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Sonnabend, 7. Oktober IS 11 llittk 4000 ndliitt lidiminln. Nr. 284. Sechster Jahr-ga«-. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge erl.,'"n'n',o>7 ' mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. „ . »nd Vvkg Nr»u» Sprechstunde der Redaktion mit Ao.naßme der Sonntage nachmittag» von »—s Uhr. — Telegramm-Adrrffer Tageblatt Noeerzgemcgr. Frrnß»r«ch« 5». h, Aue i. Lrzgeb. Sei^e in e >, a-b. Für unverlangt eingesandt« Maimffripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Bezugspreis: Durch unsere Boten frei ins Hau, monatlich so pfg. Bei der Geschäftsstelle abgeboltmonatlich-0pfg. und wöchentlich >o j)fg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich i.soMk., monatlich so pfg.— Durch den Briefträger frei ins Haus vierteljährlich ,.gr Mft, monatlich e» pfg. — Linzelne Nummer so Pfg. — Deutscher Postzeitungrkatalog. — Erscheint täglich in den M!ttag»stunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. 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Tor pedoboot ist cs an der albanischen K ü st e zu einem neuen Seekampf gekommen. Der sächsisch-preußische Eisenbahustrpit. In der bevorstehenden Session des sächsischen Land tages wird di« von Preußen gegen Sachsen beobachtete Eisen bahnpolitik ohne Zweifel eingehend erörtert werden, und es wird dabei nicht an Aufforderungen und Ermahnungen an die sächsische Regierung fehlen, gegen diese Politik wirksame Maß regeln zu ergreifen. Als Vorspiel zu diesen Verhandlungen dürste ein längerer Artikel betrachtet werden, der vor mehreren Wochen in ver chiedenen sächsischen Mattern zu lesen /war und auch non einer Menge prcußiicher Blätter wiedergegeben worden ist. Der Artikel schilderte ausführlich, wie Sachsen unter der preußischen Eisenbahnpolitik zu leiden hat. Eine Anzahl auffälliger Beispiele wurde zum Beweise dessen angeführt, und als wirksame Gegen maßregel, um den Umleitungen zu begegnen, wurde die Verwirk lichung des Planes einer Erzgebirgsbahn bezeichnet. Fer- ner wurde eine Verbesserung der alten Leipzig-Plauen-Hofer Strecke als ersprießlich in dieser Richtung bezeichnet. Beide Hin weise werden auch in den bevorstehenden Landtags-Debatten eine erhebliche Rolle spielen. Angesichts dessen liegt es nahe, die Frage aufzuwerfen, wie die sächsische Regierung sich zu diesen Hinweisen stellen wird. Die Neu« Vogtländische Zeitung glaubt Grund zu der An nahme zu haben, daß alle diejenigen di« nam«ntlich den Bau der Erzgebirgsbahn erwarten, gut tun dürften, ihre Erwartungen nicht hoch zu spannen. Die Verwirklichung di«s«s Plane» wird von , der Regierung als «ine später« Sorg« bezeichnet werden. Diese ,pater« chorgv zu einer u-ü«<.-iir.igen zu muqeu, versterer di« Re: i-el Z.I.. lr,!e i... VLu L.-zgeb.rguÜLhu erfordern würde, sind Io groß, daß einstweilen von der Verwirk lichung dieses Planes abgesehen werden muß. Später wird sich darüber eher red«n lassen. Was nun di« Verbesserung der alten Leipzig—Hofer Strecke betrifft, so ist zu berücksichtigen, daß die mit Beziehung darauf gemachten Vorschläge (Bau einer Ab- kürzungsstrecke zwischen Pirk—Hof oder wenigsten- zwischen Weischlitz—Feilitzsch) das Ergebnis einer solchen Verbesserung da- > hin zu'ammenfassen: Die verlorenen Steigungen hinter Plauen ließen sich dadurch unschädlich machen, und es licße sich ein« Abkürzung des Weges um fünfzehn bi» sechzehn Kilometer er zielen. Hier muß man fragen, ob ein« derartige Abkürzung sich lohnen würde. Was sind fünfzehn bis sechzehn Kilometer