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Freitag, 28. Juli ISIl lliiir 4000 ttdlutt Sboimntn Nr. 178. Sechster Jahrgang. Ku er Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge srl., »rnkoia mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: kuer Sonntagsblatt. „ . Druck und Verlag ^-.m.uwrU.ch ü°^ vmcü-°. veel.a»^<ll«lukt ... „ m. b. y. nr»u» Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittag» von q—L Uhr. — lelegramm-Ndreffe: Tageblatt Nueerzgebirge. — FeqArecher 52. Aue t. Lrzgeb. n > j u,i ^ür unverlangt eingesandte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werde». Vcziigsprcis: Durch unsere Voten frei ins Daus monatlich t>o Vsg. itei der Geschäftsstelle abgebolt monatlich Pfg. und wöchentlich in jdfg. — vci der Post bestellt und selbst abgcholt vierteljährlich >.50 Mk., monatlich so Pfg.— Durch den Briefträger f>ei ins lsaus vierteljährlich t dr Mk., monatlich psa. - Linzelne Nummer fo Pfg. — Deutsch« postzcituitgskatalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstundeti, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Insertionspreis: Die siebengeftaltcne «orpuszcile oder deren Raum für Inserate ans Aue und den Ortschaften de» Nmtshauptmannschaft Schwarzenberg >o Psg., sonst ,5 pfg. Reklamepetitzeile rs Pfg. Bei aräßeren Abschlüssen ent- sprechender Rabatt. Annahme von Anzeigen bis spätestens 9'/» Uhr vormittags. Für Aufnahme von aräßeren Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn sie am Tage vorher bei uns eingehen. vielt mukast, b tritt, La- Mchtt-M NVA Laße Die Hitze Hal auch den Donnerstag über in ganz Deutschland angehalten. Nachrichten von Hitz- schistgen, Fallen von Wassermangel und Ge wi > t e l n kommen aus allen Gegenden. (L. Kgrch. Schs. u. Oeill.) Der französische L 0 zialist U 0 et 0 t ist wegen se.ncr die deutsche Regierung beschimpfenden Rede in einer sozialdemokratischen Versammlung in Berlin aus Deutsch land ausgewiesen worden. * Nach einer Meldung des Pariser Journal trisst Frank« reich Kriegsvorbereitungen, di« Fort» au der O,st grenz «wurden ver st Srkt und di« Trup pen au» dem Winzer-Aufftandsg«bt«t in dir Garnisonen zurückgezogen. ( S. T.) Loro Asquith gab im englischen Unterhause eine ausführliche Erklärung über die Marokko-An gelegenheit ab, i» den er den Ernst der Lage charakterisierte und Englands Interessen näher bezeichnete. » In Port-au-Prince soll der Gesandte von Haiti in Berlin Fouchard zum Präsidenten aus« gerufen worden sein. IM- Mutmaßliche Witterung am 28. Juli: Gewitterneigung, sonst keine Witterungsveränderung. -Mc Der Sekudaut. Während die In Frage kommenden amtlichen Stellen sich ausschweigen, sind mit einem Male höchst beunruhigende Gerüchte über den Stand der Marokkofrage aufgeflattert. Diesmal ist es aber weniger Paris al» London, wo man jetzt plötzlich eine fieberhafte Tätigkeit an den Tag zu legen scheint. Die Ursache zu dieser Wendung soll angeblich von dem englischen Botschafter in Parts, Bertie, ausgegangen sein, der in London eingetroffen ist, um mit den dortigen maßgeben den Staatsmännern zu beraten. Bertie soll von je einer der ent chiedensten Befürworter einer intimen Entente zwischen Frankreich und England gewesen sein, wie denn überhaupt die Annäherung zwischen beiden Ländern nicht in letzter Linie durch ihn in G-'meinischast mit König Eduard herbeigeführt wurde. Sir Bertie habe den englischen Staatsmännern geraten, Frank reich in der jetzigen Situation tatkräftigste Unter stützung angedeihen zu lassen, um den deutschen Forderungen ein Paroli zu bieten. Im Zusammenhang damit soll auch die