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Mer Tageblatt Anzeiger für das Erzgebirge Sprichst»«»« s*r «e-aktloo mtt fiu-nahm» Srr Sonntag» nachmittag» 4-S Uhr. — Tologramm-flSress», Lag,bla« flurrrzgrblrs». ftrnsprecher SS. ».»» »i« nuMa!« smUätL r«r unverlangt «tagrstm-t« Manuskript« ka«« bewähr «lcht geleistel wrröen. NW Mnzelger für oas Erzgebirge WMSZM mtt -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: fiuer Sonntagsblatt. nüt»«» ua» N»»iab«sk«ll,u, s»»I» «U» Postanstalt«« un» »rtistrtl-«- n«tzm,o 0»st«ldiae«n «atg«-«». Nr. 92. Donnerstag» 23. April i914. 9. Jahrgang. Diese Rümmer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Wie von bestimmter Sette verlautet, wird Herr von Dallwitz bei Antritt de» neuen Statt-al te rp ostens in Straßburg voraussichtlich »ine Rangerhöhung erfahren. a Die diesjährige Sitzung des Ausschusses der deut sch en Turnerschaft findet nach einem neuer lichen Beschluß nicht in Dortmund, sondern in Leipzig statt und -war vom 2.-4. Zurr'! 1914. » Di« Reichsbank bringt im Rechnungsjahr 1913/14 eine Mehreinnahme von mindestens 16 Millionen Mark gegen den Etatsansatz. Der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand hat die Einladung zu den diesjährigen deutschen Kai scrmanüvern offiziell angenommen. Der französische Hauptmann Faure, der am 16. April mit einem Flugzeug auf deutschem Boden gelandet war, ist disziplinarisch bestraft worden. Die Ereignisse in Veracruz haben in Washing ton ungeheuere Begeisterung hervorge rufen. Nach dem neuesten Stand der Meldungen vom Kriegsschauplatz ist eS höchstwahrschein lich, daß die Rebellen unter Billa mit Huerta gemeinsam gegen die Union kämpfen werden.*) -> Ililhrr«« steh« an anderer Stell«. Der englische Nönigsbesuch in Paris 'S? »König Georg» Pariser Besuch hat einen anderen Charakter als die alljährlichen seines Vaters. Schon daß er nach vier Jahren des HerrschertumS dev erste; und daß er keine Fortsetzung von Kronprinzen-Gewohnheiten ist, gibt ihm gewissermaßen ein feineres. Gepräge, eine grö ßere Feierlichkeit. Republikanische Snobs haben heraus gebracht, daß diese Parts-Fahrt Frankreich noch mehr ehre als Eduards regelmäßige Aufenthalte, da die Kö nigin diesesmal mttkomme. Die Bemerkung ist voll kommen richtig. Die Anwesenheiten de» Herzog» von Lancaster, wie der Inkognito-Name lautete, waren dem Genius de» Orte» und seinem Patfchoult-Dufte gebrachte Huldigungen. Diesesmal zeigt die Begleitung der ge Technische Nunäschau. Nachdruck verboten. (Au viel Helligkeit. - Künstlich«, Tage»licht. — Lin Aaubergarten anwahrscheinlicher Gewächse. — vt« Technik der BlumenfSrbung. — Merkwürdige Tresore. —Di« Schutzschicht au» Blei, Silber, Messing, — Alt« und neue Verfahren der Kautschukeriit«. — Lenster, die nicht aufgehtN. — Lin Hau» der Zukunft.) Es ist eine alte Erfahrung, daß der Mensch niemals mit dem zufrieden ist, was er hat. Während man noch vor verhältnismäßig nicht allzu langer Zett vielfach Mer die abends und nachäs auf den Straßen herrschende Dunkel heit klagte, macht sich jetzt, wo wir insdeffondere in den Großstädten in wahren Muten von Licht dahinwandern, eine Gegenströmung geltend: Man hört nicht allzu selten, daß hier de» Guten zuviel geschehe, daß die grellen Licht spender das Auge schädigen, daß ihre Menge neroWe Leute beunruhige und daß man daher daran denken solle, di« allzu gewaltigen Ltchtmassen etwa» einzujschrärcken. In der Lat scheint man in bezug auf Beleuchtung manchmal allzuviel des Guten zu tun, insvesonder da, wo man, wie die» an dem Decken mancher Wohnungen Ust», der Fall ist, anstatt