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Mer Tageblatt Anzeiger für öas Erzgebirge Mittwoch» 3. Dezember iS13 S. Jahrgang Nr. 2S0 riese Nummer umfaßt 8 Setten. V - vom zur KWW mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Kuer Sonntagsblatt. E^echfkm-O -e» Re-aküs« «UMuFnahme -er «-rmta-e vachmittags 4—S Uh». — LagrUai» MrseeMdtv. -em^mchD» «. xhmRÄ HDßlG>bm-rN ONtgOgstN. WIVEREa?IA§ Emm GRV^U tttchl AIiei^lel wee4ett» Line Eroberung Hollanäs. Holland zieht au», eine Provinz zu erobern. Selbst im alten Europa ist also noch Raum für Eroberungszüge. Eine Provinz, die etwa den achten Teil de» Lande» dar» stellt, soll ihm hinzugefügt werden. Man könnte auch sagen: wieder hinzugefügt werden. Denn sie war schon einmal holländische» Land. Zur Zett aber ist sie im Besitz« de» — Meeres. Es handelt sich um eine /Eroberung im Stile Fried, richs des Großen; um eine Eroberung nicht mit den Mord» waffen des Kriege», sondern mit den Kauwerkzeugen der Kultur. Friedrich der Große ist stet» besonder» stolz daraus gewesen, eine Provinz im Frieden erobert zu haben, nämlich durch die Nutzbarmachung de» Oderbruch». Er hat da viele hundert Bauerndörfer auf ehemaligem Sumpfgeländ« er» stehen lassen. Er hat Tausende von Untertanen dort gewon nen. Holland aber will der Zuiderses zu Leibe rücken. Sie soll trocken gelegt und dadurch Raum für etwa 200 000 Menschen gewonnen werden. E»sollen 46Ü0 qüw Land der See «ägerungen und der menschlichen Kulturarbeit er schlossen werden. Freilich wird,e» «in langer Kampf wer» den, denn die Wogen de» Ozean« sind «in zäher und heim tückischer Gegner. Wir Deutschen kennen ihn zur Genüge druck der Nordsee aufzusühren sein werden, vollendet find, und der Boden saniert ist, werden wohl -wischen 20 und 80 Jahre vergehen. Aber «ine reiche fruchtbare Provinz ist da» auch wohl wert. Wie mancher andere Staat würde auch gern ein paar Millionen und ein paar Jahrzehnte Arbeit opfern, wenn ihm dadurch ein solcher Zuwachs an Gröhe er» stände! Das Wichtigste vom Tage. Der Bundesrat überwies die im vorigen Jahre Reichstage beschlossene Resolution Duell frag« dem Reichskanzler. von unseren Nordseeküsten her. Wer einmal die friesischen Küsten entlang gewandert ist, wird den Eindruck nie wieder vergessen: Diese gewaltigen hohen und starken Deiche, dir den blankdn Han» mit seinen Zerstörungsgelüsten den saf tigen grünen Ma-schen fernhalten. Wandert man auf ihnen entlang, und steht da» Land hinter ihnen tiefer liegen, ol den Meeresspiegel, steht da» gesunde kraftstrotzende Weh auf friedlichen Weiden grasen, und steht auf der anderen Seite da» Wasser über das Watt hin gurgeln, und den Schlick anspülen, dann bekommt man einen Begriff von der ewigen rastlosen Arbeit, di« die Natur an diesen Küsten leistet und von den geduldigen Ringen, das der Mensch gegen sie führt. Wie unsere friesischen Küsten, so sind auch die hollän dischen tief gelegen und als weiches Allav'alland vom Meere leicht zu ersetzen und zu zerreiben. Ein Blick au' die Karte ^eigt uns, wie hier überall die Küste förmlich in einzelnen Lappen in» Wasser hinaushängt. Und Hüfte nicht der Mensch seine Dämme und Deiche errichtet, so würde Holland, diese Anschwemmung französischer Flüsse, wie sich Napoleon ein mal wegwerfend aurdrückte, längst nicht mehr existieren. An diesen flachen Marschenküsten können wir da» stetige Wech- seln und Werden auch auf geographischem Gebiete mitBugen sehen, mit historischen Zeugnissen belegen, das uns sonst durch seine ungeheure Langsamkeit zu entgehen pflegt. Von. einer ganzen Reih« friesischer Inseln können wir sagen, wann sie ihre heutige Form