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/luer Tageblatt KN Mnzeiger für das Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. E «pnchftm— ö« «-ad«-» «Uftusaah«. -« «»«»tage nachmittag» 4-S Uhr. - L.l.sr°mm-flSr.ss.r Lag.Ua« ftn«rzg^irg.. tzumst«ch« K. »»° ,»'« „»»u» o-s-llu»,« Jür uuvttlaogl «to-rsau-t» Maoufkrtpt» kann versähe nicht geleistet werde«. Ke ir. > «eklame «U<üt. »I, Nr. N0. Diese Nummer umfaßt 8 Setten. Das Wichtigste vom Tage. Der Kaiser ist von Metz Lammend in Wiesbaden eingetroffen und hat einen Dankerla» für die elsaß-lothringisch» Bevvlkerung der» öffentlichen lassen. * In dem Zivilprozeß des bayrischen Landtags abgeordneten Abresch ist der beklagte Rechts anwalt von Harder zur Zahlung von 18000 Mark und Tragung der Kosten verurteilt wor den. « Der badische Kultusminister erklärte wiederholt daß' die Regierung nicht imstande sei, einer Aus Hebung de- Jesuitengesetzes zuzustimme:. * 8« englischen Unterhause kündigte die Regie rung eine Zusatzbill zu Homerule an, die gleichzeitig mit der Homerulebtll Gesetz werden würde. a Ma österreichisch-ungarisch es Geschwader Wird in Malta den Besuch derengltschenMit- telmeerflotte in Triest, Pola und Fiume er- WHdar«. Da» Pariser Journal meldet gerüchtweise, daß ein Be such de» Zaren Nikolaus in Paris für den Oktober zu «warten sei. Näheres ste-G rm a»d«« Mutmaßli che Witterung am 1». Mai: Sildwest. mind«, Heiter, wärmer, vorwiegend -rocken, Uuvitterneigung. Der Aaiser äer Zukunft. In einem monarchischen Staat über den der zeitig regierenden Herrscher zu schreiben, wird immer eine schwierige Aufgabe fein. Nicht nur die Schranken, die da durch Gesetz und Taktgefühl! gezogen sind, engen den Verfasser, sondern vor allem auch die Schwierigkeit, wirklich unifassonde- Material für fein Urteil zu gewinnen. Denn gerade in den offiziellen Aeu- ßerungen der Fürsten liegen ihre innersten Motive nicht immer, und wenn sie hier doch liegen, so kann man es nie sich« wissen. Sind schon für die Biographie eines Sterblichen 1mm« «st die intimeren Aeußerungen wich tig, die oft «st Jahre Lang nach ihrem Tode zugänglich werden, so gilt das für den Herrscher, bet dem die per sönliche Zurückhaltung noch durch die politischen Beden ken verstärkt tzu werden pfl^t, in verdoppeltem Maße. Der Donnerstag, 14. Mai 1S14. zeitgenössische Biograph eine» Herrschers Wirtz also selten seinen Landsleuten Iviel mehr sägen können, alS diese selbst bet aufmerksam« ZeitungSlektüre sich zu sagen imstande sind. Macht es sich ab« ein geschickter Schriftsteller zur Aufgabe, den Kronprinzen, den künftigen Trä ger d« Krone zu charakterisieren, so kommen zu den ge nannten Schwierigkeiten noch wettere hinzu. Die Rück sichten, die ein Kronprinz zu nehmen hat, sind ja durch aus nicht geringer, als die des Herrschers selbst. Der Kronprinz ist ab« noch ein jüngerer Mann, jedenfalls ein«, der in sein« Entwickelung noch nicht zu einem fertigen Abschluß gekommen ist. ES wäre wenigstens be dauerlich, wenn er es schon sein wollte. Der Schrift stoll«, der ihn schildert, könnte aber selbst in dem Falle, daß « das Bild richtig träfe, schon in wenigen Jahren von den Ereignissen, das heißt, von Den späteren Ent wickelungsstadien des Thronerben überholt werden. Und dann noch eins: Wie groß ist die Versuchung für den Autor, bei d« Schilderung des kommenden Herrschers die Züge besonders zu unterstreichen, die ihm selbst sym pathisch sind, um eben dadurch, wenn möglich, das We