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Äittwoch S.IM1V11. »«kl 4000 uilnki ItmtttL Nr. ISS. Sechster Jahrgnng. 5luer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge v..unn°o,mch^, R,da»"u. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Äuer Sonntagsblatt. nrirrn^^^NsiNlMei» a»»lr«r klr»o» Spiechftmw« d« Ridakftov mit An»n<chm, der Sonntaz, nachmittag» van e—« VH». — L«ligrannn.«dr»ff», Lagidlatt Numrz-tbtr-^ — Frrnhrrch« »». tn A,, l. ve». >, > , Lr,g,d. Für unverlangt «ingesandt» Manuskrhtt» kann S«wäh» nicht geleistet werden. Bezugspreis: Durch unsere Boten frei ins Han» monatlich so Ofg. Bei der Geschäftsstelle abgeboltmonatlich 40pfg. und wöchentlich 10 Pfg. — Bei der Post bestM und selbst abgeholt vierteljährlich <.»o Mk., monatlich »0 pfg, — Durch den Briefträger frei ins Hau» vierteljährlich >.?r E, monatlich pfa. - Einzeln« Nummer fo Pfg. — Deutsch« Postzeitungskatalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Jnsertionsprrts: Vie stebengedaltene Korpuszeile oder deren Raum für Inserat« au» Aue und den «Ortschaften der Amtrhauptmannschast Schwarzenberg 10 pfg., sonst <s pfa. Reklamevetitzeile rr pfg. Bei größeren Abschlüssen ent- brechender Rabatt. Annahme von Anzeigen ln» fhätesten» »>/, Uhr vormittag». Für Aufnahme von größeren Aryeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn st« am Lag» vorher bet »n» eingehen. »Uli I»»» »um» Da» Wichtigst« »0« Lag«. Da» Unterhaus nahm da» S eeprtseng »setz da» die Annahme der LoudonerDeklaratton ermöglicht, gegen die Konservativen an. » Scho de Part», da» amtlich» Verbindungen hat, -ehanp. tet, daß die Marokkofrage am Vorabend ihrer endgültigen Lösung stehe. * Lord Kitchener ist als Nachfolger Str Udo» Gorst» für den Postende» englischen Statthalterein Aegypten ausersehen. An Stelle de» Kanonenboot» Panther wurde der klein« Kreuzer Berlin nach Agadir entsandt. * Die Hitzwellr setzt sich durch ganz Nordamerika fort. Mehrere hundert Personen sind infolge der Hitze umgekommen. Lausend« sind vom Httzschlag getroffen worden. Mutmaßliche Witterung am kt. guH» Wechselnd« wind«, heiter, »arm, trocken. «M2 Oesterreich trmtzte von nichts. Die Verschärfung des Marokkoproblem» erregt -egvekflicher- weiss auch in Oesterreich großes Aufsehen. Di» vielfach geäußert« Annahme, Laß di« deutsch« Reichsrogierung di« Signatarmächt, der Algecirasakts von ihrer Absicht, ein Kriegsschiff nach Agadir gu entsenden, vorher verständigt hoch«, dürfte, einem Telegramm . unseres Wiener Korrespondenten zufolge, irrig seit^ Fm Gegen, teil, es hat den Anschein, daß di» österreichisch« Regierung kein« vorherige Verständigung von der Absicht Deutschland» erhalten hat, und durch das Ereignis völlig überrascht woüden ist. Nichts destoweniger werden an maßgebenden Stellen die Gründe, von denen die deutsch« Regierung sich hat leiten lassen» in billigen, dem Sinns erörtert, In den drei Tagen, di« feit de, amtliche» Ankündigung von der Entsendung de, Kanonenboote, Panther nach dem südameri- kanischen Hasen Agadir verflossen find, hat di« öffentliche Meinung Deutschlands und de» Ausland«« Zeit gehabt, zu he, überraschen, den Wendung der Dinge Stellung zu nehmen. Es ist für die Un ¬ klarheit der maroSantschen Ving« in hohem Grad« bezeichnend, daß »in» fest«, Aa, umschrieben« Stellungnahme nirgends zu er blicken ist. Nicht einmal in dem Lande, do« nächst Deutschland an dem vorgehen der deutschen Regierung am stärksten interes siert ist, in Frankreich Selbst dort finden sich gewichtig« Stint, men, die, ohne di« deutsch, Aktion geradezu gutzuheißen, ah, di« eigentlich« Urheberin dies« Schritt« ahn« Umschweif« die ver derblich« und verminende