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.«.p. uer Lagevm /lnzeiger für üas Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. Gp—chflimt« -er «sattle» «U Msnaha« e« Amuvag* nachoü«»-» 4—S Utz». — L»Ugra««.N»r*ss», Lagetzlatt M»«yg,tzi»g». tvmspnch«» «. IS, mweetaagt lürgefaatt» M«uu>skrtpt» k«m V«wLH» «ich« g*lttst»< w«e«a. Nr. SS. Mttwoch» 2S. Marz 19l3. S. Zahrgaug. Diese -tmanr«* »«faßt t» ««WM. Das Wichtigste vom Tage. Dem Net ch, ta g e wird nach der Osterpaus« eine Vorlage »ugehen, die di» Ergänzung de« Reglemente» für die Reichetagewahlendetrtfftund die Ein« führung einheitlicher Wahlurnen zum Gegenstand« hat. Nach neueren Meldungen wird dielngelegeuhett d,» Pächter, Sohst zur Leit im Aivilkabiu ett de, Kaiser» gep rüft. Bi« belgische Reg iernug beschloß ihren Gesandten in Berlin, Part«und London Militärattache»» betzuordnen. Nach Berlin wird Kommandant von Melotte gehen.» Ll» bulgarisch» Negierung hat «sfizi«l,l aussen lasse«, daß st« di» Fr ted « u, b < d in^gn u g » u der Milchte ««nehmen wird. In Belgrad verlautet, daß de, heldenmMtg« vertet. dtger »on Skntart, Rtea Bey, von einem VUlijore« ermordet werden sei. Zu seinem Nach» folger sei Essad Pascha ernannt worden. Li« montenegrinisch« «egierang hat drei Lage Frist bewilligt, «m den Aiailtfte« in Skntart z» gestatten di« Festung zu räumen. *) 1 Mdere« steh« <m mdeier Ut-2^ Frankreichs Osterkabinett. Während es unserer Regierung nicht gelungen ist, der Oeffentlichkcit die Osterfreude einer endlichen Dar!«» gung ihrer Wehrverstärkungspläne und der beabsichtigten Deckungsvorlagen zu bereiten, hat der Präsident PotncarZ sein neues Kabinett noch zUm Fest zu bilden vermocht. Ein Kabinett Barthou ist es geworden; die diese formell« Lösung der Krisis erwarteten, haben recht behalten und es kommt nur darauf an, wie es dem neuen Kabinett gelingen wird, die Schwierigkeiten, über die Briand gestürzt ist, ma teriell zu lösen. Einige seiner Mitarbeiter hat Barthou aus dem alten Kabinett übernommen, jene nämlich, die sein Ministerium den radikalen Parteien der Kammer nahe» rücken. In erster Linie gehört hierzu der bisherige Kriegs» Minister Etienne, der diese» Ressort ebenso im Kabinett Barthou verwalten wird, und demnach die Kongruenz der nationalen Geltung de» neuen Kabinett» mit der de» vor» igen sichert. Die Frag« der Heere»reform wird also unter dem Käbinettswechsel nicht zu leiden haben, ander» dagegen die Wahlreform. Barthou hat eingesehen, daß er an der Klipps diese» Problem» nur mit weitgehen dem Zugeständni» an den Senat vorübevkammt. Sein Mi» nisterium e» d«»halb so gebildet, daß ihm «ine» der be rühmten Kompromisse unmöglich wird, bet denen es weder Sieger noch Besiegte gibt. Eie find in Frankreich viel mehr an der Tag«»ordnung al» Lei un» und haben schon manch« Gesetzgrbung»srog« in dem Sumpf der Betschlep- pung, in «ine immer noch nicht gekommene bessere Zeit Le» graben. Ihm gedenkt Barthou auch die Wahlrefovm zu überantworten. Gr beabsichtigt, den Senat zu veranlassen, daß er die ärgerlich« Vorlage an ein« Kommission zurück- verweist und hat sich dessen Einverständnisses mit diesem Plan bereit» versichert. Damit hätte» er die ihm vom Se» nat -er drohenden Gefahren glücklich beschworen, aber grö» ßer find die anderen, denen er in der Kammer au »gesetzt ist. Eie will bekanntlich di« Verabschiedung der Wahl«, form unter allen Umständen, solange die «Kammer noch von der Mehrheit beherrscht wird, die dem Gesetz