Volltext Seite (XML)
»e« an. die» aar kö rn, Nr. 22S Diese Rümmer »mfaht 8 Seiten. der -rennen In ihm quälende Gedanken: Du nicht, geleistet, nicht, erfüllt von all dm i man sttlst in dich gesetzt hat. Und doch hast honte weißt du', einmal wieder, empfindest Die Schisfs-Dersamrnlung im Mittelmeer. V Da» vierte Schlachtschiffgeschwader derenglischen Kriegsflotte ist am Sonntag, nachdem es bet Gibraltar vor Anker gelegen hatte, nach Tetuan Weiftrgedampft. Giebenundzwanzig englische Schlachtschiffe und Kreuzer kverden im Lauft der nächsten Wochen im Mtttelmeer zu- fchttmengeKogen sein und eine Anzahl von englischen Kriegsschiffen liegt außerdem noch, fern von den Ge wässern der Nordsee, vor den BermWainseln. Die Tat sache, daß nach einer langen Reihe von Jahren die eng lische Kriegsflotte die Nordsee verließ, in der sie gleichsam auf Wache stand gegen die UeberfallungS- gelüste d«S bösen BetterS, ist überall in der Welt, be sonders aber in Deutschland aufgefallen und gebührend vermerkt worden. Bei UM zu Land« glaubt« man in der Entblößung des englischen Heimatlandes von der schützenden Flott« vor allem ein hochbedeutsame» Symp tom für die Besserung des Verhältnisses zwi schen Eiland und Deutschland «Micken zu müssen, und Polenbehanälung. (Von unserem Berliner cM - Mitarbeiter.) Zwei Vorgänge rücken da» schwierig« Problem der Po» lenLchandlung wt«d«r einmal in den Vordergrund. Der eine spielt sich in Overschlesien ab. G» ist der alte Beleidigung,Prozeß, den in vierter Auflage hohe militärische Kommandostellen gegen den Amtsrichter und Reserveoffizier Knittel au» RYbnik führen. Die Einzel- heilen dies«, Prozesse», der schon da, Reichsgericht beschäftigt hat und seit Montag vor der Strafkammer in Gleiwitz auf» Reue verhandelt wird, sollen hier nicht gewürdigt werden. Nur an die erste Veranlassung der im ganzen recht uner freulichen Affäre sei erinnert: Der Amtsrichter und Reserve- osftzi« «Knittel Wählte als Urwähler bet der preußischen Landtagswahl von 1908 öffentlich, entsprechend dem Wahl abkommen zwischen der ihm nahestehenden Zentrumspartei und den Polen, einen Zentrum», und «inen polnischen Wahlmann. Und als er kurze Zett später ohne eigen«, Bor. wissen durch eine polnische Jntrtgu« in den katholischen Kir. chenvonstand gewählt wurde, wo er mit Polen zusammen be raten und zu entscheiden hatte, legte er da» kirchliche Ehren amt erst nieder, als ihm erhebliche Unannehmlichkeiten dar. aus für seinen Beruf und seine gesellschaftliche Stellung drohten. Dieser Ausgangspunkt der Ehrenhändel d» Fal le» Knittel zeigt die ganze Schärfe des Problem» der Polen frage im Osten, Dort find die Gegensätze so scharf, daß man cher, überall sonst ganz harmlose Zwischenfall, sich leicht zur großen Affäre auswächst. Deutsche und Polen stehen sich auszusetzen. Es ist ein Bild von packender Wirkung. Wie man dem Schläfer in den zerwühlten Kissen die Qual vom Antlitz «bliest, dft er empfindet beim Erscheinen der au» nächtlichen Schleiern austauchenden Traumgestalt, sein« Opfers, der alten Frau mit der klaffenden Wunde am Haupt! Geleerte ^Flaschen zur Sette des Lagers beweisen, daß der Verbrecher, den irdische Gerechtigkeit nicht ereilt hat, Nu« in der Betäubung des Trunkes Ruhe findet. Goldstück« und Silbermünzen — sein Raub —- find ringsumher »«streut, und ein paar liegen auf seiner Brust. Da« Bild könnte einen verstockten Mörder zum Geständnis bringen. Berndt denkt gar nicht mehr daran, daß er hat tadeln wollen; alles kleinliche Menschentum ist von ihm «-gefallen — er ist nur