französische MaroRo-Politik be- zeichnen. In England ist da, Urteil der Press« sowohl über Zweck al» Tragweit, da» deutschen Vorgehen, in noch mehr Mei nungen gespalten, al» in Frankreich In Wien hüllt man sich in kluge, Schweigen: man will dem deutschen Freute weder durch Widerspruch Verlegenheit bereiten, noch durch vorzeitig« Billi gung den Anschein «ine» verabredeten Manöver» Hervorrufen. In Italien ist ein «rheblicher Teil der Presse geneigt, di« Entsendung de» Panther für gerechtfertigt zu halten! ander« Organ« von Be deutung begnügen sich mit einem gleichzeitigen Achselzucken, und «tnige treten offen fü, Frankreich «in. Spanien endlich, neben Deutschland und Frankreich ein Hauptinteressent in MaroAo, freut sich de, Entschluss«, der deutschen Regierung. Begreiflich, aber für Deutschland ein wenig kompromittierend! denn di« spanischen Blätter machen au« Deutschland ein« Art Spießgesellen in einem nicht ganz reinlichen Unternehmen, eine gelind« Taktlosigkeit, di« in Part, nicht unbemerkt geblieben ist. Richt, wäre ungerechter, nicht» verfehlter aks ein« solch« Auf fassung, di« Deutschland ah, den Teilnehmer an einen» gegen all« vertraget«»«, gegen Völkerrecht und internationalen Anstand gröblich verstoßenden Eroberungizug« hin-ustellen geeignet wär«. Deutschland hat auf dem Boden der Algectras-Akt« stehend, sich in den Marokkodtngrn einer Zurückhaltung beflissen, di« man in Frankreich augenscheinlich ganz unrichtig ausgelegt hat, G, steht gerade der französischen Presse sehr unglücklich zu Gesicht, über «in« Durchlöcherung de» Algecirasvertrage, durch Deutschland Klage zu erheben. Frankreich war «», da» schrittweise von seinem westmarokkanischen Interessengebiet nach dem Innern vorgedrun- gen ist, da» sich anschickte, auch vom Osten her, von Ovan, Exve- dittonen auszurüsten und Eisenbahnen nach und durch da» oft- ltche Marokko zu bauen, und da» gerade jetzt den General Moinier ! unter einem nichtigen Vorwande von Fe- nordwärts entfernt. , Deutschland hat dem zugesehen, hat di« Franzosen gewähren lrs- > fen, solang« der wahre Eharakter ihrer Politik sich noch durch Be schwichtigend« Versicherungen verschleieren ließ. De, Schleier ist längst zerrissen, und trotzdem mar « nicht Deutschland, da» zu nächst die praktischen Konsequenzen au» der Erkenntnis zog, son- dern Spanien. Di« Dinge spitzten sich rasch zu «iner Situation zu, t die Marokko halb gänzlich in di« Hände Frankreich, und Spa- niens gespielt haben würde. Pari» und Madrid hätten Marok ko, wegen ganz bestimmt keinen Krieg geführt; sie hätten vielmehr «in« Formel gefunden, die Leid« Delle befriedigt, Deutschland jedoch «»geschaltet haben Mrd«. Wie kommt man in Frankreich dazu, dem Deutschen Reich di« Rolle de» harmlosen, weltfremden Idealisten zuzumuten, der sich in seinem glücklichen Winkel mit dem erhebenden Bewußtsein seiner unerschütterlichen Vertrag» treu, begnügt und mit verschränkten Armen zusieht, «i« andere Verträge brechen und seine Interessen verkürzen? Dean Deutsch- land hat in Marokko erhebliche Interessen, politische noch mehr al, wirtschaftliche Und an der Hitz, dieser Interessen steht di« berechtigt« Forderung, daß ein gemeinsam abgeschlossener Vertrag nicht eigenhändig zenissen, daß Deutschland bei «iner Frage voa so «ninrnt internationaler Bedeutung nicht al» Teilnehmer zwei, ten Range» in den Hintergrund geschoben werde. Mehr, al» dieser Forderung den gebührenden Nachdruck zu verleihen, ist mit der Entsendung des Panther allem Anscheine nach nicht beabsichtigt. Di« deutsch« Regierung denkt sicherlich nicht daran, di, maroKanische Frag« einem Konflikt -uzutreiben; denn es gibt andere, Lesser« Mittel al, den Krieg, um