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Anzeiger für -as Erzgebirge E mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. A GMwchftnn-e öee Ae-ettte» mtlMweatz«, -« Seewteg» «chMtla-s 4-O Utz«. — «etegeomm^ttmsttz, La-MU» Mn«q-«tzU>e. ßa»ßnahe» «. -Me «—»lenst UnWstWtzw «eeeMpt, rann aevätz, nicht Wwtfti sm-«. NL /luer Tageblatt MmÄ« Nr. 45. Dienstag» 24. Februar iSi4. 9. Jahrgang. Diese Nnwwer »«faßt S Geile». Das Wichtigste vom Tage. Di« albanische Abordnung toarde gestern auf den» Schloß waldenbnrg vom künftigen Herr« scherpaare von Albanien empfangen.*) Di« deatfch-österreichtfch« Fortfchrittspar- tei in VOHmen Wird an den AnSweiSkonf«. renzen nicht teilnehmen. Der englisch« Botschaft er in Parts, Franet» Berti«, wird mit Zahre-schlutz zurücktreten e hurch Lord Trew« ersetzt werden. Der französisch« Panzerkreuzer Waldeck- Rousseau ist im Golf don St. Juan geschei tert.*) * Di« Republik Paraguay wird noch dem Beispiele Argentinien» und Bolivien» ihr Heer durch deutsch« Instrukteur« reorganisieren lassen. -> st«t« 0» »atm« »I,a«. Der jüngste Zürst Europas. Die Uebernähme der albanischen Fürstenwürd« ' durch den Prinzen Wilhelm zu Wied ist in den Formen verlaufen, di« vorher nach einem sorgfältig abgenommenen Programm festgesetzt worden waren. In dem freundlichen Rheittstädtchen Neuwied, dem Sitze seiner Bäter, hat der Prinz di« Männer empfangen, . die ihm die Krone feine» Reiches darbrachten. AM mei sten Schwierigkeiten Machte ersichtlich bei der Zer«. Monte '"die Anrede de» neuen Herrschers. Nach dem , Willen der Großmächte wird Wilhelm zu Wied Fürst der Albanier oder Skipetaren, wie sie sich selbst nen nen. GS ist aber wohlbekannt, wie sehr ^aS Boll wünscht, auch sein künftiger Herrscher möge gleich den übrigen Ballarcherrschern den KünigStttel führen. Wenn das kleine, von jedem echten «Mpetaren verab scheute Land der Schwarzen Berge den Namen König- reich führt und sein Herrscher Nikita sich Majestät an reden läßt, warum sollte Albanien dahinter zurück- stehen? So fragen oi« Albanier, und Ächt mit Unrecht von ihrem Standpunkte au». Aber die Großmächte haben e» nun einmal beschlossen, dem neuen noch voll kommen unfertigen Staat? nur den Rang eine» Fürsten tums zuzugestehen. Gewiß auch nicht mit Unrecht. Ei nen Ausweg aus diesen Schwierigkeiten bietet ja nun die albanische Sprache, die für den Herrscher nur da» ein« Wort Mbret kennt, da» sowohl König al» Fürst bedeuten kann. Und so gebrauchte denn auch wenigstens , der Füster selber nur da» Wort Mbret. Aber die Skip«. tar«n war«» nicht so zurückhaltend. In ihr«» Anspra chen Word« 'd-r Fürst Wohl auch al» Mbret gezeich net, aber «och lieber kam ihn«» offenbar da» «ort rvi und majeste über di« Lippen, wenn «S ihnen da» Zere moniell erlaubte, einmal statt de» Albanisch«» die fron- zöstsch« zu gebrauchen. An und für sich scheint diese Schwierigkeit, dem neuen Herrscher den richtigen Namen zu geben, nur «in« Äußerlichkeit. Man könnte di« Vorgänge im Neuwte- der Schloß nach dieser Richtung hin in Parallele stel len Mit den bekannten Vorgängen bet der Katserpro- klamation in Versailles. AIS nach langen Ver handlungen endlich der Titel Deutscher Kaiser für den König von Preußen al» veiter de» Bundesstaate» au» findig gemacht worden war, da erhob König Wilhelm l. lebhafte Einwendung. Ihm schien der Titel Deutscher Kaiser allzu sehr an den Kaiser der Franzosen napo leonischer Prägung zu erinnern, der auf der Anschauung beruht«, der Herrscher sei der Erwählt« de» volle». Er wollte