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> Nr. NS Dienstag» 20. Mai ISIS. 8. Jahrgang Diese Nummer umfaßt 8 Seiten, rst «arm. 4 »ür. iser l er «ine »eile eülgt E rur > del und »ue» n l. n r t Mutmaßliche Witterung am LI. Mat: Südwrst. winde, meist heiter, etwa» wättmr, vorwiegend trockeu, Le» «itterneigung. St,»er unverbürgte« Meldung zufolge soll dte Ab, dankung Köutg Peter» von Gerbte« «», mittelbar vevorsteher».*) Ikr !«gen leine »der eben und gen, Klei- »es» »tat, an»- ieln« und »aer» rran i Kat » l<k »o»U,» »«, nm, ««»eh» »!cht ß«leistet «er»«,, ««»a »I» Nufaai« »«, SasenUe« »urch e,n>mr«ch», «rfelat »Ler »<m Maauftrlpt »lcht »«Äch I«»« Ist. Die Kundgebungen französischer Soldaten gegen die Wiedereinführung der dreijährigen Dienst, -eit erneuerten sich, wobei e» zu groben Disziplinlosigkeiten kam?) Das Wichtigste vom Tage. Der Kaiser hat die wegen Spionage verurteil, ten englischen Offiziere Branden und Trench sowie den englischen Rechtsanwalt Ste. ward begnadigt.*) , Die Delegierten zur Friedenskonferenz sind jetzt sämtlich in London versammelt und werden demnächst über den BorfriedenSver. trag in Verhandlungen etntreten. > l» Enver Bei sofort sreilassen. Abuk soll darauf ge^ antwortet haben, daß er nur den Befehlen des Generalissi mus Izzet Pascha zu gehorchen hohe: Izzet aber sowohl als Abuk stich Albanier. Segen Bulgariens In bulgarischen Regier»ngstreisen ist man, wie die Londoner Dime» aus Sofia melden, angesichts des hart näckigen Widerstandes ders« rbischen und der griechi- schen Regierung fest überzeugt, daß diese beiden Staa ten bereit» zu einer Geheimverständigung Bul- garten gegenüber gekommen sind und sich bemühen, Bulgarien die Hände durch die Verlängerung des jKritgszustandeo mit der Türkei zu Linden und dadurch Bul. garten zu zwingen, die Hauptmacht seiner Truppen vor der Tschataldschalinie zu belasten. Die bulgarische Regierung hatte Sarafow nach Athen gesandt, um zu einem Einver ständnis über die Srenzbestimmung mit Griechenland zu kommen. Zum größten Erstaunen Bulgarien» lehnte Grie chenland aber Sondrroerhandlungen mit Bulgarien ab und berief sich darauf, dich zu gleicher Zett auch mit Serbien und Montenegro die Teilung in» Werk gesetzt werden müsse. In London verlautet, daß di» Mächte einen Ptplomati schen Druck auf Griechenland und wenn nötig auch auf Serbien zur Beschleunigung der Unterzeichnung de» Fnedenevettrage» auazuüben beabsichtigen. Dieser Druck soll darin bestehen, daß man vorher kein, griechisch, und ser bisch« Anleihe Lewilligt. vefterreichtsche Fm-str-illig» im vaslkankrleg. Rach den Berichten verschiedener Blätter haben an dem valkankrteg L8S6 österreichisch» Slawen al» Frei willige tetlgenommen, von denen im ganzen Svv -urückgskehrt sind, 1 <i 0 0 fi«l» n auf den Schlachtfeldern und 700 liegen in den Hospitälern, von den darunter befindlichen 40 Tsche chen sind nu, sechs hetmg»k«hrt. Di« albanisch« Thwnfolgefragm Die Botschafterkonferenz dürfte sich ,am Diemetag Mit der Frage de» albanischen Thronkandidaten beschäftigen. Die größten Aussichten hüt Wilhelm Friedrich-u Wied. Die Mächte sollen bereits ihre Zustimmung zu der Kandi datur des Prinzen gegeben haben. Di» Hetmbeförderung de» türkischen Truppen. Die Heimbeförderung der türkischen Truppen aus Al banien begegnet Schwierigkeiten durch Griechen land, das anfänglich seine Zustimmung gegeben hat, jetzt aber Einwendungen erhebt. Au» diesem Anlatz haben zwei Mächte bei der griechischen Regierung Schritte unternom men. Die Truppen sollen in Beirut an Land gesetzt werden