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Freitag. 30. Januar 1914. Nr. 24. 9. Jahrgang. Mer Tageblatt Anzeiger Mr -as Erzgebirge KWD mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbetlase: Muer Sonntagsblaü. Bprvhssun»» -»» «e-aktt»« mit siusnahm» »er Sonntag» nachmittag, 4 S Uhr. — Lelegramm-si-resse r Tag,blatt tzuerrzgrötrg». tzvmstwch«, «. »«» «» »oW>Ä-,« «o'-is.ö. Zür un»»rlangt »1ag»san-e» Manustript» kann VrwShr nicht grlrlstrt wrr-rn. Diese Nummer umfaßt 1v Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Die Bank von Frankreich hat den Diskont von 4 auf 3>/, Prozent herabgesetzt, die-Bank von England den ihren um 1 Prozent ermäßigt. Auf der Station Hohenbruck in Böhmen fuhr ein Perfonenzug in «inen ausfahrenden Güterzug. 25 Menschen wurden verletzt») » Die griechische Regierung hat e« abgelehnt, wegen den ägäischen Inseln m t der Pforte indirekte Verhandlungen zu treten. * Zum spanischen Botschafter in Petersburg ist Anibal Nurillo Graf von Cartha- gena ernannt worden. » 8» Bulgarien macht die revolutionäre Be wegung rasche Fortschritt«; bet einem Zu. sammenstoß wurden mehr al» fünsztsr Perso nen getütet. * Di« New Aorker und Washingtoner Presse beschuldigt Japan, di« mexikanische Re gierung durch Lieferung von KriegSma- terial unterstützt zu haben. *> Näh««« siehe an anderer Stell,. Mittelftanäsfragen im Reichstage. Zu wie trostlosen Verhältnissen cs fthrt, wenn in einem Lande der Mittelstand schutzlos zwischen den beiden Mühlsteinen Kapitalismus und Proleiariat auf gerieben wird, kann man in England bec dachten. Auf dem Lande nur wenige kapitalistische Farmer aus großen Gütern unter einem entsetzlich heruntergekom menen Landarbeiterproletartat. So gut wie kein bäuerlicher Mittelstand, kein kaufmännischer, keine volks tümlichen Geistlichen, nur Armenärzte und Armenan- wälte. In den Städten gibt e- unterhalb einer dün- nrn Oberschicht gewerkschaftlich organisierte Arbeiter ein so massenhaftes Lumpenproletariat Wie kaum irgendwo auf der Welt. Di« Großbetriebe und die großen Orga- nisationen beherrschen überall die sozialen Verhältnisse. Der Himmel im Februar. X Na«d»uS verdolen. Schon merklich später tritt von Dag zu Tag die Dunkel heit ein. Während zu Monatsanffang die Sonne noch 17^ Grad südlich des Aequators wandert, nähert sie sich im Ver- kruff des Februar b.s auf fast 8 Grad dem Gleicher. Da durch ist über auch4m«IfchnelleroZunahm«der Tages länge bedingt a's im Januar. Mir den Meridian von Berlin und einrr Po'ihöhe oder geographischen Breite vcn 5V Grad geht di« Son ne zu Beginn des Monats 7 Uhr 37 Min. aitf, und 4 Uhr 61 Min. unter, am 28. -jedoch bereits 6 Uhr 49 Mm und 6 Uhr 37 Mm. untcr, was eine Zunahme der Sonnenscheindauer von neun Stun- den 14 Minuten auf 10 Stunden 48 Minu'en oder um 1 Stunde 34 Minuten gleichkommt. Die Dauer Ixr bürger lichen Dämmerung hält sich im Verlaufe des ilstvnats auf etwa 38 Minuten, wodurch die Länge des Hellen Tages noch um weitere 76 Minuten verlängert wird. Die >?!eit- gletchung, worunter man den Unterschied zwischen der wahren und der mittleren Sonnenzelt versieht, beträgt in der ersten Monattthälfft« 14, tu der zweiten etwa 13 Minuten. Am Sternenhimmel durchläuft di« Spenderin von Licht und Wärme da» Sternbild de» Steinbock», um gegen die Mbtt« de» Monats in da» des Wassermannes zu gelangen. Nach alter Kalenderbezeichnung hingegen trsit sie au« dem Zeichen de» Wassermann«» in da» der Filsch«. In der Nacht vom 24. zum 25. tritt «ine ringförmige Sonnen finsternis ein, dje