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M'MU ' /luer Tageblatt S»,«,»»»»I»» d«<h »«s»«- L'L'Ä>L!.«^S!S IPssrWiSWLWL Mk., monatlich t» pfj. durch »«« 0rl,<lrl>,«r fril In, -au» vl,rt«l» Ührllch t.« Mk., manatllch 7« pfg. «rschrlnt täglich in »«nMI«a,»stim» -an, mit -tuanahm« »an Sann- un» ßäiarta^n. Unstr« -rltungiau^ «,«» un» Nu»»ad»fl»ti»n, str»l« all« pistanstalt«» un» Srl«ftr»g«r n«hm«u »ist«lluag«u «ntgrgia. /inzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilase: Muer Sonntagsbla«. SprvhssuuS» S«r «,-akNoa mit tzusnahm» -er Sonntag» nachmittag» 4—S Uhr. — Trlrgramm.fi»ressr: Tag,statt stu»«rzg»blrg». I«rastzr»ch«r SS. Zür unverlangt «ingrfanöt» Manuskript» kann Gewähr nicht geleistet werüen. Susaetl»»«»»»!»« di* stch», g»stalt«u» «arpu»,^l» «»«,«—« Raum für Snstrat« au» stu« ua» »«a «U»ap«n »,« Nmsthaapst maunichast Schwär,«n»«rg tipst., »»nut«,». Zllr Irhlrr >m Watz o»«rln»«r Sr>ch»lnuna«w«lst kann ««»«», ulcht ,rl«lst,t,w«r»n>. w«nn »l« Nutga», »«« Sa/«nrtm »urch 1«mfpr,ch«r «etvlat »trr «a» Manuskript nicht »«utllch st»d» ist, Nr. 9S. Dienstag» 2S. Npril 1914. 9. Zahrgang. Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Statthalter von Dallwitz reist am Mittwoch nach Straßburg, in Kolmar wird der neue Statthalter eine Zusammenkunft mit dem Kaiser haben.*) * Nach vorläufigen Schätzungen wird der Wehrbeitrag der Reich-Hauptstadt unge« sähr die Höhe von 200 Millionen Mark errei- chen.1 . Im Befinden des österreichischen Kaiser» ist eine erhebliche Besserung eingetreten.*) * Die Wahlen zur französischen Deputierten kammer, die im allgemeinen ruhig verlaufen sind, haben wesentliche Aenderungender parlamenta rischen Besitzverhältnisse nicht gebracht. * Die griechischen Truppen in Südalbanien haben die Räumung der von ihnen noch besetz ten Gebiete'begann en. * Wie der Gouverneur von Tchensi meldet, haben die Landen de» Weißen Wolfs eine schwere "Niederlage bei Ptntschan in Scheust erlit ten. »i Nähere« flehe an anderer Stell, Nach äen Pariser Festtagen. O Bon unserem Pariser iKorrespondeton wird uns ge schrieben : Die Feiertage sind vorbei, die Fahnen kön nen wieder eingeholt werden. Da» bunte Festkleidchen wird ausgezogen, man wendet sich wieder den vier Wänden zu — den Wahlen. Sie fanden am 26. April statt, am Sonntag, wie immer in Frankreich. Bevor man aber in das Für und Wider in der inneren Poli tik sich stürzt, schaut man doch noch ganz gern einmal dem Extrazuge nach, der vom Jnvaltdenbahnhof aus das englische KöntgSpaar aus Parts fort in die Insulare Heimat führte. Man hat viel Begeisterung produziert. In diesen drei Tagen, di« so schnell verflogen waren, und nun, da der königliche Glanz nicht mehr leuchtet, denkt man an den praktischen Wert der ganzen Aktion. Gewiß, sie war nicht übel inszeniert. Schon Tage lang vorher wurde der nötige Reklamelärm gemacht und in diesen Tagen selbst hörte das große Tam-Tam gar nicht mehr auf von den tiefer^ innigen und herzlichen Gefüh len der staunenden Welt zu künden, die zum Vorschein gekommen seien. Und das große Tam-Tam erzählte des weiteren, daß man gerade an dieser Begeisterung und — an seiner eigenen! — erkennen könne, daß» ta solch «eine Gelegenheit sehr schön sei, weil man an ihr den Grad Amerikanisches Soläatenleben. (Bon unserem Militärischen Li. D.» Mitarbeiter.) Nachdruck verbalen Das stehende Heer gilt Mr di« Bereinigten Staaten gewissermaßen als Luxusartikel. Zn der Sorglosigkeit über ihre unangreifbare geographische Lage Hat deshalb auch die Union die numerische Stärke ihrer regulären Armee auher- ordentlich gering gehalten. Denn im Verhältnis zu der ungcheuren Standfläche ist die Besatzungsstärke von rund 60000 Mann