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DW Anzeiger für öas erzgebirge . WLLZLD mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Iner Sonntagsblatt. —, —— —- Oriertagrn. Unfützr Arltun-sauA» Gewehr ulcht aülö^srSt »rröSM, n»e» >>n».Nu;,-dch«ll«>. s.»i. «pr,chgun»e »er «»»akNon mit ftusnahm» »er Sonntag, nachmittag 4-S Uhr. — T,l»gramm-flS»ff, r Lagdiatt siuttrzgrbirg«. tzvmfpruh«« sr. »'»» *.AUL' rar anvnlangt riagrsan»,« Manuskript, kann »«wahr nicht giftet «»rü.n. ia.'LMnMMWt" tz. /- , ''. .»-- .MDWV' " >u°r Tageblatt Nr. 1S0. Mittwoch, 2. Juli ISIS. 8. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 8 Setten. - — Das Wichtigste vom Tage. Morgen, Donnerstag, findet in Kiel eine Be- gegnung zwischen Kaiser Wilhelm und dem König von Italien statt. » Der bekannte französische Pubttztt Henry Graf von Rochfort-Lucah, ist zu Atx-leS-Batn» im Al ter von 83 Jahren gestorben.*) * Elf Häupter des französischen revolutio nären Arbeiterbunde» wurden wegen Auf- retzung der Soldaten in den östlichen Garnt- sonen verhaftet. « ' Die russischen Gesandten in Sofia, Bel- , grad und Athen sollen ernste Srmahnun- gen zum Frieden an die Balkanstaaten gerich tet haben. » Die Griechen umzingelten di« bulgarischen Truppen in Saloniki und entwaffneten sie? die Bevölkerung ist sehr beunruhigt.*) Wie Londoner Blätter berichten, tragen sich die Suff ragetten mit verbrecherischen Absich ten. Sie wollen der ZerstvrungSeampagne poli tische Morde folgen lassen; besonder» richtet sich ihre Rache gegen zwei Minister*) Der rote Reichstag hat auch 1913 wieder, wie schon im vorigen Jahre, das Seine getan, um die Sicherheit des Vaterlandes aufrecht zu erhalten. Das Bewußtsein hiervon, sagte der Reichskanzler, möge jetzt, nach langer und aufopfernder Arbeit, die Herren in ihre Heimat be gleiten. Nur die Sozialdemokratie auf der äußersten Linken und die Deutsch-Konservativen auf der äußersten Rechten gingen besondere Wege. Die Genossen hielten an ihrem alten Sprüchlein fest: diesem System keinen Mann. Sie bewilligten aber — -um ersten Mal seit ih. rem Bestehen — einen Hauptteil der Deckung, den Wehr beitrag und die VermögenSzuwachSsteuer. Auf der an deren Sette isolierten sich die Konservativen bei den Steuergesetzen von allen übrigen Parteien und verwei gerten — auch zum ersten Male seit Partetbestehen — die Mittel für Rüstungszwecke. Beide Parteien gaben für ihre ungewöhnliche Haltung noch besondere Erklärun gen ab, aber ihre Abstimmungen werden trotzdem noch lange in den eigenen Rethen und im allgemeinen Par- tetkampf lebhaft besprochen werden. Die vtelgeplagten Retch»boten sind auf der Fahrt nach der Heimat oder nach Orten froher yerienerholung. Da» Gefühl erfüll ter Pflicht bietet ihnen, wie der Präsident Dr. Kämpf hervorhob, vollen Ersatz für die nun hinter ihnen liegen den Mühen, Sorgen und Anforderungen. Die Wähler werden ihren Vertretern die yerienerholung von gan zem Herzen gönnen. St« werden einig sein in dem Wun sch«, daß im November der Reichstag mit frischer Kraft an die Kleinarbeit de» Lage« herantrttt, di« in der Ge setzgebung unentbehrlich ist und in den letzten Monaten über den größeren Aufgaben der Ttarkhaltung her Na tion leider etwa» in den Htndergrund gedrängt wo» -I an ander» Stell«. 