Künstler jetzt! - Und so, in dieser Stimmung, wandert er die Linden entlang, durch» Brandenburger Lor in den Tiergarten, dessen verstecktere Weg« menschenleer find. Ihm, Bernd, eben recht. Such der Nebel. Denn der patzt zu ihm, zu sei nem ganzen Dasein, da» ja auch in Nobel gehüllt ist, welche, sich niemals erhoben hat zur strahlenden Sonn« freien Künst lertums! Schon ist die freudige Stimmung, im di« ihn der Anblick des Künstlerwerks versetzt hatte, verflogen, und wie der -rennen in ihm quälende Gedanken: Du bist nichts, hast nicht, geleistet, nicht, erfüllt von all dm Hoffnungen, dft man einst in dich gesetzt hat. Und doch hast du', in dir, st», heute weißt du', einmal wieder, empfindest du', -- du bist ein MNstler, nur gefesselt an dm Boden durch kleinlich« Sorgen, durch» alltägliche Leben! Und al, nach einer Weift Wer dem Nebel, der immer tiefer finkt, einem feurigen Ball gleich, dft Sonn« sichtbar wird, da kommt', ihm wie Früh- lingsofthen mitten im Herbst entgegen. Und er hebt dft Am» zu ihr empor, zu der Lichtfpenderin und -- ein« Vi sion gleich erscheint', ihm plötzlich: das Bild, welche, er maftn mutz. Er steht'» vor sich Si, in, kleinste Detail, und ein wohlgefühl ohnegleichen kommt über ihn. Zur Sann»! So wird da. Bild heißen. In der männlichen Gestalt, dft mit Kelten an dm Boden gffessett, dft Hände fthnend nach dem Eonnenball ausstveckt, der über dichten R«En KM- Das Wichtigste vom Tage. Der deutsche Flieger, Oberleutnant Ttef. fen, der von Löberitz nach London fliegen wollte, d^ßte auf frantzüsifchem Boden ein« Not- kar»>ukrg vornehmen.*) * Kn kommenden Winter wird dft Stadt Berlin Wiederum russische» Fleisch verkaufen. * Dft Tagung de» bayrischen Abgeordneten. Hause» hat am Montag begonnen. zur Sonne. Skizze von v. wttrveger. (NachdruS «rd.i.n > Seufzend läßt Bernd Martens das ZeittmgsblÄtt finken und starrt mit leeren Augen vor sich hin. Dann rafft er'» wieder von seinen Knien aus und liest nochmals: Bet Schulte ist augenblicklich ein Gemälde ausgestellt — Das Gewissen, von Fritz Baldinger — «in von modernem Geist erfülltes, von gereiftem Können Zeugnis ablegendes Werk des nicht mehr unbekannten Maler», dem wir eine glänzende Zukunft prophezeien möchten. Hat er sich doch mit diesem seinem neuesten Bild bereit» einen Platz in der Reihe unserer ersten Künstler erworben. — Ja, so steht'» da. Da» ist aus Fritz Baldinger geworden, au» ihm, den man damals auf der Akademie säst über dft Achsel angesehen. Wen? Wer? Run ja, viele, und er selbst. Bernd Matten», da» Genie, dem alles nur so zuflog, der «Le» nur so au» dem Handgelenk schüttelte, was andere erst mit Fleiß und Ausdauer erringen muhten Und auch sonst — im Leben, in der Gesellschaft flogen ihm dft Erfolge nur so zu. Dft vornehmen Frauen - in de.« Salon» rissen sich um den lochbegabten Maler, den schönen Mann, und auf der Strahi^drehft sich manch hüb- Wes Kind nach ihm um. Und danlkam eine so liebliche »lüft, ein Mädchen wie Milch und Wut, und so herzig im . Wesen, und sein Künstlerauge entflammte sich an chr — im , FrüLling! Und er malte sie, und da» Bild hieß auch Früh, fing, und es bracht« ihm reichen Lohn. Nicht gerade, daß es wirklich etwa» Bedeutendes gewesen wäre, aber es gefiel; es war ihm so gut geglückt, die frische Mädchenblüft auf die Leinwand zu bannen zwischen junge» Grün und bestrahlt von Lenzeessonnenschein. Sin reiche, Kunstschwävmer — wohlverstanden, nicht Kunstkenner — kaufte da. Bild zu . etnem verhältnismätztg hohen Preis. Bernd Matten, war nicht.bescheiden gewesen, denn er -rauchte Geld, um seinen Hausstand gründen, der holden Blume fein Wort halten zu Linstet«. Sie hafte ihm so ganz vertraut, und st« stand allein in der Welt. Ein anderer hälft da» Geld eingestrichen, sein , Ränzel geschnürt und wär« gen Süden gepilgert zum gelob. Land de, Kunst. Und er, Bernd Matten», er handelt» Bon dem bet Helgoland verunglückten Marine- Luftschiff L 1 sind dft Trümmer jetzt auf. gefunden worden.