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I" > "E /luer Tageblatt /inzeiger Mr öas Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage r Iuer Sonntagsblatt. «prechssm,»» S»r ttt-akti»« mit -tuenahm» -»» «enntag, nachmlltage 4—» Uh». — L»l»gramm-fi-rfls», Lagttlack fw»e»-giSd>». Jewstz—chw «. für onverlaogl «t«g»fan-t» Manuskript» kann VnvShr nicht geleistet »»»-»«. Nr. 7. Sonnabenä» 10. Zanuar 1914. 9. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 10 Setten. »ußorde« «egt bas Mhtstitige illustchmw «m»ta^«att »al. Das Wichtigste vom Tage. Au» Zatwm tzkvezoß wurdo» Oberst von Reuter und Loatuaut Schad b«td« frotgespuoche».*) Der Lraunfchwoitztfch» StaatSmintster vr. Hartwieg ist gestern gfftorben.*) Kölschen den D-reibundmächten herrscht über dl« Znselsrag« tm Aegätschen Meer vvll'ge U eb«r ei »stimm» ng.*) * König Carol von Rumänien i''' nn e n schweren Erkältung erkran.t und »nutz d S Bett hüten.*) « Die provisorische Regierung in Valvna hat allen Schissen mit griechischer Flagge da- Anlaufen griechischer Häfen unter, sagt. -> an and,IN ei«>> Der p..u sche Lanätag. Mit der Eröffnung des preußischen Landtags hat die parlamentarische Hochsaison eingesetzt. Die paar Tage, in denen der Reichstag vor Weihnachten zusammen war, bildeten ja zunächst nur ein Vorspiel zu den Ar» beiten, die jetzt bis in den März hinein dl« deutschen und preußischen Volksvertreter in Berlin fesseln wer den. Für die preußischen Kammern hat Herr von Beth» mann Hollweg, der in Vertretung des Monarchen die Thronrede verlas, Arbeiten in Aussicht gestellt, die zum Teil recht schwierige Probleme berühren. So vor allen Dingen das Wohnungsgesetz, da» schon bet seiner Ankündigung alle die heftigen Gegensätze er weckte, die namentlich in der großstädtischen Wohnungs politik zutage treten. Der preußisch« Städtetag und die preußischen Hausbesitzer haben sich sehr entschieden gegen die Erweiterung de» staatlichen Aufsicht-rechte» über das Wohnungswesen ausgesprochen, da» die Vor lage bringt, Während wiederum die Kreise, welche in der kommunalen Wohnung-Politik «in« Hemmung einer vernünftigen WohmrngSfttrsorge sehen, den Entwurf ver teidigt haben. Diese Gegensätze werden auf dem preu ßischen Landtage zu Worte Kimmen, und e» wird der Regierung nicht ganz leicht Werden, den Gesetzentwurf in den Hafen zu bringen. Aehnlich dürfte e- sich mit der geplanten Reform de- Kommunal-Abgäb«n.-ese^eS Verhalten. Daß da» Steuerwesen der preußischen Ge meinden reformbedürftig ist, darüber ist man sich ziem- Die schlimmste Beleiäigung. Humoreske von Enge» Jsolani. Nnchdr ck oktalen Mein Freund Max Menke ist «in guter Kerl; ich kenne ihn aus- und inwendig und weiß, daß er «ine Seele von Mensch ist, «in Biedermann durch und durch, ein Mo ch, der nur «inen Fehler hat, daß er nicht empfindlich ist. Er ist so gut, daß er nichts Übel nimmt; er läßt sich alle» gefallen. Oft genug habe ich ihn deswegen ausgezankt. Du bist «in Dromedar, ein Kamel! habe ich zu ihm gesagt, wer wird sich denn alle» gefallen lassen! Aber all« meine Ermahnungen in dieser Hinsicht nützten nicht»; er gab mir ja recht, aber blieb doch unempfindlich, sowohl meinen Kosenamen gegen über, wie den Beleidigungen anderer. Er wollte Frieden haben mit aller Welt. Nun kann lan sich denken, wie «r» staunt ich war, al» ich neulich mit Max Menke den Kur- fürst«ndamm entlangging und wir seinem langjährigen Freunde Richard Ottomeyer begneten. Mir