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-7: > für ««»erlangt eingefonöt» Manuskript» kau« Gewähr nicht geleistet «er-rn. »Ihm»» 0»N«llun,«a ,at,,,«!>. /luer Tageblatt Anzeiger für -as Erzgebirge MßiMW mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. WÄZzW be,«r UN» Nu»,ad,tz«u»>>. f»»i« SprechstunS» »er Ke-attion mit sluenahm» Ser Sonntag» nachmittag» 4—s Uhr. — Lelegramm-stSreff», Lageblast stoeerzgebirg». Zernfdrecher 5S. W'N» t'e stuse-»» »«, u»t EN»Pr»e»» ea» «,»«»»« M»nunäpku^m»ÄÜ<h Nr. 2SS. Diese Nummer umfaßt 1L Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Di« Zweit« Kammer des sächsischen Land tages nahm gestern den Gesetzentwurf über die vor läufig« Erhebung der Steuern und Ab gaben im Jahre 1914 an.*) * In Berlin wurde eine internationale Gesell schaft zur wissenschaftlichen Sexualfor- sbung gegründet. > , * Die füdböhmischen Lehrer wollen, um eine Ge haltserhöhung du-chzusetzen, die passive R e - sistenz anwenden. , o Der russische Ministerpräsident Kokowzow ist in Berlin eingetrosfen und hat mit dem Reichskanzler von Bethmann Hollweg eine längere Unterredung gehabt. * Das italienische Geschwader ist in Rhodosan gelangt. Ende November wird im östlichen Mittel meer ein Zusammentreffen französischer und e n g- lischer Kriegsschiffe stattfinden.*) * König Ferdinand von Dulgarientraf gestern in «Koburg ein und wohnte inkognito am Grabe seiner Eltern einem Gottesdienst« bei. -l Nühkre« siehe an anderer Stelle. Cine äeutsch-türkische Hochschule Der Gedanke, auf dem friedlichen Wege der Schul- gründungm ebenso friedliche wirtschaftliche Eroberungen zu machen, ist vielleicht mehr als manches ander« Mittel geeig net, blutige Auseinandersetzungen zwischen den Völkern ein zuschränken. Jedenfalls kommt ein solches geistiges Wett- rüsten der Menschheit besser zugute. Daß Deutschland dies« Schulgründungeu im Auslande allmählich auch schätzen l«rnt, ist erfreulich. Ein Beweis für diesen Fortschritt zur Er- kenntnis, der uns leider später gekommen ist, wie den kon kurrierenden Engländern und Franzosen, ist die bevor stehende Gründung einer deutsch-türkischen Hoch schule in Adana. Der Mann, der unermüdlich für die Idee solcher Schulgründungen aus türkischem Boden gear beitet hat, ist der bekannte Dr. Ernst Jäckh, der die Türkei und ihre führenden Männer au» mehreren Studien reisen in eigener Anschauung kennen gelernt hat. Wir er innern nur an seine Schilderung des albanischen Ausstandes und an sein Buch vom aufsteigenden Halbmond. Es gab eine kurze Zeit im Beginne des Balkankriege», daß man den Titel dieses Jäckhschen Buche» für eine miß glückte Prophezeiung anzusehen geneigt war. Da schien «s Der Weg zur Sühne. Eine Bußtagsgeschichte von Käte Subowski. <N-L»>rn-k ) Der geniale Baumeister Hiller» lieh, während der alte Architekt Melm» noch einmal über den empörenden Vorfall redete, die zierliche Reißzange unruhig auf und zu klap pen. Nun wollen wir uns endlich damit abfinden, Melm», sagte er dabei. Aber der langjährige Mitarbeiter zeigte keine Neigung zum Schweigen. Er begann von neuem: Sie haben den Fritz Bender» von jeher zu gut behandelt, Herr Bau- meister. Die anderen Lehrlinge mußten auch noch das -weite Jahr im Bureau arbeiten. Der Gernegroß aber durfte be reits in Museen herumlaufen und sich ein Urteil über alle Bauten großer Meister gestatten. —> Sie wissen ganz gut, Melms, welch ein starkes stürmende» Talent in dem Zwanzig, jährigen steckte. — Herr Baumeister, wir haben wohl alle ein- mal kühne Pläne gezeichnet und un» nachher doch mit einem kleinen, engen Hüttchen begnügt. — Mag sein, datz es bei den meisten so gewesen ist. Ich glaube aber nicht, daß er es in der