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Muer Tageblatt Anzeiger Mr öas Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage r Muer Sonntagsblatt. Epmchftn»-» »« «eSattt«, mit Mwaahm« «»» Somuag, nachmittag» 4-s Uh». — L^gnunm-si-ng», Lagrdla« MmeqWbdtge. Iumfpeechs» «. Iö» uuvniaagl »tagrsaaSt» Manuskript» »mm SewLH» nicht »»leistet «rr-e«. Nr. 233. Dienstag» 7. Oktober 1913. s. Zahrgangv Diese Nummer umsaht 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Oberhosprediger a. D. Wirklicher Geheimer Rat Dr. Ackermann in Dresden ist am Sonntag nach schwerem Leiden verschieden. Die Verhandlungen des Preußischen Städte« tage- wurden gestern in Breslau durch den Oberbürgermeister von Berlin, Wermuth, er. öffnet. In Dünaburg stieß ein Schnellzug mit einer Loko motive zusammen; dabei Wurden 14 Personen getütet und 28 verletzt.*) * Der neue amerikanische Botschafter in Ber»! lin I. W. Gerard ist gestern früh in Berlin «in- getroffen. Gestern nachmittag fand in Athen di« erste Ver handlung -wischen den türkischen Dele gierten und Regierungsvertretern über den endgültigen griechisch-türkischen Frieden statt.*) »I vopne fiq, au andn« »Ull,. Die braunschweigische Frage. X» Die Nachricht, daß die braunschweigische Frage un mittelbar vor ihrer endgültigen Lösung steh«, ist bisher von amtlicher Seite unwidersprochen geblieben; verschiedene amtlich« Kundgebungen, Insbesondere die Veröffentlichung des bekannten Schreiben» des Prin zen Ernst August an den Reichskanzler, waren Wohl als eine direkte Bestätigung anzusehen. Man nahm all- gemein an, daß Anfang Oktober der Bundesrat mit der Aufhebung seiner früheren Beschlüsse gegen da» Haus Cumberland da»'letzte Wort sprechen werde. Indessen scheint e» jedoch, al» wenn eine Reihe von Schwie rigkeiten aufgetaucht seien, di« zum mindesten ein Hinausschieben der Entscheidung im Gefolge haben. Wa» an den verschiedentlich auftauchenden Mel dungen wahres ist, läßt sich für Außenstehend« schwer beurteilen; gerade diejenigen, die sich al» 'Ein geweihte in den verschiedenen Informationen aufspielen, Wissen in Wahrheit selber meisten» am Wenigsten». Tat sache ist freilich, daß Kaiser Wilhelm e» bisher vermieden hat, dem Herzog von Cumberland einen Gegenbesuch in Gmunden äbzustatten. Das liitzt darauf schlichen, daß irgend- Lena Dierksens Leiä. Skizze von «wert Petersen. tNa-dru« »«roi«n > Wir hatten nicht nach Hause finden können in der gest rigen warmen Sommernacht. Im Garten de» Uhlenhorster Fährhauses warfen unzählig« bunte Lampions ihren zittern den Schein gegen Vie Baumstämme, auf die Steige und zu den dichten Kronen hinan, in deren Blättergewirr sich jede Helle verlor. Die Musikkapelle spielte schmeichelnde, ein we-- nig sentimentale Weisen, von der leise plätschernden Alster her drang dann Und wann gedämpfter Ruderschlag. Als das Konzert längst beendet war und die Reihen der Besu cher sich gelichtet hatten, sahen wir noch plaudernd bet einer Zigarre und einem Glase goldigen Praignacs und dachten n>rch gar nicht ans Heimgehen. E» war ja auch für etliche Wochen der letzte Abend. Morgen ging'» in ulls Welt. Der eine wollte ins Rksengebirg«, ein anderer eine Rheinreis« machen. Mil ich als Schriftsteller, dem der große Wurf noch nicht gelungen, zu solchen Weltreisen nicht über den nötigen Mammon verfügte, galten meine Retsepläne nur dem Koogs- Hof eines Verwandten in Nordfriesland. Aber auch ich war 'n bester Laune. Herrjeh, so vier Wochen lang kein Geld in Konzept-papier und Porto anlegen l Vier Wochen lang kein Manuskript mit Bedauern -urückerhalten I Faul im Mar