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Mzeiger Mr das Erzgebirge Muer Tageblatt mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblaü. Epwchftww, »« «eöatNs« mit Ho«,ahm, 4« r«mm-e nachmittag» 4-- Uh». — L«l,gram«.H»r^st, «e-etwck Hnmr-gMrge. ßwnfdwch« s». Iü, ua^rtaogt »lagesaa-t» Maoostript, kann Vewähr nicht galtst« umck«. Nr. 301. Dienstag, 30. Dezember 1913. S. Jahrgang. Diel« Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Auf Antrag de» KreisdlrekLor» von Za. bern Hot da» Ministerium gegen ihn «in Liszt- plinarderfahren wegen seiner Haltung in der Ladern.Affür« eingeleitet. Da» Kuratorium der National.ylugsvend« hat da» Preisausschreiben für di« Städte, und Rentenpflüg« im Jahr« 1914 bekannt g«. geden. » Der bekannt« Berliner Schauspieler Giampetro ist insvlge eine» Herzschläge» verstorben. Infolge derSchneestürm« sind in wettem Delle de« Reiche» und in Westeuropa erheblich« Verkehrsstörungen «ingetreten. In MannaroSztget (Galizien) begann gegen 180 Angeklagte «in Prozeß wegen Aufstande» und Hochverrat». * Die mexikanische Regierung hat gegen die Un. terstützung der Rebellen durch di« Union in Washington Protest erhoben. na-n«, NU« a» and«« «t«n«. Eine Arisis im französischen Militär-Flugwesen. Unser Pariser Kovrespondent schreibt uns: Dir mannigfachen Roformvetfuche in der französischen Militär aviatik, die anstatt «ine krieg-tüchtige Hklftnoaffe aller Truppen zu bilden zu «in« ohne Berührung mit den anderen Waffen dastehenden Epegialtruppe verknöchert ist, haben bereits erkennen lassen, daß diese nicht auf der Höhe steht. Andererseits führen die französischen Flugzeugkonstrukteur« kein beneidenswertes Dasein. Man hat fich in Frankreich, wie man dies bet allen Erfindungen tm, mit großem Elan auf die Weiterentwicklung der Flugmaschine gestii zt und hierin — die» beweist wiederum di« FlugmäschineEus- stellung im Grand Palais — Gröhes erreicht, hat sich aber dabei, wie der Fall Deperdusfin zeigt, vielfach in gewagt« Spekulationen eingelassen. Die FltWeutzbauer, die «wirk, li h verdienen, kann man an den Fingern abzäh^en. Be rechtigtes Aufsehen erregte daher di« Mitteilung, die fran» zösische Militärverwaltung, bisher einer der besten Kunden der Flugzeugindustrie, wolle den Bau ihrer Maschinen in Der moäerne Amor. Nooellette von Marie Elisabeth Gebhardt. Nachdr ck «rboirn ,^vist du mit der Skizze schon fertig, Irma?" „Ja. Ich habe nur den Giebel ausgeführt, da» andere bloß angedeu» tet. Ich mache es fertig, wenn ich zu Hause einmal Zeh: habe. Wie weit bist du mit dem Tore? Ah — Aquarell! Ja, freilich, das dauert länger! Aber famos ist es gewor den " „Ich bin gleich fertig. Wo sind die anderen?" „Anna skizziert das Rathaus; Dora sitzt am Neustiidter Tor. Da kommen.sie schon! Ra, fertig mtt der Arbett? Zeigt einmal Herl" Minder, wißt Ihr schon? Die Hansa kommt hier her!" „Wohin?" „Hierher nach Tangermünde! Um vier Uhr soll st« da sein. Di« Jungen fassten es, und an den Kirchtürmen stecken jetzt auch schon Fahnen. Aber bist du noch nicht fertig, Grete?" ,/voch Ich packe bloß noch ein. Geht nur immer voran." „Aber «st Kaffeetrinken im Adler, nicht?" ,Ja. nur los! Dann gehen wir auf den Burgplan. Sieht dies« Roßfuhrt nicht dem Kobollzeller Lore ähnlich? Es heisst mit recht das märkisch, Rothenburg, da» klein« Tangermünde!" Als man ein -albe» Stündchen späte, »um Buvgplan kam, war der schon voller Leut«. Ueberall, auf Dächern, Val- konen, auf den Mauerzinnen und Wachttürmen