Dertrag,tetln«h- me» an ihre Pflichten zu erinnern und auf beschleunigt« Au»- tragung einer sich träge htnschleppenden und gefährliche Verwir- rungen erzeugenden Liquidation zu drängen. Wenn in Frank reich und England der Unwille Über den Vorstoß Deutschland» sich in verhältnismäßig gedämpften Tönen äußert, so hat da» seinen Grund sicherlich darin, daß inan dort sich mit dem Gedanken «ine» Krieg«, um Marollo willen ebensowenig befreunden kann, wie bet un». —- Entsendung d«, Kreuzer» Bertiu «ach Agadir. Da» deutsch« Kanonenboot Panther, da» auf der Heim reise von Eüdwestasrika nach Agadir gesandt wurde, wird nun mehr durch den Kreuzer Berlin abgelöst, da die Rückkehr wegen einer gründlichen Reparatur nicht aufzuschieben ist. vorrücke« de, Spanier in Marokko. Wie au» Melilla gemeldot wird, haben die Spanier neu« Positionen eingenommen und find in da» Gebiet der Bent Sibel etngerückt. Parade der Franzose« vor de» Sulla». Au» Fez wird unter dem 29. Juni gemeldet: Am 14. Juli wird vor dem Sultan eine Parade de» französischen Expedi - ti 0 n »k 0 rps stattftnden. Zu diesem Zweck werden die fran zösischen Truppen gegen den 10. Juli nach Fez zurückkehren. Nach der Parade werden die Truppen sich nach Melines zurückziehen, wo das Quariier für di« ganze Gegend aufgeschlagen wird (auf wie lange? D. R.j. Di, Funkentelegvaphenverbindung zwischen Fez und Tanger wird am nächsten Sonnabend dem Dienst üb«, geben. Oesterreich-Ungarn und di« neu« Maroklokrisi» Ueber die Haltung der österreichischen Regierung über die Entsendung de» Panther nach Agadir sagt Vie Nene Frei« Press«: Das heilige Sterveu. Skis« 00, D. von StockertMeynert. (Schluß.) Naqdru« Der alt» Gärtner errötet« bis über die Haarwurzeln und warf einen scheuen Blick auf sein« Stiefel! aber in seinem Er ficht lag di« unverkennbar« Sehnsucht, sich seinem Herrn noch ein mal nähern zu dürfen, in dessen Diensten er «in halbe» Men- schenalter stand, und den er nm vor sich sterben sah, obwohl «r ein mit sorgsamer Lieb« gehätschelter vornehmer Herr war, und er nur ein armer Teufels vor dessen Mrrisch« Grobheit di« Seinen zu Haus« zitterten. Da stand auch der öltest« Sohn auf und winkt« ihm näherzukommen. Demütig stapft« «r ans daß Bett zu und neigt« sich üb«» dt« wachsgelb« -and de» unruhig Schlafenden. Aber so leis« di« verührung seiner Bartstoppeln war, öffnet« der Krank« doch schleich di« A»g«n und sah ihn mit einem großen, betroffen fragenden Blick an, bi» er allmählich seinen alten Diener zu erkenne« schien, denn au» feinem schlaft fen, seitwärts gezogenen Mund drang «in laut«», aber unser- ständliche» Lallen. Krams« horcht« beängstigt uUd sah sich hilf los um, aber dt« Herrschafi«n lächelten nur wehmüttg und buch ten die Achsel«, da wendet« «« sich mied« z« dem Kranken. G» wtrd schon wieder Lesser «erden, stottert« «r ««rüge«, glaube« Eie mir sicher, daran Ist nur di« schlecht« Witterung im Früh», jatzr schuld, Euer Gnaden, via unser« n«u« Georgineüsort« blüht, gehen Sie schon wieder mit de« allen Kram»« i« Gartm, herum! Uebi da» Gesicht des KvanM «es ast» Litt«-, «nv « setzte mehrmal» angestrengt an, um etwa» zu sagen, Mr so sehr «r sich mühte, ««lang w ihm doch nicht, sich ««Endlich v» macht«. Der alt« Gärtner verbeugt« sich hastig, al» hab« « «imn Tust trag erhalten. Da, N>t« D«lp-intum. dw Gu» GmMa nach letzthin anaeschaul HM«, wicht mttfchoa «s -mn Kiu, hinauf, fuhr « HM« »e»t: UUd was die «MM« «SS-Wt. st isthon sie den ganzen Mittelweg hinauf, nur da» weiße Rhododendron ist un» «ingegange«. E» muß ein llngtziefer an die Wurzeln gekonrmen sein, denn sie sind rundum abgefressen. Aber dafür blühen Heuer di» schwarzen Lilien noch viel reicher