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Freitag» 10. Oktober 1913. fluer Tageblatt Mzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. dpeechstu«»« «e-att-u mit ffuinahm« «oootag» aachmMag» 4—s Uh». — r-l-sramm-fiSr^f,, Los-tta« -«mlhnch«, SS. . . ... oestettunge» eutge-8" Jür uavrrkmgt Mmuskrtpt» kam» Hervähr Vicht geleistet wer-eu. MmmflrtptNicht-Ä!cht<»tz«tD. Nr. 23S. Freitag» 10. Oktober ISIS. 8. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 10 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Kaiser Wilhelm und Präsident Juanschikai übermittelten anläßlich der Präsidentenwahl ein ander freundliche Telegramme. * Da» Arbeitsprogramm der vom Reichstag gewähl ten Kommission zur Untersuchung der RüstungSlteferungen ist fertig gestellt* * Deutschland und Frankreich haben init einigen anderen Mächten gegen das neue amerika ntsche Tarifgesetz Protestiert. * Der türkisch« Mintsterrat beschloß die sofort ttge Ausschreibung der Neuwahlen für da Parlament. General Jowanttsch hat den Befehl gegeben, die al banische Grenze zu überschreiten und den Feind bi» ins Innere Albaniens zu ver folgen. * Privatmeldungen bestätigen, daß nach der Ein- nähme von Torreon die mexikanischen Auf ständischen 1 7Ü.Föderalisten haben hinrich ten lassen. »> NLH«r«4 si«h« an andinr Line einschneicienäe Marinereform Durch kaiserliche Verfügung find soeben di« lang- jährigen Wünsche der Deckoffiziere in der Marine nach mehrjährigen parlamentarischen Kämpfen für sie erfüllt worden. Die Deckoffiziere find ckus der Klasse der Unteroffiziere, der sie bi» dahin nur als ältere Ka. nreraden angehörten, herausgehoben und als ein« Ve- besondere Klasse zwischen diesen und den Offi zieren der Marin« anerkannt Worden. Sie sollen von nun ab nicht mehr bloß Vorgesetzte der Unteroffizier« ihres Dienstbereichs, sondern aller Unteroffiziere sein, haben eine Grußpflicht nur noch gegenüber höheren Zt- vilbeamten der Marine in Uniform, dürfen bet Diszi plinarvergehen nicht mehr in gelinden Arrest und ge schärften Kammerarrest geschickt, sondern müssen bei Ver büßung von Haftstrafen nach den für Offiziere gelten den Vorschriften behandelt Werden und bekommen einen Putzer zur Kammerreinigung an Bord gestellt. Ehe Wir die Bedeutung dieser Llenderungen nicht nur für die Deckoffiziere selber, sondern für die gesamte Ma rine, ja für unser deutsche» Heerwesen über haupt Würdigen, müssen wir kuxz die seitherige Stellung dieser Kategorie von gehobenen Martneunter- offizieven beleuchten. Auch die letzte Landratte Wird Wohl wissen, daß abweichend vom Landheer unsere Ma rine nach Art und Vorbild anderer europäischer Marine organisationen «in aus dem Unteroffizierskorps heraus wachsendes Mtttelwesen, den Deckoffizier, besitzt, der schon äußerlich an seiner Offizier-uniform mit Abzeichen nach Art der Unteroffiziere erkennbar ist. In de« Regel wurden die tüchtigsten Maschinisten nach zehn, die Bvot-i- mannSmate nach 18 Jahren Deckoffiziere. Wer sie blie ben nicht lange in ihrer Charge, Weil sie infolge der Mittelstellung zwischen Unteroffizieren und Offizieren, ohne Vorgesetzteneigenschaften nach unten und deswegen auch ohne rechten Respekt von oben den Abgang von der Marine dieser sehr unbequemen Zwitterstellung vor zogen. Diese Flucht noch junger leistungsfähiger Männer in da- Private Erwerbsleben wurde durch überaus un. zureichende PensionSbestinrmungen, die nominell den Offiztersansprüchen gleich, in der Praxi» aber geringer als die Unterofftztersanlprüch« nach zwölfjähriger Dienst zeit waren, noch gefördert. Da