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- /luer Tageblatt SWW Mzeiger für -as Erzsebirge UKsAMD mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Ssnntagsbla«. WDsW Nu-e»d-st«li«>,f»>»i, Sprechchm», »e» «e-atUea mit Mwnahme »«? r»m»tag» oachmIUag» S-» Uh». — Lele-ramm-sttress», Lagebla« flueerrsedir-e. f»n> sprech« SS. »«»» »««P-ütH »*» »>/«« !»h«»» L«si«ilun,<a )ür uavrrlangt »tagrsanSt» Manuskript» kam» V»«2H» nicht g»l»tsl»t wrrS»«. m<«u^riptatcht»Ä!^u»»«»ift. Donnerstag» s. Mai 1913. Nr. 104. 8. Jahrgang. Dirs« Nummer umsaßt 10 Seiten. Mutmaßliche Wkteinung am S. Mat: Nordastwind, teil» heiter, geringe Temperaturändevustg, kein erheblicher Niederschlag. -ML Das Wichtigste vom Tage. Der Besuch des Zaren in Berlin wird in Peter», bürg als ein wichtige» Moment zur Annähe rung der Triple-Entente an den Drei, bund betrachtet. - O Die Erste Kammer von Elsaß.Lothringen hat die vielumstrittene Besoldungssrage ge- stern endgültig angenommen. * Zwischen dem Landesrat und dem Gouvernement von Südwest. Afrika kam es bet der E t a t üü e- ratung zu scharfen Zusammenstößen. Cin gefährliches Spiel. >0?LordRoberts, der gefeiert« Sieger im Buren- kriege, setzt trotz seiner 80 Jahre den Feldzug für die allgemeine Wehrpflicht, den er vor einigen Iah. ren begonnen hat, fort. Es ist bekannt, daß Roberts sich der ganz besonderen Gunst unseres Kaisers rühmen darf und ebenso weiß man, daß der greise Feldherr sich gern dieser Gunst rühmt. Daher wird es nicht Wetter überraschen, wenn Roberts in einer Bankettrede der kai serlichen Gnadcnbeweise mit ganz besonderer Wärme ge« Dl» Entlassung der Reservisten der öfter- retchtschen südöstlichen «orp» soll in Wo. che«seift erfolgen. König Alphon» von Spanten ist in Pari» zum offiziellen Be suchtet ngetrossen/) Da» englische Unterhau» lehnte den Gesotz, entwurs zum Frauenstimmrecht ab. yünstauisend Albanier haben an die Groß. Mächte einen Aufruf erlassen, worin sie an dk Gerechtigkeit SuropaSappellteren. Der Kapitularvtkar Johannes Poggenburg wurde -um Bischof von Münster gewählt. -> Mäher«. st«h« an anderer »l«He. Line kleine Verwechslung. Humoreske von Kan» Ludwig zu, wehr«. Nachdruck »«rdol,n.> Kä —ä—'L-^äthel K«ine Antwort. «Käthes Du Bum. melfritzel Bist du noch nicht bald fertig? Hilde von Rin« genheim, die reizende Herrin von Arnsfelde, stand seit zehn Minuten im Reitdreß in der 'Halle und schickte endlich ener gische Alarmsignale nach den oberen Regionen de» Schlöße», von woher als einzige Entgegnung eilige» Dürenschlagen und ein erschrecktes Gleich! gleich! ertönte. «Kein Gelehrter der Welt wird jemals definitiv feiststellen können, was «ine Frau unter Gleich! verficht; und an Käthe Lossow wäre auch eiir Spezialist dieser interessanten Wissenschaft zuschan- den geworden. Hilde» Gatte pflegte zu sagen: st» sei zu. gleich di« entzückendste und unpünktlichste Frau, di» je einen Mann zur Verzweiflung gebracht hätte. Uber Horst Ringen. Leim licht« «», Dinge zu behaupten, di» kein Mensch kontra!. Iteren konnte. Sicher war nur, datz RittmMer von Lossow, nach den Erfahrungen sein«» ersten Ehejahre» jch» Oper und jch»» Konzert, di« er mit seiner Gattin besuchen wollt«, ein, Stunde früher al» in Wirklichkeit ansetzt», um wenig, firn» zur zweiten Hälfte zurechtzukommen. Kursbücher wa« ren für Käthe »in« wohtz«n,tnte, aber zwecklos» staatlich» Einrichtung, und zum Zug zurecht kamst« etgentlich nur, wenn dieser durch Schneeverwehungen oder harmlos» Kollisionen halbstündige Verspätung hatte. Horst meint», «» sei ein Geburtsfehler, da war nicht» M