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l^uer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge verantwortlicher Redaktenr: seit» Ri-nkol«. Für di« Inserat« verantwortlich Otto Seikkertk. Seid« in Au« i. Lrzgeb. mit dsr wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Äuer Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Auinahm« der Sonntag» nachmittag» von 4—» Uhr. — Tele-rannn>Adr«ff»r TazitlaU Rnoerzg«Mrg». - Fenchereche» »n. Für unverlangt eingesandt« Manuskript« kann SewLH» nicht geleistet «erde». Vrxk »nd Verla« I«» tze«It.tz.Vttt,gotz«wlttcd0d m.b. h. in Rn» i. L-zgü. Sezug,preis: Durch unser« Boten frei in, Hau, monatlich «0 Vfg. 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Di« beruhigenden Ausführungen der Norddeut schen Allgemeinen Zeitung Haden in Parts einen guten Eindruck gemacht und die Stimmung günstig beeinflußt. s Der deutsche Botschafter in London, Fürst Sich, nowsky, hielt beim Jahresfestessen der englischen Han. de'skammer eine Rede, in der er aulf di« wirtschaft, lichen Gegensetttgkeits-eziehungen Deutsch, lands und England hinwies. Die deutsch, konservativ« Partei ist am Dvnnerstag in Berlin zu einem allgemeinen Parteitag zu« sammengetreten. ch Ein gestern dem preußischenAbgeordnetenhauszu. gegangener Gesetzentwurf verlangtem Forderung der Landeskultur und der inneren Kolon isa. tion25 Millionen Mark. O Der Prozeß gegen den Massenmörder August Stern ickel und feine drei Helfershelfer nahm am gestrigen Donnerstag vor dem Schwurgericht in Frankfurt a. O. seinen Anfang. Im ungarischen Abgeordntenhaus« veranstaltet« am gestrigen Donnerstag die Opposition wiederum Skandalszenen. Etwa 200 Polizisten erschienen im Saal. Hierauf verlteßdie Opposition da, Parla. ment. >> Släher«, strh« a» andeeer Stell,. Politische Dorfrühlingsstimmung. Ein Aufatmen geht durch die internationale Politik. Entspannung heißt die Losung des Tages, an der Themse wie an der Seine, an der Spree und an der Donau und an der Newa. Rußland und O« sterreich Haden gleichzeitig der Welt mitgeteilt, daß sie demobilisieren. Der englische Premierminister Asquith bannte mit seiner kurzen, aber Inhalt«, schweren Bemerkung, daß England keinerlei Verpflichtung zur Entsendung einer Arme« nach dem Festland eingegangen sei, schwer« Besorgnisse. Die deutsch« Peichsregierung hebt in einer hoch-offiziösen Mitteilung hervor, daß di« gemein» samen Bemühungen der Großmächte wertvolle Ergebnisse erzielt Hütten, sodaß di« Zuversicht berechtigt sei, es »werde der gemein, samen Arbeit auch gelingen, der noch verbliebenen Schwierig, keilen Herr zu werden. Diese fast überreiche Fülle beruhigen, der Nachrichten hat beinahe augenblicklich Handeln»-Wan. delneuaufleben lassen. Die großen .europäischen BvrsÄr. Plätze melden übereinstimmend «ine ausgeprägte feste Haltung. Da» Gespenst kriegerischer Entwicklungen der europäischen Trotz. Mächte beginnt zu weichen. Normale Zustände treten an die Stell« drückend«», lähmender Besorgnisse. Europa rüstet sich zu hoffnungsfroher, politischer Ostetseier. Nur die innere P 0 « lttik Deutschland» ist noch von frostigen Winterstürmen durchweht. Hoffnungen wechseln mit Befürchtungen, Krisen, gerüchte wollen noch immer nicht verstummen, Steuerkämpf« von ungewöhnlicher Kosttgkeit bedrohen den inneren Frieden. Zwar hat auch hier di« Neich»l«ttung den Versuch gemacht, di« auf