Eng« aushalt«n wird. Denken Sie nur an seinen Borentwurf zu dem neuen Rathaus. Großartig war der. Natürlich hafteten ihm die Fehler der Unerfahrenheit an. Aber im ganzen 'war er ein Meisterwerk. — Darum durfte er doch nicht das kostbare Werk entwenden, da» Si« hier ,ur Ansicht und allgemeinen Belehrung Ihren Untergebenen «in« Woche hindurch gütigst zur Verfügung stellten. Auf dem klu gen Gesicht de» Baumeister» zeigte sich ein« Falte de» Un- mutes: Weil er das nicht durste, ist er ja auch bestraft wor- den. Mit zwei Wochen Gefängnis, sagten Sie vorher, nicht wahr? Der Siebzigjährige nickte zufrieden: Jawohl, Herr Baumeister. Ich war bei der Gerichtsverhandlung anwesend, um nachher den jungen Leuten di« gange Geschichte recht «in- Dienstag» iS. November 1913. mit dem Halbmond Won so gut wie zu Ende zu sein. Da bekam die deutsche Regierung von mancher Seite Vorwürfe zu hören, daß sie auf die türkische Karte zu viel gesetzt habe oder daß sie zu wenig getan habe, um ihre großen türki schen Interessen rechtzeitig zu schützen. Nachdem sich das Kriegsglück noch in letzter Stunde zugunsten der Türkei wandte, und jetzt das Gewitter auf länger hinaus wieder verzogen ist, treten auch diese Vorwürfe mehr und mehr zu rück. Man sieht, daß im Grunde genommen doch so ziemlich allesbeimAlten geblieben ist, zumal was die euro- päischen Interessen in Kleinasien betrifft. Der alt« Wettkampf der Großmächte auf diesem Boden geht konsequent weiter. Auch Deutschland setzt den Ausbau seiner kleinasia- tischen Kulturbestrebungen fott und di« Hochschule von Adana wi-d e i n wichtige» Glied in diesem Bauwerk sein. Eine besonder« Schwierigkeit für den Plan liegt darin, überhaupt türkische Studenten zu finden, die für eine deut sche Hochschule reif find. Man muß sich solche Studenten unter dm jungen Türken selbst erst heranziehen. Das soll durch besondere Vorberettungsschulen geschehen. Besonder» wichtig ist die Ausbreitung deutscher Sprachkenntnisse. Hiermit allein ist aber auch schon eine Kulturtat von Bedeutung für die deutsche Politik ge leistet. Engländer und Franzosen haben'» in Kleinasien vielfach nur deshalb so leicht gehabt, die Stimmung der Be völkerung für ihre Interessen gegen die Deutschen mobil zu machen, weil sie durch Schulen und Zeitungen ihre Sprache bereits besser verbreitet haben. Wir Deutschen müssen uns anstrengen, den Vorsprung der andern einzuholen. Das schöne Unternehmen der Bagdadbahn kann ja für uns auch nur dann vollen Gewinn bringen, wenn es nach allen Sei ten hin auf deutsche Sympathien und wirtschaftliche Be- Ziehungen in der kleinasiatischen Bevölkerung gestützt ist. Die Stadr Ad ana ist ein ganz besonders glücklich gewähl ter Punkt für da» Einsetzen des Hebels. Liegt doch diese bedeutende Stadt, die von jeher in der kleinasiatischen Ge schichte eine Rolle spielte, in der Nähe des bekannten Tarsus am Ausgang der Tauruspäss«, wo heute auch die Bagdad- bahn au» den Bergen herauSkommt. Mit Tarsus und dem Meer ist Adana durch Eisenbahn und den schiffbaren Seihun verbunden. Won Adana aus geht die Dahn östlich weiter nach dem Euphrat, südlich durch Palästina nach dem Njemen. Ist die Bahn Lis zu diesen Endzielen einmal ausgebaut, wird Adana erst zur vollen Blüte kommen. Die Bevölke rung ist größtenteils armenisch und gerade bei den Arme niermetzeleien hat die Stadt eine traurige Berühmtheit er langt. Die Armenier sind aber fleißig und geschäftlich tüch tig. Ihr Christentum bringt sie gleichfalls der europäischen Zivilisattonsarbeit näher. Schon jetzt ist Deutschland an dem Baumwollhandel in Adana hervorragend beteiligt. Das ergibt einen guten Anknüpfungspunkt für die Schulgrlln- düng, wie umgekehrt