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Mittwoch, 5. MSP MS. Hütt »000Hstzsi Nr. SS. kchi« Fahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge v»,antwortlich», R»dakt«o,, > srlt» Krnbolcl. Für di» Inserat« verantwortlich Otto S«iN«rtk. Beide in An« i. Erzg»b. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Luer Sonntagsblatt. Sprechstmid« der Redaktion mit Ausnahm» d« Sonqtag« nachmittag» von «—» Uhr. — Lelegramm-Adreffe« lag »blatt Nlleerzgedtrg». - Ferntznsch« »s. Für llicverlangt ringesandt» Mannskript« kann SewLhr nicht geleistet werden. Vrack «nd v«ia§ Mm vemit-» vett,g»tzewa»«stB» m. b. h. in Kn, i. Lrzgrb. Sezngrpreisi Durch unsere Boten frei in» Hau» monatlich «o 0fg. Bei-er Seschäswstelleab-ebolt monatlich dopfg. und wöchentlich »o Pfg. — Bet der Post bestellt und selbst adgeyolt vierteljährlich Mk., monatltch > pfg. — Durch den Briefträger frei in. 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Man befürchtet, daf> bet dem schnellen Sinken de» Torpedoboote» von den 8S Mann der Bcs ltzung nur wenige gerettet sind. Der neue deutsche Botschafter in Rom, Freiherr v. Ilotow, traf gestern abend dort ein. Er wurde am Wahnhof von dem Personal der Botschaft und Mitglie dern der deutschen Kolonie begrüßt. » Der frühere Präsident de» preußischen Herren, Hauses, Freiherr Otto v. Manteuffel, ist gestern abend im Alter von 68 Jahren geporben. Die Budgetkommission der französischen Kam, mer stimmte gestern dem Kredit von 500 Millio nen Francs für die Heresverstärkung zu. An der Annahme in' derKammer wird ntchtgezweifelt. G Die russische Regierung hat aus Wunsch der franzö - fischen Regierung ihr» Legation in Tanger zu» rückgezogen. -> viähin« flehe an anderer Stell«. Präsiäent Wooärow Wilson. Washinton» 4. Mäq. Ante« de» Übliche« sindreüst» volle« Feierlichleite« vollzog sich heute d«, wechsel i« der Regier»«« «nd der Einzug de» «eue« Präsident»» Wik» so» in da» Sveiße Hau«. Der offizielle Akt spielte sich auf der Freitreppe de» Kapitol, ab, wo i« Gegenwart vtuer vieltausendköpfige« Me«schenme«ge der vorfitze«de de» vberbundesgericht» de« neuen Präsident«, de« Amt seid abnahm. Hieraus hielt Präfide«t WUso« sei«« F«augu« »atto««»,de, di» ei» pt» Teil mit hiwstißende« Schwung »ovgetmigene» loztalpolltifche» P«»» gram« bedeutet. Heut, Hält der Sieger de» ungeheuren Drei^Nännrr» «Kampfe», Woodrow Wilson, bisheriger Professor der Nd» ttonalöfpnomie in Princetown, den Siegesprei» in den Händen: der neu« Präsident der vereinigten Staaten von Nordamerika, zog gestern auf vier Jahre in da» Wethe Hau» zu Washington «in. Für vier Jahr« ist nun da» höchste Amt der großen nord- amerikanischen Republik in seine Hände gelegt und damit in di« Hände der demokratischen Partei, nachdem fünfzehn Jahre lang di« Republikaner am Ruder waren. E» ist also nicht nur ein Personenwechsel, der sich auf dem Präsidentenstuhl in Washington vollzog, als Herr Tast in» Privatleben -uvücktrat »nd Herr Wilson die Zügel ergriff, sondern «in Wechsel in der Parteischaft und damit wiederum ein Personenwechsel in hohen und niederen Stellungen durch die ganze Beamtenhierarchte. In Amerika hängt, ganz ähnlich wie in Frankreich, Wit der Partei, angehörigkeit de» Präsidenten di« Besetzung der Beam- tenstellen zusammen. Während in Deutschland da» Beam tensein etwa» ist, wa» mit Vorbildung, regelmäßiger Karriere und bestimmten Rechtsansprüchen zusammenhängt und mit der Politik al» solcher selbst in den höchsten Stellen nicht» zu tun hat, wird in republikanisch regierten Ländern mit dem Amts antritt «ine» neuen Staatsoberhauptes sich auch da» ganze Er ficht de« Beamtenschaft «erändern. Die Staatsstellen, ob lei tend«, ob subalterne find so recht eine Angelegenheit der Be lohnung für gute Parteidienst«, für Aufopferung während des Wahlkampfe», für pekuniäre oder ideelle Unterstützung der Par teisache. Ob ein Leiter de, Wahlkampagne, ob «in