Volltext Seite (XML)
Sonnabenä, IS. Mir, M3. Ü«in 0000 Irtlq« Nr. Sl. Achter Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Luer Sonntagsblatt. _ . _ jär di, Inserat- v-r-n,wörtlich . »«e v»» Otto SeM-rtb. Sprechstvnd, der Redaktion mit Ausnahm, der Sonntag, nachmittag» von L Uhr. — Telegramm-Adr^sei Tageblatt AamrzgMrg» - Fer»tz>r«h« z, Veld« in Au« i. Lrzgeb. Für unverlangt »ingesandte Manuskript, kann Gewähr nicht geleistet werd«. Bezugspreis» Durch unsere Boten frei in» tsa», monatlich«» Ofg. Le!derGeschäftsstelleabgeboltmonatlich sopfg. und wöchentlich >o Ofg. — Bei der Post bestellt »nd selbst abgrqolt vierteljährlich Mk., monatlich pfg. — Durch »en Briefträger frei in. Hau, vierteljährlich r.rr Mk., monatlich »« pfg. — Linzeme Nummer ,o pfg. — Deutsch« Postzeitungskatalog. — Erscheint täglich in SP- Mittagsstunden, mit Auanahm« von Sonn- »nd Feiertagen, Insektion,prei,! Vit fiebengeipaltene Aorxuszeil« oder deren Raum für Inserate au, Nur «nd den Ortschaften bei Amtshauptmannschaft Schwarzenberg ,r pfg., sonst ,r pfa. Rrklameprtitzetl« rs pfg. Bei grdßeren Abschillffen »n». knrechender Rabatt. Annahme von Anzeigen bis spätesten» »>/, Uhr vormittag». Für Aufnahme von ardßereo Anzeigen an bestimmt«, Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn sie am Tag« vorher bei uns einqeben. Dies« Nummer umfaßt 12 Zellen lAußerdem liegt da» achtseitige illustrierte Sonntagsblatt bei.) Das Wichtigste vom Tage. In Gegenwart der Kaiserin und zahlreicher anderer Fürstlichkeiten fand am Freitag in Langenburg die Beisetzung de» verstorbenen Fürsten zu Hohenlohe. Langen bürg statt. * Da, preußisch« Herrenhaus erledigte am Freitag di, Hinterlegung,ordnung nach dem Beschluß de, preußischen Abgeordnetenhauses und vertagt« sich dann auf MttteApril. Line Einigung der Londoner Botschafter konferenz über die albanische Frage soll noch vor Ostern zu erwart:» sein. Neue Meldungen lauten, daß die Kapitulation von Adrianopel in aller Kürze zu erwarten ist.*) Die Pforte beschloß, den Mächten ein Memoran dum zu übermitteln, in dem die Unmöglichkeit der Zahlung einer Kriegsentschädigung dvrgeleat wird. -> Nohen, steh« an ander« Stele. Englanäs Wort. Wenn wirklich die Pessimisten Recht halben sollten mit ihrer Annahme, daß der seit mindestens einem Jahrzehnt vor handene Ritz in der alten deutsch-englischen Freundschaft bereits unheilbar geworden sei und eine tzrlche Erkenntnis, der fffte Wille einer früheren oder späteren b«vasfneten Auseinander setzung mit Deutschland die nur scheinbar verschlungenen Weg« der englischen Staatsleitung lenke: dann müßt« immerhin den Dreiverbandsgenossen gelassen werden, daß sie ihr Spiel geschickt mit geteilten Rollen zu machen verstehen. 1S11 hielt bekannt lich Rußland sich korrekt im Hintergründe, während der Streit um Agadir und Eongo tobte. Die englische Politik jener schwülen Sommermonat« ab«, würde jeder unparteiische Gerichts hof der Welt als Anstiftung zu dem von Frankreich damals ge planten Verbrechen am europäischen Frieden verurteilt haben. Gefunäen. Vor-OstergSschtchte von Matthias Blank. iR-chdne« «-»«in,.» I. Die schlanke Frau mit dem schmalen, hageren Gesichte «nd den größeren, schwarzen Augen faß imm«r noch regungslos in dem Rohrstuhle und schaute unverwandt auf da» halbferttg« Bild auf der Staffelei. Da» schwarze Kleid schmiegte sich dicht der zier lichen Gestalt an, die Hände ruhten im Schoße. Duykle Schatten umränderten die großen Augen mit dem feuchten, glänzenden «lick, au, dem die heiß», unstillbar» Sehnsucht «in«, leidenden Herzen» sprach. Und