geregten Gemüter zu beschwichtigen. Wer die halbamtlich« MU» tetkung de» Ergebnisse» der Ftnanzministerkonsersirz war so dürf. tig an Tatsachen, ließ so viel Zweifelhafte» zwischen den Zeilen lesen, daß die allgemeine Nervosität cher gestiegen al» vermin dert ist. > , Nur drei Tatsachen dürfen jetzt Nl» feststehend angchehen werden: «in« umfassende Wehrvorlage kommt, ihre ein. maligen Forderungen werden durch eine einmalige Vermögen», abgabe gedeckt, und die erheblichen dauernden Kosten sollen -durch eine vesttzsteuer und durch ander« Steuern aufgebracht werden. Nur in der letzten Ankündigung liegt etwa» Neue», leider nicht» Gute». Anstelle der allgemeinem, den verschiedenem Wesitzformen gerecht werdenden Besitzsteuer, die der Reichstag im vorigen Frühjahr mit großer Mehrheit aller bürgerlichen Par teien gefordert hatte, soll «in« offenbar unzureichende Besitz, steuer nicht allgemeiner Natur vorgeschlagön werden, die einer Ergänzung durch noch andere Steuern bedarf. Diese anderen Steuern werden den Besitz nicht treffen. Sollen sie den Der» -rauch -oder dem Verkehr, also den -retten Massen de» Volke», wieder auferlegt werden? Haben die Zeichendeuter recht, hie aus diesen Andeutung«» und Schlußfolgerungen auf Vermögen», zuwachsbesteuerung «nd Reichsstempelsteuern, auf Kohlen» und Plakatsteuern, auf «in ganzes Bukett an,lieblichen Steuerblumen raten und die alten Zänkereien de» Jahre» LVVS wieder acch- lrben sehen? Die eigentümlich« Stilisierung der halbamtlichen Beruhtgungsnotiz läßt erkennen, daß schon im Bundesrat keine voll« lleberetnstimmung geherrscht hat. Die Mtlitärvorlage in dem der Oeffentlichkett noch immer unbekannten Rahmen, den ihr die Militärverwaltung neuerdings gegeben hat, begegnet« zwar einmütiger zustimmender Beurteilung. Auch di« einmalig« Vermögensabgabe zur Deckung der einmaligen Ausgaben er« freute sich allgemeinen Beifall», wobei freilich nicht weiter gw sagt witd, in welchen Grenzen sich diese Abgaben bewegen, wie» viel sie bringen sollen. Dagegen bedurfte «» einer Vereinbarung über die Grundsätze sowohl für di« Besteuerung de» Besitze», al» auch für die sonst noch erforderlichen.Steuern. An diesem Punkte hat r, also offenbar widersprechende Meinungen im Bunvmvat gegeben, die durch Abstimmung ausgeglichen .worden stM Hat aber schon der Bundesrat den umstrittensten Teil d«r Vorlage nicht einmütig gutgeheißen, so läßt sich poraursehen, daß tm Reichstag erst recht leidenschaftliche Auseinandersetzungen kom men werden. Um ihnen ein wenig die.Spitze abzubrechen, hat der Reichskanzler schon vor Beginn der Finanzminister- konferenz mit den Führern -er bürgerlichen Parteien vertrau lich Fühlung genommen. E» verlautet, daß diese diskret« Bor. besprechens während der Osterferien fortgesetzt werden soll. Wenn dabei von der Einberufung «ine» Rumpfparlament» di« Red« ist, so entspricht diese Verlautbarung.sicher nicht der Wirklichkeit. Wohl aber ist anzunehmen und nach Lage der Ding« zu billigen, daß der Reichskanzler während der Osterferien di« Fraktion», führer der bürgerlichen Parteien noch eingehender über die Ein» zelheiten der kommenden Vorlage unterrichtet, die «r bei B»> ginn der parlamentarischen Ferien selbst noch nicht kannte. Je denfalls wird der Wunsch gang allgemein bet allen Parteien ge teilt werden, daß durch vorsichtige, und umsichtiges Vorgehen di« Wege nach Möglichkeit