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Montag» 1. September 1913. S. Jahrgang Nr. 202. Diel« Nummer umfaßt 8 Seiten. .M ve^ bayrische Ministerpräsident, Frhr. v. Hertling vollendete am Sonntag sein 70. Lebensjahr. Kapitalien, Vie man zusammenwerfen kann, um sie desto krus tiger zu machen. Je mehr Völker Zusammenkommen, umso schwächer ist die Mtionskmst dieser BSlkervereinigung nach außen. Bündnisse sind gut, aber eigen« Kräfte sind bester, sagte der Erohr Kurfürst Brandenburgs. Sein Urenkel Wird nicht anders denken. ? wiägewc rdenkn Amokläufer am Balkan wieder in das Haus v de« Friedens zurückzubrtngen, das war ihnen versagt. Und - warum versagt? Weil st« einander nicht trauten. Sie taten ' stch zusammen, um untereinander, wenn möglich, ohne Krieg angenehm empfunden Wör tlichen dagu beitrug, der Fiasko Au bereiten. Mn Das Wichtigste vom Tage. Ser Kronprinz soll im nächsten Frühjahr die Fah rung des Grenodierregimen« König Friedrich III. (2. Schlesisches Nr. 11) als Kommandeur über nehmen. ver Reichskanzler wird Anfang September eine Mts« nach der Schloeitz antreten. zwischen den beiden Verbündeten nachgelassen hat. Man ha» trotz all« chauvinistischen Stimmung an der Seine «bannt, Paß der Wert dös russischen Bündnisse» zu weilen ein recht problematisch« sein kann, wie anderer seits auch Rußland die Erfahrung machen mutzte, daß ihm da» Bündnis für seine Bmkanpvlitik angesichts der entgegenstehenden Interessen herzlich wenig nützt. Natürlich muß beiden Mächten ab« daran liegen, den WMiwk, den diese Msferenhen in der ganzen Welt gemacht haben, abtzuschwächen und zu zeigen, daß der ZWeibund noch immer fest dasteht. Dies bchweckt die «.«gekündigte Mise SsasanoWS, wobei man gleichzeitig auch hofft, durch persönliche Aussprache die künftigen Richtlinien für ein gemeinsame» Arbeiten auf dem Ge biete der Außenpolitik festzulegen, und zwar in ein« Form, daß die Sache besser klappt, al» in der letzten Zett. Zweifellos hat es zwischen den beiderseitigen Lei tern der Außenpolitik an vorangegangen« Verstän digung gefehlt, jeder operierte auf eigen« Faust mit dem Ergebnis, daß der «in« hierhin ging, der ander« dorthin. Das Vorkommnis hat gezeigt, datz eben auch lm ZWeibunde nur mit Wasser gekocht wird, und ähn lich ist es auch mit dem Triple-Entente-Verhältnis be stellt, denn auch England ist in der Orientpolitik seine eigenen Weg« gegangen, unbekümmert um die Stellung- «ohm« fein« bewen Freunde. Sobald eben oi« elgesten Interessen in Frage kommen, kümmert «m AB tü VW StaatSkanzleien absolut nicht um all« schönen Bündnisse, und dieser Umstand darf Sei der Bewertung einer WäHtB»KMtto« Nicht außer acht gelassen werden. len von , „ Frankreich in SWbn und Armenien BahnkonzeGonen nicht streitig macht. Manche Paris« Stellen tun so, al» wär« du» «in großartige» Geschäft für Deutschland. Wir find davon noch nicht überzeugt und verstehen es, datz die deutsche Ne- gierung sich abwartend verhält: erst müssen Vie Franzosen sagen, was sie in Syrien Vorhaben. Zunächst mutz das Abkommen aus wirtschaftlichem Gebiet verbleiben, da man ja nicht an eine Aufteilung des türkischen Asten» denkt. Im- merhtn verschwindet ein Konsliktchoff zwischen Deutschland u.'o Ü.L -ü« N V» legrü^n. Denn,fi viel s.r> Di« RegterungSanlagen und Dock» auf der eng- lisch«» Insel Haulbowline stehen in Flammcn IMS- Mutmaßliche Witterung am r. G ptember: Kein» Aenderung, Eew-tterns^ung. Politische Tagesschau. i S ptember * D« Domnin für die BemnögonSoEhrung ßuen Wchrbeitrag. Der Finanz-Minister hat nunmehr den Ter min