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liitir 4000 »k lnki Ikiiiit» Nr. SS Sechster Jahrgang Donnerstag. 16. März 1611 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge >«ianiwortiich«r Ridafteur pri«, MNikola i«r die Inserat» verantwortlich: e0»l«»r klr»v» Neide in A»e > Er^grd. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Nuenahme der Sonntag« nachmittag, von » Uhr. — Lelegrannn-Ndreffei Tageblatt klueerzgebirg«. — Fenchrecher »s. Für unverlangt eingesandt« Manuskript» kann Gewähr nicht geleistet werden. Vveek >md vwkgg I«» Vmcg-«. Ntkligi gi,M,ch»E m. b. h. in Au« t. Lrz-eb. Bezug,prei»! Durch unsere Boten frei ine Han, monatlich »o 0fg. 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Für Aufnahme von grüßeren Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn fie am Tage vorher bei uns eingehen. im vollsten Einvernehmen mit der Regierung in Mexiko i erfolg«, nachdem erst noch vor wenigen Tagen der mexikanische Botschafter in Washington auf da, Entschiedendste gegen da» Dorgehen Nordamerika« Protest eingelegt und ein in Neu- york weilender mexikanischer Minister sich in Wendungen voll Zorne, gegen da« Verhalten der Unionoregterung «»»gesprochen hatte. Erkläret mir, Graf Oerinduz. E» wäre ja möglich, daß der krank darniederliogende greise Präsident Diaz persönlich die Unterstützung der Union?- regterung nachgesucht hat, um di« Stellung der gegenwärtigen Re. gierung gegenüber den Warf andrängenden Insurgenten zu festigen. sÄ er freilich durch Anrufung der Yankee», die in Mexiko ungemein verhaßt find, zu dem geetgnesten Mittel gegriffen hat, kann gar sehr al« fraglich gelten. Denn «in der» artig«, Verhalten kann ihm leicht auch die Gunst seiner bisheri gen Anhänger verscherzen. Man traut in Mexiko der nordameri- kanischen Union sehr wenig, weil man Annektionsgelüste befürchtet und um keinen Prei» die eigen« Selbständigkeit auf. geben möchte. Die Aeußerungen de» mexikanischen Vertreter» in Washington und de« in Neuyork weilenden Finanzminister» ent sprachen nur dem allgemeinen Volksempfinden und man erkennt dort auch die famose Monroedoktrin nicht an, die man sich in Nordamerika zurechtgezimmert hat, umstchalsVormachtdes neuen Weltteil« hinzustellen und darau» eine Art Auf - sichtsbefugnis über die anderen amerikanischen Republi» ken herzuleiten. Da» Vorgehen Taft« findet im übrigen nicht einmal in Nordamerika überall Anklang, sogar im Kabinett ist man von der anscheinend ziemlich eigenmächtigen Handlung«, weise de« Präsidenten Taft kein«»weg« sehr erbaut. Jnrbeson- dere soll der Staatssekretär de» Aeußeren, Knox, der doch in erster Linie bei diesen Maßnahmen neben dem Krieg»minister in Frag« käme, vorher überhaupt Nicht informiert worden sein, vielmehr wären die Maßnahmen einfach über seinen Kopf hin wog verfügt worden. Die widersprechenden Nachrichten über die Beweggründe de» amerikanischen vorgehens führten auch dazu, daß man vielfach annahm, die Maßnahmen seien garnicht gegen Mexiko gerichtet, sondern gegen Japan, zumal man in Washington erfahren habe, daß ein Eventualvertrag zwischen Mexiko und Ja pan bestehe zwecks gegenseitiger Unterstützung bei irgend welchen Differenzen mit der Union»regierung. Da» Bestehen eine» der- artigen Vertrage» wird zwar jetzt dementiert, gleichwohl aber ist e» nicht ausgeschlossen, daß die Mobilmachung gleichzeitig ein Avis an Japan sein soll, um die Kriegsbereitschaft der Ver» einigten Staaten den Japs vor Lugen zu führen, und st« zu warnen, etwa ihrerseits