mit Ausnahm« der Kranken, die nach Jsmid gebracht wer den. Di« ursprünglich« Absicht, «inen Teil der Truppen in den Häfen de. Schwarzen Meere» auszuschiffen, ist infolge de» Widerstande» Bulgariens aufgegeben worden. Dom Balkan. Unstimmigkeiten in Konstantinopel? Nach einer Meldung aus London soll sich in Konstante nopel eine Partei gebildet haben, die dem entthronten Ab dul H a mid wieder zur Macht »«rhels en will, und diese Partei soll täglich an Zahl und Einfluß gewinnen. Zwischen Enver Bei und Achmed Abuk Pascha, dein Ober befehlshaber von Dschataldscha, ist »zu Zwistigkeiten gekommen, in deren Verlaufe der Pascha Enver Bei fe st nehmen ließ und ihm 4b TageArrest zudiktterte. Als der Großwesir Mahmud Schewket Pascha von diesen Dingen hörte, telegraphierte er an Abuk Pascha, er möge In Konstantinopel hat sich, nach «in«r Meldung au» London, «in« Partei aevtldet, di« dem ent. thronte ^Abdultzamiotviedergur Macht verhelfen will.*) In Trtpolttanten fanden n«ue Kämpf« zwischen italienischen Truppen und aufständi schen Arabern statt. ») st,y« an and««, Will«. Politische Tagesschau. Au« 20. Mai. Ausnahmebestimmungen für da» SveichÄand. Es ja schon mehr al» einmal dagewesen, daß die deutsche Oesfentlichkeit von den Maßnahmen der deutschen Regierung erst durch da« Ausland erfuhr. Vor kurzem bracht» der Pariser Mattn eine Meldung, daß für Elsah-Lothringen neue Ausnahmebestimmungen geschaffen- werden sollen. Man war geneigt, diese Meldung al« eine der vielen Enten zu bezeichnen: die so oft dem Entenpfuhl des Matin entsteigen. Jetzt wird die Meldung durch den Pariser Temp» bestätigt, und das Blatt ist sogar, während die deutsche Presse noch ohne jede offizielle Nachricht ist, in der Lag«, di« einzelnen Bestimmungen des Gesetze» abzudrucken. Danach lautet der Artikel 2 der Vorlage über die Presse wie folgt: Da» elsaß- lothringische Ministerium kann die Verbreitung einer Zeit schrift oder Zeitung in Clsaß-Lothrtngen, di« im Au»land» erscheint, ganz oder teilweise verbieten, Dies» Bestimmun gen sind auch auf diejenigen Zeitungen und Zeitschriften anwendbar, di« zwar innerhalb der deutschen Retch»gren-e erscheinen, aber nicht in deutscher Sprach« abgefaßt sind. — In der Begründung wird gesagt, di« Regierung -Nb« ge hofft. daß mit der Preßfreiheit kein Mißbrauch getrieben werd». Der Umstand, daß gewiss» Blätter d»m deutschen Geist» feindlich gesinnt seien und »in» g»rade»u gefährlich« Propaganda entfalten, Labe di« Maßnahmen nötig gemacht. Insbesondere wird noch auf di« Roman» und historischen Erzählungen verwiesen, di» ganz bestimmten politischen politischen Zwecken dienen, — Di« von dev Regierung ge forderten Bestimmungen, so heißtesin der Begründung «ei ter, entsprechen dem Gesetze über die Presse, die auch in Frankreich nicht nur Blättern gegenüber bestehen, die im Ausland» erscheinen, sondern auch denen gegenüber, di» in Frankreich in fremder Sprache veröffentlicht werden. — Di« Vorlage über das Heeresgesstz besagt: In Glsaß-Loth- rtngen können die Verein« außer den im Artikel 2 de- Der- einsgesetze« vom IS. April 190V (Reichsgssetz) aufgezählten Gründen ausgelöst werden, wenn ihre Tätigkeit die öffent- ltche Sicherheit bedroht, »der wenn st« anders Zweck« als di« durch die Satzungen bestimmten verfolgen. Dio Artikel L und 8 des Vereinsgesetzes find anwendbar. — In der Be gründung wird ausgeführt, dah das Reichsveretnsgesetz, da» bisher im Reichslande Geltung besaß, den gehegten Erwar tungen nicht entsprochen hab«. Eine ganze Anzahl Vereine hätten unter einem Deckmantel eine