schengras liegen, in der Nordsee baden, fahren und reiten, was will man mehr! Natürlich verschlief ich die Stunde meiner geplanten Ab fahrt. Unangenehm, weil ich mein« Verwandten gebeten hatte, einen Wagen zur Bahn zu schicken und es selbst durch ein dringende» Telegramm nicht mehr möglich gewesen wäre, rechtzeitige Nachricht nach dem Koog hinauszusenden. Un angenehm, weil ich jetzt üm Mittag abfahren mußte und die Tage drückend schwül waren. Nach einer schier endlos«» Bahn fahrt kam ich gegen Abend auf der kleinen Station an. von Westen, von der See her, waren finstere Wolken über den seit Wochen k'ruen Himmel gekrochen, über den Inseln leuchtete es dann , wann grell auf. Gin mir bekannter alter Kät ner, de» iNÄor Mik meine» Onkel» Hof gearbeitet hatte, schüttel., den Kopf, al^ ich ihn auf der Station fragte, ob ich ein« Verstimmung neuerdings Platz gegriffen hat. Wo rauf diese basiert, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, es heißt, schuld sei daran di« Haltung des CUMberlkinders ge. genüber der Wel enpartei, der der Herzog eine Absage nich! erteilte. Viel Aufsehen erregt gerade im gegenwärtigen Mo ment noch immer die von uns schon wiederholt erwähnte Rede des welfischen Führers Tolshorn, die sich gegen einen etwaigen Verzicht auf Hannover wendet und die Erwartung ausspricht, daß auch PrtnzErnstAugust eine derartige Vevzichtleistung nicht geben werde. Diese Darlegungen ha ben wiederum auf der anderen Seit« einen lebhaften Sturm hervorgerufen; es hat eine lebhafte Bewegung eingesetzt, die verlangt, daß der Bundesrat unter keinen Umstän den seine früheren Beschlüsse aufhebe, falls nicht gemäß diesen Beschlüssen Prinz Ernst August ausdrücklich offiziell alle Ansprüche auf Hannover aufzugeben sich bereit «Märt. In Preußen und auch in sonstigen Bundesratskreisen hat sich allem Anscheine nach in den letzten Monaten die Geneigt- ! heit herausgesteltt, den Brief de» Prinzen an den Reichskanz ler als ausreichende Erklärung gelten zu lassen, die sein« Thronbesteigung ermöglichen "würde.'So wogt der Streit hin und her, man wird aber nicht behaupten können, daß di« neuerliche Polemik geeignet wär«, die Angelegenheit zu fördern. Die Anhänger de» Hause» Cumberland vor allem erweisen diesem einen schlechten Dienst, wenn sie jetzt mit allerlei Mitteilungen kommen, die die hannoversche Frage wieder in den Vordergrund rücken und damit die mobil ma chen, di« au» staatsrechtlichen Gründen eine offizielle Ver zichtleistung verlang««. E» ist sehr wohl möglich, daß unter solchen Umständen die Erledigung der braunschweigischen Frage pielleicht noch recht lange auf sich warten lasten kann. Wisiutn- ul luMlumlnq Ur. .. knMpnnIu!i bdUMsiultstt H. Nachdem am Morgen des -weiten Tages eine große Zahl von Abgeordneten die schöne Umgebung Johanngeor- genstadts weiter durchstreift hatte, begann sHII Uhr die Haupt- und Wbgeordnetsnverfammlung, der auch AmtShaupt- mann Dr. Wimmer- Schwarzenberg beiwohnte. In ihr sprach u. a. Finanzrat Dr. Bauer seinen Dank für die Ein- ladung der Generaldirektton der Staatsotsenbahnen au», in dem er die vielfachen Beziehungen zwischen Eisenbahn und Echgebirgsverein hevvorhob. Darauf begrüßte Dr. Jäger für den Verkehrsverein und den Gkiverband Ur Sachsen, kaiserlicher Rat Korn au» Nsudeck, Ur di« österreichischen Wintersportvereiit« und den Erzgebirgsverein Ur Neudock und Umgebung. Rum verla» Oberlehrer Loren - den Iah- wohl trocken mein Reiseziel erreichen würde. Dat stiggt Kam nisch gau op, meinte er, gen Westen zeigend. Da ich aber kein« Lust hatte, auf der Station oder im Krug des