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Nr. 223. Donnerstag» 25. September 1913. S. Jahrgang. Iuer Tageblatt -Anzeiger für das erzgebirge MMrAZsH mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. ^p^ldm-e »« «eSattto» «lt fiomahm» »n Lonntag, oachmMag, 4—» Uh». — «elegeamm-fttttss», Lagedla« MEMtlrg». -«mfpttche, 5». «M»». Iü, m»v«rl<Wg1 M-eftuttt» Manafkrtpt» kam» vrwäh» nicht gelüftet «rr»««. jährigen Dienstzeit. Jetzt kommt aus Parts die Nach richt, daß die JahreÄflaff« 1910 doch cutt 8. November entlassen werden soll. Da» ist umso mettwürdiger, att Deutschland schon in diesem November Nutzen au» der Verstärkung seiner Truppen und seiner Kadres zieht, während die französische Armee zur selben Zett auf nur einen ausgebildeten Jahrgang beschränkt ist, näm lich die JahreÄklasse 1911, und zwei nicht eingeübto Jahrgänge haben wird, die von 1912/13. Gin Pariser Blatt glaubt daraufhin annehmen zu Müssen, bah sich der Präsident der Republik und fein Ministerrat de» deutsch-französischen Frieden» sicherer seien als früher. Wahrscheinlich hat jedoch die Maßnahme mit einer sol chen Erwägung nichts zu tun. Wie ließen sich sonst di« neuen Rüstungspläne verstehen? Das Gesetz über die Zurückbehaltung des dritten Jahrganges bei den Fahnen kam ja auch seinerzeit zustande, trotzdem Ministerpräsi dent Bart Hou in der Kammer am Tage der Beratung ausdrücklich betonte, daß die auswärtige Lag« zurzeit nicht dieselben Befürchtungen erwecken könne, wie vor einigen Wochen. GS ist danach anzunehmen, daß, e» hauptsächlich die Furcht vor der syndikalistischen Agita tion im Peers ist, was die Heeresverwaltung zu ihrer Maßnahme bewogen hat. Unter diesen Umständen er scheint der Versuch, der Ausbreitung eine» sozialrevolu tionären Geiste» im Heere entgegen zu Wirken, nicht gerade vielverheißend und e» ftagt sich am Gnd«, ob die syndikalistische Agitation in Verbindung mit dem schreienden Offizier- und Unterofftziermangel im fran zösischen Heere nicht die Wirkungen der HeereSoerstär- kungen Wieder auszuheben vermögen. ihrer Wirkung hindern kann sie nicht, das liegt auch, gar nicht in ihren Macht! Belfort usw. richteten s gen die Zurückbehaltung der Jahreskasse 1910 bet den Fahnen auf Grund der Wiedereinführung der drei- rioe nicht lange zögert«: Huntington, gnädiges Fraulein, jawohl, die wohnen hier. Aber wollen Sie nicht so freundlich sein und Platz nehmen? Und ganz erstaunt Über diese sel tene Höflichkeit nahm die schöne Besucherin die Aufforderung an, und während fie Maurice attblickte, was wohl der Mühe wert war, fuhr sie fort: Die beiden Damen haben im New Pott Herald annonciert, sie hätten eine alte Standuhr zu -verkaufen. Wahrscheinlich brauchen sie Geld. Würden Sie die Damen nach dem Preise fragen und es mir dann mit teilen? Ich möchte meinen Landsleuten sehr gern helfen und ihnen durch meinen Besuch doch nicht peinlich fallen. Und da Sie ja Uhrmacher sind, wie ich eben sehe, könnten Sie doch so tun, als ob Siner Ihrer Kunden die Standuhr kaufen möchte, nicht wahr? Der Auftrag erfordert zwar ein wenig Zartgefühl, aber. . . aber Sie sehen so klug aus. Mein Un teroffizier bet den Kürassieren war anderer Ansicht, gestand Maurice, den hätten Sie mal so im Manöver hören sollen! Aber ich will mein Beste» tun. Stella Parker lächelte, und die Loge wurde wie von Sonnenschein erhellt. Sie über reichte Maurice ihre Katts und ein Goldstück: Hier, meine Adresse. Schreiben Eie mir, wann ich die Uhr holen lassen kann. Maurice nahm die Karte, und indem er auf die alte, krank« Frau zeigte, meinte er: Geber Sie ihr