besonder» tüchtiger Wahlzetteloerteiler, ob «in ländlicher Agitator zu be lohnen ist, da» ändert nur die Höhe, nicht die Art der Best-- nung. Der ein» wird eben Gesandter oder Staatssekretär oder Senator, der andere Bürochef oder pension-berechtigter Diener an einem Washingtoner Ministerium. Der Amtsantritt Wil son» wird allo da» Signal für ein« äußerst umfangreiche Völker- Wanderung in den öffentlichen Amtsstellen Nordamerika» sein, -ei der die lange z» kurz gekommenen Demokraten die endlich von der Staatskrippe weggedrückten Republikaner verdrängen werden. , Ob die» System gut oder' schlecht sei, ist schwer zu entschei den. Man kann, trotz aller unerfreulichen, an Korruption er innernden Erscheinungen im Leben der Vereinigten Staaten, sicherlich nicht sagen, diese seien ein schlecht geleitete», innerlich ungesunde» Staatswesen. Im Gegenteil, die Erfolge der ameri kanischen äußeren Politik und die rapid» Zunahme de» Rational, reichtum», der sozialen Fürsorge und de, privaten Wohlfahrts einrichtungen sprechen für da» Gegenteil. Abe« dennoch würde »n» für Deutschland wenigsten, die» allgemein« Gabenfest, -ei dem Stellen und Aemter zu Tausenden auf di, Getreuen nieder regnen, nicht angemessen erscheinen. Unser System, den Beamtan apparat von Parteipolittk und Parteizufällen fernzuhatten, ver. spricht sicherlich ein« viel sichere Konsolidierung de» Staats apparat», dem dadurch Unerfahrene und Dilettanten ferngehal ten werden. Da» amerikanische System macht da» Entstehen «ine, Beamtenkaste, eine» sich abschließenden Bürokratismw» un möglich, läßt keine Mauern entstehen zwischen Behörden «nd Publikum, Dir Blutzirkulation ist eine schnellere, Regiert« und Regierung wechseln rascher ab und vermindern dadurch die Ge fahr, sich gegenseitig al» Feinde oder wenigsten» al» Verschie den, zu empfinden. Natürlich wird dieser Beamtenfchub sich in angesehenen, weniger schachermätzig anmutenden Formen voll ziehen, wenn der Mann, dessen Sieg ihn veranlaßt eine fein ideal gerichtet« PersönlMeit ist, als wenn ein nur Machthung- riger endlich da» Ziel seine» egoistischen Ehrgeize» erringt. Woo- drow Wilson, der rein au» der Theorie in die praktische Politik gekommen ist, scheint nach dem Urteil Eingeweihter ein Mana zu sein, für den hohe und reine Gesichtspunkte leitend sind. Maa darf daher annehmen, da» die Beamtenablösung, die sein Amts antritt mit sich bringt, nicht wähl, «nd lluallo» den Würdigen wi« den Unwürdigen nach einer Parteischablone in die Höhe hebt, sondern daß er, zum mindesten bei wichtigen, einflußreichen Stel lungen die Männer bestimmt, die gleich ihm die Macht nicht al» Zweck ansehen, sondern als ein herrliche» Mittel, die Machtlose« zu -eben, und die zu Unrecht Mächtigen zu vernichten. Tast» letzte Amtshandlung. Präsident Tast hat vor seinem Ausscheiden au» Yen, Amt« noch gegen die Bill für diverse Ausgaben, in Höhe von 11« Millionen Dollar sei« Veto eingelegt, weil eine Bestim mung de, Vorlage der Regierung untersagt, die ihr zur Bekämp fung der Trust» bewilligten Mittel auch gegen Arbeiter- »nd Farmeroerbände zu verwenden. Das Jubiläum äer Romanows. (Von unserem Berliner ^Mitarbeiter.) Das Hau» Romanows feiert in diesen Tagen sein drei, hundertjähriges Jubiläum «nd nicht nur am Zaren hose wird es Festtafeln geben, sondern in ganz Rußland werden Kaiser Wilhelms Toä in äerDlchtung. Zum LS. Todestag Kais« Wilhelm» I. e« g. Mist» Ivtz. Po» EgonRooka. WstAshM. Kaum jemals hat ein geschichtliche» Ereigni» «inen so ge waltigen Niederschlag in der Poesie gehabt, al» der Tod Kaiser Wilhelm» I. am S. März 1888. Di« große, tiefgehende, innere Erregung, die sich de» deutschen Bolle» bemächtigt hatte, fand einen tönenden Ausdruck in tausenden van GedtOen. Daß die Poeten von Ruf und Bedeutung sich solch eine bedeutungsooll» Begebenheit nicht entgehen lassen mochten, ihre Stimmung, ihr» Gedank.