machen; aber er konnte ihr einfach nicht Löse sein. Auch Htlde Ringenheim verschluckt« ihre beabsichtigt, Strafpredigt, al» Isich da» vollkommen fas, sung-lose Gesichtchen der Freu Mn Über da» Treppengelän. der Leugt, und ihre halb in Tränen aufgelöst» Stimm» da» neunte Unglück verkündet«: Hilde, denk' dir bloch, ich kann nicht Mit nach Karlshorst fahren! Dolly hat vergessen, met- NRN Aut EtNAULVilONl Wa» ist denn schon wieder los! fragte de« Schlochberr, der «Len von seinem Morgenrttt -ereinkam, -ast du dein Machen verloren, Käthe oder ist dir Horst mit dem Tb« unk ! 1»0. > rio. , 7»/, ,u. out v>/° iso.io 14Z75 22,25 5V5.- lä 435.- I. 150.- . 215.- 0. I« II».- >r » »I.- U 147.« 011- »15.- >u >»».- 1°7L »t >e> 77.5» vä 12,20 2SS.10 > »1.- n- m 14,.- r.) n- I, ,2.75 ' 2,5.- ,k «0.- dckher ein vergebliche» Mühen der Engländer und ihrer Sinnesverwandten sein, einen Zwiespalt zwischen Kat. ser und Volk in der Art zu konstruieren, daß der fried, lich« Kaiser dem kriegerischen Volk entgegengesetzt wird. Trotzdem ist eS hin und wieder nützlich, auf diese» Mühen hinzuweisen. Denn das ist «in gefährliches Spiel, da» Man jenseits des Kanal» treibt, itnsner wieder da» deutsche Boll als der Kriegslust verdächtig hinzustellen und al» alleinigen FriedenShvrt den deutschen Kaiser zu Prei sen. Solang« diese Vorstellung drüben lebt — und sie lebt stn weiten Kreisen des Volles — kann von einer wirklichen innerlichen Berständlgurrg zwischen dem deutschen und dem englischen Volke ntcht die Rede sein, höchstens von einer politischen zwischen der englischen und der deutschen Regierung. Denn solange ein Volk einem Volke mißtraut, können sich die Böller nicht verstehen. Wie soll aber diese» Mißtrauen in England schwinden, wenn e» von Persönlichkeiten wt« Lord Ro bert» künstlich geschürt wird? Mt schönen Worten auf di« Person de» Monarchen macht man sicherlich nicht» besser. dacht hat. Eigentümlich berührt nur die Art und Weise, wie da» geschah. Der Feldmarschall begann, um keinen Zweifel darüber zu lassen, wem seine Agitation für die allgemeine Wehrpflicht gilt, mit einer Lobrede auf das deutsche Boll und gedachte dann der Gunst de» Kai. ser». Wir, (der Kaiser und er), so sagte der Lord, sind die besten Freunde. Aber, so fügte er hinzu, ich kann meine Augen der Tatsache nicht verschließen, daß ange. sehens Deutsche, selbst deutsche Professoren, zu der Ju. gend fo sprechen, al» ob ein Konflikt mit unserem Lande etwas sei, dem man entgegensehen müsse. Des halb, so folgerte er, müssen wir uns beretthalten. — S» klingt einigermaßen merkwürdig, daß Lord Robert» den Deutschen vorwirst, sie predigten den fast unver. metdlichen 'Konflikt mit England. Die Tatsache, daß die gesamten englischen Rüstungen zur See einzig und allein auf einen Zusammenstoß mit Deutschland zuge. schnitten sind, dürste ihm doch kaum unbekannt sein. Und wt, gerade In gewissen englischen Kreisen mit dem Gedanken einer bewaffneten Abrechnung gespielt wurde, wird er wohl auch wissen. Wenn «» dann aus Deutsch, land herausschallt«,, wie «» hineinsthgllte, so ist. da« wirk, lich nicht zu verwundern. Ab« nie haben amtlich, deut, sch« Kreise derart di, Rivalität mit England in ihren Reden al« etwa« derart Feststehende» und Unvermeid. ltche« behandelt, wie di« Lords der Admiralität über dem Kanal. Anstatt nun au» dieser allen Engländern und auch Lord Robert» genugsam bekannten Tatsache den Schluß zu ziehen, daß Deutschland» aggresive Ab. sichten in da» Reich der gabel gehörten, benutzt Robert« die gute Gelegenheit, den Kaiser und da» deutsche Voll in «inen gewissen Gegensatz zu bringen. Auch diese Methode ist nicht neu. Den friedliebenden deutschen Kai. ser gegen da» kriegslüsterne deutsche Voll aus-usptelen, ist Brauch bet unseren Freunden in jeder internationalen Kris«. Aber ist diese Methode auch alt, so ist sie darum nicht besser geworden. Ihr Zweck ist ja durchsichtig: man WM dem Kaiser schmeicheln, indem man ihm zugute hält, datz er gegen ein kriegslustige» Voll den Frieden bewahrt hat. Aber wir glauben doch, der Zweck ist zu durchsichtig, um da, wo er Eindruck machen soll, Eindruck zu machen. Kaiser Wilhelm Weitz, datz das deutsche Voll, da» Voll in Waffen, ganz anders als das englische Voll mit sei nem Söldnerheere fühlt, was ein Krieg heutzutage b e. deutet. Er Weitz auch, datz da» deutsche Voll nie leichtsinnig kriegerische Abenteuer gesucht hat, noch suchen wird. Und das deutsche Voll weiß, datz der Kai ser sich der hohen Verantwortung bewutzt ist, die er in der Entscheidung über Krieg und Frieden legt, und versteht es, wenn er das Machtgeivicht Deutsch land» stn die Wagschäle de» Friedens wirst. ES wird schiedsluß durchgebrannt? Nimm'» ihm nicht krumm, kleine Frau! Er hat jetzt nicht» im Kopf, al» dir morgen Leim Rennen Ehr« zu machen. Ach Gott, Han», ich —> ich kann ja nicht mit! schluchzte Käthe los. — Nanu > warum denn auf einmal? — Sie hat keinen Hut. — Dolly hat meinen Hut nicht mit eingepackt. Wahrscheinlich hast du vergeßen, es ihr aufzutragen, du Racker, rief Htlde hinauf, wa» einen neuen Tränenstrom zur FsÄe hatte. Meins Zett! knurrte Ningenheim ziemlich pomadig, du bist doch nicht barhäuptig hterhergekominen. Setz doch einfach deinen Reisedeckel auf! Ein doppelsttmmtges: Aber Hans! fuhr ihm vernichtend in die Parade. Jch kann doch zu meiner elegantesten Toilette nicht die schäbigste Mütze aufsetzen! verwahrte sich Käthe ent rüstet. Davon verstehst du nicht», du Barbar! aßißtierte Htlde mit ehelichem Nachdruck. — Und nach Hau» zu depe schier«» ist'» viel zu spät; Li» Dolly ihn findet, ist da» Ren« nen vorbei. Ach, ich Lin ja todunglücklich! Weißt.du wa»? ri«f Hilde in pühlicher Erleuchtung: Mach, daß du fertig wirst! Jch laße rasch anspannen und du fährst nach Berlin und holst di, einen neuen Hut! Du erreichst noch ganz Le« quem den S.SO Zug und Hist -um, Abend wieder da. — Ja, aber — aber — nun hab' ich doch gerade noch zwei Mark im Portemonnaie. Horst gibt mir ja nie mehr, al» ich ge rade brauch«, weil er behauptet, t<b würde »» doch nur ver lieren; und al» er heut» früh wegfuhr, wußte ich doch noch nicht, —> und außerdem (s«hr beschämt und demütig) Hab ich'» verschlafen. Na, wenn'» weiter nicht» ist! antwor tet« Ring,»heim Wit einem Seufzer der Erleichterung, dann kann ich dir au»helfrn. Hundert Mark genügen wohl? sagt« er und griff in di« Rocktasche. Mit einem Jubelschreii stürmte Käthe di« Trepp» herunter, fiel dem Retter in der Not um den Hal» und tanzt», den Schein im Triumphe schwingend, eine Tarantella durch die Hall». Manchmal haben auch Männer brauchbar« Einfäll«, stellt« Hild« fest und drängt« ihren Gattmr nach der Tür: Flink, laß anspannen, Dicker! Jch will diesem Irrwisch helfen, sonst tanzt st« noch «in« Stund« hier herum, und unser schöner Plan Mt in» wassert Di« Sehnsucht nach einem neuen Hut kann Wunder wir ken: Käthe Lossow «rreicht« den Zugs! MU einem Gefühl Wir... End« der Skuta-rtkrise und damit per KlchegeEefahr. — Kein albanischer Feldzug. — Füeude überall. Uff! So hallt e» aufatmend durch Europa. Der Be schluß Montenegro», Skutart zu räumen, ist in ganz Europa mit dem Gefühl froher