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uer Tagebla Mzeiger M öas Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltuagsbellager -»uer Sonntagsbla«. HMchfdmck»«,«ckatttwe «UMmmchew,««enndm»mxhwUtag» 4—SUH,. — L^e-eanm-ft»»^», «agcklMtM>««Mme. f»rusi»»»ch«r Iü» nmeeiaa« ^n-esan-t» Maausttipt» kam, -«»ah» nicht -»leist»« ««rö«». Nr. 71. Sonnabend» 2S. Marz 1913. 8. Jahrgang. Dies« Numm« «»saßt 14 Sette«. Außerdem liegt ha» achtfeWg« illlustr. Sonrrtagcklatt bei. Das Wichtigste vom Tage. Der Bunde»,ad hat gelter« die Heevoo. u»d df, Deckuu-ivoelage« angenommen. Ml» Frt«. deiwpräsen,stärk« dm deutsche« Keere» «höht sich dem. «uch »»» 344211 auf ««117« Mann.* K»ut« früh 4.18 Uhr bst der regierend« Fürst -ein« rich XIV. Reuß j. Linie im Schloss« zu Schleiz gestorben, » Zum Diener gürsterzbischof wurde al« Nachfolarr Lr. Nagt« derStiftprobst Prälat D-. Pftfsl ernannt. Li« vulgaren haben, nach einer Nachricht au» London, bet der Erstürmung Adrianopel» V0l>0 Mann verloren; di» serbischen Verluste find noch nicht bekannt. » Die türkisch« Press« b«z«tchnrt den Fall Ldrtanoprl« al« nationale« Unglück, fordrrt aber di« Fort setzung de« Kriege». -r ne-«M pq« « ««»«« Sir Churchills Ausflug nach Utopia England» Lord der Admiraliät, Churchill hat dstn -englischen Flottenetat für ISIS dem Unterhaus« mit einer Rede überreicht, die alle» andere denn ein alltägliche» Mi. nisterexpasb ist. Es weht in ihr vielmehr ein« starke Dost» 'de» dichterischen Schwung«», der einen andern Sohn Al bions, den unglücklichen Staatskanzler DHomas Morus vor 'einigen Jahrhunderten in da» Traumland Utopia entführte, und rund und nett ist Sir Churchills Rede -um Flotten«tat 'auch solch ein Ausflug nach Utopia. Das sagen zu müssen tut fast weh, denn darMer wird alle Welt mit Sir Churchill 'einig sein, daß die Periode der Rivalitäten im Mottenbau den Völkern Lasten auferlegt, die sie gern entbchrtSn und doch, wie es scheint, nur stetig steigern müssen. Bon einer Sklave rat, in die sich di« Völker der Welt selbst be heben haben, hat der englische Admiralitätslord gesprochen, Und wenn man so will, ist es allerdings ein Sklavenzwang, der die Wehrpolitik der Völker regiert. Daß sie, um ihre "nationale Existenz zu behaupten, um di« Voraussetzungen für den Fortschritt ihre» Wohlstände» sich zu ^sichern, stet« "gegen Angriffe auf beide gewappnet sein müssen, da» Boll- "werk gegen solche zu verstärken und Jahr um Jahr ihre 'Kraft gesteigerter anspannen müssen, um einen Krieg be stehen zu können, den keiner will und alle fürchten, mag Freunden rauhen Worte» wie di« Sklavenpeitsche des Kriegsgespenst«, anmuten. Ungetrübt« Freude bereitet es Niemand. Je größer dieKulturwert« der Völker werden, Um so mehr scheuen sie den Krieg. Einem Volk von dem 'Kulturretchtum unserer heutigen Industriestaaten zerstört auch rin siegreicher Krieg unendlich mehr an Werten al» es beim Friedensschkuß von dem ntedergezwungenen Eegner tzurückgewinnen kann. Die Einsicht ist Eassenwetsheit ge- "worden. All« Bemühungen um schiedsgerichtliche Verstän digungen, deren unabliisstge Fortentwickelung beweisen e», 'aber .freilich ist Li» jetzt nicht zu erkennen, Li» zu welchem Grad« sich di» Verfrickttchurrg der Welt auf dem Wege wird erreichen lasten, zu verkennen dagegen nicht, daß "es auf ihm stur langsamen Fortschritt gibt. Die Erkenntnis und die weiter«, daß unterdes ein technischer Fortschritt um den an- dern kckunt geschaffen» Verteidigung-mittel entwertet, neue 'zu ersinnen zwingt und so «in« Unsumme von wirtschaft licher, finanzieller und Menschenkraft auffaugt, abstutzt und stör der Abnutzung schon »um alten Eisen wirft, ist nicht zu. 