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Vst«» frei I«, hau, m»natuch t» vfa. Sei öer «-ptüst-f-U, ad» aedolt monatlich »»psa.u. wichent» llch >» Pf«, »ei ter Post d,stellt un» selbst ab,«halt alert,lstldrllch i.« «k., manatllch t» Pf«, durch »es VriestrSaer frei in, hau, alert,l» Sdrti« t.« M'v manatllch 74 pf^ Erscheint ttigilch In den Mitta«»sti'n» «»», mit stuinahm, »an dann- un» Jelertazen. Unser« Zeltungiau^ trt>«»r «n» stu,,ad«st,U«n, sawl, »ll« pastanstalten un» Sri,stell«»» nehmen dest«Uun«ea «nt««««a. Mzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. Sprchsimw« der R»-aktton mit -»««nahm« -«« Sonntag« nachmittag« 4—S Uhr. — L«l,gramm»-»»r«ff, r Tageblatt -lu««rzg»blrg». Z*rnspr«ch«r SS. für unvrrlangt «ingesan-t« Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet wer»««. di* Nch» L,L»,»NW °»,r in «er Erscheiaunaiweis, rann «ewllhr nicht «,leistet,«^»«,, »en» »I, siusaad« »„ lln/erat», »urch lernsprecher »rfalat oller lla, Manuskript nicht »eurllch I»«bai ist, Nr. 94. Sonnabenä» 25. Npril l914. 9. Lahrgang. Diese Nummer umfaßt 12 Seiten. Außerdem liegt da» achtseitige illustrierte Sonntagsblatt bei. Das Wichtigste vom Tage. Der scheidende Statthalter von Elsatz-Lothringen, Fürst Wedel, trifft am heutigen Sonnabend in Berlin ein. » Lia MltnationaHtberolen lehnen eit nach der Erklärung der Jungliberalen ab, in Verhand lungen wegen der Auflösung der Sonder- verbLnd« «tnzutreten. » vreh und Doumergue sind übereingekommen, das Zusammenarbeiten der Entente unter Auf rechterhaltung des Friedens fortzu setzen. In dem russischen Dorfe WoSkressenki sind siebzehn Personen ertrunken, weil die Pferde von einigen Bauernwagen, durch Feuer werk scheu gemacht, eine hohe Uferböschung hinabrasten. O Die Mexikaner sollen auf dem Bormarsch nach Veracruz begriffen sein und zugleich von Nordmexiko aus in Texas etnzusallen beabsichtigen?) * Der Vesuv ist in besorgniserregender Weise in Tätigkeit? aus dem Krater wurden große Geste ins massen emporgeschleudert?) -> lllllhere« steh« a» anderer Stell«. Reichstag unä Impfzwang. O Von einem R«i chstagsabgeordnetsn wird uns geschrieben: Auf der Tagesordnung der ersten Reichstagssitzung nach den Osterferien steht alS erster Punkt obenan die Entscheidung über die Petition der Jmpfgegner wegen Einsetzung einer Kommission zur Prüfung des Impfwesens. 'Die PetttionSkommisston hat sich schon sehr eingehend mit der Vorberatung dieses Themas befaßt und macht dem Plenum den Vorschlag, die Bitte der Jmpfgegner dem Reichskanzler zur Be rücksichtigung zu überweisen. Es ist leicht möglich, daß dieser Antrag eine Mehrheit im Gesamtreichstag findet, Aus jeden Fall wird am kommenden Dienstag die viel erörterte Jmpfzwangsfrage wieder einmal breit vor der deutschen Volksvertretung und damit vor dcm ganzen Reiche ausgerollt werden. Das allein aber können die überaus rührigen Jmpfgegner als einen Erfolg ihrer rastlosen Agitationstütigkeit ansehen. Worum es sich bet der Agitation des Bundes der Jmpfgegner handelt, die vor allem auch ständig auf die RetchstagSabgeordne- ten loSgeht, ist bald gesagt. Die wohlorganisierten Geg ner des heutigen staatlichen Impfzwanges vertreten zu nächst die Ansicht, daß die Schuhpockentmpfung nicht nur keinen sicheren Schutz gegen die gefährliche Pockenkrank- hett gewähre, sondern außerdem noch durch Einimpfung der giftigen Lymphe schwere Gesundheitsschädtgungen im Gefolge haben könne. Ihre populär-wissenschaftlich ge haltene reichliche Literatur führt alljährlich an Hundert