man aber die geübten und geschickten ftüheren Boot-mamismat«, Feuerwerker, Steuerleute, Torpedoztmmermeister, Maschinisten und Zahlmetsterasptranten möglichst lange bei der Marine zu erhalten suchen mußte, weil st« übe» besonder« Kennt nisse und Fertigkeiten verfügten, so mußt« man nun unter dem Druck« der tatsächlichen Verhältnisse ihre Re- formwünsch« schließlich «füllen. Wie schwer da» der Marineverwaltung geworden ist, bezeugen die Reichstag-Verhandlungen der letzten Jahr«, bei denen Großadmiral von Tirpitz ständig ein« wirtschaftliche und soziale Hebung der Deckoffiziere mit Berufung auf die innere Organisation de» Marine wesen» avlehnte. Schließlich hat sich ab« da- Schwer gewicht der Tatsachen stärk« al» di« Tradition erwiesen. Nicht Neuerungssucht und Experimentierfteudigkett, son dern praktisch« Notwendigkeit hat den Deckoffizieren "ihr Recht werden lassen. Die» besonders zu betonen ist deshalb nötig, weil mit Berufung aus die Deckoffiziere bereit»Stimmen laut geworden sind, die «ine ähnliche Einrichtung auch für da» Landheer fordern.Nicht nur aus dem Schlachtfeld«, vor dem Feinde, sondern auch in yrtedenszetten Wollen sie das Mittelglied zwi schen Unteroffizier- und Offizierskorps in Gestalt der Feldwebelleutnant» schafft», teil» um dem star ken Untervfftzierbedürfni» de» Heere» neuen Zustrom z« sichern, teil» um grundsätzlich ein au» den Mann schaften hervorgegangene» höhere» Vorgesetzt«nkorps mit angeblich größerem Verständnis für di« neuzeitlichen Aufgaben de» militärischen Vorgesetzten zu schaffen. Dies« Bestrebungen werden sich wahrscheinlich für die Neuordnung bei den Deckoffizieren ermutigt fühlen. Allein gerade di« seitherigen Mtßlichkeiten der Zwitter stellung des FeldwebelleutnantS bei der Marine schrecken doch Wohl mehr ad, al» daß sie ermutigen. Jedenfalls ist beim Landheer bis jetzt das Bedürfnis nach der! langjährigen Festhaltung geschulter Techniker nicht ent fernt so stark wie bei der Marine hervorgetreten. Frei lich soll man auch hier nicht vorschnell niemals sagen. Die Militärverwaltung, di« ja im allgemeinen Reformen noch abgeneigter als die Marineverwaltung zu sein Pflegt, sträubt sich jetzt natürlich auf» heftigste, eine Einrichtung neu zu treffen, die bei unserer Geewehr . seit Anfang bestand. Wer wenn die technische Vervoll kommnung der Waffen de» Landheeres bei Artillerie und Flugwesen und Telegraphie und Pionieren noch weiter fortgeschritten, die Kompliziertheit der Einzel- Waffen noch stärkere Heranziehung geübter und geschul ter Maschinenschlosser, Telegraphisten, Flieger und Tech niker aller Art erforderlich macht: wer weiß, ob dann nicht auch au- gleichen Gründen der Krieg-Minister einst den Spuren de- Marinemintster» wird folgen müssen? Dann werben aber sicherlich die Erfahrungen mit dein DeckoffizierSkorpS bet der Marine der Schaffung künf tiger yeldwvbelleutnaitts beim Landheer, da» heut« nur ZeuglNitnantS und Feuerwerköofftzier« kennt, zugute kommen. Welsen unä kein Lnäe. ' (Von unserem Berliner S - Mitarbeiter.) Wer hätte im Mat de» Hochzeitlichen Vergnügen» am deutschen Kaistrhof, al» die Fürsten der Mächtigsten Völker den Brautzug der Prinzessin Viktoria Luis« bildet«» und der ergraute Erbe welfischen Hasse» -um «Ken Mal nach Berlin kam, daran denken können, daß un» di« Welfenftag« noch einen Winter de» Mißvergnügen» bereiten werde? Di» Etappen, die dies« Angelegenheit in nun ungefähr drei Mo naten zurückgelegt hat, find kämm mehr zu übersehen, so gin gen Stimmung und Urteil her und -in. Im Mai Won MW so wett erledigt, daß an