'letzt der Sporn, der just di« höchststehenden Völker nach "einem Zustand streben läßt, der Friedensstchkrheit ohne Kriegsbereitschaft gewährt. Ist er indessen schon sofort nicht zu erreichen, soll we- sttgsten» der Friede nicht von immer verstärkter Krieg», rüstung abhängen, und der Wunsch ist der Auegangspustkt, von dem her Sir Winston Churchill zu dem sensationellen Vorschlag «ine» weltfeierjahre» für Krieg», schiff »ersten kommt. Wie frickensverhetßend da» klingt, den ersten "Schritt in die goldene Zeit unbedingten Friedenswillen» der Völker verbündend! Und dennoch ist der Vorschlag der Gedanke «ine» Utopisten. Richt etwa weil der ewige Friede etwa nur al» sehr häßlich und dem Fort, schritt der Menschheit verhängnisvoll anzuschen wäre. Nein. Ohne daß Wer ihn ein Streit awgesponnen wird, mutz Chur chill» berückender Plan bei nüchterner UeLerlegung abtze- lehnt werden. Ihre sehr gewichtigen Gründe weiden dafür schon di« Martnesachverständigen haben, die kurz gesagt einwenden dürsten, dah auch «ährend einer Generalpause der Flottenentwicklung aller Seemächte die schwächeren stoch mehr ins Hintertreffen geraten, die stärkeren einen noch größeren Vorsprung gewinnen müßten. Und wenn selbst von solchen Ueberlegungen, wicht minder von jedem Mißtrauen abgesehen wird, müssen doch die Zweifel an der Möglichkeit eines Churchill'schen Weifteterjahres stärker sein als der Glaube an ihn. Die «Pause laßt sich machen. Die Werften werden nicht gleich still liegen, aber schwächer Ist doch ihre Beschäftigung sofort, und die Wirkung davon pflanzt sich fort auf die feinste Ader der gesamten Volks- wirtschaft. Man -halte Len Atem für eine bestimmte Zeit, dauer an. Deshalb steht da» Herz wicht.schon still, aber vom Augenblick neuen Atmen» ab fliegen die Pulse bv- schleunigt, unruhig und finden erst allmählig ihren Gleich schritt wieder. Genau so würde der Welfteiertt« brr Flöt- ke.-r auf die Volkswirtschaft der feiernden Völker wirken, Und die stärkeren würde,» «her wieder zu Atem kommen und also noch stärker werden al» die anderen. Der Weltfeiertag' widerstrebt dem Gesetz der organischen Entwickelung, da» auch den Aufstieg der Völker vor roher Krteg»gter zu Friedens gesittung regiert. Der Traum von ihm ist tn Utopia Wirk, lichkeit, hier ist er Traum, und es ist fast schad«, daß Sir Churchill mit seinem Traum -schon di« stille Entwickekung der englisch-deutschen Annäherung der Probe der Bestrah lung durch solche blendende Idee ausgesetzt hat. Der Fremdling. Skizze von Frzdävke Bautet. tNoSdrne >«rdo»n Ein seltsame» Unglück hatte sich in der Familie de» Me chaniker« Huard« ereignet: Gmtle, da» jüngst« der drei Kinder, ein kaum einjähriges Baby, war von "feiner Groß mutter gegen ein fremde» Kind vertauscht worden. Im letzten Frühling, an einem Nachmittag, hatte sie sich ange- Loten, ihren Enkel spazieren zu tragen, und al» sie sich in den großen Alleen de» Champ de.Mar» befand, war st« mit einer anderen alten Frau, die auch «tn Kind -et sich hatte und aus einer Bank saß, in« Gespräch «raten. St« waren zusammen tn dt« nah« Kneipe gegangen!, um etnen oder mehrer« Schnäpf« zu trtnken, -attrn sich dort v«rspä- t«t, und unt«r d«m Einfluß d«» Alkohol» b«m«rkt«n sie nicht, al» st« «tlig dt« Kinder nahmen, daß st, si« vertauschten. So kam «», daß dt, alt« Großmutter ihr» kranken rocht«» Lovis« und