und mehr Fälle, zum Teil mit abschreckenden Illustra tionen, an, bei denen allein die Gchutzpockenimpfung zu entstellenden Krankheiten, Verkrüppelungen und verein zelt gar -um Tode geführt haben soll. Auf Grund dieses fleißig gesammelten Materials, dessen Stichhaltigkeit und Zuverlässigkeit freilich von den angesehensten Vertre tern der ärztlichen Wissenschaft bestritten wird, for dern dieJmpsgegner Abschaffung des staatlichen Zwanges zur Impfung oder aber mindestens Ein führung der Gewtssensklausel in das Jmpsgesetz. Die Gewtssensklausel ist seit 1898 in England in Gel tung und entbindet Eltern und Vormünder vom Zwang, ihre Schutzbefohlenen impfen zu lassen, sobald sie feier lich vor der Behörde die Versicherung abgeben, daß die Impfung gegen ihre Gewissenspfltcht gegenüber den Kin dern verstoße. j Die deutsche ärztliche Wissenschaft, auch soweit sie im Reichsgesundheitswesen offiziell vertreten ist, be kämpft jede Art von Abschwächung des gesetzlichen Impf zwanges. Sie bestreitet, daß sich in der Praxis der vor- flössen«» vierzig Jahre — das Retchsimpfgesetz besteht seit dem 8. April 1874 — eine irgendwie nennenswerte Schädigung durch Jmpsung herausgestellt habe und er klärt die vorgetragenen Schuldfälle der Jmpfgegner ent weder als Irrtümer oder als Ergebnisse anderer, mit der Impfung gleichzeitig aufgetretener Erkrankungen. Da gegen behauptet sie positiv, daß die Aufhebung oder auch nur wesentliche Durchbrechung des Impfzwanges (etwa durch die GÄvissensklausey die früher so gefährliche BolkSseuche der Pockenerkrankung alsbald wie derkehren würde. Man müsse deshalb an der gesetz lichen Zwangsimpfung festhalten, weil es keinen anderen Weg gebe, um eine wirksame Immunisierung der Ge- samtbevölkerung durchzuführen. Uebrigens hielten auch fast alle europäischen Kulturstaaten aus diesem Grunde an dem Impfzwang fest, und in England sei die Einfüh rung der Gewtssensklausel durch das Auftreten mehrerer Pockeneptdemien in London bestraft worden. Im Reichstag sind die Meinungen geteilt. Ein Teil der Abgeordneten, besonders die Anhänger des Natur heilwesens in der Sozialdemokratie, rechnen sich zu den Überzeugten Gegnern des Impfzwanges. Ändere sind ebenso überzeugte Befürworter allgemeiner, erzwing barer Impfung und lehnen daher jedes noch so geringe Entgegenkommen gegenüber den Wünschen der Jmpf gegner als gefährliche Ermutigung ihrer ohnehin rüh rigen Agitation glattweg ab. Schließlich stellt sich eine dritte Gruppe von Reichsboten aus den Standpunkt, es sei der unermüdlichen Arbeit der Jmpfgegner min destens das Zugeständnis einer erneuten wissen ¬ schaftlichen Durchführung der ganzen Streit frage zu machen. Dies« dritte Gruppe hat in der Pe- titionskommission mit Ihrem Anträge auf Einsetzung einer Kommission zur Pulsung des Impfwesens vorläu fig gesiegt. Sie wird mit Hilfe der Jmpfgegner wckhr- scheinltch auch 'bis DtenStag im Reichstag die Mehrheit bekommen. Freilich wäre es dann noch immer sehr unwahrscheinlich, daß bei der nahezu geschlossenen ärzt lichen Gegnerschaft der Bundesrat dem PetttionSwunsch des Reichstages beitreten würde. Politische Tagesschau. 