Volltext Seite (XML)
Anzeiger für öas Erzgebirge mtt -er wöchentlichen Unterhaltunssbeklaser Mer Sonntagsblatt, «pwchftnnbe ö« «ebaktt«, mit Mwnahaw -e» «»«nag» uachmittag» - Uh,. — Leiegeamm-st»«^)», Lagetlett MmiggMkg«. tzanchMh« «. NNWmjL Ä«W! Iü» uavnlaagl «tng»f«ww Mayuskeftt» kann Veiväh» nicht geleistet amb«. /luer Tageblatt »..«»»»„«», »«» »m« W> gp g»t»»tt»NO»I»I»i N» AMD» Nr. 256. Diese Nummer Umsicht 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. DefeterlicheEröffnungdessächsischenLand- tages findet am 18. November im Thronsaale Le» Königlichen Schlosses statt. » Da»Herzogspaar zu Braunschweig und Lüne burg hielt gestern seinen feierlichen Einzug in Braunschweig/) * Die bayrische Kammer der Reichsräte hat heute, Dienstagvormittag, das Gesetz über die Beendi - gungder Regentschaft einstimmig ange nommen. * Der Großherzog von Mecklenburg-Streittz hat das Rücktrtrtsgesuch de» Staatsministers Bossard abgelehnt. Di« gegenteilige Meldung hat sich al» irrig herausgestellt. * Die Verhandlungen zwischen Serbien und Montenegro über die Grenzlinie haben zu einem endgülligenAbkommen geführt. 1 SU--r«« ft«-, a» andern »lill«. Das Geheimnis von gentralafrika. Ueber da» Thema der deutsch.englischen Borst itndigungsoerhandlun'g«n hüllt sich unsre Regierung in tiefste» Schweigen. Da» ist rine»t«Il» ver- stündlich, weil ein vorzeit ge» Dretnreden der Oeffentlichkrlt den Gang der Verhandlungen empfindlich stören könnte. Andererseits ist es aber auch kein erhebende» Schauspiel für un», fortgesetzt in der ausländtschen Presse Nachrichten zu finden, die darauf hindeuten, daß man im Auslande über die» und jenes der Verhandlungen zweifellos wohl unter, richtet ist. Daher kann auch di« deutsche Presse an diesen Dingen nicht mehr stillschweigend vorübergehen, denn wenn wir erst warten, bi» di« Verhandlungen abgeschlossen sind, dann wird es, wie schon so ost, so auch -t«r zu spät sein. In der neuesten Nummer der Nattonalli-eralen Blätter Le. schäftigt sich Arthur Diz mit dem Thema. Bekanntlich soll es istch um Abmachungen über Zentralafrika Handeln. Bi» heute find wir ja in dem Glauben erhalten worden, daß durch die an die deutsch-englischen anzuschliehenden deutsch-belgischen und deutsch-portugiesischen Verhandlungen letzten Endes ein geschlossene» deutsche» Kolonialreich zu stande kommen werde, das Kamerun, Deutsch-Güdwest. und Deutsch-Ostafrika miteinander in Verbindung bringt. Dazu haben offiziöse Federn das Wort geprägt: Mittelafrika deutsch! Dieses Wort bezeichnet Dix al» ein Schl ag. wort, als Vorspiegelung falscher Tatsachen, insofern es den Glauben an ein einheitlich geschlossene» deutsch-afrikanische» Zukunftsreich erweckt. Davon kann aber angesichts der er. Dienstag» 4. November 1913. heb'ichen britischen Querstriche kein« Rede sein. Im An. schlutz daran aber erhebt der Verfasser di« Frage: Welch« Rolle ist denn schließlich Deutsch-Ostafrika zug « dacht? und er führt dazu au»: Wohl hören w r von einer zentralafrikanischen Quer. Verbindung Boma—Daressalam; aber wir hören zugleich nicht nur, daß England an eine Abtretung von Sansibar gar nicht denkt, sondern auch, daß es sich anfchickt, seine Kap. Katro. Bahn zu vollenden, und wissen de» weiteren, daß seit längerer Z«it englischesKapttalstchauffäl- lig für deutsch.ostafrikanische Unterneh. mungeninteressiert. Bis vor kurzem hat die deut sche Regierung den englischen Kap-Kairo-Plänen ja beharr, lich ihren Widerstand entgegengesetzt. Sie hat nicht nur die L nienfiihrung durch deutsch« » Gebiet abgeschlagen, son dern, auch die Abtretung eines Landstreifens vom belgischen Kongostaat