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Donnerstag, IS. )uni ISI3. s. Jahrgang. -UK'WLNLU Mer Tageblatt KW -lnzrigrr fiir das lkrsgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsbla«. ZFZM »?»« Aprechssun»» »er «»-ak«»n mit fiuenah«» »„ Sonntag» nachmittag, 4—- Uh». — r,l»gramm-fiSr»ff», ragebla« fiueerzgebirg». «erafprech», SS. --m> »I» PM-b» »« s»/,«>t»o -AÄÜ ,«« «,»«h, u«> »iMM«:.« Nr. ISS. Diese Nummer umfatzt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Im Reichstag lehnte die Budgetkommtsston die Regterungsvorschläge ab und gestaltete die VermvgenSzuwachssteuer als unmit. telbare RetchSbefitzsteuer um. Der deutsche Geschäftsträger in Mexiko hat dem Präsidenten Huerta ein Handschreiben des Deutschen Kaisers überreicht, in dem die mexikanische Regierung anerkannt wird. * Gegen die Beschlüsse derBudgetkommisston zum Wehrbettrag erhebt der Vorstand des Bundes der Industriellen schärfsten Protest. Die weitere Ausführung des Jahrhundert festspiels Gerhart Hauptmanns ist un. ter sagt worden. , Der bayrische Ministerpräsident Freiherr v. Hertltng und der Reichskanzler tauschten an läßlich de» Kaiserjubiläum» freundliche Glück wunschtelegramme au». -...t- i,".'. ,'u . . . . IW- Mutmaßliche Witterung am LV. Juni: Südwrst. w nde, wechselnde Bewölkung, schwache Abkühlung, stellen weise Gewitter und örtlicher Niederschlag. »Hw: Die englischen Aolonialmarinen. Die ganz erheblichen Aufwendungen, welche Eng land Mr seine Rüstungen macht, (im Jahre 1912 Mr Armee und Marine 32,18 M., auf den Kopf der Bevöl kerung gegenüber Frankreich mit 27,08 M., Deutschland 21,17 M., Italien 14,62 M., Amerika 12,41 M., Oester- retch-Ungarn 10,99 M., Rußland 9,14 M., und Japan 7,49 M.) hat vor Jähren zu dem Gedanken geführt, die Kolonien in einem höheren Matze als bisher zur Bewältigung der Ausgaben heranzuzichen oder durch Gestellung von Schiffen den Ausbau der englischen Flotte zu unterstützen. Die Verwirklichung dieses Gedan- kenS hat größere Schwierigkeiten gemacht, wie man an. fangs geglaubt hatte. Die Sache stellte sich vom Mutter lande aus gesehen doch etwas anders dar, als von den einzelnen Kolonien aus. So haben Australien, Süd afrika und Kanada sich nicht damit einverstanden er klärt, der britischen Flotte Schiffe zuzuführen, die gänz lich der englischen Marine einverletbt werden sollten. Nur Neuseeland hat hiervon eine Ausnahme gemacht, indem es die Mittel zum Bau eine» Panzerkreuzer» mit dem Namen New Zealand bewilligte, der ohne Ein. Raucher aus Reisen. Plauderei von Al Oskar Klaußmann. Nachdr ck o rdoi.n Die Raucher halben einen großen Steg über die Nicht raucher errungen, der nicht ohne günstige Folgen Mr die Nikotirwerchrer bleiben wird. Die Berliner Hoch- und Un tergrundbahn hat vor den Rauchern die Waffen strecken müssen. Sie hatte in ihren Zügen da» Rauchen mit Hilfe der Polizei abgeschafft, und die Einnahmen gingen derartig zurück, weil die Raucher andere Verkehrsmittel benutzten, daß die Rauchfreiheit Mr besondere Abteile der Wagen wie der etngeführt ist. Hoffentlich wird nun auch noch ein Ver bot aufgehoben, das allen reisenden Rauchern sehr unan genehm ist, nämlich da» Verbot, im Speisewagen der preu ßischen Eisenbahnzüge zu rauchen. Früher waren wenigsten besondere Abteilungen für die .Raucher reserviert, aber auch diese beschränkte Vergünstigung wurde aufgehoben, weil zwei Damen, Gattinnen höherer EisenLahnbeamten, sich durch das Rauchen im Speisewagen geniert fühlten. Sofort erging ein Ma», der da» Rauchen ganz und gar verbot, und das zu