25. April. Nnliegerveiträge. O Eine der schwierigsten Fragen des preußischen Kam- munalabgabengesetzes, das Urzeit der Komm Mionsberatung im Abgeordnetenhaus« unterliegt, bildet die Regelung Der Beitragspflicht der Anlieger zur Herstellung und Unterhal tung von Straßen und Plätzen. Es bestecht unter den Parteien völlige Uebereinstimmung darüber, daß die Grundeigentümer, deren Grundstück durch die Neuanlage von Straßen und Plätzen, Herstellung von Stratzestdurchbrü- chen ustv. im Werte steigen, im Sinne des 8 S de» Gesetze» zu den Kosten dieser Anlagen herangezqgen werden sollten. Ueber die Höhe dieser Beiträge traten jedoch in den Kam- mifsionsvechandlungen erhebliche Meinungsverschiedenheiten zutage; die Konservativen verlangten weiterhin, daß bei der Wiederherstellung und Unterhaltung bestehender öffentlicher Straßen und Plätze die Beitragspfltcht nicht anerkannt werde. In der Sitzung der Kommission fand denn auch Vie ser Antrag Annahme; im übrigen wurde die Regierung». Vorlage angenommen mit der Maßgabe, daß die Höhe der Beiträge zwei Drittel der Kosten Echt übersteigen darf. Roch «in Wenmttstrvpfen, O Dio französische Freude Über den Besuch des eng- lischen König» in Paris wurde schon bHenklich her- abgestimmt durch Vie Äußerungen der englischen Presse von einem frankobritischen Bündnisse könne keine Rede sein. Die Trinksprüche, die König Georg und Präsident PbincarS wech selten, schraubten dann vollends die Hoffnungen der Fran zosen auf «in Minimum herab, mit Hilfe der englischen Dreadnoughts Revanche für Sedan zu nehmen. Daß aber König Georg nach dem Diner, das er bei dem französischen Minister des Aeußern einnahm, sich lange mit dem deutschen Botschafter in Paris, den Freiherrn von Schön, unterhielt und daß das englische Königspaar wiederholt Gelegenheit nahm, in Gchprächen mir Herrn von Schön seines Berliner Besuche» im Vorjahre mit besonderer Wirme zu gedenken, das ist etil neu» Wermutstropfsn in den Decher, den die Franzcsen aus das fra.iKösischbritische Bündnis leeren woll ten. Gewiß ist es schließlich nur ein Wt der Höflichkeit, daß der englische König einen Vertreter eines Monarchen, der ihm persönlich so nahe verwandt ist wie ustser Kaiser, und einer Großmacht, wie es das Deutsche Reich ist, nicht ge flissentlich übersehen kann. Aber König Georg hat doch offenbar den deutschen Botschafter mit ganz besonderem Be dacht ausgezeichnet, um aller Welt zu -eigen, wie wenig sich Ein Zrühlingslieä. Skizze von RS» Lago-Lengquist. Nachdruck «Miol-n. ^Soeben war der erste Frühlingswind über das klein« Städtchen geweht. Rektor iKulle stand in Hemdsärmeln an seinem geöffneten Fenster und tast als wäre es bereits Sommer. Rotgoldene Frühlingssonne schimmerte in seinen Brillengläsern, und mehrere Strahlen tanzten über da» auf- geschlagene Heft auf dem Notenständer. Eine Geige hielt er am Kinn, und während der Dogen schwermütig über die Sailen glitt, summte der Rektor zu der Weilst die er spielte, vor sich hin: Nm Morgen beim Erwachen, Men suche ich da wohl? Ich suche dl« kleine Freundin, , Dielst- KrachI Da» wär« zu verwundern, wenn mit diesem Knall nicht eine Fensterscheibe zerschlagen wurde! Wsie ckin Pfeil Wog der Rektor nach dem Fenster, wo die Gar. dine wie «in wogende» Segel durch den Wind heraustrteb und, streckte den Arm aus, um die YensterhLHte einzu- fangen. Ahr war e» geglückt, sich vom Halen losWlösen und jetzt gegen di« Mau«, zu tvümmern, so daß die Gla». scherben Wirrten. Gerade al» er di« ander« Fensterscheibe in Sicherheit bringen wollte, knarrte ihm gegenüber in der schmollen Straß« «in Fenster, und e» wurde «in runder Arm sichtbar, der «in Helles Staubtuch einige Male in» Freie wehen lieh. Rektor Kulle oergatz völlig die pein lichen HeMdsärmeL Durch seiin Fenster grüßt« er würde voll die Offenbarung da drüben. G» gelang ihm, ein Sächsln und «inen Blick zu «Haschen. Dann fielen die Gardinen