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Freitag, 7. IM ISIt. lettk »000 nUat» vmtttm Rr.lSS. Sechster Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge o..°ntt»-Mch« mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonnlagsblatt. _ _ v«log . — . , ... Neer VSatU-v. Vteleae-0<eene<»n die Inserat« verantwortlich - m. b kj Malier Nroo» Sprochstund« der Redaktion mit Nnonahme der Sonntag, nachmittag» von »—» Uhr. — Telegrannn-Ndreffe: Tageblatt Nueerzgetirge. — Fernstrech« Rue t. Lrzgeb. Sei!>e in rine i Lrzgeb. Für anverlangt eingesandt« Marmskript« kann Gewähr nicht geleistet werden. Bezugspreis: Durch unsere Boten frei ins Haus monatlich so0fg. Bei der SeschSftzstelle abgeboltmonatlichüopfg. und wöchentlich 10 Afg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich i.zo Mk., monatlich so psg. — Durch d«n Briefträger frei ins Haus vierteljährlich t-92 INH, monatlich psg. — Einzelne Nummer so psg. — Deutsch« Postzeitungskatalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertag«. Znsertionspreis: Vie stebengeh>altene Rorxuszeile oder deren Raum für Inserate aus Aue und den «Ortschaften de» pmtshauptmannschaft Schwarzenberg «0 psg., sonst «s Pfg. Reklamexetitzeile 2b psg. Bei «räßeren Abschlüssen ent- tzirechender Rabatt. Annahme von Anzeigen bis spätestens g>/, Uhr vormittags. Für Ausnahme von «räßeren Anzeigen an bestimmt« Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn sie am Lage vorher bei uns eingehen. vltst n,»»tk lmuß« e rette» Da- Wichtigste vom Lage. Die deutsche Abteilung der von Str Ernest Sasse! in» Leben gerufenen König Eduard VII. britisch deutsche Stiftung konstituierte sich am 4. Juli tn Berlin. » In der zweiten württembergischen Kammer haben die Sozialdemokraten wegen der Entsendung «ine» deutschen Krieg »schisst» nach Marokko interpelliert. Versuche auf dem Wannsee ergaben die Manövrier fähigkeit eine» besatzungelose» elektrischen gern! enkboote» de» Nürnberger Lehrer» Wirth. Unter den marokkanischen Stämmen in der Umgebung von Agadir nimmt die Gärung zu. Der italienische Kreuzer SanMara, dervon England kam, erhielt den Befehl, in Gibraltar weiter« Weisungen abzuwarten. HW* Mutmaßlich« Witterung am 8. Juli: Wechselnde «rinde, heiter, «arm, trocken, Gewitterneigung. -Mr Da- AustevlurrgStverl im Osten. Der freisinnige preußische LandtagsaLgeordnet« Delius- Halle veröffentlicht in der Liberalen Korrespondenz einen Bericht, den vierzig preußische Landtagsabgeordnet« anläßlich do» Be suches der Posener Ausstellung ins AnsiedelungsgeLiet gemocht haben. Wohlbemerkt, es handelt .sich um eine Schilderung eine» Mitgliedes der freisinnigen Fraktion, die dem StedlungsÄerkinv- mer skeptisch gegenüber gestanden. Er schreibt: Ausgestattet mit einem vorzüglichen Führer und begleitet von einigen Regierungs räten, wurden dann per Wagen ein« Reihe von Bksiedelungen im Landkreise Posen-Ost besichtigt. Eine etwa dreiviertelstündige Wa genfahrt brachte uns in da» erste Anfiedlerdorf Schönherrnhausen. Die Bewohner diese» schmucken Dorfe» rekrutieren sich aus allen Teilen des deutschen Vaterlandes. Ich fragt» «in« Anzahl Kin der, die vor der einfachen, aber stilvoll gebauten Schule aufgestellt waren und uns mit einigen Gesängen erfreuten, au» welcher Ge gend sie nach der Ostmark verzogen seien. Die Antworten sagten mir, daß in der Hauptsache Süddeutsche dort besiedelt find. Einig« Bauern aus der Pfalz und Württemberg bilden mit Landleuten au» Westfalen, Hannover und der Mark Brandenburg ein neu«, Gemeinwesen. Wir besichtigten einig« Gehöft« und freuten un» über die Reinlichkeit und die Ordnungsliebe, die auf dem Hof, in Stall und Hau» herrscht. Welch andere» Bild aus den Pol- Nischen Besitzungen! An der FelderLauung erkannten wir unschwer da» Geburtsland d«» Ansiedler». Auch