sind ste von dunkler Farbe, aber bekannt- lich gibt«ja auch dunkle, ja sogar schwarze Diamanten, die sog. Larbonado», die zu technischen Zwecken der verschiedensten Art, insbesondere zur Herstellung von Gesteinsbohrern, zum Schleifen der echten Diamanten usw. Lenutzt werden, Dr. Fleißner hat die Verhältnisse, unter denen sich der Diamant in der Hochofen- schlacke bildet, näher untersucht und dabei gefunden, daß di« gün stigst« Temperatur Mr seine Bildung etwa 900—1000 Grad be trägt. Dies« Temperaturgrenzen liegen aber noch viel genauer al» in der Hofofenschlack« in «ine« anderen Schlackenart. nämlich in der der Bletöfen vor, in denen da« Blei aus seinen Erzen ausgefchmolzen wird. E, wird allo die nächst« Aufgabe sein, auch di« Bleischlöcken einer genauen Untersuchung auf das B-klam men von Diamanten zu unterziehen und Mittel und Weg« zu finden, um mit der Bildung dieser Schlack« zugleich di« von Dia- manten herbetzuMhren FN «» der Technik gelingen wird, diese» Ziel zu erreichen, muß di« Zukunft lehren. Immer größer und gewaltiger «erden die Dimension«» der Kriegeschtffe, und kaum ist «in solcher Dreadnought fertig, so entsteht schon ein neuer von nach bedeutenderen Abmessungen. Auch di« Zahl der Mannschaften, die auf diesen gewaltigen Kriegsschiffen untergebracht werden soll, ist in ständigem Steigen begrfffen, und Schiffe, di« «ine Besatzung von 1000 Mann und darüber führen, sind heut« schon kein« Seltenheit mehr. Aller. I Technische Rundschau. (Nachdruck «rdol-n.l X. (Künstlich« Diamanten im Hochofen und in der Bletschlack«. — Die elek. irischen Küchen der Dreadnought». — Schnelle uub billige Zubereitug» von Fleisch. — De« Tunnel zwischen zwei Flüffen. — Tine Vtiefensvrengung mit Dynamit. — Die sieben Kilometer lange Zündschnur. — Ein künstlichen Erdbeben. — Flugschisfe und drahtlose Telegraphie.) Ein Problem, mit dessen Lösung man sich schon seit langer Zeit beschäftigt, ist Las der Herstellung künstlicher Dia. manten. Im Grunde erscheint di« Sache sehr einfach: Der Dia, mant ist weiter nichts al« kristallisierter Kohlenstoff, also jener Körper, der uns in Form von Kohle, Ruß, Graphit usw. in un erschöpflicher Menge zur Verfügung sicht. Man braucht mithin nur diesen Kohlenstoff zum Kristallisieren zu bringen, um Dia manten zu erhalten. So einfach sich die» aichört, so schwierig ge staltet sich die Ausführung. Auch in der Natur ist einst, vor vie len Millionen von Jahren, Kohlenstoff au» irgendeinem Lösung», mittel au»kristalltfi«rt, und es sind so di« Diamanten entstanden. Welche» aber war diese» Lösungsmittel? Der französische The- miker Henri Moissan beobachtete schon im Jahr« 1898, daß Meteorstein«, di« au» ziemlich reinem Eisen bestanden, im In nern Diamanten eingeschloffen enthielten. Folglich mußte sich der Kohlenstoff, au» dem diese Diamanten bestanden, im Eisen de» Meteorsteins gelöst und daraus in Form von Kristallen wie- der abgeschieden haben. So löste denn Moiffan gleichfalls Koh. lenstoff in feurigffwffigem Eisen, das er in der Glut seines elek. Irischen Ofens -um Schmelzen gebracht hatte, und lieh ihn dar aus auskristallifieren. In der Tat entstanden kleine Diamanten, die aber so klein waren, daß man st« nur unt«r dem Mikroskop zu erkennen vermocht«, und deren Herstellungskosten ihren Wert bet weitem überstiegen. Da» war im Jahr« 1897. Seitdem hat man sich ununterbrochen bemüht, da, Motssanfche Verfahren zu ver- bessern, ohne daß ge bisher gelungen wäre, nennenswerte Fort schritt« zu erzielen. > So interessant der von Moiffan «tngeschla- gen« Weg auch in wissenschaftlicher Hinsicht fft, einen Erfolg im technischen Sinn hat «r nicht gebracht. Nun ist man in jüngst« Zett auf eine neu» Methode der Herstellung künstlich« Diaman- ten sein, München durch 6 (statt durch 2), Hamburg durch 10 (statt durch 3) usw. Mir« die städtische Bevölkerung entsprechend ihrer Zahl im Reichstag vertreten, dann säße im Reichstag schon längst keine konservativ-klerikale Mehrheit mehr, die Hochschutzzoll- Politik treibt und außerdem «ine Steuer- und Finanzpolitik zum Nachteil von Industrie, Handel und Gewerbe und der übrigen Bevölkerung. Mit der bloßen Feststellung der