-n über da» Ereigni» in Bersen «»»klingen zu lassen, war begreiflich, aber auch da» voll dichtet«. Anter dem Ein- druck de» alle erschütternden Todesfalles wurden all« »u Poeten. Die Redaktionen wurden damal» bestürmt mit Gedichten. Auf di« Redaktton»tische d«r Tageeblätk», flogen di« Gedicht» auf Kaiser Wilhelm» Tod zu Dutzend««; di« Redaktionen mußte«, nachdem st« deren einig« zum Abdruck -«bracht, und dadurch nur noch mehr zur Einsendung von Gedicht«« angeregt, durch No- tizen abwehren. Ni, vordem u«d nt« nachdem ist «in Gescheh« nt, so oft Gegenstand der po«tisch«n Behandlung gewesen. Selbst d«r wehmütig-! Humor bemächtigt« sich de» Stosst», wie ja, «en« da» voll dichtet, unwillkürlich immer «in Nein«, humoristischer Einschlag bemerkbar ist. So find, ich ein kleine» Glicht eine» Anonymu», wobei zu bemerken ist, daß da» Datum, da» den Ti tel de» Schicht» bildet, Sekanntltch der G«burt»tag de, Königin Luis«, der Mutter Kais«, Wilhelm», wa«: L0.M»r»L8SS. Um Gotte» Thron, -ei den Cherubim, Geht Preußen» heldselia» Königin, von schönem, ernstem Glan» «Mgstmnon: St, hat ihre» Volle» Schmerz vernomman. Den Schmerz, den da» ganz» deutsch, Sand 2« heißem Gäbet zum Himmel gesandti Sie getzwst; st» Wgstß EMMd Die schwer in Tränen geprüfte Fra« Daß heilige« Schmerze« läuternd« Kraft I« ihrem Volle da» Größte schafft. Daß treu und fest i« schwerer Zett Ihr voll sich dem kranken Kaiser weiht! Sie lächelt getrost. — Und tief im Mick Schimmert ihr eigene», heilige» Glück: Zu mGeburt»tag der Mutter, de »lieben, frommen, JstderSohnzuthrtndenHimmelge» kommen l Ganz prächtig gab die Stimmung de» Berliner Valle«, da» sich nach dem Tode de» Kaiser» stundenlang vor dem historischen Eckfenster de» Palais schart«, ein Gedicht wieder, da» Sieg- mundHabrr im Ulk veröffentlichte, und da» auch hübsch den Volkston 'trifft: Darinnen liegt'». Zu Kaiser» Palast, von de« Linden heran, Schreitet ei« alter Landwehr mann Mit feinem Jungen von vierzehn Jahr. Nu« mühsam durchbricht er di, dichte Schm, von Mann und Weib und Greis und Kind, Di« tausendveiss hiev versammelt sind. Sieh, Lung«, spricht er, und noMlrftig stillt Die Trän« er, di« au» dem Auge quillt, Hier ist da» Hau», in dem er gewohnt, Der übe« «n» «Len hoch hat gethront; Hier ist dm Fenster, an dem er stand, von dem au» er grüßende Blick, gesandt weit über dm Volk, da» von nah und fern Herströmt», m sehen den outen Herr«. Nun «st er hin»«», »nd st wie er, Steht am dem Fenster wohl keiner mehr. Vie Leute können ewig Hst, stehn And «erden doch nicht» Achnliche» sehn. Venn, Lunge, glaub', 's tst »in alt« Lied: Sd H hüt tu «Sm» «t« VutÜWS. Wohl mancher Kaiser und König starb, Der ebenfalls großen Ruhm erwarb; Da sind gewiß auch unverweilt Die Menschen von «eit herbergeeitt Und haben gestanden in Massen schien Au» purer, müßiger Neubegier, Und haben die Hälse gereckt und geguckt, Aber keiner hat mit der Wimper gezuckt, Als träfe ihn selber der Verlust. Und keinem tat «» weh in der Brust, 's war ebeiy ein ganz ander Ding, Al» wie'» Lei un» hier von statten ging: Denn unser Wilhelm — sichst du, mein Sch« — Da« wa, doch 'n bißchen wa, andere« schon; Ich kann", nicht so sagen, wie'» eigentlich «ar. Vielleicht wird dir'» mal von selber klar. Aber allen, die hie, dm välast umringt, Denen sagt e» st «in gewisser Instinkt, Da drin liegt «in Man« auf dem Totenschrein, Der jedem sollt« «in Vorbild sein, weil er geta« zu aller Zeit Hat redlich sein» Schuldigkeit, Denn siehst du, Jung«, »» ist ganz glttch, Ob einer arm ist oder reich, Ob mit der Mueket« in der Hand In Reih und Glied ast Soldat er stand, Oder ob er geschmückt mit Kron «nd Stern: Sein» Schuldigkeit tun, da» ist dm Kftn. An dem, da drin auf der TostnLahr' Gab'» nicht«, wo dran zu Mitteln «ar: Und wenn ich dir, mein Junge, st recht Ast Beispiel jemand hinstellen möcht', Da müßt ich stgen: An ienem dort Nimm dst ttn «rempel strt und fort. Nicht etwa, daß du ganz und g« Genau solltest werden, wi, er m war;