einer Thronbesiegung de» jung«» Paare» nicht mehr gezweifelt werden konnte. Mer von Juli an ungefähr setzte wieder eine Welfenagitation ein, dt« alle bisherigen Aeuherungen der Niederfachfentreu« überbot und nahe daran war, durch di« Reden der heftigsten Welftn- führer und da» Schweigen de» Welfenhofe» sich zu einer Reichsblamage auszuwachsen. Ist dem jetzt ein Riegel vor geschoben? E» liegt auf jeden Fall wieder einmal ein« offiziös« Aeußerung vor, in deren Autorschaft sich der Prinz Ernst August und der Reichskanzler teilen. Darin heißt e», daß di, von verschiedensten Setten unternommenen Versuch-, die unter Berufung auf den Fahneneid ab gegebenen Erklärungen de» Prinzen zu mißdeuten, in schar fem Gegensatz zu der Auffassung de» Prinzen selbst stehen. Daß der Prinz vielmehr da» im Fahneneid liegende Ver sprechen für immer für bindend halt«, auch wenn «r Bundesfürst geworden sei, was sich für einen solchen wisse recht bedeutende Garantien: Bor allem darf sie au» keinem Grunde die Annahme und Beförderung von Sendun gen ablehnen, sofern sie vorschriftsmäßig gepackt, adressiert re. stnd. Wichtig ist die» besonder» für politische ZeitungenI Die Post kann sich weder weigern, ifie zu versenden, noch darf fie.etwa von bestimmten Blättern, die ihr oder der Regierung unangenehm stnd, höhere Gebühren verlangen, um auf diese Weis« ihre Verbreitung zu erschweren und «inzuschränken. Eine wettere wichtige Garantie besteht darin, daß das Briefgeheimnis vom Staate für unverletzlich erklärt worden ist. Es bestehen allerdings hiervon einige Ausnah men, die aber im Interesse der Rechtspflege, insbesondere für di« Aufdeckung von Verbrechen und -um Schutze der Kon. kurigläuLiger notwendig stnd. Im übrigen jedoch darf di« Post, da» heißt ihre Beamten, weder Briefe oder Pakete öff nen, noch Mitteilungen an andere darüber machen, von wem und an wen Sendungen anlamaten und wa» offene Karten enthielten. Privatpersonen M andererseit», wie bekannt, da» unbefugte Oeffnen von Briefen verboten und wird be straft. Ein Oeffnen au» Versehen ist natürlich straflos. Schließlich übernimmt die Post eine bestimmte Haf. »ung, wenn Wertbriefe oder Pakets verloren gehen oder beschädigt werden, oder wenn durch Verzögerung der Beförde rung Vie Sendung verdorben oder wertlos geworden ist. Bei Einschreibsendungen haftet di« Post nur, wenn st« verloren gchsn, nicht auch, wenn st« nur beschädigt werden. Gehen vollend» gewöhnliche «riefe oder Postkarten verloren, so hastet die Post überhaupt nicht. Ebenso entfällt jeder An spruch auf Ersatz, wenn man selbst am Verlust schuld hakte, indem man vielleicht falsch oder ungenau adressierte oder schlecht verpackte, oder wenn Naturereignisse, zum Beispiel Schneeftürm«, Glutwellen, Dammbrüche, den Verderb herbei, führten. Eine gewisse Vorsicht ist bet Annahme von Paketen anzuratenl Wenn nämlich da« Picket äußerlich unverletzt erscheint, so haftet die Post nicht Mr Verlust von Sachen au» dem Paket. Daß aber da» Paket unverletzt war, wird vermutet, wenn es von dem betreffenden Empfänger ange» Unser Verkehr mit äer Post. vachd.ua aard-ch». Wenn es auch hin und wieder vorkommt, daß wir un über die Bummelei der Post etwa» aufregen, so müssen wir doch offen eingestehen, daß wir mit unserer deutschen Post heute recht zufrieden sein können; st« stellt ein durchaus brauchbares Verkehrsmittel dar: sie ist billig, pünktlich und schnell! Dank dieser guten Eigenschaften haben wir uns so sehr an ihre Hilfe, ihre Vermittelung gewöhnt, daß wir gar nicht fühlen, welchem Zwange wir hierbei eigentlich