die Gebäude, der Vtehstand und manche andere Merkmale bringen die Eigenart der Bewohner zum Ausdruck. Gerade dies« individuell« Betäti gung des einzelnen verleiht allen Anfi«dlung«n etwq» Reizvolles. So sehen wir, daß einige Bauern au» der Schweinfurter Gegend den Gemüsebau nach dort verpflanzt haben, An d«r Hauptsache betreiben fi« Gurkenbau, woflft die nah« Stadt Dosen «tn gute» Absatzgebiet bildet. Pfälzische Siedler Lauen Labak, doch scheint er nicht den Gehalt zu erreichen wie im Süden. Di« größte Mehr heit der Ansiedler treibt aber Körnerbau. In diesem Jahr« ist infolge der h«rrschendey Trockenheit nicht auf hohen Ertrag zu rechnen. Man betreibt hi«r nicht, wi« in gesegneteren Gegen- den d«» Bat«rland«», di« sogenannt« Dretftlderwirtschast, sondern man bestellt den Acker gwei Jahr« mit Roggen und «in Iah, mit Kartoffeln. Der Mangel an Arb«tt»rvästen wird hier und da fühlbar empfunden, man hat d«m durch Schaffung von Awergstedlungen von 7 Lt» 8 Morgen abzuh«lf«n veüsucht. Im übrigen find aber tnd«r Hauptsache dl« Ansiedl «rauf ihr«, ihrer Frau«n und Kinder Arbeitskraft angewiesen. Besonder» di« Frauen müssen von früh it» spät an der Arbeit sei«. Im Gespräch mit einigen dieser Frauen erfuhr ich aber, daß fi» im allgemeinen sich tn die neuen Verhältnisse gut «tngelebt haben und »um größten Teil mit ihrem Leben zufrieden find, zumal da fi» sehen, daß «« vorwärt» geht. Dasselbe sand ich später noch tn anderen An. stedlerdörfern bestätigt. Freilich kommt Lei einigen Leuten auch noch «ine gerotss, Schnsucht nach de, alten Heimat zum «««druck. Besonder» vermissen fi» vielfach ihn süddeutsche Geselligkeit. Der lustige Schwab« und der schweigsame Westfale müssen sich eO vev. stehen lernen I« allgemeinen loben die Ansiedler aber da» raatevftav» i» dachseu A«fa«, Juli 1S11. (Mitgeteilt vom Kgl. Statistischen Landesamt.) v«gutachtung»-iff«rn: 1 sehr gut, 2 gut, S mittel (Durch- schnittltchl, 4 gering, k sehr gering. — Im Bezirk der Kreishaupt. Mannschaft Zwickau: Wtntevweizen 2,2, Sommerweizen 2H Win, t«rrogg»n 2,4, Sommerroggen 2,1 Sommergerste 2,1, Hafer 2,7, Kartoffeln 2,0. Klee, auch mit Beimischung von Gräsern, 2,9, Luzern« 8, Lewässerungswtesen 2,v, ander« Wiesen 8,1. Im ganzen Königreich: Winterwetzrn 2,2, Sommerweizen 2,8, Win. terroggen 2,6, Sommerroggen 2,8, Sommergerste 2H, Hafer 2,9, Kartoffeln 2,8, Klee, auch mit Beimischung von Gräsern, 8,8, Lu. zern« 8, «npäsierungewiesen 2,8, ander« Wiesen 8. Dje Trockenheft, di« auch im Bertcht»monat mit wenig Unter, brechungen noch «etter anhtelt, mar im größten Teil« da» Lan tz«» für tza» wach,tum der Feldfrüchte wenig günstig; dazu kam noch, daß die Rächt« vorwiegend kalt waren und an vielen Tagen »in scharfer wind wehte, durch den tza« Erdreich noch mehr au» trocknete. Obwohl einig» Niederschläge «folgten, so waren fi» doch ohne nachhaltig« Wirkung, da di« Regen meist von zu kur- zrr Dauer «ntz wenig ergiebig waren. Auch dort, wo e» stäv- km aeregnet hat, konnte vielfach der Boden «egen der Härt» friedlich« Zusammenarbeiten. Die Leute find sehr kirchlich ge- finnt. Zur Ktrchzett durchfuhren mir ein Dorf und sahen, wie jung und alt im Sonntagsstaat in da» schmucke Kirchlein eilten. Zu den Polen stehen die Ansiedler, wie mir widerholt gesagt wurde, in gutem Verhältnis. Ihre Auffassung über di« Po- lenfrag« geht dahin, man solle die Polen in Ruhe lassen, wir werden mit ihnen schon fertig. Meine schon früher gewonnenen Erfahrungen, daß di« Dolen «in sehr guter Menschenschlag find, erfahren hier ihre Bestätigung. Wenn nur di« Geistlichkeit nicht wäre! Auch von der Anwendung de, Entetgnungsver- fahren» will man im Osten Nicht» wissen. Höchlichst er staunt war ich, al» ich im Gespräch mit einem Akademieprofes- sor, der Mitglied de» Ostmarkenverein» und einer der