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Mittwoch, 17. Dezember 1913 S. Jahrgang. Nr. 292 »tes« ßd»««« »ficht 10 Sette». den - I- AistWgMdck« WWM>MWDWWl Aaiser uuä Aronprinz. XV Die Berufung den Kronprinzen in den Großen General st ab kommt für die größere Oessentlichkeit ohne Zweifel recht überraschend. Noch vor wenig Wochen hieß es, der Thronfolger werde noch einig« Zeit in Langffuhr blei ben, wenn auch nicht al* Regimentskommandeur, so doch al, Brigadekommandeur. Wenn er fetzt in den Generakstad «intrttt, um unter persönlicher Leitung de« GeneralstaLo- chefs einen informatorischen Kur» durchzumachen, so eck- spricht das sicherlich dem Wunsche de« Kaiser«. Schon da« für «inen Prinzen verhältnismäßig langsam!» Avan cement de» Kronprinzen Wilhelm ging aus die Absicht zurück, dich der künftige Oberbefehlshaber der deutschen Ar« mee auch in dem Einzeldtenst ein« gründliche, praktische Er fahrung erwerbe: wird diese praktische Erfahrung fetzt in der theoretischen Schulung, wie sie bisher den königlichen Prinzen nicht in dem Maße zuteil wurde, ergänzt und er weitert, so ist die» ein neuer Beweis dafür, wie gründ- li ch der Erbe der Kaiserkrone für seinen militärischen Be ruf vorbereitet werden soll. Deshalb wird man im deut schen Volk da» Kommando des Kronprinzen nach Berlin mit großer Genugtuung aufnehmen. Diese Genugtuung wird aber noch dadurch erhöht, daß durch dies« Versetzung di« Ge rüchte von einem tiefergehenden Gegensatz zwischen Weihnachtsfeier in Anspruch g«nomm«n, und man spricht kaum noch vom Stephanckag, sockem fast immer nur vom .... — .. de« Zn der Kohlengrube zu Gleenwood-Sprtngr in Colorado hat «in» furchtbar« Explosionschla- g«nder Wett«r stattgefunden, wodurch 4V Berg- leut« getötet wurden. « Der erst« Lord der englischen Admiralität, Windston Churchill, wird sich zuvreiwöchigem Aufenthalt nach Deutschland begeben. » Str Gdward G r«y hat in der Lösung der ägäkschen Jnselfrag« di« Initiativ« «griffen. Sein« Vorschläge widerspreche« den italteni- schen Wünschen.*) -) nah««« st--« L» «md«»r Vater und Sohn sehr bündig «tdirlegt «erden. Daß gewiss« Gegensätze -ervorgetrrten find, namentlich zuletzt noch in der braunschweigischen Frag», da« kann man sugcken. Ab«r wenn man vor zwei Zähren, da der Kronprinz nach Lang fuhr verfckt suche, von einer Verbannung dm Kaisersohne« sprach, so lag darin doch «in handgreiflich«» Irrtum, der fetzt durch di» Berufung tn den GeneralstoL aufs glücklichst» widerlegt wird. Auch d«r spät«,« Kaiser Friedrich war zu einer Zeit, da von Meinung «Verschiedenheit»« mit dem Bat«, und d«m damals noch regierenden Oheim kein» Rede fein konnte, Kommandeur eine« Linienregimente«, und es ist ja nur erfreulich, wenn die Prinzen de» königlichen -au- fr» auch außerhalb der Garderegimenter und der Reich». Hauptstadt den Dienst in der Armee kennen lernen. Trotzdem wird man das Kommando de» Kronprinzen in den Großen GeneralstaL willkommen heißen. Nicht allein darum, weil es di« Gerüchte von einer Verbannung des Kaisersohne« endgültig widerlegt: es bringt auch den zu künftigen Kaiser in enge Verbindung mit den politi schen und militärischen Zentralbehörden. Da» rege Interesse, da» der Thronfolger an allen Vorgängen de» politischen Leben» nimmt, wird in dieser Verbindung «sicherlich noch geschärft werden. Der Kronprinz wird einen Ueberblick über die politisch bewegenden Kräfte erhalten und einen Einblick In di« Schwierigkeiten, wie er ihn in Langfuhr doch niemals erlangen konnte. Auch