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Montag, 20. April ISIL Nr. SS Diese Rümmer »msaßt 8 Seiten. Frankreichs erlahmenäe Arbeitskraft. Der modern« Staat braucht Menschen, Viele fleißige, kräftige Arme, denn der moderne Staat ist Arbeit«, staat wie der moderne Mensch ArbettSmensch. Deshalb ist das Bevölkerungsproblem für unsere Lage so wich tig. Deshalb liegt e- auf un» Deutschen wie ein Alp, seit ein Nachlassen unserer BolkSvermehrung von der Statistik festgestellt worden ist. Frankreich aber seufzt nicht nur bloß unter dem AIP einer solchen Sorge, son dern es ist längst am tatsächlichen Stillstand seiner Bevölkerung erkrankt. Auf militärischem Gebiet hat es diese Erkrankung vor kurzer Zeit mit Das Wichtigste vom Tage. wer Kaiser hat auf Vortrag de» Reichskanzler» da» Abschiedsgesuch de» Grafen von Wedel genehmigt. «Alk «euer Statthalter von Gl- Mß-Lochringen wurde StaatSmintster von Dallwitz ernannt, während der wirk!. Geheime Rat do» Lvebell »um Minister de» Innern vuSerseheu ist.*) , veberall in Deutschland haben am Sonntagnach- mittag Lüppel-ZubiläumSsetern stattg«. fundeu. Win in den Kreisen der Industrie und der Land- Wirtschaft bekannter Politiker, der Syndi kus der Dortmunder Handelskammer, Dr. OSkar Marte»« ist am Sonnabend gestorben. Die beiden Bataillon« de» Infanterieregiment» Rr. 89 haben ihre KasernementStnZabern rununHr wieder bezogen.*) 8» Straßburg fand am Sonntagabend bet einem Facketzug ein« großartig, Abschtedshuldt- gang der gesamten retchslstndtschen Be- vSlkerung für Fürst Wedel und sein« Ge- mahlt» statt.^ ül Bei einem wettflieg«« in Frankreich stießen »Wei Flug maschine« zusammen. Zwei Flieger wurden getbtet, zwei schwer verletzt. n man» st«-.« «a«n w-«». v. Dallwitz Statthalter äer Reichstage. Korf«. 1». «pr«. Ver Kaffer geachmtgte p» 1. Mat da« «ffchiedegefach de» Srafou Wedel »nt« Echebung in den Aürstenstand. Zu» Nachfolger wurde Staatewiuiste, von Dallwitz auseffehen. wirklicher Geheimer Rat »ouLSHelsallda» Mtniste- rtvm de» Inner» übernehme». * Rach einer langen, roechselvoffea Laufbahn al» Offi zier und Diplomat war Graf Wedel in ein« der höchsten Stellungen gelangt, di, da» Reich »u vergeben hat. Graf Karl Leo Jul»»» von Wedel ist am b. Februar 1842 in Oldenburg al» Sohn de» Generalleutnant» und Ge- nemladtutanten Graf Wilhelm von Wedel und Gräfin ver- tha von Glaubitz geboren, trat im Jahre 18V7 in di, hanno versch« Kadettenanstalt, die er zwei Jahr« später verließ, um in das hannoversche Garderegiment einsutreten. Bald daraus wurde er in da» Dragonerregiment Kronprinz nach O»nabrück versetzt, in dessen Reihen er 1SSS al» Premier leutnant bei Langensalza miffocht. Rach der «»sllffung Und dieser Industrie selbst fehlt «» schon an Arbet- tern. Sie schränkt ihr« Betrieb« vielfach deshalb schon ein. Französische Arbeitsgelegenheiten werden ebenso wie französische Bodenschätze nicht mehr in vollem Un» fange auSgenMt, wett dem alternden Volk die Kräfteda- zu fehlen. Es ist ein seltsam erschütternder Eindruck, dieses Altern und Schwachwerden einer ganzen Ration. Und all« chauvinistisch« Fteberregung kann darüber nicht hinwegtäuschen, daß im Grunde genommen die franzö sisch« Volksgesundheit stark angegriffen H. Wird