*) , Am Schwarzen Meere herrschte ein furchtbarer Sturm. Wiele Schiffe sind mitsamt ihrer Be mannung untergegangen.*) * Bei einem Eisenbahnunglück in Rußland Wur den 40 Personen getütet und über 100 ver wundet.*) NLH««» sta« au aul>»r«r Still«, e» mag in diesen Tagen Wohl auch nicht an naiven Ge mütern gefehlt haben, dft da meinten, daß dft englische Kriegsflotte ein« Reis« nach dem Mittelmeer angetreten habe, um Deutschland und aller Welt einen weithin sichtbaren Beweis herzlichen Einverständnisses zu geben. Die Besserung in den gegenseitigen Beziehungen ist allerdings eine Wichtige Voraussetzung für das Ereignis und diese» wär« vor einigen Jahren mach kaum möglich gewesen. Aber England würde diese» ebenso aufsehen erregende wft kostspielige Unternehmen nicht begonnen haben, Wenn eS nicht von Wirklichen, der Weltmacht de» britischen Reiches dienenden Absichten geboten wor den Wäre. Leicht ersichtlich ist der Zweck der Abkomman dierung englischer Kriegsschiffe nach den Bermuda- Inseln. Diese Inseln, die schon seit Jahrhunderten eng. ltscher Besitz sind, erfahren «ine neue Verstärkung in ihren kriegsmäßigen Verstärkungen, just M der Zeit, als die Beendigung der Arbeiten am Panama.Kanal bett Blick ojuf da» politische Uebergewicht lenkt, da» di« Bereinigten Staaten durch diese» Riesenwerk zu Osten und Au Westen erhielt. Much di« Frage wurde damals besonder» lebhaft Wieder erörtert, welcher Ein fluß der Union/ ajuf Hinftrtndftn durch den Kanal eingeräumt werde. Und al» Antwort auf diese un andere Schritt« der vereinigten Staaten beschloß schon vor langem England ein« Verstärkung der Bermuda- Inseln durch dft Stationierung vermehrter Kriegsschiffe. Richt so einfach fällt dft Erklärung au-, dft man für dft Anwesenheit der englischen Kriegsflotte im Mit telmeer finden kann. Ärgland ist nicht dft eintzige Nation, die dort ihr« Schiff« zusammenzftht. Am Sö. Oktober schicken auch die Vereinigten Staaten ihre atlantische Flotte mit neuen Linienschiffen in da» Mittelmeer und auL Deutschland wird mit seiner MittelMeerdivtfion, dft an» einem Schlachtkreuzer und drei kleinen Kreuzern besteht, in den südlichen Gewässern vertreten sein. Und dann rücken auch Frankreich, Italien, Oesterreich-Ungarn urw Griechen, land mit Schiffen auf, st» datz in den kommenden Mo naten da» Mtttelmeer einem internatonalen Uebung-- platz für Schlachtschiffe gleichen Wird. Aber ausfällig bleibt die Tatsache, daß England bei Weitem dft grüßte Flott e unten kreuzen läßt und durch den Termin der Abfahrt aus der Heimat in dft Mitteüneergewäfser seine Aktion besonder» betont hat. Richt zuletzt Wer den kaufmännisch« Interessen ausschlaggebend gewesen sein. Dft Mttftlmeerstaaten bilden einen guten Markt für Schiffbauten, Griechenland hat e» jüngst noch be wiesen, und e» kann, so Mögen dft Engländer dmken, her heimischen Industrie nur nützen, wenn man dort den Staate» eindrucksvoll vor Augen führt, wa» für Vvr- wft ein ehrsamer Philister, er heiratet« sein Lenchm und wurde ein solider Hausvater. Und begrub seine Kunst. Und der ander«, der Fritz BoMnger, den er einst über die