Volltext Seite (XML)
Pfennig- Mark« rdt g 14-18 Anzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentllchen UnterhaltungsbeUage: Muer Sonntagsblatt. E^eeHDo-e -er Re-e^Ie« mtt Mueue-We -er Deaamge >HtzWÜt»pe - tthe» — Tetegsamm-si-eesft » Ce«e-I<NI fMmiyWizdge» Ieeu^ee<-er »v, WoeeleuAi eluäigW-ie MtüuigNPle le» p«Wähe wchi «elei^ei »r-eu. « Nr. 2S7. Dies« Rümmer umfaßt 10 Setten. Das Wichtigste vom Tage. Die Studenten der Zahnheilkunde in Leip, zig -«schlossen, bi» auf weitere» alle Vorlesungen, Praktika und Urbungen, nicht mehr zu be suchen.*) Die Wahlprüfungskommisfion de» Reich», tage» hat die Wahl de» Abgeordneten von Lie- -ert (Reichspartei) für ungültig erklärt/) Im R e i ch s t a g sprach der Abgeo dnete Balsermn,. für die Bewilligung von zwei Millionen Ma l für di« deutsche Beteiligung an der u - stellunginSanFranzisko De" Anttaa n / - > an einen Ausschuß verwiesen *) * Der bekannte bayerische Reichsrar und 7 re kommisbesitzer Graf Max vom Preysing (L tenerbMoos) ist auf Schloß-Moos, Niederbayern iii- A lt er von S4 Fahren gestorben. Da»-sterrei chisch« Abgeord n e t en h a u s war stern wieder der Schauplatz wüster Obstrukt o n Vie diesmal von denRuthenen ausging. « Nach den neuesten Ergebnissen der Eobvanjewahlen har die bulgarisch«Negf«r»ng eine Nieder lage erlitten. Die Regierungsparteien be finden sich wicht in der Mehrheit n ÜL-aM «. i>»b»r G«,ll«. Dom Deutschtum in Rußlanä. Sie haben einen schweren Kampf zu kämpfen, un sere Stammesgenossen in RMand, die durch die mannig fachen Fügungen der Geschichte, durch Zufälligkeiten, oft vom Zusammenhang mit der Heimat getrennt werden. Di« Nachkommen jener wackern Deutschrttter find es, ünd der mit. ihnen in bie Ostsveprovinzen etngezogenen Bau er n, die dort noch auf der Scholle sitzen, die ihre Arbeit einst von Sumpf und Urwald befreite und auf der sie blühende deutsche Kultur matettell wie geistig erstehen ließen. Dankbar hat Rußland einst da» Erbe dieser deut- schen Kulturarbeit angetreten, aber statt diesen Dank jetzt zu bestätigen, läßt es sich von der nationalen Leidenschaft dazu hinreißen, die heutigen Ueberreste jener deuts/'en Kul. turgründung zu beseitgem. Wie die russische R gierung überall gegen die fremden Nationalitäten innerhalb ihrer Grenzen mit brutal«" Gewalt vorgeht, so auch gegen die Deutfchrussen. D' Universität Dorpat ist so recht ein Sinnbild für d e f-ühere Herrschaft und die heutige Verkümmerung des deutschen Wesen» in den russischen Ostsee- Provinzen. 1632 wurde sie al» deutsche Universität gegrün det, 1802 «'s solche erneuert. Sie zählt an 100 Dozenten und über 2000 Studierende. Fünf Fakultäten werden an ihr gezählt, denn neben der theologischen, juristischen und medizinischen ist unsere Philosophische Fakultät in Do'pat verständigerweise in Mei zerlegt worden, nämlich eine Phi- lologisch-historische uiü» eine mathematisch-nat »rwissenschaft- liche. Eine große Bibliothek, eine berühmte Sternwarte, ein botanischer Garten, die verschiedensten medizinischen An stalten — k»"z alles, was zum Betriebe einer wirklich modernen Universität gebärt, findet,fich vor. Aber je reich licher sich die Universität «Ntfaltete, um so weiter wurde leider das deutsche Element unter Dozenten wie Studieren den zurückgedrängt. E» geschah einfach durch di« E t n f ü h- rungder russischen Sprach« al» vorkesungSsprache. Nur in der theologischen Fakultät dürfen neben russischen Vorlesungen auch noH deutsch« .stattfinden. In dttser Fa kultät find di« deutschen Vorlesungen auch am unschädlich, sten dezw. am nötigsten, denn von dieser Fakultät find ja nur dt« wenig«» protestantischen Murstellen d» Deutsch- Russentum, zu