sie sich wieder heben lassen? G» gibt ja gewiß auch im Leben der Völker vorübergehend« Krankheiten. Um aber den gegenwärtigen Kräfteschwund zu -eben, Werde» di« französischen ganz außergewöhnlicher Anstrengun gen bedürfen. Solange c«n einer Regeneration de» fanzösischen Volkes noch nicht die Rede fein kann, Hilst «» sich durch di« Einfuhr fremder Arbeiter. Diese Arbet- tereinwanderung in Frankreich ist aber eine wesentlich ander« al» etwa di« in Deutschland. Un» nehmen die Fremden die schlecht bezahlte Arbeit ab, di« Franzosen müssen den fremden Arbeiter hereinholen, gerade um «« gutbezahlte Arbeit zu leisten. Sie brauchen Arbeiter nicht für die Landwirtschaft, sondern für die Industries Belgier, Spanier, Italiener, Deutsch« u. a. Da» ab«» ist nur möglich, wo dem eigenen Volk di« beste» Kräfte feh len. Frankreich» Arbeitskraft ist ebenso krank wie sein« MiNtärkrast. al» sein Erb, verzehrt war, und di« Wicht de» Leibeiw auch ihn zwang. Aber er war zu schwach geworden Mr sie. Der Trunk und die Weiber I Er sank von Stuf« zu Stuf«. Si« sagten Ach all, von ihm los. di« sich in guten Lagen sein» Freund« genannt. Sie wiche» ihm au» aus der Straße, und er quittiert« defür mit einem bösen Lichen und manchem wilden Faustschlag. Au mir fand er noch dann und wann den Wey,- dann hockt, n da und stiert« blöd, vor sich hin. Ich hatte e» längst aufgegeden, ihn zu mahnen. Zu spät mar imm«r sein« einzig« Antwort. Gr wurde -um Dieb, und die Polizei folgt« ihm auf Schritt und Tritt! Er lebte Tag und Rächt auf der Straße! In einer engen Waffe, wo di« Schande und da» Glend wohnt, fand man ihn eine» Nacht». Da» Blut sickert, au» einer kleinen Wunde an seiner Stirne. Man Hot ihn vechcharrt ahn« Sang und Klang. Wer hebt den ersten Stein «ff E-E-n ihn. Schon ein »raren,r Teufel «ar er, der Knochen ckiazi. So hieß er, weil er da» KnochensimMwln pm Löbenckderus «wählt batte. Gin Millionär dabei zu ««den, daraus hatte er schon lange oerzichttt. «der « war eine besinn- liche Natur und irgendwo hatte er einmal gelffen, daß ein« sein«» Pariser Kollegen ein^kestbare» Perlenhalsband gefunden, und dadurch tt» gemachter Mann gwvordmr sei. So wa- konnte doch ihm. dem Knechenchbpsi, auch «al passieren! Nicht? Mn ehrliche, Kett war «^ M» d« .Finderlohn blieb nicht LU». Und dann? Dann ging e» heidi, heida, html» in «in richtige, Leben! Und richtig. Eine» Abend» findet e> da» Glück auf der Straß«. G» wm -war kein Perlenhalsbands sondern nur «in Goldstück. Uber zwanzig Emmchen amen e» doch. Und der Verliere»! Du lieber Himmel! Wer so «a» verliert, der hat Noch mehr. D«n Kuckuck noch mal, «a, machen die in der Destille Mr Augen, wie der Nazi mtt seinem ermsrückt. Ra nu? sagt der Htrdergoorter mi Blinzeln, und I wo, tagt der Nazi und langt einem dritten Glit ch,n. UÄ dem fM ein »tertt» »sid fünfte^ und e» APt und dreht sich alle» «tn den Mi, und er hött ttn Ginffm »nd Lltugm» u» sich^ sttu» Finger test,« mch otnmal «ff Lieäer von äer Straße. Vva r-. Ehuer. n-ee-u« -ne»««» Kennt Ihr sie, diese Lieder? T» hat sie ja noch keiner gesammelt und keiner vertont. Und nicht jeder hört sie und versteht sie. Eie klingen in der Still« der Rächt und im Lärm des Tag«. Sind wie ein Klagen und Stöhnen, wi« ein