ist der Kerl stet» höchst unsqmpattsch gewesen, und Mr war diese Be gegnung peinlich denn ich wollte nicht gern mit Ottomeyer» aus der Straß« stehenbleiben. Aber wa» geschah? Al» Ottomeyer näherkam, sah Menke nach recht» und jener nach linke. So gingen st« wie Fremd« aneinander rorüber. Nanu?! ries ich, Ihr beide verfeindet! Ganz und gar und für immer! antwortet« Menke mit einer Lei ihm ganz un gewohnten Entschiedenheit. Da» ist recht! ries ich erfreut aus, hast dich lange genug von ihm begaunern 'assen! Aber wie du auch sprichst! sagt« Ma« Menke begütigend, be gaunern lassen! Na, erlaube mal, Menke, hat er dich nicht bei seiner Pleite ordentlich -ineingelegt! — Na ja! Die Sache hat mich 'ne Stange Golld gekostet. AVer andere haben doch auch verlor«», und wenn er damals Seid gehabt hätte, hät e er doch nicht Konkur« angenwldetl — Na und d«tn« Kunden ltch allgemein einig. Wer über da» wie gehen die Ansichten sehr auseinander. Einerseits Wird verlangt, daß den Kommunen eine größer« Freiheit in der Benutzung der direkten Steuer quellen zu gestand en werd«, andererseits Wird «im Ausdehnung de» Gebühren- urch Tarenwesens tm Interesse der kommunalen Finanzen gewünscht, weniger Schwierigkeiten Mr eine befrie digend« Lösung dürften da» Ftdeikomiß. und da» Parzellierung», oder Wie es amtlich genannt wird, Grundtetlungsgesetz bereiten. Sim einheitliche Regelung de» yideikomißwesen» wurde schon lang« ge fordert, und wenn di« Vorlage zugleich «tm gewlsse Einschränkung der Fideikomißbildung und «im Erleich. terung der Aufhebung der ytdeikomisse anstrebt, so Wird da» vermutlich auch bet den Freunden der ytdeikomisse k 'nen ernstlichen Widerspruch finden. Denn in manchen ^n.^let.'e.r l-^t ja tatsächlich die Fideikomißbildung rine Ausdehnung erreicht, die der Förderung der inne ren Kolonisation, die doch auch «im Hauptaufgabe des preußischen Staate» ist, htnderlich im Wege steh«. Dem Zwecke der inneren Kolonisation dient unmittelbar da» GrundteilungSgesetz. ES soll dl« Teilung ländlich« Grundstuck« erleichtern, um kleine Besitzer anzusiedeln, aber zugleich di« übermäßig« Zerschlagung solcher Grundstücke verhüten, damit nicht M»er«Wirtschaften ge schaffen Werden, di« rettungslos einem kapitalkräftigen Käufer, in der Regel also Wohl einem benachbarten Großgrundbesitzer verfallen sind. Eine besondere Be deutung gewinnt diese» Gesetz für di« Ostmark, Wo die Polen gerade mit Hilfe der unbeschränkten Teilungs freiheit ihren Besitz immer Weiter ausdehnten. Zunächst freilich Werden die Gesetze, deren Einbrin gung Herr von Bethmann Hollweg a»kündigt«, den preußischen Volksvertretern weniger Sorg« machen, als die Berattutg de» B iermllltarden-Etat». gi- nanzmtnister Lentze konnte ja in seiner EtatSred« tm allgemeinen ein recht erfreuliche» Bild der Finanzlage de» preußischen Staate- geben. Aber er empfahl Vor sicht in der Beurteilung der Lage, und deshalb Werden sich die Preußischen Steuerzahler doch darein finden Müssen, daß di« anfänglich nur provisorisch veranlag ten Steurrzuschläge «in Definittum werden, wie seine Kollegen in den anderen Bundesstaaten, so ist auch Herr Lentze von der Re ichsvermäge »szuwachsfteuer sehr We nig entzückt. Er sieht in Ihr nur «in notwendige» liebel, da Besseres nicht zu haben Var. Nach der Hab tung der Konservativen st» Reichstag ist zu erwarten, daß sie im Abgeordnetenhaus«, wo sie «im ungleich grö ßere Macht darstellen als im Reichsparlament, an