versorgen. Go «Äschen hier die großarti gen Erinnerungen der Deutschvitterikrieg» und der Hansa- zetten! , Natürlich können wir uiw von Deutschland au» in di« russischen Verhältnisse nicht statt einmischen. Gerade Nuß- land st in dieser Beziehung UnzugSiwltcher, al» irgend «in andere» Kulturland. Di, traungen Vorgänge, M dl» neu lich der Aukrus zugunsten der politisch» Gefangenen in Rußend htnwtes, reden eine nur allzu deutlich» Gprache. Man hat an der Nova ein sehr dicke» Fell oegenüber allen moralischen Kritiken und GnttMungen d» TuslaNdtz». Trotzdem sind wir nicht ganz «chmnächtig, auch »em» «iv po. lttisch zu keiner Einwirkung smnnen. Mr könmn wenig, sten« von der Heimat au» nach Kräften va» Deutschtum in Rußland kulturell stützen und fördern. Der Schulver» »in, der alle deutschen »«landeschulon nach Möglichkeiten Donnerstag, N. Dezember ISIS. S. Jahrgang. unterstützt, nimmt sich natürlich auch der Anstalten in Ruß land an. Nur di» Universität freilich läßt sich nicht wieder in» Leben rufen. Dazu gehörten größere Mittel und staat lich« Zugeständnisse, die «den nicht zu haben sind Aber trotzdem! Auch hier findet guter Wille «inen Weg. E» bil dete sich in den russischen ystseeprovinhrn «ine deutsche Ge- sellschast; sie nannte sich di«,baltische literarische Gesellschaftund verfolgt den iAweck, die geistigen >»«. zlehungen -um deutschen Geistesleben nach Möglichkeit auf- recht zu erhalten. Sie lieh zu diesem Zweck deutsche De- l«hrt» zu Vorträgen nach Rußland hinüber komm en. In di«, sem Jahre ist,ste sogar noch «inen.Schritt weiter gegangen. Sie hat sich gleich «ine ganze Anzahl deutscher llniversttii's- dckzente-n bestellt, die «inen Sommerurlaub in Rußland verbrachten und die Gelegenheit benutzten, ihren Stanrmes- b"üd«rn in der Fremde F"üchte ihres Delehrtenfleißes, Er rungenschaften deutscher Wissenschaft und Forschung mitzu teilen. In Dribbeln traf man sich am Strande des Rigaischen Meerbusen«, nicht wett ovn Riga selbst und der Düna Mün dung. Es wurde auf die Herstellung eines umfassrnden und in sich zusammenhängenden Programms gesehen. So sp"ach Professor Harnack über di« Ausgabe der Wissenschaft im all gemeinen, Troeltsch über di« verschiedenen geistigen Strö mungen der Zeit, Deubner über die Entwickelung der römi schen Religion, Girgensohn über die psychologische Erklärung der religiösen Entwickelung, Rausch über die neueste Stroh» tenforschung, Harm» über Weltwirtschaft usw. Also eine Akademie im Kleinen. Ein« richtige Akademie im Stil« der von Plato und Aristoteles. Und w«nn sie alljährlich wieder kehrt, so kann sie sich wirklich zu einem Ersatz für da» «r- lösihende Dorpat auswachsen. ver fielckrlumrlrr über air mirMtige psliliik«aaüber aar Mißbilügungio-nim - ilv-n Unsomm-Vmiiner - Mitarbeiter.) wenn der Gras Eoluchowaky den österreichischen DA«, gattonen seine Darlegung der internationalen Politik machte, pflegte man zu sagen, j«d« Ration habe nun ihr Fett abbe kommen. von dieser aktiven, um nicht zu sagen kampflusti gen Stimmung «ar stn der Rede de» Reichskanzler» nicht» zu bemerken. Eine klare pücht«rn« «uMhlnng der Tat sachen. Eine fast bescheiden« Erwähnung der Ergebnisse, un- ter den« Erfolge nicht fehlen. Kein Kaschen nach billigem Lorbeer durch Aufbauschung von überwundenen Schwierig keiten. Andererseits aber auch keinerlei markante Züge, die dem Zn- und Ausland« zum Bewußtsein brächten, daß auf dem Stuhl« Bismarck» «in Mann säße, der durch seine Per sönlichkeit Beachtung oder gar Einfluß erzwingt. Rosen, rot matt der Kanzler di« internationale Lage nicht, wie Fürst Bülow da» so meisterhaft verstand, ohne allerdings damit mehr -u ««reichen al» über