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Mer Tagebla Zreitag» 2. Mai 1913. Nr. SS 8. Zahrgang Diese Rümmer umfaßt 8 Seiten. Die WWW * Set« Großherzogin« Brannschweig-Lüneburg auf preußisch, Koste«. Die offiziöse Auskunft aus die Trag«, was denn eigentlich an den Gerüchten sei, die von der Gestaltung eine- Großherzogtum» für den Prinzen Ernst August von Cumberland auf preußische Kofttn, sprechen, liegt nunmehr vor. Der Köln. Ztg. wird au» Anzeiger für das Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage r Muer Sonntagsblatt. Speechstww« öe» NeSaNst« mit Mmmchme S«, Swucka-e nachmittag» 4—S Uhr. — r»legra««.ff»r,ss», Lageblatt ffneerzgebirg». Inmfpmche» «. Iü» tt«g»saa-t» Manuskript» kam» Svsätz» nicht gririsiet »«»0««. ren Bedingungen, unter denen Kredit zu erhalten ist, gehemmt,-ja unterbunden ist. Sind doch zum Beispiel StaudLmme und andere Meliorationen wegen Mangel» an Kapital halb vollendet geblieben .nachdem der Kar« mer alles, wa» er an Kapital aufbringen konnte, hinein» gesteckt hatte. E» Wäre unrichtig, der mangelnden Wirt, schaftltchen Entwickelung» fähtgkeit de» Schutzgebiete» die Schuld an der gegenwärtigen Stagnation zu geben. Diese Hemmungen In der Wirtschaftlichen Entwickelung infolge Mangel» an «apitattzuflutz haben «mch andere Neuländer, zum Beispiel Kanada, Südamerika, Süd- afrika, durchgemacht und zum Teil heute noch durchzu- machen. Wir sind überzeugt, daß Wir mit der Landwirt- schastsbank, deren Errichtung Wohl die wertvollste Frucht der letzten Afrtkareise Dr. Sols» darstellt, dem südwest- aftikanischen Sorgenftnde für immer Helsen, daß wir au» dieser Saat einst ernten werden. Das Wichtigste vom Tage. Der Kaiser besuchte gestern nachmittag den Reichskanzler und verweilte eine Stunde bet ihm. An der Besprechung nahm auch Staats sekretär von Jagow teil. Budgetkommission de« Reichstage» be willigte am Mittwoch statt der geforderten sechs Kavallerieregiprenter nur drei. Die nächst« Sitzung der Kommission findet am 20. Mat statt. » Der österreichisch-ungarische, der sranzüsi- sch« und russische Botschafter hatten gestern vormittag in London längere Konferen zen mit Str Edward Greh. » Die Londoner votfchafterkonferenz hat sich auf Montag vertagt. Der Kaiser von Desterretch-Nngar« hat für heute et. «e« außerordentlichen Kronrat etnb,rufen. * Der portugiesische Marineministerversügtein folge der letzten Unruhen, daß die Mann schaften der Kriegsschiffe an Bord zu- fammenzuzlehen seien. n «LH,re» pey« an ander«« ei«ll«. Mutmaßlich, Witterung am S. Mai: Südwestwtnd, Le» wSlkungsa-nahme, etwas warmer, le'.,, erheblicher Nieder, schlag. Dle neue süäwestafrikamsche Lauäwirtschastsbank. Die Errichtung einer Kreditanstalt für Südwest- afrika, die jetzt vom Reichstage endgültig genehmigt Wor den ist, entbricht einem lange und sehnlich gehegten Wunsche der Farmer, ja der gesamten Bevölkerung die- des Schutzgebietes. Daß die Erfüllung diese» Wunsches nicht nur den Farmern, sondern dem ganzen Land« zu gute kommen würde, war auch die Ansicht de» Reichs tage«, der schon früher in zwei Resoluttonen die Gewäh rung von Kredit befürwortet batte. Die Vorlage der Re gierung entsprach diesen Beschlüssen de» Reichstage» un ter Berücksichtigung der eigenartigen wirtschaftlichen Ber« Haltnisse Südwestafrika«. Da» Ziel der Kolonialverwal- tung War, die verschiedenen