da« wird für den künftigen Monarchen von großer Bedeutung sein. Lnd schließlich wird auch ein engere, persönliche» Zcksam. mensein von Kaiser und Kronprinz manche Meinung». Ungleichheit rascher und vollkommener beheben, als «in noch so regn brieflicher Verkehr. E« wird verstchett, die Kai serin hob« auf die Versetzung ihre« Sohne« nach Berlin htngewirkt. Daß die Gattin und Mutter den Wunsch hegte, dem Gerede von tiefgehenden Verstimmungen in der kaiser lichen Familie entgegenzmoirken, da» wird man ihr nach fühlen können. Ihr versöhnender Einfluß wird sicherlich schon manche Kanten und Schärfen in dem Verkehr von Vater und Sohn gemildert haben, in Zukunft noch manche mildern. Und ein gute« Geschick will e«, daß gerade in die Seit de« Feste« de, Frieden» di« Kunde von der Berufung de« Kronprinzen nach Berlin kommt, die Zeugni» ablegr vom Frieden im Kaiserhaus«. Ob der Kronprinz nach Ab- lauf de« Dienstjahres in dem Deneralstab sofort wieder in die Front zurückversetzt wird oder ob er noch in anderen zentralen Behörden, sei es der Verwaltung, sei es de- Hee re», «inen Einblick in die Geschäfte «halten soll, da» steht heute ja noch nicht fest. Wünschen möchten wir jckoch, daß e» dem Thronfolger ermöglicht würde, seinen Lieblingsplan, di« deutschen Kolonien zu besuchen, tn Erfül- Lung za bringen. Eine solche Auslandsreise würde nicht nur den Blick de« Kronprinzen erweitern, «in Besuch des Thronfolger« in den Kolonien würde auch in hohem Grad« dazu Leitragen, das Gerneinschckftrgesühl zwischen Mutter land und Kolonien zu stärken, da» Ansehen de» deutschen Namen« bei den Eingeborenen zu heben. Der Stephanstag. Sine Betrachtung über den zweite» WeihwWsftiertag. (Nach»«« urb-i»- > Cäsar wollt« lieber auf einem Darf« der erste als in Rom der zweite sein. Der große Mann hatte damit voll- kommen Recht. Mag einer an noch so hervorragender Stelle stehen, so kann er doch nicht recht zur Geltung kommen, Wern er nur die zweite Position einnimmt, da der, der ihm im Range übergeordnet ist, ihn wenn auch nicht immer ganz, so doch stet» In einem gewissen Maß«, in den Hintergrund drängt. Al» man den kirchlichen Kalender sestsetzte, wollte man dem ersten Märtyrer der christlichen Kirche, dem -eili gen Stephanus, dessen Martyrium in der äwostekgefchiM« ausführlich erzählt wird, dadurch «ine ganz -«sonder» Eh. rung zuteil werden lassen, daß man seinen Gedenktag un mittelbar auf da» allererste Fest der Christenheit, dem der Erinnerung an di« Geburt de« Heiland« gewidmeten Weih, nachtstag, folgen ließ, wa« war aber die Folge dteser gewiß gutgemeinten Ehrung? Dm Glanz de» er^ nachtsfest,«, de, wethnachtsfSste» überhaupt, übe, sehr den Ruhm de» dem ersten Blutzeugen der widmeten Erinnerungstag««, daß für diesen nur wenig Tb- rig blieb. Schließlich wurde dich« Lag gänzlich für di« Weihnachtsfeier in Anspruch sweitenWethnachtSfeiettage.' Mil den vttdtensten de« -eiligen Gt«p-an um die Entwickelung der christlichen Kirch« können sich -ewtßltch di« de» -eiligen Silvester nicht messen, obwohl auch er «in -eiliger und sehr glau-enseffriger Mann gewesen ist. Im Gegensck zum Kamen de» -eiligen Stephan ist aber heut« der de« Papste« Silvester In aller Munde: »au spricht vo» der SUvchtecheter, vomStldesterkarpsen, von, m und de» Menschen Sohn zu, » ergrimmte die Richter und da« . ihn zur Stadt -imm« und steinigt, . , daran wick uns di« interessant» Tat- fach« mitgettilt, daß der jung« Saulus, der damals einer d-r erbittertsten Gegner der christlichen Kirch« war, an