tm vorigen Sommer Gestalt gab. Beharrt diese -ei ihrer bisherigen Meinung, dann ist da» Kabinett Barthou gefallen, kaum daß e» stand. G» kann diesem Schicksal sogar jetzt durch eine einmütig« Aktion der Kammer verfallen, wenn di« Gegner PoincarS» unerbittlich find. Sie brauchen nur, nachdem sie di« Stärke ihrer Freunde im Senat «rstchven, auch ihrerseit» gegen ein« Vertagung der Wahlreform aufzutreten und da, Kabinett Barthou ist gestürzt. Einer der ersten Tage nach dem Osterfest« schon kann di« Entscheidung bringen. Da» Kabinett hat di« Ostertage zur Ausarbeitung seines Programm» benutzt und wird sich nun der Kammer vorstellen. Soweit di« Aeußerungen der französischen Presse ein Urteil erlauben, darf es auf Le- sonder, freundlich« Ausnahme nicht rechnen. Wenn es vor dem sofortigen Sturz bewahrt bleibt, dürfte es da» der Hee» re»reform zu verdanken hoben, die auch die Kammer mit möglichster Beschleunigung läsen will. E» ist also anzuneh» men, daß ein notdürftige» Vertrauensvotum Henn Bar thou Zeit verschafft, wenigsten» die dreijährige Dienst, zeit wieder einzusühren. Damit wird es vermutlich auch seine Schuldigkeit getan haben. Man hat sein Kabinett sofort mit der wenig tröstlichen Prophezeiung begrüßt, zu Ostern gekommen, werde es zu Pfingsten gehen. Die Ver mutung hat viel Wahrscheinlichkeit -für sich, denn die Vor. gänge der letzten Zeit haben gezeigt, daß Frankreichs innere Lage sich über den Prästdentschaftswechsel hinweg heillos verwirrt hat. Al» Briand stützte, hieß es sofort, da, be- deuet, einen Anschlag auf den Präsidenten Poinoarö, die wenigen Tage zwischen dem alten und dem neuen Kabinett haben di, Behauptung nicht Lügen gestraft. Ob der Präsi dent den Angriffen aus ihn — der Sturz seine» ersten Ka binett» wird nicht der einzige bleiben — weichen wird, ist eine Sache für sich. Tut er es nicht, muh er jddenstül» vi«l «on dem verbrennen, wa» er al» Ministerpräsident ange betet hat. Wenn es keine Präsidenten krisi» in Frantz» reich geben soll, wird PoinearS sich «ine» Krista s«i»e» Ueberzeugungen unterwerfen müssen. vertraurmw-t«« für die ftaizöfisch« U«gter»«g. Die Deputiertenkammer hat am Donnerotag «ine DagM- ordnung angenommen, in der der Regierung mit 22V geg«« 182 Stimmen da» Bettrauen ausgesprochen wird. In der» Wandelgängen erzählt« man sich, daß LV4 Abg«»rd- n«t« sich der Abstimmung «rrthallen hätten. Di« dreijährig, Dienstzeit. Wie in französischen parlamentarischen Kreist« verlau tet, sei dir Absicht der Regierung, die Erörterung der Gesetz, entwürfe über die dreijährig« Mtlttärdtenstzeit «forder- lichenfall» bi» zur Eommersesston zu vertagen, hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß mehrere Kabinett,mit- glieder, namentlich Handel»mtnister Massä und Finanz» Minister Dumont, dem gegen jrde lleberstürzuntz der Militärvorlag« gerichteten Veschluhantvag der soziali stisch-radikalen Gruppe Rechnung tragen wollten. Ueorigena ist im Keeresausschuß der Kammer di« veratung d«» vösetz- entwürfe» über di« dreijährige Dienstzeit noch lang, nicht beendet. Sie ist gegenwärtig noch mit der Pttie fung verschiedener Gesetzentwürfe beschäftigt. Auch die Er örterung der 42 Artikel de» Gesetzentwurf«» wird noch ge raum« Zeit in Anspruch nehmen. MMaräenabgabe unä Dolksrechte In den Osternummern der grohen österreichische» Zei tungen nahmen diesmal bekannte deutsch« Schriftsteller und Politiker da» Wort zu brennenden Tagesfragen. So äußert stch Dr. Walther Rathens« über