draußen «ar »in hellblauer Frühlings himmel, aus dem die Sonn» mit der ganzen Wärm« de» neuen Wilden« hing, di» durch da» hohe Atelterfensttr auch diesen Raum zu erfüllen »»strebt». Aber davon wußte Frau Marga Antl«ß nicht». St« wollt» nicht» wissen. Si» könnt» den Win« tertrw nicht vergiss«», d»r Wer ihr Glück da» w»tß» Leichentuch de» lode« geb,eitet hatte. Han» Antlitz hatte der Winter ge holt, hinüber in «ine Welt, von der es kein, Rückkehr gibt. In ihren G«dank,n «ar immer der Lag, an d«m «im msten Male der Schnee all, Fluren eingehüllt hatte, jungfräulich weiß, «äh rend sie dabei vor einem offenen Grab» stand, da, ihr Glück auf- genommen hatte. Zu früh «ar Han» Antlitz gestorben. Schon «ar er ein großer Künstler gewesen, dessen Rvtme bereit» mit der Ehrfurcht vor dem großen Können genannt wurde: aber den noch «ar er zu jung gewesen, er, der noch so viel» Man» befassen und noch so viel gewollt hatte, von seiner Arbeit hatte ibn d«, Lod, der Winter, «eggahölt. Zu früh für sein» Kunst «Nd viel zu früh für Hine jung«, blühende Fra», di» mit ihr« Schönheit, mit Hrem Reichtum an Siebe nur für chn gelebt Gatte. Sain letzte» Werk! Imme, in diesen grauen, Men Wtntn- tage.i «ar Fra» Warna Rnttetz hierher geflüchtet, um vor sei« nem letzten Bild« an ihn zu den««, von ihm gu träumen, um . Heute geben Frankreich und Rußland in gegenseitiger ! Aufhetzung sich kaum etwa» nach. England aber steht a b - seit», warnend und zügelnd. Ministerpräsident Asquith hat die Franzosen aufmerksam gemacht, von einer englischen Ver pflichtung, den Entente-Genossen mit rund ISO 000 Mann Land- truppen auf dem Kontinente zu unterstützen, sei niemals die Rede gewesen. 1911 la, man aber so und stärkte damit Frank reich den Rücken. Und.für die französischen Forderungen setzte man sich beinahe wärmer al» die Franzosen selbst «in, die, wie es schien, hätte nicht der englische.Aufpasser hinter ihnen ge standen, noch einige Quadratmeilen Eongoland herzugebeN be reitwillig gewesen wären. Und di« englischen Blätter wenden sich mit auffallendem Eifer gegen die Möglichkeit, daß Frankreich mit einer solchen englischen Bundeshülfe al» mit einem festen Posten, einer benannten IZahl spekulieren könne, vor tzwei Jah ren hätte man vielleicht in London di« «Kölnische Zeitung ange klagt, mit ihrem Etörensrttd-Attikel einen Streit vom Zaune gebrochen zu haben. Wer heut« die englischen Zeitungen an- fieht, erkennt, daß sie dem Entente-Genossin von ungefähr das Nämliche zutrauen wie der deutsche Artikelschreiber. Keine» weg« find sie geneigt, den Sang vom deutschen Karnickeln be gleiten. Das ganz unmotivierte französische Rüstungsfieber, da doch di« deuffch-fran-östsche Differenz nach Deutschlands Rückzug« aus Marokko ihrer Meinung nach aufgehoben sein sollte, mutz ja freilich auch bei den bisher gutgläubigsten Freunden Frank reich» den Argwohn «Ltegen, dätz nach wie vor die sogenannt« elsaß-lothringische Frage im Mittelpunkt der französischen Wün sche steht. Und rund heraus wird den Franzosen erklärt, daß für solch« Zwecke sie aus englische Unterstützung nicht zu rechnen haben, England keineswegs alle Bohsprünge ihrer Politik mit zumachen irgendwelche Verbindlichkeit eingegangen sei. Daß England auch an einem, von Rußland auf Euro pas Friedenszustand herübboschworenen Anschläge sich nicht be teiligen werde, wird nicht gesagt. War wohl auch nicht nötig. Die englisch-russische Freundschaft, wie sie von dem Rovaler KS- nigsbesuche datiert, ist nie so warm geworden, wie sich einige Zeit die ftanzöflsch-englische der Welt