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mit der wöchentlichen UnterhaltungsbeilaA.Muer Sonnta-sbiatt, Für «wechmgt rtnzrsmidt« Mannfleipt» kann Sewähr «ich» geleistet w^*"' »lest Rum»« »«saßt I Seile«. M i» Ker i.Lr,g». P»rantwortlich«r Rrdaktrur i Pelt» Arnbolck. Für di» Inserat« verantwortlich Otto »eMertk. Neid» in Au» i. Lrzg-b. Der altersschwache Rrieg. Die meisten Krieg« enden mit der Erschöpfung des einen Gegners, mit der endgültigen Vernichtung seiner pekuniären öder militärischen Mittel. Das scheint sich in der Gegenwart ändern zu wollen, wie die Kriege ja auch nicht mehr aus dein selben Gründen begonnen werden, wie früher. Man ist viel leicht heute mehr hinter die Psychologie der Kriegsbeweggründe gekommen und läßt sich nicht mehr auf so einfache Weise mit dem Erbfeinde aus getränkter Ehrs ein. Wie die Handelsbe ziehungen und Industriell« Gegnerschaft die Haltung der Völker unter einander immer mehr bestimmen und da, -erbeiführen, Das Wichtigste vom Tage. In einem Memorandum der rumänische« Riat«- rung an die Vertreter der Großmächte sind die r » « ä nt- schen Forderungen formuliert mord«, «wird darin zum Ausdruck gebracht, daß Rumänien unterkeiner Bedingung auf Stltftrta verztchten würde. Im Hafen von Musel ist «ine Dynamitmin» explo diert. Bisher hat maU unter den Trümmern S 0 L «tchrn hervorgeholt. Etwa IVO Person«« haben Ver letzungen erlitten. d '! l ' Die verlautet, soll der englische Generalvramwel voth für de» griedtnü-Nobelpreigporßeschlage« werden. Die en gltsche Regierung hat eine Gnauete-Kommtssi«« eingesetzt, die sich mit der Möglichkeit einer -asio« in England befassen und Gegen«« ßregel« au>-, , ig machen soll. w Italien soll, wie gemeldet wird, in geheimen Unter handlungen mit den Jungtürken stehen, die darauf hinziele«, die Inseln Rhodos Laro» und Etampalta, die bereits von den Italienern besetzt sind, zu kaufen. Der Ka ufp reis soll S 0 0 Million«« Lire betragen. -> sieh« -n ander« Still«. 'winrbrtngend, so würde sie auch Vie Schaffung dos Welt ^7. Westens di, Existenz Bulgarien» deawntt««!. G» «Md- Lüt von selbst, daß man in StamLul ^rad« jotzt «tu« VMann spielen will. Es scheint den Herren am Sol- Ln.» vertvoll, angesichts de, Tatsache, da» in lchter Le» Ltn» zu verzeichn«« waren, den Eindruck zu .,» °ll« Vorbedingungen V» «rsolg«n gegeden, und > -rangen werden können, al, «in Konstantinopel 'ilber darüber ftnn kein offiziell« und,mn 7,;_vegtäuschen, daß auch di, Türkei nun am ^n grotz« entscheidend« Umschwum, s-r^nden sind müde, neue ftisch» Kraft ist Ä »u finden: Der Friedemeengel wird vor zwei Monaten, «eil « dem »eracht, sich weiteren Heka- KN«g»g»tt allmählich an Arn» tomben zu weihen. . . Der Zunä in äer Rumpelkammer. Skizze von Albech Petersen. i-i-chdr», » Noch heut» denke ich mit leisem Bedauern daran, da» ich leider zu jung war, «l» mein Großvater, der Hauptlehrer in der kleinen schleswigschen Küstenstadt, lebt». Erst acht Jahre war ich alt, da der prächtige alte Mann sterben mußte. Er führte eln gastfreie» Hau», und ich darf e» sagen: « muß «in interessantes Hau, gewesen sein. Johanne», sein Geltester, war Seemann und fuhr für da, vamal» so -deutend« Godestoossch« Hat, nach den australischen Inseln. Noch beifinden sich im Ham