Zunahm« der deut schen Bevölkerung darf man sich aber nicht begnügen. E» muß darauf auch in unserer gesamten Wirtschaft», und Finanzpolitik Rücksicht genommen werden. So sicher es auch ist, dich einmal die Vorherrschaft des Großgrundbesitze» und der ihn vertretenden Re- akttonspartei «in Ende nehmen wird, so kann doch dieser Prozeß zum Segen der Gesamtheit beschleunigt werden. Mögen di« nächsten Rehchstagwahlen da» deutsche Boll auch in dies« Rich tung vorwärts bringen! Ein Extra-latt. Eine prgtnell« Wsung der slfaß-IotUringisch«» Verfassungsfrag« hat der verfass« eine» Extrablattes gefunden, da» in der Nacht -um Aschermittwoch in Straßburg verbreitet wurde und folgenden Wortlaut hat: Extrablatt. Di« Lösung der elsaß-lothringischen ver- 'ffassungsfrage. Berlin, 28. Februar 1911, 2 Uhr nachmittags. Reichstag und Bundesrat beschlossen heut« einstimmig folgend« Fassung des 8 1 des Berfaffungs-Sntwurs«: Die bisherigen Reichslande wer- den zum selbständigen Bundesstaat erhoben. Preußen wird in Elsaß.Lothringen «tnverleibt. Berlin, 28. Februar 1911, 4 Uhr nachmittag». Di« über raschende Wendung der elsaß-lothringischen Verfaffungsftag« be ruht dem Vernehm«» nach aus der «tichringlichen Fürsprache «i- ner heute in Berlin eingetroffenen Deputation unt« Führung des Straßburger» Eerger. Di« Begeisterung in Berlin und Preußen ist ungeheuer. Ueberall werden weiß-rote Fahnen aus- gesteckt. V Berlin, 28. Februar 1911, 7 Uhr abend». D« Jubel der Be völkerung ist unermeßlich. Ueberall ertönt der Ruf: Preußen - den Ersatz-LothringernI Liberal Fraternitä! Ejalitäl Im provisierte Musikkapellen spielen auf den Straßen: SamLre et Meuse. Ein Mann, welcher Unter den Linden den ,Hanr im Schnokeloch" vor sich hinpfiff, swurde von der Meng« auf di« Lings läßt sich selbst auf einem sehr großen Kriegsschiff« «in« der artige Menschenmenge nur dann unterbrtngen, wenn nach jeder Richtung hin aufs äußerste mit dem Platz gespart wird, wenn also all«», was unnötigen Raum einnimmt, wegfällt, und wenn di« unbedingt notwendigen Gegenstände so aufgestellt und ein gerichtet werden, daß der von chnen benötigte Raumbedarf auf. das Mindestmaß zurückgeht. Mi diesen Bestrebungen der Raum ersparnis hat sich nun gezeigt, daß di« Küche in ihr« bisherigen s Gestalt einen unverhältnismäßig großen Raum «innimmt. Nicht nur sie selchst benötigt mit ihren gewaltigen Kesseln und Kochvor- j richtungen, in! denen da» Essen Mr di« Mannschaften zubereitet < wird, ziemlich viel Platz, sondern es ist auch nötig, einen ver. hältnssmätzig großen Kohlenvorrat mitzuführen, der ausschließlich ( zur Beheizung der Kocheinrichtungen dient. Dies« Umstände. waren es, di« die amerikanisch« Marinobehörde veranlaß- ten, Mrsuche darüber anzustellen, ob sich nicht die Lieh« auf Kriegsschiffen übliche Küche alten Systems durch elektrische i Kocheinrichjungen ersetzen läßt. Dies« haben den Vorteil,^ daß sie weniger Platz wegnehmen und daß sie während der Zei., ten, wo man st« nicht gebraucht, an den Wpnden aufgehangen < werden können. Dann aber geht das Kochen mit Elektrizität, viel schneller vor sich Mim EtnMlten des Strom« ist sofort, die nötig« Hitze vorhanden, und beim Ausschalten tritt sofortige» Erkalten «in. Es ist akfo Nicht nötig, stundenlang vorher zu Hetzen, um die nötige KochtempevatUr zu «zielen, und dann wie- der so und so lang« zu warten, bi- det Herd kalt geworden ist. Die Kochräume sind vielmehr Vis zu dem Augenblick, «0 das Kochen beginnt, und von dem an, wo es beendet ist, wieder flvr andere Zwecke verwendbar. Maschinen and Erzeugung von Elek trizität sind ja sowieso auf jedem Kriegsschiff vorhanden, so dich sie in den Tagesstunden, wo man doch keine elektrische veleuH tun« braucht mit Vorteil Mr elektrische Kochzwecke aasgenu« werden können., Wett«« vortttl« des elektrischen Kvchenp fii» «in« beträchtlich« Kohlen- und damit abermals Raumerfparnts, sowie infolge d« erzielten höheren Temperatur ein schnell«-» Fertigwerden der Speifen. Mi den in Amerika durchgeführtey Proben zeigt« e» sich, daß man, um v Kilogramm Rinds ' vollständig zu braten,'Lei Kohlenheizung 2 Stunden un Minuten benötigte, während btt ekttttfcher Heizung zur