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Nr. 147 Sonnsbenä, 28. Ium 1S13 8. Jahrgang -H 1,4 Mutmaßlich« Witterung nm LV. Juni: Nordwest, wind, zeitweise ausheiternd, etwa» witrmer, geringer Nieder« schlag. Der Deutsche Luftflottenveretn tagte am Frei tag in Danzig. wird. In den letzten Jahren hat schon einmal das Zen trum mit den liberalen Parteien gemeinsame Sache gemacht, nämlich in der elsatzf-lothringtschen Verfassung» frage, aber dem damaligen Vorgang konnte die prin zipielle Bedeutung nicht beigelegt Werden, wie dem heutigen. Inzwischen haben sich nämlich Konservative und Zentrum noch oft zusammengefunden, aber jetzt ist doch eine unverkennbare Entfernung eingetreten, die wettere politische Folgen haben könnt«. Bei dem Gegensatz der Weltanschauungen ist allerdings an ein einträchtiges Zusammenwirken -es Zentrum» mit den liberalen Parteien aus kulturellem Gebier nicht zu den ken, aber die Annäherung in steuer, und wirtschaftspoli tischen Fragen, wie wir sie jetzt erleben, könnte sich auch auf andere nichtkonfessionell« Gebiete übertragen, wo- mit der inneren Entwickelung Wohl gedient sein könnte. Der Zankapfel der KtndererbschaftSsteuer ist jedenfalls zwischen den Liberalen und dem Zentrum beseitigt, da mit ist für eine Milderung der Gegensätze in unserem parteipolitischen Heben schon viel gewonnen. Die neue Parteikonstellatton im Reichstag. 'w Es sind schon über dreißig Jahr« her, seitdem sich ein solcher Wechsel in der Stellung der Parteien zu ein ander und zur Regierung vollzogen hat Wi« in unseren Lagen. Ende der achziger Jahr« des vorigen Jahr- Hunderts erfolgte in Deutschland der wirtschaftspoli tische Umschwung, die Wege des .Freihandels wurden endgültig verlassen, und die Schutzzollpolitik vom Für sten Bismarck eingeleitet. Eine Wirklich freihändlerische Partei gab es in dem damaligen Reichstag nicht, aber den liberalen Parteien überwog doch das Bestreben, alle Schranken, die dem Internationalen Güteraustausch im Wege standen, möglichst zu beseitigen. Eine der letzten Schranken bildete ein Rest von Etsenzöllen, der beseitigt werden sollte. Eine lebhafte Bewegung in den indu- jMellen Kreisen verhinderte die Beseitigung und be- Diese Nummer umsaßt 16 Seiten. Außerdem liegt da» achtseitig« vlustr. Sonntagsblatt bei. Das Wichtigste vom Tage. DaS Reichsgericht verurteilte am Freitag einen bei Krupp in Essen angestellten Zeichner Köh ler wegen Diebstahls und Landesverrats zu drei Jahren Gefängnis.*) Zum ersten amerikanischen Botschafter in Berlin ist neuerdings Datson Gerald in Aussicht genom men. Poineare ist von London abgereist und in Ca lais Meder eingetroffen. Mo russisch« Flotte soll, englischen Nachrichten Motze an der bulgarischen Küste kreuzen. gn der Lschataldscha-Armee kommt es zu fort- gesetzten Tätlichkeiten zwischen den Anhäm gern der Jungtürken und Alttürken, so daß man Änen Aufstand befürchtet. »i st,«, an <md,rn Die Berechnung beim Wehrbeitrag (Von unserem Berliner S-Mitarbeiter.) wehrbeitrag au» dem vermögen. Beitragsfreie Ber mögensgrenze: 10000 Mark, wenn der Pflichtige ein Einkommen von mehr als 4000 Mark hat,' 80 000 Mark, wenn der Pflichtige ein Einkommen von mehr als 2000 Einkommen bi» zu 4000 Mark hat; SV 000 Mark, wenn der Pflichtige ein Einkommen von 2000 Mark und darunter hat. Der Beitrag beträgt bei einem Per mögen bis zu 50 000 Mark und bet größeren Vermögen von den ersten , 50OOOM. 0^5v.K. „ nächsten angefangenen oder vollen 60000 „ 100000 „ ,300 000 „ 500 000 1000000 3000000 „ b000000 Unterwegs. Ein« lustig« Geschichte von Paul Blitz. Nachdruck v«rdoi,n.