burg« Museum Karlen und Gegenständ«, di» der Kapitän, Jo hanne, Blohm, von seinen Reisen mitbracht». Luch mein Gust oater besaß ein ganze« Zimmer voll australisch« Matt«, Aas. sen, Steinschmuckgehäng». Roch -euft -Mtzt eine verwandt« ein kostbar,, eis,»bring,schnitzt« Schachspiel, da» mein Onkel au» «hin» geschickt hat. Ihn selbst fraß auf d« Heimreise da» gie rig« Mur. Englisch, Kapitäne, welche di» großen vtchsegler fuhren, kehrten ständig bei meinem Großvater ein, der altratbo- tische Predig« von d« holläfidischen Genwinde ach d« Insel Rordstrand, hat manche» anregend« Gespräch bet Vein vielsei tigen Schulmann -«führt. Preußisch, «nvvsterreichtsche OM- zier», di» »ei ihm Lnno öt tm Quarts« legen, »esuchwn ihn spät» noch gern. Mein Großvater war «be, konsewatt» und da», wa, man heute positiv nennt, aber er ließ gern und bereit willig ander, Ansichten gelten. Go «ar « kein »und«, »ast der alte Herr v. Rftgolew.fi, d«, sich sonst »ei niemandem «echt- fühlte, mehr im Haus, v« Hauptlehrer» verlehrw. al» vtchem eigentlich lieb war. Venn einen leis« Widerwillen v», de« yremven kennt, auch mein Geostvate» nicht unterdrücken. H«r v. Riegelewekt «ar in »en Jahren mn ibäb herum, ,e ring, in Europa d,unter und vrübe, «ins, nach unserem ^«1. gekommen. E» soll bemale, Üstnttichische »sistrch« AchWstiW» «ch « G UGW' I lew»r, heiß« und von einem ostgaltzisLem ,te stammte. Nach sein« Erzählung waren im Aufftandsjahrl ist die Ruthen«» über sei» Schloß hergefallen, unter Mitnahl in« Barmittel, er hatte gerade noch «fliehen können. Von de.. ..Listen Familien meine» Hei matstädtchen» wurde « zuerst mit abweisendem Arg wohl betrachtet, aber bald gelang es ihm, ein Mädchen au» ver armter Patrizierfamtlie zu heiraten. Sr kaufte sich «in ge räumig« Hau» mit großem Garten, in dem vor Jahrzehnten sogar die dänischen Prinzen und Prinzessinnen gern abgestirgen waren, und lebt» still mit seinen Büchern und Zeitungen dahin. Eine Liebhaberei hatte er, er fing Vögel in Fallen und stopft« si» au». Meinem Großvater «ar «» so zuwider, daß « schon wegen der großen Gla»schränk» mit all den aurachopften klonen Sängern, nicht gern zu dem galizischen Edelmann in» Hau» kam. Ich «innere mich eine» dämmerigen Herdstnachmittag», al, mein» Tente zu meinem llftostvat« in» Zimm« trat und auf. geregt sagt»! vor Rtegolmoskft -au, stehen di» Leut» scharen- w«t« und »ollen schon hinein, denn drinnen schimpft und brüllt der alt» Herr so laut, al» sei « wahnsinnig geworden. von etnim Heft Ist di« Rede, da» soll ihm g»stöhlen sein, und « «är« ft wichtig Gin Heft — murmelt, mein Großvater sinnend. Ich habe spät« «sahren, daß meinem Großvater stet, d« un> sicher«, fseckernd, «lick d« Fremdin aufgefallrn «ar — al» hab« v« galtzifch» Gd«lmann etwa, zu verbergen, al, quäl« ihn da, bös» Gmvtssem D«, alten Herrn Frau «ar einig, Jahr« nach der Hochamt gestorben, v« einzig, lohn studierte in Berlin und Kiel Me- dtzin und Raftewtssenschssten. T, ließ sich dann 1» unser«» Städtchen «ft Lut nieder, ab« d» di, Fttmden ring» unbe liebt blieben, hatte er »enig Prägt» und widmet« sich mit dem Vater d« rteivivisektftn und dem LuesiMen. vt« Leut« be haupteten, geradezu rob und blutdürstig könnten sie auafehen, «enn st» einem Ti« nachstellten. Uetrisen» war