Erleichterung begrüßt worden, nicht am wenigsten in Oesterreich, da» wirtschaftlich unter den verderblichen Einflüßen der monatelangen kriegerischen Hochspannung am schwersten gelitten hat. Wie verlautet, wird die Räumung Slutarts bis zum heutigen Donner», tag, dem Datum der Botschafter-Konferenz durchge- führt sein. Die Botschafter und die europäischen Kabinette werden sich nunmehr in Ruhe der Ordnung aller anderen dem Balkankrtege entsprungenen Problem« widmen können, von denen die Organisation des neuen Albanie'n und di« Feststellung der südlichen albanischen Grenze da» wichtigst« und schwierigste ist. Nach der in den Staatskanzleien herr schenden einmütigen Auffassung liegt nach der Räumung Slutarts eine Veranlassung für eine östereichisch-italienische Sonderaktion in Albanien nichtmehr vor. Much in Men und Rom ist man dieser Ansicht, und in Wi«n dürfte man bei dem Gedanken, datz die Italiener nun doch nicht in Va- lona festen Futz fassen ^werden, die Empfindung haben, von einer Zentnerlast befreit Ku sein. Auch die Regierungen der Dreibund möchte empfinden unzweifelhaft lebhafte Genugtuung darüber, datz die östereichisch-italienische Expe dition nach Albanien jetzt gegsnsta'ndslos geworden ist. In Petersburg, Paris und London hatte man befürchtet, daß stolzer Befriedigung ließ sie da» Fenster ihre» Abteil» her- unter, um Htlde, die sie selbst nach der Bahn kutschiert hatte, noch «inen Gruß zuzuwtnken. Frau von Rtngenheim salu- tierte mit der Peitsche. Latz den Hut nicht in Berlin auf dem Bahnhof liegen! rief sie Käthe lachend zu, während di« Pferde anzogen. Käthes Antwort bestand in «in«r Verhei ßung für die Zukunft ,da ist« ihrer Entrüstung mit Rücksicht auf ihr Gegenüber Zwang anlegen mußte. Dann sank sie in die weichen Polster zurück und holte zum erstenmal seit drei Stunden ausgiebig Atem. Aber es war ihr nicht ge geben, sich mit Grazie zu langweilen. Sie brauchte immer einen Gegenstand, mit dem sie ihre Lebhaftigkeit beschäftigen konnte, und naturgemäß erkor sie ihre Fahrtgonosstn zum Opfer ihr«, Interesse». Han» Rtngenheim hätte wahr scheinlich gesagt: Käthe spielt Sherlock Holme»! Sie unter zog die äußere Erscheinung ihrer Reisegefährtin einer ein gehenden Musterung und stellte fest, datz diese durchau» von einer beschämenden Eleganz sei. Käthe» eifersüchtig verglei chende Augen schätzten den Ursprung de» silbergrauen Ko stüm, mindesten» auf Wien, und sie war froh, daß ihr Mann weit vom Schuß in Karl-Horst seinen Auch» trainierte. Sie Hätte viel darum gsgeLen, wenn st« da» Geheimnis de» kaum merkbar feinen Parfüm» gekannt hätt«, da» di« Fremd« umgab, und im weist« stand sie schon vor dem Spiegel dahMn und probierte di« apart« Botticrllifrtfur au». Die also Ge mustert« erwt«» ihr übrigen» durchau» nicht di» gleich» Auf merksamkeit. Sie batte ihr einen kurzen, abschätzenden Blick gegönnt und sich schort wieder in ihr« Zeitung «ertiest, hin ter der st« sich vergraben hielt. Käthe sand da» ziemlich langweilig, zum mindesten wünscht« st» da»s«llb» tum zu kön nen, und Lei der nächsten Station verließ st» da» Abteil und «Ute zum Zeitungsständer, um sich etwa» zu lesen zu holen. Al» ste bezahlen wollt«, merkt« st«, daß st« ihr Täschchen im Züge -att« liegen «lassen, und der Schaffner winkt« schon mtt beiden Armen zum Etnfieigrn. Mit rotem Kopf -astet» st« zum Zug zurück — ohn« Lektüre. Gin Glück nur, daß Han» da» nicht erlebt -att», der Spottvogel! Vie Türen schlugen zu, und st, mußt« ihr« Ungeduld Li» zu, nächsten Nation Vertröst««. Ihr Gegenüber hatte sich» unterdessen bequem