Dörf chen», das aus der Grenze Mischen Geest und Marsch lag, zu warten, schritt ich forsch den Kögen zu. In den Gärten der Katen piepten kläglich di« Vögel, von der See her flatterten unruhig Möven und Brachvögel landeinwärts, Eine selt same, unheimliche RUH« lag in der Luft, während der Zug der drohend schwarzen Wolken immer niedriger dahinkroch. Ein Blitz knattert«, und polternd folgt« der Donner. Und dann prasselten die ersten schweren Tropfen herab. Ich sah mich um. Drüben das Geestdorf, wie in Nebel gehüllt. Nur durch näßt hätte ich es erreichen können. Einige hundert Meter vor mir, ein wenig abseits vom Wege, lag ein Hof. Wenn ich auch den Besitzer nicht kannte, schritt, nein, lief ich auf das Hau» zu. Ein zottiger Hund zerrte, wütend bellend, an der klirrenden Kett«, al» ich die Haustür aufrih und in die Bordiele trat. Ein« alte Frau, trotz ihrer blends.d 'weihen Haar« noch stattlich und rüstig, trat aus der Stube. Sie wol len da» Wetter abwarten, sagte sie mit seltsam milder, wei cher Stimm«, kommen Sie doch mit hinein. Al» wir uns gegenü ersahen, erfuhr ich, daß ich bei Fräulein Diensten, der reichsten Besitzerin diese» Kooges, weilte. Ich erinnerte mich, gehört zu haben, daß sie einst das schmuckste Mädchen der Gegend gewesen war, daß die jungen Leute wie toll vergeben» hinter ihr her gewesen. Wir sprä che, üb« da» Wetter, über die Schäden, die durch solchen Sturzregen Ur das Korn entständen, über Blitzschläge und Brände. Ich mußte an «ine Zeitungsnotiz den ken, die ich vor vielen Jahren einmal gelesen. Ist nicht gerade hier in der Gegend einmal «in eigenartiger Fall vorgekommen? fragte ich, «in Vater saß während de» Gewitters mit feinem kleinen Jungen auf dem Kni«. Mn kalter Blitz' schlug ein, tötet« den Mann, während der Knabe wie durch ein Wunder leben blieb? Ich glaube, es wurde da mals viel über den seltsamen Fall geriet und geschrieben. Ich bemerkt«, daß sie zusammenzuckte. Dann sah sie mich groß, mißtrauisch an und fragte langsam: Und St« haben sonst nicht« über die Sache gchört? Kein« Namen? Ich schüttelt« ehrlich erstaunt den Kopf. Da fuhr st« fort, über legend, zögernd: Ja, Mann war tot. Satt fei Dank, daß r« sbericht, aus dem folgendes hervorgehöben sei: Zu er innern ist zunächst an die Legung des Grundsteines Ur da» Fichtelberghau» vor 25 Jahren als einer wichti gen Tat des Vereins, und der seitdem erfolgten starken Hebung des Verkehrs, die ein rechte» Zeugnis Ur di« Stei gerung der Wertschätzung de» Erzgebirge» bildet. Daß dem so ist, bildet ein Verdienst des Erzgebtrgaoeretns, der gute Verbindung zu den anderen Gebirgsvereinen unterhält, aber auch selbst erstarkt ist, sodaß er jetzt 110 Zweigoereine mit 17 700 Mitgliedern in sich faßt. Im letzten Jabre wurden Uns neue Vereine gegründet. Es brachte den Tod des Mit gliedes Bürgermeister a. D. Gareis. Oberlehrer Weide, müller in Stollberg wurde mit dem Ehrenzeichen be dacht. Die Vereinstätigkeit bewegte sich in alten, «sicheren Bahnen. Sie nahm sich u. a. kräftig auch des Heimat- und Vogelschutzes an. Die Sicherung der Pflanzen welt im Jechengrunde und des kleinen Kranich sees war" von Erfolg gekrönt. Eine weitere wichtig« Auf gabe ist die Pflege der Jugendwanderungen ge wesen, die Jungdeutschland körperlich ertüchtigen und die Kenntnis der Heimat fördern sollen. Auf der Tagung Ur Jugendpflege war der Erzgebirgsverein vertreten. Wanderungen der Jugend wurden von verschiedenen Vereinen, mit besonderem Nachdruck von Freiberg aus, ver anstaltet. Aus der StaatSbeihilf« erhielten eine größer« Anzahl Verein« Unterstützungen. Da» Schülerherberg« wesen