gezeigt hat. Dazu waren über Persien und China der Jnteressen-Kreuzungspunkte trotz aller Bemühungen zu viele zurückgeblieben. Immerhin mag man annehmen, daß in Rücksicht auf die schwebenden Tagessragen des näheren Orients die englische Diplomatie wesentlich im Gleise der russischen Balkanter-freundlichen Politik gewandelt ist, und wenn sich dabet im ganzen ein engere» Zusammengehen mit der deutschen ergeben hat, dessen Ursache vorwiegend die deutsche Kunst der Anempfindung an ausländische Gedankenkreise war. Denn es wird wohl niemand behaupten wollen, daß da» Ver halten Mr. Greys gegen di« Balkan/Veputierten darauf einge stellt gewesen sei, diese Herrschaften zu größerer Bescheidenheit gu erziehen, um das erwünschte Ziel «ine» möglichst baldigen Frie densschlüsse» zu beschleunigen: geschweige, daß man für Deutsch land nach Herrn v. Wangenheim, und auch de- Reichskanzler» Behauptung auch jetzt noch maßgeblichen Richtlinien sich ange nähert hätte, wenigsten» den Rest der Türket al» «inen leben» und entwicklungsfähigen Organt»mu» zu erhalten uiü> zu kräf tigen. Daß England nicht zu russischen Eonderzwowcken, Mr ein« Reunion der jetzt preußisch-österreichischen ehemals polnischen Zk-ndesteile und ähnlich« mttzmoirken Lust hat, daran haben wir wohl nie gezweifelt. Auch kaum, daß « sich für den Ge danken eines vergeltungskriege, um Gksatz-Lothringen im ge ringsten erwärme. Alsq so etwa» sonderlich Neue» -Men un» die letzten Erklärungen nicht enthüllt. Die Probe auf» Ezempel, ob wirklich «in neuer Geist in die englischen Köpfe etngqzogen ist, können wir erst dann machen, wenn wi«d«r einmal afrikanische oder verwandte Angelegenheiten auf die Tagesordnung geraten. Bet dem gegenwärtigen Einvernehmen, wie es auch di« Red« de» Fürsten Lichnowsky auf dem Banquet der Londoner Händel»- kreise soeben wieder bekräftigt hat, find wir doch zu sehr di« Gebenden, zu wenig di« Empfangenden, um wirklich au» dieser Tatsache auf einen durchgreifenden Umschwung schlichen zu dürfen. Seien wir enstwetlen zufrieden, daß der in jedem seiner Stadien neue Verstimmungen auslöseiche Wettbewerb um die Seerüstung in eine Ruhepause gelangt ist. Sobald England neidlos unser Souveränitätsrecht de» eigenen Bedürfnisses an erkannt haben wird: dann, aber auch erst dann wird der groß« Tag der vollendeten Entspannung «ich Mr dl» Ge stade der Nordsee angebrochen sein. Aus äem Königreich Sachsen. Die -ritte Sitzung -es Landesverband« Sachse« -es -pasaLu^e» fand dieser Tag« in Dresden unter der Leitung des pttlver- tretenden Vorsitzenden, Diplom-Ingenieurs O. Barnewistz statt. Nach Bekanntgabe des Jahres- und Kassenberichts Mr 1912 durch den Geschäftsführer des Landesverbandes, Dr. GAndel, hielt der Landtagsabgeordnete Nitzschke-Leutzsch einen Vortrag üb«r: Gewerbe, Handel und Industrie und der sächsffche Landtag. Gr anerkante das teilweise Eingehen der Regierung auf die An träge der industriellen Vertreter im Landtage, z. B. in der Koch len- und Gewerbesteuer, ferner in bezug auf die Vorbelastung von Handel und Industrie «sw., hielt aber darüber hinaus vor allem an der Reform der Ersten Kammer fckt, auf deren Zu sammensetzung der die sächsische Bevölkerung bi» zu 7V Prozent > Ehren rs tzee» v ist der Oven am .