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/luer Tageblatt »ot«n frei In« yau« monatlich t» Pf». «,I»» »«schtlstist-U« ab» »«holt monatlich »»pfa-u. wbchont» llch 1» pst. »«> -» Post bostollt un» stlbst «»»«holt »lortostührllch I.»» Mk., monatlich »» pst. durch »on VrlostrLaoo fr«I ln» Hau« olortil» jährlich 1.« Mk., monatlich 74 Pf,, «rfcho i nt tliglich in bin MiUa,,st!M« »on, mit stuinahm« »on Sonn-un» 1«>«rta,en. Unser« Z«ltun,»au«» trSzee un» stu»,ab«st«Uen, sowi« all« postanstaltrn un» Sri«str»,er nehmen 0«st«Uun,rn «nt,«,«o. Anzeiger für öas Erzgebirge GW mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. WiKWs« Sprrchftun-e der tte-aktton mlt siusnahm« Sme Sonntag» nachmittag» 4—- Uhr. — Lestgramm-ff-ress« r Logrdlatt Mu»«rzg«blrg». s»r«jpr«chrr SS. »«»» »>« stufaa!« »»- Sn/erot— Zür unv»rlangt »ingrsanStr Manuskript» kann Srwühr nicht grlrislrt wrrSrn. ^?ufkÄu7cht?^cht««»a,ttb Nr. 87. Zreitag» 17. Npnl 1914. 9. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Der evangelisch-soziale Kongreß trat unter dem Vorsitz von Prof. D. Baumgarten (Kiel) in Nürnberg zu seiner 25. Tagung -usam, men.*) * Zwei deutsche Matrosen eines Petroleumschif- fes sind bei Tampico von verirrten Ku geln getroffen und schwer verletzt wor den.*) * Mit der Leitung der deutsch.russischen Handels- vertragsverhandlungen wird russischersetts aller Wahrscheinlichkeit nach Graf Witte be- traut werden. * Ein gegen Korttza geplanter Angriff der epiro tischen Banden ist sehlgeschlagen. * Bet Algier kam es zu einem Kampfe zwischen Ansiedlern und Eingeborenen, bei dem drei Eingeborene getötet, siebzehn Euro päer und Eingeborene schwer verletzt wurden. « In Peking hat sich gegen Juanschikai, den Präsi denten der Republik, eine weitverzweigt« Ver schwörung gebildet. Nähere« sieh« an unterer Bielle. 25 Jahre Schutzttuppe in Süäwest. Einem von Herrn C. JtÜschin-Myslovsttz verfaßten Rückblick auf die Aljährige Entw-icklungsperiods unserer südafrikanischen Schutztruppe entnehmen wir folgendes: Bei nahe gaben sich unsere Südwester der Hoffnung hin, dauern den Frieden im Lande zu erhalten, als 190S im Oktober der Hererobastard More n g a plötzlich mit den Bondol- swarts in der südlichsten Ecke der Kolonie losfchlug. Mit großer Energie wurde dieser Feldzug zmn Sieg« geführt. Um den Kampfplatz zu lokalisieren, waren sofort all» ver fügbaren Truppen nach dem Süden geeilt, wodurch das He- rerorland vollständig entblößt wurde. Als der GrotzLapi- tän Samuel Maharero, ein alter Trunkenbold, den gefürch teten Hauptmann Franke mit seiner Truppe durch LÄa- handja ziehen sah, da ist in ihm wohl der Entschluß zum Aufstand gereift. Zu verlieren hatte ja der alte Sünder nicht viel, und so schlug er denn los. Es war ein fürchter liches Blutbad, das da in der Nacht vom 12. -uM IS. Januar 1904 im Hererolande angerichtet wurde, bei dem nicht Nur Farmer und auf einsamen Stationen sitzende Soldaten, son dern auch Frauen und Kinder meist meuchlings hingemordet wurden. Diele Militärstationen und Farmen Wurden ganz, die Bahnlinie Windhuk—Swakopnrund teilweise zerstört. Schnell eilte die Besatzung de» Kanonenbootes Habicht, das gerade vor Swakopmund lag, herbei und schlug die He reros rn einigen siegreichen Gesichten im Swakopre-vier. In Eilmärschen jagte der Hauptmann Franke, den die Nach richt vom Ausbruch des Ausstandes in Tilbeon erreichte, mit seiner Kompagnie herbei und entsetzte in überaus schneidi ger Weife die hartbedrängten Orte Windhuk, QVahandja, KaribiL und Omaruru, während in Deutschland ein See bataillon mobil gemacht und nach Südwfst eingeschifft wurde. TrotzdiM die Hereros mit zäher Tapferkeit fochten, wurden sie in vielen und blutigen Gefechten allmählich