Volltext Seite (XML)
s. Jahrgang. Mzriger für öas erzgebirgr ALLÄW« mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: /wer Sonntagsblatt. fiuOr"!«u«ö,^f»«?« Aprechldmö« See tteookckv« mit ^UOnahme -«V Sonntag« nachmittags 4-- Uh». — Celegeamm-ftzeest« t Togetlack sineerzgedirg«. tzienftzeech«« gg» Ä»Ä^»«!»«üm>2!» Et>» nnvilanat »Ina-lanüt» ManoskeinM kann WonUld« nicht a»l»ill»t nnetNn. Nr. 2SS. für ««»»»langt »ingisanSt» Maooskript» kann Ausäh« «icht g»l»ist»t w»»-««. Montag» 3. November 1913. Diese Nummer umfaßt 8 Selten. Das Wichtigste vom Tage. Herzog Ernst August versichert in e nein Regie- rungspatent, daß er allezeit die ihm al» deutschen Bundesfürsten auferlegten Verpflicht tungen erfüllen werde, ferner hat er eine A in - nestie erlassen/) * In Südtirol erfolgte dieBerhaftungeinesAn- a rchisten , der der Tei'nahme an einem Komplott gegen Kaiser Franz Josef verdäch igt ist. Ineinzelnen russischenD strikten soll nach Pe tcr^burger Meldungen eine P r o b e m o b i l > s a t i ängeordnct wo de > s 'in * In Italien wurde» gestern mite" g öfter Bc el i, ' S t i ch w a h l e n z u m P a r' a in e n t vergen »ue ' * Don der Bagdadbahn wird di: Z w e i g l i ii l e, de von Toprakkale nachdem Hasen Alexa:- drette führt,eröffnet. D« gesamte im Det. e befindliche Strecke der Bagdadbahn be ragt d inn nahe zu 7 0 0 ,Kilometer. * Bo» tii-kiftlftr Seite wird bestritten, daß in den gr' e - ch i sch - t ü r I: sche n Verhandlungen, die in A then geführt werden,' bisher etwas Endgült ges festgesetzt worden sei. *) -i VILHn«! fleh« an anderer »teNe. Nmer'ki cor Ira Europa. '«r Die mexikanische Tragikomödie berührt ein Welt« prob'em ersten Ranges. Darin liegt ihre Bedeutung. Sonst würde man den Vorgängen bei diesem nur halb zivilisierten Vo'k des mittelamerikan scheu Andengebftge» feine große Wichügkeit beizumessen brauchen. Von Amerika ging einst e n ungeheurer bedeutsamer Anstoß für d e Fortentwicklung der Menschheit aus: hier wurden zuerst die Menschenrechte proklamiert, als sich die tapferen Kolonisten, mit einem Washington, einem Franklin u. a. an der Spitze vom eng« lischon Absolutismus lossagten. So kam es zur Gründung der ersten modernen Republik; so kam es zur großen franzö- fischen Revolution» die direkt und indirekt durch das ameri. kan.sche Beispiel in Fluß gebracht wurde; so kam es zu der Umgestaltung ganz Europas durch die neuen demokratischen Ideen. Es liegt eine gewaltige Propagandakraift in jener alten Forderung der Menschenrechte. Sie ist so voll stolzen Bewußtseins der Menschenbeglückung, so voll der idealisti schen lleberzeugung göttlichen Berufensein», daß sie keine andern Rechte neben sich mehr anerkennen zu müssen glaubt. Es liegt eine ähnliche weitumspannende Tendenz in ihr. wie in der Lehre von der Mein seligmachenden Kraft der mittelalterlichen Kirche. Was letztere Mr jene Welt verhieß, das wollten die Apostel der Menschenrechte schon dieser Welt Nm Sankt Hubertustag. Skizze von Sophie Freiin Sterna. * Nachdruck verboten. Den ganzen Tag über hatte die Sonne unermüdlich ver sucht, die dichten, regenschweren Wolken zu durchbrechen, doch sie, die schon so oft als Sieger n aus solchem Kampfe hervorgegangen, mußte heute einsehen, daß ihre Bemühun gen vergeblich sein würden, beleidigt kehrte sie der Welt den Rücken. Darauf aber hatte nur der feine, nebelarttge Staub, regen gewartet; sein feuchter Atem, der alles scheinbar kosend in weiche, silbrige Schleier hüllte und trotzdem auf die Dauer tief zu durchnässen vermochte, wandelte sich jetzt rasch in klare Tropfen, die, wenn auch noch vereinzelt, so doch bald in großer Regelmäßigkeit herunterzufallen drohten. Die bei den Offizier«, die trotz des unfreundlichen Wetter» im lang samen Tempo den schmalen Waldweg heraufgeritten