das Geld, da» wird ft« freuen. Ei« bekommt nicht oft ein -so großes Trink geld. Sie sind ein guter Sahn, erklärte die schöne Amerika nerin, ging wieder zu ihrem Wagen und—der fuhr in rhyth mischem Trüb davon,,. Mm nächsten Tag« stieg Maurice de Thatoauguö — einen sehr abgeschabten Rock ast und einen sehr zerbeulten Filzhut auf — di« Hintertreppe de» Parkerschen Hauses hin auf, di« schöne Standuhr unterm Arm. Gr klingelte, und Stella, die auch malte, empfing ihn in ihrem Atelier, das viel eleganter al» da» seine war. Ach habe mir gedacht, meint« der junge Mann, wenn ich die Uhr selber bringe, so sind damit zwei oder drei Lage gewonnen — und die Damen schein«»'» Wittlich nötig zu haben. Sie verlangten übrigens zweihundert Franken, und hier ist auch eine Bescheinigung von Frau Huntington. Stella verzog mißbilligend das Ge- sich: Wozu denn ein« Bescheinigung? — Ja, -um Donner, wetter ... ich möchte doch nicht, daß Ei« denken, al» ob ich neuen Beschlagnahmungen wieder erfolgen. Da im Übri gen einflußreiche französische Geschäftskreise der Neigung, deutsch« Waren zu boykottieren, entgegen zu arbeiten begonnen haben, so scheint der Versuch, die erfreulich rasch fortschreitend« wirtschaftliche Interessengemeinschaft zwischen Frankreich und Deutschland durch politische Mit tel zu hemmen und zu rückläufiger Bewegung zu Nöti gen, ein für alle" Mal gescheitert zu sein. Gin um so schärferer Wind Weht au» dem politischen Leben in Frankreich zu uns herüber. Da» lehren vor allem die neuen französischen RüstungS- und HeereSreformpläne. GS soll bet der Steigerung der Effektivstärke des Heeres durch WiedereinführuM der dreijährigen Dienstzeit nicht sein Bewenden haben. Der mit den Anschauungen des KriegSmtnisterS sehr vertraute Senator Beranger be reitet in einem viel beachteten Artikel das französische Volk aus die sehr erheblichen Neuforderungen vor, mit denen da» KriegSMtnisterium an das Parlament heran treten will. Sie beziehen sich auf die bessere Siche rung der Nordostgrenz« und auf umfassende Neuansch affungen von Kriegsmaterial. Auch in der Kriegsmarine bereiten sich große Aende- rungen vor. Da» sogenannt« dritte Geschwader, das nur ein Scheindasein führt, soll aufgelöst werden. Da gegen würde da» erste und zweite Geschwader fortan je acht große Linienschiff« umfassen, wozu da» zweit« Ge schwader um drei Linienschiffe vom Typ der Saint Louis verstärkt werden Mutz. — viel bemerkenswerter noch al» diese Absichten sind aber di« Andeutungen^ Beranger» von einem System Von Reformen, di« be stimmt seien, die Demokratisierung der franzö sischen Arme« auf breitester Grundlage durchzuführen. Dazu Würde z. B. «ine radikal« Umgestaltung de» inne ren Dienste» der KrtegSverwaltung gehören. MU der veralteten Routine in den übermächtig gewordenen Bu reau» de» Kriegsministeriums soll gebrochen werden. Ohne Zweifel glaubt die französisch« Regierung, mit einer solchen Denwkratisierung der antimilttaristischen Agitation im Heer«, die bekanntlich von den Syndika listen mit auffallendem Erfolg« betrieben wird, am wirk samsten zu begegnen. General Pau, der seinerzeit mit der Untersuchung der Meutereien in Toul, Belfott und einigen anderen Plätzen betraut War, äußerte später über das Ergebnis seiner Tätigkeit: Wir wohnen dem Gindringen «ine» ganz neuen Geistes in di« Armee bei. .. Di« Militärbehörde kann bestrafen, kann den Ursachen der Bewegung nachgehen, aber diese Ursachen in ".1 gnissen. — Die Revolten in bekannGch vor allemj ge- JahreSrlasse 1910 bet den RtllM-mlNM übMpWgrn Der Oie Äkronbestelgung in brnunschmlg. Gegenüber