in das Buschfeld am Großen Waterbevge zurückgedrängt und am 11. und 12. August nach dem Eintreffen neuer, erheb licher Verstärkungen in die Omaheke gedrängt. Alle Vor stellungen, sich zu ergeben, scheiterten, und wenn das »einst mals stolze und mächtige Hererovolk heute nicht mehr exi stiert. so hat es sich dies selbst zuzuschreiben. Noch knallten deutsche Büchsen im Sandfelde, als neue Unglücksnachrichten aus dem Süden eintvaffen. Anfang Oktober 1904 vollführten dort die Hottentotten die selben Schurkereien, wie die Hereros im Januar im Nor den. Mutig und entschlossen warfen sich die abgehetzten Rei ter, denen die Omaheke die Gesichter gezeichnet hatte, dem neuen Feinde entgegen. Trotzdem di« Schutztnippe Sieg auf Sieg erkämpfte», sollte dieser Feldzug doch weit über zwei Jahr« dauern. Unendlicher Mut und Manneskraft gehörten dazu, um den Feldzug zu einem glücklichen End' zu führen. Hatte schon im Herewfsldzuge di« Provtant- -ufuhr oft auf Wochen ganz versagt, so war dies in der ersten Zeit des Hottentottenfeldzuge» an der Tagesordnung. Dazu hielt der Gegner nach Verlauf der ersten Gefechte nicht mehr stand, sodaß es zu langwierigen Hetzjagden kam. Alles war dazu angetan, den Soldaten kriegsmiüde zu machen. Aber nichts von dem. Immer wieder blitzte es in den Augen freudig auf, wenn es hieß: Es geht wieder los. In Deutschland wurden immer wieder unruhige Stim men laut, daß da» Land preisgegeben werden solle, da es -für Deutschland doch keinen Wert hab«. Auch das hat den deutschen Reiter unterm südlichen Kreuz nicht mürrisch ge- macht, trotzdem er bereits vvll- bis 800ma>l biwakiert und beinahe 2000 Kameraden hatte fallen und bluten sehen. Nunmehr tut di« Schutztruppe, die iM letzten Aufstande auf 20 000 Mann angswachsen war, wieder Friedensarbeit. Sie wird aber, davon können wir überzeugt sAn, jederzeit im Kriege abermals ihre Pflicht tun, wie die alte kampf bewährte Feldtruppe. Und unser Vaterland kann stolz sein auf diese Elitetruppe, die fern von der Heimat, Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberger, Badenser Hw., unter der Devise: Einer für alle und alle für einen . . . Schulter an Schulter fechten. Neben vielen anderen Lehren hoben wir auch di« für Deutschland so wichtige aus jenen Kämpfen gezogen, daß sich Deutschland noch auf seine Soldaten ver- lassen kann, und daß deutsches Blut und deutsche Tapfer keit, di« schönsten Eigenschaften, dem deutschen Soldaten noch erhalten bld-iben. Auch die Opfer, die die Schutzttuppe bracht«, sind nicht umsonst gebracht worden; denn unter ihrem Schutze ist Südwäst eine ^Kolonie geworden, die Deutschland noch großen Nutzen bringen wird. Dschaviä Beys Crsolge. O Aus Parts wird uns geschrieben: Dschavid Bay ist Mittwoch nachmittag obgeveist. Er kann zufrieden sein. Für einige Zeit sind die türkischen Deldbedürsnisse gedeckt, die Wunden, die der letzte Balkankrtey schlug, können ge heilt werden. Man kann wieder aufamten; Frankreich hat wieder einmal die große Börse geöffnet, die ihm den Namen des Bankiers gegeben hat. Die Türkei ist zufrieden und — Frankrich auch. Der Ministerpräsident und Herr de Margerie, sein Kabinettschef, der vornehmlich di« Verhand lungen mit dem türkischen Finanzminister geführt hat, sind keine schlechten Kaufleute. Sie haben für Frankreich eine Reihe von wertvollen Konzessionen eingetaufcht, die der französischen Industrie die Wege in KleiMasien ebnen, wo bisher Deutschland und England ihre Bor. Machtsstellung behauptet haben. Fünf Eisenbahnen sind es, die auf der einen Seite Anschluß an di« deutsche Streck« Arghana-Diarbekr haben; auf der anderen wird in Syrien der Anschluß an die englische Jaffabahn erwogen, wozu jedoch noch die Zustimmung Großbritanniens