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' -j'" - H^^WMU,"^" . ' ' '' ' ' ''. '" -j. ^ ^ '> '- "i'' '?'^ i ' . » rknstag, 18. Juli 1SIL Mir Avoo nwist BiinM Rr.lSL. Sechster Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge o-anw-^uch^ ».daN«,. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Äuer Sonntagsblatt. „ , vruck mavMos jür die Inserate verantwortlich - " *4**"*^ Malter Nraoa. Spwchstund« der Redaktion mit Nuenahme der Sonntag» nachmittag» von «—I Uhr. — Lelegrannn-Ndreffe; Tageblatt Naeerzgebirge. — Fenchmcher sr. j Engeb. Beide in An» i. Lrzgeb. Für unverlangt eingesandt» Manuskript» kann Gewähr nicht geleistet werden. Bezugspreis: Durch unsere Boten frei ins Haus monatlich so pfg. 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Für Aufnahme von größeren Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dami gebürgt werden, wenn sie am Tage vorher bet uns eingehen. viel« Nummer umkaßt d gelten Ta- Wichtigste vom Lage Der R ickSanzkiger veiöffentltckl den Han del «-und Schtff- sahitsoertiag zwtich n Deulschianvnnd Japan n.dst deiii zugehörigen Zollabgaben. Der Vertrag trui heute in Kraft. » Bet dem Eisenbahnunglück bei M u < l h e i m in Bad en ' wurden 12 Personen getötet, ili, s ch we r und viele andere letckt verletzt. » Das neue österreichische Parlament ist gestern zuiammengetreten und wird heute vom Kaiser Franz Joses feierlich eröffnet. S Eine Verminderung der katholischen Feiertage, die der päpstliche Stuhl angeordnet hat, tritt nur für Ita lien nicht für Deutschland ein. In Persien herrscht Londoner Blätte.Meldungen zufolge, v 0 lle Revolution. Salem ed Dauleh hat Mohamed Ali Rizam, der vor zwei Jahren die Regierung niederlegen mußte, zum Schah ausgerufen. .IM- Mutmaßliche Witterung am 1». Juli! Westwind, be deckt, kühl, zeitweise Regen. "M: Castro, der Unverbesserliche. Karibenmeer hat feit Tolumfib»»' und Ferdinand Cortez' Zeiten manchen Abenteurer ans seinem Rücken getragen, und e, ist nun auch der Schauplatz eines Akte» in dem Melodrama ge wesen, in dem Cipriano Castro, der Komgrch in Bene, tzuela einst den stolzen Namen eine» Restaurator» verliehen er hielt, eins Hauptrolle spielt. Noch ist da» Geheimnis, wsie der Expräsident es fertig gebracht hat, dem geheimen Ueberwachungs- dienst verschiedener Mächte, wie der Vereinigten Staaten, Spa niens und Portugal», zu entschlüpfen, nicht aufgeklärt, noch weiß man nicht genau, ob der jüngst gestrandet» hattanische Kreuzer Antoine Simon, alias Konsul Erotstück, alia» Umbria, der Ope- rctien-Fliegende Holländer dabei mttwirkte, aber al» Tatsache gelten, daß der Expräfident bereit» auf heimatlichem Boden in der Gebirgsgegend de» Marahaibo-Golfe» weilt und dort «in Heer sammelt, an besten Spitze er al» B«!fr«ier und Irl'- umphator in s«»ne alte Hauprstadt Laracw» «inguztehen gedentt. Man schrieb den 23. Mai 18SS, ah» General Castro, damal» «in kleiner Ranchers in der Anden-Provinzen Gl Tachira an der kolumbischen Grenze mit nur 23 Mann ihm auf Leben und Tod ergebener engerer Landsleute seinen berühmten Tausend-Meilen- Marsch über die Anden auf Taraca, antrat. Binnen einem Mo- nat hatte der damalige Abgeordnete der Provinz Tachira im Senat -von Caracas ein Heer von mehreren laufend Mann um sich versammelt, Valencia, di« zweit« Stadt de« Lande» und bald auch die Hauptstadt erobert. Der damalige Präsident Andrad«, dem Castro, der Halbindian«r, mit Hilfe seiner roten Partei einst selbst zur Präsidentschaft verhalfen, mutzte nach dem hollän» dischen Surinam fliehen, und Castro proklamierte sich selbst auf dem Marktplatze von Caracas, de» Piazza Boliva» -um Diktator von Venezuela. Vier Jahrs