Führer de» Pos«ner nationalliberalen Vereins ist, erfuhr, daß dieser Herr «tn entschiedener Gegner aller Zwangsmaßnahmen gegen die Po len ist. Gin« Gefahr für den Osten sah er vor allen Dingen in dem Großgrundbesitz«»^ m. Auch au» den Kreisen des Mittelstandes werden dieselben Ansichten laut. Das ist für einen Abgeordneten immerhin interessant. Freilich unsere Scharfmacher machen ihr« eigene Politik. Sie hätten einmal di« Äußerungen mancher Anstedlungsbeamten, auch höherer Beamten, über diese Politik Höven sollen! Wenn wir Fortschrittler auch mit der Polenpolitik un» nicht einverstanden erklären können, so müssen wir doch zugeben, daß di« Anstedlungskommission, soweit die Anlage deut scher Siedlungen in Betracht kommt, etwas Hervorragendes ge leistet hat. Inmitten reinen Polentums finden wir heute blühend« deutsche Dörfer. Etwa 9000 Familien aus Deutschland und 4009 Familien von Rückwanderern wurden be reits angesirdelt. 120 000 Hektar Ackerland sind für das Deutsch, tum festgelegt. Sehr achtbar« Leistungen! Freilich dem stehen ja auch die rocht großen Schattenseiten gegenüber. In den Städten geht der deutsche Grundbesitz zurück. So befinden sich in der Stadt Poseft etwa 75 Prozent aller Grundstücke in den , Händen der Polen, während «s vor zehn Jahren nur 65 Prozent I waren. Und aus den Händen des deutschen Großgrundbesitzes ist de» lieben Profits willen manches Gut tn den letzten Jahren in s polnische Hände gegangen. Was auf der einen Seite di. ANsied- lungskommission errungen hat, geht auf der anderen S<i.e wie der verloren. Die vielen Millionen, die Preußen nach dem Ls rn geworfen hat, haben au» dem verschuldeten Pokift. v »ine ge kräftigte Nation gemacht, die durch Schaffung von Siedlungs banken ihrerseit» wiederum polnische Kolonisation treibt und in den Städten «inen aufstrebenden polnischen Mittelstand geschaf- , fen hat, der eine sehr gefährliche Konkurrenz für das deutsche Handwerk und da» Kleingewerbe zu werden droht. Ihn kann keine Enteignungspolttik verdrängen. Wi« dem aber auch sei, da» deutsche Volk kann auf seine deutschen Bauern inder Ostmark stolz sein. Sie werden, wenn man ihnen keine Schwierigkeiten bereitet, deutsche Art und deutsche Sitte gegen über dem andrängenden Polentum zu verteidigen wissen und da mit -um Segen de» Vaterland« ein gut Stück deutscher Kultur arbeit leisten. Diese» Bekenntnis ist so erfreulich, daß man über den so häufig sich äußernden Denkfehler hinweggehen kann, die deutsche Eiedlungspolitik habe finanziell da» Polentum in den Städten gekräftigt. Auch läßt sich di« Behauptung, daß man im Osten nicht» vom Entetgnungsgesetz wissen wollte, nicht halten, nachdem vor mehreren Mocken d«r deutsche Ostmarrentag tn Dosen sich in ei ner so eindrucksvollen Kundgebung dahin ausgesprochen hat. die Regenmengen nicht aufnehmen, infolgedessen ist den Wur zeln nur wenig Näss« zugute gekommen. Mr die Heuernte war die Witterung sehr passend, denn es konnte das meiste Fut ter tn kurzer Zeit und guter Qualität geerntet werden. Die tiert- schen Schädlinge haben sich Le' der Trockenheit in erschreckender Weise vermehrt und schon größeren Schaden angerichtet. Di« Winterhalmfrüchte haben unter der anhaltenden Trockenheit und den kalten Nächten weniger gelitten. Der Wint«rweizen ist zwar hier und da stark von Rost befallen, im allgemeinen kann aber sein« Note noch al» gut bezeichnet werden. Die lückenhaft« Aehren» Lildung bet dem Wiaterrrogen, die stellenweise zu beobachten ist, wird aus Frostschäden tn der Blütenzett zurückgeführt. Da der Roggen sich wenig gelagert und im ganzen gut verkernt hat, steht trotz seine» vielfach dünnen Stande» noch ein leidlicher Kör- nerertrag zu erhoffen. Auf hovsttgen Feldern tritt freilich bei der großen Dürre Notreife ein. Die Somm«rhalmfrüchte bleiben