fast da» neu« Geschlecht und schaut« nach dem modernsten Verkehrsmittel au», dem Zeppelin. «Hoffentlich kommt die Hanf» bald. Sonst steht man sich ja müde." „Ach was, ich setz, mich dem ersten Burggrafen zu Füßen. Polstern wir diese Bank von -tein mit unseren Tape»!", viel «Ger wurde nicht au» dem Sitzen. Immer wieder sprang »tm von ihnen auf und vi- sierte durch» Fernglas. Jetzt schlug es vier mm Kirchturm. Gleichzeitig ertönte di» Strem der Zuckerfabrik, am Sonn, tag« «in außer gewöhnliches Zeichen. „Sie ist in Sicht, da» Signal ertön»!" riss man. ist fiel" — ,M>?" — ,Ho« über dem Wald«, «in schmaler, schwacher Strich!" Sie war'», di« Hansa. In der Richtung von Oft nach West steuerte sie, stetig größer «erdend, aus Jerichow zu, schwenkt« plötzlich eigenen Fabriken vornehmen. Di« Handelskammer der Flug- maschinen-Jndustrte beschäftigte sich mit der Angelegenheit und stellt« dabet fest, daß bereit» in den letzten Dtonaten von der Militärverwaltung bedeutend weniger Maschinen bestellt worden find, a"s das Budget für die A'mee iwr- schreibt. Im Jahre ISIS -ätt« die Militärverwaltung 839 Apparate ankaufen müssen. Da in diesem Jahr« außerdem da» Somit« Nationale auf Grund eine öffentlichen Sammlung dem Kriqgsminist« die Mittel für 88 «eiter« Apparate «», Verfügung gestellt hatte, müßte fich di« Zahl, der vom Militärfliegerkorp- erworbenen Apparate auf 424 brausen. Au» einem Bericht der Senatskommission für Milttärangelogenh«tt«n kann man aber entnehmen, daß nur 274 Appart« angekauft worden find. Der Krieg-Minister selbst gab aus Betragen an, es seien 821 Flugmaschinen von der französischen Industrie b«zogen worden. Wo sind die anderen Apparate geblieben? Zunächst ist bemerkenswert, daß die vom Somit« Nationale gestifteten Flugmaschinen, deren Liese ung genau kontrolliert wurde, fast sämtliche vorhanden sind. Die fehlenden Apparate entfallen auf die de» regelmäßigen Bud get». Die Flugzeugkonstrukteure behaupten nun, die Militärverwaltung habe «inen Teil de» für die Milttäraviatik bestimmten Geldes für ander« Zwecke verwendet. Ei« konnte dies uw so leichter bewerk stelligen, al» ja durch di« durch öffentlich, Sammlungen ge stifteten, Flugmaschinen eine Reihe der entstehenden Lücken wieder beseitigt wurdem Immerhin fehlen, wenn man den Angaben de» SenatskmMmMon Glauben schenkt, im Jahr« 1912 allein 180 Flugmaschinen, die Militärverwaltung hat also, wenn man jede Maschine mit 18 900 Franc» bewertet, 2709000 Francs für andere Zwecke verausgabt. Di« Er regung über diese Feststellungen ist groß und wird im Parlament zu ein« Interpellation führen. Da» Somit« Nationale will natürlich durch seine Gaben nicht die tm Budget bereit» gonehmigtow Flugmaschinen ersetzen, sondern di« vorhandenen nach seiner Meinung ungenügenden Mittel vermehren. Die Flugzeug-Industri« aber weist da rauf hin, dahfi« durch derartige» GesthSstsgebahren der Mili tärverwaltung, di« ihr im Budget reiche Aufträge in Au«, ficht stellt, ohne sie später zu erteilen, schwer «geschädigt wird. Daß zudem in dm Militär-Aviatik selbst bei einem der artigen Mißverhältnis zwischen den im Budget ntedergv- legten Plänen und ihr« Verwirklichung nicht alle» in bester Ordnung ist, erhärt sich von selbst. Politische Tagesschau. Au«, SO. Dqember. * Kein« RücktrittVabfichten de» Reichskanzler». Ein Berlin« Blatt kommt auf die schon «vwähnte Behauptung einer süddeutschen Zeitung zurück, wonach dm Reichskanzler den Entschluß kundgeg«ben hätte, fich möglichst bald