Volltext Seite (XML)
ANN, MI» /HlsOKKHMU VVk» UNV «S»«» »»«M»»,«»«still,», s,»l« »U»v»st«ost»lH» »»» 0rt»strL,,, «Utz«««« »«still»»»»« ,»<»,,»». §MG Mzeiger M -as ErMbirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsbla«, e . «^ «"» —Ep„chstm,»» »er «eSakNon mit siusnahm, S»r «»nntag» nachmlaag, 4-S Uhr. - L»l,gramm.ft»r»ss,, Lagibla« MMMw-e. ftn,sp»«ch« «. für unverlangt rlogrfan-t, Maoustrlp» kann Bewäh» nicht gvleistvt ««»«. fluer Tageblatt Nr. 2SS. Donaerslag» S. November 1913. S. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Pirinzregent LudwigvonBayern hat in einer PrÄlamation die Regentschaft für beendet erklärt und als König Ludwig III. den bay rischen Th ron bestiegen/) Das Urteil im Krupp-Prozeß wird voraussichtlich am Sonnabend. Abend gefällt werden. * Gestern wurde das russisch, chinesisch« Abkommen über dieäußereMongoleiunterzeichne t/) * Die Ernennung des bisherigen deutschen Gesandten in Sofia v. Below-Saleske -um deutschen E «- sandteninBrüsselist gestern a m t l i ch bekannt- gegeben worden. » Der Pariser Reise des russischen Ministerpräsidenten Kokowzow wird von französischer Seite höchste Wichtigkeit betgemessen. * PräsidentMilson kündigte für den Fall, daß Huerta nicht unvs-züglich zurlliktritt, ein Ultimatum und strengereMaßnahmen an. -> 'llährie, »ehe an anderer Slell«. Nönig Luäwig III. Die Königsproklatnat on in München ist gestern in feierlicher Form vollzogen worden. Dl» Proklamation König Ludwig» HI. erklärt: Bayerns Kerrscherhau» und Volk empfinden!se t mehr al» 27 Jahren mit ttefer Betrüb, ni», daß Könitz Otlo durch schwer« Krankheit an der Re» gierung verhinderst ist Znd daß die Art de» Leidens jede Mögl chkelt einer Reg ernng ausschlicht. Die Este Sorg« um des Lande» Wohl bestimmt uns zu desm schweren Ent. schluß, aus Grund der Verfassung die Regentschaft für de» endigt und den Thron für erledigt zu erklären. Mr haben daher al» König de Regierung de» Lande» angetrelten. Die Bayern haben nun wieder einen «König, der nicht nur den Königstitel führt, der auch alle Aufgaben sei« ner königlichen Würde zu lösen fähig ist. Und wie wir auch gleich hinzufügen wollen: auch bereit ist, die Pflichten gegen sein Volk treulich zu erfüllen. Schon al» junger Prinz hat König Ludwig regen Anteil an allen Fragen des öffentlichen Lebens genommen. Sein Interesse wandte sich frühzeitig wirtschaftlichen Fragen zu. Er hat nicht nur die juristischen und staatswissenschaftlichen Kollegs gehört, die im allgemei nen das Universitätsstudium deutscher Fürstensöhn« aus» machen, er hörte auch Vorlesungen auf der technischen Hoch, schule und gewann dadurch Einblicke in die Grundlagen des modernen wirtschaftlichen Lebens, wie sie unter Fürsten nicht gar so häufig anzutresfen waren. Schon in sehr jungen Jah ren entwickelte Pr nz Ludwig eine Selbständigkeit in sei. nem politischen Denken und Handeln die ebenfalls in fürst lichen Kreisen nur selten anzutreffen ist. Gr hiett im Re chs- at, in den er mit seiner Grotzjährigke tserklärung eingetre- ten, nicht zurück mit feinet Meinung, mochte sie auch im Gegensatz zu der der Reg erung stehen. So tadelte er 1870 die Versai ller V« rträge, die die Bedingungen für Bayerns Eintritt in das Deutsche Reich festsetzten, und stimmte nur deshalb zu, weil sonst ohne Anschluß an das Reich Bayern isoliert worden wäre. Ein eifriger Verfechter der bundesstaatlichen Rechte Bayerns ist er seitdem immer, dar geblieben. Man wird sich noch erinnern, welches Auf. sehen es erregte, als der Bayernprinz, da er zur Krönung des Zaren Nikolaus II. in Moskau we lte, dort öffentlich dagegen Verwahrung einlegt«, daß «in ungeschickter Feist redner von dem Prinzen Heinrich von Preutzen und den