infolge der Trockenheit kurz im Stroh, besonders der Hafer, der außerdem sehr verunkrautet ist, und dessen -Bestände durch Draht- würmer und Fritfliegen sehr gelichtet sind. Die Kartoffeln find auf Tonböden durch die Kälte etwa» zurückgeblieben, im übrigen wird ihr Stand als gut bezeichnet. Klee, Luzerne und Wiesen, sowie das in den umgebrochenen Klee «ingesät« Schnittfutter lei den ungemein unter der Dürr« und den kalten Nächten. Der zweite Schnitt Klee wächst nicht von der Stell« und gibt wenig befriedigende Erträgnisse; wenn der Vorrat vom ersten Schnitt erst beendet ist, und es gibt Lis dahin keinen durchdringenden Regen, so ist für viele Wirtschaften Futtermangel zu befürchten, der vielfach zu einer Verringerung des Viehbestandes führen! wird. Auch der Grumtansatz auf den Wiesen ist bisher -um großen Teil noch wenig versprechend. Der Ertrag der Heuernte ist sehr ver. schieden; auf Wiesen, di« nicht vom Frost betroffen worden find, befriedigt er, sonst ist er um ein Viertel, ja sogar um «in Drittel und noch mehr geringer ausgefallen, als im vergangenen Jahre. Die Rüben, sowohl Zucker- al» Runkelrüben find so mit Blattläu. sm (sogen. Neffen) behaftet, daß ganze Flächen al» verloren grill ten; überhaupt, wenn nicht noch besonders günstige Verhältnisse eintreten, ist bei diesen Früchten eine recht mäßig» Ernte zu er warten. Politische Tagesschun. Aue 6. Juli. * Der günstig« Stand der Reichseinnahmen hat auch für das am 30. Juni abgelaufene II. Quartal 1911 (drittes Budget quartal 1910/11) angehalten. Di« Zolleinnahmen für das letzte Quartal weisen nach vorläufiger Aufstellung eine durch schnittliche Mehreinnahme von 25 bis 30 Prozent über den Soll vorschlag auf, mährend die Jst«innahm« der Eimern den Sollan. schlag teilweise annähernd erreicht, teilweise ihn — schwankend zwischen 2 Lis 8 Prozent — übertrifft. * Jatho« voraussichtlicher Nachfolger. Aus Frankfurt b«. richtet ein Telegramm: Al» Nachfolger Jatho» ist der Frankfurter Pfarrer an der Peterskirche Zurhellenin Aussicht genommen. Zurhellen steht aufdemselbenStandpunktwiePfar- rer Iatho und ist in den bekannten Prottstversammlungen in Berlin und Frankfurt für Jatho eingetreten. Zurhellen weift zurzeit tn Köln, um mit dem Presbyterium zu verhandeln. Gin« Entscheidung ist bis jetzt noch nicht gefallen. Zurhellen ist der Sohn de» früheren Kölner Superintendenten Zurhellen und der Schwiegersohn Otto Pfleiderer». * Der angeblich« Ausbruch der Geg«nr«volution tn Portugal. Au» Lissabon wird gemeldet: Di« Nachricht englischer Blät. ter, Marinesoldaten der königlichen Kaserne hätten einen bewaff. neten Ausstand versucht, ist vollkommen unrichtig. In Portugal herrscht Ordnung. — Auch au» Madrid läuft ein ähnlich«,» Telegramm ein. Heber den von englischen Blättern gemeldeten Kamps tn den Straßen von Lissabon ist bi« -um Donnerstag mit. tag tn Madrid «eine Meldung «ingetroffen. * Ueb» di« Revolution tn Paraguay wird der Franks. Ztg. aus Bueno« Aires gemeldet: In der Republik Paraguay wurde der Präsident Oberst Jara durch eine Verschwörung -um Rücktritt gezwungen. Jara wird tn der Lrtill«rt«kasern, gefangen gehalten. Der Präsident de» Senat» hat die Regte. rung übernommen. Jara hatte sich durch diktatorisch» Uebergrtff« unmöglich gemacht. * Di, Mobilmachung Montenegro» v«schoben! Au, Tttinj« wird dem Wiener Tel.^orrLu«au offiziell gemeldet: Nachdem hier Zusicherungen eingetroffen find, daß der Zeitpunkt für die Rückkehr der Albanier sür den Fall, daß di» gegenwärtig mit den Führern gepslogenen Verhandlungen noch nicht -u einem günstigen Ergebnis geführt hätten, htnausgeschoben werden würde, wurde am Donnerstag der Beschluß gefaßt, tztt projektiart« Mobilisierung vorläufig a»f-»sch"t«n. Für den Augenblick werden nur diejenigen Vorbereitungen getroffen, die