kamen, ließen ihre Pferde jetzt schneller ausgreifen, al» sie di« Ehaussee erreicht hatten. Heute war es wirklich kein Genuß, das Terrain zur Hubertusjagd aussuchen zu müssen! Leut nant von Waldstein sprach es murrend und wischte sich mit dem Handschuh einen Regentropfen von der Nase. Und mög licherweise, wenn das Wetter anhält, war unsere Mühe über haupt umsonst. Das Reiten auf diesem glitschigen, aufge- weichten Terrain ist kompletter Wahnsinn; ich dächte, wir sollten noch von dem Unglück im vorigen Jahre genug haben. — E ne Bewegung seine» bis dahin völlig schweigsamen Be gleiter» ließ ihn aufschauen. Ach so — hm — richtig — es war ja dessen bester Freund gewesen, der damal» bei der Jagd so furchtbar ums Leben kam. Ihm schwebte schon eine Entschuldigung auf den Lippen, da fiel ihm der andere in» War*: Der Gedanke an unsere letzte Hubertusjagd will auch mir heute »icht au» dem Gedächtnis weichen, besonder», wenn -ringen. Und aller Widerstand gegen ihre wohlmeinende Beglückumgsarbeit schien auch ihnen Ketzerei. Bon solchen Gesichtspunkten aus Muß man da» Verhalten der Vereinig- ten Staaten gegenüber MexiIozu begreifen suchen. Nur von solchen Gesichtspunkten au» erklärt sich dann auch ihr eigentümliches Verhältnis zu den europäischen Staaten, d e an der mexikanischen Entwicklung gleichfalls interessiert sind. Der PräsiVentWilsonhat kürzlich eine Rede gehal ten — es war in Philadelphia, jenem Ausgangspunkt der alten amerikanischen Freiheitsbewegung — worin er vor den Studenten da» Andenken Willi am Penns feierte. Schon rein äußerlich di« Anknüpfung an die große freiheitliche Ver gangenheit Amerikas! In d eser Rede führte er dann aus, daß das Programm der Vereinigten Staaten immer gewesen sei und auch heute noch bleiben müste, für die bedrohte Frei heit des Menschengesch'echts e ngutreten. Es sei das Ideal jedes rechten Amerikaners, daß es nirgends mohr aufder Welt unfreie M e n sche n giibe, die sich >i»e Negie'ung gefallen lasten müßten, welche nicht auf hier Zustimmung beruhe. Fast wörtl ch stammt diese For- mulierung aus der Unabhängigkeitserklärung von 1776. Was man aber dama's nur für den Bereich der eignen Ko lonie beanspruchte, da» will man nun auch Mr die ganze Menschhe t erreichen helfen oder wenigsten», solange man über sie noch keine Kontrollsähigkeit besitzt, wenigstens auf dem gesamten amerikanischen Kontinent. Hier stocken die idealen Wurzeln der Monroe-Doktrin. Sie ist da» Gegen- stück zu jener Tendenz der französischen Revolution, ganz Europa mit der Einführung republikanischer Verfassungen zu beglücken. Der französische Versuch ist gescheitert, Europa hat ein« Mannigfaltigkeit der politischen Existenzformen bewahrt. W rd der amerikanische Versuch, einen ganzen und noch viel größeren Kontinent politisch ei-nförm'g etnzurichten, bester gelingen? Wilson hat ja ohne Zweifel recht: die Hände de» jetzigen mexikanischenPräsidentensind mit Blut befleckt. Da» Verfahren bei seiner Wahl ist nur eine Farce. Von einer entscheidenden Aeußerwng de» Lftlkswillens kann man gewiß nicht reden. Trotzdem aber wird man fragen müssen, wieweit jene idealistischen Gründe Wilsons tatsäch lich auch politisches Gewicht beanspruchen dürfen? Gerolde im Gegensatz zu den rein utopisch abstrakten Illusionen der französischen Revolutionszeit hat ja das letztvergangene Jahrhundert auch die Bedeutung historisch nationaler Ent wicklungsstufen recht ins Licht treten lasten. Man kann Völker ebenso wenig ohne weitere» gleich machen, wie die einzelnen Menschen. Was deM einen auf dieser Entwick- lungsstuft recht ist, entspricht längst noch nicht dem andern auf jener Stuft HnMexiko erscheinen zunächst einmal dauernd geordnete Zustände erforderlich, die einer politischen Ent wicklung und Erziehung