dem Tode de« Märtyrer» Wohlgefallen fand. Dieser erlebte erst später seinen Lag von Damaskus, der ihn aus dem Saulus zum Paulus, au« dem ursprünglich«« fanatischen Gegner zu ihre» Legoipartm», ja, bedeuleädste« Lckem»« und Apostel Silvesterpunsch und sogar vom Silvösterball. Der heilig« Stephan begegnet uns aber nirgend» in einer ähnlichen Der- bindung. Der Papst Silvester verdaust feinen großen Ruhm einzig und allein dem Umstand«, daß er am letzten Tage de» Jahres 888 gestorben kst und daß man seinen Todestag zu seinem Gedenktage bestimmt hat. Im 8. und 7. Kapitel der Apostelgeschichte wird ums «ine ganz ausführlich» Erzählung über die gegen Stephanus er- hobene Anklag« und über seinen Tod überlistest. Zn dtster Darstellung liegt uns gleichzeitig der erste der Märtyrer- bericht» vor, an denen di» alt« cknistliche Literatur überaus reich ist. Wir erfahren dost, daß Stephanus, «in Mann voll Glauben» und Heiligen Geiste« zum ersten der sieben Al mosenpfleger erwählt worden ist, die in der Jerusalemer Gemeinde, der ersten christlich»» Gemeind«, auf Geh«iß der Apostel eingesetzt worden waren. Da er Mucker und große Zeichen unter dem Volk tat, schleppten ihn die Feinde der sangen christliche« Gemeinde vor den Hohen Rat und die lütt VEsHUtVzADGIl, MVsKA AiV stMMN HOlüstA»» »» HttvßN. Stephanus hielt ein« lange Nechtfertiaunasrede, die fast nur au« Stell«« de« Ulten Testament« »«stack zum Beweis« da- für. daß seine Ankläger da» Gesetz Gotte« nicht gehalten haben. Am Schluss« rief er voll Heiligen Geiftt«: Siehe, ich sehe den Himmel affen und de« Menschen Sohn zu» RechtenGott«^ Vs«: di, Mem t-n. Im «W Der Umbau cker Arrmkenversicherung, (von unserem Berliner cS - Mitarbeiter.) Nachdem nun -«rett» LH Jahr übe, der Annahme der neuen Reichsverflcherungsordüung im Reichstage -ingega«. gen sind, tritt mit dem 1. Januar endlich auch al» letzter Tetldt« Krankenversicherung tn Kraft. Gemacht sich ein« gewiss« Nervosität vor diesem Dermin bemerkbar, aber da« ist wohl nur die Unruh«, di« jede» neu« Gesch mit -sich bringt. Im allgemeinen sind die Bestimmungen der neuen Krankenversicherung so vorsichtig den historisch ge gebenen Verhältnissen, wie sie sich aus Grund der alte« Ver sicherung entwickelt batten, angopaßt, daß alle Schwierig keiten in absehbarer Zeit überwunden sein werden. Di« Einführung de» neuen System« der zwei Hauptkafsen, nämlich der Landl rankenkasseuck der allgemei nen Orlrkrankenkasse, geschieht mit all«, nötigen Vorsicht den bestehenden alten Kassen gegenüber. Sollen auch tn jedem Kreise möglichst di« beiden Kassen eingsführt werden, so bleiben doch Ausnahmen gestattet. Auch bestehen Knappschaftskass«n, BetrieVskassen, Innungs kassen, Gem«ind«rassen und freie HikfSkasten nach wie vor weiter. Es sind nur bestimmte Bedingungen für sie auf- gestellt, die durchweg al» heilsam angesehen werden können. E« sollen nämlich leistungsfähige Kassen im sozialen Inter- «sie ihrer eigenen Mitglieder unmöglich gemacht werden. Deshalb wird keine Kass« anerkannt, di« in Leistung«« an ihre Mitglieder den offiziellen Kassen irgendwie nachsteht. Au» demselben Grunde wird für sie ein Maximum von Mitgliedern zur Vorschrift gemacht, nämlich 80 bei land wirtschaftlichen BetrieLskassen, 180 -ei andern Betriebs kassen und 280 bet den übrigen. Daß der Bestand solcher Nckenkasten die beiden Hauptkassenarten nicht gefährden ddrf, versteht sich von selbst. Doch ist durch Mintsterialoer- fügung «tg«ns dafür gesorgt, daß ein« Gefährdung nicht will