der Lösung, welche di« Besitzsteuerfrage durch die vermb- genHuWachSsteuer erfahren hat, sehr kräftig Kritik üben werden. Und diese Kritik wird vermutlich den StatSdebatten erst ihren politischen Charakter geben. Da neben auch der Fall Jagow? die Linksparteien Werden«» sich zweifellos nicht entgehen lassen, den verli. ner Polizeipräsidenten wegen sein« Kritik de» an teil» aber den Leutnant von Forst»« tüchtig Vvrzwmh- men. UeLer den Etat Wird man sich höchstwahrscheinlich wett Weniger unterhalten, wenn auch di» günstig» Utz- nanzlage den Ruf nach einer veseittmtng der Swuerzu, schlüge und nach einer weiteren Aufbesserung der Be- amtengehältrr erschallen lasst» wird, di» Über do» sttzg von der Negierung Gewünscht« hinauStzeht. Politische Tagesschau. du 10 I nuar. * Där Arbeitsplan de» Reichstage». D«r Senioren konvent de» Reichstage» ist zum 18. Januar ein- berufen worden, um über di« Geschäft,lag« de, Re chrtage« Vorschläge zu machen. Der Arbeiteplan fiir den T ia t soll ^o ausgestellt werden, daß eine rechtzeitige BeraVWflmng de» Etat, bi» -um 1. April ermöglicht wird. Di« Bud- getkommission de» ReichMage» beginnt di« Etat- tesung am IS. Januar. Di« zweite Lesung de, Etat» soll im Plenum de» Reichstage, am IS. Januar ihren Anfang nehmen. * W>»geich«WvWM für di» Peiffp p«» Auswärtigen Wudutz. Der Kaiser hat dem Staatssekretär de» Auswär tigen Amte», wirkl. Geh. Rat v. Jagow, den König!. Kronenorden 1. Klaff«, dem Unterstaatssekretär im Aus wärtigen Amt, wirkl. Geh. Legationsrat Zimmer mann, den Stern zum Roten Adlerorden S. Klaff» mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe verliehen. * Polizeipräsident von Fagew und die ZaüerW» «Moe. Zu der Stellungnahme de» Polizeipräsidenten von Jagow in der Zabern-Affär« erfährt der L.-A. zuverlltsstg, daß di« in einem anderen Blatt aufgestellt» Behauptung, Herr von Jagow hab« der Form Wegen sein« Demission «ingeveicht, dies« sei abgelehnt Wor den, jÄxr Begründung entbehrt. Der Polizeiprä- sident hat überhaupt seine Demission nicht angeboten. * gwichSivg-evsttzwahl. Au» Leobschütz wird unterm 9. Januar gemeldet: Bei der heutigen Reichstagsersatz wahl im Wahlkreis« Oppeln erhielten Pfarrer Na than- Brant- (Zentrum) >7öS1, Landrat gßmer, Leob schütz (kons.) 180 Stimmen. Nathan ist somit gewählt. * New« Schwierigkeiten der Dienstboten»««sichernag» Di« Frag« der eventuellen nachträglichen Errichtung von Landkrankenkassen für die Dienstbotenversiche rung Wird, Wie verlautet, voraussichtlich den Reichs tag beschäftigen. E» Wird sich darum handeln, zu prüfen, auf welch« weist durch »in« Abänderung in der Zusammenstellung der nach den jetzigen Vorschriften der ReichSversicherunKSorlmung für Landkraulenkassen in Bewacht kommenden Arbeiterkategorien di« Bedenken zahlreicher Städte gegen die Errichtung solcher Sassen zu bestittgen sind. ^ ^ Wieg f. Der braunschweigische Staat-Minister von Hart ¬ hat er dir auch weggeschnappt! Ist da« etwa kerne Gaunerei? — Na, mein Gott, da» kann dach unter Kaufleuten, di« in der gleichen Branche arbeite«, Vorkommen! wenn di« Leute oben von ihm lieber kaufen wollen, Iah sie doch! Deshalb «hungere ich noch lange nicht! Ich hab' immer roch ge« nug! — Na, aber was hat'» denn Mischen Euch gegeben, Menke? He! Bist wohl endlich dahintergekommen, daß er dich mit deiner Frau betrügt? — Aber, wie du auch wie der übertreibst! brauste Menke auf. So wütend habe tch ihn beinahe noch nie