6 Mutmaßlich« Witterung am b. Juli: «eine wesentlich, Witterungsänderung. -WC Wer hat angefangen? So uneinig auch die Balkanbünbler untereinander sind, so einmütig find sie in dem Bestreben, einander die Schuld an dieser Uneinigkeit «izuschicken. Di» letzten Kämp- f« bei Jstip und Gleutherta-Toila «erden von beiden Par teien mit unoerdrosiener Ruhe al» Provokationen der an deren bezeichnet. Man muß schon die Fassung der sehr «er- schwiegen«» amtlichen Bericht» genau prüfen, um einig» Schlüsse darüber ziehen zu können, wer denn eigentlich an gefangen hat. Da Mt einem zunächst aus, daß di» B u l - aaren in ihrer Darstellung de» Kanwfe» mit den Ser ben anscheinend da», «a» dem Angriff der Serben voran- ging, zu verschleiern suchen. Sie sogen nur, daß si, di, Mel- dring erhalten hätten, di, Serben hätten stark» Typen massen züsammengezogen und fügen dann hinzu, di» Serben hätten da» Feuer eröffnet. G» laßt sich di, Meldung von der den ist. Da» Regieruntzsorgan zum NeichstagsaVschiird. Die Nordd. Allgem. Ztg. schreibt: Nach vollständiger Erledigung seiner großen Aufgaben ist der Reichstag in die Ferien gegangen. Von dem Augenblicke an, wo die Regie rung mit der Wehrvorlage hervortrat, hat sich das deutsche Volk mit fester Entschlossenheit zu dieser Vorlage bekannt. Noch niemals ist eine große Heeresfocke- rung von einer so starken und einmütigen Volks stimmung getragen gewesen. Der Reichstag sah deshalb seinen Weg klar vor sich. Er hat in mühevoller Arbeit und namentlich in den langwierigen und schweren Verhandlungen feiner Budgetkommission ihn bis zum Ende verfolgt. Die Reichsregierung hat die Freude, ihre Wehroorlagen in vollem Umfange Gesetz werden zu scheu. Wir begrüßen es besonder» im Interesse der Grenz. Provinzen, daß es gelungen ist, auch die Bewilligung der drei umstrittenen Kavallerie-Regimenter durchzusetzen. Weit schwieriger al» die Erledigung der Wchvvorlage war die Feststellung der Kostendeckung. Aber auch hierbei hat der Reichstag eine feste Stütze in der Opferwilligkeit de» Volke» gehabt, die sich ohne Ucherschwaug, aber khrr und kraftvoll, bekundete. Der Gedanke des W eh r- beitrage» wurde sofort mit fast einmütiger Zustimmung aufgenommen. Nicht umsonst find die Erinnerungen unserer Geschichte aufgerufen worden. Sie haben überall den Entschluß gekräftigt, auch in der Hergabt mate- rteller Güter e» den Vätern nachzutun. Wenn fich der Reich», tag bei der Deckung der laufenden Ausgaben von den Vor schlägen der Regierung entfernt Hat, so ist doch da» Kern. stück de» Besitzsteuerkompromisse» au» dem Regterungsentwurfe hervorgewachsen. Gewiß bestanden vom Standpunkt« der Etnzelstaaten schwere Be denken gegen die Beschlüsse de» Reichstage». Angesicht» derGrößederAufgabe find fie -urückgestellt worden. Da« Ziel, für die Durchführung der allgemeinen Wehr- pflicht finanzielle vorsorg« zu treffen, ist erreicht. So darf man auf da» Gesamtergckni» der schwierigen Verband- lungen über da» Wehrgesetz und di« Deckung seiner Kosten mit Befriedigung blicken. Gin aut*» Stück Arbeit ist getan Möge e» dem.Vaterland« zum Segen sein. Reichstagsschluh. Am Montag haben fich di« Pforten de» Reichstags bis zum 20. November geschlossen. Das groß« Werk der Rüstungsvermehrung ist zum Abschluß ge bracht, die schimmernde Wehr des Deutschen Volkes ver stärkt, das aus dem Bewußtsein der Kraft beruhende Si- . cherheitsgefühl der Nation neu gekräftigt worden. Wie- i der dürfen wir mit dem Erglänzter des Deutschen Rei- f cheS sagen: Wir Deutschen fürchten Gott und sonst > nichts in der Welt. Was Menschenwille vermag, ist zur Sicherung des Vaterlandes geschehen. Das hat auch der I Reichskanzler in seiner Schlußrede anerkannt. AuS ihr klang ja unverkennbar ein gewisse- Mißbehagen über so