deutschfeindliche Pro paganda betrieben. Daher sei es für di« Sicherheit des Rei ches dringend erforderlich, der Regierung die Vollmacht zu bewilligen, diese Vereine auszulösen, wozu sie früher auch befugt war. Es ist sicher, daß dies« Ausnahmebestim- mungen im Reichslande ein« große Erregung Hervorrufen werden. Die Regierung de» Reichslande» überschätzt offen- Mer Tageblatt MU M «r„°bIrM — mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsbla«. all°"-siäasisa"°un»oü-ftk«"« Eprechsiua»,»er«»«akü.amitKu»aahm»Sers.avtag»nachmittag» 4—sUhr. — r»lrgramm-st«r»ss»r ragedlattsiurrrzgrblrg». tzrrnsprrchrr«. «»«,<> o-st-uim,«« )ür mwrrlaagt »iagesaaSt» Manuskript» kann VrmShr nicht geleistet ««rSmi. l' < Herr würde t! . ... _ „ L«scheid«n»n Vorschuß auf hin«, wenn auch vielleicht «st später zu beginnend« Lehrtätigkeit gewähren. Natürlich, .... -- - a natürlich, da» stand alle» so unumstößlich fsst wie die Tau fache, daß sich unser junger Dichter eine Morgenzeitung kauf te und gar nicht dabei nachrechnete, um wieviel Prozent er sein geringe» Vermögen damit betrog. Die Sonne schien jal Pont-Royal-Suresnes. Sonne I riefen ihm ja alle leuch tenden Augen entgegen, vor allem die jene» schwarzen Blu menmädchen», dem er jetzt — ja, ruinierte ihn das nicht vollend»? — einen kleine« Strauß Maiglöckchen für zehn Centime» abnahm. Die weiteren vier Sous für die Damp ferfahrt schmerzten ihn nicht mehr. Aber die Statue der Freiheit aus der langgestreckten Schwaneninsel wies sein Hexz wieder so hoch zur Sonne hinauf, wie der Viadukt von Point-du-Jour, wie der schon in den Wolken schwindende Etselturm, wie da» stolze Luftschiff, Pas da drüben dem Mont Valerien zu seine sichere Bahn zog. Ein Blick in di« Zeitung jedoch verdunkelte ein wenig da« Licht, da« um ihn und in ihm funkelte. Eine flüchtige Bekanntschaft von einstmals in Berlin, eine schöne Kaba- rett-Dtseus«, durch di» billig genug erkauft» Hochzeit mit ei nem heruntergekommenen Aristokraten Gräfin geworden, wurde da wegen der verschiedensten Hochstapeleien steckbrtef. ltch verfolgt. Ein Pret» von tausend Mark winkte dem. der ihr» Verhaftung ermöglichte. Du schön* Frau, sprach Wal demar Harttg mitleidig bewegt leis« vor sich hin, ich hätte dem Reichtum deine« Herzens «in« herrlicher« Blüte ver gönnt. Und sein» Gedanken gingen traurig zurück in eine Zett, da er Mr «in paar Mark Chanson» in den Cafä» schrieb, an den ersten besten Liebhaber verkaufte und auf einen schnellen Umsatz mehr sah, al» auf besonder» gute Vrzahlung. In diesem Milieu tauchte «in«» Tage» auch Maria Ravi auf, deren romantischen Werdegang vom polnischen Dienst. Mädchen zur Sängerin und Gräfin sich jeder Tisch geheim nisvoll zuraunt» und jedesmal noch phantastischer schilderte. Auch für sie hatte er damal» «in paar Berschen geschrieben, sich ab«r sonst in «tnrr ganz merkwürdigen, fast fürchtenden Scheu von ihr fnngHaltrn. Nun «ar ihr damal» so rosen roter Weg in Dunkelheit geendet, wa» für Mächte mochten dabei im Spiele gewesen sein? vielleicht «ar all», nur Irrtum, Verwechslung. Aber das stimmt« doch -t» in» lä ->^. Cm Aampf. Skizze von H. Ha-Mbruch. M-chd-uck Der erste schöne Sammeltag! Waldemar Harttg emp. fand ihn wahrlich mit der ganzen Inbrunst seiner fünfund- zwanzig Jahre. Und dennoch konnte er diesem, ihn heiß durchrieselnden Glücksgesühl nicht jubelnden Ausdruck ge ben, weil — ja, weil — hundert Centimes noch immer nur noch einen einzigen, ganzen Franken ausmachen. Wa» dop- pelt peinlich ist in einer so schönen Stadt wie Pari», Pari» im Frühling! Bi» zum