von 10 Uhr 46 Min. nachmittag« b » 8 Uhr 41 Mn. vormittag« dau«rt. Sichtbar ist sie iw Süden Südamerika* in der ßlldhichvn'Hälfte de» Stillen Oz»ans, in der südlichen Hälfte Neuseeland» und in den südlich -n Polaygegend:n. Die Mv ndphasen treten ein am 8., vormittags 11 Uhr, erste» Viertel, am io., mach- mittag» 6 Uhr, und am 25., «tue Stunde wach Mitternacht, Neumond. Seinen höchsten' Stand, der gleichbedeutend ist mit de" größtem nördlichen Deklination, «recht. d?r Mond am 6.. seinen kicksten Stand am ist,, im Erdnähe kommt der Mond am 12^ um 2 Uhr «nachmittag», in Erdferne be- findet er sich am 28^ morg'N» 10 Uhr. Mit ihm in Kon- juktion kommen im Verlauf de- Monat» am 5. Saturn, am k. Mar», am 22. Jupiter, am 25. venu» rard am 25. Merßur. Sollen Wir in Deutschland nicht auch zu solchen eng lischen Berhältnissen kontmen, so tut schleuniger Mittelstandsschutz not. Zum Glück regen sich mehr und mehr auf allen Seiten hilfsbereite Kräfte. Noch nie haben in einer Generaldebatte über den Etat des Reichsamt» de» Innern Mittelst«nd-ftagen einen so brei ten Raum eingenommen, Wie in der gegenwärtigen. Ten Brennpunkt diese» allgemein erwachten öffentlichen In teresse» für die Lag« de» Mittelstand«- bildete di« Red« de» Staatssekretär» de» Innern am Mittwoch. Treffend bezeichnete er die bezüglichen Zuständ« al» die Revers seit« der Medaille, di« er in seiner großen Etatsrede ge zeigt habe. Von oben her durch Handel und Industrie g» dangt, von unten durch den Aufstieg der Arbeiterklasse, drängt ein großer TM des Mittelstandes teil» al» Arbeiter, teil» als Meister in dl'e Industrie hinein. Die alten Organi- sat on n des Handwerks sind längst überlebt, «her man hat nicht rechtzeitig daran gedacht, sie durch zeitgemäß« zu er- setzen. Es ist versucht worden, den Mittelstand auf allen Gebieten, in denen der Kleinbetrieb neben dem großen überhaupt noch bestehen kann, technisch besser zu schulen. Dies« Aufgabe, wie die der «Schaffung neuer Organi sationen, fällt den Eingelstvaten zu, die sich dessen auch mit Erfolg angenommen haben. Aber auch da» Reich >ist nicht müßig gewesen. Es hat die Ausbildung der Gesellen geregelt, den Meistertitel geschützt den kleinen Befähigungs nachweis geschaffen ufta. Indessen bleckt noch viel zu wün schen übrig. Zunächst sucht die Regierung durch Enqueten sich auf den verschiedenen Gebieten besser zu orientieren. Dann soll, besonder» in Bezug auf den kaufmännischen Mittelstand, waüeves geschehen. Au einigen der aktuellsten Mittelstandsfragen liegen Gesetzentwürfe vor, so zur Ein schränkung des Hausierhandels, zur Beschränkung der Wanderlager und zu den Wünschen auf eine Ausgestaltung der Sonntagsruhe. In mehreren Kommissionen hat die dafür erforderliche 'Kleinarbeit schon begonnen. Mit Recht hat der Staatssekretär >iv seiner Rede die Wichtigkeit einer Regelung des Verdingung»««- s« ns besonders unterstrichen. Die bisherige Praxis ist, wie er betonte, ihrer wesentlichsten Voraussetzungen beraubt: der freien Konkurrenz. Es ist abzuwartew, zu welchem Er- gebivisse die Kommission über das Berdingungswcsen kommt. Einer vom Handwerk selbst «inzurichtenden Zentral- stelle für das VerdingungSwesen stellte der Staatssekre tär einen ZNschutz au» Retchsmitteln für ttie Anfänge in Aussicht. Auch in seinen Bemerkungen zu dem gemein- samen Warenbezüge durch Beamte erwies sich Herr Dr. Delbrück mittelstaiwsfreundlich; er dürste nicht den Charak ter einer großen geschäftlichen Unternehmung annchmen. Am 11. vtivd der Stern Regulus oder Leonis gegen 