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s. Jahrgang. Dr. 122 Ireitag, 30. Mai 1S13 Dies« Nummer umfaßt 8 Seiten. Mutmaßlich« Witterung am 31. Mai: Westwind, wolkig, warm, Gewitter und zeitweise Regen. -WH Znterna aus üem Dalkanbunä. 'LS- Die diplomatische Vorbereitung des Balkanbund», seige Nüstung zu dem Entscheidungskampfe gegen den os- manischen Erbfeind werden uns immer ein Muster staats männischer Klugheit erscheinen. Wie der Bund der vorher durch bittere Abneigung, oder doch — wie Serben und Mon tenegriner — durch allerlei Eifersüchteleien getrennten vier Völker auf einmal schlagbereit dastand, da» muß unser« An erkennung, ja Bewunderung erwecken, so sehr auch die Gr- folge des Bundes uns politisch schädigten. Es ist nun eine wahre Ironie der Geschichte, daß da» sorgsam gehütete Ge heimnis der Vertragsbedingungen und Voraussetzungen nicht etwa durch Agenten der Gegner, nicht auch durch indiskrete, unsertwegen käufliche Unterbeamte an den Tag gezerrt wur- -Id VbV von Amt zu Amt tragen ia find vom 1V. Jahr se von Grimma au» Beide Häuser de» preußischen Landtage» werden au» Anlaß de» Kaiser-Jubiläum» am 14. Junl Festsitzungen ab halten. * d ES bestätigt sich, daß der Prager General st ab», chefOberst Redl, der sich vor einigen Lagen er schossen hat, de» Landesverrates zugun sten Rußland» überführt worden ist.*) Das Wichtigste vom Tage. Der Reichstag setzte gestern die Einzelberatung de» Reichs, und StaatSangehürtgkeitSgese- tzes fort.*) , Die Budgetkommission de» Reichstage» befaßt« sich am Donner»tag hauptsächlich mit der Staffe lung de» Wehrbettrage». Die Unterzeichnung de» vorfriedensver- trage» durch sämtliche Londoner grtcden»un- terhändler soll am heutigen Freitag ersol- g e n.*) Die Rede de» serbischen Ministerpräsidenten Paschitsch dürfte, wie au» Sofia gemeldet wird, zu einer Ver schlechterung der serbisch-bulgarischen Beziehungen beitragen.*) -1 st«i< an andern Still«. historisch« Erinnerung, «ine der vielen Koalitionen, die zu einem ganz speziellen Kriegszwsck geschlossen waren und meist — wie auch der vterbund der Könige 5- in allge meinem Mißtrauen und Hader ihr Unselige» Ende sanden. vlr vettcdälkung aer Lage auf Sm vallran. Au» Sofia wird gemeldet: Trotz der Verschärfung der Situation durch die letzten Ausführungen de» serbischen Mi nisterpräsidenten Pasitsch über da» Verhältnis zu Bul garien dauern die Verständigung,Verhandlun gen noch fort, anscheinend vornehmlich ausWunsch Ruß land». Gin Sttuakionrb,richt. Da« Neue Wiener Tagblatt veröffentlicht folgenden Situationsbericht zur Balkankrise: Die Hoffnung auf «ine friedliche Lösung de» neuen Konflikt» auf dem Balkan wird täglich mehr zuschanden. Die militärischen Vorbereitungen nehmen ihren Gang und find bereit» kurz vor dem Abschluß. DasAussehen in den Städten ist dasselbe wie sei nerzeit im November zu Beginn de» Balkan- kriege». Die Kümpfe zwischen den Griechen und vul garen mn Saloniki haben -war aufgehört, und die dort Mi schen den Leiden Gegnern festtzelegte Zone der Neutralität wird respektiert, doch ist di» Stellung der vulgaren »in» der, art sicher» und ausgezeichnet«, daß st» rasche und leicht» Er folg» verheißt, sodaß dieser augenblicklichen Nuh» nicht zu trauen ist. Kawalla durch Minn, gesperrt. Die vulgaren haben den Hasen von Kwvalla durch Minen gesperrt, sodaß di« griechischen Kriegsschiffe, di» fich in den Gewässern vor Kawalla aufhielten, gezwungen waren, diese» Gebiet zu verlassen. Auch der Hafen kann nicht Le- nutzt werden, vor allem können di» in ihm liegenden inter