ins Privatleben zurückzuziehen. Demgegenüber ist an di» Sr. klärungem de» Reichskanzler, im Reichstag« zu erinnern, daß er wegen de» Reichstag-Leschlusses vom 4. Dezember seinen Abschied nicht «tngeretcht habe und nicht «inretchen werd«. Schon mit Rücksicht auf den ungünstigen Eindruck, den dm Zwiespalt zwischen dies« amtlichen Erklärung Herrn o. Bethmann Hollwegs und den jetzt in Umlauf gefetzten Ga rlich en im Auslände machen könnt», erscheint e» angebracht, nochmal» festzustellen, daß dm Gerüchten keinerlei tat. sächlicher Vorgang zugrunde liegt. * Deutsche Jnstrukionsossizier« für Paraguay. Di« Republik Paraguay verhandelt seit einig« Zeit durch einen Berliner Gene-alkonffu^ mit der deutschen Regierung wegen Ueberlassung von deutschen Instruktion», oift - ieren. Die Verhandlungen find jetzt zum Abschluß gelangt. T» gehen acht deutsch« aktive Offizier» ve verschiedenen Waffengattungen unter vorteilhaften ve- itngungen al» Instrukteure zunächst mit einem Kontrakt auf vret Jahre nach Paraguay. Sobald die Auswahl dm Offi ziere getrof en und di« Kontrabi« unterzeichnet find, wird die Militärmission di« Reise nach Paraguay antreten. * Die bevorstehendem Antworten de» Dreibunde» in de» Jns.kfrage. Di« aus London gemeldeten Angaben, denen infolge di« Antworten dm Dreibundm ächte auf die Vor schläge Sir GdwardGren» durch di« Londoner Bot- schaff er dm Dreibundmächte bereit» der englischen Regierung überreicht worden seien, «rweisen fich al» verfrüht. Aller, ding» steht die llebevveichumg nah« bevor. Di« Ant worten dm drei Mächte haben voraussichtlich den gleichen Wortlaut. Die Annahme, daß di« Wntdorten auf die Einzelheiten in dm Jnselfrag« nicht eingehen, dürfte zu treffen. * Dm zuküastig« Fürst von «banken und feine Lande», linder. Entgegen ander» lautenden Bläktermeldungen em pfing Prtn- Wilhelm tzu Wi«d bisher keine Abord nung der Albanier. Wann und wo dm Empfang statt, findet, ist noch unbestt>mmt. Prinz Wilhelm wird bis nach Neujahr in Neuwied bleiben und fich dann wieder nach Potsdam, zurückbvgtben. Für di« «pdgüktige Abreise de» Prinzen nach Albanien find noch kein« Dispositionen g«. troffen. Abe vorläufige Residenzstadt de» albanischen Fürstentum» wurde Durozzo gewählt. » Die serbische Ekvpschtina und die neu erworbenen Ge biet«. In der Skupsthtina waren gestmn am Montag« 89 An geordnete anwesend, so daß da» Hau» beschlußfähig war. Trotz der Abwesenheit der Opposition nahm die Kämmer di« Notlage über die provisorischen beiden Budgetzwölftel für Januar und Februar mtt den Krediten für vi« neuevroor- denen Gebiete an. Die Regierung hat «inen Gesetzeivt» wurf Über die Annexion der neuen Gebiete und ihre Verwaltung «ingebvacht. um und sauste geradeswegs auf Tangermünde los. „Ü, ich sehe di« Propeller! Hörst du da» Sausen?" „Ja," sagt« Irma. „Wer doch mitkönnteI" „Wenn ich mal viel Geld habe, rahre ich bestimmt im Zeppelin!" „Und ich mache mein« Hochzeitsreise im Luftschiff." .Weil dein« Hochzeit eben noch sehr im den Lüften liegt!" ,Mer weiß. Melleicht fäh't mein Zukünftiger dort oben in der Hansa!" „Ich ließ mich aber nicht so von oben herab beschauen, Irma!" „Wenn er mich nur übe Haupt ansieht. Wie, ist gleich." Unterdes war da» Luftschiff so dicht herangekommen, daß man die L«ut« an den Fenstern der Kabine erkennen konnte. Jetzt wurde ein» der Fenster geöfnet, und wie «in Schwarm weißen Tauben flatterten Karten zur Erde. Wes stürzte darauf los. Irma streckte di« Hände aus und eine Karte flatterte