unterworfen sind, E» besteht nämlich ein Monopol Mr die Post, da» stL im sogenannten Postzwang un» gegenüber zeigt. Danach ist es weniger unser gute» EtaatSbürgvrrecht, als vielmehr unsere Untertanenpflicht, un» der Post tn gsw-is- fer Hinsicht anzuvertrvuen; es ist gesetzlich bestimmt, daß alle Briefe und politischen, mehr al» einmal wöchentlich «fchei- nendon Zeitungen der Post zur Beförderung übergeben wer den müssen; P r t v a t a n st a l t e n zur Beförderung der er wähnte.: Sachen stnd einfach verboten. VovauSfetzung Mr der Post-wang ist selbstverständlich, daß am AbferÄe- und Empfangsort« «ine Postanstalt besteht und außerdem die Versendung gegen Entgelt geschieht. Wenn sich also ein Men- schenfteund da» Vergnügen machen wollte, di« Briefschaf ten seiner Mitmenschen unentgeltlich zu befördern, so könnte die Post nicht» dagegen machen, also — worauf «»ft» immer hinaurkommt — ihn wicht bestrafen. Um indessen zu vermeiden, daß der Zwang der Post veckehvchtndernd wirke, ist eine Beförderung von Briefen auch ohne Benutzung der Post dann gestattet, wie sie durch Eilboten in der Weise ge scheht, daß dieser nur von einem Absender geschickt wird und nur dessen Sachen besorgt, also besonder» unterwegs keine an dere., Briese zur Beförderung anntmmt. Politische Zeitun gen sind innerhalb eine» Umkreise» von zwei Meilen — vom Ursprung»ort gerechnet — «am Post-wang befreit. Diesem Rechte, diesem Monopol gegenüber bietet aber di« Post ge- nommen wurde, ohne Laß er eine Verlchung der Verpackung — zerschnittenen Bindfaden — bemängelte. Wenn man also merkt, daß au» einem Paket unterwegs etwa» herau-aenmn- men wurde, und nun von der Post Ersatz verlangt, so mutz man ihr erst nachweisen, daß die Sendung beim Empfang ver- letzt war. Und das ist bekanntlich immer eine ^schwierige Geschichte, oft einfach unmöglich. Es ist deshalb besser, isich jede» Paker beim Empfang anzusShen und etwaige Verletz ungen in der Verpackung dem betreffenden Postbeamten zu -eigen. Wie hoch beläuft sich der Ersatz, den die Post zahlt? Maßgebend ist in erster Linie die Wertangabe, welche d!e Sendung trug; die darin enckaltene Summe wird ersetzt. G» ist jedoch möglich, daß die Wertangabe den tatsächlichen Wett überstieg; kann die Post die» Nachweisen, so wird nur der tatsächliche Wett ersetzt. Stellt sich aber gar heraus, daß >dis höhere Wertangabe den Zweck hatte, die Post zu betrü gen, so setzt es statt irgendwelchen Ersatzes — Strafe wegen Betrüge». Bei Packeten ohne Wertangabe vergütet die Post den nachgewiesenen Schaden, jedoch nicht mehr al» drei Mark Mr das Pfund. Mr verloren« Einschreibesendungen wird ohne weitere» eine bestimmte Summe — -L Mark — al» Ersatz gezahlt. Hat man irgendeinen Anspruch gegen die Post erlangt, so muß man ihn binnen sech» Wochen seit Emp fang der Sendung erheben. Unter Umständen, insbesondere in Krtegsgffcchr, kann die Post jeglich« Haftung ablehmen. doch fällt damit zugleich der Postzwang weg; man kann also in solchen Fällen für seine Sendungen Verkehrsmittel be nutzen, di« mchr S cherheit oder sonstige Vorteile gegenüber der Post einem -u. bieten scheinen. Die auf Verletzung der PostgSsetze lautenden Strafen setzen sich tn der Siegel au» dem Mehrfachen de» betreffenden Porto» zusammen. So hat der, welcher dem Postzwang entgegen Sendung»» »er- schickt «der befördert, da» vierfach« Porto -u zahlen, minde- sten» jedoch drei Mack. Dasselbe gilt Mr den Fall, daß man sich Mr «ine portopflichtige Sache einer Bezeichnung Le- dienst, di« sie portofrei macht oder wenigsten» dir» Porto