Schrei der Not und wie ein Jauchzen der Freude. Sie erzählen von Haß und Lücke, von Liebe und Glück. Ein schriller Ton ist e» hier und «in weicher «Mang dort. D» singen diese Lieder die, denen da» Leben ist wi« ein harter Mampf, und die andern, die nur da» Heute genießen und von dem Morgen nicht» wissen wollen. Und « singen si- di« Jungen und di« Wien, die Kinde« und die Greis«, der Mann und da- Weib, mögen sie ihre Wage dahin- gchen tm Prunke de» Reichtum- oder in den Fetzen der Armut. Die Lüge singt sie, und der Glaub«, die Hoffnung und die Verzweiflung! Und wer ihnen sein Ohr per- schließen will, dem folgen sie nach wie dunkle Schatten und lassen ihn nicht lo», Li» er sticht und horcht aus di« Lieder von der Straße. * In der SomW-rfonnenglut de» Mittag» ist mir ein Weib begegnet. Sine» von denen, die 1« Hatter Fran ar beiten und nicht» wissen von den Freuden de» Lage». Ein schwerer Korb hing ihm an einem Arm, und auf dem andern trug da- Weib sein Mädel. Dann und wann «in «ick und «in Wort -wischen Mutter und Kind. Und in die Augen de» Weib«» kam da «in stille» Leuchten, und «» war, al» schritte sie wieder rasch dahin. Und ich sich, wi» die Händ chen des Kinde» nach ftimr Schür,« griffen und mit dieser der Mutter den Schweiß von der Stirne wischten. E» klang in mir «in Lied au» ftrner Satt. Da» ist die Szenerie: Da» gGßte «<ffö der «ssidenz, durch dessen hell«» Portal man aus belegte Trappen und Mer, Lüster sieht. Davor fchnackbend und pustend ttn . olegaate»Wchd Lachend urG «ffoud Rywsa dio Stufe» Eaton Hevea aud settwa lachende» «ugwi wd /luer Tageblatt MW Mzeiger für öas Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mr Sonntagsblatt. 9. Jahrgang. herunter Er und Sie. Tipptopp natürlich beid« und jung, voll guter Vorsätze und goldener Hoffnungen, ^luch dann, blutjung und quitschvengnügt. Schon öffnet der Chasseur di« Kupeetüre. Da greifen statte Hände von beiden Seiten Uach dem elegant«» Pärchen. Ein Schrei der Wut hi«r und dw Erschreck«» dort. Zn» Dunkel der Rächt rattert da» Auto. Ab« der Chausftur bekommt kein Wartegeld und da» Auto kein» Jusaffmr. Spät in der Rächt war «, da ging ich nach durch die schneebedeckten Straßen zum kranken Freund«. Eisig fauste der Wind daher, vor mir wankte einer müde und matt, da» Felleisen auf dem Rücken, und schwer aus den Stock ge stützt. Man fah «, ihn trugen die Füße kaum mehr. Und trotz Schnee und «Kälte stack er nun aus ein« Treppenstufe zusammen und starrte vor sich htm Ich drückte ihm ein Geldstück in di, halberstarrten Hände und zetgte ihm den Weg nach der Herberge. Er nickte nur. — Al» ich nach einer Stund» -urückkam, saß er noch immer da. Der Kopf «ar ihr: auf die Brust gesunken. Gr Wies «ich «ächte nicht mehr aus, al» ich ihn rüttelt«. Und einen andern fah ich durch di» dunkle» Straß«» wanken. G» ist, al» schüttelte ihn «in ttffer Schm«, von oben bi» unten. Lastend sucht er manchmal einen Halt a» der wand ein« Haust». Und wankt dann «eiter, da» Haupt mit der bunten Mütze gesenkt, Wort» vor, sich hin- murmelnd, hi» keiner versteht. Man liest so /viel Yon Echlllerstlbstmorden au» getränktem Ehrgeiz» von «wissen losen Weibern, di« dte Jugend verführen und in Verzweif lung stürzen, wenn ihr Gewissen