zusammen, «tstem grausamen Vorhang auf der Bühne ähnlich der in dem großen AugenMck der Erwar- tung das Beste verhüllt. Es war nicht zu verwunderst, daß der Rektor enttäuscht aussah. Er erinnerte sich seiner vernachlässigten FrühjahrSkleidung, schlüpfte schnell in die Joppe und holte seinen Bogen wieder heran. Leim Erwachen, , , Wen suche ich da wohl? Aber mit der Lust zum Spiel war es aus. Di« Gebige wurde auf einen Nagel bei dem Rauchständer gehängt, der Bogen mußt« ihr Gesellschaft leisten, und die Fenster scheiben durften sich wieder eines prüfenden Pädagqgen- Mck» erfreuen. — Wen suche ich da wohl? Ich suche —> Konnte er auch jetzt die Melodie nicht los werden? Sie sah wi« festgenistet in seinen Ohren, ja, dis Lied* warte zitterten wie zarte Stimmen in seiner Erinnerung. Ueberzieher und Zylinder holte er hervor. Heute war doch an seinem Gymnasium frei« Wochentag, der muhte an gewandt werden und sogar gang gehörig! Al» Rektor Kulle vor feiner Haustür stanH erschien ihm noch ein mal etwa», da» da» Blut in fein« Schläfe jagte und sihm vor seinen Augen alle» tanzen ließ. Wie sonnengeblendet eilte er das Trottoir «Mang, Wer die Grenzen der Stadt hinaus, auf da» frei« Land, da» einen lichHrünen Halb kreis um den offenen See der kleinen Hafenstadt zog. Au» der Stadt herausgekmnmen, muhte er einen AugenMck tnnchalten, um nach dem heftigen Laufen erst Atem zu schöpfen: Ja, sicher sind Mr dem Frühling nun nahe, sehr nahe. Am WaldaLhang, dicht am Wege, standen einig« junge virkenNnder, die soeben ihre grünen Schleier aus geb rettet hatten. Sie wehten kokett Mit ihnen im Winde und neigten sich in ihren weißen Kleidern vor einem WaMächleist, da» Mit Kieselsteinen zu ihren Füßen plau derte. And dort drüben —' an einem grasbewachsenen Abhang sah Rektor Kulle, wie schon «ine erste goldene Frühlingsblume auf ihrem SteUgölchen hervorzulugen wagte. Es ist wirklich Frühling, flüsterte der Rektor vor sich hin; dieser Gedanke machte ihn mit einem Mal« so seelenfroh, und doch wußte er nicht recht weshalb. Nie mals vorher hatte di« Sonne sich so gespiegelt, man mag sagen, was man will, di« Frühlingsluft tat doch wohl wi« Ghampagner. And das Waldesgrün, so prachtvoll mit den Sonnenstäubchen dort in den Baumwipfsln, und der Weg, der sich wie ein silbernes Band hier schlängelt«. Rek tor Kulle brach plötzlich ab und machte einen Sprung in seinem Gedankengang. Blaues Baumwoll«nkl«id und ein weißer Spitzenkragen >— freundlich grüßend — ja, sie lächelte sogar, gerade, als ob sie besonder» freundlich hätte fein wollen. Ja, da» tat sie — Rektor Kull« hatte große Mühe, sich falber davon zu überzeugen, daß jene» Lächeln, da» er zuerst vom Fenster au» und dann unten auf her Straße wvhrgenommsn, gerade ihm etwa» Besonder«» hätte sagen sollen. > . Um Morgen beim Erwachen -- So lächerlich, wie Hm diese Melodie nachlief! St« klang in seinen Ohren vernehmlicher noch gl» der glocken hell« Ton au» Lerchenkehlen da oben in den Lüften. Der Frühling mutzt« wohl schuld daran seist da» Wesen der Menschen launisch zu machen. Au» der heitersten Stimmung verfiel der Rektor 'in tiefste Traurigkeit, So wechselten feine Gedanken Mit großer Schnelle. Mo zwei Jahr« werden es tm Herbst, seit er ab» Rektor M di» Stadt «in zag, di« ihn für immer Schalten zu wollen schien. Und genau ebenso lange mar er mm auch mit dem Quell feiner Unruh«! und feiner sichenden Gedanken bekannt. Denn gerade an feinem A>nckunfft»tage hatte er da» GM! gchaSL al» Gast in die Familie de» Kansal» Gchlltng «tngeftHrt