gegen die nordamerikanische Union et wa» im Schilde zu führen. Ganz ruhig «erden die Europamächt« dem Borgten der Unionsregterung unter keinen Umständen zu sehen können. Man wird unbedingt verlangen müssen, daß Garantien für da» Eigentum der Fremden gewährt «er- den. Jedenfalls hat di« Unionsregierung aber von den Europa. Mächten, am wenigsten» von Deutschland, «in Mandat, die Inte ressen deutscher Staatsangehöriger wahrzunehmen. Da» «erden wir im Notfälle selbst besorgen können, unbekümmert um di« Monroe doktrin, die unsererseits nt«mal«anerkannt wor den ist. , Ans den Königreich Sachse«. La» Schweinefleisch wird wieder billiger. In verschiedenen sächsische» Städten und Ortschaften, so tu Annaberg, tu Pirna u.a., haben die Fleischerinmmge« ei:>e Preisherabsetzung im Fletschbandel beschlossen, in andere» Städten wirb zur Zeit ein, Verbilligung der hohen Fletschprets« noch er. wogen. Wie die Chemnitzer Allgemeine Zeitung in Erfahrung brach te, beabiichtigen auch die Chemnitzer Fleischer Beschlüsse über eine Minderung der Fletschpreise zu fassen. Eine demnächst stattftn- dende Versammlung ver Fleischer wird sich mit dieser Angelegen, heil befassen. G * Annaberg, 1 b. März. Eingemeindung Li« Stadt verordneten stimmten der Eingemeindung de» Dorfe» Kleinrückn». walde zu. Nach de, Veranschlagung betragen dir Kosten IS 000 Mark. Di» nötigen Verhandlungen schweben noch. — Lin Er« wetterunübau de» Pöhlberg-UntrrknnftShauseS hat sich in folge de» auf dem Berge so enorm gesteigerten verehr« nötig gemacht. Er wird in diesem Jahre für 12000 Mark aufgeführt werden. »Simbach, ib. März. Tödlicher UnglückSfall. Von einem recht bedauerlichen Unglückssull wurde am Montag nachmittag die Familie de» Fabrikdirektors Ruschke, hier, be troffen. Infolge Kurzschluss«» entstang in einem Schlafzimmer Feuer und entzündete ein Bett, in dem da» 2^/,j ährigeSühn- chen lag. Da» arme Kind wurde dadurch so schwer verbrannt, daß e» leider noch am selben Abend gestorben ist. Bei de« Versuche, daß Kind zu retten, hat auch Herr Ruschke ziemlich er- hebliche Brandwunden an den Händen erlitten. viele Nimmer „kag, r gelt« Das Wlchttgft, vom Lage. Der R«ich»lag beendete am Mittwoch die allgemein» Debatte über da« Retchaamt de» Innern. O Die Beratungen über den Entwurf eine» Sesrtze» wegen Ver - stcherung der Prioatbeamten werden im Bun- de»rat demnächst beginnen. Die Wiederaufnahme dr s-It sechs Jahren unter brochenen diplomaiiscben Beziehungen -wischen R u- mSnien und Griechenland sftht nahe bevo 4. P'äfident Taft will noch in diesem Jahre dem Kongreß -inen weitumfassenden SchiedSgerichtSver- trag mit England unterbreiten Der Aufstand in Marokko ist tmWachsenbegrifsen. Da« ganze Gebiet vo Fe« bi» Elk' Bar steht tn Waffen gegen den Sultan. Mexiko. >0» Da, Dorgehen der Unionsregterung gegen di« Nachbar republik Mexiko ist in seinen eigentlichen Motiven immer noch nicht ganz klar. Bald heißt «» so, bald so, und e» macht den Eindruck, al« wenn man mit Absicht di« Dinge möglichst I verschleiern möchte. Ursprünglich wurde allgemein ange nommen, daß di« Vereinigten Staaten in nicht gerade freund licher Absicht in Mexiko intervenieren wollten und daß die große Mobilmachung zu Wasser und zu Lande, di« unter dem Deckman tel einer Manöverübung erfolgte, wettere einschneidende Maß- - nahmen nach sich ziehen würde. Die von amtlicher amerikanischer Seit« ausgesprengte Version einer Probemobtlmachung hat man schließlich, weil gar zu durchsichtig, fallen gelassen. E» heißt