den immer neu auftauchendon Gerüchten über den Stand der Braunschweigischen Frag» kann die Dägl. Rundsch. auf Grund von Eröffnungen aus Kreisen, vte an den Verhandlungen beteiligt sind, folgende» mit teilen- Die schon seit Monaten dauernden Verhandlungen zwischen Preußen—Braunschweig einer« und dem welsischen Hause anderseits nähern sich ihrem Ende. Es darf ange nommen werden, daß die Verhandlungen in den ersten Tag en des Olt ob er-um Abschluß gelangen. In beteiligten Kreisen hat man den Abschluß allerdings schon zu einem früheren Zeitpunkt erwartet. Es hat sich aber herausgestellt, daß die Einigung über bestimmt« Fragen schwerer zu erreichen war, als ursprünglich angenommen wurde. Es läßt sich aber heute schon über die Erundzüge der Abmachungen ein Bild gewinnen. Die Unterlage für die Thronbesteigung des Herzogs Ernst August von Braun schweig bildet sein schon veröffentlichter Brief an den mir dabei einen -Schmutz machen würde. — Mine Idee! Sie sehen gar nicht so aus, al» ob . . . Aber hier haben Sie zweihundert Franken und eine kleine Entschädigung für Ah« verloren« Zeit. Chateauguä wurde dunkelrot: Ich bitte Sie, gnädiges Fräulein, ich Möchte nicht gern, mich dafür be-ah- len zu wallen, daß ich Ahnen bei einem guten Wett geholfen habe. Jetzt wurde Stella ebenso rot, und sie war ganz un glücklich, den feinfühligen, nett aussehenden Portier ver letzt zu haben. Ich möchte Ihnen aber doch meine Dankbar keit bekunden, sagte 'sie. Als Maurice sie so hübsch und frisch vor sich stehen sah, mußte er denken, daß es ewig schade wäre, wenn sich die ganze Angelegenheit mit seinem heutigen Be suche schon erledigte. Vielleicht haben Sie Arbeit für mich? fragte er. Uber gewiß! rief fie sehr erfreut aus und lief da von, und kam sogleich mit einer kleinen, von Brillanten gli tzernden Kugel wieder, einer winzigen Uhr. Sie ist aus New Pott, erklärteste, seit einigen Tagen geht sie nicht mehr. Zweifellos müßte sie gereinigt werden. Mt Kennerblicken öffnete Maurice die Uhr, betrachtete dm Mechanismus und bewegte die Zeiger. Nichts einfacher als das, rief er, reini- gen kostet drei Franken. In acht Tagen bringe ich sie Ihnen wieder. Wie so billig alles hier in Frankreich ist! meinte Stella, kommen Sie, wenn Ste mir die Uhr zurückbringen, zur selben Zett wieder. Sie treffen mich bei der Arbeit. Dies« Worte erinnerten Maurice daran, daß er sich in ei. nom Maleratelier befand und seine Rolle al» Uhrmacher und Portier vergessend, schnitt er «in Gesicht zu der Studie auf der Staffelei: Die Verkürzung da ist nicht richtig. — Ja, verstehen Sie denn etwas von Malerei? — Ach! Ich . . . ich . . . wir hatten einen Maler tm Hause und ... da Habs ich ihm manchesmal gesessen, 'wenn er gerade keine be zahlten Porträt» zu machen hatte. Man muß doch leben. Armer Kerl« dachte die Amerikanerin, seine alte Mutter ist gewiß «ine große Sorge für ihn, und er repariert Uhren für drei Franken. ' Unterdessen hatte sich Maurice überlegt, daß er noch ei nen Schritt Wetter auf der schuldigen Dahn der List machen wollte. Und fast zu gleicher Zeit fragte er: Brauchen Sie manchmal Modelle? Und fie: Möchten Ste mir gern sitzen? >-> Und am nächsten Vormittag maste sie den Kopf von feine: «ritz 1< t. k^'.. r kreist, au»?