erst als Grundlage dienen können. Wollen die Amerikaner solche Zustände schaffen, wollen sie vor allem die hierzu unbedingt nötigen schweren Opfer brin gen, da» heißt di« Mühen und Gefahren einer militärischen ExÄution auf sich nehmen, dann würde unzweifelhaft die Geschichte später ihre mexikanische Politik ebenso sanktionie ren, wie sie die italienische in Tripolis oder die französische in Marokko stationiert. Die Ethik geht in der Politik nur soweit, als eben wirklich Ernst und Macht hinter ihr sicht, von seiner benachbarten Lage abgesehen hat aber Amerika ich wie jetzt dort drüben das rote Dach de» alten Herren- Hauses durch die Bäume schimmern sehe. Wr die beiden Damen war es doch am furchtbarsten. In der Tat, entsetz lich für die junge, glückliche Braut, sie soll es noch immer nicht überwunden Haben. Hauptmann von Brandl hielt plötzlich sein Pferd an. Ein tiefer Seufzer hob se ne Brust bei den letzten Worten seines jüngeren Kameraden. Zu ihrer rechten Sette Mhrte ein gut gehaltener Privatweg durch einen kleinen Park auf das Gutshau» zu. Ich möchte eigentlich, wenn es Ihnen recht ist, dort einmal vorsprechen, um mich nach dem Befinden der Damen zu erkundigen, und dann nach kurzem Zögern : wollen Sie mich nicht . . . Danke gehorsamst, Herr Hauptmann, selbst wenn ich gern wollte, könnte ich iÄ« nicht dorthin be gleiten, da mich der Dienst in einer Stunde wieder in di« Kasern« ruft und ich vorher noch gern einiges erledigen möchte. — Na: dann will ich Sie nicht aufhalten. Hatte das nicht förmlich erleichtert geklungen? Auf Wiedersehen! Zwei Hände hoben sich grüßend zum Mützenrand, und schon lenkte Leutnant v. Waldstein seinen Braunen auf den Som merweg der Ehaussee, wo ihn alsbald ein schlanker Trab den Blicken de» Zurückbleibenden entzog. Da» leichte Wiehern seiner Rappstute weckte diesen aus seinen- Sinnen und mit einem: Hast recht, Aste, 's ist kein Wetter zum Träumen, bog er in den schmalen Parkweg ein, um nach wenigen Mi nuten vor der Rampe des Herrenhauses zu halten. Sein Kommen mußte bemerkt worden sein, denn ehe er noch Zeit gehabt hatte, sich vom Sattel zu schwingen, kam ihm der alte Diener entgegen, mit jenem fröhlichen Willkommen aus den Lippen, wie es langjährige, mit den Gewohnheiten de. Häuft» vertraute Leute gern gesehenen Gästen gegen über zuweilen zu haben pflegen. Frau Baronin nehmen den Tee im grünen Zimmer — ich werde sofort melden gehen —- '_:'.d wir nach sekundenlangem Desin-wn — fast wie «In lei- sonst gar kein Vorrecht vor den europäischen Nationen in der Beeinflussung der mexikanischen Politik. Wenn sich die letz tere nsür die Herstellung eine, einigermaßen haltbaren Zu standes in Mexiko einsetzen, so haben auch sie daMij ein wichtiges Rocht auf ihrer Seit«, selbst wenn dieser gegen- wärtige Zustand noch nicht Men Idealen einer freiheitlichen Verfassung entspricht. Weni ger verlangen, das Wenige aber mit Energie verfolgen, ist mehr wert, al» viel verlangen, aber dieses Viele lediglich in schönen Warten zum AuStmick bringen. Handelt es sich auch nur um sogenannte Imponde rabilien, so weiß man doch, daß auch sie nicht zu unterschätzen sind. Europa hätte allen Grund, dem mittelamerikanischen Wirrwarr gegenüber einmal ebenso ein harmonisches Kon zert herzustellen, wie ihm das erfreulicherweift gegenüber den Balkanwirren gelungen ist. Einem geschlossenen Kulturwillen Europas gegenüber wird schließlich auch die heilig gehaltene Monroedoktrin der Amerikaner weichen wüsten. Unter den heutigen, die ganze Welt um spannenden, engen Wirtschaft»- und Verkehrsverhältnisten st es ein Unding, wenn Amerika seinen Kontinent glaubt ohne Rücksicht auf die übrige Welt etnrichten zu können. Es ist weder Anmaßung noch Rückständigkeit, wenn auch Europa seine Ansprüche gegenüber