aggressiv klingende Rede LloydGeorge» gestanden haben, die jetzt erneut nach den ersten Abschwächungsversuchen in den Bordergrund gerückt wird. Wie die Dinge stehen, hat sich zweifellos — zum wenigsten nach außen hin — die Situation jetzt wieder etwa» zugHpitzt. Wenn auch die amtlichen Kreise jede Stellungnahme in der glei chen Richtung vermeiden, so liegt «» auf der Hand, daß man sowohl ani Quai d'Orsay wie auch in der Damningstreet ein« kleine derartige Hatz gar nicht so ungern sieht. In der Erwfigung nämlich, daß eine solche Stimmungsmache unter Umständen nicht ohne Einwirkung auf Deutschland sein könnt«. Vielleicht ist die Sache aber auch nicht so schlimm, denn die Treibereien gehen zu einem guten Teil ersichtlich von iskriser Blättern und deren Lon« dauer Gesinnung», und G«schäft»g«nossen au», die wegen der In teressen ihrer Hintermänner von Anfang an in der ganzen Frag« eine deutschfeindliche Haltung eingenommen haben und mit allen Mitteln bemüht waren, di« Verhandlungen zu stören. Diesem Treiben entgegenzutreten ist nicht leicht, und sehr richtig ist e», wenn dieser Tage ein bekannte«, zu offiziösen Auslassungen ost benutzte» rheinische» Blatt bemerkte, daß di« französisch« Press« sich nicht belehren lassen will. In einem erneuten bemerkenswerten Artikel wendet sich da» gedachte Blatt nochmal» gegen die Stellungnahme einzelner französischer Blätter und hebt hervor, daß Deutschland seinen Kreuzer sofort zuvückziehen würde, sobald Frankreich sich entschließt, sein« Truppen au« Fez zurück- z^Es"tst «in« alte Erfahrung, daß der sich int Uirrecht Befin dende schimpft und hieraus ist wohl auch die Haltung ein« Lei- le, der Pariser Blätter zurückzuführen. va» Faktum, dach Avant i reich den ganzen Brei eingevührt hat, läßt sich nun einmal nicht ! ans der Welt lbnffon. Aber man sch! jetzt alles daran, um j Deutschland möglichst geringe Zugestöndniss« zu machen, und die- 1 'em Zwecke dient auch -wetftllos di- Her"n?:> hun.^ i. nglnn^s zum Sekundanten. Ob das Gejchret, E jetzt angestimmt wird, auf die leitenden deutschen Stellen großen Eindruck machen wird, kann als fraglich gelten. Herr von Kiderlen-Wächter ist nicht der Mann, der sich -durch derartige Schreckschüsse einschllchtern läßt, und es könnte nichts schaden, wenn man einen kalten Was serstrahl nach Paris und London hinübersenden würde, um so den Hauptschreiern eine kräftige Dusche zu verabreichen. Der artiges hat noch nie seine Wirkung verfehlt und würde voraus sichtlich noch in diesem Falle von Erfolg begleitet sein. Kaiser, Reichskanzler und Marokko. Der Reichskanzler begibt sich heute zum Kaiser nach Swine- münde, um einen ausführlichen Bericht über den Stand der Marokkofrage zu erstatten. Bekanntlich trifft der Kaiser heute in Swinemünde von seiner Nordlandfahrt ein. Me ver lautet, wird sich außer dem Reichskanzler auch der Staatssekre tär des Auswärtigen Amts von Kiderlen-Wächter nach Swinemünde begeben, um dem Kaiser den üblichen Vortrag zu halten. Die deutschen Truppenlandungen. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung teilt mit: Gegenüber den im Auslande verbreiteten Gerüchten über Landungen deut scher Mannschaften inAgadtr ist nach den von dort vorliegen den amtlichen Meldungen festzustellen, daß lediglich eine Reihe von Tagen hindurch insgesamt 20 Offiziere und Mannschaften unbewaffnet zwei Stunden zum Hrazierengehen an Land geschickt worden sind. Dt« Kölnische Zeitung über die international« Lag«. - Die Kölnische Zeitung bespricht in einem Artikel aus Lon don die internationale Lage wegen der Marokkofrage und kommt zu dem Schluß, sie