an England für den Zweck diese» Gahnbaues verhindert. Erst vor ganz wenigen Wochen hörte man Plötz, lich in einer »ffziöftn Berliner Verlautbarung, daß wir heute gar keinen Grund mehr hätten, un» gegen di« Voll endung der Kap-Kairo^vahn zu sträuben; daß dies« im Gegen eil jetzt auch unseren eigenen mittelafrikanischen ver. kehrsinteressen nützlich sein würd«. Nun ist aber doch wahr- lich sonnenklar, dcch dl« Schaffung einer nur schmalen ver- bindung zw scheu dem großen britischen Besitz in Nord» und in Südafrika nicht« wär«, al» di« den Appetit reizend« vor. speise. Deutsch-Ostafrika wär« auf dies« We se in der Tat etngeschnürt, und England bekäme geradezu mit Na- turnotwendigkeit «in«n gewaltigen Anreiz, dem großen End- ziele «ntgeg«nzusteuern: den Indischen Ozean mit all seinen Ufern zu einem britisch«» M««r« zumach«n. G» hält in seiner Hand ja bereit» gang Austra- lten und da» ganz« an den Indischen Ozean, angrenzend« Südasien. Sowohl in Hint«rtndt«n wie an der persischen und an der arabischen Küste hat «» seinen Einfluß immer weiter ««rvollständtgt. Der Jnselbesitz der politisch gegen, über England ohnmächtigen Niederlande wirkt nicht sonder, lich störend. Störend aber wirken die Fehlstellen an der ost« afrikanischen Este und im Jnselbereich de» ihr nächstgeleg«. nen Teil«» de» Indischen Ozean». War zunächst dies« Inseln anbetrifft, so wird Frank- reich für sein Teil jederzeit gern erbötig sein, Madagaskar und di« Nachbarinseln einzutauschen gegen englischen Kolo, nialbefitz an der Atlantischen Küste Afrika, zweck» Abrun dung sein«» nordwestafrikanischen Kolonialreiche», dessen geschlossener Vereinheitlichung e» sein ganze» machtpolitische» Streben widmet. England verfügt dort ja über genug Au», tauschobjekte, auch wenn « den Unterlauf de» Niger und Benue natürlich wird in seiner Hand behalten wollen. Da» portugiesische Mozambique macht England natürlich kein« Sorge, da «» in portugiesischen Angelegenheiten ja in «tnem sehr erheblichen Grade von Ueberlegenheit befinden kann. Ein Schönheitsfehler bleibt da» italienisch« Somaliland, dessen man brittschersetts ohnehin zur Vevvoll- ständigung der Einkreisung Abessiniens bedarf, vielleicht wtid man Italien dafür tm Hinterlande von Tripoli» ab- zufinden vermögen. Dann aber kommt der eigentliche Pfahl im Fleische: Deutsch.Ostafrika. Ist es denkbar, daß s. Jahrgang. die brttsche Weltmacht fich de» Appetit» auf Deutsch-Ostafrika ->l erwehren vermochte, wenn st« Nicht nur di» übrigen Küsten de» Indischen Ozean» in ihrer Hand hat, sondern auch tm Hinterlande dieser Küstengebiete ihr« großen Eisenbahn» plän« verwirklicht hat: vom Kap bi» Kairo, von Port Said über Basra und durch Südperfien Li» Kalkutta und darüber hinaus? — Da» mutz jedem, der in einigermaßen «roßen Zügen weltpolitisch zu denken vermag, einfach unmöglich er scheinen. Der Indische Ozean mit all seinen Küsten «l» «in Britische» Meer ist «in zweifellos offensichtliche» Endziel Lai. tischer Weltmachtstellung. Mr sehen heute englische» Kapi- tal in starkem Umfange nach Deutsch-Ostafrika hineinströmen, Hören von unseren Offiziösen, daß man gegen di« Vollendung der Kap-Kairo-Bahn im Rücken DeutschOstasrika» nicht» einzuwenden habe, und vernehmen endlich, daß «ine Ab tretung des britischen Sansibar im Angesicht Deutsch «Ost afrikas mit keinem Worte zur Erörterung kommen könnt«. Das alle» find Symptome, an denen wir nicht vorbei gchen dürfen, und deshalb erhebt Diz -um Schluß die Frage: I st LieRegi«runginderLag«,mit derselben Bündig- keit, mit der sie die Einbeziehung einer Abtretung Sanst. Lar» in die deutsch, englischen