für ei- I nen Schnellzug, der die Strecke von Berlin nach München zurück- j zulegen hat? Fast gar nichts. Eins geringfügige Erhöhung der Zugsgeschwindigkeit oder eine kleine Einschränkung der Warte zeiten hilft mehr als «ine Abkürzung des Weges um eine so ge ringe Strecke An der preußischen Eisenbahnpolitik, deren Beweg grund Fiskalismus und abermals Fiskalismus.ist, würde dadurch nicht das geringste geändert haben. Wir glauben daher, daß die Regierung Pich diesen Vorschlag sich sehr reiflich überlegen wird. Inzwischen werden die Bemühungen, die preußische Eisen- bahnvcrwaltung auf dem Wege der freundschaftlichen Unterhand lung zu einer Politik zu bestimmen, die etwas weniger preußisch > und ein wenig mehr großdeutsch ist, fortgesetzt wer- 1 den. Besonderen Hoffnungen darf man sich dabei freilich nicht hingeben. Bezeichnend in dieser Beziehung ist «ine Entscheidung, s die erst vor kurzem die preußische Eisenbahnverwaltung in einer Angelegenheit getroffen hat, die schon seit Jahren den Gegenstand von Auseinandersetzungen zwischen Sachsen und Preußen bildet. Es handelt sich dabei um di« Ei n kam m e nst euer, die von , Sachsen bezw. von Preußenfür diejenigen Eisenbahn- , streckenzu entrichten ist, die im Verwaltungsbereiche Preußens j bezw. Sachsens liegen. Die preußischen Strecken im sächsischen . Bereich sind vier- oder fünfmal so groß wie die sächsi schen Strecken in Preußens Bereich. Trotzdem hat Sachsen fast ebenso viel Einkommensteuer an Preußen zu entrichten wie Preußen an Sachsen. Das kommt daher, weil beim Abschluß der betreffenden Verträge die Entwicklung, die der Ver kehr auf jenen Strecken seitdem genommen hat, sich schlechterdings nicht voraussehen ließ. Das formale Recht in dieser Sache ist auf Seite Preußens, aber die Billigkeit spricht nachdrücklich für ' das Verlangen Sachsens, auf diesem Gebiete eine Aenderung zu s Gunsten Sachsens herbeizuführen. i Die preußische Eisenbahnverwaltung hat sich jedoch auch hier rundweg ablehnend verhalten und dies erst jüngst I ausdrücklich kundgetan. Aufgabe des Landtages wird es sein, von der Regierung eine entschiedene Fortsetzung der zur Erreichung de« eltvähi^en Zweckes geeignet«!- Bemühungen zu verlangen. Dabei dürste zu erwägen fein, ob diese Bemühungen nicht beim i. - ner de rar-tiger Eisen Lahn st recken «in. fetzen könnten, zum Beispiel Leim Bau der Strecke Eilen burg—WurzenI Sachsen hat hier Gelegenheit, sein Ent. gegenkommen nach dem Entgegenkommen Preußen» zu bemessen. Ist man in Dresden dazu entschlossen? Der Krieg «m Tripolis. Zur Einnahme von Tripolis liegen noch einige Meldungen vor, die die bisher veröffentlichten Nachrichten ergänzen und vor illen Dingen von weiteren Truppenlandungen zur Sicherung der Ordnung in der von den Einheimischen verlassenen Stadt, in der sich 4000 Europäer befinden, zu berichten wissen. Die Besetzung von Tripolis durch die Jtalieiter ist damit offiziell erfolgt. Die freiwillige Unterwerfung der arabischen Stämme wird gleich falls bestätigt. Wir lassen hier die Mellmng Wer die Einnahme von Tripoli» folgen, die au» Tripolis stammt und vom 6. Oktober datiert ist: Nach der Landung der Matrosen im Fort Sultania be gaben sich di« «rüber, die zu den Stämmen <m» der Um gegend von Tripolis gehöre«, an Bord de» Admiralsschiff«» «nd gaben ihr« Unt«r«erfung kund, indem fi« gleichzeitig um Einstellung de» Bombardement» baten. Der d«u t sch« <v« n «. ralk 0 nsulal» Doyen de» Konsularkorps begab sich ebenfalls an Bord und batz den Admiral, di« Ausrechterhasltung der öffentlichen