als vorige» Jahr. Sehe« St« einmal daher, ich bitt' untertänigst, Euer Gnaden, der Anton hat «ine in da» BuLott gegeben. Lebhaft hielt er den Strauß vor di« Augen de» Kranke« und lachte vor Rührung und Freud«, al, er darin «inen warmen Strahl auf. leuchten sah und dessen schwer« unsicher« Finger sich hoben, um über di« Blumen zu stretchen, di« ihm so lieb gewesen waren, sei« ganze» glückliche» Leben lang. Lassen Sie dm Strauß nur ruhig auf Vaters Deck« liegen, Kram«i, sagt« dt« junge Frau, ihm freundlich -»nickend, während «r betrübt auf dt« röchelnd« Stimm« seine» Herrn lauscht», di« «instmal» so laut durch den Garten geklungen hatte, es macht ihm Freude, sie anzurühr-nl Ja, lassen St« sie, Wir werden sie nicht in, Wasser stellen, fiel Herr Julia«, de» littest« von den Söhnen, «in, bringen St« lie ber -«gen Abend wieder frisch«. Zu Befehl! antwortet« der alt« Gärtner, d«n grauen, struppigen Kopf unterwürfig neigend, und ging mit «inemj schmerzlichen Blick auf den Kranken, dessen Hände kraftlos an den Blüten hupften, Kaum -att« er da» Zimmer «rlassen, so rückten di« beiden Männer ihr« Stühl« wieder dicht gu dem Lag«, des Paters, und di« jung« Frau nahm ihren früher«« Platz am Bettrand wieder «in. Aber er merkt, nicht» davon. E» war, al» ab sein« Swtt nur mehr zur Hälft« Lei ihn«, ««itt«, seit ihm da« Virmögen abhanden -«kommen war, sich ihn«« wrftändllch gu machen. Darum wurde« dt« Brüder bald allzu sich«, dich er st« nun doch nicht mehr hör«« konnte und dt« Reden, di« ft, Ltsh« nur In lttsinn, verbiss«««« Groll miteinander gew«chs«ll hatten, wurden immer hättet und rücksichtslos«,, denn ft« wamn «inander ge hässig -«es«« von Kind an: und di« GtLAttrung kam «an off«« «um TnodruL da st« d«n vattr g«-«nLL«r kein« Vorsicht «oh» Land. Do^dt« jung« Gattin tzss dritten «rckdeu^ den zu in d«m fieberisch verworrenen Blick des Akten «in Lang auf- flockernbes Verständnis zu lesen, und sie schaudert«, wenn es ihr schien, baß sie sein abgerissene» Lalle» mit dem Gespräch seine, Söhne in Verbindung bringen sollte. Denn er sah ihr zuweilen mit einem so trauervoll fragenden Blick in dt« Augen, daß ihr das Herz vor Mitleid über seine Hilflosigkeit blutet«. Dann kam es ihr plötzlich wieder vor, al» ob ihm kein« Erinnerung an sein Verhältnis zu ihnen geblieben sei, und «r «her den Eindruck habe, daß sie sein« Mutter oder dis kürzlich verstorbene Gattin wär«, so unterwürfig neigte er sein greis«, Haupt in ihre strei chelnden Hände. Unfähig, di« Leidenschaft ihrer Schwägm durch geflüstert« Bitten einzudämmen, entschloß fi« sich, den nur mehr schatten- haft irrenden Geist des Sterbenden vollkommen von ihnen ab-u- lenken, und schob ihr« licht« jung« Gestalt liebkosend zwischen ihn und dt« übrig« Welt, daß «r nicht» weiter mehr von dieser sah, al, ihr eigene», zärtliche» Gesicht und die Blumen, di« er murmelnd aushob und sir«ichelt« und lächelnd auseinander pflückt«, gleich einem zufrieden spielenden Kind, Lis st« wirr und verworren auf feiner rotsetdenen Bettdecke lagen. Da half fi« ihm, den vast von de« Swngeln zu nehmen und sorgfältig ein« von d«r anderen -u lösen, und ihr« melodtsche Stimm« sprach tändelnd zu ihm von sein«« Garten und dem Meer von Rosen; so wie st« ihren Kl«in«n «zählt haben Mrd«, um si« von etwa, ab,»link«», da» ihrer Ahnung» tt Schmerz bringen kamt«. Hier aber gatt«» d«n Zusammenbruch «ine» ganzen, langen gürt- gen L«L«nswerst», vor dem der letzt«Blick «in«» Stirstndem -«wahrt w«^«n mußt«, damit «st von hinnen scheid«» konnte,^tn dm» GlauL« au da» uuerschütttrltche Glück, das « AL« st» könnt» da-oi nicht dem Zittern ihm» Hechen* g«. Lstttn, m« al» di« Stimm« da» prmittn der'Brüd« ihr «ütz.