einer Zeit, wo die Damen selbst tapfer Zigaretten auch in der Öffentlichkeit rauchen, und im Klub und in dei Wohnung auch die Zigarre nicht verschmähen. Aber in ge- wissen vornehiinen Kreisen gilt da» Räuche» für unfein, und man glaubt, alle Welt vom Rauchen abbringen zu können, weil man keine Ahnung hat, wieviel leidenschaftliche Rau- cher e» gibt. Man findet notorische Rauchfanatiker, die kein Theater, kein Konzert besuchen, weil sie dort nicht rau chen dürfen. E» gibt geistige Arbeiter, Finanzmänner, Ju risten, Gelehrte, die arbeitsunfähig.find, wenn st« sich nicht durch Nikotin anregen können, und selbst in den Kreisen der Arbeiter, welche mit dm Händen schaffen, hat sich die Zi- schränkung zur Verfügung der englischen Admiralität steht. AuSstralien denkt an die Schaffung einer eigenen Marine unter dem Namen Royal Australien Navy in ei nem Umfange von 8 Panzerkreuzern, 10 geschützten Kreuzern, 18 Zerstörern und 12 Unterseebooten. Bis zum Jahre 1913 soll diese Stärke in gleichmäßigen Bauperw- den von je fünf Jahren erreicht werden. Hiervon find vorläufig ein Panzerkreuzer (Australta) und drei ge- schützte Kreuzer (Sydney, Melbourne und Brisbane) im Bau, während mehrere Zerstörer bereit» fertig sind. Südafrika hat sich völlig ablehnend Verhalten. In den im März dieses Jahre» stattgefundenen Parlamentssitz ungen waren beide Parteien darin einig, daß eine Er- Höhung de» gegenwärtig bereits gezahlten Beittages von 1,7 Millionen Mark nicht zu erfolgen habe. In glei cher Welse fand der Gedanke der Schenkung eines Dread nought» für die Flotte de» Mutterlandes oder auch der Schaffung einer kleinen Marine für Südafrika keinen günstigen Boden. Man wünschte nicht in den allgemeinen RüstungSttubel mit htnetngezogen zu werden und ver mied ängstlich den ersten Schritt, der derartige Folgen nach sich ziehen konnte. Interessant war in diesen Sitzungen der Hinweis auf die Leistungen der anderen Kolonien und besonder» aus Kanada. Hinsichtlich diese» Lande» erklärte Mr. Mer. rtman, der frühere Premierminister der Kapkolonnie, Mr Kenner der Verhältnisse in Kanada bestehe kein Zweifel, daß daselbst nur ein Ziel versorgt Würde, näm lich da», die eigene Flagge zu hissen. Die Entscheidung Kanada» liegt nunmehr vor? sie gipfelt in der Ableh nung de» Baues der für dieses Jahr vorgesehenen drei Dreadnoughts. Dieser Ausfall hat Mr. Churchill der- anlatzt, drei Zusatz-Großdampfschiffe zum diesjährigen Etat zu fordern. Durch diese Forderung erhält der eng lische Marineetat ein andere» Gepräge. An die Stelle der im Etat 1918 vorgesehenen Mnf Schlachtschiffe treten deren acht gegenüber von drei Schlachtschiffen in unserem Etat. Ueberraschend schnell ist einmal wieder ein Beweis dafür erbracht, wohin sogenannte Abmachungen über den Umfang der Rüstungen führen. Mr. Churchill hat al» Erklärung für die immerhin recht erhebliche Ab weichung de» StärkeverhältnisseS von 16:10 und die Abweichung von dem englischen Vorschläge des Rüst- ungSfeierjlchre» die Erfüllung der weltweiten Bedürf nisse zu erfüllen, möge daher dieser Vorfall Veranlas sung dazu werden, daß Mir un» so schnell wie möglich ein leistungsfähige» Kreuzergeschwader schaffen, welches im Stande ist, diesen weltweiten Bedürfnissen im Weitesten Sinne gerecht zu werden. Dienstäauer unä Schlagfertigkeit. (Von unserem Berliner S-Mitarbeiter.) Much im deutschen Reichstag hat es nunmehr wie in der französischen Kammer eine ausgedehnte Debatte über dieM. litäMenstzeit gegeben. Nur daß der Anlatz gerade der ent gegengesetzte war: im Palai» Bourbon