-"-'M plötzlich gekommen war, daß pe da» Unerwartet« diese» Erin nerns nicht verstand. Warum mit einem Mal« der Gedanke an da» Kind? Da» Kind war in sicherer Obhut! Den Geliebten hatte sie verloren, diesem allein hatte st« gehört! Aber Gatt« der Tote mit seinem letzten Bilde nicht an sein «Kind gedacht? War diese, Kind nicht da» neue Leben, da» nach dem Winter- sterben einsetzt? Nie waren Frau Marga Antletz vor dem Bild« solche Gedanken gekommen. War es nur di« FrühlingSsonn«? Oder konnte sie au» dem Reiche de» Tode» herüber «in Gedanke de» Verstorbenen noch erreichen? Redet» mtt diesem Gedanken der Tote zu ihr? Sein Kind! St« hatte Vie «Empfindung, al» würde st« zu dem Kind« gerufen, al» meldet« sich in ihrem Her zen «in« mahnende Stimme. Des Loten Stimme? Gab«»vin, Macht, Vie Lod «nd Leben überbrückt? Unruhig war Frmr Mar. a»Antl«ß autzOanden und nach dem «telierfeifster -i f ärum dm Jung»? vielleicht hatte st« ihn wirk!! vernachlässigt, «eilst« allen ihren Schmer» nur zu di getrogen hatte? Aber Kun» «ar doch in der sicheren Mädchen,. Sie schaut« durch da« hohe «teliqrf' Der Frühling kMttt den Winter dr Mißen und »sstgen Blüten Sbech auch ein Frühling kommen konnte früh «a, er von ihr gegangen undhatt« ihr nur da» schm«' Erinnern pirüchgelassen. Nur? Was hatte sie nur auf« wa» hatte dies» Frag» s " verftrt, Sonnenfttahl, t._ Gun noch «er da» Bild hinfll von Yrühltngmoürm», die selbst dem neuen, werdenden Leben d ihr sonst nicht» »urückgelassen? ihren Jungen! Lieser hatte doch auch sei« Grgen und sein» scharfgeschmttene kühne Rase. Hatte si« vtesem nicht damit ein Leid zugeMgt, daß sie alle Gedanken nur zu dem Tot«, schickt«? Die fchmaleHand d«, jungen, schönen Frau strich über di« weiß, Stirne, al» könnt« sie so ein« Gong» fortstreichen, di« so hier um den Verlorenen -u trauern. Ihm hatte ihr Leben ge hört, und ihm sollte e» auch ferner gehören. Halbvollenbet war da» Bild. Gin« lachende Frau, die Blumen tn Fülle auswer fend üb«r kahle Fluren eilt, auf denen noch grau, und stumpf et- wa» vom Wtnterfchne« liegt. Neue» Leben! So hatte er da» Bild nennen wollen. UNd er war gestorben, im Vollenden. Di« eisige, mitleidlos« Hand de, Tod«» hatte ihm Pinsel und Palette au» der Hand genommen. Um diesen Toten trauerte sie; sie sah nicht, daß der Winter bereit» fliehen mußt«, wollt« nicht sehen, daß -rauhen mit dem Frühling «in nrues Leben Mit neuen Wun dern im Werden begonnen hatte, denn st« g'aubt«, daß tm L«L«n aus den Wtnter kein Frühling n»hr folgen könne. Daß in dem Herzen, in dem Li, Lieb» am Winterfroste de» Tode» sterben mußt«, kein neue» Leben mehr attfblühen könne. Sie wollte nicht daran glauben, «eil all« ihr« Lieb« -em Toten gehört hatte. So groß «ar ihr« Lieb«! Dies,» sein, tztzte». Bild war für si« der Altar, Len ihr« Trauer mit Blumen schmückt«. Stet, hing an dem halbvollendeten Bilde «in «Kram von Immottellen. Von aller Welt sonderte si, sich in ihrem Schmerz« um den Toten ab. wi, ein leblos,» Bild, wie erstarrt saß st, in dem Rohrstuil«, «ährend ibr» Gedanken den Toten vor La» Bild sehnten, di, geliebte Gestalt suchten, di, doch nicht aiederkehmn konnte. Zu m und hatt» ihr nur La» schmeAih« in ihrem Herzen'geweckt? Vtelletcht der der mit einem schmal«», dünnen Streifen - mette? vttlleicht etwa» «st ttHättft, Gi»krästt »richt, um i Weg «» bahnen? Hatte « Doch Kun», seinen Knaben, wn. !L de» ttr hin«». ... waren mtt ihrem Hetzen 'Ihr wärHl» hätte st» mit dieser Frag« dem Toten schon etwa« von dem genommen, «a» ihm gehörte, und sie wollte vom Fenster zurücktreten, »eg von dem Bild, da» sprossenden Früh ling», al» sie mtt einem lauten Aufschrei «1» Gelähmt yehen »lieb und au» dem Fenster hlnauMartt«. ' Jungen, wie er sich ganz dicht am U ein« von Len Blumen zu Micken, > Farbenpracht aller Frühlingsblumen sah st, dm, Knaben. Rtemand «ar in sein«, chen kennt, die giwünschte Blume nicht «tt ihn.