sen des Dargestellten in ähnlichem Sinne zu beeinflu ßen. So wird sich nur gar zu leicht das Bild der subjekti ven Wünsche des Autors dem Bilde der Wirklichkeit un terschieben. Das Publikum ab« wird an ein derartiges Werk nicht ohne di« mißtrauische Vermutung Herangehen, daß der Autor bei demjpvaiffer per Zukunft Zwecke erhoffe und verfolge, bezüglich deren « durch den noch leben den Herrsch« enttäuscht worden ist. Man muß alle dies« erschwerenden Voraussetzungen sich zum Bewußtsein dringen, um ein Buch üb« den Kronprinzen wie das jüngst erschienene des bekannten alldeutschen Schriftstellers PaulLimanmitder nöti gen Ruh« und Gerechtigkeit zu würdigen. ES ist eine durchaus subjektive Leistung, die im Tatsächlichen wenigen neue» bieten kann, die in ihren Urteilen ab« den Widerspruch bei allen herausfordern muß, die den Standpunkt des Verfassers nicht teilen. So wird in den weitaus größeren Kreisen unseres Bolles uns« Kais« gewiß nicht im Limanschen Sinne deswegen verurteilt werden, daß « wegen Marokko keinen blutigen Krieg üb« uns herausbeschworen hat. Und die Zu stimmung des Kronprinzen zu den Ausführungen d« damaligen.Kriegsfreunde wird man noch nicht mit Li man al» ein« Art Heldentat buchen, wie man freilich ihr andererseits auch keine übertriebene Bedeutung über haupt beizulegen braucht. Denn schließlich, Meinungsver schiedenheiten hat e» damals auch außerhalb des kaiser lichen Hauses in d« Erregung der Stunde über die Ma- rokkoangelegenhett genug Mgeben. Es ist nicht nötig, daraus gleich die, wie Liman meint, hoffnungsvollsten Känschuenzen für die Zukunft zu ziehen. In dem Streit wegen d« Braunschweigischen Thronfolge hat d« Kronprinz ja schließlich selbst «klärt, daß seine AeA tzerungen auf Grund mangelhaft« Information «folgt seien. Danach ist es Wohl doch nicht ausgeschlossen, daß « auch üb« die Marokkokrise und die ganze auKvärtige Politik seines »at«S auf Grund besserer Informationen 9. Zahrgang. spät« einmal zu and«en Ansichten dummen wird. In seinen beiden schriftstellerischen Versuch«» üb« die Jagd und üb« das 'Volk in Waffen hat « sich als den fröh lichen SportSmann und al» den schneidigen Offizier gezeigt, als den ihn die Oeffentlichkett längst kannte. Daß « auch die Zabernaffäre vom Offiziersstandpunkt au» beurteilte, od« etwa zur leichtgeschürzten Kunst der Operette sich besonders hingezogen fühlt, das wird nie mand überraschen. Es beweist ab« durchaus noch nicht, daß « üb« diese Ding« auch dann noch in gleich« Weis« urteilen werde, wenn ihn einmal schwerer« Schicksale und vielseitig«« verantwortungsvoller« Berufstätigkeit in ihre ernste Schule genommen haben werden. Nach Hort Setten hin kann aber das Ltmansche Buch doch auf alle Fälle belehrend und ausklärend wirken. Einmal zeigt e» gerade durch die scharfe Kontrastierung, des kommenden Kaisers mit dem jetzigen, wie Wichtige» das deutsche Voll d« reiferen Ruhe des jetzigen Kaisers verdankt. Selbst manche vorschnelle Kritik an ihm wird dadurch gedämpft werden, daß man durch Liman so deutlich daran erinnert wird, vor wie schwerem Unheil die unbestechliche Sachlichkeit Kais« Wilhelms II. in der Marokkoange- legenhett, in d« Zabernaffäre, bei der Braunschweigi schen Frage, während des TrtpvliSkriege» und bei so manchen anderen Gllegercheiten da» Reich bewahrt hat. Im Hohenzollernhause herrscht im allgemeinen glücklicherweise eine gute Gesundheit, sodaß di« Herr sch« erst auf den Thron kommen, wenn sie das Alt« vollst« männlich« Reife