kürlich konstatiert werden darf, sondern mit bestimmten Tatsachen begründet «erden muß. Zu diesen gehört vor allem, daß di« Mttgliederzahl der allgemeinen Ortskranken kasse durch Entzug von ackeren Kassen nicht unter 1008 sin ken darf. Besondere Schwierigkeiten machen di« Mahlen gerade für den Airfangstermtn. Die Wahlberechtigten müs sen neu sestgesteltt und das neue Wahloersahren geübt wer den. Diese« hat sich ja bekanntlich dahin geändert, dck an Stelle der früheren Generalversammlung bei der Ortskran kenkasse künftig der beschränkte Ausschuß tritt. Die ser Ausschuß wählt dann auch den Vorstand. Eine wei tere tieseinschneidende Lockerung ist die, daß bei diesen Wahlen nicht mehr mit einfacher Mehrheit Lurchgesttmmt wird, sondern daß die Gruppe der Arbeitgeber und die der Arbeitnehmer besonders abstimmen. Gewählt ist nur, «er in Seiden Gruppen eine Mehrheit «rhätt. Kommt ans dieser Grundlage kein« Wahl zustande, so kann das Bersich» rungsamt den Vorsitzenden ernennen. Da« ganze Verfahren ist immerhin umständlicher al» da» bisherig«, und macht des halb mehr Arbeit. Eingsführt wurde es bekanntlich, um den überwiegenden Einfluß der Arbeiterschaft zugunsten der gemacht hat. Einst wurde der heilige Stephan allgemein als der Schutzpatron der Pferde verehrt, und sein Gedächtnis tag hieß früher in Deutschlack der große P serd» tag. Die Erinnerung lebt noch heut« im Münsterlcrck« sott, wo man an diesem Tage den Pferden Häcksel unter dem freien Himmel stellt. In anderen katholischen Gegenden Deutsch lands herrscht heute noch der Brauch, daß man am zweiten Weihnachtsfeiertage in der Kirche Hafer weihen läßt, den man dann den Pferden unter das Futter mischt. In prote stantischen Schriften des vorigen Jahrhunderts, die sich gegen abergläubische Weihnachtsbräuche wandten, ficket man noch au« der Zett um 1900 den in verschiedenen Gegenden ver breiteten Glauben verzeichnet, daß den Pferden» die man am Stephanstag« zu den Schmieden führte, und denen man «in« «der schlagen Netze, da« ganz, Ja-, hindurch kein Schaden widerfahr«« könne. Ebenso wären Kttten, Sporen und der gleichen, di« man in de« Nacht zum Metten Weihnacht» ftiertag« verfertigt«, im Stack«, Pfeck« und Wagin, «ck wenn sie noch so ttef stickten, «ick« tn Gang zp-ringen. Auch in außerdeutschen Ländern -ck-en sich noch Remini- tzenzen an den ehemaligen großen Pfeckstag «halten; tn Gnglack Pflegt man noch heut« an diesem Lag« den Pferden p» Ader zu lasten; in einigen G«geck«n «stocken« »ick da, ehemals allgemein üblich« St. Stephansjagen «-ge halten, -et dem di« jungen Burschen mit den Pfecken nach ftemden Lränken reiten «ck um die wett« »icke» heim- iltÜßNe In der Geschichte des -eiligen ist nirgend« davon die Rede, daß dieser jemals etwas mit den Pferden zu tun ge habt hat: man hat zu der Erklärung diese« Patronat« wehr von der Steinigung de« heiligen Stephanus auszu gehen. Steinige Wege fick den Husen der Pfeck« schad- lich: di« meisten Pttrd«, die aus dem Steinpflaster d« Groß- städte jahraus, jahrein -erumtraben müssen, wecke« tm Das Wichtigste vom rag«. Vie Dr««dn«r Untvetsktätsfrag« »ick Landtag voraussichtlich «rst im Fo-rua, nächsten Iah,««-efchMg««. Tnr deutsch« Kronprinz wird nach feiner Komma«, dierung zum Generalßa-« vorackstchtktch im -erbst« 1814 ein« Kavakkerke-rlgaV« er- -alten.*) KardinalRampollakfttnder letzten Nacht t« Al ter von 70 Jahre« gestorben.*) uer Lagevla Mnzeiger fix das Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage r Muer Sonntagsbla«.