debattiert man über garette außerordentlich stark eingeführt, weil sie gestattet, selbst in einer sehr kurzen Arbeitspause ein paar Züge zu rauchen. Diese vielen Tausende von Rauchfreunden bekehrt man nicht durch polizeiliche Verordnungen, sondern man verärgert «sie nur. Allerdings früher war es noch schlimmer: Im Rsvolutionsjahr 1848 lautete das Kriegsgeschrei aller Unzufriedenen in Berlin: Freiheit, Gleichheit, Brüderlich keit und freie» Rauchen im Tiergarten. In dem damals einzigen .Park, in welchem die Berliner sich erholen konn ten, war da» Rauchen streng verboten, und hinter den Bäu men lauerten die Gendarmen, um alle Gesetzesoerächter zu notieren und zur Bestrafung anzu-et-en. Der Rest dieses Verbote» besteht heute noch. In allen Königlichen Gärten Preußen» ist da, Rauchen auch jetzt noch bet Straf« unter sagt. Der preußische Soldat durfte bi» 1866 auf der Straße nicht rauchen, sonst wurde «r bestraft, und selbst vor der Haustüre durfte er rauchend nicht stehen oder sitzen. Mm unangenehmsten fühlt sich aber heut« jeder reisende Raucher berührt, der eine Landesgrenze zu passieren hat. Alle ZMvächter Europa« find fasst wu»nahm»lo» ganz wild auf Zigarren und Tabak, und ein Blick in die modernen Reischandbücher beweist die Wahrheit dieser Behauptung. Am schlimmsten ist e» an der österreichischen Grenze, da ja in Oesterreich-Ungarn da» Tabaksmonopol herrscht. Frei einführen darf man nur 10 Zigarren oder Sb Gramm Ta bak. Was darüber ist, da» ist nicht nur vom Uebel, sondern auch sehr kostspielig. Man zahlt nämlich nicht nur für da» Kilo Tabak 42 und da» Kilo Zigarren lüd Heller Zoll, son dern auch noch ein» Einführung,fizenz. ganz gleich, ob man nur «in paar Gramm oder »in paar Kilogramm «tnführt, und zwar beträgt di« Lizenz für Zigarren 22. Mr Tabak 14 Kronen. Nirgend» schmuggeln di« Reisenden daher soviel Zigarren, wie nach Oesterreich, und besonder» berüchtigt find di« Grenzort» Bodenbach an der preußischen und Kufstein die Verlängerung der Dienstzeit, im Wallotbau über dis Verkürzung. Die Sozialdemokraten verlangen eine etnjäh. rige Dienstzeit, die Fortschrittler eine Verkürzung der Dienstzeit iM> allgemeinen, und eine Erweiterung de» Ein- jährigenprivilog», insbesondere auch eine Anrechnung her vorragender Turnleistungen. E» bedeutet Mr die Sozialde- mokraten, die ja theoretisch auf da» Miltzsystem etngeschwo- reu find, immerhin ein Stück Revisionismus, wenn sie jetzt doch eine einjährige Dienstzeit zugsstehen wollen. Aber Krisgsminister v. Heeringen sah in diesem Revisionismus zutreffend nur einen Versuch, die innere Kräftigung der Ar mee zu unterbinden, weil ste in ihr eine Waffe zur Auf rechterhaltung der bestehenden Staatsordnung sehen. Herr o Heeringen konnte mit Recht darauf Hinweisen, daß in kei nem Lande der Welt die Armee so selten zur Erhaltung der Ordnung im Inneren verwandt wird wie in Deutschland. Man braucht sich nur der blutigen Zusammenstöße zwischen bewaffneter Macht und Arbeitern beispielsweise in Ameri ka, Frankreich, Italien und anderen Ländern zu erinnern, um sich der Wahrheit dieser Worte zu vergewissern. War der Antrag der Sozialdemokraten zu durchsichtig, um ernst hafte Erwägungen bei der Hreresverwaltung zu »emnlas- !