Verhandlungen dementiert hat, fest zu stellen, dabwederü-erein «»ver kauf Deutsch-Ostafrika» noch an eine all mähliche Umgestaltung dieser Kolonie -» «tner britischen Interessensphäre »«»han delt worden ist? In IIum In Imin doli IiM «I In Imqli Mini» »Ile Ii Innlcksch. lGigener Bericht de» Auer Tageblatt»».) vraunschweii» S. November. Zum Einzug d«» neuen -erzog» und d«r Herzogin hat die alte Welfenstadt «in festliche» Gewand angelegt. Beson der» di« Etntzugsstrahen bieten «in Bild voller Farbe. Leber- all Fahnen und Girlanden. All« Hotel», Logierhäuser und Gasthöfe sind überfüllt, der Fremdenzustrom ist gewaltig und unter den Ausländern bemerkt man besonder» häufig die Engländer. Für die Fenster der Häuser, die an der Ein- zugsstraße liegen, wurden kaum glaublich hohe Mietpreis« gefordert. So brachte «in kleiner Balkon di« Summe von 1400 Mark, die ein Angehöriger de» alten welfentreuen Adel» dafür aNlegte, um den Sohn seine» alten König» an dessen Etnzvgstage recht genau zu sehen. Die Braun schweiger trugen Bivatbänder in blau und gelb und hin und wieder sah man >— was früher ganz unmöglich für Braun- schweig war — die fchwarz-weiße Preutzenfahne als Ehrung für dis Kaisertochter, die Braunschweig» Herzogin geworden. Um 12 Uhr 87 Minuten lief der. Sonderzug mit dem Herzogspaahe «in. Der Bahnhofsplatz war nur mit allergrößter Müh« von den immer wieder fich vordrängenden Menschenmassen freizuhalten. Unter brausenden Hochrufen und unter dem Geläut der Glocken von allen Türmen der Stadt verließ da» Paar den Zug. Während der neue Herzog auf den Bahn- Hofsplatz hinausschritt, blieb die Herzogin unter der Tür de» Dankbarkeit. Humoreske von Nein-old vrtmann. Nachdruck »rrdairn Daß iihr Mann etwa» ganz Besondere» auf dem Herzen habe, hatte Frau Lissy natürlich auf dem ersten D'ick ge- sehen, und es gehörte glücklicherweise nicht zu den Gepflogen- heilen in ihrer Ehe, daß der Gatte vor der Gattin «in Ge- hetmni« hegen durfte. Innerhalb der ersten fünf Minuten war es heraus. Bon dem alten Prokuristen seine» Oheim», den er zufällig auf der Straß« getroffen hatte, hatte Paul «r- fahren, daß Onkel Robert in den nächsten Tagen auf ein lünfundzwanzigjähriges Bestehen seiner Firma zurückblicken könne, und in seiner Seele war der Plan gereift, den Onkel an diesem Jubiläumstage durch einen Beweis seiner Liebe und Dankbarkeit zu «rfreuen: Herr Meiner» hat mir zwar gesagt, daß Onkel Robert durchaus kein Aufheben» von dem Geschäftojubiläum zu machen wünsche, und daß kein Mensch etwas davon erfahren solle; aber ich meine, daß die U«bev- raschung gerade deshalb um so freudiger sein wird, wenn wir un» ganz unvermutet mit irgendeinem Angebinde al» Gra- tulonten «instellen. Daß wir es ihm schuldig find, nach all dem Guten, was wir von ihm erfahren haben -- da» ist doch wohl auch deine Meinung, Maust? Ja, es war auch Mau. st» Meinung, und st« war sogar ganz Feuer und Flamm« für die Idee. Da» tst ein« Gelegenheit, die wir nächt ung«. nützt vorübergehen lassen dürfen, erkürt« st« mit Herzerfreuen, der Bestimmtheit, er soll sehen, daß wir sein« oft bewiesen« Güte und Freigebigkeit nach Verdienst zu würdigen wissen. Auf da» Geld darf es un» diesmal witklich nicht ankom men, Schatzil Und ich weih auch schon, wa, wir ihm schon- ken: die wundervolle Kamtngarnitur au» Goldbronze und Berliner Porzellan, di« un» neulich Lei Heimerdinger so gut gefallen hat. Paul wurde etwa» bedenklich: Aber hast du auch überlegt, Maust, daß die Garnitur vierhundert Mark kosten sollte? — Mit den Leiden dazu gehörigen Vasen ja. Aber d e kann man ja fortlassen. Die Uhr und di« beiden Kandelaber