evwacht. Ist »» ein« dies« Unglücklichen? Sucht er einen Weg -in«- au» einem gebrochenen Leben? Ach, nekitt Gr «ar nur auf einer Schül» ttnetpe und hat sein« erste Zigarre geraucht. — So «in Erwachen. — Sprecht nie von den Schrecken de» Ge wissen». * E» ist dte alte Geschichte: Jugend und Leichtsinn, Ssittt und «chusten. Wo» Mar «o für ein prächtiger Kerl gMnstn, mein Freund Horst. Der Liebling von allen mit feinem Schrecken festgestellt, dte zahlenmäßige Unterlegenheit der Französischen Industrie muß mit deutsch« RoDst feiner Truppen gegenüber Deutschland und obendrein gefüttert werden, um überhaupt noch leben zu könne», noch der miserable Gesundheitszustand in seinen Kiffer- " " ' " " " " ' " — nen, da» sind Tatsachen, deren Bekannttverden allen Patrioten wie ein Schreck in die Glieder fuhr. Daß die gesunden, kräftigen Arme ab« den Wetten de» Frieden genau ebenso schien wie den Werken de» Krieges, da drängt sich der Erkenntnis ebenso energisch und ein dringlich auf. Schon well sich dte Bierbankpolitiker um dte soziale Politik mit ihren schwierigeren Proble men weniger zu kümmern pflegen. Es ist ja inmter so viel leicht« und billig«, tn Chauvinismus zu machen als über soziale Pflichten nachzudenken, die «inen wo« möglich sogar selb« etwa» kosten könnten. Der Ratto nalökonom ob« weiß, daß dte ftqtalen Verhältnisse in einem Bolle die eigentliche Grundlage sei ner Kraft sind, von d« sein« militärische Leistungs fähigkeit erst abhängt. Gr weiß, daß Frankreich zu wenig Soldaten hat, weil es zu Wenig Arbeiter hat. Und er wird die ZukunstSauSsichten seiner Nation sogar noch um einige Grade pessimistischer beurteilen, als der Chauvinist, denn er wird sich auch durch die Einfüh rung der dreijährigen Dienstzeit über den tatsächlichen Mangel an Menschenkrast nicht Hinwegtäuschen lassen und « sieH außerdem hinter den Lücken in den Reihen d« Soldaten auch noch die ytnanzfchwierigkeiten auf tauchen. Frankreich gilt natürlich immer noch als da» reichst« Land tn Europa, al» der Bankt« Europa», von dessen Ueberflutz unter Abnutzung seine» Chauvinismus na mentlich da» schlau« Rußland so großen Gewinn zieht. Ab« unerschöpflich ist auch di« französische Ftnanzkrast nicht. Denn auch sie ist letzten Ende» ein Resultat vor handen« Menschenkrast. Di« Menschenkrast ist di« letzt« Quelle all« anderen. Sie schafft erst dte werte, mit denen Geld «worben werden rann. Frankreich -ehrt von dem Gewinn längst vergangen« Gen««6o- nen. wen« «» diesen Gewtua aufzehrt, ohne ihn er neuern zu können, so wird auch sein Retchttun 1« absch- bar« Zett nachlassen. Und um jenen Gewinn zu er neuern, dazu fehlen ihm eben auch di« Menfchenkräste. Frankreich hat nicht nur zu wenig Soldaten, sondern auch zu wenig Arbeiter. Diese Tatsache ist von geradezu einschneidend« Bedeutung für Frankreich» Schicksal. Man darf si« nicht au» dem Auge verlieren. Di« Kohlenschätze, über die ver stanzöstsche Boden noch verfügt, können nicht genügend zutage gefördert werden, weil nicht genug Arbeiter dafür vorhanden sind. Dte Folge jst steigende Kohlenetnfuhr au» dem Ausland», und damit auch Abhängigkeit von dem Aus land« und zwar gerade von dem den französischen Chau vinisten so verhaßten Deutschland. Gin großer Teil