ihr gerade hinein. ,S, ich Habe eine!" „Zttg' doch -er, was steht denn darauf?" »Der Zeppelin, und hier: An den oder dt« Empfänger der ^Karte: Unterzeichner bittet Auskunft zu geben, wohin diese Kack« gelangt ist, und zum Austausch ein« Anficht von Tangermünde zu schicken an Werner Ibens«, Berlin, Bayreuther Sirahe 7." .Willst du antworten?" „Aber sicher. Wißt Ihr was? Ich male «in« Kart« vom Burgplan, nach der Skizze von heute mor gen." Der Zeppelin hatte im stolzen Logen die Stadt um« kreist, fuhr nochmal» etwa» stttwärt» über den Burgplqn und verschwand in wchlicher Richtung. Auch die vier Ver- liner Kunstgewerbeschülerinnen machten fich auf, nach dem Bahnhof zu. Dort blieb ihnen allerdings noch reichlich Zett, sodaß Irma vi« bewußt« Karte gleich auMhrte und ab- schickt«. Architekt Werner Jbenste faß in seinem behaglichen Junggesellenheim am Frühstückstisch. Heut« war noch so ein halber Feiertag und «r gab fichdem Frühstück mtt sehen« Miss» Ltg. stch er dt» MOgwwch durch ,Mnu? wa» ist denn da»? Ach so, Antwort auf mein« Ballonkart«! Handgematt, gar nicht WA, befand«» Architektur gut er- faßt. Wohl Kunstfüngltng, oder angehender Kollege. Ra alk mA lesen: Heut« flog mir auf beifolgendem Schauplatz «in Kavtengruß «an oben -er zu, auf den ich dem Wunsche de» Absender» gemäß, Antwort geb«. Ob es dem Absender freilich um solch wertvolle» Kunstprodukt meiner Hand zu tun war, bleibt fraglich Ich tue es aber doch und mithin — nichts für ungut! Irma Werkenthim Erbauerin zukünf ¬ tiger Kölner Dome. — Werner lachte: Humor und Talent hat sie, zwei güte Dinge. Da wivd's wohl an Geld und Schönheit mangeln. Ra, was geht'» mich an? — „Es geht tatsächlich nicht mehr, wir müssen uns eine Hilf« nehmen Mr die gröbsten Arbeiten, das Plänezäichnen, Aufriß, Grundriß, Gesamt» und Teilansichten, natürlich nach unseren Angaben zu zeichnen. Was meinst du dazu, Wer ner?" So fragte Hans Fichtner seinen Kompagnon. ,Zch bineinverstanden. Aber wen? Mann oder Weib, das heißt Architekt oder Architektin?" „Na, meist find es doch junge Männer, 'ne Dam« wär« freilich billiger. Können die Frage ja «infach offen lassen und nur Hilfskraft sagen." „M. W." Wenige Lage darauf sichteten di« Freunde einen Riesenstapel eingesandter Offerten, vielen darunter lag «ine Probezeichnung bei. „Ei, sieh da, nicht Übel. Der Gtendäler Markt. Gar ketne leichte Aufgabe, diese- Re- naissancerathaus, dt« trauliche Alte Wache mit dem Roland davor, überragt von dem Riesenbau der Marienkirche. Ganz gut gelöst. Sieh mal her, Werner. Einen Moment — von «em eigentlich? Ach 'ne Dame! Irma werkentthtn. — Für «in« Dame ist e» sogar sehr gut, wa» meinst du?" Ganz tiefsinnig schaute Werner Jbensee dt« Zeichnung an. St« kam ihm fast vor wie «in Gruß au» höheren Dimenfio- non. Oder wußte die Dame, daß er der 'Kompagnon war? — Schließlich sagte « »scheinbar obenhin/: „wir können dt« Dame ja mal -erbestellen. Einer muß «» doch mal fein, vielleicht geht «» mit dieser. „Ja, bestell« sie «ff morgen früh. Aber empfanget» mußt du sie, ich muß wegen der Villa nach GrunewaD rau»." «Meinekweaen. Mr müssen nun noch miteinander die Bedingungen festschen." Am andern Morgen betrat Irma Wekkenthin zögernd da- Bureau. Han» Fichtner u. To., Lrchstekt —- la» fi« an dem Türschild. Werner Jbensee ««wartete fie auch mtt «V wa» «rv«t»r Neugier. Wie mochte sie wohl awfehen, und «eß Geiste» Kind mochte fi« fern? Angenehm überrascht sprang er auf, al» auf sein Herein! «ine Wank«, kaum mit-