> Jeder, der da» Leben der Hauptstadt kennt, wird wis sen, wie befreit so «in armer Großstädter aufatmet, wenn die warme Jahreszeit kommt und man dem Staub und dem Lärm der Straßen entfliehen kann, um in schöner Natur Herz und Seels neu erstarken zu lassen. So erging es auch dem Schriftsteller Han» Lorenz. Er hatte!sich ein paar Wo chen Urlaub erwirkt und dampfte nun seelenvergnügt in die wette Welt hinein. Mit Windeseile sauste der Zug dahin, vorüber an grünen Wäldern, an träumenden Seen, immer weiter und weiter in jagender Eile. Sommerdüfte umwehen den Reisenden und tragen ihm Mnde zu von dem Leben da draußen. Und alle» das legte sich dem jungen Manne auf die Nerven, di« Augen werden müde, schlaff sinken die Arms herunter, und plötzlich schlichen sich di« Uugenltder, und der Reisende schlummert sanft hinüber in da» Land der Träume. Han«? Lorenz war einer der ersten Gäste, die in dem kleinen Luftkurort ankamen. Mer da» gerade war ihm lieb, nun konnte er unbehindert die Ruhe genießen, konnte mutterseelenallein durch di« Wälder streifen und ungestört seinen Gedanken nachhängen. Er lebte auf, vergaß den Trubel der Großstadt und atmete in vollen Mgen dest Duft der Tannen ein. Eine» Tage«, al» er wieder auf der Suche nach stillen Waldwegen war, gesellte sich et» Bet» zu ihm, der ihn sehr höflich grüßte und sich dann vorskÄiiet Sitz ge statten, mein Nams ist Lenz mann. Han» sah ihn erstaunt an, endlich aber nahm . . ' seinen Namen. Der andere sagte lächeli nicht Löse, Herr Lorenz, daß ich Sie stör«, aber ich glaub«, wir haben beide die gleiche Schwäch«: Sie wandern gern auf einsamen Wegen, ich auch. Und daHH schon seit Jahren hierherkomme und jeden Weg und <Mg genau kenne, so düpfte ich Ihnen ab und zu mit einem guten Rat dienen können. Han», immer noch erstaunt, lächelt« ver ¬ stärkte den Fürsten Bismarck in dem Entschluß, den Schutz der internationalen Arbeit durch einen umfas senden gesetzgeberischen Akt vorzubereiten. Auf dem Wege dazu stieß er auf Widerstand nicht nur bei der Fort schrittspartei und bei den Nationalltberalen, sondern auch bei einem Teil der Konservativen, die als Vertre ter von Wahlkreisen an der Ostsee den freien Uebersee- verkehr nicht missen wollten. Die Konservativen lie ßen sich bald beruhigen durch die Vergünstigungen, die ihnen der neue Zolltarif in Aussicht stellte, dagegen versagte der grüßte Teil der Nattonalliberalen im Jahre 1K79 dem Fürsten Bismarck die HeereSfolge, an ihre Stelle trat da» Zentrum, um im Verein mit der Rech ten den neuen Zolltarif durchzusetzen. Das Verhält nis des Zentrums zu den Konservativen hat inzwischen viele Wendungen durchgemacht, aber eine so grundsätzliche, wie wir sie jetzt erleben, noch nicht. In dem Finanzprogramm der Regierung vom Jahre 1908/9 lodete die Ausdehnung der Erbschafts steuer auf Ehegatten und Kinder die Hauptsache. Ein mütig stimmten Konservative und Zentrum die For derung nieder und brachten damit den damaligen Reichs kanzler Fürsten Bülow zu Fall. Heute hat sich d«r größte Teil de» Zetrum» bewußt von den Konservati ven abgesondert, indem er sich entschlossen hat, für die in der