erhielten. Von den verschiede- nen Köögen an der Küste entlang, den einzelnen deich beschützten Abschnitten, wissen wir genau, wann ste «Mon den. Auch von der Zuidersee wissen wir, daß ste im Jahre 1277 erst ms Land «inbrach. Das war die größte Flut, die di« sturmflutreich« Geschichte der Nordsee überhaupt zu ver zeichnen -al, di» grobe Weihnachtsflut. Sie hat über VV00 Quadratkilometer Land unter Wasser gesetzt, sodaß die Zu- idersee eigentlich nicht» anderes ist, al» «in Stück über» schwemmten Festlande», nicht etwa ein «igent- ucher Meeresteil. Da» Wasser steht hier nur 8—8 Meter über dem ehemaligen festländischen Boden. Nur deshalb ist überhaupt der Gedanke der Trockenlegung möglich. Ein kleine» Unternehmen ist ste trotzdem keineswegs. Es gehört ein große» Kapital an Geld und «in noch größere» Kapital an Geduld dazu. Man veranschlagt die Kosten für den ersten Abschnitt der Arbeit, di« sich auf 148060 Hektar «rstrecken soll, auf 821 Millionen Mark. Die Summe wird sich im merhin im Lauf« der Zeit wieder eiNbringen. Denn im Bereich« der holländischen Kultur ist der Boden wertvoll, zumal wenn es fruchtbarer Marschboden ist. Die Geduld», prob« ist deshalb vielleicht härter, als di« finanzielle. Denn di« Frücht« der Arbeit, welche die heutige Generation leistet, kommen voraussichtlich erst der nächsten Genera tion zugute. Die Trockenlegung 'muh nämlich mit großer Vorsicht geschehen, weil ste sonst leicht schwere gesundheitliche Gefahren, namentlich da» Sumpffieber, nach sich ziehen kann. Der Mensch muh da die Pflanzenwelt al» Bundesgenossen für den Kampf gewinnen. Erst wenn der frisch gewonnene schlammige Boden «ine Zeitlang Pflanzenbedeckung getra» gen -al, kann ihn der Mensch ohne Gefahren bewohnen. Bi» nun die riesigen Dämme, di« gegen den gewaltigen Wasser- Zn der Reich»tag»kommission zur Regelung des Submission»- und Lieferungswesen» erklärte der RegierungSvertreter, daß eine reichs gesetzliche Regelung nicht möglich sei. Die braunschweigisch-welfische Partei hielt in Braunschweig einen Parteitag ab, auf dem dir Auslösung der Partei einstimmig be- schlossen wurde. « In Dittweiler bet Zabern ereignete sich ein neuer Zwischenfall, bet dem ein Schuhmacher von Leutnant v. Forst ner mitt dem Säbel ver letzt wurde.*) Das französisch« Kabinett hat seine Demission «tngereicht, die vom Präsidenten Poincars an- genommen wurde.*) » Da» rumänisch« Grün-uch enthält Dokumente, au» denen Hervorgeht, daß O«st«rretch-Ungarn wäh rend der schwierigen Zetten st «t» S e m ü h t war, zur Erfüllung der rumänischen Wünsche Vetzutragen. Näh-nii st,s« IM imt««r Christlich nationale Arbeiterschaft. — (von unserem Berliner s»Mitarbeiter.) Nicht ganz ohne Skepsis konnte man dem Zusammentre ten des Dritten Deutschen Arbetterkongres- se» in Berlin entgegensetzen. Die Besorgnisse, Vie man dem Gang der Verhandlungen, noch «he ste begonnen hatten, entgegenbrachte, und die sich vor allem auf die Befürchtung stützten, daß die im Wesen einer auf den verschiedensten Grundlagen aufgebauten Organisation liegenden Interessen- gegensätze zum Ausbruch kommen könnten, haben nach dem erfolgten Auftakt zu der Tagung erheblich an Berechti gung «ingevüßt, wenn Pessimisten sich vielleicht auch jetzt noch nicht von ihnen abbringen lassen werden. Dennoch ist festzustellen, daß an dm Leiden ersten Tagen der Ver handlungen «in« starkeGinmütigksit der 11,4 Mil lionen Arbeiter, die auf dem Kongreß vertreten waren, -«- zietzungsweise der Redner der verschiedenen Parteittchtungen nicht zu verkennen 'war. Mag man auch darüber streiten, ob es für eine Bewegung gut ist, daß di« in ihr zusammen geschlossenen