Formen der landwirtschaft lichen Kreditgewährung einheitlich in organischen Zu sammenhang zu bringen und da» schwierige Problem vor wirre« Cha« von Tod und Schrecken; und hinter den Ftüch- tigen raste der Tod heran und griff nach ihnen mit seinen hatten, blutige» Knochenkrallen und deckt« sie zu mit seinem schwarzen, wirbelnden Mantel, der au« Rauch und Pulver- dampf gewebt zu sein schien. Tod und Vernichtung rings um; brennende Gebäude, einschlagende Geschosse, wimmernde Verwundete und starre Leichen, nicht» ab» Grauen .und Blut, ein« Hölle voll Nacht und heulender Dämonen... Die Welt geht unter! Das jüngste Gericht! Händeringend war di« Bäuettn in da» Zimmer gestürzt und jammerte jetzt, den Arm der Greisin ergreifend: Komm, Mutter, wir müssen fliehen! Laßt all« sichen und liegen, wir müssen mit den Kugeln um die Wette laufen! Die Alte Mit sich zichend, die aus ihren wankenden Füßen nur langsam vorwärt« lam men konnte, traten sie auf die Dorfstraße. Mühsam erreich ten sie den Ausgang des Dorf«, da brausten ihnen preu ßisch« Retter entgegen; Schüsse blitzten auf, Waffen klirrten: es gab einen eig«ntümltch scharfen Ton, wenn ein Säbel auf «inen Tschako ntedersaust«, oder ein Bajonett durch di« Brust «in« Retter« stieß ... In dem wirren, rasend«» Getümmel wurden di« Fliehenden getrennt und Grete mit der Groß mutter nach rechts, an den Floßgraben gedrängt, wo st« stch in «tn«m kleinen Gchüsch«, hinter einigen Steinen duckten, wie verängstigte Vögel, vor ihnen tobte und lärmt« di« Schlacht. Endlich entwand die Nacht de» Menschen di« blut- triefenden Waffen und trennte die kämpfenden Heere,. .. In einem kleinen Grlengebüsch am Rand« de» Floß- graben» kauerten dl« Großmutter und ihr» C " rend ringsum -rennende Dörfer die Nacht g ten und di« Reitermassen der Verbündeten schoben. Di» Greisin Legann halblaut vor s men: Gin sch» Bürg ist unser Gott, da» Mädch stch an sie und jammert«: Mich, friett, Großmutter. Singe, mein «Kind, murmelt« di« Alte, dann wird di, war« und du vergtßt den Hunger. — Ach wo nur Mutter und Vater allem dauernd zu lösen. Mt kleinen Notstandsakttonen, mit Fltckwerk, ließ stch hier in der Tat nicht» erreichen. In ähnlicher Weise, nur mit noch viel größeren Mitteln, ist im Jahre 1907 England bei der Begründung de« Landbank für Transvaal vorgegangen; dabet wurden so vorzügliche Erfahrungen gemacht, daß vor kurzem diese» Landbankshstem auf die ganze südwestafrikanische Union «»»gedehnt worden ist. Und in Deutschland selbst ist namentlich In den letzten SO Jahren der Kreditnot der Landwirtschaft in großzügiger weise und mit reichlicher Gtaatshilse abgeholfen worden. Wa» lag für die Süd» westafrtkaner näher, al» daß sie einerseits aus die Ver hältnisse im Mutterlande, andererseits auf die in den englischen Nachbarkolonien mit ähnlichen landwirtschaft lichen Verhältnissen vergleichend blickten und Gleichstel lung verlangten? Die Ausgabe, der Farmwtrtschast in Südwestafrika eine befruchtende Kredttquelle auf Jahrzehnte hinaus zu erschließen, war aber damit allein nicht gelöst, daß die Landwirtschaftsbank mit staatlichem Kapital au»ge- stattet wurde. S» mußte dafür gesorgt werden, daß mit diesem Kapital vernünftig und sorgsam gewirtschaftet wird, da nur auf diese Weise da« Kreditinstitut dauernd prosperieren kann. Darauf mutzte um so mehr gesehen werden, al» die wettere