lieber Kaiser von Deutschland heiße», um dar- zu Mn, daß er von Gotte» Gnaden d«r angestammt« Fürst de» deutschen Lande» fei und nicht bonaparttsti- scher vollSsouveränität sein Recht verdanke. Aber ViVmarck, der gerade vermelden wollt«, daß der neu« Kaiser al» angestammter Herrsch«» deutschen Lan de» «schein«, um di« wahren Landesherren, die Bun- desfürsten, nicht zu kränken, hat doch seinen willen durchgesetzt. Und man verfiel im Versailler Spiegel saal« auf den Ausweg, daß d«r Grvßh«rzvg von Baden sein Hoch einfach auf Kaiser Wilhelm I. ausbracht«, wicht auf den Deutschen Kaiser und nicht auf den Kaiser von 'Deutschland. Ab« man braucht nur dies« beiden historischen Vorgänge gegenüLerzustellen, di« Katserpro- klamation am 18. Januar 1871 und die Proklamation de» Mbr«t am 21. Februar ISIS, um sich de» ganzen Unterschied«» bewußt zu werden. Dort «in Zwiespalt d« Meinungen, der allein von der hohen persönlichen Auffassung de» ersten deutschen Kaiser» in sein« Stel lung zum deutschen volle herrührtt,-der niemand di« Achtung versagen wird, obwohl sie tatsächlich au» unb«. gründeten Besorgnissen hervorgegangen war. Venn in Wahrheit wollte ja niemand dem Deutschen Kais« «in« Stellung zu weisen, wie sie die Bonaparte» al» angeb liche Erwählte de» souveränen Bolle» besaßen. Aber der neu« Fürst von Albanien ist tatsächlich ein Erwähl ter und darum find die Schwierigkeiten, di« die Anrede de» greuen Herrscher» macht«, Anzeichen sein« ganz ungemein schwierig«« Stellung. Nennt « sich Fürst, so verletzt er den Stolz de» albanischen Volke», da», wie alle Völler, die zu neuem politischen Dasein erwachen, ganz besonder» empfindlich ist auch auf seine äußer« Stellung im Rate der Völker. Nennt er sich aber König, so setzt « sich dem Willen Europa» ent-i gegen, da« vorläufig wenigstens nur «inen Fürsten Al banien» kennt. Und dieser Streit um den Titel ist nur «in äußere» Symbol in der Stellung, di« der neue Fürst zwischen den Großmächten und seinem volle ein da» fei «in britischer Professor, der darüber verrückt gc- worden fei. Ich glaub« schon, baß er recht hatte. Run, damal, war gerad« di« Einverleibung Schleswigs in Dänemark proklamiert worden. Fasst hätte ich, trotz mein« heißen patriotischen Wünsche, den allen Beamten vorgelegten Huldigung«id für die dänische Majestät achtlos und fahrlässig unterzeichnet, wenn ich nicht mein Petschaft bet einem Besuche mein« Mutter vergessen hätte. So blieb ich durch «inen Zufall, vor einem unvorsichtigen ver rat bewahrt: ab« ich mußte, wie so viel« andere, meine Heimat verlassen. Mr wußten alle, wa» wir zu tun hatten. Preußen und Oesterreich bereiteten die vundesrxllutton gegen Dänemark vor, und wir traten al, Freiwillige in di« ausrückenden Regimenter ein. Mein damalig«, Wesen machte, daß ich mich im Felde bald »»«zeichnet«: ich roll- brachte -ei Mtstund« irgendein tollkühnes Stück, und al, ,, mir glückt«, beim Uebevaang über di« Schlei «inen hohen Offizier zu retten, desten Pferd sich in» Wasser hinein Über schlagen hatte, wurde ich «eiter -efvrdert. Da, 24. An- fanttrieregiment, in dem ich stand, blieb dann in schlechten Quartieren «in« Zettlang untätig liegen, und an» poli tischen Gründen wußte man nicht, ob »in weiter,, Vorrücken, der übrigen Mächte wmen, überhaupt am Platz» sein werd«. Aber schließlich sitzt; Molki« durch daß da« Spiel « eiter, gehen sollte. Uns allen war da, lieber, al» do» Feiern und Hash» -unaern im Quartier, wenn auch di« Märsche bei der Kälte stvapaziö» genug wurden. Am w Februar brachen wir