später, 1902, ließ General Tast« sich durch frei« Volksabstimmung auf sechs Iah« -um Präsiden- den von Venezuela erwählen. Während seiner ganzem Amts periode, in die auch die Invasion der Republik Columbia mit 6000 Mann, anno 1800, fällt, herrschte Tast« al» unumschränk ter Despot und unterdrückte mit eiserner Strenge so manchs in ner« Rebell'eon und «in halb Dutzend Aufstände. Er annullierte eigenmächtig alle fremden Konzessionen, bei denen für ihn kein Verdienst abfiel, gewährte andererseits geldbringende Monopole aller Art, konfiszierte von Staatswegen da» Eigentum ihm un liebsamer Bürger der Republik und führt« eine endlose» Steuer schraube ein. Erst al» 1908 eine schwere g'chttsche Erkrankung den Präsidenten zwang, ärztliche Hilf« in Europa aufzusuchen und sein ehemaliger Freund, der Vizepräsident Vincente Gomez die Präsidentschaft übernahm, wagten seine Feinde in Venezuela, die Biancos, einen schweren Schlag gegen ihn zu führen. Er wurde durch Kongretzbeschluß für immer außer Lan des verbannt und sein Freund Vincente Gomez schlug sich auf d e Seite durch Castro gekränkter amerikanischer Großkapitalistin und ließ das gesamte unbewegliche Eigentum des Diktator» kon- ftzieren. Aber Cipriano Castro war klug genug gewesen, nicht mit leeren Händen außer Landes zu gehen. Einundzwanzig Millionen Mark sollen für ihn allein auf einer Pariser Bank deponiert fein, ungerechnet die Summen, die noch auf deut- sch«n und englischen Banken lagern dürften. Und mit diesen Geldern läßt sich eine erfolgreich» Revolution in Venezuela, wie frühere Beispiels lehren, wohl in Szene fetzen, abgesehen davon, daß der Expräfident im Land« selbst nicht nur unter den Roten noch zahlreiche Freunde besitzt, die ihm ihr« ganze Existenz ver- danken. Seit dem 23. Januar diese» Jahre», ab» von den Kana- rischen Inseln her die Nachricht kam, Tast« plane einen Wieder- «roberungszug, wurden die mysteriösen Bewegungen de, Exdik- taiors von mehr al, einem diplomatischen Mbinett mit Un ruh« und Besorgnis verfolgt. Am IS. Mai sollt« sich Tast« in La, Palmas nach einem amerikanischen Konsularbericht an Bord der Reina Christina nach Cadiz eingeschifft haben, über seit die ser Zeit hörte jede weitere Spur aus. Die amerikanischen und holländischen Kreuzer, di« di« venezolantschen Küsten Lewachten, haben e» jedenfall» nicht verhindern können, daß der Affe der Anden nun wahrscheinlich bereit» mit einem wohlausgevüsteten Heer im Herzen de» Landes und kurz vor einem entscheidenden Schlag gegen di« jetzig« morsche Regierung in Caracas steht. In. -wischen wird nicht nur in den Bereinigten Staaten, sondern auch in ganz Amerika die Entwicklung der dramatischen Situation, in besten Mittelpunkt der 55jährige Guertllageneral steht, der sich «inst selbst mit Napoleon I. verglich, mit atemloser Spannung verfolgt. Der modern« Fliegende Holländer ist Uncle Sam wenig sympathisch, aber die Amerikaner können ihr« Bewunde rung für di« romantische Seite dqs neuesten Castro-Abenteuers nichtsdestoweniger nur schlecht verhehlen. Nur die Regierung in Washington schwebt in tödlicher Verlegenheit im Hinblick aus die nächsten exzentrischen Sprünge de» Undemaffen, gegen den ste militärisch, um nicht den Verdacht d-r anderen südamerikanischen Republiken zu erregen, absolut nicht- unternehmen kann. Das Eisendahuuvglück vei Müllheim. Mitten in der sommerlichen Reisezeit kommt die jähe Schreckenskund« von einem furchtbaren Eisenbahnunglück, da» sich gestern morgen im Badischen ereignet und «ine beträchtliche Anzahl von Opfern an Menschenleben gefordert hat. Wir melde ten in unserer gestrigen Nummer bereit» telegraphisch über da» Unglück, über das