manche Steuerbeschlüsse der Reichstagsmehrheit hervor. Ein Helle», uneingeschränkte» Danke-Wort, wie Vorige- Jahr vor den Sommerferten nach Bewilligung der da maligen kleineren Rüstungsvorlage ist diesmal nicht ge sprochen worden. Aber der HeereSergänzung im Gan zen widmete Herr von Bethmann Hollweg doch warme Worte der Anerkennung und Befriedigung. Ein große» Werk, so sagte er, ist getan, da» der Nation zum Heil« gereichen wird. Die großen und schweren Opfer werden getragen für die Höchsten Güter de» Volke». Dem Frte- s f den und der Ehre de» Landes sichern wir in der gesam ten waffenfähigen Mannschaft Deutschland» «in« feste Schutzwehr; mit der Betätigung de» festen Entschlüsse» i für die Sicherheit de» Reiche» Gut und Blut herzugeben, können wir Hellen Blicke» und mit gestärkter Zuversicht i auf den Frieden, und, wenn «»sein müßt«, aus siegreich« ß ' Abwehr in die Zukunft blicken. In diesem Licht« zeigt S sich da» groß« Werk denen, di« oben stehen und die Verantwortung für de» Reiche» Sicherheit zu tragen I haben. Denen, die unten stehen und die neuen Lasten zu I tragen haben, ist dies« warm« Würdigung der Rü- f stungsverstärkung zweifellos ein« Genugtuung. St« schauen aber vor allem auch auf die Kehrseite der glän- i zenden Medaille, auf die Kostendeckung. Und da ge- I reicht e» Wohl zu allgemeiner Befriedigung, daß «» ohne liesgehende, erbittert« Kämpf« gelungen ist, auch z > für die Steuergesetzgebung «in« Lösung zu finden, di« den Verbündeten Regierungen und den volk»mass«n in gleicher Weis« annehmbar scheint. Gewiß, der Reich», kanzler hat auch hervorgehoben, daß nicht all« Einzel- beschlüsse bedenken-frei sind. AVer der Grundzug der Deckung, die Heranziehung der Besitzmtden und woHlha- benden zu den neuen Steuerlasten, «stkfpricht doch wohl dem sozialen Geist, der unser« Lett beherrscht. Er ent- ff spricht in diesem besonderen Falle auch der Gerechtig. Kit, indem Pie Besitz«nd«nmnbWohHabenden ßm Krieg» I ' fall reich«, Güter durch die Wehrmacht de» Reiche» i. zu schützen Haven al» di« Minderbemittelten. Darum ist tz. hie Steuer an Gut in erster Linie ihnen auferlegt, wäh» f ' rend di« Blutsteuer don allen Schichten de» Volke» gleich- j mäßig getragen werden muß. serbischen von bem Uckerfall durch Vie Bulgaren wohl ver einbaren, indem es sehr wohl möglich ist, daß die Bulgaren einen strategischen Vorstoß machten, etwa in Form einer ge waltsamen Rekognoszierung, und dabei mit den Serben an einander gerieten. Die bulgarische Darstellung des Zusam menstoßes ist noch einsilbiger; fie besagt ganz kurz: Am Sonnabend Abend um 8 Uhr kamen unsere vorg-schobenen Linien bet Toila ins Feuer. Weiterhin wird dann den Hellenen der Vorwurf gemacht, fie wären in der Absicht vor- gegangen, die Linie Serres-Drama zu durchbrechen, aber über die eigentliche Entwicklung de» Angriffe» schweigt fich der Bericht au». Diese Schweigsamkeit ist sehr wohl dadurch zu erklären, daß auch hier die Bulgaren eine strategische Vorwärtsbewegung -versuchten und dicket in» feindliche Feu er gerieten. Denn daß Serben und Griechen wirklichernstlich den Vormarsch angetreten -hätten, vermögen wir nicht zu glauben. Bet aller Kriegslast namentlich bei den Serben ist der gegenwärtige Augenblick der allerungeeignetste zum Draufgehen. Die Haltung Rumänien», da» sich voll ständig auf die serbtsch^riechische Sette geschlagen hat, gibt den Gegnern der Bulgaren di« günstigsten Ehancen, die Bul garen auch ohne Kampf zum Nachgeben zu zwingen. Ru mänien wird e» aber bedeutend