Notwen dig ist. Wertvolle Hafenkonzessionen am Mittelmeer und dem Schwarzen Meere erweitern diese für Frankreich bodeutungmwllen Zugeständnisse. Sechs Jahr« lang wird die französische Schwerindustrie Material liefern können, französisch« Maschinen und fran zösische Ingenieure werden arbeiten, um schließlich — fran zösischem Kapital und französischer Kultur Eingang und Einfluß -u sichern in einem Land«, da» «ine» Tage» dank der unermüdlichen vereinten Anstrengungen der besten Pionier« europäischer Zivilisation sicherlich wieder zu jener Blüte erwachen wird, in der es noch vor 1000 Jahren stand, Si» die türkische Herrschaft allmählich mit ihrer großen Gest«, ihrem Intimes kuirs aus fruchtbarem Landstrecken mit blühenden Städten, reger Industrie und kaufkräftigem Hinterlande das machte, was es heute ist: ein Brachland. In Paris verkennt man die.weittragende Bedeutung der neuen Abkommens mit der Pforte durchaus Nicht. Es handelt sich ja nicht allein um den Vollzug dieises einen Ge schäftes und di« direkten Botteile, die sich daran schließen. Daß Frankreich nach langem Zögern sich doch wiederum her. beigelassen hat, türkische Unternehmungen zu finanzieren, bedeutet, daß sich auch die Balkansiaaten in Finanz- nölen nach der Seine-Metropole begeben werden, um sicher nicht mit leeren Händen heimzukshren. Ebenso sicher aber werden auch sie unserem Nachbar wertvolle Konzessionen geben müssen. Das ist die Politik, die Frankreich reich gemacht hat und Hm auf Jahrzehnt« hinaus nicht nur im Orient, sondern auch in Südamerika und anderen exo tischen Landern einen bedeutsamen Einfluß politischer Natur erhält und seiner Industrie große Absatzgebiet« Der Zürst von Elba. Zum 100. Gedenktag der Einschiffung Piapoleon» «ach Elba. Nachdr ck »erboten Napoleon hatte als Kaiser von Frankreich abgedankt; die verbündeten Fürsten hatten ihm die Jnsäl Elba mit vollen Lkouveränitätsrechten al» ein Fürstentum überlassen. Er 'hatte am 20. April 1814 in rührender Weiß« von seiner Garde Abschied genommen; war in elender Verkleidung, um den von ihm gefürchteten Mordanschlägen zu ent gehen, nach Mjus gekommen, wo er sich gM 27. April an Bord eines englischen Schiffes nach seinem neuen Lande einschiffte. Kapitän Ußher leitete auf seinem Kriegsschiff Undautant die Ilebersahrt. In der Begleitung des Misere befanden sich di« österreichischen Bevollmächtigten, Grafen voller und Elam, ein englischer Bevollmächtigter, der Groß, marschall des Palastes, Graf Bettrand, Napoleon» General adjutant, Graf Drouot, und der Major der Garde, Baron Eermanofski, dazu der Leibarzt de» Kaiser», Kammerherren, Zeremonienmeister, Obermundkoch, Hofbäcker, Lakaien ufw., im ganzen 85 Personen. Napoleon betrat also di« kleine Insel, die künftig das Reich seiner Welt sein sollt«, in durchaus fürstlicher Weise. Kapitän lltzher berichtet: End lich war der Augenblick gekommen, wo der im Mastkorb au »lug ende Matrose: Elba in Sicht! ausrieff! Napoleon begab sich sofort in sichtlicher Unruhe nach dem Vorder deck und verriet, sobald da» Land zu bemerken Er, groß« Neugierde, welche Fahnen auf den Festungsmällen am Strande wohl weihen möchten, denn er schien zu vermuten, daß di« Garnison bourbonisch gostnnt wäre; chns Pett mutung, di« sich später als nur zu begründet «vwies, denn da» LilienLanner der Bourbonen «ar erst vor vierzig Stunden von den Wällen entfernt morden, so daß wir bei günstigem Winde die Insel in Feindeshand vorgefunden haben würden. Sobald wir un» dem Land» näherten, i*w det« der Kaiser den General Drouot, Grafen Elam un!» den ersten Offizier de» Undauted nach der Küste, um in seinem Namen von der Insel Elba vesitz zu ergreifen. Drout sollte bei dieser Gelegenheit eine Anzahl