noch vor Morgen auf, um ckl» Avantgarde der Brigade Räder vorzugehen. De« Mach- geschah in groß« Anordnung: einzelne Truppen teile waren «n» weit voran», und wir mußten sie, um an di« Spitze zu kommen, schnell Überholen, wa, Lei dem dichten Schnee mühsam genug «ar. wir trafen den Grafen Mün ster, der, ohne «Kommando, mar noch al, Zuschau r am Kriege teilnahm. Er fragte mich und den neben mir gehen Die Verlustliste. Skizze aus dem dänischen Krieg von Artur S^ltzu, »,e»«e-«»»»-». Nach dem Begräbnis von Klau» Hansen saßen sein« Freunde lange in der abgelegenen Weinstube, in ber sie sich mit dem mageren, weißhaarigen Herrn zweimal wöchentlich zu treffen pflegten. Sie tauschen Erinne- rungen an den Verstorbenen aus. Da» Gespräch kam auf den tiefen Ernst, der immer und überall sein« Reden und Geberden beschattet hatte, und einer meint«, daß der Tote da» Geheimnis dies«, rätselhaften, fast Schwermut zu nennenden Ernste» mit in» Grab genommen habe. H och der Jüngst« der Tafelrunde, den Klau» Hansen am nächsten an sich gezogen hatte, widersprach und sagt«, vor ändert- halb Jahren hab« er von ihrem alten.Freund« selbst den Anlaß seiner Verdüsterung erzählt erhalten: jetzt, nach Han sen» Tode, dürft« und «olle e, ihn mit seinen etgenen Wor ten berichten. Und selbst betroffen, stellte er fest, daß gerade fünfzig Jahr« verflossen sttm, seit Hansen dies, Geschichte passiert«. Er begann: Ach war damal», so erzählt, mir Hansen, «Len am Kreisgericht in Glückstadt al« AuKult'n angestellt worden. Ich «ar sehr viel ander», al, ich es heut« bin, nicht nur, weil ich «in gam blutjunger Kerl war, son dern vor allem, weil mir — «en die Geschichte noch nicht passiert «ar. Ich war lustig» übermütig, daher leicht etwa, -erfahren und sehr voreilig. Ach hätte in meinem dienst lichen Verhältnis manch» Unannehmlichkeiten qehabt, wenn nicht all« Beamten damals rote all» Bürger durch di« Schwierigkeiten drr «chlemoigschm Frag» ganz -chchäftig: und abgezogen gewesen wären. Ihr wißt wohl, wie schwierig es durch dich« politischen Verwicklungen durchzu finden war; Lord Palmerston hatte gesorgt, daß außer ihm nur einer alle Teil« dieser Angelegenheit kenne, und nimmt. E» tvird, so fürchten wir, noch manche and vielleicht ernstere und schwieriger« Dinge geben, altz dte Übersetzung de» Wortes Mbret, indem dem Herrsch«» der Liktpetaren di« WM gestellt ist, ob «r sich zu den Forderungen der Großmächte oder denen seine» Bob- ke» bequemen soll. Wir wünschen, daß e» 'daN neuen Fürsten Albanien» du» deutschem Geblüte immer ge lingen rstöge, diesen Zwiespalt zu überbrücken. Die Besserung äer Lage äer unteren Blassen. (Von unserem Berliner cS - Mitarbeiter.) Gs isst eine vielbehandelte Streitfrage, ob r, dn unteren Klassen heuzutage infolge unserer soz alen Fort, schrittr wirklich besser gehe al» früher oder nicht. Da es nach der Maoistischen Theorie bekanntlich eine Lecelendung geben muß, so find viele Politiker «issrig an der Arbet. nachzuweisen, daß unseren sozialpolitischen Erfolgen so viel« andere ungünstige Umstände «ntgegenwirken, daß dte Ver besserungen nicht nur ausgeglichen, sondern di rett in ihr Gegenteil verwandelt würden. Zugegeben ist diesen pessi mistischen Rechnern, daß in der Tat mit allen Lohnerhöhungen noch keine absolute Besserung der Lage Mr die unteren Masten bewiesen ist -solange ihnen gegenüber Pr-.»testeige- rung auf fast allen Gebieten festgestellt werden mutz. Trotz dem ist e» keine so einfach« Rechenaufgabe, al, welche dies« Leute es hinsstellen, die gesamte