manche Fehler und Miß. erfolg« augenblicklich himvegzutäuschen. Aber opttml- Lisch in seiner Darstellung ist auch der Nachfolger. Er soll e» sein, denn ein fröhlicher ^Optimismus ist die not wendige Voraussetzung des Erfolges. Allerdings, gepaart muß er sein mit der Gabe zu überzeugen, zu begeistern, sonst verpufft er wirkungslos. Die Liquidation der Orientkrise sieht der Kanzler im wesentlichen al» Le- endet an. Di« Grenzftstsetzung Albanien» geht ihrem Ab- schluß entgegen. Wäre sie es erst! Denn was im Schnee und Ei» der unwirtlichen Berge.jetzt noch geleistet werden soll, kann nicht mehr viel sein. Das zukün'tige Schicksal der ägäischen Inseln macht dem Kanzler keine große So"ge. Und doch weiß jedermann, daß di« Türkei nur dann sich dem Spruche Europa» unterwerfen wird, wem, ein ausreichen der Inselbesitz den Küstenschutz ««möglichen wird. Ist der Kanzler so sicher, daß si« ihn erhält? Der Friedens- w i lle der eurpäischen Mächte ist während der Orientkrise immer stärker geworden. Da» trat namentlich bet den Lon doner Botschastmbchprechungen zutage. Aber wo ist die Ga rantie, daß je» so bleibt. Wenn Rußland heute nicht schla« gen kann, weil «» sich von seinen astatischen Schlappen noch nicht erhält hat, wenn England diese» Mal darauf ver zichtet hat, am palkanfever 'sein Süppchen zu kochen, dann beweist da» nicht, da» sich morgen nicht manche« ändern kann. Daß der Dreiverband endgültig das Zeitliche gesegnet -ab«, diesen Eindruck hinterläßt die Kanzlerred« nicht. Der Dreibund stshtsester denn ft zuvor! auch die Meinung». Verschiedenheiten über den Bukarester Frieden haben da» Bündnis mit Oesterreich nicht zu erschüttern vermocht. Mit England und Frankreich perhandeln wir über kletnostattsche Interessen, der Fortbestand der Türkst ist in absehbarer Zeit nicht bedroht. Unser Verhältnis zu England hat sich soweit gebessert, daß auch die Zweifler vertrauen gewinnen soll ten. Ein« deutliche Avsag« an etwaige Mreute Agitationen der ylottentveiber diestett» wie jensstt» de» Kanal». An- ft« Pflicht, die Machtstellung de» Reiche» «eiter zu pfle gen und die Aufgaben der Weltwirtschaft und wstrkuttur nicht au» den Augen gu veAieven. Go beachtlich die Erklärungen de» Reichskanzler» über di» auswärtig« Politik Nvaren, so dürften sie doch nach dem Mrnsche der fotztotdsmoärMschSn Partei keinerlei Bedeu ¬ tung besitzen. Herr Scheid«mann, thr Sprech««, strttt dem Kanzler rundweg di« Berechtigung ab, di« deutsch« auswär tige Politik vor dem Aupkamde nach zu vertreten. Daß den Sozialdemokraten nichts peinlicher sein konnte al» die -e» friedigende Lösung, di« dt« Zaberner Affär« dank d«m Ein greifen de» Kaiser» schließlich gefunden hat, ist nur -u er klärlich. Si« bemühen sich dennoch krampfhaft, den Schein aufrecht zu erhalten, «als ob di« Gerechtigkeit in d'ist« Frage mit stirer Lapalie abgefunden worden fti. Deshalb wollen sie nicht da«uf verzichten, «inen n«uen Vorstoß in der Richtung de» parlamentarischen Regime« zu unternehmen. Sie beabsichtigen, ihre anläßlich der, Rooemberdebatten im Jahre ,1908 dem Reichstag unterbreiteten Anträge, dle u. w. denReichskanzler dem Parlament verant wortlich machen sollten, erneut in den Vordergrund zu rücken. Daß si« hierbei irgendwelchen positiven Erfolg er zielen könnten, ist natürlich ausgeschlossen. Wonm Hern Schetdvmann den .Reichstag aufforderte, entwSber mit dem Reichskanzler nicht mehr zu verhandeln, oder ihn so anzu greifen, daß er von seinem Platze a-treten müßte, so er widerte Herr von Bethmann darauf recht geschickt, Vas setze einen Zustand unserer verfassungsrechtlichen pvrhältnisse voraus, den wir nicht haben. Mit Geschick verwertete dör