di« Milltardenabgob« in der Neuen Freien Presse und der Borfitzend« der natio- nalliberalen Partei Bafsermann über unser« ve-t«h» ungen zu Oesterreich Dr. Rathenau führt in seinem Ar» titel: Da» Gumenidenopfer — au», es sei vermessen, die bun» desräkliche Steuervorlage mit den Volksopfern der Zeit um 1813 M vergleichen. Da» herrlichst« jener Zeit war aber nicht Las Opfer und der Sieg, sondern die innere Einkehr des Volkes. So wäre es auch jetzt noch an der Zeit, di« wahren Lehren jener Epoche zu befolgen und da» Anrecht abzustellen, da« darin, besteht, daß das fähigste Wirtschaft»« voll der Erde, das Volk der stärksten Gedanken und der g* waltigsten Organisationskraft nicht zugelassen wird zur Re gelung und Verantwortung seiner Geschick«. Abgespeist mit Sehnsucht. . Skizze von E. von vuckwald. Nachd.u« »ntolvi. Magna von Düssow durchschritt den Gartensaal und blieb an der Balkontür stehen. Str hatte soeben ihre Kin der. den neunjährigen Herbert und die fünfjährig« Anne- matte der Bonne übergeben, um die Kleinen zu Bett bringen zu lasten. Noch war ihr Mund warm von den Küsten der Kinderltppen, und in ihren Augen leuchtet« der Abglanz eine» glücklichen Mutterlächeln». Aber al» stch die Tür hin ter den Kindern geschlossen, erstarb da» Lächeln, der Glanz der Augen erlosch. Müde, ein wenig vornübergeneigt, stand die junge Frau und -lickt« stnnrnd in den Frühltngsabend. Im Eßzimmer nebenan «Mangen Stimmen, Magna schrak zusammen und wandt« stch mit freundlichem Lächeln nach den Etntretenden um. Dar Hau»h«rr Fritz von Düstow — ein blond«» Ries« mit g«röt«t«m Gesicht und gutmütig»«, -lauen Augen, schlug den Ealmtoorbang zur Satt«, um seinem Gast, Graf Seedorff, den Vortritt zu lasten. Visser, ein» elegante Erscheinung, kleiner und schlanker als stin Freund, ging rasch auf di« Hauefrap zu und zog ihr« Hand an dt« Livprn. Fritz lt«ß stch schwer In einen der Korbsessel fall«» und «rtetlt, dem Diener sein» Befehle; Vie Bowl» und dt« Gläser hterh«r, Karl, und au, meinem Zimmer di» Zi garren — aber die gut» Kist«! Behaglich dehnte er dt« mächtig«» Glt«d«r, daß der Stuhl ächzt», und bald umwog ten blau« Tabakswolken da» Haupt dm Hünen. Magna, schenk «in, rief er, prost, Joachims Da» roar'mal etn» gut» Idee von dir, un, Hinterwäldler aufzuifuchm. Freut mich daß du den alt«n Kameraden ntcht vergessen HM tm Ge- ttt«L« der grasen Welt, war doch etne famose Zett dermal, in Freiburg, al, wtr Leid, noch den Hunten NUck trugen, und wieviel hat stch in den zehn Jahren verändmtt! Jch sttz« -t« al, notleidend,fkßlg«rt,« auf metner Mische «nid du »ist auf dem besten W«g,, etn große» Lier zu werd«», settdem du unter dte Diplomat«, »gangen Ust. Tier tauschen «ächte ich doch nicht «tt di«. Gras Eeedorff nahm neben der jungen Frau Platz. Ja, du hast es gut getroffen, Fritz, meinte «r, und wie ist r» mit Ihnen, gnädige Frau? Ist e» Ihnen nicht schwer ge worden, Ihr sonnige» Freiburg mit unserer ernsten Mark Brandenburg zu vertauschen? -Magna drehte spielend da vor ihr stehende Kelchgla» Gin wenig wohl, sagt« ste leis», e» ist alles so ander» hier, — besonder» di« Menschen — und der Winter ist gar so «iäsam. — Fahren Eie nicht bis weilen nach Berlin? — Doch Fritz hob abwehrend dte Hand: Setze Llo, meiner Frau ntcht solche Gedanken in den Kopfl Da soll man von einem Spektakelstück in, andere laufen, moderne Klexereien in den Ausstellungen bewun dern und Frack und Lack überhaupt nicht mehr ausztehen. Ne«, machrn wtr