Entwickelung de» Institut» ohne neue finanzielle Unterstützung de» Staa te» vor stch gehen soll. Da» Institut soll stch weiterhin seine Mittel durch Ausgabe von Schuldverschreibungen auf den Inhaber verschaffen, muß also schon deshalb streng auf seine Kreditwürdigkeit halten und auf eine gute kaufmännische Geschäftsführung bedacht sein, wenn die DarlehnSbedingungen mit möglichster Präzision da hin zielen, daß nur wirklich Kreditwürdige berücksichp tigt werden, so liegt die» aber nicht all-in im Interesse de» Kreditinstitut», sondern im Interesse der Farmer selbst. Jede Nachgiebigkeit gegen wirtschaftlich unsolid« Elemente würde nur eine Schädigung der wirtschaftlich Soliden bedeuten. Wenn der überwiegende Teil der Farmerchafst diese Grundsätze anerkennt — und er hat sie bereits im Landrat anerkannt — dann wird die von dem Vertrauen der Farmer getragene Landwirtschafts bank in hohem Matze berufen sein, an einer stetigen und soliden wirtschaftlichen Entwickelung de» Schutzgebie te» mitzuwtrken. Au» dem Vertrauen auf die Bevölkerung Südwest- afrika» ist auch ihre Heranziehung zur Teilnahme an der Leitung de» Kreditinstituts zu verstehen. Eine ähnliche Einrichtung hat sich auch in Brittsch-Südwestaf- rika bewährt, und e» ist zu erhoffen, daß stch auch die Bevölkerung SüdwestaftikaS dieses Vertrauen» würdig erweist. Der Staatssekretär de» Reichskolonialamt« hat sich persönlich von der Dringlichkeit diese» Kreditinsti tut» überzeugen können. Er wird Wohl gesehen haben, wie die wirtschaftlich« Entwickelung durch die Stockung de» Kapitalzufluss«» und durch die außerordentlich schwe- Schwert«. So wird « auch den Franzosen ergehen, Venn ein« fest« Burg ist unser Sott, und er ist Sei une> wohl aus dem Plan. Noch lachten die Franzosen, tranken da» von den Bau ersleuten selbstgebraute Bier und ließen sich di« gebratenen Hühner wohlschmscksn, da ettlang au» Süden, von Groß. Görschen her, dröhnender Kanonendonner. Di« Gesichter der Soldaten wurden bleich und die Blechbecher und Messer ent sanken ihren Händen. Dumpf hallte der Generalmorsch durch da» Dorf. Ueberall lärmten die Trommeln und Trom peten: Sammeln! Hinaus stürzten die Franzosen, ergriffen die Gewehre, hingen Patronentaschen, Dübel und Tornister um; und die Großmutter mit ihr« Enkelin blieb allein in der verwüsteten Stube. Wo nur die Mutter und der Vater sein mag? jammerte da, Mädchen. Die steinharten, ge krümmten Finger der Alt«n fuhren leicht und liebkosend Über die «eichen, blonden Locken: Set nur ruhig, Kind, Va- ter mußt» zum,General, und Mutter wird wohl in der Küche sein! Und w«nn die Welt «all Leusel wär... «* soll un» doch -eltngen. Gin heiße» Ringen entspann stch aus der wetten Ebene. Di, Nacht kam und Lr«itet« ihr« dunklen, schweren Fittiche über da» Llutdamasende Schlachtfeld . . . Horch Großmut ter! ries Grete »rischreckt, den Arm der Alten krampshast drückend, da» Schießen kommt näher. Die Preußen scheinen Klein-Görschen und Rahna erobert zu hüben. Köre nur, wir di, Franzosen vorüberrennen und schreien! Di, Alt, lausch- t« mit Ohren und Augen und lacht, dann zufrieden: Ja, st» fliehen, wie di» Kroaten und Polacken vordemvor dem -roßen «chwedenköntg ... Gott «impft für d«, Gerechten! Der Schlachtenlärm ward laut und lauter, kam immer nä- her. Schon schlugen Kugeln, und Granaten in di« Häuser de» Dorfe» «in. Flüchtend«» Landvolk