Leilströmungen von verschiedenen Gesichtspunk ten au» an die Kernprobleme herankommen, so find doch di« Tendenzen praktischer Arbeit hier klar genug herau»geschält, um die Möglichkeit zu einem einheitlichen Zusammenwirken zu geben, Di« Regierung hat dem Kongreß außeror dentlich« Sympathie bekundet. Oberregierungsrat Dr, Sieffert hielt «in« «arme Begrüßungsansprache na- mens de» Reichskanzler» und de» Staatssekretärs de» In nern und hob hervor, daß di« Reichsregierung an dieser Ta gung lebhaften Anteil nehm« und die hier gepflogenen Er örterungen einer eingehenden Prüfung unterziehen wolle. Auch der Kaiser bekundete durch di« eigenhändige Unter» zeichnung de» Antworttelegramme» auf die Huldigung, daß er dem Kongreß große» Interesse mtgegen-ringe. Bemer kenswert ist auch, daß er selbst sein Vertrauen zu der christ« lich»nationalen Arbeiterbewegung hervorhob und diese für geeignet hält, den sozialen Frieden zu fördern und das wohl verdiente Ansehen des deutschen Arbeiters in der Welt alle zeit aufrecht zu erhalten. Dah mehrere bedeutende Parla mentarier und Vertreter der theorethtschm und praktischen Sozialpolitik — zu Neimen sind hier /vor allem der greise Professor an der Berliner Universität Adolf Wagner uitd der Staat-Minister Freiherr oonBerlepsch - der Ta gung L^o-ohnten und in ih, ,r Reden durchaus fördernd sich ju der Sache stellten, verleih, der Tagung «inen nicht zu üb erschätzenden Wert für di« Richtlinien, nach denen sich unser« Sozialpolitik fürdethin entwickeln soll. Faßt man das, was praktisch bisher am Kongreß ge leistet wurd«, zusammen, so wiä> die klare Fassung de» Programm der Deutschen Arbeiterkongresss wohl an erster Zur Geschichte äer Airche in Rlösterlein-Zelle zu Aue. Klösterlein-Zelle zu Aue, «in« der jüngsten Kirchgemein- den der Ephorie Schneeberg, reicht geschichtlich zurück bi» zum 7. Mai 117 8. An diesem Lage bestätigte in Goslar Kai ser Friedrich I. die von Markgraf Otto dem Reichen, Mein- Herr von Wtrbene und Dedo von Minim« zu Ehren der hei ligen Dreifaltigkeit Und de» -eiligen Andrea» beabsichtigte Gründung eine» vierten Kloster» in Meißnischen Landen, das nicht weit vom Einfluß des Schneegewässer» (Schwarz wassers) in die Mulde im Gebiet der Grafschaft Hartenstein, eines unmittelbaren Reichslehn», «baut, und dessen Kirche (die bi» jetzt, wenn auch vielfach verändert, der Gemeinde als Gotteshaus gedient hat),"im selbigen Jahr« vom Naum burger Bischof Udo — zu dessen Bezirk diese Gegend al» Dekanat Iran» Meldam gehörte — unfern lieben Frauen geweiht wurde. So berichtet Johann Tylich, Propst de» St. Moritzkloster» in Naumburg (1886—1480). Die Etis- tungsurkunde hat Pfarrer Meltzer dem Pfarrarchiv «inge- fügt. Ste lautet in der Uebersetzung: Im Namen der -et» ligen und unzerteilten Dreifaltigkeit. Friedrich, von Got tes Gnaden Römischer Kaiser und Mehrer de» Reich». Nach- dem höchste Heiligkeit zur Beschützung und Trost ihrer Kir chen uns durch kaiserlich Ansehen erhoben, ist es Lillig und recht, daß durch unser« mitwirk«nd« Beihilf« unter fortwäh. rendem Zuwachs der Dttnst göttlicher Religion in unserm Reiche zunehme. Deswegen tun wir allen, sowohl zukünsti- gen al» auch gegenwärtigen Ehristgläubtgen zu wissen, daß wir auf Bitt« unser» getreuen Ott», Markgrafen zu Meißen, und Metnherr von Wirken«, wie auf Dedo von Minim« un- ttr der Regel de» -eiligen «ugüstinu» «in« Zell« fest- setzen unterhalb der Grenon d« «aumburgischen vi»tum» an dem Muldeflutz zu Ehren der heiligen Dreieinigkeit und des -eiligen Andrea», de» Zmölfboten». Wir -oben aber derselben Zellen «in Vermächtnis getan von SO Hufen, welche insgemein Lehn genannt