glaube, daß es keinen anderen gerechten und ehrlichen Ausweg gibt, als die Formel zu befürworten: zurück nach Algeciras, welches die wahre Lösung der Unterhand lungen zwischen Frankreich und Deutschland sei. Spanien und Frankreich. Am Mittwoch wurden in San Sebastian mündliche Ersslä rungen über einen provisorischen wocius vivendi zwischen dem französischen Botschafter Eeoffroy und dem Staatsminister aus- getauschü. Danach wird der spanische Tabor in Elksar künftig keine scherifischen Deserteure mehr anwerben und die spanischen Offiziere werden es sich angelegen sein lassen, die Pferde und Waffen der bisher desertierten scherifischen Soldaten zurückzu geben. Europäer, die mit einer Ermächtigung ihres diplo matischen oder konsularischen Vertreters versehen -sind, dürfen sich frei und sogar mit Waffen versehen in jener Gegend be wegen. Die scherifische Mahalla bleibt auf dem linken Ufer des Luftor; sollte sie aber gezwungen sein, auf das rechte Ufer hin über zu gehen, so hat sie die spanischen Behörden davon zu be nachrichtigen. Ans den Königreich Sachsen. Di« Hitze und ihre Folgen in Sachs«». Die wahrhaft tropische Hitze in Sachsen hat durch den ge fahrdrohenden Wassermangel, den sie im Gefolge hat, auch schwere wirtschaftliche Schädigungen gezeitigt. Haben stch doch schon zahlreiche industrielle Werke zur zeitweili gen Einstellung ihres Betriebes entschließen müssen; hierzu kommt der große Wassermangel der schiffbaren Ströme, der zum Teil eine Einstellung^»«,: Schiffahrt im Gefolge hat. Die Frachtschiffahrt auf der Elbe ist schon jetzt vollständig sahmgelegt. Die kleineren sächsischen Ströme führen ebenfalls nur äußerst geringe Massermengen, einige sind -um Teil völlig versiegt. Der gleichfalls auftretende Mangel an Leitung»» und damit Trinkwasser hat viel« Ge meinden veranlaßt, der Bevölkerung äußerste Sparsamkeit Leim Verbrauche de» Lettungswasser» zu empfehlen; die übliche Be- sprengung der Straßen hat gänzlich aufhören müssen. Natur- gemäß hat di« herrschende Glut auch zahlreich« Fäll« von Hitz- schlag im Gefolge gehabt. Auf di« Säugltng »sterblich. kett hat die furchtbar« Sommerhitze natürlich auch «inen großen Einfluß. Di» Zahlen der Kindertodesfälle schnellen in diesen Tagen merklich in die Kühe. Neben der Sorge für gut« Nahrung in Gestalt einwandfreier, frischer Milch, ist alle« zu vermeiden, wa» zu einer U«b«rhitzung de» Kinde» führen kann. Ein Ab- nehmen -er tropischen Kitz« ist vorerst kaum zu erwarten, da die Wetterlage noch immer von einem über ganz Europa au»- gebreiteten Hochdruckgebiet beherrscht wird. Ueber Unwetter und sonstig« Folgen der Hitze in Sachsen liegen heut« die folgen. » de« Meldungen vor: * Stollberg, 27. Juli. Zwei starke Gewitter zogen gestern abend nach ft und.nach 10 Uhr über unsere Gegend und durch- feuchteten den dürren Boden. An drei Stellen war di« Wir» kungL? e Blitzes zu -erkennen. Aus einem Gute in Hasem darf bei Stollberg und aus einer Fabrik in Niederdorf schlugen dieFlammen empor. Das Mette Gewitter wurde mit Hagel, der aber bald nachlteß, etngeleitet. * Hartmannsdorf bei.Kirchberg, 27. Juli. Beim gestrigen Gewitter schlug der Blitz in die Scheune de» Gutsbesitzer» Gün ther und zündete. Das Feuer legte in kurzer Zeit das ganz« Anwesen, bestehend aus vier Gebäuden, in Asche. Mn Schwein verbrannte. Vom Mobiliar wurde fast nichts gerettet.' * Ottendorf bei Mittweida, 27. Juli. Gestern vormittag wurde aus pem Felde beim Getreideraffen di« ,19 Jahre alte Dienstmagd Marta Lange vom Httzschlag betroffen und ver schied. ! * Rothenbach, 27. Juli. Ber Blitz schlug hier gestern