ihrem Schwiegersohn «In Baby hetmbracht«, da« stnen nicht gehört», während Gmtl, In d«n Händen d«r alten Unbekannten blick, d»r«n Namen und Adrfts, nie mand avftßt«. vergeben» war Huard auf all« voltzei- tureau, geeilt, v««geben» war dt«, durch dt« Aufr«gung plötzlich gesund geworden» Louis« in d«r ganzen Nachbar schaft gewesen, um nach ihrem Kind« zu ftagen; vergeb«»« war dt« verzwetfelti, bereuend« und besonders heftig aus- gebracht« Großmutter (st, «rMlt» da» AL ent«««, fo, al» ob dt« ander« thr«n Enkel gestohlen -ätt») wochenlang durch dto Alleen de» Ehamp v« Mar» geftttchen, tn d,r Hoffnung, d«n dort v«rlor»n«n Gmtl« wtckerzufticken,' von dem v,mhwund«n«n Wb» war kein« «pur aukßufiecken, und an sein«» Stoll« wem« der ywsmdltn- tm Schoß« d«r Familie Huard. Im ersten «uariM« -atzt« Huack den Gedanken -e» hat», ihn tn da» Ftndekhau, zu bring««, ob«r s«tn, Frau «M, nicht dawtn cktllsten, und schnell «ar «r strer Mei. Die neuen Heeresvortagen. Di« Norddeutsche Allgemein« Zestung tchlt mit: Bßn n«u« -»errsvorkag« steht «ine Erhöhung de, FrteLrnspräsinz von 344 211 aus «8117» vor. Dt« Infank^t« hat künsftg «8» Bat. (bisher 881), di« KaoalleiL 888 S-kadvon» l«P- her 818), di« Fußarttll«rt« 88 Bataillone lbi»h» 48), Pio. wlstre 44 (b»hsr 33), Vt« verkehmtruppen 31 (Li,her 18)i d«, Lrakn 38 (bisher 28). Dt« Zchqtlversorgungmntfchädt. gung wird von 13 aus 18 Mark monatlich erhöht, »fist Sold. aLfftrdrmg von 1888 auf 3888 Mark. Dl» D»Swr«s»w»*lws». Wh« dt« Norddeutsch« Allgrmrdu Zettung mektm mel« Lrt, L«trag»n dt« sortlauf«nd«n M«hum«gMrn für 1818 34, für 1814 183 und für 1818 188 MWstnen Mach, also zu. sammrn 883 Millionen. Dio einmaligen Mehoauogab«» st, 1813 belaufen sich auf 438, 1814 aus 288 und 1818 aus 178 Million««, zusammen 888 MWonen Münk. Zur Deckung d«r Mehrausgaben dienen «ftl erhöht«« Betvag d«r bestehen- den Zölle und Steuern, die Erhebung eine« Stempel« von wefellfchaftsunternehmungen und verficherchngchnstUqttN, die Erweiterung de» Erbr icht«» de» Stachst«, dH« Urber« schütze von 1811 und 1812 und di« Erhebung stfum Wsthv- beitrage,. nung gewesen: vielleicht wurve wmtle dawurch Unglück ha ben. Wenn man den Fremdling schlecht behandelt«, würde Emile zweifellos, wo er auch war, ebenfalls schlecht behandelt werden. Etwa» wie «tn« geheimntmolle Bestimmung ver- band in ihrer Seele da« Schicksal ihr« Kindes mit dem, das plötzlich hereingeschneit war, und da« sie tn dem unklaren Empfinden voller Sorg« hüteten, damit (simile ebenso gut dafür gepflegt würde. Aber der ungefähr ein Jahr alte Fremdling war belästigend und despotisch. Im Gegensatz zu dem verschwundenen Emile, der ein hübsche», frische» und v«rgnügte» Kind gewesen, war er elend und fest häßlich Situ G«sitch«n war gelb, die Haack nUr "spärlich, seine kl«ftr«n, «in wentg schiefen, schwarzen Augen gingen hin und -er, und seins «licke folgten unablässig jeder Aew». gung der Personen, di» ihn umgaben. Man könnt« nicht gevÄ« sagen, daß er »inen mürrischen «der launischen Tha- vakter hatte, aber er war empfindlich und besonder» außer- ordentlich eigensinnig. Er «ar für sein Atter von einer außergewöhnlichen "Klugheit, und um denen, dt« ihn gi» zwungenermaßm aufg«nomm«n -att«n, seinen willen bet. iubringen, -ckraucht» er einen besonder» wtckungevollen Gesang, wenn er irgend etwa» wollt» — und er fühlt», daß, wenn man noch nicht fprechen kann, «man Gesten g». drauhen mutz, um sein» Wünsch« «»«-»drücken so öffnet» er den Mund und schrie, Gr brüllt« ohrenzerreißend, an