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Nr. 1öS. Diese Nummer umsaht 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. » Geheimrat Dr. Hermann Cr«dner, der bekannte Leipziger Geologe, ist im Alter von 72 Jah ren gestorben. * Die Nationalspende zum Kaiserjubiläum für die christlichen Missionen in den deutschen Kolonien hat in Sachsen nitnmehr den Betrag von rund 383 000 Mark erreicht. * i * Das Zeppelin-Luftschiff Z Z 20 wurde gestern von der Militärverwaltung übernommen. ES erhält den Namen Z 5 und wird vorerst in * Baden-OoS stationiert. * Beim Brande einer Sträflingsfarm in Oakkeh (Nordamerika) fanden 36 Neger st räfltnge den Tod in den Flammen. Bet einer Brandkatastrophe in Btnghompton sollenM n fs i g, nach einer neueren Meldung hun dert Mädchen umS.Leben gekommen sein.*) Der frühere bulgarische Ministerpräsident Da new soll aus Sofia vor der sein Leben bedrohenden il» Wolkswut geflüchtet sein. -> Näheres flehe au anderer Stelle. » Mutmaßliche Wijtteruntz pm 24. Jusli: Sti-west- wind, Bewölkungszunahme, wärmer, zunächst noch trocken. Das ewige Aärianopel. >6? Es war vor vier Monaten, am 26. März, als in Adrianopel die Weiße Flagge hochgezogen wurde und Schükri Pascha nach monatelanger Belagerung die . Festung den Bulgaren übergab. Der Halbmond, der seit Jahrhunderten über den Kuppeln der Hagia Sophia schwebte, wurde heruntergeholt und die bulgarische Flagge zeigte den entwaffneten Türken, daß der neue Herr von der alten Stadt des Kaisers Hadrian Besitz ergriffen hatte. Lange genug hatten die Bulgaren um , die Festung gekämpft, sie hatten ganze Regimentes ge opfert und alle Entbehrungen des WinterftldzugeS er duldet. Es war ein Sieg, der mit dem Blut einer Na Mittwoch» 23. Juli 1913. tion erkauft und teuer bezahlt worden War. Wochew- lang las man die Schlachtenbertchte und hörte von» den furchtbaren Metzeleien, von den Blutbädern an den starken Wällen der belagerten Stadt. Adrianopel, das war der altä Traum der Bulgaren, die ewige Sehnsucht eine- großen Volkes; und man verstand den Jubel, der in Sofia durch die Straßen jauchzte, als. endlich Schükri Pascha die Tore öffnete und seinen! Degen senkt«. Und heut«? Die Türkei hat sich in das neue Kriegsspiel gemischt, neue Truppen mobilisiert und trotz der Londoner Beschlüsse von neuem den Weg nach sAdrianoPel angetreten. Nach allerdings noch ganz Un bestätigten Meldungen aus Sofia ist Enver Bei an der Spitze einer Kavallerie-Division in die Festung ein gerückt. Noch kurz vorher hatte der englische Botschafter n Kon?an'.inopel sich energisch gegen einen Vormarsch der Türken nach Adrianopel ausgesprochen und auch die diplomatischen Vertreter Rußlands und Frankreichs hatten bet der Pforte ihre Bedenken geäußert. Um-» sonst! Die Türken marschierten, und es ist nicht un möglich, daß der Halbmond bald wieder in den krummen unsd engen Straßen der alten Festung weht. ES ist klar, daß der Zweck dieser türkischen Aktion nicht der sein kann, Adrianopel den Bulgaren wieder zu entreißen und den früheren Zustand wieder her zustellen. Wir haben die Beschlüsse von London», an denen nicht gerüttelt werden soll. Das Vorgehen der Türkei stellt sich als eine, freilich sehr gründliche Maßnahme dar, die bulgarischen Truppen aus jenen Gebieten zu vertreiben, die vertragsgemäß an die Türkei wieder zurückgegeben werden sollen. Die bulgarisch türkische Grenze EnoS — Midia war in der Grund idee festgelegt. Aber die Türken verlangen, daß die Linie dem MariH«.Lau.f und Ergenelauf folgen solle. Zwei Flüssen, die in schön geschwungenem Bogen nach Westen greifen. Die Türkei behauptet in einer Zirkularnote an di« Mächte, daß die Bulgaren