abend in das Eündelsche Gut ein. Allo Stallungen und di« Scheune brannten Nigrer, mit ihnen verbrannten drei Schweine, eine Kuh und anderes Vieh. Das Wohnhaus konnte gerettet werden. * Stenn ,b. Zwickau, 27. Juli. Ein schweres Gewitter traf gestern hier auf. Ein Blitzschlag setzte auf einem Feld« eine Getreidepuppe in Brand. Bald stand das gesamte Feld in Flammen. Der Brand wurd« jedoch auf dieses Grundstück be schränkt. * Dorfschellenberg, 27. Juli. Gestern abend schlug der Blitz in die Scheune des Gutsbesitzers Retchelt, die vollständig ein geäschert wurde. , * Nünchritz, 27. Juli. Bei einem schweren Gewitter traf «in Blitz strahl die mit Getreide angefüllte Scheune des Schurig, sihen Gutes in Nünchritz und äscherte sie vollständig «in. * Chemnitz, 27. Juli. Ein schweres Gewitter ging am Mitt, woch abend von 8 Uhr,an über Chemnitz und Umgegend nieder. In der Zeit von 8 Uhr 35 Minuten^ bis 8 Uhr 45 Mnuten wur- den durchschnittlich in der Minute 20 Blitzschläge gezählt. In Martersdorf schlug der Blitz in das Gut des Herrn August Seidel ein und zündete; das Feuer wurde aber ball» von Haus bewohnern und Nachbarn gelöscht. InSt. Egidi« n schlug der Blitz in das Herrn Vogel gehörige Gebäude, das völlig nieder brannte. In Eückelsberg bei Flöha traf der Plitz das Sei tengebäude des Gasthauses von Schicketanz und zündete. In Mittweida schlug der Blitz an sieben Stellen ein, u. a. in einen dortigen Gasthof, wo der Hausdiener und ein Dienstmäd chen durch den Blitzschlag ohnmächtig wurden. Im Haus de» Tischlermeisters Saupe verursachte der Plitz ebenfalls einen Brand, den die Feuerwehr bald löschte. * Rabenstein, 27. Juli. Gestern abend war der Gutsbesitzer Emil Richter noch einmal aufs Feld gegangen, um dis vom Ge wittersturm umgoworfenen Kornpuppen wieder aufzurichten. Dabet wurde,er vom Blitz erschlagen. Wiederbelebungs versuche waren ohne Erfolg. * Freiberg, ,27. Juli. Schwere Gewitter, verbunden mit Sturm und leichtem Hagelschlag, entluden sich in der Nacht zum Donnerstag über Freiberg und dessen Umgebung. Im be nachbarten Langhennersdorf schlug ein Blitz in die Scheune des Gutsbesitzers Weigel, die völlig niederbrannte. * Oschatz, 27. Juli. Im benachbarten Glanz ig ist in folge Blitzschlags «ine Scheune de;» Gutsbesitzers Gruh«, die die gesamte diesjährige Ernte sowie andere« totes und leben de» Inventar barg, völlig niedergebrannt. Der durch Versicherung gedeckte Schaden dürfte sehr beträchtlich sein. * Leisnig, 27. Zult. Bei einem schweren Gewitter, da» gestern abend über die hiesige Gegend -og, schlug der Blitz im benachbarten Wendishain in dt« Käserei .von Johann Ratzk« und zündete. Das Wohnhaus mit Nebengebäude und einer Scheune wurden zerstört. Da» Gewitter, war von besonderer Heftigkeit und währte etwa sechs Stunden lang. * Zittau, 27. Juli. GinOpferderHitze wurd« gestern abend der Kohlenhändler Körber. Der ziemlich korpulente Mann war tagsüber noch in Geschäften tätig. Al» er sich abend» von einer Bekannten verabschteden .wollte, hielt er plötzlich deren Hand krampfhaft fest und sank gleich darauf tot zusammen. Gin Hitzschlag hatte seinem Leben ein Ende gemacht. * Iiiger»grüu, 87. Juli. An den golgen eine» Fliegensttche» gestorben ist der Lö Jahr« altt Sticker Hugo Ssptg. Am lb. Juli nachmittag» mähte er ein« wiese dabei stach ihn «in Insekt tu da» Gesicht. Fünf Lag« darauf starb er im Krankenhaus. * Frteddach bet Sayda, 27. Juli. Di« -aubelt- Mtn« gestorb« n. Hier starb tu, Alter von 7S Jahreu ein« in der ganz« Gegmd untt, de« Namen Haubelt. Wim oder Gold«, Win, bekauutt »ohltStirtu. Di, reich, Frau besaß