haltend und so fürchterlich, daß "man sich fragt», wie auo einem so «einen Mund «tn derartig -«wattiger Ton Herme- kommen konnte. Gr wurde auch schort blau, und man hatte Furcht, daß ihm etwa» -ckchckm könnt«. Nicht» lonnt» ihn »um Schweigen bringen. Hätte man versucht, ihm den Mund zuzuhalten, so wäre er «Pickt; "ihn zu prügeln, hatte keinen Zu»ck, «eil er wirklich noch zu klein «ar und dt« Schläge sein Gckrilll nur noch oechärkt hätten. Man durfte ihn auch nicht schreien lallen, bi» «r nicht mckr konnte, denn zweifello» hätte er sich zu Lode geschrien s übrigen» konnte niemand Sang« diese fürchterlichen Lön, ertragen, die Li» "in di, Straße htnabschaltten, und di, dt» Nachbarn zu dqm Dio Anieertznro bmreh dorr Vmrrdosnat. In der geftttgen Sitz««- de« vundewiat« gstlangttz fok- g«nd« Gesetzentwürfe Aunahm«: Si« Gesetz übst» Arn. derqngen tm Ffaanzmesen, «rädere» «ge» «cndmung de» Reichsstempelgesetzeq, ferner «ft« Entwurf zur Ergänzung d«s Gesetzes Wer dt« Friedenspräsenzstärke de« Heeres usw., ,«fn« Ergänz««« d« de« RstichÜtag« voePrgen. den Entwurfs des ReichshaustzÄtsetat» 7ür da» Rechnung», jahr 1813 und der Entwurf Me» Gesetz«» M.st da» Erb. recht des Staates somi« eines We-rbsufttva-o» gesetzt». Aus Zöllen und Steuern find für 1818 24 Mil. lionen.Mark, für 1814 und 1V1S j« IS MiMonen Mark Mehrerträge zu erwarten. Der ErHSbungsstem- pel von Eesellschastsvörträgen uftdVersich«. Glauben veranlaßt hatten, daß Huards, durch ihr llngÜUk boshaft geworden, den ihnen zugftallenen Kleinen quält««. Sowie er nur den ersten Schrei auststieh, gab Man ihm sofort, was er wollt«, oder wenn sich sein Gesichtchen auch nur zum Weinen zusammenzog, versuchte man, seine Wünsch« zu befriedigen. Er war sich völlig seiner Macht bewußt, und wenn er sie auch nicht gerade mißbrauchte, so diktiert« ,r der Familie Huard unbeugsam seinen Willen. Er schrie, wenn er ntedergelegt oder ausgenommen zu werden wünscht«, wenn er zu essen oder zu trinken verlangte, wenn man ihn tragen oder hinsetzen sollte, wenn er Lust hatte, auf dt» Straße oder nach Hause zu gehen, wenn er das zu haben wünschte, wa, gerade di« anderen hatten, oder man ihm abnehmen sollte, was ihm mißfiel. Sowie er also den Mund öffnete, um seinen Willen kundzugeben, stürzten "alle auf "ihn zu: dt» Großmutter, die ihn, sich und dt« alte Änbekannt« ver- wünschte, dt« untröstlichst und erregt« Louis«, die beiden, durch da» Gebrüll etngchchüchterten älteren Kinder, und sogar Huard mußt« sich geduldig seinen Launen fügen, wie wecken Mr nur erst diesen klemm Schmutzfink wieder ko», murmelt« der wütend« Mechaniker. Ab« «w Andenken en Emil« «ar für den Fremdling »tn Schutz, und so «msteich ein Monat nach dem andern. > Eines Tag»,, gegen sieben Uhr, ak» dt» Großmutter allein au »gegangen und noch wicht wtcker zurückgekehrt »er, und Huard schon aim «bendbrottisch saß, hört, man plötzlich «inen fürchterlichen Lärm aus der Trepp«. Hastig Euch, dt, r«, dm Wohnzimmer, autzestoßen, und erregt, mit aufgelösten Haaren, erschien dt» Großmutter, auf dem etueu Arm ein Kind, während si, mit dem andern ein, sich Mu. Lend» att» Frau, die ein» Brill» und «in» schwäre« Haute trug, oorwärtestteß. Gnrtlel Wie die GrHmmstr und reichte dae Baby, da» sie trug, ihrer Tochter Louis», die ck sofort wieder,»kannte und, »» stürmisch umarmen», an sich drückt,. Ge ist Gmtl,! schrie dt, Großmutter wett«, diese alt, Diebin dort hatte Hn! Ich hebe Um «ickn-chnckM, nun kam ich sterben! Sie ist vexrückt! »ifte die altt Uv