Retchsvermvgenszuwachssteuer enthal- tene KtndererbschaftSsteuer zu stimmen. Darob sind die Konservativen recht ungehalten, obwohl sie nie hät ten vergessen sollen, daß sie ihren Steg im 'Jahre IVOS nicht etwa der Prtnzipientreue, sondern nur den taktischen Erwägungen de» Zentrums verdankten. Ein Eingeweihter hat da» neulich in einem führenden Blatte de» Zentrums ausgeplaudert. Etwa ein Drittel des Zentrums unter Führung der Arbeitersekretäre und an derer Sozialpolitik«!: vertrat immer, wenn auch nur gelegentlich öffentlich, die Notwendigkeit der Kinde» erbschaftSsteuer, Well es nur durch diese möglich sei, das Vermögen der Großindustriellen und das der Mil lionäre Wirksam zu besteuern. Dieser Teil ließ sich aber damals bereden, seinen Standpunkt zu verlassen und die Ehegatten- und KindeSerbschaftSsteuer niederzustim- stimmen, aus taktischen Erwägungen. Heute stehen nun dis Konservativen vereinsamt, ihre Bundesgenossen vom Zentrum haben auf der Grundlage der Vermögens zuwachs- und Kindererbschaftssteuer das Kompro miß mit den Nationalliberalen und der Fort- schrittlichenVolkSpartei vereinbart und sind entschlossen, e» gegen die Konservativen im Reichstag durchzusetzen. Man kann also von einer Veränderung der ... , „ Parteikonstellation sprechen, wenigstens für den I im Reiche nach dem Prrhä'-.-üs 8:5 8612LV „ „ Augenblick, dis Frage ist nur, ob sie Bestand haben also rund 880 Millionen Mark. gestatten Sie mir wohl, H:rr Lorenz, daß ich ein wenlg neu gierig bin. Dann durchsuchte er mit ganz fabelhafter Fin gerfertigkeit dis Taschen de» Gefangenen, nahm dessen Ahr, Portemonnaie, Brieftasche, di» Geldbörse und den Siegelring an sich Darauf löste er die Armspangen, hielt Han» an der einen Hand krampfhaft fest, zog ihm mit der anderen Rock und West« au», und legis ihm dann di« Armspangen wieder an; dann löste er für einen Augenblick auch die Fuß spangen, zog ihm die Beinkleid-.?: au», und legte ihm nun die Fußspangen wieder an. Dao alltg «ar da» Werk we niger Sekunden und geschah mit erstaunlicher Geschwindig keit und Vollendeter Ächerheit. Ich danke Ihnen verbind- lichst, Herr Lorenz, sagte der Fremde mit ironischem Grin sen, daß Sie uns Leiden die Sache so leicht gemacht haben. Am ganzen Körper zitternd und rasend vor Wut, lag Han» halb entblößt da. Aber er sah auch sofort «in, daß er diesem raffinierten Gaun«r gegenüber ohnmächtig war, und so blieb ihm nicht» übrig, al» sich mit philosophischer Ruh« in sein -Schicksal zu ergeben. Inzwischen hatte der ander« au» der kleinen Dorkhütte, die versteckt unter einem alten Hollunderbusch stand, «inen kleinen Retsesack herausgeh oft:; in diesen packte er den geraubten Anzug und trat dann wie der zu Han«: Also nochmal» meinen besten Dank, lieb« Herr Lorenz, ich werde Ihnen nun dl« Armspangen lösen, damit Sie hier oben nicht zu verhungern brauchen, denn von der herrlichen Aussicht allein würden Sie auf die Dauer wohl kaum satt werden. Di« Futzspangen müssen St» sich schon allein losmachen; es ist zwar für jemand, der, das nicht kennt, ein wenig beschwerlich, aber Sie begreifen,'daß ich mich erst in entsprechende Sicherheit bringen mutz. And wenn Sie sich später ankletden wollen, dann brauchen Eie sich nur dort in di» alte Hüttezu bemühen, da finden St» »inen alten Anzug. Daß ich Ihnen durch dies» klein« Er leichterung großen Schaden zugefügt