Volltext Seite (XML)
Mer Tageblatt /lnzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeklaser Muer Sonntagsblatt. Spnchstn»-» -rr NeSatUon mit fiu«,ah«e -»» «onntog» nachmlttag» 4—S Uhr. — L»i»sramm.flSr»ff, r Lagrblatt fiuemMdttg». -vmstrech« -3. Iü» oavertaagl rtog»s<m-tr Manuskript» kam, Srrvühr nicht geletstet wrr-rn. Nr. 225. Sonnabenä» 27. September t9t3. 8. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 16 Selten. Außerdem liegt das achtseitige illustr. Sonntagsblatt bei. Das Wichtigste vom Tage. Sachsens Industrie, Handwerk und dekora tive Kunst werden auf der Deutschen Werk. bund-Ausstellung 1914 in Köln in einem besonderen Sächsischen Haufe vertreten sein. * Das König!. Lehrerseminar in Grimma feierte gestern in Gegenwart des Kultusministers Dr. Beck sein 7 öjährigeS Bestehen. * . Der Evangelische Bund beschloß auf seiner Tagung in Görlitz die Gründung einer Schwestern, schäft des Bundes. » Der preußische Sergeant Wölserltng wurde wegen Spionage für Rußland zu 1ö Iah. ren Zuchthaus verurteilt.*) 0 In Kassel begann gestern di« Feier de» tausend, jährigen Jubiläum». Als Vertreter des Kai sers nimmt Prinz August Wilhelm an der Feier teil. « In Parchim erschoß ein diebischer Offiziers- bursche zwei Dragoner, die ihn verfolg ten.*) -> a» «ndknir Mutmaß! ch« Witterung am 28. September: Keine Witterlungsiiuderung. Nachtfrost. -ML Die braunschweigische Frage. Die Tägl. Rundschau brachte, wovon das Auer Tageblatt schon kurz Notiz nahm, dieser Tage einen Ar tikel über den Stand der braunschweigischen Verhand lungen, der vielfach als offiziös angesehen Wird. Wenn diese Voraussetzung richtig ist, so Müssen wir leider an nehmen, daß die preußische Regierung der braunschweigi. scheu Thronbesteigungsfrage nicht die Bedeutung bei- legt, die dem Interesse des Staates entspricht. Wenn es richtig ist, daß man dem jungen Prinzen von Braun, schweig und Lüneburg einen ausdrücklichen Verzicht auf Hannover ersparen will, wenn eS weiter richtig ist, daß der Brief, den der Prinz seinerzeit an den Reichskanzler gerichtet hat, für ausreichend erachtet wird, um seiner Thronbesteigung kein Hindernis in den Weg zu legen, so bleibt eigentlich alles beim alten, und man begreift nicht, warum Preußen überhaupt jemals beim Bundesrat Schritte getan hat, um das WelfenhauS nicht zur Negierung in Braunschweig gelangen zu lassen. Wir haben, so schreibt dazu die Nationalliberale Korre- Derantwortung. Skizze von Edgar M. Appleton. Autoris. Ucbersetzung aus dem Englischen von E. Etdlt tz. (Schluß.) Nachdr ck verbolen Es war, als ob eine Bombe geplatzt wär«, so groß war das Entsetzen in der Runde. Mr. Wintringham, der stolz darauf war, selbst in den unmöglichsten Situationen seine wistesgegenwart zu wahren, erhob sich von seinem,Sitz und Iah den Kassierer durchbohrend an. Sind Sie betrunken, Usher? stieß,er hervor, wenn nicht, so haben Sie da eben einen -höchst ungehörigen Witz gemacht. Wie Sie wohl wissen, Mr. Wintringham, bin ich Abstinenzler, war die Antwort, cs handelt sich aber auch nicht um einen Mich; ich will nicht länger den Duckmäuser spielen, ,ich Lin ein Mann. Ich wiederhole: ich habe das Geld auf ein Pferd gesetzt. .Schicken Sie zur Polizei, brach Mr. Atkinson hervor. Nein, nicht gleich zur.Polizei, rief M anderer Herr, nur nicht zu vor schnell; «vielleicht können wir die Wette ungültig machen. Wann ist denn das Rennen, Usher? 