in diesen umstrittenen Gebieten wie die Vandalen gehaust hätten und daß eS ihnen unmöglich gemacht worden sei, die Klärung der Frage lange hinauszuschieben. Weiter wird in jener Note versichert, daß die Pforte die Entscheidung der Mächte achten werde und nach der Festlegung der endgültigen Grenzen gern bereit sei, mit Bulgarien die normalen Beziehungen wieder aufzunehmen. Wie das Vorgeihen Rumäniens, so ist auch der Vor marsch der Türken gewissermaßen eine Polizeiaktion, um nach türkischer Auffassung berechtigte Wünsche durch zusetzen. ES fragt sich freilich, wie sich die Großmächte hierzu stellen werden. Die Tätigkeit der Mächte während der Balkanwirren bestand allerdings zumeist darin, das 8. Jahrgang. vietzitterte Gleichgewicht zu erhallen und die Harmonie des Konzerts zu konservieren. Das ist ja denn auch mit Ach und iLrach gelungen. Sie haben von Zeit zu Zett bald an der Pforte, bald in einer der Interessanten Balkanresidenzen Vorstellungen erhoben und sich mit jeder vollendeten Tatsache abgesunden, vor die sie ge stellt wurden: Nur in der Skutartfrage haben sie ihren Willen durchzusetzen vermocht und mit welchem Musi- wand das geschah, wird noch späteren Geschlechtern ein Anlaß starker Erheiterung fein. Trotz des Protestes der Botschafter sind also nun die Türken in Thrazien eimnarschiert und vor Adrianopel aufgetaucht. Wie die übrigen Ballanstaaten, so werden jetzt die Türken den Bulgaren ein Stück von ihrer Beute abschneiden, wäh rend im Hintergründe die Mächte Beschwörungen nrur- «ineln und vor lauter diplomatischen Erwägungen nicht dazu kommen, mit einem entscheidenden Hieb den ganzen Knäuel von Fragen zu durchschneiden. Die französische Heeresvorlage In der Frage des neuen französischen Heetesgesetzes ist nunmehr in der Kammer eine wichtige Entscheidung» ge troffen worden, die die Sachlage ganz wesentlich verschiebt. Man hat einen Zusatzart kkel angenommen, wonach die Jahrgänge 1910,1911, 1912 nur zwei Jahre zu. dienen haben, das heißt mit anderen Worten, daß Vie dreijährige Dienstzeit selbst tatsächlich erst im Jahre 1916 in Geltung kommt Dadurch ist die Sachlage vollständig verschoben worden und die Regierung, die das Gösch aus das Schleu nigste in Kraft »setzen wollte — einschließlich der dreijähri gen Dienstzeit — hat damit im Grunde genommen eine Niederlage erlitten. Gerade aus die Beibehaltung der jetzt dienenden Jahresklaffen hatte man im Ministerium das Hauptgewicht gelegt, indem man es.für MoOetlich er achtet, angesichts der gangen Weltlage die Effektivstärke der französischen Armee uM ein Wesentliches zu verstärken. Ob wohl die Lage auch heute noch ziemlich unverändert ist Und Deutschi »and seine große Heeresvormehrung eben be endet hat, bleibt Frankreich.durch den von der Kchmprer ge faßten Beschluß zurück, und der Zweck der gangen Vorlage ist dadurch nur zu einem sehr geringen Teil erreicht. In der Frage des Diensteintrittes der Zwanzigjäh rigen ist allerdings die RegierunA Sieger geblieben, die Kammer hat aber gegen eine nicht unbeträchtliche Minder heit dem betreffenden Vorschläge zugeftimmt; in der Frage der dreijährigen Dienstzeit ist sie aber zweifellos unter legen. Forderte sie doch gerade mit größtem Nachdruck rück wirkende Geltung, alle jetzt dienenden Mannschaften sollten 5 sowohl in der Elektrischen wie iinEisenbahnwagen den Nor« mctlplatz der Passagiere illusorisch machten. Bei der Frau Hosschlächtermeister war es iwch nicht einmal so schlimm wie bei ihrem Gatten, den schon längst sein Hausarzt warnend darauf aufmerksam gemacht hatte, daß ein Fettherz unter Uniständen Gefahren für das Löben im Gefolge haben könne. Eliencke hatte sich diese