d« Alt»-- ich »eiß nicht, ob nach jenem Lärm »sen il,«perlarenen Heft»/ -- LL «L «L LLW Haushältertn, und mit dem ältesten Sohn« dieser Eh« war ich «. im gleichen Alter. Ich mochte den häßliche» Kasimir eigentlich v . gar nicht, hätte lieb« mit den ander» Junge» gespielt, di» von V dem Polack«» nicht, wisse» wollten, ab« meinem Großmat« tat d« «infam« Knabe leid, und ich mußte mit ihm verkehre». Ka simir sah täglich da» Morden und Zerschneide», da» sein« Va ter» und Großvater» Tagewerk war, mit an, und wen« ich heut» an den häßlichen Jungen denk«, ist es mir, al» habe auch in sei nem Blick und Gesicht etwa» abstoßend Grausame» gesteckt. Aft sein Großvater tm Sterben lag und in Todesängsten tmm« da» Heft — die» Heft — stammelte, stand der Jung« scheinbar ge ¬ fühllos dabei, und aft ich ihn nachlar fragte,« «ihm denn nicht. leid tue, daß sein GroßvaftrMeorbe» sei. sagt« «r, «ich alt klug belehrend: wa, ist dentMterbenf Da» müssen vir «kft. Und gelassen wie» er nach den Glaaschränftn mit all d»n au»gw stopften Tieren und Skeletten. — Di» Klugheit, welch» di« früh«« Haushälterin bewiesen hatte, aft sie Frau v. Riegolewakt wurde, genügt« ab« doch nicht, um in dem Städtchen di, »rhofit» Roll« zu spiel«», Si» protzte mit französisch»» Brock»», kftidtt» sich nach neu «st« Mod» und pflegt, stolz «t« «in« Königin durch de» Städtchen» Straß»« zu gehen. «er di» gesellschaftltch» Führerschaft, di, si träumt hatt», und auf di« st« aft Edelfrau Anspruch glaubt», wurde ihr nicht. Im Segenteil, man «erht« gegenöb-e fth, ablehnend und spottet» äb»r di« Volt«. Fra« v. Rftgolmv»ki hielt»» nämlich M, sich mit d», Beschicht« d« armen, «errat»»«» P" Wfttgen, schslt üb« di» Schmach »on Kreckau « einstigen Führ« d« aeistokrattsche» Feattton, de» ftrmcki, den PolenSnig Ada« I. v»n ihr«« liS si» sich nicht F«u ' ' aal«,ft nennen. Und v» zW-1 6uer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge roa» man dann Freundschaft oder, Feindschaft nennt, ft haben st« auch, vftlfttcht unbewußt od« verschwtegen, schon mehr Krieg, veranlaßt, «ft au» einem der landläufigen Geschäft»- büch« herrorgeht. D« türkisch-balkanesisch« Krieg «scheint an Uebermüdung sterben zu sollen, so wt, der trtpolitanlsch« durch vernunftmäßige UeLerlrgung kurzweg Mr ba endet «Närt wurde. Der Valkankrieg ist «»«»schwach und seine unentschiedene, müde Schläfrigkeit langweilt selbst die Beteilig ten. Die Jehrerzett tut da» ihrig» dazu, um jede kriegerisch, Betätigung so zu erschweren, daß dft zwei Li» in» Mark er schöpft«, Gegner lieb« gar nicht mehr ansangen, sich zu be- tätigen. Wa» bisher türkische Methode in der Diplomatie war, scheint man jetzt in Etambul aus da» militärisch« Stand werk übertragen zu wollen: man schleppt hin und hofft schließlich auch durch «in« Passivität ohne aktiv« Grsolg« da» Wirtschaft» leben de» Gegner» tödlich zu treffen. Di« Bulgaren selbst scheinen solch« Befürchtungen zu hegen, daß «in« lange Untätigkeit fift si« gefährlich werden könnt«. Man scheint In Sofia wieder auf dem sittlichen Ohr zu hören« Der Stolz, der jede Friedensverhandlung von sich wie» und nur in einer vollständigen Vernichtung der Türket sich ein« Sühnung der verletzten Eitelkeit zu versprechen schien, ist etwa« brüchig geworden und versucht