8 Uhr -80, ,ich habe auf Longshore gesetzt. — Hören Sie, mein.Werter, und Mr. Atkinson steckte dein Kassierer seine goldene Uhr unter die Nase, Sie haben 'ne Viertelstunde, um die Wette zurückzu ziehen und das Geld abzuliefern — es könnte Ihnen sonst unangenehm ergehen. Es wundert mich, Mr. Atkinson, daß Sie nicht wissen, daß man eine Wette nicht zurückziehen kann, war di« Antwort; Übrigens würde ichss auch nicht tun, wenn ich', könnte. Ich will ein Mann sein, kein Duckmäu- ser. Einige Herren meinen, daß meine Stellung keinerlei Verantwortung mit sich bringt, vielleicht werden sie aber jetzt doch meine Aufregung teilen, bis wir da» Resultat der Wett« erfahren haben. Wenn ich gewinn«, weide ich Ihnen die 2000 Pfund zurückzahlen; wenn nicht, so schicken Sie nur z«t Polizei. spendens, bereits früher zugegeben, daß der Brief des Printzen an den Reichskanzler, loyal ausgelegt, eine ge wisse Sicherung für Preußen darstellt. Dieser optimisti schen Anschauung steht aber der Umstand entgegen, auf den wir mit aller Schärfe hingewiesen haben, daß die Welfische Partei und Hre Führer den Jnhält jenes Briefes als etwas Selbstverständliches ansehen und ihn in einer Weise interpretieren, die den Ansprüchen de» Welsenhauses auf Hanno ver in keiner Weise Abbruch tut. Wir haben ferner festgestellt, daß noch nach jenem Brief der Her. zog von Cumberland Führer der Welfen. Partei empfangen hat, und haben daran die Frage geknüpft, ob der Herzog mit der wölfischen Parteiagita tion in Hannover einverstanden ist und ob er diese Agi tation mit materiellen und autoritativen Mitteln unter stützt. Beide Fragen sind sowohl von welfischer Seite wie von der preußischen Regierung begreiflicherweise unbeantwortet geblieben. Unter diesen Umständen kön nen wir nur unseren hannöverschen Freunden darin betpflichten, daß man wenigstens von dem zukünftigen Herzog von Braunschweig einen glatten Verzicht aus Hannover verlangen muß, und daß die Erfüllung dieser Forderung die einzige genügende Siche rung für Preußen ist, daß nicht in Braunschweig eine Regierung «ingerichtet Wich, die für den inneren Frieden de- preußischen Staate» bedrohlich werden kann. Wenn in pejm Artikel der Tägl. Rundschau auf» neue aus den Fahneneid de» Prinzen hingewtesen wird, so wird dabei übersehen, daß er al» selbständiger Bun desfürst aus dem aktiven verband de» Heere» ausscheidet und dann durch den Fahneneid nicht mehr gebunden ist. Ueberhaupt ist e» ein durchau» abtzulehnender Gedanke und mit fürstlicher Souveränität unvereinbar, daß die Ausübung von Regierungsrechten nach irgend eintzr Rich, tung hin eine Bindung durch einen früher abgelegten militärischen Eid erfährt. Wenn endlich in Aussicht ge stellt wird, daß man dem alten Herzog von Cum. ber land gewisse Verpflichtungen auferlegen will, so legen Wir dem gar keine Bedeutung bei. Man mag den alten Herzog ruhig beiseite lassen. Worauf es ankommt, ist, daß der Neu« Herzog von Braunschweig in bindender Form, wie sie nur durch den Verzicht zu erreichen ist, alle jene Verpflichtungen mit über- nimmt, und zwar nicht nur für sich, sondern auch — und da- ist besonder» zu beachten — für seine De- szendenten. Denn Wer kann garantieren, daß unter den Nachfolgern de» streuen Bundesfürsten sich nicht einer findet, der, juristisch und moralisch durch keinen Gid verpflichtet, mit aller Schärfe die Ansprüche auf Hannover wieder aüfnimmt, die sein Vorgänger still schweigend hat ruhen lassen? Die preußisch« Staats», regierung steht vor einer folgenschweren Entschließung, mw wir können nur