Ordnung und den Schutz der Person«, «. de» Eigentum» der fremden Kolonien in der von den türkische« Truppen verlassenen Stadt übernehmen zu «olle«. Ma« la«, dete darauf noch «eiter« Kompagnien Matrosen mit Kanonen und Schnellfeuergeschützen und besetztedieStadt Tripoli« militärisch Aus dem Fort Susstania blieb «in Po. sten. Die Besetzung ging oh ««Zwischenfall vor sich Di« gelandeten Truppen wurde« unter den Befehl de» Kapitän« zur See, Eagni, gestellt «nd Konteradmiral BoreWolsmo zum Sou. verneur von Tripoli» ernannt. Der deutsche Generalkonsul hat dem Admiral Faravelli mitgeteilt, daß während des Bom bardements kein Schaden, weder M Personen, noch an den Häu. sern, in den europäischen Niederlassungen zu beklagen ist. Der Befehlshaber der italienischen Flotte von Tripolis, Äd- miral. Aubry, hat den Befehl erhalten, daß der Leuchtturm von Tripolis, der durch das Bombardement auf die Stadt schwer beschädigt wurde, sofort wieder hergestellt werden soll. Neues Scharmützel an der albanischen Küste. An der albanischen Küste ist es am Freitag zu einem kleinen Gefecht gekommen. Von San Giovanni di Medua, der im Drin- Golf gelegenen Hafenstadt aus, wurde ein italienisches Schiff, da» Der Weidspruch. Skizze von Käthe Helm«. «Nachdruck nerdot«n) Also, jetzt sag' mal, Mädel, was ist eigentlich mit dir los? Seit du aus Helgoland zurück List, hast du wohl das Lachen ganz verlernt? — Der alte Herr Wegner legte einen Augenblick sein Jagdgewehr fort und stellte sich vor seine Tochter. Mit den kla ren blauen Augen unter den huschigen weißen Augenbrauen blickte er sie forschend an. Kläre zuckte nur di« Achseln, ohn« sich beim Lesen stören zu lassen. Erlaub mal, was hast du denn da für «in Buch? Wieder was Nattonalökonomische», natürlich. Diese jungen Mädel heutzutage ... Er schüttelt« den Kopf, nahm sein Gewehr wieder vor und begann e» zusammenzusetzen. Diese jungen Mädel, brummt« er, statt daß fi« sich um Gut und Wirtschaft kümmern, müssen st« an der UniveMät studieren. Zu meiner Zett gab'« weder jung« Damen, dis pch für National., ökonomi« interessierten, noch jung« Herren, di« in der Lust rum. flogen. — Da wären wir ja wieder beim Thema, Papal Klär« klappt« da» Buch zu: Und dabet hast du selbst mich gebeten, sei. nen Namen nicht mehr zu erwähnen. — Allerding» sehr gemüt. ltch so ein stumm«, Beisammensein. Ich bin froh, daß ich heut, noch zur Jagd dann. Da komm' ich doch wieder mal in lustig« Gesellschaft. Und untern Nachbar, den langen Lessow, wirst du diesmal beim Jagdessen höflicher bshandeln, mein Kindl Neu- ltch hast du ihn tatsächlich vau»gegrault mit deinen Wissenschaft- ltchen Abhandlungen. — Hättest mich ja längst lo, sein «nnsn, Papa, wenn ich dir so langweilig vorkomme. Und im übrig«» find di« Untverfitätof«rt«n ball» zu End«. Dann reis« ich. — Teufel noch mall Du List ja bald empfindlicher wie dein« selig, Mutter. Komm mal her zu mir, Mädel, «nd gib mir «inen Kuß. Du mußt doch et »sehen, daß ich» gut mit dir meine. — Klär« stand auf: Wenn ich da» nicht wüßte. Papa, wär' ich doch nicht mehr hier Lei dir auf dem Gute. Denn ich bin mündig und könnte schließlich Dr. Lampe auch ohne deine Einwilligung hei raten. Aber auf unser« alten Tage wollen wir beide keine Dummheiten mehr machen, nicht, Papa? Wie er sie an sich zog und leine Hand auf ihre Schulter leg^e, bildeten sie ein stattliches Paar: er in der grünen Jagd joppe, mit dem weißen Spitzbart im gebräunten, gutmütigen Ge sicht — sie, sehr schlank, mit dem blassen Teint der Großstädterin, da» feingeschnitten« Gesicht