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.ÄL'Li«: «Nit, ,v» Hu» «II» Ntz«>»t. » MM«« Um«tzmtz Mer Tageblatt SW Inzeiger für -as Erzgebirge M MK4»S^ mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: -luer Sonntagsbla«. HMZLMH M ^p»chchu«-» -- Neäakttoo mit n—«ahm» »«, Sonntag» «achmlNag» 4-S Uhr. — Lelegramm-^-ress» r «agedlatt Ku-rz-edl««. tzvmsprech«,«. z"m>«"»kujv»» söL-t« -.»«.a »«st«uun,,n ,ot,«,,a. rar unoorlaogt »ingrsanät, Manuskript» kann s»wühr nicht g»l»lst»t wer-»». Nr. 19. Sonnabenä, 24. Januar 1914. 9. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 12 kalten, vuhe dem Liegt da» achtseitige illuststerte Sonntagoblatt bei. Das Wichtigste vom Tage. Der Reichskanzler wie- bei der Besprechung der Zabern-Jnterpellatton dt« Angriffe de» Goztaldemokraten Frank auf die Person de» Kronprinzen zurück.*) Ter Haushaltungsausschuß de» Reichs tages lohnte die Ostmarkenzulag« für die Neichspostbeamten ab. * Ter Prinz von Wied hat den Mächten mit geteilt, daß er Anfang Februar in Alba nien ei »treffen werde. * Geheimrat Conrad, der Nationalökonom der Halleschen Universität, feierte sein goldene» Toktorjubtläum. * Im ungarischen Abgeordnetenhaus kam e» bei der Beratung des PreßgesetzeS zu tumultua- rischen Szenen, sodaß mehrere Mitglieder der Opposition durch die Parlamentswache au» dem Saal entfernt wurden. * JSmatl Kemal hat seine Machtbefugnisse als provisorischer Präsident von Albanien in die Hände der internationalen Kontrollkommis- zurückgelegt. Irieäensschluß im Reichstage. Was stimmungsgemäß schon gleich nach dem Wieder zusammentritt des Reichstags im neuen Jahre vorauSge- sagt werden konnte, steht seit den gestrigen Reden zu den neuen Zaberninterpellationen auch derhand- lungsmätzig fest: Reichskanzler und Reichstag bemühen sich einträchtig, die peinliche Zabern-Angelegenhett nun mehr zu begraben. Die Formel, die der Reichskanz ler für dieses Bemühen gesunden hat, ist von allen bür gerlichen Parteien angenommen Worden. Sie lautet: kein weiteres Aüswühlen, sondern Heilen der Wun den Daß außerhalb des Reichstages die breiten Mas sen des Volkes gleichfalls gern dieser Parole folgen werd-m, kann keinem Zweifel unterliegen Nur die Sozialdemokratie sträubt sich noch gegen einen Frie densschluss. Sie glaubt lange keine so günstige Ge legenheit zur Agitation gegen Militarismus u >d Mo narchismus, gegen BeaMtenautoritAt und StaatSauto- rität gchabt zu haben Wie diese. Die gestrige Rede des gewandten RevisiontstenführerS Frank zeigte das deut ¬ lich« Bestreben, alle irgendwie mit Zabern in Verbin dung zu bringenden Persönlichkeiten und Vorgänge zur BelÄung sozialdemokratischer Agitation auszunutzen^ Diese» Bestreben War so unverkennbar, daß der Pin- druck der an sich geschickt zusammengestellten Agitations red« dadurch stark beeinträchtigt wurde. Auch d'.e ein geflochtenen Witze und Bosheiten, dt« vorübergehend die Zuhörerschaft amüsierten, konnten nicht über die Gesamtwtrkung hinweghelfen: man merkte die Absicht, und man blieb verstimmt. Go konnte sich denn auch der Kanzler «inen guten Abgang verschaffen, als er zunächst einmal ganz kurz und temperamentvoll die sozialde mokratische Kritik an den kronprinzlichen Kund, gebungen der letzten Zett zurückwies und nachher seine längere Beantwortung der beiden Interpellationen mit einer scharfen Polemik gegen die Sozialdemokrat!: schloß. Was Herr von Lethman.l Hollw^z, d.r ogd risch einen guten Lag Hatte, im übrigen vortrug, goß Oel auf die ohnehin nicht mehr sehr hochgehenden Wo gen der Erergung