einer einzigen Lichtquelle «ine Unzahl von einzelnem, »schwächeren Lampen und damit viele Ltchtpunckte andrtngt, di« unruhig und beunruhigend wirken können. Di« Zeit wird, wie auf vielen Gebieten, so auch hier, lehren, da, richtige Maß zu finden. Daß sich di« Bolsuchi-ungstochmiker tatsächlich bestreben, natüEch«» und damit richt- ttchen Verhältnissen näher zu kommen, beweisen am besten die mannigfachen Bemühungen, die gegenwärtig dar- auf abzielen, «ine dem Tageslicht möglichst ähnliche Be leuchtung zu schaffen. Gs gibt ja bereit» «ine Anzahl von Lichtquellen, di« «in dieser idealsten aller-Beleuchtungen mHr «der minder nahekommende», in einzelnen Millen ja sogar fast gleichend« Licht auchr-ahlen, über verschiedene Un stände waren bisher der allgemeinen Einführung eine, derartigen künstlichen Tageslicht» hinderlich. Neuerdingck hat man Mn wieder «inen neuen Weg «tngeWagen, der darin besteht, nicht mehr nach neu« Stchtarwn zp suchen, borenen Prinzessin Win Teck, daß der Herrscher Eng land» die Existenz eine» anderen, eine» bürgerlich-gesell schaftsfähigen Paris, anerkennt, und solche Anerken nung erscheint für die französische Hauptstadt beinahe ein bischmr schmeichelhaft. Aber diese gewissermaßen ethisch« Seite des KünigsbesucheS spielt doch in den Er örterungen der Presse eine verhältnismäßig untergeord nete Rolle. Die große Hauptfrage bleibt: was bringt er für» Geschäft mit? Seit Wochen nülht man sich in Frank reich, die Gelegenheit auHunutzen, um die Engländer für einen Ausbau, eine Vertiefung, de« bestehenden herz lichen Einvernehmens (entenie eordiale) zu einem Bündnisse zu gewinnen. Daß Mr. Greh, England» AuSlandSmtntster, mitkonrmt, steht natürlich so au», al» Winke solchen französischen Hoffnungen Erfüllung, al» sei man auch in London zu förmlichen, Verpflichtenden, womöglich schriftlichen Abmachungen geneigt. Und fran- zöfischerseit» beteiligt man die gar nicht im Amte befind lichen Herren Delecasse und sogar Clemeneeau an den bevorstehenden Besprechungen, um ihnen eine möglichst sensationelle Aufmachung zu geben? wahrscheinlich, weil die beiden Herren für da» nach den Neuwahlen zu bil dende neue Kabinett in Aussicht genommen sind — vorausgesetzt, daß die radikale Partei wieder gewinnt. Aber in London geberdet man sich außerordentlich hartnäckig und bedenkenschwer. Selbst die Time», die in der Eduard-Zeit so flott vorauf waren, wenn e» galt, eine Spitze gegen Deutschland zu drehen, dämpfen dteses- mal bemerkenswert stark. Am klarsten aber sagen die Daily News, da« Letbblatt der gegenwärtigen Regierung, den französischen Ueberschwenglichkeiten aus. Tine fe stere KnMsung de» Einvernehmens mache England zum Knechte der französisch-russischen Pläne, die auf eine Entfesselung de» Revanchekriege» um Elsaß gerichtet seien. England fei aber für solche Ängrtffsabstchten nicht zu haben. An der Zett war ja dieser kalte Wasserstrahl sehr, da in Part» das Gefatzel von der abzuwehrenden deutschen Invasion schon wieder recht Üppig im Gang« war. Eine zweite Meinungsverschiedenheit besteht M- °schen London und Parts Über da» Verhältnis zu Ruß land. In Frankreich klagt man, daß die englisch-russi- schen Beziehungen, selbst in den Tagen von Reval, nie mals so herzlich wie die englisch-franzüsischeü, sich neuer ding» wieder bedenklich gelockert haben, und möchte so gern den mathematischen Satz, daß zwei einer dritten gleiche Größen auch unter etnandern gleich sind, auf da» völkerpshchologifche Gebiet übertragen sehen: Frankreich, das in gleich brünstiger Liebe zu Rußland wie zu Eng land aufgeh«, habe den Beruf, auch