wiederholen, wa» Wir bereits früher ausgesprochen haben, daß sie ihre Entscheidung nicht nach dynastischen, sondern nach den Interessen de» Deutschen Reiche«, Braunschweig» und Preu- Während des ganzen Wortwechsel» war Mr. Usher auf- fallend ruhig. Abgesehen von dem nervösen Zupfen des Bartes, konnte man keinerlei Vermutung aufkommen las. sen, dah er etwas anderes als ein ganz alltägliches Geschäft besprach. Er Wen sich vollkommen in der Gewalt zu halben und sogar über die Bestürzung, die seine Mitteilung hervor gerufen hatte zu lächeln. Mr. Wintringham betrachtete ihn von oben bis unten und bemerkte: Nun, Sie besitzen die größte Portion Frechheit, die mir je bei einem Menschen vor gekommen ist. Wie konnten Sie aber dem Kerl auch solch« Summen anvertrauen? richtete sich Mr. Atkinson an den ge- schäftsführenden Direktor. Er ist -doch seit zwanzig Jahren bei uns, erwidert Mr. Wintringham und einen bescheidene- ren, sanfteren Menschen hätte man sich gar nicht denken kön nen. Ich weiß, mein Vorgänger hatte uneingeschränktes Ver trauen in ihn. Er war immer fleißig und gewissenhaft, und die Firma hat sich auf ihn verlassen. Aber keinerlei Ver- antwortung! rief Mr. Usher dazwischen. Keine neuen; Frech- heilen, fuhr ihm einer der Anwesenden ins Wort, warten Sie nur, wir werden schon noch mit Ihnen in» Reine kom men. Mr. Usher zog seine Uhr aus der Tasche und bemerkte: Ungefähr in zehn Minuten werden die Resultate raus sein. Gestalten Ei«, daß ich mich bis dahin setze? Gin Drum- men aus Mr. Atlinsons Kehls war die einzige Antwort, und der Kassierer betrachtete diesen Laut Wohl als Ein willigung, denn er ließ sich in einem bequemen Sessel am Fenster nieder, worauf allgemeine» Stillschweigen herrschte, bi» ein Herr wieder von neuem begann: Unter diesen Um ständen bleibt «n» wohl nichts anderes übrig, al» die Re sultate des Rennen» abzuwarten; vorher können wir unse ren feinen Herrn da nicht abseitigen. Woraufhin sämtliche Mitglieder der Versammlung sich ckn dis Fenster begaben, um da» Erscheinen der Zeitungsausrufer abzuwarten. Nach einiger Zeit übertönte denn auch eine laute Stimm« all« anderen Straßengeräusche, und schon stürzte ßens zu treffen hat. Wir Wollen hoffen, daß sich nicht an den Namen Bethmann Hollweg einer der folgen» schwersten Fehl«: der preußischen Politik knüpft. Die neuen Aushebungsbestimmungen. (Von unserem Berliner cS - Mitarbeiter.) Die Militärverwaltung zieht in der Praxi» bereits die Folgerungen au» dem neuen Friedenspräsentzgesetz. Di« Donnerstag-Ausgabe des Militär-Wochenblattes be spricht schon die wesentlichen Aenderungon und Erleich terungen bet der Aushebung. Da sie in Kürz« bi» in alle entlegenen Dorfschasten hinein empfunden Werden, dürste eine kurze Beleuchtung der Vereinfachungen Wohl am Platze sein. Da bei der seitherigen, niedrigeren FriedenSpräsentzstärke ein großer Teil der volltauglichen Wehrpflichtigen nicht einberufen werden konnte, ließ Wan bekanntlich durch ein Losungsverfahren diejenigen Glück lichen ausschetden, die zwar durchau» diensttauglich wa- ren, aber über die Zahl der einzustellenden Rekuten hinausgtngen. Biele Tausend« solcher Freigelosten blieben dadurch nicht nur vom aktiven Militärdienst, son dern auch von jeder Art militärischer Ausbildung fr«i. Bei etwa ausbrechendem Kriege hätte man Wohl auf sie zurückgreifen können, aber bi» sie dann auch nun notdürftig ausgebildet Worden wären, hätten sich die alten gedienten Jahrgänge der Reservefvrmationen