bestimmt, bis zu dem die BermügenSerklärung zum Wehrbeitrag zu «folgen hat. Danach ist die Frist vom 4. bis 20. Januar 1914 festgesetzt, innerhalb des di« Erklärungen abgegeben warben müssen. Al» Einkommen w.rd dasjenige steüerpslichtlge Einkommen angesehen, das aus den Beitragspflichtigen für da« Jahr 10^4 veranlagt Wird. Tritt auf deut Wege de» Rechtsverfahren» eine AeNderung in der Dteuerleistung ein, dann wird der Wehrbeitrag entsprechend reguliert. Die nach Maßgabe des Paragraphen 19 und 20 des Einkommensteuergesetzes gewährten Ermäßigungen (wogen Kinderzahl usW.) blei ben außer Betracht. * Die gr.rchisch« Prefie gegen de« Dreibund. Die Unter stützung der griechischen Ansprüche durch Deutschland, tnshs- sondere durch das persönliche Eingreifen Kaiser Wilhelms, hat eine Polemik der Regierungsblätter gegen die Presse der Opposition im Gefolge gehabt. Nach Behauptungen der oppo sitionellen Zeitungen find alle die Erfolge GrtechenLwckbg, Nicht nur die militärischen, sondern auch di« diplomatischen, ein Werk König Konstantins. Di« Richktzkett dich« Bchaup- tung-m wiid von der Regterungspreffe bestritten, «ich es wird daraus hingewtesen, Mit welchen Schi0i«iWftenMi- nisterpräfident Venizelov in Bukarest zu kamp'«! hpttz». Aus fällig ist e. aber, daß auch die Regierungaprchs«, Mvqhlste di« griechischen Gefolge dem pe^lichen ÄNgWm des Deutschen Kaisers zuschreibt, «in« AfinäherUG Griechen- laich» an die Tripvlentent«, besonder» aber »«, Frankreich, nen wir sagen: die offiziösen Verhandlungen find schon tzw, wett fortgeschritten, dah die bisherigen Unterhändler nick am Abschluß -wekfeln. Der gweibunä. Wie e» heißt, wird sich der russische Minister des - Aeutzeren Ssasanow demnächst nach Frankreich begeben, um dort für einige Wochen in dem Bade Won Vichy Er holung zu suchen. Selbstverständlich Wird er ab« die Gelegenheit nicht verabsäumen mit den Paris« leitende« Stellen zu konferieren, zumal hierzu ein großes Be dürfnis vorliegt. Gerade während der letzten Balkan wirren hat es, wie erinnerlich, an weitgehende Un stimmigkeiten zwischen Paris und Petersburg nicht ge fehlt, der beiderseitige Standpunkt hat stch keineswegs immer gedeckt, im Gegenteil, « war zeitweilig einander diametral entgegengesetzt. ES sei nur au» der letzten Phase die Kawallafrage erwähnt, die all« wett den Ritz im ZWeibund« auf da» deutlichste dartat. Ebenso hat FrarKreich den russischen Absichten, auf die Türkei wenigsten» einen finanziellen Druck auszuüben, um sie tzum Ginlenken in der Frage von Adrianopel zu gen, lebhaften Widerstand entgegengesetzt. Dies« H mag in Petersburg nicht sehr ar den sein, da sie im wesentlt Eschen Autzenpvkittk «in y solche» Durchkreuzen dipliomatil MeäenstrLume. '2? Tc- auerttanische Kapltqlmagnat Andrew Carnegie, der schon beim RegierungsjuLtläum de» Kaiser» diesen al» Fnedensfllrsten feierte, hat jetzt allen Ernste» bei der Ein weihung des von ihm gestifteten Friedenspalaste» im Haag Kaiser Wilhelm II. als den Mann bezeichnet, in dessen Macht es liegt, der Welt den Frieden zu geben. Daß ein Amerika ner di« Tätigkeit de» deutschen Herrschers im Dienst« de» Weltfriedens mit so überaus warmen, überschwänglich wi men Worten preist, das kann uns Deutsche ja Mr freuen. Früher klang es gerade von jenseits des Ozean» manchmal anders herüber: da galt der deutsche Militarismus, von dem die so ganz unmilitärisch empfindenden Angelsachsen eine Vorstellung haben, wie ste etwa Kinder nach der Lektüre von Märchenbüchern sich von Menschenfressern Machen, als die stärkste Bedrohung des