jetzt folgende ausführliche Meldung vorliegt. Der Schnellzug, der in Müllheim 8 Uhr 30 Min. vormittags «intrifft, fuhr mit gewöhnlicher Geschwindigkeit in den Bahnhof «in. Dicht vor der Station und in der Station selbst werden augenblicklich ziemlich umfangreiche Bauarbeiten und Gleis unterführungen ausgeführt. Der Lokomotivführer de« Zuges hat da, Warnungsfignal, da» auf: Vorsichtige Fahrt stand, wegen der Bauarbeitengerüst« nicht früh genug gesehen und hat erst im letzten Augenblick Sqgmrdampf gegeben und dadurch den vollbesetzten Zug zur Entgleisung ge bracht. Di« Lokomotive ist allein auf dem Glet» stehen geblie ben. Der nach der Lokomotive folgend« Tender ist nach recht» Berliner Brief. (N-chdni, o-rdsln,) (Die amerikanisch« Hitzewelle. — Der heißeste Tag. — 80 Grad im Schatten. — Kari Hintze und Graf Wolff-Metternich. — Ironie de» Schicksal». — Kreditgewährung und Zusammenbruch. — DaS Pumpgenie des Grafen. — Erbe gesucht! — So ist das Leben. — Ein trauriges Kapitel. — Eine Selbstmordperlode. — Sechshundert AuSstelluugSsäugringe. — Mehr Vor sicht. — Der unvorsichtige Bureauvorsteher — Die Diebin im Warte zimmer. — Geräusche vor dem Kammergericht. . . . Also wir brauchen keine Angst zu hegen, datz die ame rikanische Hitzewelle ihren Weg über den großen Teich zu uns nimmt — so sagen die zünftigen Meteorologen, die von der Sorge der Berliner gehört hatten. -Und wenn «» dis Herren sagen, d e es doch wissen müssen, so dürfen wir uns beruhigt der Fertenstimmung hingeben, zu der Mir programmätzig verpflich tet sind. UeLrigen« dürfen wir mit der Temperatur, die wir in der vergangenen Woche hatten, vollauf zufrieden sein, denn di« Quecksilbersäule hat «in« ganz respektable Höh« erreicht, und am Freitag — dem bisher heißesten Tag de» Sommer, 1911 — zählte man amtlich 3V Grad Telstu» im Schatten. Dt«s« Ziffer ist, wenn st« auch mit amerikanischen Hitzegraden nicht vergleich- bar ist, für unser« v«rhältntst« Immerhin recht beachtenmoert, und e» ist daher kein Wunder, wenn man allenthalben matten und abgespannten Menschen begegnet. In diesen Hitzetagen nimmt da, Interest« an den Tagesereignissen naturgemäß auch etwa, ab, «Lwohl sich mancherlei -uträgt, wa» unter kühleren Wttterung»v«rhältnissen sehr eifrig besprochen werden würde, v» müssen schon ganz besonder, Fäll, sei», wenn man sich bet 30 Grad im Schatten «chauffiere« soll. Doch auch an solchen Außergewöhnlichkeit«» «ar in de« letzte« acht Tag«« kein Man- gel. Steh« den Zusammenbruch d«r Hofptanosortefabrik von KarlH. Hintz, und di, «ertchtwvmhandlung gegen den G r a- frn Wolf f-Mett«,«ich. Im Falle Hintz« kommen jetzt natürlich di, neunmal Klu. gen und lagen, daß man längst hätte wissen müssen, wt« schlimm e» um den Mann stand, und st« nimmt « durchaus nicht wun- der. daß die Geschichte endlich »um Klapp«» gekomme» ist. In Wahrheit dürfte sich die Sache aber doch so verhalten, daß die Geldgeber selbst den Mund hielten, um dadurch aufsteigende Zweifel an der Kreditfähigkeit de» Manne, zu beschwichtigen. Denn sonst fürchteten ste ja ihr Geld zu verlieren. Daß nun trotzdem die /Katastrophe eintrat, ist eine jener Ironien de» Schicksals, die so oft zu beobachten sind. Und wieder scheint fest gestellt zu fein, daß die weitgehende Kreditgewährung nach bei den Setten hin — Hmtze selbst nahm fi«, mußte ste in Anspruch nehmen, weil er ste seinen Kunden gegenüber gewähren mutzte — in ursächlichem Zusammenhang mit dem Zusammenbruch steht, bei dem eine Schuldenlast von beinahe zwei Millionen nur ge ringen Aktiven gegenübersteht. Auch Graf Wolfs-Metternich hat mit Leichttgke't Kredit erhalten; dem feudalen adligen Namen öffneten sich willig