amerikanischen- Entwicklungen anmeldet. Auch den schönsten Abstraktionen gegenüber wer den schließlich doch immer di« realen historischen Mächte ihr Recht behalten. !.!!:!! Dem Hanäwerk muß geholfen weräen. (Von unserem Berliner «Mitarbeiter.) Gründlichkeit ist immer gut. Ganz besonder» bei der Vorbereitung gesetzgeberischer Arbeiten. Met gerade hier kann man sich manchmal nicht de» Eindruck» erwehren, daß die Gründlichkeit etwas allzu weit getrieben wird. Nicht immer! Wir haben ja gerade in der Gesetzgebung de, Rei che» in den letzten Jahren genügend Beispiele von Drempeln erlebt, bet denen die Schnellfabrikation von Gesetzen soweit getrieben wurde, daß später in der Anwendung und Hand habung di« größten Schwierigkeiten entstanden sodaß man sich zu nachträglichen Korrekturen oder gar tzu schleuniger Wiederaufhebung (beim Reichswertzuwachssteuergesetz) ent- Wietzen mußte. Aber wenn es sich um sogenannte Mittel, stardsgesetze handelte, war noch immer da» Gegenteil von Eilfertigkeit Regel. Besonder» di«geplante neue Hand- werkornovelle scheint au» dem Stadium der Vorberei tung gar nicht herauszukommen. Nachdem erst im Juni dieses Jahres eine vom Staatssekretär de» Innern einberu- fene Konferenz von Vertretern des deutschen Handwerks- und Gewerbekammertages mit dem Zentralausschuh der ver einigten Jnnungsverbände Deutschlands und Spezialisten der Reichs- und Staatsrogierungen getagt hat, sind jetzt für den November gleich wieder zwei neue Handwerkerkonfe- renzen geplant. Am 18. November soll der im Juni nicht eingeladene Verband der GewerbSoerein«, die freie Organisation des Handwerks und Gewerbe», mit den Vertretern der Reichsregierung und der größeren Bundes staaten die verschiedenen Handwerkerforderungen noch ein mal durchsprechen. Und am 17. November werden wieder ser Vorwurf — Herr Hauptmann waren so lange nicht hier. — Ein flüchtiges Lächeln huschte über Herrn von Brandts meist ernstes Antlitz, wahrend er sich mit Hilfe des Dieners bemühte, seine feuchten Kleider abzulegen. Haben Sie mich vermißt, Franz? fragte er, und es schien, als ob sich das Leuchten in seinen Augen vertiefte, na, nun gehen Sie und sehen Sie nach, ob Ihre Herrinnen ebenso denken, wie Sie. Er wußte ja nur zu genau, wer ihn hier in diesem Hause vermißte, ihn wie einen Sohn stets mit liebender Freude begrüßt« und doch nicht so empfangen konnte, da da» Herz der einzigen Tochter noch immer in Trauer um den verlore nen Geliebten bebte. Gr war sein Freund-'gewesen, nun wohl, und er hatte ihm neidlos das Glück, diese« schöne, stolze Mädchen besitzen zu können, gegönnt, war zu frohen Stunden mit ihm hier ein und ausgegangen, und ihr lustiges Lachen hatte oft hell durch die hohen Räume, den weiten Park ge schallt, und nie war ihm der Gedanke gekommen, da» zu be- gehren, was dem anderen mühelos zugefallen war, aber jetzt — seit das Schicksal alles so ander» gäeitet, seit Eva Rosin« da» Lachen verlernt und Leid und Trauer in diese Mauern etngezogen — war es da unrecht, wenn er versuchen wollte, sie von neuem dem Leben zuzuführen, dem Leben an seiner Seite. — Allmählich, aber immer deutlicher war ihm sein« tiefe Liebe zu Gva Rosine klar geworden; er hatte ihren Schmerz geehrt, sich zurückgehalten, um durch seinen Anblick in ihr keine trüben Erinnerungen zu wecken, hoffend, daß die alle» lindernde Zeit auch hier ihren Einfluß nicht ver sagen würde, bi» er sehen mußte, dcch da» «inst so über- mütige, lebensfrohe, junge Geschöpf, gleichgültig gegen alles, vollkommen teilnahmlos dahinlebte, Lis ihn eine Mutter rief, die die Sorge um ihr Kind dazu getrieben. Der Teekessel summte ganz leise. Er und da» blau«, zuckend« Spiritusflämmchen waren scheinbar das einzig Le bend« in diesem stillen, r-m Schatten alter Bäume dunklen