- Mai, re v. tt ste: : sein« und : Neu- Dtes« Nummer umfaßt 8 Setten. er brik ped. Die letzte Sitzung der Strafrecht-konkmission vor ihrer Auflösung wird am Sonnabend statt finden. Der Verband Deutscher Gemüsezüchter richtete an den Reichstag eine Bittschrift um Schutz 'de» heimischen Gemüsebaues durch Zölle. Die NerständigungSaktion zwischen der deut schen und der britischen Diplomatie und Hochfinanz betrifft hauptsächlich Vorderafien und Mtttelafrika. , Amtlich wird bekannt, daß die gestrige Sitzung der Friedenskonferenz die meisten der noch lösenden Fragen löste. Das Wichtigste vom Tage. Herzog Albrecht von Württemberg, der bis her Generaltnspekteur der vierten Armee inspektion war, ist zm» Generaloberst beför- dert worden. Mehrere albanisch« Stämme beschlossen, dt« Feindseligkeiten gegen Montenegro zu eröffnens die Kämpf« gegen di« serbischen Truppen dauern fort.*) »» naher«» stitz« an ander» Still«. IWi Mutmaßliche Witterung am A. September: Kein» wefentlich» Wittrrungtttndenmg. Nachts-ost. HAI Der vornehme Portier. Humoreske von Lös« d» Linsen». «Nachdruck rxrdo , ) Als Maurice de ThateNuguö seinen Militärdienst be endet hatte, bildete er sich plötzlich ein, er sei -um Maler berufen, und da sich ist der Wohnung seiner Familie kein ge eigneter Raum für sein Atelier fand, mietete er sich ein gro ßes Zimmer im oberen Stockwerk eines Hauses der Rue Bä- Mnolles, wo er seine Nachmittage manchmal malend, immer rauchend und von Zeit zu Zeit lesend verbrachte, wenn er "icht gerade aus einem alten Klimperkasten jene unverständ- -iche Musik spielte, über di« sich die zukünftigen Generativ- n wundem werden. Dieses Hau», in dem di« teuerste Woh- i ng monatlich hundert Franken kostete, hatte einen Por- ti?r, der viel Ähren reparierte, denn von den Trinkgeldern de-: Mieter hätte nicht einmal er alletn^geschweige denn auch noch seine taube und gebrechliche alt« Mutter leben können, Vie nicht mehr imstande war, von ihrem Lehnstuhl aufzu stehen, und mit matten Blicken der fleißigen Arbeit ihre» Ernest folgte. An jenem denkwürdigen Däzembertage aber las Maurice de Ehateauguö weder, noch musizierte oder matte er, sondern brauchte vor allem eine Postanweisung. Und da dem jungen Mann nichts mehr zuwider war, al» sich in einer Post hinter einer Reihe von Menschen aufzustellen, so kam er in seinem Malettittel, rauchend, -u Ernest herun ter und' bat diesen, die Besorgung für ihn zu erledigen. Mau rice selber würde solange einige silberne Taschenuhren, die auf dem Werktisch lagen, gegen Diebe bewachen. Ernest konnte noch nicht bi» zu der nächsten Straßenecke gekommen sein, al» eine elegante Equipage vor dem Haurtor hielt. Gin Diener sprang vom Sitz herab, öffnete den Wqgmschläg, und ein auffallend hübsches Mädchen, da» ebenso auffallend schön angezogen war, stieg heraus, nachdem e» mit einer älteren Dame, die im Wagen blieb, gesprochen hatte. And die Un bekannte ging in die Portierloge und 'wandte Istch an Mau rice: Portier, e» wohnen doch zwei amerikanische Damm, Mutter und Tochter, namens Huntington, hier im Hause, nicht wahr? Dabei schien fie ihrer Sache so sicher, daß Mau- französische Rüstungen ohne Cnüe. '«s> Die politische Verstimmung, die seit Jahren ist Frankreich gegenüber Deutschland vorherrscht und durch mehr oder weniger harmlose Zwischenfälle immer neue Nahrung erhält, hätte sich in letzter Zeit auch auf da» wirtschaftliche Gebiet übertragen. Deutsche Fabrikanten, die viel nach Frankreich ausführen, klagten über ab nehmende Kauflust ihrer französischen Kundschaft und dor allem über ein« schikanös« Handhabung der Zoll gesetze in Frankreich. Jetzt hat der französisch« Finanz. Minister der deutschen Botschaft in Pari» «in« Zusage gegeben, einer ganz«» Reih« deutscher Zollbeschwerden durch neu« Bestimmungen den Boden zu entziehen. Deutsche Waren, di« beschlagnahmt Wurden, sind freige- geben worden und in ähnlichen Fällen sollen kein«