bet den bürgerlichen Parteien. Im Anschluß an die ruhigen und sachlichen juristischen Dar legungen des zweiten JnterpellationsrednerS, des be kannten fortschrittlichen Rechtslehrers Professor von Liszt, grenzte der Kanzler den Streitfall dahin ab, daß lediglich nachzuprüfen sei, ob diejenigen Teile der Kabinettsorder von 1820 in den Offtziersdienstvorschrif- ten noch heute rechtSgiltig sein könnten, di« ein militä. rische» Eingreifen ohüe Ansuchen der Ztvilbehörden re gelten. Diese Nachprüfung sei im Gange, und damit sei damit alles geschahen, was überhaupt geschehenkönnte. Der Nachweis, daß die gesetzlich« Regelung aller Fälle, in denen die Zivtlverwaltung an rechtzeitiger Requi rierung de» Militär» verhindert sein könnte, äußerst schwierig sei, War überzeugend und wurde durch histori sche Reminiszenzen vom Jahre 1851 noch verstärkt. Vor allem als bedeutsam Wurde aber die weitere Er klärung ausgenommen, daß nach den gerichtlichen Fest stellungen in den Reichslanden tatsächlich viel ge schehen müsse, um dort normale Zustände für Reich und Land zu schaffen und daß mit Bestimmt heit in dieser Richtung das Möglichste werde veranlaßt Werden. Kritiker der Zaberner Borsüll« gefallen lassen konnten^ sofern sie nicht grundsätzlich« Gegner de» deutschen Heer wesen- sind, schloß dt« Kanzlerrede. Für iHv« Auf. nähme im Hause war nicht» bezeichnender al» die Ant wort de» Zentrumsabgeordneten Fehrenbach, ddr zwar von seinen berühmt gewordenen Ausführungen am 3. Dezember vorigen Jahve» nicht» -urücknahnh aber den größten Teil der gestrigen Darlegungen de» Kanzler» unterschreiben zu wollen erklärte. Auch di« übrigen Redner der bürgerlichen Parteien waren auf diesen Ton gestimmt. Man darf also annehmen, daß tatsächlich unter die Zabern-Affäre endlich im Reichstag und hoffentlich bald auch in der öffentlichen Diskus- sion — ein dicker Schlußstrich gezogen wird. PomcarS als Deutsäüanäs Gast. Aus Paris schreib: uns unser Korrespondent: Der Präsident der französischen Rspublick ist — wenn auch nur für wenige Stumden — der Gast Deutschlands auf deutschem Boden gewesen. In mehreren haltamtlichen Meldungen will man die Bedeutung des Besuches Poincarös in der Pariser deutschen Botschaft zwar abschwächen und a/ls «inen Höflichkeitsakt h instellen. Gewiß ist es, die offiziellen Beziehungen Mischen Leu M'and und Jrarikreich im Augenblick besser als feit Jahren find; die franzö- fische Regierung läßt jsich nicht durch di« Hetza tckel der chauvinistischen Proste, di« durch Zabern neuen dankbaren Stoff «rhcklten hat, bceinlussen. Präsident Poincars hat «ine feit 20 Jahren nicht geübie Gewohnheit der franzö sischen Staatsoberhäupter wieder aüfgenommen und läßt sich von den Botschaftern der Großmächte, die ja persönliche Vertreter ihres Staatsoberhauptes sind, zu Gaste laden. Während aber der Besuch beim russischen und später beim österreich-ungarischen Botschafter still und unbemerkt vor überging, erregt der Empfang im Botschaft« rpalais in der Rue de Lille großes Aussehen. Einmal weil es die deutsche Botschaft ist; sodann weil der Empfang ein be sonderes Gepräge trug. Der österreich-ungarische Bot- Auf dies« Weis« war per Boden vorbereitet, um vor verallgemeinernden Schlußfolgerungen au» den Bor- lschnmnissen in Zabern zu Warnen und die nervöse Stimmung zu kritisieren, di» zu bedauerlichen Ausschrei tungen des Parttk".lartsmus geführt und den inne- -en Frieden unter den Bundesstaaten gefährdet hab?. In diesem Zusammenhangs Wurde von allen Seiten dos schuster und der italienische Botschafter