seine beide» Freund« zu einem Herzensbunde zusammenzuschließen. Nun, wir wollen heut« nicht deuteln, ob auch nur die Vorder sätze solcher kühnen Konstruktionen richtig sind. Daß zum Beistriel da» Evenement meint, die Möglichkeit be waffneter Konflikte -wischen England und Frankreich sei für alle Zeiten ausgeschlossen, erscheint schon al» eine recht kühne Prophezeiung; mit den Adverbien alle zeit und niemals müssen Politiker sparsam umgehen. Was aber das englisch-russisch« Verhältnis anlangt, so genügt es, aus das wunderbar aufrichtige Wort der Daily NewaS htnzuwetsen, da» englische Volk lieb« da» russisch«, aber nicht die russisch« Regierung! Und man darf vielleicht htnzufügen: trotz aller vorgekommenen und gewiß auch in Zukunft wieder vorkommenden Eifer süchteleien wird da» englische Volk da» deutsch« niemals in dem Grade befeinden lernen, wie e» da» französisch« seit dreihundert Jahren tut. * Die «hMfch-ftmnzöfifche Herzeinigkett. O Mit großer Gswisseichaftigkett haben di« Trink- sprüche de» englischen rünigs und de» französischen Präsidenten sich aller Anspielungen auf ein künftige» Bündnis enthalten, das den Engländern so sehr wider den Strich ist. Man kam Mer allgemeine Phrasen, daß die Herzeinigkett bestehen bleib«, nicht htnau». Herr Poincare meinte zwar, sie solle täglich fester werd««; er erhofft offenbar von der Gewohnheit, daß sie da» ge schriebene Wort eines Bündnisses ersetze. Aber di« Ge leitworte, welche die englischen Blätter ihrem Kvntge Mer den Kanal mitgaben, haben mit aller Deutlichkeit die Abneigung der Briten gezeigt, sich mtt der französi schen Politik aus Gedeih und Verderben einzulassen. Aw die schönen Worte, die der Präsident der französi schen Republik fand zum Gedächtnis de» Schöpfer» der Herzeinigkett, Eduard» VII. Können darüber Nicht hinweg- täuschen, daß man in England eingesehen hat, wie ge fährlich e» für ein Weltreich mtt den vielgestaltigsten Interessen ist, sich nach einer Richtung hin politisch fest zulegen und um der deutsche» Gefahr willen britische Interessen fremden Wünsche» und Hoffnungen utüer- zuordnen. i Ueber äie Münchner ^ürstenbesuche urteilt die offiziös bediente Köln. Atg. folgendermaßen? Mtt dem Besuche de- badischen Grotzherzog»paare- ist die Mehrzahl der fürstlichen Gegenbesuche erledigt, die Bayern anläßlich de- Regierungsantritt» König Lud wig» Hl. zu erwarten hatte. Die Tragweite der Für- stenbegegnungen hat sich in neuerer Zett ja nicht un beträchtlich gemindert, und sie zählen eigentlich nur mehr so wett, al» ernsthaft zu nehmende Faktoren der Politik, wie ihr Anlaß auf der realen Grundlage bestehender Po- lttischer Verhältnisse ruht. Den Besuchen aber, die un sere deutschen Bundesfürsten sich abstattwr, kommt für die innerpoltttschq Entwickelung de» «eiche» immerhin eine gewisse Bedeutung zu. Denn sie gestalten sich, «an sondern die alten, längst im Gebrauch befindlichen derart zu beeinflussen, daß da» von ihnen auf uns medergestrahlte Licht den Eindruck von Tageslicht macht. Man geht dabei in folgender Weif« vor. Zerlegt man da« Sonnenlicht mit Kiffe eine« Prisma» in feine einzelnen Bestandteile, so ergeben sich die bekannten sieben Regenbogenfarben, das Sonnenspektrum, wie Wissenschaft und Technik es nennen. Durch Mischung dieser sieben Farben entsteht wieder volllammen weißes Licht. Ebsnjso -erlegt man auch da» Licht unserer künstlichen Lichtquellen in seine einzelnen Farben. Dann vergleicht man das so entstandene Spektrum mit dem der Sonne. Dadurch erhält man die Möglichkeit, festzustellen, welche Farben ausgeschaltet oder hinzugefetzt werden