nationalen Schiffe nicht ««»fahren. Die Verlängerung des waffensttllftmwes. bi» zum IS. Juni ist osftziell in Konstantinopel bekannt gegeben worden. In Konstantinopel etngetrofsen. Der frühere Kommandant der Lefsstigungen von Ja nin a, Mehib Bey, der von den Griechen freigelassen wor den war, ist in Stambul etngetrofsen und vom Großwestr empfangen worden. — Kiamil Pascha, d«r nach Smyrna reisen wollte, ist ebenfalls in Stambul eingetrof fen, da sein Echtff Smyrna Nicht angelaufen hat. Gr darf jedoch in der Zone, über die der Belagerungszustand ver hängt ist, nicht verweilen und wird daher übermorgen nach Smyrna abreisen. vor dem Frirdensschluß. Me das Reutersche Bureau erfährt, ist der im Namen d«r Verbündeten abgefaßte Protokollentwurf Mitt woch spät abend» an sämtlich« Kriegführenden geschickt wor den. Bulgarien wird den Frichensvertrag heute, Freft nete diese» Verkehrsmittel um 1600 zur Benutzung auch für Kaufleute und Privatpersonen u«M richtete ein Voten- stübchen mit einem Botenmeister und SV b-reitstehmrden Voten ein, um die zu bestimmten Zeiten au» nah und fern etntreffenden Vries« gegen ein« mäßige Gebühr durch zuver lässige geschworene Leut« zu bestellen und ander« zu Über nehmen. 1618 wurde der von der Stadt Leipzig angestellt« Botenmeister JohannSieLer vom Kurfürsten Johann Georg I. mit 128 Reichstaler Besoldung und unter Bezug aller Postrevenuen zum P 0 stmeist«r ernannt. So ging in aller Stille die Leitung de» Leipziger Botenamts in di» Sphäre der landesherrlichen Befugnisse über. Drei Jahr« später entstand unter Sieber di« eHe regelmäßige Briefpost von Leipzig nach Frankfurt a. M. Seit 1628 verkehrt« «ine solche wöchentlich zweimal von Dresden und Freiberg über Grimma nach Leipzig, ebenso von Dresden über Meißen, und Li, -um Jahr» 1720 über Oschatz; von dieser Zeit a- «Le» über Stauchitz und Wermsdorf nach Leipzig und wieder zu rück nach der Hauptstadt. Dies» Post, zunächst »in» Fußpost, verwandzlt» fich IN» in »in» reitend» Post, und wie schon er wähnt, vermittelt» zwischen Dresden und Leipzig von 1663 Postkutsche di» Personenbeförderung. Vie Postkaleschen m seh, einfache, Lillig,, offene, mit »vei Pferden Le- spannt« wagen. Zu ihre« und der Insassen grüß«»» Oft cherheit galoppierten ihnen poei Geleit»reiter voraus. Le» Fahrpreis von Leipzig nach Dresden betrug für di« Person 2 Laler 1« Groschen, Lei der 1706 eingerichteten, langsam (86 Stundest) fahrenden KüchenLutfch» Mr Laler 21 Gro schen. Ein Wne» Stück Geld, wenn man den Geldwert der damaligen Zeit in Betracht zieht. Der Beschluß Johann Georg» II.. der »m 30. April 1661 da» gane, sächsisch» Postwesen al» »in Regal» de» Land»» Herrn erklärt um»» unter dessen Aufficht llt hatte, ward 1602 durch da» Patent Georg» IV. in v rfter Form wie derholt. Seitdem stand die gam» Post «ater dm Leipziger Oberpostmeifter, der all» ten zu bezah len hatte, aber auch allen Gewinn an sich «g. 171g aber wurde da» Postwchen von dm damalig»» LLerpostmeifter, Kommerzienrat Kd e», dm di» Regierung außer anderen Mer Tageblatt AW -lnzeiger für -as ErMebirge schKDÄLK mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. Speechstmw» -»» tie-aNton »tl -Uw««-«» »n Semttag» nachmittag» 4—» Uhr. — Telegramm-Mess» r Lagebla« Merrzgebirg». Hrnfprrch-r «. »«hm«, s,s,«llu-t«» für uaverlaagt -log-faatt» Mamissrlpt» kam, V-wühr nicht geteisset «erbe«. «ft. Das sächsische Postwesen bis Beginn äes IS. Zahrhunäerts. Mit welchen Strapazen und Entbehrungen da, R«ts«n sowohl in unserem sächsischen Vaterland« al» in anderen deutschen