werden, im Lande zur Pleitzen, auf welche in Ansehung göttlicher Furcht und Liebe erwähnter Markgraf Otto und Meinherr von Wirbrne uns Verzicht getan haben, baß sie durch milde Hand besagter Zellen möchte überlassen «erden. Der Zehnten aber sel, -iger Hufen Ml aller Nutzung hat unser geliebter Udo, Bi schof zu Naumburg, der Zellen selber geschenkt und mit bischöflicher Gewalt in unsrer Gegenwart auf immer Le- stätigt. Damit aber nachher nicht irgendein« geistliche oder weltliche Person diese unsere Verehrung und der vorbesag ten Zellen bestätigte, Vermächtnis auf irgendeine Weise zu unterbrechen oder ungilttg zu machen sich vornehmen möge, »erbieten Mr solche» durch unser kaiserlich Ansehen und Ge walt und bestätigen sowohl alle» dasjenige, wa» Mr gegen» wärtig derselben Zelle vermacht, al» auch, was die Gläubi gen — wer sie fein mögen — daselbst sie noch vermachen wollten, mit gegenwärtigem Freiheitsbrtef dergestalt, daß der Frevler an diesem Briefe VS Mark reinen Goldes, den halben Teil unsrer Kammer, di« ander« Hälfte denjenigen, di« Unrecht leiden, erlegen soll. Dieser Sache sind Zeugen: Wichmann, Erzbischof zu Magdeburg; Udo, Bischof zr " u bürg; Martin, Bischof von Meißen; Otto, Markgraf zu Met- ßen; Otto, Markgraf zu Brandenburg; Dietrich, Markgraf Lutzemensi»; vmnhard, Graf zu Aschersleben; Heinrich, Graf zu Wttttn; Dtdo, Graf von Groitzsch; Friedrich, Graf von Bren«; Hermann, Grckf von Orlamünde; Dietrich, Graf von Wtrbene; Burkhard, Burggraf zu Magdeburg; Hrrtmann und Otto von Lobdeburg; Gottschalk von Etuditz; Heinrich, Burggraf von Altenburg, GrchenSrecht von Detrobitz; Al brecht von Altenburg; Seyfried von Hagen; Hugo von Wend«; Lhdun« von Loldttz und ander« s«hr viel«. Link» auf dieser Urkunde befand sich Unterschrift Siegel de» Kaiser» Friedrich, rechts die Gegenzeichnung: Ich, Gottfried, Kanzler, habe von Christus an, de» Erzbischof» und Erz kanzler» solche» rekognoscieret. Darunter Tag, Jahr und Ott der Ausstellung ls. o.l. Da» Kloster, mit Kanonikern de» St. Moritzkloster» Lei Naumburg unter Aussicht eines Propste» besetzt, war ver schieden genannt: Klösterletn, Ou^. Tlosterlin, Owa Clan- stri, Neuzelle, Klösterlein-Aue — alle» Namen, die durch der Stiftung Lage an der wellen Wiesenaus de» Schwarz- wasser» und der Mulde, oder den nicht reichen Besitz von SO Hufen (1 Hufe — SV Morgen) oder endlich durch Ab leitung von oella leicht erklärlich sind. Siedelunsen ran Klosterarbeitern an den rechten Flußufern führten zur Ent- stehung de» Dorfs Aelle, und der Anbau der Klosterleut, Mischen den Flußmündungen am dort gelegenen Kloster vorwerk war der Anfang de» Städtchen» Aue. Ungefähr Hundert Jahr« lang haben dis Mönche di« Absicht d«r fürstlichen Stifter, «ine ausreichendere kirchlich« Versorgung des Erzgebirgs herbeizuführen, in die Tat umzusetzen ver- sucht. Im Verein mit dem benachbarten Kloster GrüiHatn wurde die'ganze Umgegend christianisiert, Kirchen gab « in Aue, Schlema, Bockau und Lauter. Ob Klösterletn Wall fahrtskirche gewesen, ist nicht bewiesen. Di« Mönche waren zunächst Glieder de» Augusttnerorden», von 1286 ab finden Mr Ttstercienser — uich im Kloster ließ sich'» nach voll brachter Arbeit ganz gut leben: da» Gelände mit saftigen wissen und fruchtbaren Ackern, wildreichem Wald und fisch eichen Bächen und Teichen nährt« schon seine Leut«! Al» de» Kloster» Schirmvögte werden zu Anfang de» 18. Jahr hundert» di« Besitzer der Herrschaft Schwarzenberg, di« von Tettau genannt. E» war di« Zett der Hussitenkriege, in der auch Klösttrlein verwüstet wurde. 160 Jahr« spät« geschah die» «in zweite» Mal durch di« aufrührerischen . i..