nich. Da ist', hier doch viel gemütlicher, nicht wahr. Alte? In derber Liebkosung ließ er dte Rechte schwer auf den Micken der jungen Frau fallen, dt« erschrocken zusammenfuhr, Joachim» Blick ruht« voll Teilnahme auf ihrem -last«» Glicht, und abl«nkrnd deutete er auf den Pokal, d«n Magna, -and umspannte: Di«, ist ja da, Gla«, da, wir vor zchn Jähren zusammen in Rom kauft«», gnä dig« Fraui Erinnern St« sich noch, wtr wtr mlit dem Gau« n«r Beppo auf Tod und L«b«n dämm handelt«»? Magna, Augen l»ucht«t«n auf; Ob tch mich erinnere! Alle, weiß tch noch, al, wär«« geftern gewesen. —. Dann wtst«n St, vt«l- litcht auch noch, «so wtr un, kenn«» lernt«»? —> DI« jung« Frau nickte eifrig: Frttltch, im Kreuzgang «on St, Paolo fuort l» Mure. Ste wann in Betrachtung d«r verschieden- artig«» Säulen mttieft, und ich stand in der MMnwtldnt» d„ Kloftergarten». Ach könnt' ich noch einmal vom vtn- eio dt« Sonne über der ewigen Stadt unttrgahen sehen, noch einmal Anemonen pflück«» im Part d«r Mila Borghese. St, haben'» gut, Graf, Sie sind immer dort: ich hab« all die Hnrlihkett nt« reicher gisch«», obgleich ich «inen Sold» in di, Fontana Treot warf. — warum sind St, nie »ickder- aekomnwn, wt, St« -eM Abschtw v«rspra>ch«n, gnädig, Frau?»— wie da, ko gcht. Fritz reist nicht gern, Sie hör ig vorhin — dann kamen di, Kind« 5- un' ' ' Fischen bringen mich nicht zshn Pferde «in zweite» Mal. Und nun entschuldigt mich für einen Augenblick, Kinder, ich muß noch einen Blick in» Kreisblatt werfen; morgen ist Schweinemarkt in Züssow, da muß ich mich über di« Preis« orientieren. Gerü^Hooll entfaltet« «r dt« Zeitung, und Magna und Joachim fetzten halblaut ihr« Unterhaltung fort. Musizieren Eie noch viel, gnädige Frau? fragt« d«r Graf, tch sehe, Mr Bechstein hat ste in die ländlich« Ein samkeit begleitet. — Bisweilen abends, wenn ich allein -in und es gar so still ist. Joachim öffnete den Flügel: Bitte lassen Et« Mich noch einmal das Stück hören, da» Sie am letzten Abend in Riom bet mir spielten. Bitte — drängte er, als Magna zögert«. St« ließ stch vor dem Flügel nieder, und «inen AugenLlick ruhten ihr« Finger -ewsgung,lo» auf den Taften. Dann scharrten sehnsüchtig lockend die Töne de» Valis oudUös durch den Raum, bi» ste leise «tstatben. Und wieder lagen dte Frauenhänd« auf den Tasten Lewegung»lo», Da unter brach plötzlich «in unm«lodisch« Ton di« Still«, vom Tisch an d«m Fritz saß, ertönt« fürchterlich«« Schnarchen im tief sten Baß. Joachim lacht« Hill auf, doch Magna trat un willig zu ihrem Mann und weckt« ihn. Ach so — «ntfchul- digt — tch »in wahrhaftig etwa, «tngentckt, stammelt» er «in wenig «erlegen, wenn man wt« ich vonsrüh an auf den Bet. nen ist, und dann dt, «tnschläftrnd« Mus» -> aber tch hi« «in unaufm,rksam«r Wirt. Gib Nein Gla», Joachim, und du da, drin, auch, Magna — ach natürlich trinkst du noch einen Schluck, «h» wir zu Bett -«,» — zier» dich dach nicht, Alt«. Er wollt» ihr da, Gla, aufzwingen, da» st, abwwrt«, und dab«i mrstnang der dünne Kelch mit Klirren in seine, derb zupackenden Muckt. Erschrocken -lickte Fritz bald auf dte Scher-«», bald in da« nemö, getzannt« Gckicht de, tun. gen Frau. O, Fritz, mein schön«, Gla, — all«, mußt du zechörrn, «a, Mr Nt- Hst, und aufschluchzend eilt, ft, au» dem Zimm«,. Fritz sammelt, brummend dt, Splitt« ans» —, Stch m ,« haben «thtzn HM oll«n Gla», meinte ,m »«- f,n «e ja vorhin - Kann kamen Ke Kind« s- und jcht - drießlich Weiber find und »leiben unibmechmcharm al» die