die Portemonnaie» kleiner Handwerker und Gewerbetreibender, und so kam es, daß Schuster und Schneider jetzt trauernd al» Zeugen erscheinen, um dem Richter da» Pump genie de» Grafen zu bescheinigen. Der steht indessen ruhigen Mute» vor den Schranken de» Gerichte» und meint bet allen Vorhaltungen, daß er ketnerweg» di« Absicht hatte zu betrügen, sondern sich durch «in« reich« Heirat zu rangieren hoffte. Di« reiche Heirat! Da» ist dann t mmer der letzt« Rettung* anker, genau wie di« reich, Erbschaft, auf di« junge Verschwen der wie Graf Wolff-Metternich dl« letzt« Hoffnung setzen, «pro- po, Erbschaft! Folgend« Veröffentlichung erregt« letzthin di« allgemeine Aufmeryamkeit: Erb, gesucht! Peter von Sach now»«, geboren 1832, also 2V Jahre alt; geboren in Rußland in Kiew oder Tscharnikau. Erb« von Generalleutnant A. Sach- now»kt (s 1909) wurde durch di« Gräfin von Nosttz in Kiew au» einer Wohltät'gkeitianstalt im Alter von drei Jahren ge- nommen. Auftnthalt unbekannt. Wer etwa» über d«n Betref- fend«n weiß, wird freundlichst gebet««, Auskunft oder Winke an Herrn Russischen Martneg«neralstab»arzt Richard von Glowetzkt in St. P«t«r»burg, Jontanka 113 oder an Gras Pückl«r, Ber lin NW., Alt-MoaLit zu senden. Au» d«r Bekanntmachung geht hervor, daß der gesucht« Erb« mtttello, irgendwo in der Welt herumirren muß. Phantafiebeaabte L«frr mögen sich mm den Roman de« russischen jungen Mann«» auchstinnen, d«n vermut lich reiche Schätze erwarten, ohne daß er im entfernteste» an den verborgenen Reichtum denkt. Während der arme Kerl vielleicht hungerr und darbt, könnte er im Gold« schwimmen. Aber so ist da» Leben. Trauriger ist es mitunter und seltsamer, al» e» in Romanen geschildert wird. Ein so trauriges Kapitel ist di« furchtbar« Tat jener Schutzmannsfrau, die ihr anderthalb Jahr alte» Kind mit Opiumvergiftete, dann au» ihrer Woh. nung flüchtet« und später im Grünewald einen verzweifelten Selbstmordversuch macht«. Völlig erschöpft wurde die Unglück liche aufgefunden, und während der Mann um den tot«n Lieb ling weint, liegt die Mutter im tKrankenhau», ohne daß e, Li» jetzt möglich war, sie zu befragen. Kommt die Aermste mit dem Leben davon, so werden dl« Psychiater «in Wort mttzureden haben, denn nur ganz ungewöhnlich« Umstände können eine sonst gut« und vernünftige Frau zu so entsetzlichem Tun getrieben haben. Di« Perioden der Bluttaten, von der jüngst an dies«. Stell« di« Red« war, scheint übrigen» noch nicht beendet zu sein, und g«rad« di« ab gelaufen« Woche scheint den vewei, dafür -u erbringen. Nach «ine, oberflächlichen Statistik haben Polizei- L«richt und privat, Meldungen wohl über fünfzig Selbstmorde registriert, aber di« Ziffer dürft« gewiß bei einer genauen Unter, suchung weit übertroffen wurden. Zunächst wird Liebeskummer al» Motto angegeben, vielleicht suchen di, Psychologen, di« sich mit derartigen Statistik«» beschäftigen, den Zusammenhang -wt- schm Witterung und Selbstmoch zu erforsch«», widerlegt ist ja auch nicht di« vielfach erhob«»« Behauptung, daß zwischen Iah- rmtzttt und Selbstmord «in« verLindung besteht, genau wie im «ntgegengesetzten Fall di» Statistik di« G«burt«n mit der Iah- re»z,tt in verbtndun, »ringt. Ob di« jünast» d«r wissenschaftlichen Dtmipltnen auf der kommende« vavyschau Material finden wird, »leibt abzu. matte«, wenn auch genug Objekt« da sein wmden, denn bt»h«r sind für di« Schau — bmamtlich von d«r Jellttwrretnigung ver- anftalttt — 300 Säugling» angem«ld«t. Dm vürgrrsaal de» Rathaus«», in dem dich, Säugling-ausstellung vvr sich geb«» wird, dürft« kaum dich« Anzahl saffmr, da zu jedem Säugling mindest«» «in« «»wachsen, Perlon gehört, denn allttn kann doch