waren mft ihren Damen gleichfalls geladen. Poincarö weilte somit unter den Vertretern des Dreibundes. Auch der deutsche Botschafter in Konstantinopel, v. Wangenheim, war zugegen. Von französischen Gästen seien der Ministerpräsident Doumergue, die Senatoren und Pichon, der Gvotzkanzler der Ehreinlegion, General Florentin, der neugebackene Petersburger Botschafter de PalLologue und der politische Direktor iM Auswärtigen Amt der Morguerie genannt. Das 1714 von Bofftaud erbaute Bolschafterpalais ge- starke Lob begrüßt, das d»r Kanzler den militärischen hörte 1808—-1815 dem Prinzen Eugen Beamharnais. Herr Tugenden und dein deutsch-nationalen Geist aller Stäm Schoen ließ es sich nicht nehmen, den Gästen, vor allem Wunden herumzuwühlen, sondern st« zu schließen. Mit Möbel der napoleonischen Kaiserzeit, die sich in den ge- zu Zeigen. Zwischen GobÄin» und me, insbesondere ober den Bayern zvl*t«. Jetzt war em Präsident?-'undsei'acr Gomachlind^« K"nsts>chätze dieses die Stimmung vorhanden, ^n der die Mahn."n-- allgr- jetzt deutscher Besitze! mein Willig ausgenommen wurde, nicht länger in den mit Flachreliefs reich gezierten Kaminen rckhen prächtig« einer Verteidigung de» Heeres, die sich auch die stärksten schliffenen, durch die Zeit schon ein wenig gematteten Nizzaer Aarneval. Nachdr ck v »Dole.. .... Acht Uhr abends. An d n Poneyet es, Len» Eingang des Hafens von Nizza, herrscht lebensgefährliches Erdränge. Zehntausende Menschen halten den Quai oesttzi, füllen die benachbarten Slvaßen, spähen von den Baronen und aus den Fenstern sämtlicher Häuser, wo auch nur der geringste Ausguck nach dem Meere zu gewinnen ist ... . und all« Welt oe Mit sich in Ungeduld und c. Wartung. Wollte man cm diesem Donnerstagabend — genau «lf Tage vor dem deutschen Rosenmontag — jemand in Nizya fragen, was denn eigentlich los sei, warum man seit zwei Uhr nachmittags überhaupt kein Auto bekommen kann, seit einer Woche überhaupt kein Zimmer mehr («s s«i denn zu einem Louisdor pw NachtI), und warum die ganz und gar mittelmäßige Aussicht au» den Stvaßenfenstern ur plötzlich blaue oder vielmehr grau-rosa Scheine kostet — wollte man, wie gesagt, «in« solche Frage an «inen «tnge- borci «n Nizza et stellen, so lies« man Gefahr, für «inen Böotier angesehen, für gänzlich unklug oder gar «in biß chen v-.rrllckt gehalten zu werden. Und mit Recht! Denn heut« abend, Punkt ach: Uhr, ballen Ihr« Majestäten, Prim Karneval XXXXN. nebst höchstdero durchlauchtiger De- mahlin ihren feierlichen Einzug in die jubrldurchbraust« Siadt. Kein gewöhnlicher Fürst mit langweiligem, offi- ziellem Gefolge, sondern Seine Majestät, der allen will kommen« König der Freude, de» urftdelen. Ulk» und der harmlos-tollen Fidelität tritt Mr vierzehn Tag« da« heiter« Erbe seiner einundoterzig Vorgänger an. Damit aber da» allgemein« Pläsier vollkommen sei, hat er Madame gleich mitgöbracht und so einem der schönsten und originellsten Feste der Welt die ihm geziemende Königin gegeben. Gleich dein vtelberühmten fürstlichen Vetters in Köln und Florenz, Venedig urü> Wien, hält Wring Karneval «ich "in Nizza auf ranggomäßen Pomp Und «inen Empfang, der das Prädikat ultmchic und eowme il taut ohne weiteres verdient. Die fidelen Majestäten kommen am genannten übend aus dem Seewege in ihrer geliebten Residenz an, was das Geheimnisvolle ihrer Herkunft und die Feierlich keit der historischen Stunde selbstredend beträchtlich erhöht. Zeigt sich ihr Schiff, genau zur anberaumten Minute, im .nc'ingang, so donnern di« .Kanonen, tausendfältiges Echo