für die ^Gesetzentwürfe geebnet werden, die ohnedies Schwierigkeiten genug in sich bergen. Luch in der inneren Politik tut allgemeine Entspannung und hoff, nungrfroh« politische Osterseier bitter not. - -v— - Politische Tagesschau. Aue, 14. Mik»- * Bun-wraksitzung. Der Bundesrat nahm in seiner Sitzung am Donnerstag u. a. cm den Antrag Mer Mustersatzun gen für Krankenkassen, die Vorlage über Genehmigung der Tfingtau.Stiftung zur Verbreitung deutscher Kultur in China und den Entwurf einer neuen Dienstanweisung Mer die Ein» ziehung und Verrechnung der für die Geschäfte de» Reichs« gerichts in Ansatz kommenden Kosten an. * Der Dermin für di« preußisch«, Landtagswahlen. Der preußisch« Minister de» Innern gibt bekannt, dah für die Wah. len de» Abgeordn-tenhauses die Wahltermin« festgesetzt sind, und zwar Mr die Wahl der Wahlmänner der 1«. Mat und für Der Palmesel. Nachd.u« »«I«««». Die Bezeichnung Roß gilt gegenüber dem Wort« .Pferd im mer al« die edlere. Wie kommt e» nun, .daß geroide der Aus druck Roß vielfach als Schimpfwort gebraucht wird, und zwar immer in einer Bedeutung, die ihn aus die gleiche Stuf« mit dem noch viel häufigeren Schimpfwort Esel stellt? Die Gr. klärung liegt aller Wahrscheinlichkeit nach in der volleren Form de» Schimpfwortes Roß Gotte»!, hie heute noch in der Volk», spräche verschiedener Gegenden, so besonder» in der Berliner Mundart, vorkommt. In derselben Bedeutung braucht man auch den etwa» gemütlicher klingenden Auidruck: Dem lieben Gott sein Reitpferd. Nun wissen wir, wa» hie Ausdrücke brdeuten; sie sind schonende Umschreibungen für da, Schimpfwort Esel und beziehen sich auf d«n Bericht der Matthäuspasiton, nach dem Ehristu» Lei seinem letzten Einzug» nach Jerusalem, bei dem ihm da» Volt mit Hosiannarufen begrüßt» auf einer ,Eselin ritt. Man acht» daraus, daß da, Wort Roß einzig.und allein in dieser Redensart zur Bezeichnung der Dummheit verwandt wird; dies, Tatfach, spricht für unser« »Annahme, daß di, Mu,, drück,: Du Roß «er: So ein Roß! nur «in« verkürzt» Form d«r voll»ren Umschreibung Roß Sott«, darstellen. Nachher Erzählung d«, Matthäuewanaelium, ritt Christ«, auf Kiner von «inrm Füllen begleiteten Meltn. wie hat man „ sich zu.erklären, daß die in Red« stehenden SpottbazeichMsmen dieser Tcktsach, nicht Rechnung tragen, sondern daß ha, Volk schon früh dies« Eselin in »inen Sfel verwandet haben mutz, wie au, den Umschreibungen Roß Sott»» -ad« dem rieben Mott sein Reitpkib hervorgeht? In den katholischen Kirchen «ich noch heut, di» ganz, Matthä rwpassion in lateinische Sprach, an Stell» dm üblichen Sonntag Evangelium, vmlchen; in dm» «an. geltschen Ktrchm wird «ich dm.ratfäch« gedacht, daß Jesu,, »üs »tner Eselin sitzend, 1« JerrAmu otnMgog«« ist; vwf« GM» di, ihren Namen " -Zwttg, »<i -.„st«n trägt da, >; nur di» PMester M. * bischen Palmsonn- AUßHst WtV HD Hin langen an sich aber werden kaum den Anlaß zur Entstehung die ser Redensart gegeben hoben. Dazu bedurfte e» eine« sinn fälligeren Ereignisse» oder Gegenstände». Und diesen Anlaß hat man ohne Zweifel in dem Palmesel zu erblicken, der in frü. Heren Jahrhunderten bet den noch heut« in der katholischen Kirche üblichen Palmsonntagsprozesstonen herumgeführt wurde. Mir. gend, ist in den Berichten, die wir .darüber haben, von einer Palmeselin zu lesen, sondern Überall kommt nur der Ausdruck Palmesel dor, der auch vielfach zu