erschwert, wenn nicht un möglich gemacht, an der Seite der Gecken zu bleiben, wenn diese den Krieg vom Zaun brechen. Auch Rußland, da» alle» tut, um den offenen Konflikt der slawischen Brüder zu unterdrücken, würde durch «in agressive» Vorgehen der Ser- ben und Griechen, seiner besonderen Günstling«, in seinen Plänen gestört. Sollte also, was wir für nicht glaublich halten, Serben und Griechen di« Angreifer gewesen sein, so würde sicherlich diesem militärischen Uckereifer zurückgepfis- fen. Ander» und gefährlicher für den Frieden liegt aber die Sache, wenn Bulgarien in der Tat, wie uns scheint, der angreif end« Teil war. Bulgarien hat so viel Eigenwillen in den letzten Monaten gezeigt, ist so zickbe- wußt und besonnen gewesen, daß man ihm wohl zutrauen kann, jetzt durch einen kräftigen Stoß seinen Willen zur Tat kundgutun. Daß bulgarische Generäle auf eigene Faust vorgerückt wären, halten wir bei der strengen Disziplin der bulgarischen Armee für ganz ausgeschlossen. Dieser bulga rische Wille zur Tat braucht darum nicht ein Mille zum Kriege zu sein. Ein energisches Vorgehen der Bulgaren ge rade jetzt, da fie von Feinden umstellt find, kann diese Fein de eher zum Rückzug zwingen als sichtbar zur Schau getragene Krisgsscheu. Alleckings: die gegenseitige Verbitterung ist so groß, daß es nicht möglich sein kann, die Schüsse von Tleu- theria und Sletowo ungeschehen zu machen. Und wenn auch schließlich der Fricke erhalten bleckt, so wird es ein fauler Fricke wecken, den alle die, welche so emsig bemüht sind, einander die Verantwortung für den Anfang zuzu schicken, Haben ihr redlich Teil dazu beigetragen, daß in Macedonien eine nationale Verwirrung herrscht, wie kaum zu Abdul Hamid» Zeiten. Und kein Grenzstrich kann den -Haß, der fich dort aufgöspeichert hat, beseitigen. * Ter militärische Aufmarsch der Valkanftaate«. Soweit man sich nach ben Meldungen der letzten Wochen Über die Truppenverschiebungen der Balkan staaten «in Bild machen kann, ist die Kraftverteilung jetzt folgender Die Bulgaren haben ihre Haupt- kräste, 4 bi» ö Divisionen und den Landsturm, vor So- fia an der serbischen Grenze don Belogradztk- Kustendtl stehen. Die Stärke dieser Hauptarmee be- trägt ungefähr 130 000 Mann. Gegen die Griechen stehen drei Divisionen in Stärke von 70000 Mann im Felde und ztv-ar in der ungefähren Linie Stru- mttza — Dorian-Sere» — Kaw-ala. Bulgarien beherrscht damit die Eisenbahnen nach Osten und ist so in der Lage, sdll» die Türket neutral bleibt, drei Divisio nen, die noch in Thrazien stehen, auf den grie chischen Krieg»schauplatz zu werfen. Zwischen den beiden bulgarischen Armeen, um die Verbindung zu halten, steht bet Jstttz di« IS. Division. Di« Serben haben ihre Hauptkräste in und östlich Ue»küb» ver sammelt. E» stehen dort fech» Jnfanteriedivisi- onen und «ine Kavallertedtvtsion, vorgeschoben nach Kumanowo. Die zweite serbisch« Armee, dei der sich der Landsturm und die schwere Artillerie befindet, ist bedeutend schwächer. Sie hat nur drei Divisionen. SW stützt sich auf die Festungen Ptrot und Risch und deckt die Grenz« von vlasotina bi» Zejeear. Gin« Divi sion hält am südlichen Lauf de» war dar di« Verbin dung mit d« griuhtschen Arme«. Di« Griechen stehen mit vt«r bl» fanfDtvistoqenwckfllch Kawala tn breiter Front südlich dr» Tachino-see». «ins Division hält Salonlkt besetzt, während zwei Welter« Divisionen um die Stadt Vardar am ylußlauf« stehen. In Thes salien, fern vom Krlrg»schauplatz, verfügt Griechenland noch üb« drei Divisionen.