geehen. Betrügt! Ottomeyer ist «in Schwerenöter, der gern mal mit meiner Frau poussierte. Mein Gott, mein« Frau ist hübsch und seine Frau 'n« alte Schachtel! Er ist ein fescher 'Kerl, und meine Frau hatte ihn auch ganz gern. Aber wenn sie miteinander schön tun, da, ist doch nicht gleich betrügen! Na, kleinlich bin ich auch nicht! Uebrigen, konnte ihn mein« Frau schon lange nicht mehr Leiden, und sie machte sich gar nicht, mehr darau«, zu Ottvm«y«r» zu gehen! —, Na, da, kann ich -«greifen! Ihr habt Euch ja auch dort immer entsetzlich langweilen müssen, wo di« Menschen nicht, ander«, kennen al» jenen! — Na, Sott ja, er liebt nun mal sein Jauchen, der Ottomeyer, und die Leute, mit denen er verkehrt, haben auch Vergnügen daran. Dafür, daß wir nicht spielen, dafür können fie doch nicht, wir haben gern zugesehen, wenn st« sich an den Spiel tisch setzten! — Sehr interessant ist da, nun gerade nicht! meint« ich Na, daß wir un, dabei gelangweilt haben da, geht ja doch Ottomeyer, und seine Gäste nicht» an. warum spielten wir denn nicht mit? Hätten ja auch mttjeuen kön nen! — Na, aber wa» hat', denn -«geben Mischen Euch? Hat dein» Alma seine, Frau etwa, «belgenommen? — Nein, nein! Damit darf mir mein» Alma nicht kommen! Uebel- genommen wird nicht,! Ncr, da, hetßt, ja! wenn man so brüskiert «ich, wie Ottomeyer» uns gekränkt haben, da kann man nicht ander», da muß man -eletdigt sein! — Ja, ja, rief ich ich kenn« ihn, er ist ein Flegel! Ich «ar auch «al iwbet, wie er dich vor ander«» Litten -eruntergeputzt hat ,al» ob du sein Dienstbote wärst! — Nein, nein, meint« Menke, du bist auf falscher Fährt«. Gewiß, «r ist kein sei- ner Mann! Da magst du recht haben, und wen» «r manch mal rielleicht unhöflicher war, al» e« schicklich gewesen, da war ich eben de»Hieben Frieden, wegen still. Na, so schlimm hat ei'» ja wohl auch nicht gemeint! Und schließlich, wer hat', denn gehört! Die Leute, di« zu ihm kommen, na, di« find mir gleichgültig, di« haben doch nur Interesse fiir, Spiel! Was find denn da« schon für Menschen! — Na, weshalb aber seid Ihr denn auseinander? So rück' doch heraus mit der Drache! Da sagte Ma; Menke mit -ornbebender Stimm« «r reckte sich dabei im di« Höh« und schien viel größer mit einem Mail«, und «r sprach mit einem Ingrimm, wie tch ihn noch niemals bei meinem Freund«, den ich von der Jugend-«« her kannte, wahrgenommen hab«: Ich Hobe dir -«sagt, daß tch mich stet, -et Ottomeyer» gelangweilt habe; ich mache mir au, seinen Gesellschaften nicht di« Bohn«. Du weißt, ich bin mit dem Essen merkwürdig, ich speis« am liebsten zu Hause; am wenigsten gern aß ich bei Ottomeyer», den« dort wird schlecht gelocht. Die Leut», di« ich -ei ihm traf, konnte ich nicht auOehen. Mein« Alma und tch waren aff» einig darüber, daß seine Gesellschaften «igentlich nicht da» Toilette machen. die Droschken und da« Trinkgeld wert waren. Aks», lieber Freund, gerissen haben wir um» wirklich nicht darum, bei ihm zu verkchrn. Aufgedrängt hoben wir un, nicht! Mur — und seine Stimme und sein Gesicht nahmen einen fürchterlichen Auwruck an — Ottomeyer, haben un, bet ihrer letzten Gesellschaft nicht eingeladen! Da» durste «r un» nicht antunl Alle, kann ich Wn verzeihen, da» nicht! -- Ja, da» «ar unverzeihlich Und al» ich an jenem Tage von Mar Menke schied, Latte ich ein tiefe» Mitgefühl mit meinem Freund«, wie «»jeder anständig» Mensch wohl emp findet, wenn «tn«m Biedermanu «in großer Schimpf an getan worden ist.