Weltfriedens. Carnegie urteilt offen bar anders. Er sieht in dem trotz des gewaltigen deutschen Heeres friedliebenden deutschen Kais« den Mann, der Mr zu wollen braucht, und der Welt friede ist da. Der deutsche Kaiser hält in seiner Hand Vie Fackel des Friedens, so rief er begeistert au». And wie denkt stch der praktische Äuftneß- man die Stiftung des Weltfrieden»? Nun, wi» eben Skn amerikanischer Geschäftsmann denkt. Drei oder vier der Großmächte, die gleichsam Vas große Kapital in der Politik darstellen, tun stch zu einem FriedenMrust zusammen, der di« kriegswütige Konkurrenz »um Frieden zwingt. Bon dem Spiel der Kräfte, die in den Großmächten leben, hat er keine, auch Mr schattenhafte Vorstellung, obwohl gerade die, jüngste Vergangenheit am Balkan ihn darüb« belehren könnte. Da Hatten die Großmächte auch in der London« Bot- schafterreunidtz,Mn« Art Friedenstrust geschlossen, und der verhinderte jchHoa-r den Krieg unter ihnen selbst. Aber di« Anzeiger für öas Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage r Mu« Sonntagsblatt. Sp«qP»w »« n^asti« «UstMwhM t«, e»«uas» uachMtag» 4-SUH». - «e-MMM-ft-rfffi» La-eUa« ftuemMRv. tzmchMeche, «. -ü» unverlangt rtngrsan-t» Manuskript» kam, bnoäh» nicht grlrtstrt tmr»««. Dor einem äeutsch - französischen Vertrag über äie asiatische Türkei. Es ist sehr erfreulich, daß mitten in dem Lärm, der von Neberpatrroren auf beiden Seiten der Grenze erhoben wird, um die demsch-sanzöfischen Beziehungen zu vergiften, praktisch denkende Männer den Mut nicht aufgeben und durch kluge Aussprache. Anbahnung geschäftlicher Abkommen, sowie Be seitigung von R«ibungspunkten die Vorbedingungen Kr eine bessere, frieNichere und vielleicht gar freundschaftlichere Zu- tunftspolitik schassen. Unter diesen Männern, di« keinen llto- pten nachjegen und die man zu den wahren, nützlichsten Pa trioten zählen darf, weiden im späterer Zeit mit besonder« Anerkennung die Berlin«! Finanzier, Gwinmer und Helfertch genannt werden. Man liest kein« Interview», «»fährt kaum etwa» davon, wenn ste im Pari» weilen — ab« man merkt an den Resultaten, daß sie da waren. Di« Nachricht vom dem beoorstHenden Bagdad »Vertrag ist nicht von ihnen in di» Presse lanciert worden. Der Eifer, mit dem die Berlin« Wilhelmstratze durch ihre Offiziösen «-schwächende Noten und teilweise Dementi» verbreiten läßt, beweist, datz die hohe Diplomatie wieder hinter der privaten Initiative drein hinkt. Die «ste Indiskretion ging, und da» tst der Witz der Geschichte!, vom Parts« Quai d'Otsay aus, der die deutschen Diplomaten zu etwa» mehr Eile anspornen wollte. Ja, dies mal hat man es in Pari» eilig« wie tn Berlin, Vto Bagdad bahn al» ein rein deutsches Unternehmen MaNdekommen zu sehen! vormal» hatte man nur «inen Gedanken: Vie Deut schen bet dies« transastatischen Aktion, rate überall, schach matt zu fitzen. Wo sollten di« Armen das Geld hernehmen, um da» kostspielige RiessnpvojM vurchzuMrar! Aks aber die Jahre vergingen, ohne dah di« Deutsche Bank ßu Kreuze kroch und der Banque ottomane mehr als das verachtete Dmt- war- <tel der Anteilscheine -uschob, da gedachte die französische Diplomatie «inen'Gewaltstreich führen zu können: ste brachte 1910 ein Finanzkonsorttum zusammen, das mit Zu stimmung Sir Gdwatd Greys und Stephen Pichons «ine di- rekte Bahnlinie vom Mtttelmeer nach dem Persischen Golf, vom syrischen Tripoli» üb« Homs—Bagdad nach Bassorah bauen und so die deutsche Bagdadbahn abtöten wollte! Lei der setzten di« französischen und englischen Diplomaten in Konstantinopel die Konzession nicht