Anfang der nächsten Woche hatte er den knurrigen Hotel-Cerberus noch einmal vertrösten kön nen, aber wenn er dann di« schon seit drei Monaten schul dig« Miete nicht zahlte — dann mußt, wohl ein kleine», harte, Stück'Rasen irgendwo da in den Fortifttattonen ihm vorläufig die Ruhe der Nächt« geben. Aber so grausam konnte da» Schicksal ja gar nicht gegen einen jungen deut schen Poeten sein, der eben die Vollendung seine» ersten größeren Romans hinter sich hatte und nun in täglicher ftebrtger Ungeduld auf di« Antwort de, Verleger» war tete. Zehn Centime* mutzt,,» zunächst in fürstlicher Ver schwendung in wrtßflockigem Brot angelegt «erden, und — da- war doch wohl die leuchtend« Frühling-sonn» gewesen, die auf dem großen, achteckige« Wasserbecken im Luzembourg- Garten vor dem Schlosse lag, dir kleinen Segelboot» der Kinder ganz frisch tünchte, und ihm, Waldemar Harttg, den etwa, leichtsinnigen Gedanken etngab, mit leinen letzten Sous auf der Seine nach St. Cloud zu dampfen. O nein, gewiß nicht zum Vergnügen, vielmehr, um bei jenem reichen Bankier in der Rue Datlly einmal nacheufragrn, ob er nicht den Leiden frischen Knaben wie im letzten Sommer wie- der »in wenig deutsche Konverfationrstmtden geben dürfe. Die Arbeit sein,» Roman» hatte ihm voMändia jene wert voll, Verbindung zerstört: ckber der liebenswürdig», ali« :ttch nstht abweifen, ihm gewiß »inen auf sein«, wenn auch vielleicht cherlich kleine Einzelheiten. Was, schon Sdvres? Auf den Höhen von Meudon schimmerte noch da» groß« Waisenhaus von Fleury herüber. Di« Brücke. Am rechten Ufer noch Boulogne, dann gleich links Et. Cloud. E» erwies sich, daß bewußter Bankier, auf den Walds- mar Hartig seine ganzen Hoffnungen gesetzt hatte, feine Vil la und seinen Park mit einem mehrtägigen Aufenthalt in Paramö am Meer vertauscht hatte, wa» für ihn und seine Familie gewiß recht angenehm, für unfern Dichter aber ein fach niederschmetternd war. Gott, dies bißchen Hunger ließ sich ja noch bis zum Wend ertragen, wenn man dann we nigstens Aussicht auf ein paar Bissen und Brocken gehabt .-Litte. Aber so — so trieb es ihn wie gänzlich geistesab wesend durch dell weiten Park, für dessen tausend Schön heiten er sonst so dankbar empfänglich gewesen war. Er merkte gar nicht, datz er längst au» dem Park h«rau»gekom- men, auf einer vtllenstratze nach La Malmatson zu stolpert«, fast wie «in Betrunkener torkelt«. Und dann war mit einem Male «in köstlicher Lratensaucrnduft in seiner Nase, daß er unwillkürlich wie ein Has, schnuppern mußte und die Be gierden seine» Magen» nicht mehr unterdrücken konnte. E, wurde ihm flimmrig vor den Augen, daß er sich, tief Atem holend, an «ine kalkig« Gartenmauer lehnen mußt«. Sin merkwürdig langgezogener Hahnenschrei schreckt« ihn jedoch sofort wieder auf. Wie er sah, waren es zwei «eißbemützte, übermütige Küchenjungen, die wohl eben den Lunch für ihre Herrschaft bereitet batten und nun diesen Schabernack mit dem anscheinend nicht ganz nüchternen Fremden trieben. Er mußte doch leise lächeln und droht« den beiden lustig mit dem Finger. — Edmondl — Alexandttl kam unwirsch die Stimm« de» Koch» au» dem Keller/und blitzschnell waren sie verjchwunden. Nur dieser Mliche vratenduft, jener let- kere Sauvendampf, der blieb. Wetter, nur »eiter l Waldemar -artig sah sich plötzlich an einem klemen Waldsee, an dessen schattigem Ufer «in« Mädchenschule, un- ter der Aussicht zweier Nonnen, arttg ein Kreisspiel drehte, sang und in di« Hände klatscht,. War da» «in wundervoll bunte» und lieblich»» Bild, wie so zur Dekoration in dies»