dies« dem deutschenHandel wie- d«r neue Interessenten gewinnen wird. Das ganze Gebiet um Adana Herum ist fruchtbar und wertvoll, Baumwolle und Getreide, Wein und Obst gedeihen vorzüglich. Nimmt die deutsche Schule auf diese Lebensinteressen der Bewohner und des Landes entsprechende Rücksicht, wird sie sich besonderen Dank erwerben. So können wir den Anfang der neuen dringlich schildern zu können. Es ist gut, wenn sie genau wissen, daß solch ein Streich einfach die ganz«- Laufbahn ver nichtet. Hiller» stand so heftig aui, dcch der r«ichgeschnitzte Stuhl wankte und schließlich mit einem lauten Gchwlter zu Boden fiel. Sind die Pläne für den Herrn Ministerialdi rektor zur Einsicht bereit? fragte er kurz und scharf. Da knickte der alte Melms ein wenig zusammen und begriff end lich, daß sein Brotherr diese Unterredung zu beenden wünscht«. Baumeister Hiller» hatte in der Tat das Gespräch sei ne» ältesten, ihm sonst unentbehrlichen Beamten nicht mehr ertragen können. Jetzt saß er mit geneigtem 'Kopfe über ei ner Zeichnung, al» verfolge er aufmerksam jeden ihrer Um risse, und er dachte doch lediglich an das. was vor Wochen bei ihm geschehen war. Fritz Bender» hatte gestohlen. Ihn bestohlen! Als Erklärung gab er an, daß er, berauscht von der Schönheit der Zeichnungen, unter einem Zwange gehan delt habe. Da» ganze Personal de» Hillerschen Bureau» wußte davon. Darum mußte das Vergehen unerbittlich be straft werden. Den Jungen mußt« «ine Warnung für ihr ganzes Leben erteilt, den Alten der hier waltende strenge Geist der Zucht wiederum -um Bewußtsein gebracht wer den. Baumeister Hiller» war für all«, die jemals mit ihm zu tun gehabt, da» Vorbild der strengsten und unerbittlichsten Ehrenhaftigkeit. Er hätte Millionen anhäufen können, wäre er nicht gar so ängstlich und nobel gewesen. Jetzt besaß er nur «inen großen, soliden Reichtum und mehr Aufträge, als er tzu erfüllen imstande war. Dafür aber glänzte auch über ihm und jedem Weg, den er schritt, da» fleckenlose Schild de» Ehrenmannes. Warum erblaßte Baumeister» Hillers in dieser Stunde und stöhnte auf? Er dachte an «ine dunkle Stunde, die am Anfang dieses reinen, tüchtigen Leben» lag — Al» Siebzehnjähriger hatte er eiNst aus dem Privat zimmer sein«» freundlichen Lehrherrn einen Zwanzigmark. s. Zahrgsng. Schulgründung, der in diesen Tagen gemacht werden soll, mit freudiger Hoffnung begrüßen u. denen, die ihn finanziell ermöglichen, worunter besonders mehrere Frankfurter Geld geber, auch im Namen der Nation Dank sagen. Rüstungskosten unä Privatgewinn (Von unserem Berliner - Mitarbeiter.) Di« parlamentarische Kommission, die nach dem Wunsche des Reichstages einberufen war, um Klarheit zu schaffen über das Verhältnis der Kriegs- und Marine- Verwaltung zu der Pr iv at Industrie, hat sich bereits wie der vertagt. Man will der Regierung Zeit geben, um die Erhebungen und Feststellungen vorzunehmen, die zur Beant- wor'ung einer Reihe von Fragen nötig sind, die von Kom- missionsmitgliede n an die Heeresverwaltung gerichtet wur den. Der Zweck der «Kommission ist, in erster Linie ein« V e rbi lltgungder Kosten unserer Rüstungen zu errei chen. Sie will feststellen, ob nicht die Privatfirmen, die an den Nüstungslieferungen beteiligt sind, allzu hohe Preise nehmen, weiter ob es Mittel gebe, auf die Gestaltung dieser Preise mäßigend einzuwirken öder ob es sich nicht überhaupt empfehle, die Lieferung des Rüstungsmaterials in eigene R.gie zu nehmen und so billiger zu liefern. Die Fragen richten sich dementsprechend auf den Gewinn der Rüstungs firmen, wie er sich in den Dividenden ausdrückt, und aus die Preise der Rüstungslieferungen. Eine Frage richtet sich auch