jetzt, daß die Truppen nur entsandt seien, um die Ord n ung an derGrenze aufrecht zu erhalten und vor allem um dem Waf - - f « nschmuggel für die Insurgenten in Mexiko vorzubeugen. Ja, es wird sogar ausgesprengt, daß die amerikanische Aktion Das Versuchskaninchen. Humoreske von F. I. Randall. Herr Ben Swillet ging erregt vor dem TeEisch auf und ab. Frau Swillet beachtete seinen Gemütszustand nicht; denn seit ihr Mann die Vorlesungen über Gesundheitspflege besuchte, befand er sich ständig in Aufregung. Sein Enthusiasmus über den wun derbaren Bau de» menschlichen Körper, vSrtrug sich schlecht mit dem spannenden Roman, den sie sonst abends nach des Tages Last und Mühen zu genießen pflegte. Einer Frau, di« drei Kin der und ein kleine» Eigenhaus in Ordnung zu halten hat, sind wissenschaftliche Gespräche nicht immer «ine Erholung. „Ich hab'» erreicht I" sprach Herr Swillet jetzt. Er nahm hastig einen Schluck Tee und schlug dann auf sein« Brusttasche. „Erreicht? Was?" fragte seine Frau müde. „Die Pastillen, flüsterte Ben wichtig, „ich habe di« Zusammensetzung selbst bestimmt, durchau» wirksam gegen Hchmerz jeder Art, Erkältung, Husten; man muß sich immer wohl fühlen Leim Gebrauch" Frau Swillet war sehr in Versuchung, ihren Mann aurzu- j lochen, während er ihr aureinandersetzt«, daß er, wenn di« ver such« günstig au,fielen, zum Millionär «erden könne. „Warum nimmst du sie nicht selbst, Ben? E» wär« mir «in« große Be ruhigung, wenn du stet» gesund im Kreis deiner Familie leb test und recht hohe, Gehalt bekämst." Ben schüttelt« den Kopf. „Es muß «in« andere verson sein, damit ich die Symptom« be- »Lachten kann. Wenn du, Hanna —" Frau Swillet wehrt« ab und sah sehnsüchtig nach ihrem Romanband ,,.E» ist doch nicht» schädliches," fleht« Ben. »Btelleicht muß man sich di« ersten Tag« erst daran gewöhnen, Li» di« kräftigende Wirkung eintritt. Frau Swillet stand rasch auf und wandt« ihr Gesicht ab. ,Mn," sagt« st« mit seltsam schwankender Stimm«, „e, ist nur recht und Lillig, daß ich tu«, wa» in meinen Kräften steht, um dir zu hel fen." Damit nahm sie zwei Pastillen auf einmal. Ungefähr «fn« halb« Stund« danach stellt« sich «in förmlicher Gähnkramps bet Frau Swillet ein. „Jetzt sag' mir *»> rief Ben erregt. ,,E» ist «in« Art Echlki bin ich um diese Zeit nie schläfrig. Ers erste Symptom. Du wirst am besten zu Bett gehen." „Es geht nicht," sagte Frau Swillet, „ich muß noch spülen und Baby» Brei kochen. Und dabei wird es immer schlimmer." „Küm mere dich nicht um die Arbeit. Ich —> ich werd, alle» machen. Geh' gleich hinauf und schlafe, sonst ist kein richtige» Bild. Ich muß da» in der Vorlesung mitteilen können." Mit etwa» Nachhilfe gelangte Frau Swillet di« Treppe hinauf. Al» sie allein war, schien fie wieder zu erwachen und in fröhlichster Laune zu sein. Hausarbeit war nie Ben Swillet» Schwarm gqwesen. Da» Hau» ist die Domäne der Frau, pflegt« er zu sagen. Glücklicherweise wurde ihm di« schwere Last erleich tert durch gelegentliche Besuche im Schlafzimmer, wo er sich über zeugt«, daß seine Frau in tiefem Schlafe lag. Doch so stark ist die Mutterliebe, daß Frau Swillet trotz der Pastillen sich genü, gend ermunterte, um Anweisung zu geben, wie Baby» Brei zu kqchen sei. Diese Aufgabe bot Schwierigkeiten, an di« Len nie geglaubt hätte. Natürlich kochte die Milch über, und der Hafer wollt« nicht dick werden. Am nächsten Morgen war Frau Swillet auf und bereit« halb angekleidet, al» ihr di« Vorkommnisse d«, Abend« «inftelen. Eie begann zu zittern