jetzt sich al» weise Staatskunst zu mas kieren. Wesentlich wtt diese Aenderung wohl mit dem rumä- Nischen Gewitter zusammenhängen, da« wochenlang an» Fenster drohte und Mr da» vom Krieg zermiirM MlgaLien weil» ümh nicht Vernichtung, ft doch aber unberechenbare» Unglück zufolge haben könnt«. Wenn König Ferdinand und sein Kabi- nett, jetzt, wo Deutschland, England und Frankreich auf» ent schiedest« gegen «in« von der Türkei zu zahlend« Kriegrenischä dtgung sind und wo di« bulgarischen Waffen von anfänglichem Krtegsglück verlassen scheinen, wenn « jetzt dem Dränge» d« Mächte nachgebend, die rumänisch-bulgarische Streitsrag» den sechs Großmächten zur Schlichtung überläßt und zu neuen Frte- densverhandjungen bereit erscheint, so leiten ihn wohl nicht -um wenigsten unangenehm« GedankengSng« dynasti scher Natur. So fest seine Etaatsklughett auch den Koburger- thron in Sofia gemauert hat, so weiß er doch, daß jeder Unter» bau in» Wanken kommen würde, wenn ein unglücklich« Krieg Bulgarien schädigen und damit die Friedenstaten Ferdinands auslösch'ir würde. In Konstantinopel leugnet man ja noch, daß irgend welche Friedensverhandlungen im Gang« seien. Da muß in«'', aber nicht so tragisch nehmen. In Konstantinopel hat , man seit einem Jahr ein« Geschicklichkeit im Dementieren, um j die jede Regierung die türkischen Staatsmänner beneiden müßte, s Schien« es der Hohen Pforte aus irgend ftnem Grund wertvoll «n,eigen an rammten Stell«, kaL"u' E" S'bü'St werden, wenn pe am Tag, vsrtzer bet NN, etnged«,. Srz»a,pr«i„ Vnrch unser« Baten frei in, Hau» monatlich ,o ofg. Lei-er SeschSkwAelleabgedolt monatlich «pfg. and wöchentlich >o pfg. — Lei der Poll bestellt undselbst adg«M »terteljätzrllch Mk^ monatlich >pfg. — purch den Lrt«tröa«r fr« in» st«, »iertMäbrlich ».»> Mk» monatlich »« pfa. — Linz«n« Nummer ,o ptg. — Deutsch« postzeitungrkatalog. — Erscheint täglich m d«, MIttagestundrn, mit Niunayme von Som,, und Feiertagen. Das innere Leben zur zett äes DrePgEsen Wenn «in Au« Bürg« zu Anfang kA seinen Sohn «in Handwerk lernen lassen wou> zunächst einem Meister zu. Hatt« ihn dies« « m einer dellj da» betreffend- Handwerk geeignet war, bezw. Lust und Liebe dazu hatte, so stellte er ihn der Innung vor; « wurde auf- ». dingt. Bor den vertret«» de« Handwerk» mußte in erst« Linie d« Nachweis ehrlicher Geburt «bracht «erden« Nur d« wurdr ausgenommen, d«, roi« « in d« Au« Tischler ordnung vom Jahr, 1027 heißt, eine» ehrlichen und uniadek- haften Manne» Sohn ist und die« au« d« Geburt-urkund» be legen kenn. Dann wurde der Vertrag mit dem Lehr meister abgeschlossen und damit der offiziell- Anfang der Lehrzeit genacht. An den Gotteskasten, da» Amt, da« be treffende Handwerk und da» Gericht mußt« der neu ausgenommen« Lehrling kleiner« Beiträge aft Entschädigung entrichten. Der Lehrmeister hatte nun di« Pflicht, Mr di« Förder ung im Handwerk und die Erziehung des ihm ANbe« fohlen«» zu sorgen. Dis Lehrzeit umfaßte zwei Jahre und mehr, wurde ab r später erh^- 5 um den Termin der Meisterprüfung hinauszuschieben und so*das Aufkommen von Konkurrenten tm eigenen Hand« erke zu verhüten. Meiftersöhne» hingegen und solchen, di« di« Töchter und Witwen von Meist«« heirate ten, wurde ha» Emporkommen möglichst «leichtert. St» hatten