in seine- Gefolgschaft ersch enenen deutschen Fürsten redete. Und einige Jahre später, da der Prinz tief ver stimmt war über die preußische Kanalpolitik, fel das Wort, dah man dagegen protestieren müsse, a's ob es «ine Gnade sei, Laß Bayern zum Reiche gehöre,- und der Prinz fordert«, daß die Bayern nicht als mindere Brüder, sondern al» volle Brüder angesehen würden. Gewiß, da waren sehr scharf« Worte und selbst wer weiß, wie Lud. wtg III. zeitlebens di« HebungderSchiffahrtund den Ausbau der Kanäle al» eine Lebensfrage für Bayern angesehen hat, möchte manche» Lieser Worte unge» sprachen wünschen. Aber trotzdem wäre es verkehrt, im ihm den Vertreter eine, engherzigen bayerischen Patttkulart*- mu» zu sehen. Wer etwa dächte, di« Treugelöbnisse zu Kai ser und Reich, der Preis und da» Lob deutscher Einheit und Einigkeit, wie Ludwig sie so oft fand, zuletzt noch Lei dem Katserjubtläum und der Kehlheimer Jahrhundertfeier, seien nur schöne Worte, zu denen eben der Prinz gleichsam als deutscher Fürst verpflichtet gewesen sei, der beurteilt da» Wesen de» neuen Bayerntönig» falsch. Ein Mann, der so wenig mit der Meinung zurückhält, die er für die richtige hält, wie der dritte Ludwig, ist nicht geschaffen für Phrasen. Wenn er in seinen Reden eine ganz ungewöhnliche Wärm« deutschvaterländischen Empfinden» entwickelt, so entspringt das innerer Neberzeugung. Diese offene Art des Prinzen, sich zu geben, hat in Bayern auch die Bsvölkerungskretfe für sich gewonnen, die sonst mit de» Prinzen politischen und vor allem religiösen Anschauungen keineswegs überetnstimmen oder die gar auf «prinzipiell antimonarchischen Standpunkt stehen. Al» er 1906 im bayerischen Reichsrat das Reichstagswahlrecht als da» beste Barometer, um die Volksstimmung zu erkennen, pries, da erhob ihnAugustBebelzum deutschen Volks- kaiser. Nun, der verstorbene Sozialistenführer liebte ja immer die Extreme und man wird seinem Urteil nicht allzu hohen Wett beimessen dürfen. Jedenfalls aber hat sich Lud wig IN. in dem Bayernvolke, da» ein bürgerliches, im ge wissen Sinne demokratische» Auftreten an seinem Fürsten liebt, in den langen Jahren, da er Prinz war, ein Maß von Vertrauen erworben, das ihm sicherlich über mancherlei Schwierigkeiten, die sich seiner Thronbesteigung entgegen- stellten, Hinweghaff. Mit dem Bayernvoffe sieht aber das ganze deutsche Volk der König-Herrschaft de» Mannes mit frohem Vertrauen entgegen, der in Kehlheim seine Wünsche 'ür Deutschland» Zukunft zusammenfaßte in dem GelSbwi»: Einsetzen des besten Können» für da» Blühen und Gedeihen der engeren und we teren Heimat, festes Zusammenstehen zu Kaiser und Reich. Frankreichs Sorgen. X Am 4. November sind der französische Senat und di» Deputiertenkammer zu ihrer neuen Tagung zusammengttre» ton. Dortzulande ist es üblich, obwohl kein« Thronrede wie in den monarchischen Ländern den Anknüpfungspunkt gibt, die Verhandlungen nach der Sommerpause mit einem G oß. reinemachen zu eröffnen, einer allgemeinen Debatte über di« Politik, d e das Ministerium, besonders während der Ferien, getrieben hat. Landesüblich ist es auch zu prophezeien, daß aus solchen Auseinandersetzungen «in Sturz de» je» veil g regierenden Kabinett» hervorgehen werde. Aber da solche Weissagungen wohl öfter nicht eingetroffen al» einge» troffen sind, so sehen Frankreichs Regierer diesen kritischen Tagen keineswegs mit außerordentlicher Aufregung, ent» gegen. Im ganzen gilt für die französische innere Politik derselbe Grundsatz wie für die Meteorologie: daß die plötzlich auftretenden Gewitter die schwersten sind, d e am längsten vorher drohenden die ungefährlichsten. Freilich ist gerade dieses Mal die Lage de» amtenden und darum 1 Woche auf