Kanzler in seiner Antwort auf sie Rst>e Scheidemann» auch gelegentliche frühere geringschätzige Aeuhermrgen von Par lamentariern über das Interpellation»««-!, so ein« Bem«, kung de» Mbg. Gröber: Interpellationen pflegten wie va» Hornberger Schießen zu verlaufen. Und nun soll« «in ge legentlich «iner solchen Interpellation ausgesprochene» Miß trauensvotum auf einmal eine gewaltig« Bedeutung hä- sitzen. — In den Kreisen der Liberalen wie de» Zentrum» scheint die Auffassung porzuwftgen, daß man M mit dem Maß von Genugtuung, da» man der Sache nach tn der Z» -eurer Angelegenheit erlangte» am -eften begnüge und sich mit der Aortsichung der Kanzlerschaft do» Herrn vor» veth- mann vorläufig ganz gut Minden könne. > Deutscher Reichstag. R Berstn. 11. Dezember. Bevor man gestern di« Ehatberatung fortsetzen konnte, entspann sich «ine längere Debatte über dt« Frage, üb di« tn di« Wählerliste eingetragenen Wähl« Lei einer Nachwahl zur Ausübung des Wahlrecht» auch dann berechtigt find, wenn sie inzwischen ihren Wohnsitz verlegt Haven. Die WahlprüfmrgskommiMon hat di« Frage bejaht und beantragt, von diesem Beschluß dem Reichskanzler Kenntnis zu gäben. Ausführlich verbreitete sich zunächst ver Reichsparteiler Dr. Arendt über diese Frage. Der Vor schlag der Kommission, so erklärte er, verstoße gegen sein juristische» Gewissen, und er beantragte die Prüfung der Frage durch «ine besondere 'Kommission. Der Nattonallib«. rale Dr. Paasche erklärte sich mit dem Vorschlag stnver- standen. Im Gegensatz zum Standpunkt der Regierung wurde der Antrag der Wahlprüfungokomnission von der überwiegenden Mehrheit de» Hause» angenommen. Debatte los erledigte man weiter in erster und zweiter Lesung die internationale Ueberstnkunftwegen Maßregelngegen Pest, Thol«ra und Gelbfi ebe r. Der Antrag de» Llbg. Bassermann, einen Retchszuschuß zur Weltausstellung in San Francisco zp. gewäh ren, wurde nach kurzer Erörterung an die Dudgetkommtsfion verwiesen. Wiederum war es Dr. Arendt von der Reichs partei, der sich aus den verschiedensten Erwägungen heraus gegen die Bewilligung stnes solchen Reichszuschusies aus- sprach, an dessen Gewährung indessen Wohl nicht mehr zu zweifeln ist, nachdem Aber 200 Abgeordnete der »«"schieden- ftek Fraktionen sich zu seinen Gunststr ausgesprochen haben. Dann endlich konnte man die Etat»debatt« fortsetzen. Der Konservative Graf Westarp sprach über zwei Stun den lang und bewahrte auch dann seine Ruhe, al», nament lich im zweiten Teile seiner Ausführungen, die Eoztakdemo- traten ihn mehrfach stürmisch unterbrachen. Dr. Paasch«, der den Vorsitz führte, verbat sich ihre Pfuirufe und droht« mit Ordnungsrufen. Gras Westarp beleuchtete -zunächst den Etitt nach feiner rein finanziellen Sette unter mannigfachen vergleichen mit den Vorjahren, wobei er namentlich den We-r-sttrag im den Vordergrund stellte, von dem er meinte, e» sei nicht «»»geschlossen, daß er Nn, ein gewaltige» Defiztt -ring«. Mit besonderer Genugtuung untecktrich er di« vom Reichskanzler konstatiert« erfreuliche Entfpanung der Go- samtlag» Europas. Bei der Besprechung dtzr Zaberner vor-, ginge entfuhr ihm Zur allgemeinen Heiterkeit «tn läuft» Zum Himmeldonnerwetter nochmals, da» ihm offenbar von Herftn kam. Al» ,r für den Krftg»mtnisftr «tntrat, rieftn die Sozialdemokraten stürmisch Pfüil und wurden demoegen vom dem früheren Partetzaorsitzenden gerügt. Da» Miß- ttauenpvotum gegen Herrn von Bethmann machte Graf Westarv dem Reichstag «um tadelnden Vorwurf, er erblicke darin «in« Ruhmmtat de» hohen Hauft», sondern «in Ur- teil über schwebende Angelegenheiten, da» in diellnabhängtg. kett der Gerichte «ftgrstfen «oll,. Graf Westarp schloß