läßt uns Heimerdinger, wie er mir gesagt hat, für zwethundertundfünfzig Mark. Das war zwar immer noch eine hohe Summe; aber nachdem Mauste einmal «klärt hatte, daß es in diesem bo- sonderen Fall auch da» Geld nicht ankommen dürft, war Paul» Zustimmung so gut wie selbstverständlich. Und es war ihm ja auch in Wahrheit ein Herzensbedürfnis, dem gut«n Onkel Robert sein« Dankbarkeit rocht greifbar an den Tag zu legen. Frau Lissy bestand darauf, daß man schon am nächsten Nachmittag zu Heimerdinger gehe, um da» Jubi- läumsgeschenk zu kaufen; und daß « ihrer Beredsamkeit ge lang, noch fünfundzwanzig Mart von dem Preise abzuhan deln, bedeutete gewiß keine Verkleinerung der höchstwni- gen Opferwilligkeit, die ihr Paul in der Stille seine» Her. zen» hoch an rechnete. Gr war der Meinung, daß man dem Onkel da» Geschenk vom Geschäft au» anonym zuschicken und ihn «rst ein Weilchen auf di« Person der Geb« raten lassen solle; aber davon wollte Maust nicht» wissen. So was macht man mit ein« Schauspielerin, «klärte sie, aber nicht mit einem alten Herrn, der Sinn für Rührung und Feier lichkeit hat. Da» Geschenk würde für ihn die Hälfte sein« Wert« verlieren, w-nn wir «» ihm nicht persönlich über reichten. Mit Blumen und mit einer passenden Ansprache. Oder noch besftr mit einigen passenden Versen, di« unser kl« in er Vutzi aufsagt. Schicken Sie die Garnitur, bitt«, noch heut« in unser« Wohnung, Herr Heimerdinger! Da» war also abgemacht, und al» Paul an diesem Abend au» dem Kontor nach Häuft kam, führt« ihn Frau Lissy mit strahlen, dem Antlitz in den Salon, wo auf dem,Kaminfi m» di« schöne zwischen den beiden Kandelabern im Licht« der Wachskerzen prangte. Wie? fragte « überrascht, du hast di« Sachen ausgepackt. Natürlich! Man muß doch sehen, wie sie sich in einem bewohnten Raum« ausnehmen. Herrlich — nicht wahr? Der ganze Salon hat mit einem Male ein anderes, festliche» Aussehen bekommen. Das ließ fich aller, dings nicht leugnen; aber Paul war doch etwas beunruhigt. Kunstgegenstände aus Porzellan find so zerbrechlich, meinte er, wenn wir sie nur richtig wieder einpacken können! — Ach, da» ist doch Nebensache. Wenn du istcht ein ft ungalan ter Bär märst, hättest du mir zuerst ein Kompliment über den Geschmack gemacht, mit dem ich das Präsent Mr deinen Onkel ausgesucht habe. So wie bet un» werden die Sachen in seinem langweiligen, altmodischen Garyonlogi» freilich nicht wirken. Fandest du »nicht, daß sie aussehen, al» ob sie eigens Mr unsere Einrichtung angefertigt worden wären? Sie hatte zwei Sessel an den Kamin gerückt, und Paul mußte ihr gegenüber Platz nehmen, um di« Garnitur in all ihrer Herrlichkeit auf sich wirken zu lassen. Sehr schön! sagt« er, Oiäel Robert wird ganz gewiß eine riesige Freude daran haben. Aber wollen wir die Kerzen jetzt nicht lieber wie- der auslSschen? — Laß fie doch noch «in -ihchen brennen. Nachher müssen wir ohnehin frisch« auiffetzen. Natürlich wird dein Onkel fich riesig freuen. Es wär« ja «radezu un- «hört, wenn er'» nicht tÄe. Denn auf «in ft fürstliche» Ge- schenk konnte er am Ende doch nicht gefaßt sein. — Nun, wa, da» betrifft, Mausi — wir dürft» «ihm ni« und ntm- mer vergessen, daß « mir da» Geld zur Begründung mein« Geschäft« gegeben hat, und daß wir also unftren bescheld«. nen Wohlstand ihm allein zu danken haben. — So? Ich dacht«, du zahltest ihm Zinsen Mr da» Darlehen. — Lum pige drei Prozent. — Einerlei. Geld, da» man auf Zinsen au»l«iht, ist doch kein Geschenk, Mr da» man sich au» lauter Dankbarkeit schier zerreißen müßte. Und dann -7 in erster Linie verdanken wir nnft-m bchheidenon Wohlstand doch / . ' ...