von vollen braunen Zöpfe» umrahmt. Der Diener brachte ihr eben ein« Depesche. Sie ging an« Fenster, la» hastig und blieb dann nachdenklich stehen. Was Gutes? fragte der alte Wegner. Und al» fi« nickte, kam er auf sein Thema zurück: Wir wollen doch mal in aller Ruhe . . . Was hilft es, Papa? — In aller Ruhe den Fall erörtern. Also wir waren In Helgoland vier Wochen mit diesem Ingenieur Lampe zusammen, der dir gefiel, und den du trotz meines Abraten» hei- raten willst. — Er mißfiel dir doch auch nicht, Papal — Aller dtng» nicht. Aber es ist kein Grund für mich ... Du heiratest ihn ja auch nicht, Papal — Mach kein« solchen Witze, MädelI Ich will doch meine Einzig« nicht einem Manne geben, der fort, während in der Luft rumfltegt. Wenn er diesen gefährlichen veruf gewählt hat, soll er eben nicht heiraten l — Damals, al, «r sich dafür entschied, Fliegen zu lernen, hat er sicher nicht ge ahnt, daß dir dieser Beruf mißfallen würde. U«brigen, verdtent er ganz schöne» Geld... Vitt«, von Geld «ar -wischen un, noch nicht di« Red«. Ich habe dir bloß abgeschlagen, den Mann zur Jagd «tnzuladen, weil ich der Geschtcht« ein Ende machen will. Seitdem hab« ich da, ungemütlichste Leben, da» man sich nur wünschen kann. — Gr warf noch «inen «lick auf da« Jagdgewehr und hing p» an di« wand. — Gemütlich ist'» nicht, da» stimmt. Aber warum schimpfst du in einem fort auf Lamp« und legst mir mit demselben Atemzuge nahe- unsern Gutsnachbarn, den langwelligen Lessow, Lesser zu behandeln! Ich weiß ja, daß du mi» aern in deiner Näh« behalte» möchtest, und Hessow wäre wohl nicht abgeneigt, seinen Besitz durch unser Gut abzurunden. Aber sieh mal ... ich könnte dich schließlich auch öfter» hier mit dem Ballon überraschen. Das wäre doch was Neues, nicht? Der alte Herr trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. Ich geh' lieber gleich, sagte er, du nimmst mir doch die Ruhe zur Jagd mit deinen Ideen. Also, vergiß nicht, abends ein Ge deck für Lessow auflegen zu lasse», und reite un» entgegen, wenn du willst. — Halt, Papal Noch meinen Weidspruchl — Nanu, was weißt du von Weidsprüchen, Kind? — Daß die Jäger früher > sich vor der Jagd Rätselfragen zur Erheiterung vorlegten oder, vieldeutige Aussprüche zum besten gaben. — Nun, uW wa» für ein Rätsel gibst du mir auf? — Du wirst heute nach fier Treib. - jagd «inen mehr zählen, als auf dein Teil kam. tknd abends- wirst du einen Kranken sehen oder ein Fest feiern. — Einens Hasen mehr? Um so besser, Klär«! Wird mir willkommen seins Da» war nicht schwer zu raten. Und lieber ein Fest feiern, al» einen Kranken sehen, vielleicht... eine Verlobung? — Mel. leicht, Papal lachte Klär« fröhlich zum Abschied. » - * Kaum halt ihr Vater da, Zimmer verlassen, da zog sie ihr Telegramm au» der Lasch«. Sie la, «» immer wieder und wußte e» doch schon au-wendtg. Dann hielt e» sie nicht mehr in der Stube. Äe ließ ihr« Bücher unbeachtet liegen^ sah in de, Küche nach dem Rechten, nannte di« Weinsorten, di« gebraucht wurden, beaufsichtigt« da» Decken der Tafel, schmückt« sie mit Blumen, und endlich waren «in paar Stunden vergangen. Nun zog sie ihr Rettkleid an und ließ Lott« satteln Im Galopp ging e» hinaus über di« Felder. Sie hielt sich nicht genau auf dem Wege, den die Jäger zurück kommen mußten, sondern lenkte nach einem Hügel, von dem au» sie» «inen wetten Rundblick hatte. Da — sie richtet« sich straff auf —<dortbinten sah fiz einen Ballon schweben. Klär« jagte nach Meng« Leute liefen -erbet, di« all» dasselbe A Han»t rief fi» laut und lachte. Jqßt rva,