verschwindend Nein zu nennen. Diese 60 000 Mann verteilen sich auf drei Divisionen, die sich insgesamt in 30 Infanterie^!eg., 18 Kavallerie-Rieg, und 6 Artillerie-Reg. mit den entsprechenden Nebenwaffen gliedern. Es Mt hierbei die verhältnismäßig große Zähl an Reiterei auf. Dies ist jedoch darauf zuvtlchuWhren, daß die amerikanische Kavallerie eigentlich nur eine berittene Infanterie darstellt. An den letzten kkriegen der Union ist sie jedenfalls nur als solche im SchützenkanMe verwendet worden, eine Derwendunysart, di« in Wild-West sehr be liebt und sich anscheinend auch in gleicher Weise Mr den dortigen Kampfplatz eignet, wie Mr unsere Schutztruppe im Stidweft, die bekanntlich gleichfalls während des Aufstandes berittene Infanterie dafftellte. So klein an Kopf zahl aber die reguläre Etammtmppe Onkel Sam, ist, so trefflich ausgebildet ist sie auch. Da, erklärt sich daraus, daß bei dem gewaltigen Menschemnaterial in Nordamerika die Auswahl groß ist, und Mm«, daß sich di« Union ihre Luxusartikel auch etwas kosten läßt. Die Rekrutierung de, stehenden Heeres erfolgt durch An werbung auf sieben Jahve, von denen vier bet der Fahne, die drei letzten in Reserve vbgeleistet werden Missen. An den erste» Jahren erhält der amerikanisch, Berufssoldat aller Voraussetzungen zur herzlichen Verständigung er- kennen könne; daß sie aber ja nicht etwa den Zweck gehabt habe, zu beweisen, was Angst bewiesen sei. Und — man hoffe nicht etwa, daß nun alles im schönsten, wo möglich noch innigerem Einvernehmen Wettergehen könne und müsse; sondern — es könne gar nicht anders sein. Die Liebe der beiden Nationen fitr einander sei groß und die klare vernünftige Erwägung gehe mit der Liebe Hand in Hand. Fehlte nur noch der Beweis, daß Eng land auf Frankreich» Unterstützung angewiesen sei. Das hat ja nun niemand versucht; aber angedeutet wurde es, und Herr Lavisse erklärte e» neben manchen an derem, daß es England nicht als gar so schmerzlich emp finden sollte, daß es! sich seiner stnsularischen Unabhängig keit begeben und sich nach einer Anlehnung umgesehen habe. Man hat vor dem König ein wenig reichlich Kotau gemacht in der Republik. Und hat dabei vergessen, daß gerade dieser König der König von England und — ein sehr liberaler Mann ist. Wenn man ihm in diesen drei Tagen ein Stückchen Frankreich und ein Stückchen Franzosentum zeigen wollte, so hätte man das Programm doch ein wenig anders gestalten müssen. Was hat denn der König zu sehen bekommen? Die großzügigen, überwältigend schönen Anlagen, die alten Prachtgebäude, die alle au» monarchistischer Zeit stam men, bis etwa auf das Rathaus, da» aber dem alten, un ter Heinrich IV. begonnene» Bau nachgeahmt ist. Und an öffentlichen Schauspielen, die ihm den Charakter der Franzosen -eigen sollten? Eine leicht entzündbare Masse, die, wohin er sich auf seinen im Programm fest gesetzten Wegen begab, Spalter bildete; bei der Jrüh- lingsrevue eine — allerdings sehr exakt Im Paradestil ausgebildet« Truppe, die dann da« malerische prächtige Schauspiel «ine» Sturms aus di« Tribünen bot, eine» Angriff», Wie man ihn eben nur einem Entree zahlen den Publikum -ulieb auf dem Paradeplatz macht, nie mals ab« im Ernstfall. Dann — einige vorzügliche Kost- Proben aus Frankreichs Küche und Keller, einen Opern abend, ein Rennen in Auteuil. Bon dem aber, wa» Frankreich groß gemacht hat, was seine Stärke war, von Frankreich» Volkswirtschaft hat man ihm nicht» ge zeigt. So wirkten Paraden, Spaliere und Festtafeln ein wenig wie Potemktsche Dörfer. Denn es gibt in Frank reich genug Männer, die klar und deutlich sehen, daß da», was durch die äußere Aufmachung verdeckt werden soll, immer größer wird. Das ist