Ländern bi» in» IS., ja selbst in, 17. Jahrhundert hinein verbunden war, davon vermögen fich die wenigsten unserer Zeitgenossen ein Bild zu machen. Die Vevkehrsver. biiltntss« waren die denkbar schlechtesten. E» fehlte an jeg lichem Beförderungsmittel. Auf den Kommunikation,wegen konnte man, besonder» Lei Regemvetter, kaum, wohl auch gar nicht fovtkommen. Die wenigen Landstraßen waren in äußerst mangelhaftem Zustande. Gewöhnlich begegnet» man auf ihnen nur otnleuten und hier und da einem Boten, Diese dienten al» Postboten einzig und allein dem Fürsten; denn di« sächsisch« Post war zunächst garntcht Mr» Publikum da, st« knüpft« an di« römisch«, kaiserlich« «taat»post an und sucht« d«ren Einrichtungen nvchyuachmen. Durch besonder, Kleidung oder wenigsten» «in auf der Brust getragene» wap. penschild ihre» Auftraggeber», wohl auch durch »in» lasch» und einen Spieß waren, wie wir in den Dresdner Nachrich. ten lesen, di« Loten kenpttich. Si« gingen entweder zu Fuß oder ritten auf »i genen Pferden. Manchmal benutzten st« auch Maules«!. Ein« Person mrbeförderung wurd« dadurch möglich, daß man mitunter auf dm Mcken dieser Lier, einen Korb mit Gürteln befestigt», in dm zwei Lersonen Platz hatten, während der Bot», di« Mgel in d«r Hand, al» Führer voranschritt. A» den Ämtern und auch von d«n Eiadträten erhielten dies« Postretter and Votenläufer ge wiss» JahresLesoldungen oder besser jährlich wird,»kehrend, Neujahr,geschenka So erhielt Ist»- m«ns gnedtgmr Herrn Herzogen Ernst und «lbrecht Botonleuf», M nenn Jar I Groschen vom Rat, zu Leisnig. 1 Kurfürst Moritz richtet» im Jahr« IWO «in«,«it« nd« Post zwischen Leipzig und Dwev«n ü»«r Grimma «in, fttt- lich auch mr für fich und s«in«n Mrstkichmr Hof. Jede Prft vatperson mußt» irgendein« schriftlich« Mitteilung durch «ft g«ne Baton b«fötd«rn, und diese» Schicken bereitet» nicht sel- de, sondern von den Regierungen selbst gelüftet worden ist und zwar mit dem offenkundigen Zweck, die eigenen Bundesgenossen zu schädigen und M ärgern. So wurden neulich von Sofia au» über Wien mit allen Merk- malen halbamtlichen Ursprungs die s erbts ch - bul g a r i- schen Vertragsbeingungen der Welt geoffenbatt, und so pa rieren jetzt die Serben den Schlag, indem st« ihrerseits eint, ge Bedingungen dieses Vertrage» kundtun, die ^Bulga ren bisher geheimhielten. ,So erfahren wir au» Belgrad, daß hi» Bulgaren eigentlich 100 000 Mann den Serben zur Hilf, hätten schicken sollen, daß aber in Wahr heit die Serben den Bulgaren öv 000 Mann schicken mußten. Weiter hören wir, daß Serbien vertraglich nur 180000 Mann ins Feld stellen sollt«, in Wahrheit aber SSO 000 Mann stellt»: Mkn kann es daher den Serben nachfühlen, wenn sie auf eine Revision de,Teilung »v ertra ge » drti.gen, von dem aber die Bulgaren begreiflicherweise nicht» wissen wollen. Denn jener Teilung-Vertrag, der Mo- nastir und Jstip, ja sogar LedtngungSwetse (unter Voraus- setzung eine» Schiedsspruches) di« alte Hauptstadt Groß, serblen», Uesküb, und Romanowa, da» den Serben heilige vmftlfeld, den Bulgaren zusprach hatte eben die Vormacht stellung Bulgarien« zur Voraussetzung. Bulgarien hatte nicht nur diplomatisch die Führung beim Abschluß de» Bun- de», sondern « sollt» auch militärisch di» Führung überneh men und — da« sei hinzugesrtzt — auch di» Hauptlast tragen. Di» Kriegsereigniss» haben dies, Voraussvtzungen um gestoßen. Leichter und schneller al, st« wohl selbst evwar- teten — denn sonst wären st» j«n« harten Vertragsbeding ungen nicht «ingegangen — Hecken di« Serben nahezu alle di» Gebiete