der «an gesehensten Insulaner veranlassen, ihrem neuen Herrscher an Bord des Undauted ihre Aufwartung zu machen, und als da» Schiff am dritten Mat, abends acht Uhr, am Ein gang des Hafens von Porto Ferrajo vor Anker ging, konnte Napoleon bald darauf di« Abordnung empfangen. Am vierten Mai machte Napoleon mittels eines Boote» im langen Ueberrock und runden Hut einen Ausflug nach Elba in Begleitung des Kapitäns, der erzählt: Di« Landsleute, die uns begegneten, hielten uns für Engländer und riefen Vivat, wovon Bonaparte nicht gerade sehr erbaut war. Dann beschäftigte er sich auf dem Schiff« damit, die Flagge von Elba zu bestimmen, und zwei Fahnen weiß mit einem roten Ouerstreifen, der drei Bienen auf goldenem Grunde führte, — wurden sofort von den Schiffsschneidern angafettigt. Am vierten Mai um zwei Uhr erfolgt« die Ausschiffung Kapitän Ußher bestieg auf Wunsch Dona- patte» zuerst die Barke, dann folgten Napoleon, Baron Koller, Graf Bettvand und Graf Elam. So verlieh der Imperator den Undauted unter dem Hurrageschrei der in den Raaen stehenden Matrosen und dem Donner der den Kaiserfalut abfeuernden englischen und französischen Kano nen. Um da» Boot wimmelte es von Nachen, auf dem sich die angesehensten Bewohner Elba» mit Musikkapellen befanden, und al» Napoleon» Barke dem Lande zusteuette, erdröhnt« die Luft von den tausendstimmigen Rufen: Es lebe der Kaiser! Es lebe Napoleon. Am Lande wurde er dann von der Geistlichkeit und den Spitzen der ««Hörden empfangen und nahm aus den Händen des Waffenkommandanten, General Duval, auf silbernem Teller di« Schlüssel der Stadt entgegen. Nach dem Nrpoleon den Präfekten durch «in« huldvoll« An sprache ausgezeichnet, -«ggh «r sich uni« dem Jubel der Dolsmenge durch ein Soldatenspalier zur Kirche und Hier auf nach dem Rachuu.se, wo die angesehensten Bürger ver sammelt warm. Als er Leim Verlassen des Rathauses einen alten Soldaten bemerkte, der das Kreuz der Ehren legion trug, rief er ihn heran und fragte: War es nicht auf dem Schlachtfelde bei Eylau, wo ich deine Brust mit diesem Orden schmückte? In der Tat verhielt es sich so, und di« Augen des Grenadiers füllten sich mit Tränen. Napoleon bezog da» Hau» des Gouverneurs, an dessen Aus bau er sich ohne Säumen Machte, wie er überhaupt vom ersten Tage seine» Aufenthaltes an eine Geschäftigkeit ohn« gleichen entwickelte. Ferdinand Gregorovius hat in seinen Wanderjahren in Italien, die ihn im Jahr« 1LK2 auch nach Glba führten, eine anziehende Schilderung gegeben. Gregorovius besuchte jenen kaiserlichen Palast und sah dort einen schönen Speisesaal und «twa zehn bi» zwölf kleiner» und größere Gemächer, sah noch die Kupferstiche tm Schlaff zimmer Napoleon», die Szenen au» Aegypten darstellten. Das war de» Kaiser» Tuilerienfchlotz, das Miniaturb.ld seiner Herrschaft. Wahrlich Iso sagt Gregorovius, der Aufenthalt in Elba glich dem Landleben einer römischen Kdiser», der sich dem Zeremonie! des großen Hofs in der lärmenden Hauptstadt entzieht und mit wenigen Ver trauten und Dienern Luft und Ruhe schöpfen geht sin Antium oder in vaja. Aber nein, diese Lust in Elba war für das Gefühl Napoleon» vielleicht drückender al» jene auf der Scholle Sankt Helena, die er mit völliger Resigna tion betrat. Man hatte ihm 700 Mann Garde zu FUH und einige 80 Mann zu Pferde als Spielzeug überlassen. Nun denke man sich dt«ses Häuflein von Veteranen beisam men, wia Schiffbrüchig« auf eine Insel verschlagen und dort am Strand gelagert. Wer -uhörte, was diese rauhen Männer, Franzosen, Korsen, Italiener, Polen» miteinander redeten, konnte di« wunderbarsten Dinge hören und Bild« der halben Grd» an sich vorüberziehen sehen. — Manch mal wird «rerzkrt, der Kaiser Hat da» Handwerk nicht