durch. Rußland, das man bri dem Geschäft vergessen hatte, über raschte nach der Begegnung des Aaren mit Kaiser Wilhelm in Potsdam di« Alliierten mit etn«m Sonderabkommen, in dein es sich verpflichtet«, hinfort der Bagdadbahn Mn« Schwierig- ketten zu bereiten, wogegen gewisse armenische, für di« Tür kei strategisch wichtige Bahnprojekte von Deutschland wett« 'nicht verfolgt werden sollten. Praktisch wie immer ließen di« Engländer d« Entente cordiale darauf die französischen Frärnde im Stich und schlossen ihrerseits mit der Türkei und mit Deutschland etn Abkommen ab, das zwar der deutschen Bagdadbahn den Endzipfel am persischen Golf raubte, aber im übrigen dem englischen Widerstand «in Ende bevettete. verzweifelt klammerte man sich in Paris daran, den Türken di« Erhöhung de» Zolltarifs um 4 Prozent zu verweigern, weil die Mehreinnahmen teils al» Garantie für Bagdad dienen sollten. Aus der Balkan-Finanzkonfevenz tn Paris begann sogleich «ine französische LÄstruktion gogen die deut schen Vorschläge, «inen Teil der ottomanischen Schuld den Griechen, Bulgaren, Serben und Monteneg inern aufzubür- den: indirekt wollte man die Garantie der Basidckdbahn treffen! Plötzlich aber wurden den deutschen Finanzdelogierten von diesen nicht ganz Unerwartete Eröffnungen gemacht. Wir wissen persönlich au» guter Quell«, daß die französische Diplomatie durch ihre vertrauten Finanziers mit einem Male ihrs sämtlichen Karten aufdecken ließ, nachdem Ste phen Ptchon sich hatte überzeugen lassen, daß man überhaupt keine Kompensationen mehr erhalten könne, wenn man di« ' e noch länger hinausschleppe. Die Deutsch« Bank schriftlich tn Händen, daß ste di« al» tote» Gewicht WWen Anteilscheine der Banque ottomane -urückerhal- kann unddazu völlige Bewegungsfreiheit, zugostanden der fraWWSen Regierung, wenn Deutschland dafür ilm Sonnabend und Sonntag sand dci: WMs.ug : u > Berlin statt. Ain ersten Tage l^g.. d.. ger Beierlei di« 102 Ktlome-er lange . eiper Stunde und 85 Sekunden zurück und srre^..-.. kuanit die schnellste Flugzeit. Äer Prinz von Wale» tst al» Gast de» deurs^c» Kaiser» tn Berlin etngetroffen. l in» Reine zu kommen, dazu reichte ihr Einvernehmen nicht M», dem- der «ine sah in dem Türken den Friedensstörer, der andere in dem Bterbund, d« eine tn den Bulgaren, der andere in den Serben und Griechen. Und woraus erklärt stch hiess Verschiedenheit ihres Standpunktes? Au» dem, daß di, Großmächte Mr da» tun. was in ihrem Interesse liegen WN. Und diese Interessen fiM «ben nW rein geschäftlicher , Natur wie die bet den Trust- oder SyMkatsmännern; «» t , spielt da alles hinein, was man im politischen Leben als Fra. ' /gen der nationalen Ehre und Würde ansieht. Retn geschäst- ! lich hätte -um Beispiel Oesterreich all« Ursache, sich mit Ser- V *ien gutzustsllen. Denn Serbien ist der gegeben« Markt für Z Oesterreich. Aber Oesterreich aks Staat fühlt sich bedroht durch 7, di« serbische Agitation unter den Südslawon, und da eben s der «ist« Zweck jede» Staate» ist, stch seine Men« Existenz zu .' sichern, so kann e» den serbischen Treibereien nicht rrchig / zusehrn. Und so wi« zwischen Oest«rr«ich und Serbien, ist « ) in Hunderten von Fällen, und die kann kein deutscher Kat- fir aus der Welt schaffen. Darum wird Tarnest« Traum / von der Friedensv«etnigung d« Großmächte etn Traum /' -l«iben, und der Friede hat, wie Mch Kaiser Wilhelm tn stcher ungewollt«Kritik an Tarnegi« Friedensrede in Bres ts 7 lau ausführt«, heute noch kein« desfir« Büraschckst als ein fiitk« kriegsb«eitLs Heer. Denn di» LKtzer find kein» toten