schon im Felde verblutet gehübt. Nach dem neuen Frieden»- Präsenzgesetz, da» ja 4000 Offiziere, 1Ü000 Untervffd ziere, 117 000 Gefreite und Gemeine über die seitherigen Bestände hinaus fordert, find alle Areilosungen von vornherein ausgeschlossen. Wir werden un» dm seitherigen Luxus der Nichtausbildung unzähliger taug licher Wehrpflichtiger nicht mehr gestatten. Jeder ge sunde, leistungsfähige Gestellungspflichtig« soll in Zu kunft auch gezogen Werden. Nur seine körperliche und geistige Beschaffenheit, der Grad seiner Felddienstfähig, kett soll bestimmen, ob er in die Klasse I der zweifellos Tauglichen oder in die Klasse ll der bedingt Tauglichen eingeschrieben Wird. Mn« Verschiebung der Ent. fcheidung über die Tauglichkeit auf das nächste Jahr, Wie «S bei gesunden, aber schwächlichen Wehr. Pflichtigen seither gang und gäbe war, sällt fort. Die Tauglichen I. Klasse werden sämtlich, die ll. Klass«, soweit sie zur Erreichung der Rekrutenziffer de» Jahres nötig sind, eingestellt, aber die Einfüllung erfolK auch im gleichen Jahre der Untersuchung. Di« freibleibenden Überzähligen aus Klasse II müssen sich noch alS Nach- ersatz bereit halten, werden aber dann am 1. Februar de» der Aushebung folgenden Jahres der Ersatzreserve überwiesen. Dieses neue Verfahren ist in mehr al» einer Rich, tung begrüßenswert. Es beseitigt Mit der FreilosungS- Mögltchkeit eine schlimme Quelle des Neides und der Unzufriedenheit unter den Gestellungspflichtigen. Die Mr. Wintringham aus dem Kontor. Nach einigen Sskun- den erschien er wieder auf der Bildfläche und breitete da» erstandene Blatt auf dem Tische aus; umringt von söinen Kollegen durchfolg er die Seiten, bis er die bedeutende Spalte gefunden hatte. Da haben wir'», sagte er, 8 Uhr 30 Minuten: Arab Red Star, und als letzter — Longshore I Das kann für Sie zehn Jahre Gefängnis bedeuten! rief Atkinson aufgeregt. Noch immer behielt Mr. Usher feine Fassung, und indem er sich an Mr. Atkinson wandte, sagte er langsam und ohne jede Erregung: Schicken Sie Nicht nach der Polizei, sondern nach einem von den Löhrjungen. Einer der Herren drückte auf den Klingelknops, und bald darauf erschien der Jüngling, einigermaßen erstaunt, aller Augen auf sich gerichtet zu sehen. Mr. Usher hat mit dir zu reden, unterbrach schließlich einer der Herren die Stille. Ja, sagte der Kassierer, hier hast du einen Schlüssel, bring mir da» blaue Kuvert, da» du in dem rechten Schubfach von meinem Pult finden wirst. Der Knabe stürzte aus dem Zimmer und kehrte bald mit dem blauen Kuvert zurück, das er Mr. Usher aushändigte. Der Kassierer gab es an den göschäfts- führenden Direktor Wetter. So, sagte Mr. Usher, wenn Eie das Kuvert geöffnet haben, so wecken Sie darin zwei Tau. sendpfundnoten finden, außerdem mein Entlassungsgöfuch. Mr. Wintringham riß das Kuvert auf und beförderte zwei Scheine und einen Brief ans Licht. So — so — stotterte er, haben Sie also das Geld gar nicht unterschl gesteh, len? Nein, da» habe ich nicht, lächelte der Gefragte, aber ich habe unzählige Gelegenheiten gehabt, bet denen ich ähnliche Summen hätte stehlen können. Aber mit der Firma bin ich fettig, denn wa» ich auch tue, Nicht» wird anerkannt. Al- Mr Wilkenfon noch lebte, ja, da war"» ander», der hat sich noch ein bißchen um mich gekümmert. Ich wußte, daß das Geschäft damals nicht glänzend ging, deshalb habe ich keine Zulage verlangt. Aber wa» ich im vorigen Monat mitan- gesehen habe, al» ich mein Gesuch machte, hat mir Vie Lu-