entwickelte sich ruhig weiter. Der Gesamtvorstand tagte zweimal, besichtigte Lerghäuser, stiftete Geschenks und führte «inen lebhaften Schriftwechsel. Di« Wanderkarte fand viel Freunde und erschien in 4. Auflage. Wegs tafeln und -Marken wurden vielfach ergänzt und ver mehrt. Allen Behörden, Besitzern und Wegemeistern ge bührt für die Förderung bester Dank. Der Einrichtung von geregeltem Kraftwagenverkehr im Erzgebirge ist Aufmerksamkeit gewidmet worden. Die Schaffung von Wassertrinkstellsn ist zu empfehlen. Die Haft pflichtversicherung wurde ausgebaut. Aus der Möckelstiftung wurden bedacht Rechenberg, Lauter, Oberlpfannenstiel und Tranzahl. Licht bi ldsrfolgsn sollen geschaffen werden. Für den Bildschmuck der Eisenb ahnwag en wurden 100 Mark verwilligt. Bä renstein konnte «inen Turm auf seinem Berge erstehen sehen. Der Ochsenkops wurde -ugängtg gemacht. E r - holungsheime erstanden. WanderLLcher (Zscho pau, Karlsfeld und Augustusburg z. B.) wurden heraus- gegeben. Di« Bücherei wurde erweitert und bildet eine Fundgrube für wissenschaftliche Forschungen. Der Sachsen tag wird auch dem Erzgebirge gerecht werden und wurde da her unterstützt. In den Zwoigvereinen herrschte reges Le ben. Zwar ist, so schloß der Bericht, der Grzretchtum im Gebirge verschwunden, aber die Schönheit der Berge und er so starb. Der Junge aber lebte, lebt. Gr ist jetzt -?!n stolzer, tüchtiger Mann, ist, nun, sagen wir, mein Verwalter, und wenn ich nicht mehr bin, wird er Besitzer dieses Hofes sein. Und als ich sie fragend ansah, erzählt« st« mir von der Lieb« und dem Leid ihrer Jugend. In jenen Tagen war es gewesen, als in Schleswig-Hol- stein zuerst Vie Sorge auftauchte, die Kopenhagener würden versuchen, ihren Grundbesitz Lis zur Mder alles dänisch! wahr zu machen; im Jahre 18S7, da wurde in den Nordkögen Ur einige Tage das Interesse Ur die Auftritte in der dänischen Hauptstadt abgelenkt durch die Kunde, daß der junge Hosbe- sttzer Jens Jensen den verheirateten Hofbesitzer Thede Klüsen öffentlich mit der Peitsche tracktiert habe. Und man wußte mehr. Die blutjunge Kleinmagd Stecke Broders, ein süßes, braunlockiges Geschöpf, fast ein .Kind noch, die bei- Tb-^e im Dienst war, hatte in» Masse- gehen wollen, um stck ror Schande zu retten. Der junge Jens Jensen, de: noch -'n- spanntg auf seinem Hofe sah, hatte den Schuldigen gezüch tigt. Und jetzt wollte man sich auch erinnern, bemerkt zu ha ben, daß Jens die Magd schon auf Spur gehabt. Und so war es. Jens Jensen hatte Ur di« sechzehnjährige Magd ein« heimliche Neigung in sich getragen, aber er hatte noch einige Jahre warten wollen, bevor er Siecke fragte, ob sie al» Herrin auf seinen Hof ziehen möchte. Und jetzt hatte der ver heiratete Mann roh die süße Mädchen-lüte zertreten. Jen» Jensen kämpfte einen wochenlangen harten Kampf. Al» er die triefende, ohnmächtige Siecke aus dem Wasser rettete und in» Hau» ihrer Mutter trug, hatte er es nicht über sich ge- bracht, an seine geheimen Hoffnungen noch zu denken. Doch al» da» arme Mädchen dann krank dalag, ging er in Frau Broder,' armseltge Kate und fragte da» trostlose, verzwei felte Mädchen, ob «»seine Frau werden wolle — trotz alledem. Und nach schwerem Entschluß sagte Siecke in heißem Dank« zu. Der Knabe aber wuchs bei der alten Frau Broder» auf. Tord Broder« war ein scheuer, verschlossener Jung«. Früh wurde ihm da» traurige Geheimnis seiner Geburt durch die Hänseleien roher oder gedankenlosrr Schulkameraden bekannt. Und immer zurückhaltender, einsamer wurde Frau Broder» Enkel. Al» er konfirmiert war, wollte Jen» Jensen ihn zu