darauf, inwieweit einige hervorragende Firmen für Rüstungslieferungen an Konzernen beteiligt seien. Damit ist auch ein Moment berührt, das für dielPr ei sbi ld ung von großer Bedeutung ist. Denn stehen gewisse Firmen in engeren Beziehungen zu einander, so können sie eher dem Staate die Preise vorschreiben, als wenn sie mit einander konkurrieren, und Heeresverwaltung wie Volksvertretung haben alles Interesse daran, über den Umfang preissteigern der Konzernbildungen sich genau zu unterrichten. Ferner soll nach einem Wunsche aus der Kommission heraus ermittelt werden, in welchem Umfange landwirtschaftliche Produzenten oder ihre Organisationen und der Mit telstand an den Nüstungslieferungen beteiligt sind. Der oder die Fragesteller — über ihre Anzahl gibt der «Kommis- stonsbericht keine Auskunft — wollen damit der Landwirt schaft und dem Handwerk dienen. Die Klagen, daß durch den Zwischenhandel der Gewinn der Produzenten ge schmälert und die Preise verteuert wurden und daß der Ge winn nur großen Firmen zugute kam, ist nicht neu. Sie kehren fast regelmäßig im Reichstag wieder; und erst vor kurzem gingen durch die Presse sehr auffällige Mitteilungen über die sorglose Art, wie die Heeresverwaltung bei dem Ankauf von Remonten sich von den Händlern die Preise vor schreiben ließe, und diese Mitteilungen wurden nur sehr un genügend in Abrede gestellt. Was aber die Berücksichtigung der kleineren und mitt leren Geschäftsleute angeht, so ist unserer Meinung nach mit Vergebung von Lieferungen an solche Firmen keines- wegs alles getan, um dem Mittelstand zu helfen. Dazu ist vor «allem auch nötig, daß die Heeresverwaltung bei der Vergebung der Lieferungen nicht Bedingungen stellt, die es schein entwendet, der lose, vom Zugwind hin und her getrie- Len, aus dessen Schreibtisch gelegen hatte. Freilich war der Verlust bemerkt worden. Aber der Verdacht fiel nicht auf ihn. Es wurde einfach totgeschwiegen. Warum war er da- mal» zum Diebe geworden? Nicht der Hunger nach dem Schönsten und Größten in der Kunst hatte ihn dazu gemacht, sondern die leibliche Begier, sich einmal nach Herzenslust zu sättigen. Der Vermund hielt den Elternlosen sehr knapp, und die Hausstau kochte billig. Später freilich hatte eine heiße Scham zuweilen dem Gereiften die Lippen öffnen wollen. Aus «Klugheit aber schwieg er weiter und gelobte sich, durch ein Leben der Reinheit zu sühnen, was er verbrach. So war er in dieser Beziehung nicht nur an sich selbst zum un erbittlichen Richter geworden, sondern er verlangte auch von allen, die unter ihm schafften, daß sie makellos dastan den. Was aber wäre wohl aus ihm geworden, hätte damals eine ernsthafte Untersuchung stattgefunden, die ihn als Dieb kennzeichnete? Er wäre untergegangen. Wochen, wie Fritz Bender» sie hinter sich haben mußte, wären ihm zu schwer ge worden. Der junge Mensch aber mußte sie tragen! Si« wur den ihm einfach auferlegt, und dis Verachtung der Nebenmen- schen noch dazu. Baumeister Hillers erhob sich und trat an da» geöffnete Fenster. Da» war nun einmal nicht ander». Er am wenigsten konnte das ändern. Was ging ihn überhaupt jener Gefallen« an? Er hatte hundertfach gesühnt, was «r einst gefehlt, hatte tausendfach wiedergegeben, wa» er ent wand, Tränen getrocknet, wo immer er sie fliehen sah. Er war ohne Wtmperzucken den Weg zur Sühne vorwärts ge schritten, so daß er jetzt in Wahrheit, auch vor sich, rein und erhaben dastand. Mochte Fritz Benders sehen, wie er sich zurecht fand. Er konnte ihm nicht helfen, durfte nicht ein fach die Lehren seine» ganzen, schweren Leben» fortwerstn, um einmal seinem Herzen zu folgen. E» mußte für seine Leute kalt und scharf ein Exempel statuiert werden. Jetzt