erobert, di« st« den Bulgaren in dm Zwang der Not überlassen Hatten, «ährend die Bulgaren vor Adrtanopel nicht weiterkamen und dort her serbischen Hilfs -«dursten. E» wa«. also im Grunde genommen die Schwäch« des Oe- manenrrtch», di« den Balkanbund quseinanderfprengte. Ein starkes widerstandsfähige» Türkenretch hätte zweifellos di« Verbündeten zu engem Aneinandetschluh genötigt, zu einem Aneinanderschluß, bet dem Bulgarien, dessen König den Bund begründet hatte, da» militärisch am stärksten war und da» geographisch das Bindeglied zwischen Serbien uich Grie chenland darstellt, die Führung hatte übernehmen müssen. So, da die Schwäche der Gegner wenigsten» drei der Ver bündeten annähernd gleiche Erfolg« brachte und den Serben und Griechen die bulgarische Führung höchst unnütz und lästig erscheinen ließ, ist der Krach im Munde da, der unserer Mei nung nach überhaupt nicht mehr zu heilen ist. So paradox es also auch klingen mag: der'Balkanbund ist an der S chw ä- cheseines Feinde» in Scherben gegangen. Ursprüng lich gedacht al» ein Bündnis unter Führung Bulgariens — da, beweist jede» der enthüllten Interna auf'» neue —da» sicherlich auch nach dem Friedensschluß die Vormacht am Bal kan geblieben wäre, ist der Balkanbund heute nur noch eine ten die größten Verlegenheiten; denn abgesehen von der Kostspieligkeit und dem Schneckentempo der Bestellung, war es auch noch sehr unsicher. Außerdem war bei dem damaligen Untertänigkeitsverhältntsse. da» Botenlaufen an vielen Or ten eine Fronpfltcht für den Gutsherrn, und in diesem Fall« «ine drückend« Plag» für den armen Landbauer. Um diese Zeit lernt« man in Deutschland die ersten Kutschen kennen. Anfangs müllt« sie niemand benutzen, pick besonder» die Frauen scheuten sich, in einer Kutsch« zu reisen. Mehrer« deutsche Fürsten hatten ihren Gebrauch zu diesem Zwecke sogar verLoten. Vater August aber, der eigentliche Organi sator de» sächsischen Hofpostwesen», der regelmäßige Boten- ritt« durch all« Teil« seiner Länder anordnete und seine Post- reiter scharf kontrollierte, war über diese» Vorurteil er- haben. Er ließ in Dresden Kutschnr bauen, Lot sie zum Ver kauf au» und schenkt, sogar fttnem Schwiegervater, dem Könige von Dänemark, einig». Trotzdem war noch lang, nicht anP, rs 0 n « n Leförderung in Postkutschen zu denken. Ueber 100 Jahr, vergingen Li» dahin; denn erst 1688 verkehrt« »wischen den Städten Drmd«n und Leipzig «in» Postkalosch». Um 1ö76 entstanden Postverbtndungen von Sachsen nach Braunschweig, Hessen, Brandenburg und Wien. Ja, sogar um da» Zustandekommen einer Auslandspost bemühte fich Kurfürst August, ro»mr auch vergsbktch. — Sämtlich« «rief» und Erlasse nahmen Ihren Lauf vom Dresdner Postamt, au», d«m «In Postmeister Vorstand. Doch murd» diSs« Einrichtung bald rotaer aufgehoben und dahin abgeändert, daß di« Amtsschösser di, Briefschaften ttligst von Amt zu Amt tragen ließen. In der Chronik von Grimma find vom 1v. Jahr« hundnt di, BestellgeWhren Mr dl» Brief» von Grimma au, angegeben. Di« Boten erhielten Mr einen vrt«f na- Nimb- sch,.-» «der Döbeln - Pfa., nach Mutzschm 1 Großen, nach Naunhof 1 Groschen 6 Mg., nach Leisnig, Borna Wurzen 2 Groschen, .nach Leipzig, Oschatz» Mittweida 3 Gräschen, nach Wittenberg 10 Groschen, nach Schneeberg 12 Groschen. Allmählich erhielt da»Bot«nroSs«n von Dresden und Leipzig au« «inen größeren Umfang und durch di« n«u« Bot,nord- Mng vom 4. F«L«ar IRA «in, festem Einrichtung. Leip zig, schon damals Kn« berühmt, Handelsstadt, vewollkomm- «tn» ! waren sehr einfach«, billig, Wag«n. Zu ihr«,