erreicht haben. Eine Gewähr dafür gibt freilich das Schicksal niemals. AL« gerade di« Lektüre dieses Buches wird in dem Les« den Wunsch neu erwachen lassen, die Vorsehung möge Wilhelm ll. »och Viole'Jahre segensreichen Wirken» und setnew Nachfol ger damit zugleich das Glück gewähren, zu voller Reff« des Urteils und Verantwortungsgefühls zu gelangen, eh« es ihn auf den ragenden Platz stellt, den nicht nur der Glanz d« Macht bestrahlt, sondern auf dem azich die Schatten so viel« Mühen und Sorgen rühm. Gahrenäer Most. (Dan unserem Berliner - Mitarbeiter). Kein Thema beherrscht in den letzten Monaten so sehr die öffentliche Diskussion wie die Erörterung der Jugend pflege. Es ist auch bereits in die Paralamente sing«, drangen. Im Reichstag gibt es fast kein Ressort, -et dem nicht irgend eine Teiffrage der Jugendbewegung ntitbe- handelt würde. Zuletzt hat sich dort der Kriegsminister veranlaßt gesehen, die Jugend, die aus dem Anmarsch -um Heer und zu allen Tugenden gut« Soldaten sei, Pt be grüßen und gegen sozialdemokratische Angriff« In Schutz zu nehmen. Im preußischen Abgeordnetenhaus aber ha» man trotz der knappen Beratumgszett und ungünstigen Ge schäftslage viele Stunden auf eine besondere Iugenddebadte verwandt. Früher widmeten bestimmte, einzeln« warm herzige Jugendfreunde der Empfehlung besserer Fürsorge fiir das Heranwachsende Geschlecht einige kurze Reden, heut« beschäftigen sich alle Parteien mit den Problemen, di« nicht Das neue Licht. Skizze von Paul Alrzander Schey lser. lNaihdruck »«rdoien.) Endlich sollten wir elektrisch« Licht bekommen. Ich hatte es beim Hauswirt durchgesetzt. Es kostete mich mein« ganze Ueberredungsgabe und die fürchterliche Drohung, daß wir widrigenfalls iHv. auf die Suche noch einer Neuzeit- ltchen Wohnung gehen würden. Dieses Neuzeitliche hatte den letzten Rest von Widerstand gebrochen, den Besitzer meinen Anstürmen entgegengesetzt hatte. Nein, es war ober auch wirklich zu altmodisch! Man denke, wir sahen noch allabendlich bei einer Petroleumlampe Nm den Familien tisch. Bei einer Petroleumlampe! Und bei was für ein« Petroleumlampe. Ella, die Jüngste meinte, sie stamme gewiß noch au» Noahs Zeiten. Kurt, d« mehr positive Kenntnisse über di« Vergangenheit besaß, meint«, daß Ndah zwar noch nicht einmal Petroleum gebrannt halben könne, aber Cicero könnt« ganz gut schon bei ihrem trüben Licht und bei ihrem Geruch seine Reden auswendig gelernt Haven. Maria ab«, den Backfisch, bedrückt« di« Petroleum lampe ganz besonders schwer, und sie äußerte wiederholt und sehr ungehalten., daß sie sich wahrhaftig schämen müsse, Freundinnen einzuladen, lleberall habe Man elektrische Kronen, di« man bloh zu knipsen brauch^ und di« wt« Tageslicht so hell leuchteten und nicht — röchen. Und nu^ wer es sich nicht leisten könne, hab« noch Mas. Aber Petrolrumfunzeln, di« hätte keine Familie aus ihrer Klaffe, und st« dürft- das ja nicht sagen, daß ste tzu Haus« h> rückständig wären, sonst würde ft« erbärmlich damit auf gezogen in der Schul«. Und Eigen» täten jetzt immer ihre Augen «eh von dem trüben Licht, und st, seid« an Kopftmh van dem Gestaut. Na, also schien es doch Aar, daß es höchste Zett mar, sich elektrisch beleuchten zu bassen. Und so kam denn der Augenblick, wo unsere Petroleumlampe au» der IZdtt Nvahs oder Ticeros hinausgestotzen werden sollt«, damit ein helleres Licht unsere Familienabende verschöne. Morgen kommt der Installateur, sagt« ich «ine» Abends, als