den Moquier-Stuhl gelangenden Kabinetts Bar» thou wirklich nicht gerade rosig. Es rächt sich nun doch, dah es das Beispiel v. Bethmann Hollweg» nicht ganz nachgeahmt hat: auf eine Durchberatung auch der Deckungsfragen für die Erweiterung de» Hoereskon- tingente» zu bestehen. Ss ist immer ein Vorteil, wir Deut- scheu haben «s schon 1906 wie 1909 gesehen, di« Pensen! steuer» politischer Arbeiten vor den großen Ferien aufgearbeitet und sich in seinen Wählerversammlungen durch di« Spieß ruten der Opposition bereits durchgekämpst zu haben, wenn die neue Tagung beginnt — als, wie ein schlechter Wirt schafter, im neuen Jahr nach den Mitteln zu suchen, mit denen man di« zur Weihnachtsbrscherung angelegten Schul» den decken will. Da« Gesetz über di« Wiedereinführung der dreijährigen Dienstzeit hatte man durchgedrückt, «he sich im Sommer die Watten des Palais Bourbon schlossen: woher die Milliarden nehmen und nicht stehlen, mit der Frage hatte man sich in der heißen Zeit die Köpfe nicht beschweren wol len, sie vielmehr lieber bis zum Winter vertagt. Und über die Aufschieberei steigt man jetzt mit schweren Sorgen unter aschgrauem Herbsthtmmel in die Novembettagung, während die deutschen Kollegen noch drei Wochen in Ruhe Hirsche und Fasanen schießen dürfen und dann -um halben Spaß und zur bloßen Abwechslung in aller Gemütlichkeit wieder ein bißchen parlamentarisch^ Leben spielen! Also gar zwei Milliarden soll das französische Riesen defizit für 1914 groh sein, noch mehr al» doppelt so hoch wie unsere deutschen'Mehrausgaben, die wir mit einer in drei Jahren aufzubringenden Milliarde Wehrbeitrag uckd mit 200 Million«» ordentlicher neuer Steuern gut gemacht haben. Ntoäerne Glaäiatoren. (Nachdruck «rd°l«n ) In diesen Vorwinter lichen Tagen geht es auf den deut- schen Fußballplätzen heiß her. Di- Kämpfe um die Meisterschaften der Liga wenden ausgefochten, und manch Tropfen Schweißes muß rinnen, ehe das siegreiche Tor ver Elfer, oder Achtermannschatt gestoßen ist. Der Fußballsporr ist in Deutschland zu hoher Blüte gelangt, und allerorten mühen sich Vereine, es den Engländern in diesem Spiel gletchzutun, die es seit langen Jahren darin zur Meisterschaft gebracht und es nach dem Kontinent verpflanzt haben. Mit Freude ist es zu begrüßen, daß da» deutsch« Fußballspiel durch strenge Reglementierung sich von den Ausschreitungen fern gehalten hat, zu dem gerade dieses Spiel nur zu lttcht den Anlaß geben kann. In Deutschland wird von allen Ver. einen, die auf ihr Renomee halten, ein faires Spiel geübt, die Gewandtheit entscheidet, nicht die rohe Kraft. Gewalt gegen-den Gegner — Umrennen, Fußstöhe gegen die Beine usw. —, um sich de» Balle» zu bemächtigen, sind strengsten» verpönt. Es kommen denn jetzt auch, abgesehen von unbe rechenbaren Zufällen, auf deutschen Sportplätzen sehr wenig Verwundungen beim Fußballspiel vor. Auch inEngland ist das Spiel so fair wie möglich, ander» aber sieht es mit dem Fußball inAmerika aus. Der Fußball, wte er dort betrieben wird, ist ohne Zweifel am heftigsten, aufregend sten und gefährlichsten in der ganzen Welt. Tadelnde Kri tiker vergleichen ihn mit den Dladiatorenfpielen de» alten Rom». Und unzweifelhaft hat dieser vergleich eine gewiss« Berechtigung, wenn er natürlich auch etwa» übettr« bt. Man muß einem der großen Wettkampfe -eigewohnt haben, die sich alljährlich zwischen den amerikanischen Universitäten ab. spielen, um sich «inen Begriff von dem dortigen Fußball, spott in seiner grenzenlosen Entwickelung machen. Lin« ungeheuere Zuschauermenge, die bisweilen 80 000 Personen übersteigt, strömt zu dem aufregenden Schauspiel zusammen. Die Plätze werden sehr teuer bezahlt. E» gibt Sitzplätze, für die rchne Zögern 