«n, so schien e» dem Krisgsminister doch geboten, auf di« fortschrittlichen Anregungen auch sachlich näher rinzugthen. Er lehnte die Verkürzung der Dienstzeit Mr Vie Turner ab, weil ein guter Turner noch nicht ein guter Soldat zu sein braucht. Man wird, ohne die Bedeutung de» Turnen» für die körperliche Ausbildung unsere» Volke» auch nur im ge ringsten zu verkürzen, dem nicht widersprechen können. Ge- rade der moderne Militärdienst mit seinen hohen Anfor derungen an den einzelnen Mann erfordert Eigenschaften, die auch ein hervorragender Turner nicht unbedingt zu be sitzen braucht und die eine Bevorzugung in der Dienstzeit auf Grund guten Turnen» angebracht erscheinen ließen. Der Erweiterung de» Eintjährigenprivtlegs an und für sich stellte sich der Kriegsminister nicht unbedingt ablehnend gegen über. Namentlich wie» er auf die stärkere Anwendung de» Künstlerparagraphen hin. Freilich eine allgemeine einjährige Dienstzeit ist, das lboS Herr o. Heeringen Ml aller Schärfe hervor, unmöglich. Sie machte die Jriedenskadre» zu Skeletten, die den Re kruten keinen Halt geben können und die in Mobilmach ungszeiten völlig versagen würden. Mit vollem Rechte hat auch der Kriegsminister auf die Gefahren hingewiesen, die eine Einberufung der Mannschaften des Beurlaubtenstan des in politisch bewegten Zeiten hervorruft, in denen «» zum Kriege kommen kann, aber nicht unbedingt zum Kriege kommen mutz. Das Beispiel unserer Verbündeten an der Donau in der jüngsten Krise, die zur Auffüllung ihrer schwachen Friedensstände sofort Reserven oinberufen mutz- ten, ohne daß sie die Truppen sogleich auf dem Kriegsfuß gesetzt hätten, zeigt, welche Unruhe durch solche Einberu fungen entstehen kann. Da» Gefühl in der Bevölkerung, datz man einem Kriege entgogengehs, wurde dadurch in ho- hem Matze gesteigert und wie sehr ein solche» Gefühl, vor dem Unvermeidlichen zu stehen, den Krieg selbst herbeiühren hilft, das weiß man aus der Geschichte zur Genüge. Es an der bayerischen Grenze. In Bodenbach und Trischen sind die Beamten der österreichischen Mauth ganz besonders auf Zigarren dressiert. Die von Berlin nach Karlsbad reisen den Badegäste führen seit Jahren einen Kampf der List und Schlauheit gegen die österreichischen Mauthner, haben aber nach einiger Zett immer Leim Zigarrenschmuggel den kürzeren gezogen. Die österreichischen Zollbeamten betreten die D-Züge schon auf preußischem Boden und revidieren da» Gepäck während der Fahrt nach Bodenbach. Eine kör perliche Untersuchung der Reisenden findet ntchr statt. Da rauf bauten die Berliner ihren Plan: sie stopfetn sich die Tcychen ihrer Sommerüberzieher voll Zigarren und setzen ttrtz größter Hitze mit zugeknöpften Ueberziehern da, wenn d-e Zollbeamten zur Revision kamen. War man in Boden bach angelangt, dann wurde der Ueberzieher ausgezogen, auf ten Sitz gelegt, und die Berliner gingen an da» Bahn- doisbüfett, um sich zu erfrischen. Aber al» eine» Tages die uart- diesem Echmugglerrezept arbeitenden Berliner ,n den Etsenlahnwagen zurückkehrten, fanden st«, datz ihr« Ueber- zieher samt den Tausenden von Zigarren verschwunden wa. reu Der Mauth hatte sie sich herausgeholr und wartete, Lis di» Eigentümer der Ueberzieher und Zigarren dieselben re klamieren würden. Das fiel aber keinem «in, denn di« Etta- fe (der Mnszigfache Betrag der Steuer und der Lizenz und dazu die Konfiskation der Zigarren) bedeutete einen sol chen Haufen Geld, datz man lieber die Ueberzieher schieben ließ. Verschiedentlich wurde auch folgender Trick gebraucht. Line Kist« Zigarren wurde mit Bindfaden verschnürt zum Abteilfenster hinausgehängt, and zwar nach der Seite hin, die von dem Bahnhofsgebäude in Bodenbach abgekehrt »st. Da» Ende de» Bindfadens wurde im Abteilfenster sestge- klemmt, and dann konnte das Risiko losgehen. Fand der Zollbeamte zufällig di« .Kist«, so meldete sich der Eigentümer