freundschaftliche »Warnung denn auch zu Herzen genommen und Uns in dem Augenblick, da die Normalwage zwei und einen halben Zentner »Wtzeigte, die Mitteilung gemacht, daß er nun gedenke, einen Spezialisten zu Rate zu ziehen, der ihn ja »binnen kurzer Zeit von allem überflüssigen Fett,befreien werde. Kleinigkeit! hatte denn auch der große Mann mit geringschätzigem »Lächeln behaup tet und sich damit auf der Stelle das volle Zutrauen Glie neckes erworben. Das »waren jetzt gerade fünf Monate her, feit unser Freund sich unfern Blicken entzogen und seine Mr angetre ten hatte. Wir waren maßlos neugierig auf den Erfolg, besonders, da ihn in der Zwischenzeit niemand von uns ge- sehen hatte. Doch 'was nutzte das, wenn er nicht erschien? Was nützte es, daß unser Wirt schon den »Worten Eichen- stuhl für den zu Ermattenden hingestellt, den Stuhl, auf dem ebenso ruhig ein Elefant hätte Platz nehmen können, ohne durchzubrechen I Schon war eine ganze Stunde über die anberaumte Zeit verstrichen, ohne daß unser verehrter Freund das geringste von sich sehen ließ. Mir »waren schon ganz hoffnungslos geworden, ihn heute in unserer Mitte zu begrüßen, als der Assessor, der gerade von seinem berühm ten Aufstieg auf den Piz Züppo sprach, plötzlich in seiner Gasconnade innehielt und, -um Eingang, hinweisend, die bedeutsamen Worte ausrief: Da kommt Glienecke! Ein all gemeiner AuMvnd war die Folge. Wie auf Verabredung stürzten wir all« auf den dünner — nein, wie ,e» uns fast scheinen wollte, noch dicker gewordenen Rentier Und Hofschlächtermeister a. D. zu und schüttelten ihm mit auf richtiger Freude die fleischigen Hände. Dabei konnten wir uns doch nicht enthalten; etwas verwundert auf seine noch ebenso üppige Leibesfülle zu blicken. Glienecke hatte unsere Blicke aufgefangen, denn ganz unvermittelt meinte er mit seiner «gewohnten Bonhommie: Ah, Sic scheinen sich zu wun dern, mein? Herren! Nun, fche ich ttwa nicht gut äu»? unserm allgemeinen Verwundern noch, der um diese Zeit schon längst die heimatlichen Penaten ausgesucht haben mußt« — der Liebling des ganzen Kreises, das verhätschelte Schoßkind aller Kneipwirte, unser guter, ewig lächelnder, immer schwitzender Rentier, frühere Hofschlächtermeister Elienecke. Warum weilte er fern von uns, wo er doch «-a» g genau wußte, daß heute unsere Erösfnungskneipe, unser erstes, längst verabredetes Rendezvous stattfand? Wir konnten nicht glauben, daß er uns Vergessen hab«. Nachdem er in seiner Jugend auf den Wunsch seines Vaters ursprünglich Medizin studieren sollte und auch mit großer Mühe nnd Not fein Mituriüm bestanden hatte, kehrte er doch zum großer Aerger des alten Glienecke, Fleisch- und A'lnstrraien mit Dampfbetrieb, '»»ach zehnsemestrigem Stu dium aller in- und ausländischen. Biersorten zu dem alt ere bten Berufe seine» Väter zurück, der noch obenein das Gute hatte, daß er seinen Mann sicherer nährte, als die mehr als überfüllten akademischen Berufe. Und wahrlich Aeskvlap hätte sicher keine so x/roße Freude an seinöm Jün ger erlebt, wie die hungrigen Mäkler von »Berlin 0. Denn kein anderer Schlächter war so kulant mit den Zugaben, kei ner hatte alle Sonnabend so große und schöne Mut- und Leberwurst, wie der verpfuschte Student der Medizin Paul Glienecke. Sein Vater hatte längst »seinen Ehrgeiz begraben und schließlich auch sich selber. -Paul hatte sehr reich gchei- ratet, sehr reich, di« einzige Tochter des Hoflieferanten des König» von Rumänien, der in berechtigtem Stolze nur die ein« Bedingung an seine Einwilligung geknüpft hatte, daß nämlich Paul Elienecke Ebenfalls den Hoflieferantentitel erlangen müsse. Auch in dieser scheinbar sehr schwierigen