7 Uhr morgens vom Monde verdeckt. Von dem größten Planeten ist Merkur Wend stern. Er wandert aus dem Sternbild des Steinbocke» in das des Wassermannes und bleibt zunächst unsichtbar. Gegen Ende des Monats geht er etwa IZH Stün den nach der Sonne unter. Venus, die aus dem Schützen durch den Steinbock ebenfalls iin das Stern bild Les Wassermanns wandert, bleibt auch in diesem Monat noch unsichtbar. Mar», im Sier «bild der Zwilling«, steht bql Sonnenuntergang bereit» hoch am Himmel und ist anfangs bis 6^, später nur noch bis 4Vr Uhr vor mittag» zu beobachten. Bei Mar» lassen sich auch noch ge-ingere iHelligkeitsschwrnkungen feststellm, die bei den inneren Planeten ja allgemein bekannt sinh, bei den äußeren hingegen bet weitem nicht in dem Maße zu beobachten sind. So «reicht Mars zur Zeit der Opposition und gleich zeitiger Erdnähe eine Helligkeit, Vie die des Jupiter» über trifft, '0 daß « nächst der Venu» da» hollste OHM am Atm- M"l ist. Bei günstig« Opposition kommt die Helligkeit des Mar» etwa der des Strßu» gleich Au Zetten der Quad raturen sinkt seine Helligkeit sogar bis zu der von Regulus und Dastor herab. Der Mar» wird von zwei Monden be gleitet, die nach Messungen van G. E. Pickering M ihrer Helligkeit den Sternen 14HH- Größe gleichkommeni und -war ist der eine, Phobo», 614000 mal und der andere, Deimos 60000 mal schwäch« al» per Planet, so daß di« Satelliten um ungefähr ebenso sehr an Helligkeit vom Mars übertroffen werden, wie die Sonn« unseren Vollmond an LichMll» überstrahlt. Jupiter im Steinbock llt Morgenstern und geht zuerst Stunde, »um Schluß 1 Stunde vor der Sonne auf. — Saturn im Stier geht, anffanp» um 4 Mr, Ende de» Monat» um 2 Uhr vormittag» unter, ist also noch die ganze Nacht hindurch hoch am Sternenhimmel sicht bar. Tr bietet infolge seine» Ringe» theoretisch und prak tisch viel Interessante«. Zu Anfang de» Monat» gegen 10 Ahr abend», um di« MNe gegen 9 Ahr und gegen Ende um 8 Ahr abends,! sehen wir die Milchstraße, diese« unendliche Meer von Sternen und Sternchen, fest genau von Südstidost nach Nord.« nordwest sich über den Sternenhimmel hintztehen, und tieft am Horizont, fast genau im Mettdtam, zetgen sich di« Hellen! Stern« de» -roßen Hund«» mit dem hellsten Sterne de» nörd-ss Dageg.-n dürften freilich die verschiedenen Beamtenverein« bald leibhaft protestieren und auf di« Lebensmitteltouerung Hinweisen, vor deren Wirkungen sie sich nur zu schützen suchen. In Leu Kreisen de» Mittelstandes wird man di« Uckerzeugung des Staatssekretär», daß die finanziell« Sv> starkung und Gründung in unlserm wirtschaftlichen Leben x. n gr we.bl .cheu Mittelstand dadurch zugute kommen «eck* baß das Doill mehr Qualität —als Massenware kaufen würde, reichlich optimistisch finden. Wenn ihm Nicht ent schieden und kräftig unter den Arm gegriffen wird, könnt« er trotz allem leicht den ihn von allen Seiten bedrohenden Gefahren mehr und mehr erliegen. Auch der national- libcvale Abgeordnete Dr. Bö 11 g « r kam eingehend auf di« M.ttelsstandslrage zu sprechen. Er befürwortete eine schärfe « Unterscheidung zwischen' Handwerk und Fabrikbe» r'eb L"rch erne gemischte Kommission, empfahl die Hand- .orkeri^xp. rationeu Le». Berücksichtigung bei Regelung von N tielst and »fragen und trat schließlich für ein« Mn- chrcnkung der Konkurrenz von Staats- und sGemeindve be. rieben o.n. Freundliche Worte sind also dem Mitteb- 'ocke nachgerade genug gespendet worden; hoWentlich «ich- sprechen ihnen die gesetzgeberischen Taten. Die Entwicklung unserer Schutzgebiete. Sem -mucken Serlckl Nr nn—ir. Die Denkschrift der Kolonialverwaltung über die deu tschen Schutzgebiete Afrika» und der Süds« für da» Jahr 1912-13 wird demnächst im Buchhandel erscheinen. Nach den Mitteilungen, die Miztö» jetzt «schon au» dem Inhalt der Denkschrift gewacht werden, tst der Land« «fried« im Berichtsjahr« (April 1912 bi» April 1918) in keinem Schutz gebiet ernstlich gestört worden. Nm in Kamerun, wo di« vow Frankreich erworbenen Geriete an den festgesetzten Ter minen in di« deutsche Verwaltung übernommen wurden, kam es mehrfach zu UnLotmähtgketten einzelner Stämme, die aber bald unterdrückt 'wurden und ifich nicht weiter au»- dehnten. Di« lvevölker»ng»politik der Kolonialverwaltung sieht ihr« Hauptaufgabe in der Ber- bessorung der gesundheitlichen Zustände, insbesondere der EingeLorenenbwöLerung, und in der Schaffung entsprechen der sanitärer Einrichtungen und Verbreitung besserer hygie nischer Grundsätze. In 'Kamerun wurden enerigsche Schritte zur Sanierung von Duo la getan, wo im Jntresie de» all- gemetnen Wohls auch Mr Enteisung von Ländereien der lichen SternrnhiMmel«, dem Sirius. Bei ihm läzt sich mit einer gewissen Sicherheit eine säkulare FarLenändspung fest stellen: Er erscheint heutzutage al» «in weißer Stern, wäh rend er Mr Zeit des MaWschess Altertum» noch eine feittittz rote Farbe besessen haben soll — vorausgesetzt natürlich, daß die Angaben der alten Schriftsteller richtig interpretiert wor den siM Bei eiligen. neuen Sternen sind Farbenände- rumgen mit Sicherheit bestimmt worden. Nördlich des Sternbildes de» großen Hunde» liegt da» der Zwillinge mit Castor und Pollux, zwischen Leiden Sternbildern schneidet die Milchstraße den Meridian. An ihren Rändern, noch östlich fällt Prockyon, der hellst» Stern des kleinen Hunde«, in die Augen, während die Mittagslinie bereits Orion da» schönste Sternbild, mit Riigek, Betatzouze und den Orion nebel passiert hat. Südlich treffen wir auf die weniger Hellen Sterne des Haffen, während nördlich von ihnen der Fuhrmann nist der Hellen Eapella bereit» wieder über der Milchstraße liegt. Nach dem westlichen Horizonte zu, aber noch hoch Über ihm, ist der Stier nM dem rötlichen Alde baran und den Leiden Sternhaufen, den Plejadvn oder Siebengestirn und den Hyaden, während tieser nach dem Horizonte zu di« schwachen Sterne de» Ertdanu», de» Wall fisches. de» Widder, und der Fische sichtbar sind. Mn west lichen Rdnde der Milchstraße sähen wir dm Perseus mit dem veränderlichen Stern« Algol, an ihn angrenzend, näher dem Horizont«, Andromeda mit dem Andromedanebel, während in der Milchstraße ftbst da« markante tV d«r Easstzopeja, und wefter abwärt» da» Viereck de» Tepheu» nicht zu vetzsthlen ist. Dor nördliche Teil des sichtbaren Sternenhimmel» ist ärmer an Sternen. Hier sind dft bekanntesten Sternbilder der große «tr oder Wagen, von ihm au» nach dem Zenfth zu der kleine Bä, oder «eine Wagen mit dem Polarstern* paißch»n beiden die wenig Hellen Stern« de» Drachen. Am nordöstlichen Horstzont steigt berett» Boot«, herauf mit dem schr Hellen Arftur, «ährend di« Stern« der Jagdhund«, di« Berenice mit einem Sternhaufen in ihr, die Verbindung bilden -um großen und kleinen Moen. Hier sind di« hell sten Stern« im Löwen Regulu» und Denrbola während am südöstlichen Hontzonte di« schwächten Sterne de» vecher» und der Hydra zum kleinen Hund und über dm Kreb* einem rechtwinkligen Dreieck ähnlich, un» mücder zur Mit- tag»liNie führen, vom der wir bet unserem Nundgang unter de« Gestirnen «wgeangm sind, Otto ^riLUod.