in Stadt und Gelände weckend, der Schloßberg mit seinen Ru.NlU «,strahlt urplötzlich rn feenhafte Deltucht^ng und von allen Sei.en knattern Garben orm feurigen Rate-en, die mit ihren bunten, lustigen Luftkaprio-en das Fest recht passend anikündlgeine Inzwischen hat das Fahrzeug de» Prin zen, «ine phantastisch geformte, reichgeschmückte Gondel am Hosenquai angelegt. Während die unübersehbare Menge der Zuschauer in frenetische Jubelrrrfe ausbricht, werden Monsieur und Madam« Karneval ^feierlich bewillkommne, und alsbald auf den bereitstehenden Triumphwagen über, geführt. In jedem Fah-e tragen die Majestäten, di« mit ihren fünf bi» sechs Metern Leibeshöh« dem Geschlecht der Müsen angehören «in ander«» Prachtkostüm; je launiger «, komponiert ist und je grotesker die Masi« erscheint, di« di« fürstlichen Herrschaft«» anzulcgen geruhten, um so größer ist di« Begeisterung de« Volke«, da» jetzt von, Wagen der Souveräne mitten durch die festlich geschmückte Stadt zu dem eigen» Mr st« errichteten Palais auf den Place Mastöna geleitet. Dort bleiben Prinz Karneval und Ge- istahltn Li» -um Ende der närrischen Zeit, vor dem Kasino auf dem hohen Dhron, sitzend, da» Ankitz gegen di« Avenue d« la Gare gewendet, gleich al» wollten sie die am Bahn hof au» allen Richtungen der Windrose anlangenden Be sucher der Xtrra la Kolla willkommen heißen. Abgesehen von dieser Einzugsfahrt am historischen Donperstagsbend, bilden die großen Umzüge, dem Fast- naHÄMen d« deutschen RHer-montags L in Köln »er. gleichb .r, den Glou des Festes. Seine Majestät Prinz Karne val gehen spazieren! — Der Ruf. elektrisiert jeden braven NiMer und den Fremden nicht minder, der den Festtrubel bis zum tz und wieder itzon vorne; an mitmachen will. Schnell das längst bereitlisgends Kostüm angelegt, den . seidenen loup vors Gesicht, die Taschen voll Konfetti . , . ! und schon ist man in der menschenwimmelnden Straße, wo sich der herannahende Zug bereits durch die Musik der ihn begleitenden Monstreorchester von weitem anküMgr. Rä tst tich macht es viel mehr Freude, dl« vorbe.z.ey«nde fHel- HerrlickM. als aktiver Geck mitzugÄnießen und sich waigomütig selber in den cortäge zu mischen, als den Zug bloß zu betrachten. Wagemut gehört allerdings dazu, denn das Gedränge ist fürchterlich. Wer sich ihm nicht aussetzen will, mietet einen Platz auf den zahlreichen Tribünen,, die unter der Menge der Zuschauer schließlich zu krache» be ginnen, oder ersteht für schweres Geld die Erlaubnis, von einem Fenster oder Balkon aus mit so und so vielen Neu- ' gierigen Ausguck zu halten. Der Anblick de» auherordent- ltch pittoresken Zuae» lohnt im übrigen reichlich selbst ebn« wett« Reis« nach Nizza. Wa» sich eine tolle Phantasie an seltsamen Gr! ährten, Svagen, Gondeln, Rtesentieren ustw. ausdenken kann, kommt in buntester Ausstattung und ori- gtnellen Masken vorbetgefahren. Di« Märchen und Volks- i legenden, die populären Historischen Gestalten, die aktuellen ! Ereignisse tn Wlsssnschast, Kunst, Politik, nicht zu ver- gessen der Nizzaer Stadtklatsch, erscheinen auf einmal leib haftig vor unseren Augen. Auch der eingefleischteste G'rte». gram wird über die Fülle der Komik zu lachen beginnen und -ugrstchen, daß «» seine eigenen Reize hat, die Lebens dinge einmal unter dem humoristischen Gesichtswinkel zu betrachten. Alle Jahre wechselt da» Repertorte; stets bietet e» — wie die Besucher des Nizzaer Karnevals, nicht zuletzt dt« van Jahr zu Jahr Häufiger «intreGenden Deutschen gern t süsslichen — überraschende neue BiLer. des« Motivs «ch