keucht« vorüber, beladen mtt der went-en Hob«, di« « retten konnte. Krank, und «reise wurden auf Schiebkarren fottgesahren, angstvoll blö- kende» Vie-, schreiend, «Kind« und kreischend« Frauen, ein Politische Tagesschau. Aue, 2. Mat. De» Deutsch« -a«d«l»tag «uv die Deckung der HnveSvorlage. Der Ausschutz de» Deutschen Handelstag«» hat stch unter dem Vorsitz de»Präsidenten Dr. K a «Mpf mtt den Gesetzentwürfen zur Deckung der HeereSvorlage beschäf tigt. In der Besprechung Wurde dem einmaligen wehr- beitrage al» einer aussergewöhnlichen Maßnahme grundsätzlich zugesttmmt. Bezüglich der Heranziehung der Einkommen zu dem We^hrbeitrag sprach stch der Aus schuß mit großer Mehrheit für eine Herabsetzung der Grenze von öO 000 auf 20 000 Mark au». Weiter war er der Ansicht, daß die Heranziehung der AkttengeftlL schäften und Kommanditgesellschaften auf Aktien al« der einzigen juristischen Personen nicht gerechtfertigt und dte darin liegende Doppelbesteuerung mit Entschiedenheit zurückzuweisen sei. Der Ausschuß sprach stch unter Ab lehnung der vorgeschlagenen veredelten Matrikularbei- träg« für den Ausbau der Reich«erbschast»l. steuer au» und erklärte, daß stch eine Herabsetzung der Zuckerfteuer zur Zeit nicht empfehle. Andererseits war der Ausschuß gegen die weitere Hinausschiebung de» Wegfalles de» Zuschläge» zum Grundstückstempel. De» weiteren forderte er eine Ermäßigung der Sätze bei der geplanten Besteuerung der Leben»- und Mobillarfeuer versicherung, Transport- und Seeversicherung sollen frei bleiben. Dem Gesetzentwurf über da» Erbrecht de» Staa te» stimmte der Ausschuß zu. Mr äie Zahnei Skizze zum 2. Mat 1813 (Schlacht bei Großgörschen*) von H. G. Iah«. «Nachdruck a-rdol-n) E» mochte gegen Mittag sein, am 2. Mai. Der Regen der letzten Tage hatte aufgehört, und di« Sonne schien wie der. In einer niederen, dumpfen Bauernstube des Dorfe» saßen auf der Ofenbank ein weißhaarige», eisgraues Müt terlein und ein junge», blonde» Mädchen eng aneinanderge schmiegt. Dte scheuen, schwarzen Vogelaugen der Greisin und di« -lauen, klaren Kinderaugen der Mädchen» sahen er- schreckt und angstvoll nach dem großen Gichentisch hinüber, an dem ein Kaufe gelber, wildaussehender Männer, in Lun ten, zerrissenen Uniformen lärmte und sang. Die Männer hatten alle» Herbetgeschleppt au» Mch« und Keller, wa» st« fanden, und,al» Zählung Flüche und 'Kolbenschläge a^sge- teilt. G» waren Truppen de» Neqschen Kovp», di« in den Dörfern Kaja, Rahna, Etarpstedel, Groß, und Meingörschen, südlich der Lützener Straß», ihr« Quartier« bezogen hat ten. An dieser Heerstraße wogt««» dahin, unckbsHbar, «in» Völkerwanderung: di, oorüberziehettden neuen Konstribier- tßn. Napoleon war sehr in Sorge gewesen über ihr Berhal- ten im Feuer. Doch der Bericht Ney» au» Naumburg, «o dirse jungen Truppen zum erstenmal Kugeln pfeifen hör- ten, beruhigt, ihn. Di, Grttstn nickt« mit dem klttnen, ver- krumpft,» Voaelkopf und ächzte mtt htiserer Stimme: Stth, Grete, drüben, jeusett» der Straße auf der letzt die Francs,« dahtmvandern, wurde vor fast zweihundert Iah» H ren «in. groß, blutig. Schlacht aeschkaaen. Lama!» waren U ; die MaLaten und Polacken in «Her, friedlichen Hütten,in- .., wie jetzt der Franzmann. Da aber Km der g* wattige SchwedeiGänch und schlug ste mtt der Schärf« de» ' . ' H D1w?chUt«nm, dn Schlacht d«fta»tt stch in der