Achsel angesehen, der wurde ein Künstler, von dem dft Welt redete. — Und was fällt ihm Nur ein, solange müssig zu fitzen und zu träumen? Einen langen, schmerzlichen Blick wirft Bernd Marten» aus dft Staffelei in der Ecke, Wer Vie ein alter Vorhang geworfen ist. Ganz malerisch. Gr hat sich nicht entschließen können, st« au» dem Atelier hinaus. zuLringen. DroPem er fie nicht -raucht. Ium Hersteillen von Ehrenbürgerbriefen, Widmungen, Adressen, zu 'Zeich nungen für Reklam«zwecke und Büchervin-änden braucht maa keine Staffelei, da genügt ein Reißbrett. Monatelang denkt Bernd Marten» gar nicht dran, daß es ander» sein könnte; monatelang fitzt er geduldig am Reißbrett und zeich net und schattiert und matt aus, und dazwischen gibi er Stunden — Zeichenstunden. Lene» Höchstes wäre es, wenn er eine feste Stellung hälft, als Zeichenlehrer vielleicht, aber dazu fehlt ihm die vorgeschriebene Ausbildung. Gr mutz sich auf Privatim erricht beschränken. Zwei Stunden arbeitet Bernd eifrig an einer Adresse, dann ist fie fettig. Wirklich eine saubere Arbeit. Ein im den Ruhestand tretender Oberbauvat bekommt fie vom seinem Untergebenen zum Andenken. Der kann befriedigt au» sei» nein Amt schewen — er hinterläßt vollwichtige Zeugnisse seine» Schaffen». Lene, ich gehe, dft Adresse abzuliefern. Ermatte mich nicht gleich zurück — ich mutz Luft schnappen heute. Der Kopf ist mir so schwer. — Damit geht er an hat bald darauf die Adresse abgelftfett. E» war ein Mtn- desthonorar von achtzig Mark verabredet, aber der Besteller, «im Kunsthändler, ist so befriedigt von der Ausführung, datz er es freiwillig auf Hunden Mark erhöht. Doch Bernd Mär ten» ist heute nicht fähig, sich darüber zu freuen. Immer .muß er an Fritz Baldinger denken, an den Genossen vom der Akademie, d«m jetzt dft Palm« des Siege» zugeffallen, wäh- rend er — Wft das schmerzt. Und der Kopf — diese» Häm mern und Klopfen in den Schläfen! Dft frische LNft wird ihm gut tun. Doch «st -u Schult». D« Bild — er will da» Bild scheu, vftlleicht ist'» gar nicht so weit das Bild. Gr fit ja keim Künstler, aber soöftl wird « doch wähl noch verstehen, ein GemLlde rich ig pr bearfttftn. U»p«m trefflich« Schiffe man zu bauen vermag. Wichtiger find natürlich Vie rein politischen Zwecke der MttteLneer> fahrt. England WM neuerlich mit Nachdruck betonen, daß die Vormachtstellung im Mittelmeer ihm ge bührt, und daß es Willen» ist, diese unter allen Um» , ständen aufrecht zu «hatten. Sie ist InSvefdndevr ein drohender Fingerzeig für Italien, da« fich im Gebiete des Mittelmeeves mit der Zett stärker aus gedehnt hat als e» England lieb sein kann. Auf dem Balkan Pind ferner dft Dinge noch ganz im Fluß und England mag beizeiten an irgend einer Stell« seinen Willen annftlden wollen. Große Umänderungen bereiten sich unter englischem Einfluß auch in Aegypten vor. Standen bisher dft Angehörigen fremder Rationen in Aegypten unter der Gerichtsbarkeit der Konsulat«, fp Will England, um Aegypten immer fester in seinen Besitz zu nehmen, ein« allgemeine britisch« Gerichtsbarkeit ein- führen. Und eine Menge anderer Interessen, dft eine Anwesenheit der englischen Kriegsflotte im Mitteüneer schließlich nicht unerwünscht macht, bestehen für England auch sonst noch. MM IS« «nwrimgt »taqefmttt» Marwstrtpw kmm üerväh» «ächt ftftisttt wette». 8 Mzeiger für -as Erzgebirge D mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Soimtagsblatt. Epwchstuuft ft, «ttekckm «U ffunrahm» ft« doama-e «achmttta-, S—- Uh«. — Liftgramm-fiftfist, La-ttla« swwqgMg». Jemspwche» «.