sprichwörtlichen Redensarten verwendet wurde. Man kann daraus schließen, daß nur -er Anblick de, in der Prozession herumgeführten lebenden oder au» Holz verfertigten Grautiere» den LNlaß zur Entstehung der R«dentt»rt»n vom Palmesel und von allen danach gebiweten Umschreibungen abgegeben hat. , Dm dem letzten Einzug in Jerusalem gewidmet» Pavm. sonntag «röffnet di, Karwoche, di» groß» ob», heilig» Woche, di, ihren Abschluß durch da, Osterfest «hält. Der Palmsonntag wurde zuerst in der griechischen Kirch» und -war -ersit» im 4. Jahrhundert n. Ehr. al» b«sond»r», Fest begangen. Wer viel voll» breit,t» di» Kleider auf den Weg; di, ander,n hi,. Len iZwetge von den Bäumen und streuten sie aus d»n weg, heißt <» tm Bericht de, Evangelium». Man ging von der An« nahm« au», daß dich, Zweig, Palinzroktg« stoaren, und in Er- tnnerang daran wurde da, Acht Palmsonntag genannt. Da» Fest wuüd, wirklich begangen, und zwar in der urtzrünglichen BSdeutung, der unser, Mtzt «inen allgckn,inmckn Sinn offen, dartnd, Redensart: Gin Fest -Pechen, zugrunde liegt: « fand «in Umgang, «in« Pro-effion statt. In Konstantins»«! erhielt spät«, dies« Palmsonntagprozession «in, besonder, weih« dadurch, daß der Vattiarch dabtt aas einem Es«! faß, und daß d«r grtechisch« Kais«r in digmer Person dm Es,! am Züg»l führt«. Dich« Brauch wurde von d«r russisch«« Kirch«, di«, rot« LÄdnnt, au« tz« griechischen h»«ar^g«NM ist, nachgwchmt. fitzend, an der Palmsonntagprozesiton teil; der gar hielt Mit d«r «inen Hand die Zügel de, Esel», während er In der andere» Hand dtne Palme trug. Der Zar Peter der Große stellt« im Jahr« ,1700 sein« Beteiligung an dieser Prozession «in, und mit der Zeit schlief auch der Brauch «in, daß der russisch« Metropolit, auf einem Esel reitend, die Prozession mttmachta Die 'abendländische Kirche übernahm von der griechischen di« Feier de» Palmsonntag» und der Prozession. Da in den außer halb der Palmregion grlegenen Ländern die Beschaffung von Palmenzweigen große Schwierigkeiten macht» oder ganz unmög. Üch «ar, ließ man zum Ersatz« für di« .Palmen ander« Zwotg«, «t, Mven-, Stechpalmen-, Weiden«»,ig« usw., zu. DK ay der schon erwähnten Stell» de» Mattbäuseoangeltum» nur Zweig» genannt w«rd»n, di» von den Bimmen abgehauen Mtden, so bereitet di, Kirch, diesem Ersatz der Palmen 'keim Schwierig. k»ittn: der Nam« Palmsonntag ab«, wurde beibehaltdn, und di« Bezeichnung Palm, ging auf all« di« Surrogat« der vakmen- «v»tg« und Palmenblätter über. In Deutschland werden fett Jahrhunderten al, solch, Palmen fast kusschließlich di« -u B«. ginn de» Frühltna, mit schön«n filbergracken, samtweichen jKittz- chen geschmückt«, Zweig, «in«, L«f»nd»r«n Rvridenart vwaanbr, di« davon den Namen Palnmesd« erbatten hat. In Tirol, in manchen Gegenden am Rhein usw. gebraucht man zu d«Ms«v«n Zweck, am Palmsonntag die immer grünend, Blätter tragend« Stechpalme, die «benfall, kein, Palm» ist. mid dio ihren Namen genau s- «k di« Palmroeid» der B«rw«nduna ihrer Zweig, bet der Palmsonnt«,feier verdankt. Selbst in Italien trägt da» Volk -«t dt«s«r F»i»r gewöhnlich Vlivenzweia«; " " pflegen dort Palmen in den HitndM zu hatten. Mch d«r Palmesel wandert, au, der griechisch» taasftter in diejenige der lat»tnisch»n Ktrch«. Ku«tz ltbenb«, «s,!. «uü dem gewöhnlich «in Prichn Wad trat an di« Tt«li« dw ei^ au, -2 Dior, daw man ouAatzdea enit NWtzrtr W«WH odttzt >