habe, glaub» ich kaum, denn Sie sind ja ein talentvoller Schriftsteller, und wenn St« au» diesem Erlebnis eine Erzählung machen, dann sind St« durch da» Honorar ja vollständig schadlos sehalten, ja, Sie müssen mir sogar noch dankbar s«tn, daß ich Ihnen «inen so interessanten Stoff geliefert Habel Und so bleibt mir kindlich und sagte «in etwas gezwungenes: Sie sind sehr liebenswürdig. Aber Sie brauchen nicht zu fürchten, fuhr der Andere fort, daß ich St« nun auf Schritt und Tritt be. gleiten werde! Ich reise schon morgen ab; aber ich habe bemerkt, wie St« stet» di« einsamen Pfade aufsuchen, und La dachte ich mir, vielleicht kannst du den Herrn aus dies» urrd jene Schönheit Le» Walde» aufmerksam machen; sehen Sir. Las war der Grund, weshalb ich mich Ihnen vorstellte. Hans atmete auf, sein Mißtrauen schwand.: Mr diese Lie- benswürdigkeit bin ich Ihnen von Herzen dankbar! —Aber ich Litt« Sie! Nicht der Nede wert! Auf der Reise macht mai ja nicht so viel« Umstände. Plaudernd gingen sie nun weiter. Han» erzählte of fen, wer «r war und woher er gekommen. Der ander« gab sich als Weltenbummler zu erkennen, dem es seine Verhält, nisse erlaubten, heute hier und morgen da zu leben. Plötz, ltch sagt« der Fremde: Also wenn Sie sich meiner Führung anvertrauen wollen, dann geleite ich Äe nach der soge nannten Klamm, einem der. herrlichsten Punkte des ganzen Walde« in der Umgegend. Gern folge ich Ihnen! sagte Hans. Der Fremde deutet» auf einen schmalen Fußpfad: Dann müßen wir dort hinein. Sie gingen plaudernd und scherzend den schmalen, halbdunklen Weg, und Han» freute sich immer mehr, dies« Bekanntschaft gemacht zu haben. Nachdem sie ungefähr eine Stunde gegangen waren, lenkte der Fremde in «inen anderen Fußweg ein. Dann ging es noch fünf Minuten aufwärts, und sie standen auf einer An höhe. Mr sind am Ziel! sagte der Fremde, und nun ge- stehen Sie mir, ob ich zuviel von der Schönheit diese» Dunk- , , „ te» gesagt habe? Plötzlich fühlt« Han», daß zwei vetbe ist Lenzmann. Han» sah Ihn erstaunt Fäuste ihn packten, im Augenblick hatte er «inen harten G«. )m er sich zusammen und nannte auch genstand -wischen den Zähnen, so daß er glaubte, ersticken andere sagte lächelnd: Seien Sie Mr zu müssen, tm nächsten Moment waren seine Hände ge- fesselt, dann wurde er hintenüber gerissen, sank auf den Moosboden hin, und «ine Sekunde später waren auch seine Füße durch feste Stahlspangen zusammengeknebelt; hilflos, zu Tove erschreckt, so lag er da und wußte noch i mmer nicht, was so plötzlich mit ihm geschehen war. Vor ihm stand der Fremd», sah ihn mit teuflischem Lächrln an und sagt«: Nun /luer Tageblatt Anzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsbla«. »8-eIck-«» SprechsvmS* -er Ue-akttoa mit ftuonahm» -er Sonntag» nachmittag» 4—s Uhr, — Celegramm-ft-rrssr, Tageblatt fturerzgebirg«. Srrnfprochrr SS. »»»» »I» Nufaal! süsü^i a-hm« »estelUm,,« »vts<s«a. -ür nnvrrlangt «iagrfan-t» Manuskript« kann vewühr nicht geleistet wer-«». 0,7 VM „ » 1^ » 1.« - »» » von den höheren Beträgen . 1ö » Nach der Berechnung des Reichsschatzamtes, di« sich auf die preußische Einkommens- und Ergänzungssteuerstatistik von 1911 stützt, ergibt sich hieraus ein Betrag von 485161 Millionen Mark. Bis zum Stichtag (31Dezü91S) wird eine Steigerung von 13,53 v. H. angenommen — 66642 „ „ Ergibt in Preußen 650 803 Millionen Mark,