der Stillstand. Reichsiagsbeginn. (Don unserem Berliner LN-Mitarbeit«-). Di« Reichstagsabgoordnsten werden bei dem Wiedet- beginn der Parlamentär. Arbeit am heutigen Dienstag eiwm Arbeitsstoff vorfinden, der in drei Monaten nur recht schwer zu bewältigen wäre, von dessen auch nur annähernden Er ledigung in den drei Wochen, die dem Parlamente noch bis Pfingsten zur Verfügung stechen, überhaupt keine Rede sein kann. Eine Tagung nach Pfingsten verbietet aber das Herannahen der Reisezeit von selbst und so wird Man sich schon darauf beschränken müssen, die Borlagen zu ver abschieden, die unbedingt erledigt werden müssen. In erster Linie wird mMMch fder Reichshaushaltsetat fettig ge stellt werden müssen. Es stechen noch aus die Beratungen de'r Etats des Reichskanzlers, Les auswärtigen Amtes und des Reichschöeres, die von scher reichlichen Beratungsstoff abgaben; ferner muh auch noch die dritte Lesung de» ge samten Etats vovgenomimen werden, die sich auch nicht gar so rasch erledigen läßt. Di« Zeit von drei Wochen wär« schließlich nicht allzu reichlich bemessen, um allein den .Haus- halt des Reiches aufzuarbatten. Aber mit ihm -uglÄch muß die Besoldungsreform erledigt werden, denen Verabschiedung heute noch rocht erhebliche Schwierigkeiten entgegenstehen, und dis Lsn> Reichsboten noch manche Ar beit und Zeit kosten wird Da aber die Kosten der Bo- soldungsauWesserungen bekanntlich durch die Besteuerung der Buchmacher bestritten werden sollen, so ist eine An nähme Les Rennwettgesetzes Vie Worbedingung Mr die Erledigung der BcsoDungsnovelle. Das Rennwetwe- setz ist aber überhaupt noch nicht in parlamentarischer Be handlung; soll es noch vor den Ferien die drei verfassungs mäßigen Losungen durchmachen, so wird es di« Zeit der Parlamentaier erheblich in Anspruch nehmen Missen. Mir die Fülle von Borlagen, die außer diesen Dingen noch der parlamentarischen Enledignng harren, bleibt unter diesen Umständen so gut wie gar keine Zeit übrig. Schon eine kurze Aufzählung nur der wichtigsten unter diesen Vor lagen dürfte genügen, um den klaffenden Widerspruch zu zeigen, in dem Arbeitsstoff und Arbeitszeit des -Parla mentes zu einander stehen. iKonkurrengklausel. Sonntags ruhe, Getreidestatistik, Regelung des Hausierhandel», de, Gastwirtwirtegswerbes, der Kinematoyraphenthoater, Be- kämpfung der Spionage, Luftverkehr, Jugendschutz, Jugend- gerichte, Petroloummonopol unterliegen noch der Beschluß fassung des Parlamentes und an Zett stehen ihm noch dröi Wochen zur Verfügung, Pie -um allergrößten Teil mA Verabschiedung des Etats und Lessen, was mit ihm gu- samimenhängt, ausgefüllt werden dürften. Bei dieser Ge schäftslage wird der Gedanke sehr evnstlich erwogen, d«n Reichstag wie in den Jahren ISIS und ISIS vor Beginn der Sommerserien nicht zu schlichen, sondern nur zu ver tagen. Allerdings käme dann eine dreijährige Session her aus — von ISlH—16 — und di« hat der Reichstag über haupt noch nicht gesehen, währten doch bis 1890 die Legis laturperioden nur drei Fahre. Aber ein Sessionsschluß würde in der Lat so viele Arbeit des Reichstags unnütz machen in Lew nächsten Tagungsabschnitt so biest Schwierigkeiten mit sich bringen, daß unserer Meinung nach die ungebührlich lange Ausdehnung einer Session dagegen nur wenig ins Gewicht fällt. Denn es müßte in diesen, Fall« natürlich mit all den Dingen, die der Reichstag jetzt nicht beenden konnte, im kommenden Winter von neuem angeffangen werden. Und was bas bedeutet, das zeigt deutlich «in Rückblick auf Lis vergangenen Parllätnenrs- winter. Selbst wenn sich Li« Reichsboten mehr Selbsibe- schränkung in ihrer Redelust auferlegen sollten, wü-de es Lei freier Wohnung und Beköstigung «in« tägliche Löh nung von 2 Mark, die stch nach einiger Zeit noch erhöht. Da er außerdem viel freie Zeit hat und von seinen Vor gesetzten recht gut gehandelt wich, so ist «s begreiflich, daß nach diesem Berufsstand ein reger Andrang aus Len un teren BUrgerkreifen herrscht, wodurch eine Auslese der Besten erfolgen kann und der Angeworbene gern Soldat ist. Früher waren di« Truppenteile auf zahlreiche Forts weithin verteilt und führten dort neben gelegentlichen Streiftzügen gegen die Indianer ein beschauliches Dasein. Tin solches Fort stellt «in offene« Militärlager von «tma zwanzig oder mehr steinernen, festungsartigen Gebäuden dar, in denen sich di« Angehörigen der Truppe und das gesamte Zubehör befinden. Der nächste solcher Militärpasten liegt oft mehrere Hundert von Meilen ent fernt. Der Dienst der Besatzung besteht Ihrem Zweck ge mäß hauptsächlich km FelkHieNst, während Drill und Paradeexerzieren kaum bekannt ist. An der reichlichen Freizett wird viel Spott getrieben oder auch in der Um gebung gejagt. Ts mutz anerkannt werden, daß sich di« Militärstationen selbst in der entferntesten Wildnis durch einen peinkich sauberen und ordentlichen Zustand aus- zeichnen, und daß der Geist und die Disziplin der Be- satzungstrusppe ein gleich vorzüglicher ist. .Erst in jüngster Zett sind auch größere militärische Hebungen im Verband mit vrgvnisi arten Milizen ahgchalten worden, und man hat stch entschlossen, an der Nordofftgrenze von Mexiko Truppenteil« in der ungefähren Stätte von einer Division näher zusamnenzulegen. Die Milizen stellen die -weite Linie Mr den Kriegsfall und werden gleichfalls zum Kriegsdienst sowie regelmäßigen, jährlichen Rehungen durch Anwerbung verpflichtet. Ihrs Stätte wird auf 100 wo Mann eingeschätzt. Die demnach veMMren 160000 Mann würden freilich Nicht Mr alle Kriegsfälle -enÄgen können. Da besitzt nun di« Union ein weitere» Kräfte reservoir, aus dem st« schier unaufhörlich schöpfen kann. Diese Möglichkeit bittet die Einrichtung der sogenannten unorganisierten Miliz, zu der jeder waffen fähige Mann vom 1H—H8 Lebensjrchr« gehört. Wenn di« hierfür aufgestellte Berechnung mit 16 Millionen auch reich lich hoch gegriffen ist, so mutz man doch bedensken, daß z. B. bereits im Bürgerkriege die Nordstaaten allein auf diese Meise fast drei Millionen Streiter ins Feld zu stellen vermochten. Seitdem ist aber die Bevölkerung noch be- trächtlich gewachsen. Dazu kommt, daß der energische und abenteuerlustige Amerikaner gelegentlichen, abwechslungs reichen Krieg sepisolden durchaus nicht abgeneigt ist. Be- standen doch Roosevelts berühmten Rauhen Retter, die stch so wacker geschlagen haben, auch nur aus dieser unorgwri- sirrten Miliz. Ihr« Berufstätigkeit Äs Cowboys oder Jäger wa, allerdings die beste Borschulung gewesen. Von der wunderbaren Anpassungsfähigkeit des Amerikaner» in solchen FLll«n hat Roosevelt selbst treffliche Beispiele er- zählt. Das. schönst« Beispiel ist wohl das, das er aus dem Fttdzug gegen Spanien erzählt. Schruppt da auf einem von amerikanischer Marinemiliz bemannten Kriegsschiff so «in wettergebräunter Miliz« das Hinterdeck blank, während am Heck eine wunderschöne Pacht vorbeirauscht. Der Kapi tän fragt nach ihrem Namen, den der Miliz ihm nennt. Als der erstaunt« Kapitän wissen wist, woher er den Namen kennt, anwottet der Mann: Weil st« mir gehörtI - Das Offi-rerevtzp» de» stehenden yeeres ver Union verdient besondere Erwähnung. Es rekrutiert stch aus den besten Schänd«» und findet seine Borbildung in einem eingehenden vierjährigen Kursus auf der Kadetten schule von W«si-P»int oder ähnlichen kleineren Anstalten. Ml, die Auswahl des OMwechatzas besteht in d« Ver- -U>. >> .--Ü«Mi