10 Dollar bezahlt werden und mehr. Der Enthusiasmus der Menge ist unbeschreiblich Da» Spiel dauert über zwei Stunden, und während der ganzen Zeit er tönen aus den Rethen der Zuschauer wilde Schreie, und die vielen Tausende machen einen Höllenlärm mit allen mög lichen Arten von Radauinstrumenten, Trompeten, Flöten, We fen und Sirenen. Die Spieler aber nehmen die Sache so ernst, daß es häufig zu einem wirklichen Gefecht um den Ball kommt, so daß man allmählich dazu überging, «ine förmliche Rüstung für sie zu schaffen, die sie wenigsten» einigermaßen vor Verwundungen schützen soll. Der Spieler trägt eine ärmellose Jacke au» einem rohen und schweren Stoif. Sie geht bt» zur Taille und und ist auf der Brust verschnürt. Von einem Verschluß durch Knöpfe sieht man bet allen zur Ausrüstung eine» Fußballspieler» gehörenden Kleidungsstücken ab. Kein Knopf würde den Anforderun gen an Haltbarkeit genügen, und säß, er auch noch so fest. Die Beinkleider der Spieler sind von demselben festen Stoff wie die Jacken und kräftig gefüttert. Was aber den Spieler zu einer so grotesken Erscheinung macht, dah ihm fast alle» Menschliche genommen wird, ist die Ko Pfrüstung. Fast durchweg trägt ein amerikanischer Foot-aller auf dem Kopf eine Lederkappe, die auf» Haar einem Kochtopf gleicht. Auch über dir Ohren werden große Ltderklappen geschnallt, die sich nach vorn weit übet di« Schläfen und «inen großen Teil der Backen «strecken. Dis Nase steckt in einem unförmigen Gummifutteval, da» am un tern End« siebartig durchlöchert ist, um die Atmung zu er» möglichen. Schulter und Schlüsselbein sind gleichfalls durch L«dervanzerung geschützt, eLenso die Kni«, während Fuß» gelenken und Knöcheln mit sorgfältig gearbeiteten Schnür- si-nmvf-n Halt und Sicherheit grgeoen wird. Da» Spiel wird, wie bereits gesagt, mit wilder Heftigkeit betrieben, di« keine Ruhe kennt. Die Aufregung läßt auch nicht einen Augenblick nach. Wenn einem -Spieler ein Unglück wider- fährt oder er ohnmächtig vom Kampfplatz getragen wird — unmittelbar darauf hat ein Reseroemann seine Stelle ein genommen, und ohne Unterbrechung tobt das Spiel weiter, stürzt sich die eine Partei auf die ander«, mit unzähmbarer Energie. Wer zum «rstenmal solch ein Spiel sieht, wundert sich, daß «in Spieler, mag er auch in seiner Rüstung stecken, einen einzigen Angriff unversehrt überstehen kann, geschweige denn da» ganze Spiel. An der Größe der Gefahr, der sich die Kämpfer aussetzen, gemessen, ist die Zahl der Un fälle immer noch verhältnismäßig gering zu nennen. To. - desopfer fordert der Fußballsport in Amerika allerdings ß jedes Lahr in erschreckender Menge. Aber die Eingeweihten behaupten, daß dann meist ungenügende Vorbereitung oder Mängel in der Ausrüstung des Spieler» an dem traurigen Ausgang schuld gewesen seien. Auf jeden Fall wird aber auch durch dies« Einschränkung die Gefährlichkeit de» Spiels eher betont als bestritten. Auch sie zeigt, doch die so grotesk wirkende Rüstung dfr Spieler keine Aefserei ist, sondern durch ernste Notwendigkeit gefordert wird. Am meisten ist natürlich der Kopf bedroht. E» ist nichts ungewöhnliches, daß trotz de» Lederschutzes einem Spieler in der Hitze de» Gefechtes ein Ohr abgerissen wird, und Brüche de» Nasen bein», auch wenn es im Eummtfutteral steckt, gehören zu den Alltäglichkeiten des Fußball». In dem Getümmel, da» sich um den Ball entsvtnnt, gibt es auch, trotz aller Vorsichtsmaß regeln, nur zu häufig Knochen- und Rippenbrüche, mag die Jacke noch so dick gefüttert und die Lederrüstung noch so fest sein. Wenn di« modernen Fuhballgladiatoren in Amerika die Arena betreten, so müssen sie auf ernste Gefährdung ihrer Gliedmaßen «Len gefaßt sein. ^.rwlu StolpwLuu.