müssen, um «in dem Sonnenstpettrum möglichst ähn liche» Spektrum zu erzielen, dessen wiederum gemischte Farben natürlich ein dem Tageslicht ähnliche» Weiß er geben müssen. E» hat sich nun gezeigt, daß von manchen Lichtarten 80 Prozent aller ausgesandten Strahlen ge opfert werden müssen, wenn man einen Erfolg erzielen will. Da» Mrd« «ine zu groß« Beeinträchtigung der Leuchtkraft bedeuten. Nach viel«» Versuchen isst man dahinter ge kommen, daß man sowohl bei elektrischem Licht «le bei Dasglühlicht am einfachsten in folgender Weis« zu einem Erfolg« kommt: Bei beiden stören vor allem di« dunkel roten Strahl«». Man läßt docher da» Licht zunächst durch «in bkaugrüne» Glas Hindurchgchen, jda» ft« vey> »richtet. Di« übrigen StrashLen werden dann durch «in farblojfe» Glas hindurchgeschtckt, das mtt einer gefärbten Gelattnefoli« bedeckt ist. Die Golatinefoli« wich nun j« nach der Eigenart da» Lichte» ganz verschieden, in jedem Fall aber so gefärbt, daß auch sie ein« entsprechende An zahl unerwünschter Strahlen verschluckt. Da» durch diese doppelten Filter hindurchgegangene Licht gleicht dann in seinem Aussehen tatsächlich dem Tageslicht. Di« Anwen dung «ine» derartigen auf künstlichem Wege erzeugten, dem Sonnenlichte ähnlichen Lichte» ist für viele Zweige der Industrie, Technik und Dunst «in Bckürfni». Ueberall da, wo -et künstlicher Beleuchtung Farben M Unterscheiden find, aßo j» Färbereien t» GstWi»wir Üi her SaLwH, ia Museen usw. rcho. wird man sich wohl am ersten seiner bedienen. Aber auch in den Ballsäl«n und Wohnräumen, in denen die Lei Tage ausgewählten Staff« oft ganz and«« anosshen, wird man wohl mtt der Zett auf di« verschiedenen uns jetzt zur Verfügung stehenden Arten «ine» nächtliche« Tageslichts zurückgveifen. Während man auf dem Gebiete der Beleuchtung de« natürlichen Verhältnissen möglichst nahezukomimen sucht, er findet man auf anderen Gebieten Verführen, um die Natur zu korrigieren. Wer jetzt die Schaufenster der Blumen läden betrachtet, der kann darin merkwürdige Blumen, vor allem Tulpen sehen, Blumen, di« eine höchst sonderbar« Färbung aufiveissn. Schon der erst» Blick zeigt, daß es sich hier nicht um Schöpfungen der in bezug auf di« Manniv- saltigkeit ihrer Muster gewiß vielseitigen Natur Handels sondern daß irgendeine eigenartig« Technik angewendet wurde, um etwa» bisher noch nicht Dagamssene» hervvrgu- Lringen. Di« Mannigfaltigkeit Vor dargehotenen Farbab stufungen ist außerordentlich groß. G» gibt sogar — mm» sollt, e» nicht für möglich halten — gram, Lulpeni Die Art und weif«, wie man diese neueste Laune unser«, Mod«, wie man diesen Zaubergarten umwahrfchetNlicher Gewächs« zustande bringt, ist die folgend«: Schon früher gab «e gefärbte Blumen, di« einfach durch Eintauchen in Ferst- stofflösungen bevgestellt wurden. Sie hatten ast« den Nach- teil, daß st« avfäübten. Wenn man st«, vom Blumenhändler in der üblichen Weif« besprengt, in den Händen trug, ch konnte « Vorkommen, daß da» hell« duftige FrühlingMeid schon noch kurzer ^Aett bö» auchah. Die neueren Ldchahven, di« auf Untersuchungen de» Chemiker, Dr. KIrämer be gründet find, arbeiten besser. Man Äst Anisinfarst- st off« in Mast« auf und Legießt die Blumenbeet« da mit. Dann steigt der Farbstoff du«h die Wurzeln und Stengel in die Blüte. Da dies«» Ausstehgen aber ziemlich langsam vor sich gcht so bringt man jetzt Pin« Art von Schnelloechrhren in Umvendung. Die Wüten raerd«n mtt möglichst langen Stengch» rchachchnttten, die man anstatt in -ervähnlichm Wasser in dttyarbvstung-tncktNfttllt. Di« Pflanz« saugt dich« giemttch Msttz «Npm und «ft schm» nach