ich nach Hause kam. Alle saßen sie, wie gewöhnlich, um den rundeN Familtentisch, auf dem die Petroleumlampe trau lich und bescheiden thronte. Bei dem WM« Installateur ging es wie «in Aufatmen durch die Reihe der Meinen. Ach, endlich! seufzt« Maria. Famo»! brummte Kurt. Wie herrlich! jubelte Ella, dann werden wir «lektkisch! Und die Mama nickte wohlwollend. Nur die Petroleumlampe schien mir — vielleicht war e» auch nur eine Täuschung — plötzlich um einen Schatten dunkler zu brennen, al» hab« ihr meine 'Kunde ein« trübe Ahnung beschert, und ich hatte fast Mitleid mit ihr, wenn ich daran dachte, daß sie jahre lang hier auf diesem Tisch uns Gesellschaft geleistet hatte, ja» dich st« al» ehemalige» Hochzeitsgeschenk Vie einsamen Stunden zweier Glücklicher geteilt, dann den kommenden winzigen Menschlein da» erste Licht der Welt bedeutet hatte, das chr« Augen im 'Lapse der Iah« «Mickten, daß so manche Nachtarbeit bet ihrem Schein« mir unter den Hän den gedieh. War es nicht so etwa» wt« ein Bernat an einem Freund«, wenn man st«, di« mit einem zwar unbe wußt, doch so innig verwachsen «ar, einfach ausrwngiert«? Zwar, was ist «jne Petroleumlampe! Weder Mensch noch Tier, «in« liebe Erinnerung allenfalls. Aber genügt da» da« nicht, um an ihr zu hängen? Und ich entschied: Mein« Lieben, wenn di« Petroleumlampe auch weichen muß, und es ist vielleicht gut so,- denn da, Alte weicht immer dem Neuen, so Litt« ich Mir ab«r aus» daß ihr st« wider ver schenkt oder verkauft — Hierbei lacht« Maria belustigt aus. Ja, daß ihr st« auch Nicht «ogwevft, fuhr ich «nergißch fort, sie wird vielmehr sauber auf meinen Bücherschrank gestellt. Verstanden? Du willst sie doch nicht etwa ausheben, Papa? fragte Ella. Natürlich will ich daq, versicherte ich, viel- leich: schenk ich sie später einmal dem Museum! Das kannst du jetzt schon tun, betonte ich, so lieb ist sie mir, meine Kinder. Doch davon versteht ihr Nichts. Herrgott, da blickt sie schon wieder! ries di« Mama und drehte den Docht herunter. Da beugten sich die anderen tiefer auf ihre Schularbeiten, und Ella lernte: Und Finsternis herrschte über den Waffetrn, und die Erde mar wüst und leer. Und Gott der Harr sprach: E» werde Licht... Und es ward Licht. Knips! Unser Wohnzimmer er strahlte in ungewohntem Manz«. Ja, es erinnerte wirk lich an die Schöpfungsgeschichte. Jetzt sah man den Unter schied von gestern und heute. Ban einer prächtigen Leucht krone floß es filbergleißend auf uns nieder, das neue Licht. Tin allgemeines Ahl begrüßte es. Der Installateur schmunzelt«. Wahrscheinlich hatte er so überrascht« Ge sichter schon oft erlebt. Ella, Kurt, Maria hingen sich in tollem Uebermut an meine Arme und tanzten in, der Stube hemm. Und Mama, di« Bedachtsame, sagt«: Und es macht auch nicht solche Schweinerei wie das Petroleum. Es .riecht nicht und flecht nicht und spart die Zündhölzchen, jubelt« Maria. Triumphieret trug man di« Petroleum lampe hinaus — auf meinen Bücherschrank. Dort sollt« st« im Dunkeln langsam verstauben. Es war doch schön Mit der elektrischen Befeuchtung. Zu schön! Schm da» Knipsen! Ach ein« Wann«, besonders für «inIKtnderhqz. Knips — hell, knar -- dunkel, knips r- hell, knaz — dunkel, knips hell. Kinder, ich hohe Euch schon einmal gesagt, vermerkt« -ich ich les« gerade, also Wt da» Vicht brennen. Ach, Pater, bitte, laß mich noch «in einziges Mach immer will nur Kurt knlpfen! Herrgott, 'Kinder, da» fft doch Ich» Spielzeug!! Was denkt ihr wohl? murrt« die