Lebenshaltung von heut« mit der gesamten Leben,Haltung von früher zu ver gleichen. Denn so umfassend lasten sich schließlich doch für keinen Haushalt alle Zahlen angeben, doch man ein lücken lose» Bild bekäme. Auch sprechen für die tatsächliche Höhe der LÄensuntethaltung noch viele andere Umstände nutzer den Lebensmittel- und sonstigen Preisen mit. Beispiel», weise kommt di« Zahl der Kinder oder der unter- stützt»ngsbedüvftigten Verwandten in Betracht. Daß die Zähl der ersteren zurückzugehen scheint, ist allerdings kein« rein erfreuliche Erscheinung, hat aber innerhalb ge wisser Grenzen doch auch seine günstigen Wirkungen für da» Niveau der Lebenshaltung. Dl« Zahl der unter- stützung-bedürftigen Verwandten aber ist durch unser« sozialen Versicherungen erheblich reduziert. Hier aber hat der Staat ohne Zweifel große Lasten auf feine starken Schultern genommen, die noch vor wenigen Jahrzehnten mit voller Wucht auf den Schultern der unteren Masten selbst ruhten und soweit sie selbst di« Kosten der Versicherung tragen, ist der Staat wenigstens zu ihrem wirtschaftlichen Erzieher geworden. Diese indirekten Einflüsse auf die Lebenshaltung dürfen jedenfalls neben dem einen Faktor der Preissteigerung, so wichtig auch dieser an sich sein mag, nicht übersehen werden. Zu dem allen kommt nun noch «in Punkt, der zwar nur Mr einzelne materiell stark ins Gewicht fällt, der aber doch moralisch Mr die ganze Maste der unteren Volks schichten günstige Wirkung ausübt. Wir meinen, die sehr viel erleichterte Möglichkeit Mr den Arbeiter von heute, den oder Her laufenden — Unteroffizier Mariens nach der Brigade Canstein. Mr wußten nur, datz sie mit uns aufgebrochen war: aber «in« Hal« Stunde und «ine Stund« später stießen wir auf Teile von ihr. Doch wir mutzten voran. Der dicht fallende Schnee machte die Wege immer ungangbarer, wir klebten schon fest und stampften doch immer wetter. Kur- vor dem Dorfe Stübel hatten wir endlich die Spitz«: aber wir waren nicht mehr viele, da während dies«» Gewaltmarsches auch die meisten von uns zurückgeblieben waren. Kurz hinter Stübel jagt« an einem verhau «in dänischer Dragoner lang: dahinter sprang «in Jnfantrrieposten auf, d« an der Stratze gelegen hatte und nun in vollem Laufe über da, Feld eilte. Wir waren so verblüfft, daß wir sie laufen und in» Schneegestöber ver- schwinden li«tzen: erst nach ein paar Augenblicken zankten die Leute mürrisch miteinander, weil keiner geschossen hatte, und ich, muß ich gestehen, schalt am heftigsten. Nun achteten wir mehr auf den Weg und di« Umgebung, und brauchten ja auch nicht mehr so zu -asten. Ach ging schweigend neben Macken» her; ich wünscht» mir hitzig Kn paar Dänen in den Weg, um dte eben erlittene verblüsfung rächen und dte versäumten Schüsse nachhvlen zu können, wir r aren die vordersten. Ll» wir an die sogenannt« BWelkoppel kamen, die nicht «eit von Stübel liegt, sich ich drüben wa» sich regen, und Läufe blitzten auf. Da sind dänische In fanteristen^ sagte ich Macken». Der ho- ruhig den Blick — er hatte die besten Augen, dte ich je getroffen habe —- und prüft» hinüber. Schießen St» doch schrie ich ihn un- giduvig an. Er schütteltet, Kopf. Kh weiß nicht, sagte er, dte vorhin hatten Mützen auf. und die dort tragen Tschako» oder Helme! Ich härt« ihn gar nicht: Schtetzen Sie, ich befehle Ahnen, zu schießen! Er hob zögernd den Kolben: da riß ich ihm dte Büchse weg, legt» an und drückte nach kurzem Zielen ab. Drüben geschah «in« verwirrte Bewegung: «in paar Kugeln Pfiffen hoch über un, hin, die