Sache hatte Paul da» Glück begünstigt. Denn al» der vorige Schah von Persien Europa »bereiste und auch nach der Reichs hauptstadt kam, hatte »Paul, von einer .genialen Idee erfaßt, ahn« zu fragen, dem König der Könige eine ganze Herde d«r feistesten Hammel -ugesandt. Paul Mienecke» Glück wär« vollkommen gewesen, wenn-es vüf dies«r besten aller Wetten so etwa» gäbe. Schlimm war e» ja schließlich nicht, was Paul dem Neide der Götter zum Opfer bringen »mußte, doch sicher etwa» unangenehm. Gr sowohl wie seine bessere Hälfte nahmen mit den Jahren dermaßen an Ldibesumfang zu, daß p" -ur noch einzeln zNr Tür hinein konnten und Auch eine Rur. Humoreske von Max Kempnvr-Hochstiidt. nchdrmt vnbM- .) Es war im September. Unser Stammtisch war schon wieder fast vollzählig und das rundliche Gesicht des Wirts zum goldenen Eber »schmunzelt« noch einmal so vergnügt. S.lle schienen nach der obligaten Sommerreise oder Bade kur mit neuem Lebensmut in die Heimat zurllckgvkehrt zU sein. Da war der alte Steuerrat, der sich in Tirol von dem vielen Aerger zu erholen pflegte, dem er durch seine Wirt schafterin aus esetzt war, und die er Doch aus alter Anhäng lichkeit oder, wie böse Zungen behaupteten, aus purer Angst uicht zu entlassen ve mochte. Da faß auch »wieder in dem ex»r^ ff' jl n rtte vier en Lehnstuhl der Major a. D. und jetzige Versicherungsbeamte Panzer, der-au--> dem glorreiche» Felder von ILlV außer dem Eisernen Kreuz erster Klasse einen vertrackten Rheumatismus mitgebracht hätte. Und ihm gegenüber hatte sich's sein Busenfreund und politischer Gegner, der Rechtsanwalt Reich, »beguäm gemacht, und wir warteten schon mit heimlichem Ergötzen auf das erste Schrappnellseuer zwischen den beiden. Unser alter Jreuird öschte, de: Apotheker, der die stereotype Redensart an sich hatte: lieber die Nordsee geht nischtl, »wat: auch erschienen und schwärmte von Krabbenessen und Wattenlaufen. Selbst- vetstä dlich war auch unser Berg ex, Assessor Möser, wieder heil und gesund zurück, der gewöhnlich bis gegen November* von nichts anderem zu sprechen pflegte, al» vom Engadin, das er wie seine Tasche kenne, und von söiner Ersteigung des Piz Lovvatsch, de» Piz Bernina, de» PiA Mottetatsch und »wie die Pize alle heißen. Wir ließen ihn ruhig schrott« ' dränieren, oh letch wir von einem gleichzeitigen »Besucher des Engadin erschien hatten, daß »unser Affessorchen wäh rend seines ganzen Aufenthattes rriemal» aus Psntresisa herausgekommen und sich damit begnügt »habe, den jüngeren Damen, von den Fünfzig abwärts, die Mr zu schneidem Mit »all den Vorgenannten konnte natürlich der weniger gut situierte Gymnasialprofessor Neuheit mit sein«» sich» heiratsfähigen Töchtern nicht mithalten, der gewöhnlich nach Pankow allf Sttnm<rwohttvng ging. Aber «imtzr f-htte zu 0»t«ll fr«I In. »an» uwnamch « vtz. »n »«« ad- a,h,lt m»»a»llch»spta.u.«»ch«nt. »ch 1» Pf,. »«>-,« p.ft »«stillt uu» sildst a»,«h»U vI«rt«IILHrllch >.« Mk., monatlich t» Pf-, durch S«n »rl«strtl,«r stet tu. Hon. ol«rt«l» VtzÜ-L« Mk., m,na t 1«llrta,«n. Uns«» Z«»un,,au«. trtl,«r un» stu,,ad«st«U«n, sowl« all« postaastalt«» nn» dklrftrtl,«» —»ihm«» »«stilluu,«» ,ot,«,«u. /luer Tageblatt feiger für -as Erzgebirges mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsbla«. Sprechstunde -er Ke-akttoa mit fiosnahmr -er Sonntag« nachmittag» 4—- Uhr. — Telegramm-fl-resfe r Lageblatt fiuerrzgrblrge. Zernfprecher SS. Zür unvrrlangt »ingefan-te Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet «er-»«. ra« r«hü« uü pah l«r«rtch,Ianna—— .. ulcht »«lristkt ««»«,, »inn »l» Nuf,ab« b«. 0ns«rat«, »urch j«rnsprich«« «rsolat oS«r Sa, Mauuskrtpt ulcht Siutllch l«,bar lst.