und hielt sich am Bett pfosten fest. ,,E» kommt wieder," murmelt« st« heiser, al» ihr Gatt« aufwacht«, «ich spüre e» jetzt im ganzen Körper." ,Mel leicht wird dir Lesser, wenn du hinunter gehst," schlug Ben vor. Di« Ereignisse de» Abend» standen ihm noch lebhaft vor Augen. „Ich möchte «» ntLt wagen," sagte Frau Swillet. „Ich fühl« mich zu schwach in den Knien." Zögernd riet Len seiner Frau, wieder in» Bett -urückzukehren. Anstatt ein« Tasse heißen Tee serviert zu bekommen, mußt« er sich nun an di« Arbeit Legeben. Wie er e» fertig brachte, da» Frühstück zu bereiten, zwei Jungen zu waschen und zu speisen, «in Baby abzuwarten und doch um acht Uhr in« Geschäft zu sichren, war ihm später stet» «in Rätsel. Bor seinem Weggang tröstet« ihn Frau Swillet durch di« Mit teilung, sie werd« nun bald ausstehen können. Sobald Herr Swillet außer Sicht war, machte die Besserung rasche Fortschritt«, und die Patientin konnte sich schon wieder im Garten mit der Nachbarin unterhalten. Lor dem Essen trat freilich ein kleiner Rückschlag «in, sie war, wie fie ihrem heim- kehrenden Mann sagte, nicht imstande, anstrengend« Hau»arbei- ten zu unternehmen. Sonst hatte der Hausherr ge«rucht und igk-it. Komisch, sonst acht Uhr?" — „Da, die Zeitung gelesen; jetzt galt ««, Kohlen zu tragen und sich nütz- lich zu betätigen. Ein Lichtstrahl war e», al» Frau Swillet von einem merkwürdigen Stärkegefühl im ganzen Körper zu berich ten wußte, doch traten immer wiwer Schwächeanwandlungen auf, meisten« aLend» Li» nach dem Frühstück und häufig Sonn- abend», wenn «» besonder» viel zu putzen gab. „Du hörst am besten mit der Kur aus," sagte Ben schließlich. „Ich glaube, di« Zusammensetzung ist nicht richtig." „Ich glaub« doch nicht. Manchmal fühle ich mich so frisch, wie verjüngt!" Ben schüttelt« zweifelnd den Kopf. „Lieber verzichte ich auf da» Geld, al» daß du darunter leidest. Da» geht nicht." Aber Frau Swillet ließ sich in ihrem schönen Glauben nicht beirren. Sie erklärt«, den Versuch durchzuführen, und wenn e» Jahre daur« bi» zum Er» fqlg. Bei Ben« sichtlichem Erschrecken verbessert« fie sich dahin, daß sie Wochen gemeint habe. Mittlerweile verbreitete sich Ben» Rus al» fleißiger Ha»»- vater in der ganzen Straße. E, war kein Geheimnt» mehr, daß er morgen» au» dem Bett mußt«, um das Frühstück zu kochen, während sein« Frau behaglich der Ruhe pflegte. Auch konnten sich die Nachbarn durch den Augenschein davon überzeugen, daß er wirklich Teppich« klopfte, Boden scheuerte usw. Diese Eigen schaften fanden sich so selten Lei einem Ehemann», daß all« Nachbarinnen Frau Swillet Lenetdeten und die Ursache dieser Veränderung zu erfahren wünschten. Doch nur Frau Crawley, ihrer Lasten Freundin, teilt« Frau Swillet zu Ihrem beiderseiti gen Ergötzen den wahren Sachverhalt mit. Am nächste« Tag» suchte Dan Crawley Herrn Swillet im Geschäft auf. -ven," sagte er, „meine Frau Littet um einig« deiner köstlichen Pasttl- len, di« deiner Frau so vortrefflich bekommen." B«n horcht« hoch auf. Also endlich kam der Erfolg; wahrscheinlich hatte ihm sein« Frau nicht» davon gHagt, au» Furcht vor etwaiger Enttäuschung. ,,Wt« »«»kaufst du di« Schachtel, B«n?" Einen Augenblick dacht« dieser nach. Crawley hatte lqchend manch«, Mal am Zaun gestanden, wenn sich Ben im Schweiß« seine» Angesicht« mit den Teppischen herumschlug, vielleicht wirkten die Pastillen Lei Frau Crawley ähnlich. „Llter Freund, dir rechn« ich nicht» an. Ich hab« doch «ben «inen Geschäftsgang vor, da bringe ich fie dir mit." ... ,